'Ein Hauch Zufriedenheit (Alles wird gut - 2)' von Heidi Dahlsen
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Lydia hat es sich in ihrem Fernsehsessel gemütlich gemacht und liest im Manuskript ihres neusten Buches. Eigentlich wollte sie Lehrerin werden, kam jedoch noch während des Studiums zu dem Entschluss, sich diesen Stress nicht anzutun. Sie hat ihr Hobby zum Beruf gemacht und schreibt seit mehreren Jahren Frauenromane.
Ihre Gedanken schweifen immer wieder ab. Seit einiger Zeit kann sie sich auf ihre Arbeit nicht mehr richtig konzentrieren, denn die Geschehnisse der vergangenen Monate haben ihr ein verhängnisvolles Erlebnis, das sie im Alter von sechszehn Jahren hatte, wieder in Erinnerung gebracht. Das hat sie ziemlich aufgewühlt und ganz schön aus der Bahn geworfen. Sie seufzt und lässt auch die aktuellen Ereignisse, die das Leben ihrer Freunde Christine, Oliver und Jutta ziemlich auf den Kopf gestellt haben, Revue passieren.
Christines bis dahin ruhiges Leben bekam, dank einer genialen Idee ihres Schulfreundes Olli, dermaßen Auftrieb, sodass sich ihre berufliche Auftragslage enorm verbesserte und sie inzwischen sogar eine eigene kleine Firma gründen konnte.
Leseprobe:
Christine ist gerade mit den Vorbereitungen für den vierten Advent fertig geworden. Endlich hat sie es geschafft, auch im Vorgarten für ein bisschen weihnachtliche Atmosphäre zu sorgen. Ihre Nachbarn hatten bereits vor einigen Wochen geschmückt. Da es in den letzten Tagen sehr viel geschneit hat, ist von deren Dekoration jedoch kaum noch etwas zu sehen. Nach einem prüfenden Blick aus dem Flurfenster, stellt sie zufrieden fest, dass ihr Eingangsbereich nun auch einen festlichen Eindruck macht.
Tilly bringt ihr das Telefon.
„Jutta möchte dich sprechen“, sagt sie.
„Hallo, Jutta“, begrüßt Christine ihre Freundin. „Ich wünsche euch einen schönen vierten Advent.“
„Das wünsche ich euch auch“, antwortet Jutta. „Christine, entschuldige bitte, dass ich dich anrufe, aber ich weiß mir keinen anderen Rat mehr.“
Christine hört an der Stimme ihrer Freundin, dass diese sehr aufgeregt ist und versucht, sie zu beruhigen: „Du weißt doch, dass du mich jederzeit anrufen kannst. Was ist denn passiert?“
„Ich traue mich gar nicht es auszusprechen“, sagt Jutta verzweifelt. „Jenny wird entsetzt sein und meine Mutter erst.“
Christine wartet gespannt.
„Ich bin schwanger“, flüstert Jutta.
„Wow. Damit habe ich nicht gerechnet.“
„Siehst du. Damit habe ich auch nicht gerechnet“, sagt Jutta aufgebracht. „Alle werden erschüttert sein.“
„Was sagt denn Markus dazu?“
„Der weiß es noch gar nicht, weil er bereits am Freitag zu seinen Eltern gefahren ist. Er hatte gestern Klassentreffen und kommt nachher erst zurück. Außerdem bringt er seine Eltern mit. Sie wollen Jenny und mich endlich kennenlernen und das Weihnachtsfest mit uns feiern. Die werden aus allen Wolken fallen. Der erste Besuch und dann gleich so eine Hiobsbotschaft. Außerdem weiß ich nicht, wie ich das meiner Mutter beibringen soll. Ich höre sie jetzt schon zetern.“
„Wieso deiner Mutter?“, fragt Christine. „Markus sollte es als Erster erfahren. Warte ab, wie er auf diese freudige Nachricht reagiert.“
„Oh Gott. Wie kommst du auf freudig?“, fragt Jutta unter Tränen. „Das wird allen das Weihnachtsfest verderben.“
„Das glaube ich nicht. So wie ich Markus einschätze, ist er vielleicht überrascht, aber nicht entsetzt. Immerhin ist er auch daran beteiligt“, stellt Christine fest. Als Jutta sich dazu nicht äußert, fragt sie: „Oder etwa nicht?“
„Doch, doch“, erwidert Jutta schnell. „Was denkst du denn von mir?“
„Bei deiner Reaktion könnte man fast annehmen, dass Markus nicht der Vater ist.“
„Nein, äh, doch“, stammelt Jutta. „Ich habe es erst am Freitag erfahren. Seitdem grüble ich hin und her.“
„Warte einfach ab, was Markus dazu sagt“, rät ihr Christine. „Er sollte dein erster Ansprechpartner sein und niemand sonst. Es ist euer gemeinsames Kind. Lasst euch bloß von niemandem reinreden, sonst ärgert ihr euch für den Rest eures Lebens.“
„Du hast ja Recht. Aber am Telefon möchte ich es ihm nicht sagen. Er merkt doch sofort, dass mich etwas bedrückt, wenn er nur meine Stimme hört. Was soll ich nur machen? Ich kann doch seine Eltern nach der Begrüßung nicht einfach zur Seite schieben und mit Markus allein reden. Das macht nicht gerade einen guten ersten Eindruck.“
„Du wirst schon einen ruhigen Moment finden. Jutta, Markus ist ein ganz toller Mann. Du erlebst doch täglich, dass er Janek ein liebevoller Vater ist, und sogar um deine Tochter ist er sehr bemüht, obwohl das auf Dauer ziemlich schwer ist. Ihr seid beide im Umgang mit Teenagern geübt. Wer das aushält, ohne die Nerven zu verlieren, schafft es auch, ein Baby zu versorgen. Du solltest dir keine Sorgen machen.“
„Meinst du wirklich? … Hmm. Ja, ich weiß, aber ich kann einfach nicht mehr klar denken.“
„Das kann ich gut nachvollziehen. Mach dich nicht verrückt. Ich weiß, dass das leicht gesagt ist, weil es mich nicht betrifft.“
„Danke, Christine, dass du mich wenigstens etwas beruhigt hast.“
„Wenn du nicht allein sein möchtest, kannst du gern zu uns kommen. Du weißt doch, dass bei uns immer so ein Trubel ist, dass jeder von seinen Sorgen abgelenkt wird.“
Als Jutta an ihren letzten Besuch im Waldhaus und das lustige Durcheinander denkt, muss sie lächeln. Trotzdem lehnt sie Christines Angebot ab.
„Nein, danke. Ich störe euch bloß mit meinem Gejammer und verderbe allen die Stimmung. Ich muss noch einiges erledigen. Außerdem müsste Markus jeden Moment kommen, und Jenny und Janek sind nach der Generalprobe des Weihnachtsmärchens auch wieder hier. Eigentlich sollte für uns dieser Advent ein besonders schöner Familientag werden. Ich muss wieder alles verderben.“
„Nun warte es doch erst mal ab. Und sprich auf jeden Fall zuerst mit Markus“, sagt Christine eindringlich und verabschiedet sich.
Sie zumindest freut sich schon mal für Jutta und Markus.
Als sie ins Wohnzimmer kommt, schaltet Olli gerade den Plattenspieler an. Das leise Kratzen der Nadel lässt erkennen, dass die Schallplatte schon oft abgespielt wurde. Er lächelt Christine an.
„Es geht doch nichts über die alten Weihnachtslieder“, sagt er. „Da komme sogar ich in eine festliche Stimmung. Die Jungs haben mich vorhin gefragt, ob sie ein Märchen hören dürfen. Ich habe sie auf später vertröstet, damit wir uns nachher mit Lydia in Ruhe unterhalten können. Ich bin erstaunt, wie lange sie still sitzen und andächtig lauschen können, sowie eine Geschichte beginnt. Nur gut, dass deine Mutti die alten Märchenschallplatten aufgehoben hat. Solche Hörerlebnisse prägen auch ihre Kindheit, und sie werden sich hoffentlich später daran erinnern.“
„Das kann ich nur bestätigen“, sagt Christine. „So oft, wie ich die Platten als Kind gehört habe, kann ich die meisten Texte heute immer noch mitsprechen.“
Sie setzen sich auf die Couch und genießen die Musik.
Als Lydia bei ihnen ankommt, hat die Dämmerung bereits eingesetzt. Die Lichter der Außenbeleuchtungen lassen die tief verschneite Waldsiedlung in einem festlichen Glanz erstrahlen.
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Labels: Familie, Heidi Dahlsen, Leben
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