4. März 2017

'Weniger knipsen: Elemente der Bildgestaltung' von Thomas Stephan

Frage: Was unterscheidet einen Schnappschuss von einer Fotografie?
Antwort: Die bewusste Gestaltung des Bildes durch den Fotografen.

Doch wie gestaltet man eine Fotografie? Warum wirken manche Fotos besser als andere? Welche Gestaltungselemente stehen bei diesem zweidimensionalen Medium überhaupt zur Verfügung und welche Wirkung haben diese auf das Foto und dessen Betrachter? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftige ich mich nun schon seit vielen Jahren. Im Laufe dieser Zeit habe ich viele Lehrbücher gelesen, an Fortbildungen teilgenommen, mich mit anderen Fotografen ausgetauscht und eigene Fotokurse und Einzelcoachings gegeben. Jedes Jahr betrachte ich etwa 10.000 Fotos anderer Fotografen und analysiere darüber hinaus auch meine eigenen Fotografien.

Das vorliegende eBook stellt die Essenz meines Wissens über die Gestaltungselemente der Fotografie dar. Ich habe versucht, mich dabei auf das Wesentliche zu konzentrieren und es so aufzubereiten, dass es von Anfängern und Fortgeschrittenen leicht verstanden und umgesetzt werden kann. Nach der Lektüre dieses eBooks haben Sie die wesentlichen Gestaltungselemente der modernen Digitalfotografie kennengelernt und kennen die Wirkung dieser Methoden auf das Bild und den Betrachter. Sie sind danach in der Lage, diese Gestaltungselemente auf Ihre eigenen Fotografien anzuwenden und Ihre Fotos damit nachhaltig zu verbessern.

Dabei gibt es allerdings nichts Revolutionäres zu entdecken, keine geheimen Tricks, keine bahnbrechenden neuen Methoden, sondern vielmehr solides Handwerk für leidenschaftliche Fotografen. Wie immer in der Fotografie gibt es kein Richtig und kein Falsch. Keine Regel, die nicht auch gebrochen werden sollte.

Gleich lesen:
Amazon Kindle: Weniger knipsen: Elemente der Bildgestaltung
epubli: Buch im ePub-Format

Leseprobe (ohne im Buch enthaltene Abbildungen):
Bildausschnitt
Fotos, die zu viel zeigen, gibt es wahrlich genug! Sie überfordern den Betrachter nicht selten. Besser ist es, einen Ausschnitt zu wählen, der sich auf das Wesentliche beschränkt.
Einer der entscheidendsten Schritte bei der Komposition eines Fotos ist daher die Wahl des Bildausschnitts. Es geht um die Entscheidung, welcher Ausschnitt der Wirklichkeit dem Betrachter auf dem Foto gezeigt werden soll und was hinter dem Rand des Bildes verborgen bleibt.
Anders ausgedrückt schieben Sie für das Foto wichtige Teile an ihre endgültige Position, lassen Unnötiges weg und bestimmen so Ihr Motiv. Selbstverständlich spielen die Gestaltungselemente der Perspektive, der Diagonalen und der Drittelregel hier ebenfalls mit hinein, denn durch die Wahl des Bildausschnitts können Sie auch diese Gestaltungselemente anwenden.
Wenn Sie die Wahl des richtigen Bildausschnitts dazu verwenden, das Foto auf die wesentlichen Dinge zu beschränken, wird sich dem Betrachter eine geordnete und stimmig wirkende Komposition präsentieren. Tun Sie dies jedoch nicht, bietet sich dem Betrachter im schlechtesten Fall ein ungeordnetes Motiv-Durcheinander, bei dem er nicht weiß, was er sich zuerst ansehen soll. Je weniger Bildelemente Sie in Ihre Fotografie aufnehmen, desto wichtiger und prominenter wird jedes einzelne.
Der Fotograf Thomas Kelley hat hier einen Bildausschnitt gewählt, der den Eiffelturm nicht vollständig zeigt. Trotzdem erkennt man die typische Bauweise anhand dieses Ausschnittes sofort. Die verwendete Brennweite muss zu dem gewünschten Bildausschnitt passen. Hier wurde ein Weitwinkel (27mm @KB) verwendet, das den Turm auch im Hochformat hätte zeigen können. Kelley verwendet aber stattdessen das Querformat und setzt den Turm auf die rechte Seite, so dass links ein leerer bzw. negativer Raum entsteht, der Spannung im Bild erzeugt. Die Bäume bilden unten und auch rechts oben eine Art Rahmen für das Bild. Gleichzeitig bieten sie einen schönen farblichen Kontrast zum Graubraun des Stahlkonstrukts. Und noch etwas leisten die Bäume: Sie bilden eine Referenz zur Größe des Turms. Diese großen Bäume ragen noch nicht einmal bis zur ersten Plattform des Turms, der sich noch weit darüber hinaus in den Himmel streckt. Links ist kein Nebel zu sehen, sonst wäre der Turm ebenfalls im Nebel. Diese Überstrahlung entsteht vielmehr durch die Sonne, die sich knapp außerhalb des linken Bildrands befand.

Wie fotografiert man einen Oldtimer? - Nun eine Möglichkeit ist sich ungewöhnliche Details herauszupicken und diese großformatig abzubilden. Wenn diese Details dann auch noch wie hier farblich sehr deutlich zu dem schwarzen Lack kontrastieren, hat man eine gute Chance, ein ungewöhnliches Foto zu machen.
Dem Fotografen Clem Onojeghuo ist dies gelungen. Er kombinierte diesen Bildausschnitt mit einer geringen Schärfentiefe, wodurch der Schriftzug nach links deutlich in die Unschärfe läuft, trotzdem aber gut lesbar bleibt.
Die Spiegelungen im Lack lassen vermuten, dass sich mehrere Menschen in der Nähe des Automobils aufgehalten haben. Hätte er einen größeren Bildausschnitt gewählt, wäre vermutlich nicht zu vermeiden gewesen, fremde Menschen ganz oder teilweise mit auf die Aufnahme des Oldtimers zu nehmen. Da deren Kleidung fast ausnahmslos nicht zu der Zeit passen dürfte, aus dem der Oldtimer stammt, verlieren solche Fotos schnell ihren Reiz. Durch die Wahl des Bildausschnitts ist er dieses Problem erfolgreich umgangen.

Natürlich wirkt dieses in Chicago entstandene Foto des Australiers Eepeng Cheong hauptsächlich durch seine satten Farben vor dem schwarzen Nachthimmel.

Im Kindle-Shop: Weniger knipsen: Elemente der Bildgestaltung
epubli: Buch im ePub-Format

Mehr über und von Thomas Stephan auf seiner Website.

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