'Angel Knights: Light behind Darkness' von Bianka Mertes
Kindle (unlimited) | Taschenbuch |
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Miley schließt sich den Angel Knights an und gewinnt das Vertrauen des widerspenstigen Jason. Können sie gemeinsam den Kampf gegen die Hölle und ihre Gefühle gewinnen?
Leseprobe:
»Man hatte uns doch zugesichert, dass hier keiner ist, wenn wir ankommen. Also, was macht die dann hier?«, zischte der Typ wütend und zeigte mit dem Zeigefinger auf Miley, die zitternd vor Angst auf dem Boden hockte.
Seine Stimme war rau und flößte ihr noch mehr Angst ein. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Aber sie konnte ihren Blick trotz allem nicht von ihm abwenden.
»Hey, jetzt beruhige dich doch. Siehst du denn nicht, dass sie vollkommen aufgelöst ist und vor Angst schlottert? Ich denke nicht, dass irgendeine Gefahr von ihr ausgeht.«
Der Kerl, der direkt hinter ihm stand, zog sich die Kapuze vom Kopf und kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Verwundert sah sie in das Gesicht eines verdammt gut aussehenden, jungen Mannes, dessen Augen sie freundlich anlächelten. Seine blonden, gelockten Haare umspielten im Nachtwind sein blasses Gesicht. Doch von diesem Anblick ließ sich Miley nicht täuschen. Vorausschauend rutschte sie abermals ein paar Meter zurück. Auch wenn er gut aussah, hieß das noch lange nicht, dass keine Gefahr von ihm ausging.
»Keine Angst, ich will dir nur aufhelfen. Wir werden dir nichts tun«, versicherte er mit einem breiten Grinsen. Miley wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund vertraute sie diesen Augen. Nur diesem anderen Kerl würde sie nicht einmal eine Katze anvertrauen.
Wie von selbst reagierte ihr Körper. Sie hatte nichts mehr unter Kontrolle, weder sich noch die Situation in der sie sich gerade befand.
Vorsichtig legte sie ihre Hand in seine und ließ sich von ihm auf die Beine helfen. Dicht vor ihm kam sie zum Stehen. Sie musste sich selbst eingestehen, dass dieser junge Mann nun wirklich nicht zum Fürchten aussah. Ganz im Gegenteil. Und trotzdem dachte sie, dass es nicht schaden konnte, auf der Hut zu sein. Seine braunen Augen blitzten kurz im Mondschein auf, der sich ab und zu durch die Wolkendecke seinen Weg bahnte. Er kam ihr vor wie ein Modell aus diesen Frauenzeitschriften. Und irgendwie weigerte sich ihr Körper, sich von ihm zu lösen. Die Anziehungskraft, die von ihm ausging, war fast schon magisch. Erst als der andere sich einmischte, wurde ihr klar, was sie hier gerade tat. Schlagartig ließ sie ihn los. Mit hochrotem Kopf und rasendem Herzen, versuchte sie, ihren Blick auf etwas anderes zu konzentrieren.
»Hast du jetzt genug geflirtet? Schließlich sind wir nicht hier, um Weiber aufzureißen.« Er trat ungeduldig von einem Bein aufs andere. Die restlichen konnten sich ein Lachen nicht verkneifen und hörten blitzartig auf, nachdem er einen bösen Blick über seine Schulter warf.
»Ja, schon klar, meinst du, das weiß ich nicht? Also ich bin Luke und wie ist dein werter Name?« Von den Argumenten unbeeindruckt, wandte er sich wieder Miley zu. Erneut richtete sich ihr Blick wieder auf sein schönes Anlitz.
»Miley. Ich heiße Miley«, bekam sie verdattert heraus.
»Und was macht ein hübsches Mädchen zu so später Stunde alleine und verweint hier in diesem Park? Das ist nicht gerade sicher», fügte er mahnend hinzu. Das musste er gerade sagen. Schließlich waren gerade sie es, die wie aus dem Nichts vor ihr erschienen waren. Und er nahm sich selbst heraus, ihr Vorwürfe zu machen. Er bereute seine Worte jetzt schon.
Wie von selbst schossen ihr die Erinnerungen der letzten Stunden durch den Kopf und ihr Herz verkrampfte sich erneut. Auf der Stelle öffneten sich die Pforten der Tränen. Schluchzend und mit wackeligen Beinen ließ sie sich wieder auf den nassen Boden sinken. Alle Gefühle kamen auf einen Schlag zurück. Miley fühlte sich wie ein Hund, den man gerade ins Tierheim verfrachtet hatte. Alleine gelassen und keiner wollte sie.
»Auch das noch«, zischte der andere Kerl. Luke sah verwirrt zu den anderen und wieder zurück. Mit dieser Situation war er überfordert. Er wusste nicht, wie er jetzt reagieren sollte oder ob es seine Schuld war. Er hasste es, Mädchen zum Weinen zu bringen. Zu allem Überfluss mischte sich jetzt Peter ein.
»Na, das hast du ja ganz toll hinbekommen«, stöhnte er, verdrehte genervt die Augen und ging auf Miley zu, um sich ihrer anzunehmen. Doch sie wollte weder von ihm, noch von den anderen etwas wissen. Tränenüberflutet sprang sie auf und rannte blind drauflos. Sie wollte alleine sein. Sich ihrem Schmerz und ihrer Trauer hingeben und alleine bewältigen.
»Klasse, die wird uns alle auffliegen lassen!« Mit einem Satz rannte Jason, der eben noch hinter Luke stand, los. Er hatte sich dieses Spiel lange genug mitangesehen. Manchmal war es eben an der Zeit, auch mal etwas härter durchzugreifen, als sich selbst zum Narren zu machen. Schnell holte er Miley ein.
»Hey, bleib stehen«, schrie er und versuchte, die noch immer rennende Miley am Arm zu fassen zu bekommen.
»Lass mich los. Was wollt ihr überhaupt von mir?«, brüllte sie wütend zurück und trat nach Jason, der sie mittlerweile am Arm ihres T-Shirts ergriffen hatte. Geschickt sprang er zur Seite.
»Jetzt beruhige dich endlich, ich will überhaupt nichts von dir. Ich will nur, dass du dich wieder beruhigst«, versicherte er ihr und zog sie zurück, verlor das Gleichgewicht und flog samt Miley in das mit Kies gefüllte Beet. Ungeschickt und ohne eine Möglichkeit es abzuwenden, landete sie auf Jason, der stöhnend zu Boden ging. Langsam hob sie den Kopf und rieb sich die Beule, die sich nach dem Aufprall gegen seine Schulter schon bildete. Doch beim Anblick der stechendblauen Augen, die geradewegs in ihre Seele zu blicken schienen, setzte ihr Herz einen kleinen Moment lang aus. Kurz darauf raste es wie wild.
Sie spürte, wie sich seine Körperwärme durch ihre nasse Kleidung auf ihrer Haut ausbreitete. Ihr Atem ging um ein vielfaches schneller.
Im ersten Moment blieb Jason stocksteif liegen und sah sie nur forschend an, bis er realisierte, in welch verzwickter Situation er sich gerade befand.
»Runter von mir«, schrie er die völlig überrumpelte Miley an. Stürmisch schob er sie von sich und atmete erst einmal tief ein, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Als er aufstand und seine Kleidung abklopfte, rutschte die Kapuze von seinem Kopf. Miley erhaschte einen guten Blick auf das Gesamtbild seines Gesichtes. Die schulterlangen, dunklen Haare bildeten einen wunderschönen Kontrast zu den himmlisch blauen Augen. Sein Gesicht war makellos. Doch noch bevor sie sich in diesem Anblick verlieren konnte, kamen schon die anderen herbeigelaufen. Allesamt ohne Kopfbedeckung. Einer schöner als der andere. So stellte sie sich die Leute aus dem Himmel immer vor, als sie noch ein Kind war. Verdutzt mit offenem Mund, hockte sie noch immer auf dem Boden und sah erstaunt von einem zum anderen.
»Hör zu, wir wollen dir wirklich nichts tun. Wir sind aus einem ganz bestimmten Grund hier, den wir dir leider nicht erläutern können. Aber ich versichere dir, dir wird nichts geschehen.« Jetzt übernahm Luke wieder das Regiment. »Du warst halt nur zur falschen Zeit am falschen Ort«, sagte er freundlich lächelnd. Miley kam langsam aus ihrem Schockzustand in die Wirklichkeit zurück. Und begriff, dass sie diese Kerle mit offenem Mund anstarrte. Fehlte nur noch, dass sie sabberte. Schnell versuchte sie, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.
»Wer seid ihr? Und wieso kommt ihr aus diesem komischen Licht?«, erwiderte sie noch immer verdattert. Schließlich wollte sie wissen, mit wem sie nachts im Park ihre Zeit verbrachte. Immerhin passierte es nicht alle Tage, dass jemand wie aus dem Nichts auftauchte. Und diese Typen hätten sonst wer sein können.
»Das können wir dir erklären, wenn wir eine Bleibe gefunden haben. Zurzeit sind wir eher Obdachlose«, beantwortete er erst einmal einen Teil ihrer Frage und kratzte sich verschmitzt grinsend am Kopf.
»Obdachlos?«, schoss es ungläubig aus ihr heraus. Sie sahen eher nicht danach aus, als würden sie auf der Straße leben. »Ihr wollt mich verarschen oder? Seit wann sehen Obdachlose so aus wie ihr?«
»Lass sie einfach. Wir finden auch ohne ihre Hilfe einen Unterschlupf. So schwer wird das schon nicht sein.« Jason zog beide Augenbrauen hoch und warf ihr einen verächtlichen Blick zu. Peter verdrehte kurz die Augen. Aber er hatte Recht. Sie brauchten einen Raum, wo sie vorerst vor den Kreaturen der Unterwelt in Sicherheit waren. Sie durften ihnen auf keinen Fall zu früh begegnen. Erst brauchten sie einen gut ausgedachten Plan. Er nickte Miley ein letztes Mal freundlich zu und wandte sich zum Gehen. Unüberlegt sprudelten die Worte aus Miley heraus.
»Ich habe Platz genug. Wenn ihr wollt, könnt ihr heute Nacht in meiner Wohnung schlafen.« Erst jetzt merkte sie, was sie da eigentlich von sich gab und fügte noch schnell hinzu, »aber nur, wenn ich euch auch wirklich vertrauen kann.« Sie guckte kurz zu Jason, der ihr am unheimlichsten war. Erst nach ihren ausgesprochenen Worten, dachte sie über die Konsequenzen nach, die ihr eventuell bevorstanden. Was, wenn diese Typen doch nicht so ungefährlich waren, wie es den Anschein hatte. Dann würde sie sich selbst und alle Hausbewohner in Gefahr bringen. Ihr Magen verkrampfte sich bei dieser Vorstellung. Doch jetzt war es zu spät ihr Angebot zurückzunehmen. Luke hatte schon zugesagt und dieser Jason schien wie die Restlichen auch nicht abgeneigt zu sein. Hoffentlich hatte sie mit ihrer vorschnellen Art keinen Fehler gemacht.
»Ich möchte ja nicht vorwitzig sein, aber mich interessiert schon, wieso ein Mädchen in deinem Alter alleine lebt?«, hakte Luke auf dem Weg zu Mileys Wohnung nach. Es wunderte ihn, denn er schätzte sie nicht älter als sechzehn oder siebzehn. Normalerweise müsste sie doch jemanden haben, der sich um sie kümmerte.
»Ich möchte jetzt wirklich nicht darüber reden«, antwortete Miley mit gesenktem Kopf. Sie wich seinem Blick aus, denn alleine der Gedanke an das Geschehene, ließ die Tränen wieder erscheinen. Sie wollte das nicht. Sie wollte stark sein für ihre Zukunft.
Vor allem waren sie ihr völlig fremd und da würde sie ihnen wohl kaum ihre Familiengeschichte auf die Nase binden. Es reichte ja schon, dass sie wussten, dass sie alleine war. Sie brachte sich selbst immer mehr in gefährliche Situationen. Hoffentlich würde sie das nicht noch bereuen.
»Wenn du nicht darüber sprechen möchtest, ist das vollkommen in Ordnung.« Luke lächelte sie noch immer freundlich an. Sie hatte das Gefühl, als würde er sie auch ohne eine Erklärung verstehen. Vielleicht war doch nicht so viel Gefährliches an ihm.
Der Regen ließ mittlerweile nach und die frische Brise trocknete ihre Tränen. Die Dunkelheit verschluckte die Häuser und die menschenleere Umgebung. Nur der Weg zu ihrer Wohnung wurde durch einige Straßenleuchten rechts und links davon erhellt. Es war einfach, sein Gesicht in dieser Dunkelheit zu verbergen, doch der Schmerz und die Wut, die sie in sich trug, konnte sie nicht verstecken. Vor allem nicht vor sich selbst. Das Einzige, was sie jetzt tun konnte, war ein neues Leben zu beginnen. Ein Leben alleine, mit Gedanken an ihre Eltern. Sie war jetzt mit fünf merkwürdigen Typen unterwegs, die sie im Grunde nicht kannte und es da etwas gab, dass sie zur Vorsicht mahnte. Und doch war da etwas, dass ihr sagte »Es ist okay!«. Eine innere Stimme, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war und die sie bisher nie gehört hatte. Vielleicht war das ein Zeichen. Ein Zeichen für sie in eine neue Zukunft zu starten und alles andere hinter sich zulassen. Etwas, das ihr wieder Hoffnung machte.
Labels: Bianka Mertes, Fantasy
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