'Psychoterrorist' von Bella Muray
Kindle (unlimited) | Taschenbuch |
Ist es nicht das, was uns alle bewegt?
Immerhin treibt diese Sehnsucht Lena dazu, eine Kontaktanzeige ins Internet zu setzen. Schon nach dem ersten Date mit Julio glaubt sie, den perfekten Mann fürs Leben gefunden zu haben. Doch hinter seiner glänzenden Fassade verbergen sich Abgründe, die sie in ihrer Verliebtheit nicht einmal erahnt.
Ohne dass sich Lena dessen bewusst ist, entwickelt sich die Beziehung immer mehr zur Seelenfolter. Wird sie je wieder heil aus dem Geflecht subtiler Manipulationen herauskommen?
»… was ich in diesem Roman erzähle, ist nicht meine Geschichte und doch gründet sie auf eigenen Erfahrungen. Es sind Gefühle, die ich selbst erlebt habe, Gefühle der Selbstzweifel, Beklemmung, Hilflosigkeit und Angst. Denn das Fatale an der subtilen Gewalt ist die Hinterhältigkeit, mit der sie sich schleichend langsam immer weiter entfaltet, bis sie einem gänzlich die Luft zum Atmen raubt. Lange habe ich dieses Projekt hinausgezögert, doch nun ist es an der Zeit, Licht auf die Schatten zu werfen.
Als Romantasy-Autorin möchte ich vorneweg schicken, dass das reale Leben manchmal fantastischere, groteskere und unwirklichere Geschichten hervorbringt als jede Fantasie. Dieser Roman taucht ein in Abgründe der menschlichen Psyche, die Sie kaum für möglich halten und doch steckt mehr Realität darin, als Sie glauben werden.
Ihre Bella Muray«
Leseprobe:
Ein unheimliches Geschenk
Innere Leere lässt sich nur scheinbar durch einen Partner füllen.
Weiße Engel des Todes, dachte Lena beim Blick aus dem Fenster.
Sie stand in ihrem Zimmer im zweiten Stock des Studentenwohnheims. Draußen hatten die Bäume bereits ihre Blüten entfaltet, doch vom Himmel schwebten dicke Schneeflocken und legten sich auf die noch jungen Triebe, hüllten das hervorsprießende Leben in einen zarten Mantel aus Eiskristallen.
Sobald das Plasma gefriert, platzen die Zellwände und das Gewebe stirbt ab – für Lena als Biologiestudentin eine naheliegende Betrachtungsweise, die jedoch keineswegs so nüchtern war, wie es den Anschein haben mochte. Es war, als ob die Szene vor dem Fenster ein verborgenes Gefühl spiegelte. Vom Anblick dieser fragilen Schönheit gefangen, beobachtete sie, wie sich allmählich ein weißer Flaum um die zarten Blätter und Blüten legte. Eiskalt. Dabei sehnte sie sich doch so sehr nach der Wärme einer Liebesbeziehung. Da war so eine undefinierbare Leere in ihr, obwohl rein äußerlich alles perfekt zu sein schien.
Ein leises Pling riss Lena aus der Starre. Ihre Aufmerksamkeit wanderte zu den leuchtenden Ziffern auf dem Bildschirm. Eine neue Nachricht blinkte im E-Mail-Postfach. Es waren viele Rückmeldungen auf ihre Kontaktanzeige hingekommen – von unbekannten Männern, deren wahres Wesen sich übers Netz lediglich erahnen ließ. Natürlich war ihr klar, dass sie vorsichtig sein musste – allzu oft hörte man Schauergeschichten über Frauen, die nach einem Date mit einem Verehrer nicht wiederkehrten, von Perverslingen, die Opfer für abstruse Sexpraktiken suchten oder über Männer, die lediglich auf ein schnelles Abenteuer aus waren. Sicherlich bot das Internet nicht die optimalen Voraussetzungen, um einen Partner fürs Leben zu finden, doch rein zufällig war ihr die große Liebe bisher leider nicht über den Weg gelaufen. Mit dem knappen Budget einer Studentin konnte sie das Geld für ein seröses Datingportal nicht aufbringen. Aber wie so viele junge Frauen träumte auch Lena von der großen, einzigartigen Liebe, um ihrem Leben einen Sinn zu geben, um die einsame Leere in ihrem Inneren auszufüllen. Dafür ging sie auch schon mal riskante Wege. Sicher gab es im Wohnheim einige Studenten, denen sie gefallen würde, denn Lena war eine attraktive junge Frau; doch hier hatte sich bislang niemand gefunden, der ihre Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit hätte stillen können, niemand, mit dem sie sowohl ihr Bett als auch ihr Leben teilen wollte.
Ein Date hatte Lena bereits wahrgenommen: Der Kandidat schien vielversprechend, fast schon ein Seelenverwandter zu sein – ihre Gespräche im Chat, sein Foto und seine Art – Lena hatte sich verliebt. Aber als sie den jungen Mann dann persönlich getroffen hatte, waren die Schmetterlinge ziemlich schnell wieder fortgeflogen. Es gehört eben mehr zu einem Menschen als seine Gedanken und seine Fähigkeit, schöne Worte zu formulieren. Weder seine Ausstrahlung noch die Art, wie er sich gab, ließen die Funken zwischen ihnen sprühen. Er sah anders aus als auf dem Bild, das er ihr geschickt, und erst recht auf dem, das sie sich in ihrem Kopf zusammengezimmert hatte. Das Foto zeigte zwar eindeutig ihn, allerdings hatte der Fotograf ihn sehr vorteilhaft in Szene gesetzt.
Aber wer konnte ihm das verübeln? Im Grunde versuchte jeder, sich von seiner besten Seite zu präsentieren, oder nicht?
Die neue E-Mail stammte von einem Unbekannten und trug den Titel »Eine besondere Überraschung für einen besonderen Menschen.«
Klingt fast wie ein Werbeslogan. Wer schreibt denn so was?, wunderte sich Lena.
Als sie die Nachricht öffnete, fand sie nichts als das Foto eines kunstvoll dekorierten Pakets. Ihre Neugier war geweckt, dass hatte dieser Mann zumindest schon einmal geschafft.
»Hallo Unbekannter, was finde ich, wenn ich das Paket öffne?«
Die Antwort ließ auf sich warten. Als am Abend noch immer keine Nachricht von Mister Unbekannt eingegangen war, glaubte Lena tatsächlich schon an einen Werbegag, was aber unwahrscheinlich war, denn diese E-Mail-Adresse nutzte sie ausschließlich für die Kontakte der Anzeige.
Aber vielleicht hat sich jemand einen blöden Scherz erlaubt, überlegte sie.
Plötzlich klopfte es an der Tür und als Lena öffnete, strahlte ihr Tom, einer der zwölf Mitbewohner vom Stockwerk D3, mit breitem Grinsen entgegen.
»Das hat ein Bote unten für dich abgegeben«, erklärte er, wobei seine Augen vor Neugier glühten.
In den Händen hielt er ein Paket, das exakt so aussah, wie das auf dem Foto des Unbekannten und darauf prangte obendrein ein Schild mit ihrem Namen: »Lena Sommer«.
Sie zuckte erschrocken zusammen. Sprachlos starrte sie das Päckchen an. Innerlich wirbelte ein ganzer Cocktail an Gefühlen.
Die Idee ist ja extrem originell, aber andererseits verdammt gruselig. Woher kennt dieser Typ meine Adresse?
Lenas Herz raste und kleine Schweißperlen sammelten sich auf ihrer Stirn.
»Was ist los, Lena? Ein bisschen mehr Freude hätte ich schon erwartet«, wunderte sich Tom über ihre Reaktion.
Ihren Mitbewohner hatte sie vor lauter Schreck beinahe vergessen.
»Äh, d-danke, Tom«, stammelte sie und griff hastig nach dem Geschenk.
Doch er zog das Paket rasch zurück und hielt es unerreichbar hoch über seinen Kopf. Das war zu viel.
»Lass das, Tom!«
In ihrer Stimme lag ein Hauch von Hysterie, sodass er das Paket wieder sinken ließ. Seine belustigte Miene wandelte sich in eine besorgte.
»Stimmt etwas nicht mit dem Paket? Was ist los?«
Sie wich seinem Blick aus, entriss ihm hastig das Geschenk und drückte eilig die Tür zu. Im letzten Moment griff Tom nach der Klinke und hielt dagegen.
»Lena, wenn du Hilfe brauchst, gib mir Bescheid, okay?«, rief er durch den Spalt.
»Ja, ja, danke!«, antwortete sie hastig, während sie die Tür ins Schloss schob.
Als sie endlich allein war, stellte sie das Geschenk auf ihren Schreibtisch und setzte sich auf den Bürostuhl, um es eingehend zu betrachten, als handele es sich um ein Tier von einem fremden Planeten.
Ob ich es wirklich öffnen soll? Was, wenn da ein Irrer eine Bombe drin versteckt hat oder Gift oder irgendetwas Perverses?
Das Handy klingelte und Lena zuckte vor Schreck zusammen. Genervt kontrollierte sie das Display: Mama. Ihre Mutter war mit der besonderen Begabung gesegnet, in den unpassendsten Momenten anzurufen. Vielleicht lag es daran, dass sie nach der Scheidung allein in einem großen Haus lebte – mehrere hundert Kilometer entfernt von Frankfurt – und in der Stille ihrer vier Wände einen siebten Sinn das falsche Timing entwickelt hatte. Doch Brigitte würde sich jetzt gedulden müssen; vor lauter Aufregung wäre Lena kaum in der Lage, ein vernünftiges Telefongespräch mit ihrer Mutter zu führen. Sie schaltete das Handy stumm und widmete sich wieder dem Paket.
Im Kindle-Shop: Psychoterrorist.
Labels: Bella Muray, Thriller
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