15. März 2019

'Aschefluch' von Maya Thule

Kindle (unlimited)
Joesins Leben ist verwirkt.
Als er sich vor zwei Jahren gegen den Tyrannen Caruss stellte, wurde er gefangen genommen und von ihm verflucht. Es gelingt ihm zu fliehen, doch nun ist er ein Gejagter und heimatlos.

Als er von Prinzessin Moas Verlobung mit Caruss Sohn hört, schmiedet er einen folgeschweren Plan: Er entführt die Prinzessin, um das Bündnis der beiden Reiche zu verhindern und Moa als Druckmittel gegen Caruss einzusetzen. Alles ändert sich jedoch, als Moa längst totgeglaubte Gefühle und Hoffnungen in ihm weckt und er erkennt, dass er sich Caruss nicht alleine stellen muss.

Prinzessin Moa verbringt ihr Leben behütet wie eine Porzellanpuppe hinter Glas im Königreich der Tausend Flüsse. An ihrem sechzehnten Geburtstag soll sie Alawas heiraten. Die Verbindung sichert König Caruss die Zufuhr der Staubdiamanten, die er für die Erschaffung seiner furchtbaren Aschewesen benötigt. Am Vortag ihrer Hochzeit wird Moa von Joesin entführt, doch mit der Zeit begreift sie, dass ihn mehr antreibt als Rache. Auf der Flucht wird ihr wortkarger Entführer zu ihrem Beschützer und sie kann nicht verhindern, dass sie sich mehr und mehr von ihm angezogen fühlt.

Schon bald muss Moa eine Entscheidung treffen: Denn nur, wenn sie ihr eigenes Leben riskiert, hat sie die Chance, Joesins Leben zu retten und einen Tyrannen zu stürzen.

Dies ist die überarbeitete Neuauflage des Titels „Der Fluch des Königs“. Sie enthält außerdem neue Kapitel.

Leseprobe:
Als Moa zu sich kam, war sie sofort hellwach. Sie lag auf feuchtem Boden, inmitten hoher Schilfhalme. Ein leichter Wind trieb durch die gelben und grünen Stängel und ließ sie hin- und herschwingen.
Ihr Herz schlug wie wild, der bittere Geschmack von Angst breitete sich auf ihrer Zunge aus, doch sie blieb reglos liegen.
Bestürzt stellte sie fest, dass sie keinerlei Fähigkeiten besaß, die ihr in dieser Lage von Nutzen gewesen wären. Sie konnte stricken, malen, mehrere Instrumente spielen und tanzen. Sie sprach mehrere Sprachen und war belesen in der Philosophie und Geschichte ihres Landes, aber … bei allen Wellen, sie konnte nicht einmal reiten oder ein Boot steuern.
Ihre Zofen hatten ihr immer wieder vorgeschlagen, ihr im Geheimen das Bogenschießen beizubringen, hatten versucht, ihr den Umgang mit Dolchen nahezubringen oder wenigstens zeigen wollen wie man Schlösser mit einer Haarnadel knackte, doch sie hatte all das entschieden abgelehnt. Es war ihr zu gefährlich vorgekommen.
Denn ihr Onkel hätte getobt, wenn er davon erfahren hätte. Nach dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern hatte Mahn ihr einen goldenen Käfig gebaut und sie hatte sich darin niedergelassen wie der nutzlose, ängstliche Schmetterling, der sie war, und ihren Käfig für eine weite Welt gehalten.
Wie dumm sie gewesen war, wie naiv.
Ihr Entführer hockte mit dem Rücken zu ihr im Schilf und stöberte in einem Bündel. Er hatte sein Narrenkostüm gegen eine einfache, lederne Hose und ein braunes Hemd getauscht, über dem er eine Jacke aus Hirschleder trug. Um seine Hüften war ein Schwert gegürtet und neben seinem linken Fuß lag ein Dolch.
Vorsichtig streckte Moa eine Hand danach aus.
Der Fremde fuhr herum und packte ihr Handgelenk. Dunkelgrüne Augen blitzten vor Zorn. „Niemals“, zischte er, „wirst du mein Schwert oder diesen Dolch berühren! Verstanden?“
Moa nickte erschrocken.
Er ließ sie los und sie drückte ihre Hand an den Körper. Sein Griff war schmerzhaft fest gewesen.
„Wo sind wir?“, fragte sie. Ihre Kehle war wie ausgedörrt und in ihrem Kopf pulste ein hartnäckiger Schmerz.
„Außerhalb des Tals, Prinzessin. Dies ist der Anfang der Schilfebenen.“
Moa setzte sich auf und rückte von ihm ab. Misstrauisch beäugte sie die hohen Schilfstängel und das wogende Gras. Ihr Blick blieb an der massiven Felswand hängen, die über ihnen aufragte und ihre Augen wurden groß. Wenn es stimmte, was der Fremde behauptete, dann waren dies die letzten Ausläufer der Berge, die das Tal der tausend Flüsse umschlossen. Sie befand sich fünf Bootstagesreisen vom Schloss entfernt.
„Aber wie …? Was ... was hast du getan?“, hauchte sie fassungslos. „Wie kannst du nur du … du …“ Sie raffte ihre Gewänder um sich und rutschte noch weiter von ihm weg.
„Joesin“, half er ihr aus.
„Was?!“
Seine grünen Augen funkelten. „Joesin. Das ist mein Name.“ Er wandte sich wieder seinem Bündel zu.
Moa biss sich vor hilfloser Wut in die Unterlippe und musterte ihren Entführer. Sein Haar war dunkel und von einem aschfarbenen Glanz überzogen, wie die Farbe von nassem Felsgestein, und seine Haut war so bleich, dass sie beinahe grau wirkte.
„Du bist von den Klippen“, stellte sie fest. Sein Aussehen verriet ihn, doch auch sein Name klang wie einer von den Klippen. Moa musste schlucken, ehe sie die Frage stellen konnte: „Was hast du mit mir vor?“
Mit pochendem Herzen wartete sie, doch Joesin ignorierte sie. Er zog ein braunes Hemd und eine wollene Hose aus dem Bündel und hielt es ihr vor die Nase.
„Das wirst du anziehen“, sagte er. „Mach schnell.“
Moa starrte von ihm auf die Kleidung und wieder zurück zu ihm. Er konnte unmöglich meinen, was er sagte.
Die Ungeduld auf seinem Gesicht drohte in Zorn umzuschlagen. „Na los“, befahl er grob und warf ihr die Kleidungsstücke vor die Füße. „Oder willst du in deinen Festtagsgewändern durchs Schilf spazieren?“
Moa suchte in seinem Gesicht nach einem Anzeichen dafür, dass er nur Scherze machte, fand jedoch nichts als steinerne Härte. Joesin stand auf und drehte ihr den Rücken zu. „Beeil dich, Prinzessin“, sagte er über die Schulter. „Wir wollen in Bewegung sein, bevor die Sonne gänzlich am Himmel steht.“
Mühsam kam Moa auf die Beine und blickte auf den braunen Haufen Stoff zu ihren Füßen. Selbst die ärmsten Bauern mussten bessere Kleidung besitzen.
Sie entfernte sich einen Schritt von dem Haufen und spähte ins Schilf. Es war so dicht, dass sie keine Armlänge weit sehen konnte. Wenn sie einfach loslief und es weit genug schaffte, hätte dieser … Joesin keine Chance sie wiederzufinden. Moa raffte ihre Gewänder und schob sich Stück für Stück rückwärts durch die Stängel.
Sie konnte sehen, wie sein Körper sich anspannte. „Denk nicht einmal dran“, grollte er mit tiefer Stimme.

Im Kindle-Shop: Aschefluch.
Mehr über und von Maya Thule auf ihrer Website.



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