'Drei Freundinnen – Drei Geheimnisse' von Sylvia Filz und Sigrid Konopatzki
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Treffpunkt Nordsee-Reetdachhaus. Acht Jahre nach ihrem Studium sehen sich drei Freundinnen endlich wieder. Ihre jetzigen Leben könnten nicht unterschiedlicher verlaufen. Den spektakulärsten Lifestyle führt Mariella in New York, inzwischen Ehefrau eines amerikanischen Wall Street Börsengenies. Liane und Josy hingegen blicken in Deutschland auf erfolgreiche Karrieren.
Die Urlaubstage beginnen vielversprechend, denn der Vermieter des Ferienhauses sieht nicht nur umwerfend aus, er ist auch noch sympathisch und bringt die drei Mädels ins Schwärmen.
Für alle unerwartet ziehen dunkle Wolken auf und nun gilt es, zusammenzuhalten.
Anleser:
Mariellas Finger tasteten suchend umher. »Hat der Mistkerl doch gelogen«, zischte sie genervt. Mehr als zehn Stunden Flug von New York nach Deutschland mit mehrstündiger Verspätung durch einen Fluglotsenstreik sowie weitere fünf Stunden Autofahrt Richtung Friesland sorgten bei ihr für eine angekratzte Stimmung.
»Scheiß Funzel!«, mopperte sie die Schlummerbeleuchtung an, welche es gerade so eben schaffte, die Eingangstür des Ferienhauses zu beleuchten.
Durch das leichte T-Shirt spürte sie die kühle Nachtluft, die vom Meer herüber blies und die Erde in dem Blumentopf hatte klamm werden lassen. »Uääh!«, sie versuchte hektisch, die Erdkrümel von den Fingern zu schnipsen.
Ein unangenehmer Knall unmittelbar hinter ihr ließ sie vor Schreck herumwirbeln, jedoch war nur einer ihrer beiden Rollkoffer umgekippt. Oh Mensch! Zwar stand das nächste Haus ein Stückchen entfernt, aber war da jemand aus dem Schlaf gerissen worden? In der absoluten Stille hörte sich das Scheppern des Koffers wie eine kleine Detonation an.
Sie berührte Blumenstiele und – iiih – was Weiches. Schnecke?
Sie nahm all ihr Erinnerungsvermögen zusammen, um sich an das Gespräch mit dem Verwalter des Strandhauses am Abend zu erinnern.
»Es tut mir leid«, hatte er mit wohltönender Bass-Stimme gesagt, »aber nach Mitternacht bin ich wirklich nicht mehr im Dienst.«
Das war verständlich. Selbst bei einem Ferienhausverwalter – oder war er der Hausmeister – waren die Dienstzeiten beschränkt.
Sie hätte die Möglichkeit gehabt, eine Übernachtung einzuschieben, um am folgenden Tag ausgeruht am Urlaubsort anzukommen, aber das hatte sie nicht gewollt. Für eine Nacht auspacken, wieder einpacken – nein. Dafür fehlte ihr momentan allemal die Kraft.
Wenn sie nicht bald diesen elenden Schlüssel fand ...
Was hatte diese zugegeben sympathische Männerstimme noch gesagt? »Im linken Blumenkübel mittig liegt er.«
Oh nein! Links! Dann war ihre Suche im Rechten natürlich vergeblich! Schnell wechselte sie die Seite und schon hatte sie das begehrte Teil in den Händen.
Mit endloser Erleichterung öffnete Mariella die alte Holztür mit den Glasintarsien und tastete diesmal nach dem Lichtschalter, den sie glücklicherweise sofort fand. Das Licht flammte auf. Fix griff sie ihre beiden schweren Rollkoffer, zog sie hinein und ließ die Tür ins Schloss fallen.
Angekommen. Endlich. Sie kickte die Ballerinas in den Flur und begab sich ohne Umwege in die offene Küche. Für die Ausstattung hatte sie momentan keine Augen, allein der Kühlschrank genoss ihre Aufmerksamkeit.
Wie abgesprochen, leuchtete ihr eine üppige Snackplatte mit Lachs, Forelle, Heilbutt und Baguette entgegen. Auch für Mineralwasser und kühlen Wein war gesorgt.
Die Gläser hatte sie gleich im ersten Schrank gefunden. Sie goss sich ein Glas Wasser ein, das sie in einem Zug austrank. Der Wein musste warten, bis ihre Freundinnen eintrafen.
Im Schnellverfahren erkundete sie das Haus, denn die Müdigkeit griff mit aller Macht nach ihr, Kopfschmerzen hatte sie sowieso. Sie wollte nur sichergehen, dass sie hier allein – ohne ungebetenen Gast – logierte. Man weiß ja nie ... wie oft hatte sie Krimis gesehen, in denen Ferienhäuser nachts zu Todesfallen für Frauen wurden. Da warteten die Mörder auf ihre unschuldigen Opfer und niemand hörte sie schreien. Der Horror pur!
So sorgte Mariella für Festbeleuchtung im Haus, das Handy griffbereit, den massiven Hausschlüssel als Waffe im Anschlag und jederzeit gewappnet, damit notfalls jemandem ein Auge auszustechen und sofort zu flüchten. Sie durchsuchte mit klopfendem Herzen jeden Raum, schaute hinter die Vorhänge und öffnete jede Schranktür. Danach war sie beruhigt, ging in die Küche zurück, schnappte sich die vorbereitete Platte, ein weiteres Glas Wasser und verzog sich auf das bequeme Sofa in dem großen Wohnzimmer.
Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Fußsohlen unangenehm brannten. Sie legte die Füße auf den Hocker vor der Couch ab und das erlösende Gefühl ließ sie aufstöhnen. Während sie langsam aß, sah sie aus dem Fenster in die Schwärze der Nacht. Nur in der Ferne leuchteten kleine rote und weiße Lichter auf. Da sie aus dem Exposé wusste, dass der Blick vom Sofa aus über die Dünen aufs offene Meer hinausging, vermutete sie Schiffe oder Fischerboote.
Die abgefutterte Platte brachte Mariella in die Küche zurück und stellte sie einfach auf der Theke ab.
Das Haus bot drei Schlafzimmer, sie hatte das Glück der Erstanreisenden, also gebührte ihr auch die Wahl. Sie entschied sich für ein Zimmer mit Aussicht zur Seeseite, auf die sie am Morgen schon sehr gespannt war. Mariella schnappte einen der beiden Koffer und wuchtete ihn ins Obergeschoss, um nur das Notwendigste herauszufischen.
In dem großzügigen Badezimmer schminkte sie sich die Reste des Make-ups ab, die den langen Anreisemarathon überstanden hatten und duschte sich heiß die Reiseanstrengungen vom Körper. Danach fiel sie, nur noch mit ihrem Slip bekleidet, in das hübsche Himmelbett und schlief sofort ein. In diesem Moment sprang die LED-Anzeige des Nachttisch-Funkweckers auf drei Uhr um.
Blick ins Buch (Leseprobe)
Labels: Sigrid Konopatzki, Sylvia Filz
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