'Truckerliebe' von Sylvia Filz und Sigrid Konopatzki
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Tessa starrte Amy mit großen Augen an. »Du willst mir jetzt nicht verklickern, die alte Bissgurke hat uns gemeinsam gekündigt. Es gibt schließlich einzuhaltende Kündigungsfristen.«
Amy schluckte. »Im Prinzip ist das so. Aber das Café brennt.«
Nach dem ersten Schock beschließen die beiden Restaurantfachfrauen, ein paar Tage an die See zu fahren, um sich in Ruhe über ihre berufliche Zukunft klar zu werden, als das Auto auf halber Strecke den Geist aufgibt. Truckerin Margo gabelt sie auf und nimmt sie mit zu 'Joes Old Roadhouse'. Der unter Truckern beliebte Rasthof wird von dem bärtigen Joe geführt, ein Mann wie ein Fels. Der hilfsbereite Lkw-Werkstatt Inhaber Bernie kümmert sich um die Reparatur des Wagens. Das jedoch dauert länger als erwartet – und so bleiben die Mädels bei Joe und helfen dort aus.
Diese Entscheidung wird ihr ganzes Leben verändern.
Anleser:
Tessa setzte ihr Serviertablett unsanft auf der Theke ab und funkelte ihre Kollegin Amy wütend an.
»Echt jetzt, ich hab die Schnauze gestrichen voll«, raunte sie Amy leise zu. »Der Gast von Tisch sieben hat sich bei mir beschwert, weil die Kuchenstücke so klein sind.«
»Wundert dich das? Die Chefin schneidet ja auch unglaubliche sechzehn Stücke pro Torte, normal sind zwölf. Aber bei der Bepreisung ist sie gar nicht schüchtern.«
»Na toll! Und wir kriegen es von den Enttäuschten ab, wir werden angemault. Zu allem Überfluss hat sein Kännchen auch keine zwei Tassen ergeben.«
Amy schüttelte nur betroffen den Kopf. »Und was können wir dagegen tun? Wir sind auf den Job angewiesen.«
»Na, wir haben wenigstens uns«, seufzte Tessa.
In diesem Moment schoss Frau Schnake um die Ecke. »Habt ihr zwei nichts zu tun?« Sie machte eine scheuchende Bewegung. »Tisch sieben will zahlen, seht ihr das denn nicht?«
Tessa schloss für einen Augenblick ergeben die Augen. Tisch sieben! Super! Der Kerl, der sie gerade angeraunzt hatte. Das Allerschlimmste an der Sache war: Er hatte recht.
Mit einem möglichst netten Lächeln startete Tessa in Richtung des unzufriedenen Gastes. In Anbetracht der unangenehmen Situation verkniff sie sich die obligatorische Frage, ob es denn geschmeckt habe.
Der Gast starrte auf die Rechnung, legte einen Zwanziger hin und wartete auf das Wechselgeld.
Hier werde ich wohl kein Trinkgeld bekommen, dachte Tessa frustriert. Doch sie irrte.
»Dürfen Sie Trinkgeld behalten oder müssen Sie es abgeben?«, fragte der Mann mit einem forschenden Blick in Tessas Gesicht.
Ui, der meinte es echt ernst, so besorgt wie er schaute. Somit konnte sie auch ehrlich antworten.
»Meine Kollegin und ich werfen zusammen und teilen es zum Feierabend.«
Er schob ihr drei Euro hin. »Sie beiden scheinen das einzig Vernünftige in dem Laden hier zu sein. Suchen Sie sich einen anderen Job.« Mit diesen Worten stand er auf, griff seine Jacke von der Lehne des Nachbarstuhls und verließ grußlos das Café. Tessa sah ihm verblüfft hinterher. Solch gutaussehende Männer verirrten sich selten ohne Anhang ins Café Schnake.
Parallel zu ihrer Chefin erreichte Tessa die Kuchentheke.
»Was für ein unhöflicher Kerl«, maulte ihre Chefin. »Nicht mal Auf Wiedersehen zu sagen!«
Am liebsten hätte Tessa ihr ins Gesicht geschleudert, sie habe ihn beim Hereinkommen auch nicht begrüßt, sondern sich äußerst geschäftig gegeben, aber das wäre eh völlig sinnlos. Es sorgte, da hatten Amy und sie einschlägige Erfahrungen, eher bei der chronisch schlecht gelaunten Eleonore Schnake für das Ankurbeln des Hebels, mit denen sie die beiden Mädels gern noch stärker triezte. Es gab nur wenige Gute-Laune-Minuten der Schnake in einer Saison, und zwar dann, wenn der Umsatz am Abend hervorragend war. Und dies war schon lange nicht mehr vorgekommen.
Tessa sah auf ihre Armbanduhr. Fünf. Oh, dem Himmel sei Dank! Eine Stunde nur noch bis zum mehr als verdienten Feierabend.
Natürlich hatte Frau Schnake das bemerkt, schließlich entging ihr nichts – mit Ausnahme der Tatsache, dass ihre Gäste immer häufiger sehr unzufrieden das Lokal verließen und auch auf einen zweiten Besuch verzichteten. »Nein, meine liebe Tessa, noch ist kein Arbeitsende! Das Café leert sich, gehen Sie bitte nach hinten und beginnen mit dem Durchputzen der Küche.«
Wortlos drehte sich Tessa um und verschwand im Küchenbereich. Je weniger sie die Schnake sah, umso angenehmer.
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Labels: Liebe, Sigrid Konopatzki, Sylvia Filz
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