'Die Magie der Bücher' von Nadja Losbohm
Warst du schon einmal der Held deines Lieblingsbuches? Waren seine Emotionen deine? Hast du mit ihm mitgefiebert, -gefühlt und -gekämpft und denselben Schweiß und dieselben Tränen vergossen, die er vergossen hat? Dann weißt du, welche Magie im geschriebenen Wort, welche Magie in Büchern steckt.
„Die Magie der Bücher“ ist eine kleine Sammlung von Kurzgeschichten, die von eben dieser handeln: der Magie der Bücher, die jede Leseratte bestens kennt. Begib dich auf eine Reise über die Wolken und lerne Zauberspiegel kennen, die dir die Liebe deines Lebens zeigen. Triff eine junge Hexe, der ein Buch den Weg weist. Flieg ins Land der Glitzervögel und schwirre mit der lesenden Elfe durch den besten Ort der Welt: eine Bibliothek. Hauptdarsteller, wie kann es anders sein, sind: die Bücher. Lass uns ihre Magie feiern!
Gleich lesen: Die Magie der Bücher (Kurzgeschichten)
Leseprobe:
„Es muss doch einen Weg geben, wie wir die Wolken überwinden können. Du meine Güte! Wir halten Zauberspiegel in den Händen. Da wird es doch wohl auch eine Möglichkeit geben, das Wolkenproblem zu lösen!“, rief der Prinz unter seiner Bettdecke aus, unter der er sich mit samt dem Buch und dem Zauberspiegel verkrochen hatte. Die Inbrunst, mit der er gesprochen hatte, erschreckte nicht nur Rosalina, sondern auch ihn selbst. Schnell streckte er den Kopf unter dem Bettzeug hervor, um nachzusehen und zu lauschen, ob ihn ein Diener des Hofes gehört hatte und schon auf dem Weg zu ihm war, um herauszufinden, was los war. Doch Arian hatte großes Glück. Er machte Puh!, denn weder war vom gelegentlich nervigen Personal etwas zu sehen noch zu hören.
„Ich weiß leider keinen Rat, Arian“, sagte Rosalina traurig. Ihre braunen Augen sahen den Prinzen niedergeschlagen und mit Tränen gefüllt aus dem Spiegel an. Ihr Anblick zerbrach ihm das Herz, doch er ließ auch seinen Ehrgeiz aufleben. Herausforderungen solcher Art stachelten Arian zumeist erst recht an, es zu probieren. Es war wie mit Bäumen, die so seltsam gewachsen waren, dass man an ihnen unmöglich hinaufklettern konnte. Aber Arian wollte diese Bäume erklimmen, und bisher hatte er es stets geschafft. Okay, okay. Man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen und schon gar nicht Bäume mit Zauberspiegeln. Doch Arian konnte sehr willensstark sein, wenn er wollte. Und in diesem Fall wollte er. „Pass auf, Rosalina. Wir machen Folgendes: Du suchst den Raum, in dem du deinen Spiegel gefunden hast, ab. Du drehst jedes Blatt Pergament, jede Spinnwebe und jede tote Ratte…“
„Irgh!“, machte die Prinzessin.
„…um und suchst nach einem Spruch, einer Formel, einem Hinweis, wie man die Wolken überwinden kann.“
„Und fasst du auch tote Tiere an, um uns zu helfen?“, neckte Rosalina ihn.
„Ich tue etwas weitaus Gefährlicheres“, erwiderte Arian. Rosalina machte große Augen. „Ich befrage meine Lehrer.“ Der Prinz übertrieb natürlich maßlos. Seine Lehrer zu fragen war keineswegs gefährlicher, als eine müffelnde Ratte anzufassen. Allerdings bedurfte es größeren Fingerspitzengefühls. Zu viele Fragen, zu große Neugierde und – zack! – man hatte Verdacht geschöpft. Arian musste es klug anstellen, wenn er nicht wollte, dass sie ihm unangenehme Fragen stellten. Somit legte er sich einen Plan zurecht und wartete zwei Tage, bis er Grüne Geschichte – Lehrstoff über die Vergangenheit des Grünen Königreichs hatte und fügte ganz beiläufig seine Frage ein: „Hat es schon jemals jemand versucht, vom Grünen ins Weiße oder vom Weißen ins Grüne Reich zu gelangen und die Wolkendecke zu überwinden?“
Sehr geschickt eingefädelt!
Lehrmeister Haselbuff, den alle hinter vorgehaltener Hand nur Lehrmeister Rotnase nannten, weil er so einen schönen roten Riechkolben hatte, erklärte: „Vor hunderten und hunderten von Jahren versuchte man es, ja.“ Er nickte und schob sich bedächtig die Brille auf dem Nasenrücken weiter nach oben. „Die da drüben“, damit meinte er die Menschen im Weißen Königreich, „haben sich allerlei absurde Dinge ausgedacht, so zum Beispiel eine Nasenwanne. Stellt Euch das nur vor, Eure Hoheit! Verrückt, nicht wahr?“ Arian lächelte und nickte. Er dachte, es sei wohl besser, einfach zuzustimmen. „Aber ich schweife ab. Verzeiht, Eure Hoheit. Wo war ich? Ah so, ja. Die albernen Erfindungen. Nun, eine davon war das sogenannte Gummiband. Es ist so ähnlich wie ein Seil, aber viel weicher, nachgiebiger und dehnbarer. Sie spannten es zwischen zwei Steinsäulen, dann zogen es zehn Männer zurück, während sich ein Freiwilliger quasi auf das zurückgezogene Gummiband setzte. Schließlich ließen sie das Band los und die Testperson flog gen Sonne, über die Wolken und auf unser Reich zu.“
Die erste Flugreise also?
„Dann hat es funktioniert?“, fragte Arian mit leuchtenden Augen und voller Hoffnung. Er sah sich selbst schon auf diesem sagenumwobenen Gummiband sitzen und durch die Luft fliegen.
„Das war, wie es in der Theorie aussehen sollte. Tatsache ist, der Testpilot flog etwa zehn Schritte weit, prallte gegen die Mauern des Weißen Königreichs und zerplatzte an ihnen wie eine rote Traube.“
Ups!
Im Kindle-Shop: Die Magie der Bücher (Kurzgeschichten)
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Labels: Kurzgeschichten, Märchen, Nadja Losbohm
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