'Erbin der Zeit: Die Tochter des Himmels' von Xenia Blake
Kindle | Tolino | Taschenbuch |
Xaenym und ihre Freunde stehen vor mehr Problemen als je zuvor: Aras scheint plötzlich gegen sie zu arbeiten, sie müssen die letzten beiden Königsblüter finden und eine Armee aufstellen. Titansvillage droht ein Zweifrontenkrieg gegen den Olymp und Tsagios, aus dem es nur einen Ausweg gibt: Die Tochter des Himmels zu finden, die als Retterin der Titanen prophezeit wurde. Eine Gruppe Goldblüter macht sich auf die Suche nach ihr, während die anderen in Titansvillage zurückbleiben, Krieger rekrutieren und versuchen, Aras' Geheimnis aufzudecken.
Dritter Teil der Fantasy-Trilogie "Erbin der Zeit".
Leseprobe:
Ramy
Wir hatten aus Versehen den Krieg losgetreten. Statt Tantalos aus dem Tartaros zu befreien, wie wir es dem Monster, das für Tsagios arbeitete, versprochen hatten, hatten wir es vergessen und waren einfach zurück nach Titansvillage gegangen. Und jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Tsagios‘ Truppen hier auftauchen würden.
Aus verschiedenen Gründen fand ich Tsagios viel schlimmer als den Olymp.
Erstens wussten wir kaum etwas über diese Stadt. Sie war einfach so plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht.
Zweitens hatten sie eine enorm große Armee.
Und drittens mussten sie nicht nach den Königsblütern suchen, weil sie niemanden erwecken wollten. Die Meeresgötter wollten lediglich alle umbringen. Sie brauchten nur das Skia, das in einer Truhe im Hauptgebäude aufbewahrt wurde. Noch ein Grund mehr, schnellstmöglich hier einzumarschieren.
Ich saß zusammen mit ein paar anderen an einem Tisch in der Mensa und gähnte. Mein Atem bildete weiße Wölkchen in der Luft und ich zitterte vor Kälte. Nae hatte uns morgens um vier aus unseren Hütten gezerrt. Warum auch immer hatte sie alle ihre großen Erkenntnisse mitten in der Nacht.
Müde blickte ich in die Runde.
Heige hatte die Beine auf den Tisch gelegt und rauchte, was Jannes neben ihr ziemlich zu stören schien. Aber jedes Mal, wenn Jannes die Nase rümpfte, blies Heige ihr nur absichtlich den Rauch ins Gesicht und lachte. Das Mädchen kostete wirklich aus, dass sie keine gesundheitlichen Probleme kriegen konnte.
Roove versuchte, Jannes zu beruhigen, was ihm kein bisschen gelang. Raphael starrte zu Boden und schlang eine dicke Wolldecke um sich. Ich hätte auch gern eine gehabt, es aber natürlich nie zugegeben. Auch wenn es eine eiskalte Oktobernacht war.
In den letzten zwei Wochen war Raph irgendwie Teil unserer Gruppe geworden. Durch seinen Streit mit Kaden und der Funkstille, die jetzt zwischen den beiden herrschte, wusste er nicht so genau, wo er hingehörte und Nae versuchte nun, ihn bei uns aufzunehmen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich nicht mochte, auch wenn ich nicht nachvollziehen konnte, wie man jemanden wie mich nicht fantastisch finden kann.
Nae brachte uns gerade eine Kanne Kaffee, damit wir nicht einschliefen, und schenkte sich eine extra große Tasse ein.
„Also, jetzt sind wir ja vollzählig.“
Für den Bruchteil einer Sekunde wunderte ich mich, doch dann fiel mir auf, dass sie Recht hatte. Xaenym, Lex und Jakir waren noch immer irgendwo in Georgia, um Kayth Haring zu suchen. Theoretisch hätte Heige sie im Handumdrehen per Portal hinbringen können, aber sie weigerte sich, ihre Kräfte zu benutzen. Sie sagte, die Hexenmagie hätte sie einfach zu viel gekostet.
Ich nahm es ihr nicht übel. Wir alle wussten, dass man sich nicht auf Heige verlassen konnte und hatten gelernt, nicht auf sie zu zählen. Aber trotzdem würde sie uns nicht verraten. Sie war zwar eigensinnig und egoistisch, doch es gab nichts, was der Vasilias ihr anbieten konnte. Und außerdem hasste sie ihn zu sehr.
Ich hätte gern gesagt, dass ich ihn auch hasste. Aber im Gegensatz zu den anderen hatte ich etwa einmal mit Paver Cane gesprochen. Ich fühlte mich nicht von ihm verraten. Der Vasilias war für mich immer noch ein Phantom, ein Mann ohne Gesicht.
„Rück endlich mit der Sprache raus, Nae“, stöhnte Jannes genervt und verdrehte die Augen.
„Ähm … Ich weiß, wer der Königsblüter von Athen ist.“
Sofort war ich hellwach. Alle sahen Nae fragend an, bis auf Heige, die zu beschäftigt damit war, sich eine Haarsträhne zu flechten.
„Denkt doch mal nach. Die Prophezeiung sagt, wir kennen den dritten Goldblüter schon. Also wer könnte es sein? Wir kennen niemanden aus dem Olymp oder Tsagios und es ist auch keiner aus Titansvillage. Und wir wissen nur von einen Goldblüter, der in der Welt der Sterblichen lebt.“
„Arabelle“, platze Roove hervor.
„Genau.“
Raphael hob eine Hand, als würde er sich im Unterricht melden. „Äh, wer ist Arabelle?“
„Ihre Mom, eine verdammt reiche Goldblüterin aus London, hat uns vor zwei Jahren kontaktiert, damit wir ihre Tochter ausbilden. Roove, Ayslynn und ich sind also nach London gefahren und haben das Anwesen leer vorgefunden. Niemand weiß, wo das Mädchen heute ist“, erklärte Nae.
„Warte mal, du hast gesagt, die Familie war stinkreich und kommt aus London. Habt ihr den vollen Namen für mich?“, fragte Raphael.
„Arabelle Chloe Kingsley, wieso?“ Roove runzelte die Stirn.
„Wenn ihr ‚verdammt reich‘ sagt, von wie viel Geld sprechen wir dann?“
„Ganz London hat den Kingsleys gehört. Sie waren Milliardäre, wenn nicht Billionäre.“
„Bringt mir einen Laptop“, forderte Raphael.
„Willst du Arabelle Kingsley googeln?“, fragte Heige. „Das hilft dir bestimmt weiter.“
Raphael seufzte. „Ich trage Star Wars T-Shirts und bin ein ziemlicher Nerd. Ich google nicht. Ich hacke mich ins britische Bankensystem, rufe die Top zehn Konten unter dem Namen Kingsley auf und schaue, wo sie zuletzt aktiv waren.“
„Ich hab keine Lust auf die Rotblüterpolizei“, meinte Nae.
„Wieso? Letztes Mal war’s verdammt lustig mit denen“, warf Heige ein.
„Ich kann durchaus meine Spuren verwischen. Und jetzt bringt mir einen Laptop“, wiederholte Raphael.
Roove zuckte mit den Achseln, stand auf und holte einen alten, nervtötend langsamen Rechner aus seiner Hütte.
„Du musst die IP-Adresse …“, setzte ich an, doch Raphael hob die Hand und brachte mich zum Verstummen. „Ich hab die IP-Adresse für das ganze Lager schon vor Jahren umgeleitet. Wir können ins Internet, ohne dass jemand erfährt, wo wir sind.“
„Na dann“, erwiderte ich und nahm einen kräftigen Schluck Kaffee.
Schon nach zwei Minuten ging mir das ständige Klicken der Tastatur auf die Nerven.
„Während Sanchez arbeitet, können wir ja auch weiter über den Krieg diskutieren“, schlug Jannes vor.
Heige seufzte. „Nicht schon wieder.“
Jannes funkelte sie wütend an.
„Hör zu, Prinzesschen von Troja: Wir stecken ziemlich tief in der Scheiße. Unser Lagerleiter ist ein unrasierter Typ im Unterhemd, die Göttin, die uns eigentlich helfen sollte, läuft in ihrer sterblichen Gestalt herum und hat nur Augen für ihn, die Titanen lassen sich nie blicken. Tsagios könnte jeden Moment mit einem Heer vor unserer Tür stehen und wir brauchen das Blut vom Vasilias, wenn wir eine Chance haben wollen. Wir müssen was tun. Kriegsvorbereitungen treffen. Ein Heer aufbauen. Pläne schmieden. Jetzt.“
„Jannes hat Recht. Und außerdem müssen wir die anderen Goldblüter hier trainieren. Aras hat damit aufgehört“, meinte Nae.
Roove seufzte. „Das sind definitiv zu viele Probleme auf einmal. Wie wäre es, wenn wir erst einmal Arabelle finden und warten, bis Kayth hier ist? Xae kann dann das Training leiten. Wir haben noch ein, vielleicht zwei Wochen Zeit. Es dauert eine Weile, bis Tsagios seine Truppen mobilisieren kann. Wenn wir drei Königsblüter haben, machen wir uns Gedanken um den letzten. Und währenddessen treiben wir dann irgendwie Truppen auf, ja?“
„Das klingt nach einem Plan“, sagte ich.
„Nach einem schlechten“, fügte Jannes zuckersüß hinzu.
„90 Prozent unserer Pläne sind schlecht, aber irgendwie funktionieren sie immer“, erwiderte ich.
Jannes seufzte.
Im Kindle-Shop: Erbin der Zeit: Die Tochter des Himmels.
Für Tolino: Buch bei Thalia
Mehr über und von Xenia Blake auf ihrer Website.
Labels: Fantasy, Xenia Blake
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite