9. Januar 2020

'Ambrosial Vibes: Max & Jasmin' von Monica Bellini

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Monica Bellini | Autorenseite im Blog
Düfte berauschen, beflügeln die Fantasie. Doch manche sind trügerisch ...

Jahrelang hat Jasmin sich für ihre Brüder aufgeopfert. Jetzt könnte sie endlich an sich selbst denken. Aber nur wenn sie morgens im Stadtpark dem attraktiven Läufer begegnet und er ihr zulächelt, ist sie glücklich. Wochenlang, bis sie ihm im wahrsten Sinn des Wortes vor die Füße fällt ...

Max hat alles. Er sieht gut aus, es mangelt ihm nicht an Geld und er ist erfolgreich. Das Millionenprojekt mit dem saudischen Königshaus katapultiert ihn und das Familienunternehmen in den Olymp der Wiener Baubranche. Wären da nicht das schreckliche Erlebnis, das ihn seit Monaten verfolgt, und die Tatsache, dass seine besten Freunde plötzlich vom Liebesvirus befallen sind, könnte er glücklich sein. Doch er ist es nur, wenn er morgens der gazellengleichen Läuferin begegnet. Wochenlang wartet er auf den Tag, an dem er sie ansprechen und um ein Date bitten kann – aber dann kommt alles anders ...

Abgeschlossener Liebesroman mit heißen Szenen und Happy End.
„Ambrosial Vibes: Max & Jasmin“ ist der dritte Roman der „LoveVibes“-Reihe. Alle Bücher können ohne Vorkenntnisse gelesen werden.


Leseprobe:
MAX
Sie kommt näher. Bei jedem Schritt zeichnen sich die Muskeln unter dem engen Laufdress ab. Noch zwanzig Meter. Sie ist perfekt, wunderschön, scheint aus einem Stück gegossen. Einer Statue gleich, dem Meisterwerk eines Künstlers, der nie zuvor und nie danach etwas Ähnliches geschaffen hat. Noch zehn Meter. Endlich erkenne ich im Licht der Lampions auf der Promenade auch ihr Gesicht. Ein breites Stirnband fasst es ein, unterstreicht die Konturen, die hohen Wangenknochen, die schwarzen Augenbrauen, die wie gemalt wirken. Der sanfte Blick aus ihren von dichten, langen Wimpern umrahmten Augen trifft mich, raubt mir den Atem. Noch drei Meter. Die schmale Nase mit dem leichten Höcker, der einzigen Imperfektion in diesem schönen Gesicht, nimmt ihr das Unnahbare. Noch zwei Meter. Ihr Mund, herzförmig und an den Winkeln etwas hochgezogen und von senkrechten Grübchen begrenzt, sobald sie lächelt, lässt mich abrupt anhalten. Anstatt ihr auszuweichen wie an jedem anderen Morgen bisher, mache ich einen Schritt zur Seite, strecke die Arme aus – und sie fliegt an meine Brust.
»Endlich«, haucht sie atemlos.
Ihr warmer Atem vereint sich mit meinem, bildet kleine Wölkchen, die zwischen uns in der eiskalten Luft des frühen Wintermorgens aufsteigen.
»Endlich!«, wiederhole ich einem Echo gleich.
Sie lächelt. Ihre sinnlichen Lippen öffnen sich. Das lange Warten hat ein Ende. Ich überwinde die letzten Zentimeter, die uns trennen. Atme ihren Geruch ein, löse mit einer Hand das Band, das ihre dichten rotbraunen Haare zusammenhält, lege die andere zwischen ihre Schulterblätter und ziehe sie näher. Hauche sanfte Küsse auf ihren Mund. Sie seufzt tief, schlingt ihre Arme um meinen Nacken, presst ihren Oberkörper an meinen. Dann ihr Becken. Heiß, perfekt, gefährlich. Egal! Ich drücke meine Mitte gegen ihre, lasse sie spüren, was sie mit mir macht. Aus mir macht. Und endlich ...
Das schreckliche Geräusch setzt schlagartig ein. Der Handywecker! Ich reiße die Augen auf und ziehe ruckartig die Hand weg, die mein bestes Stück umfasst. Nicht ihre. Meine.
Verdammt! Schon wieder dieser Traum, der mich jede Nacht verfolgt!

Seit dem Tag vor sieben Wochen, als ich mich wie immer nach meiner Rückkehr aus Riad schlaflos hin und her warf, bis ich aus dem Bett sprang und noch in der Dunkelheit meine Laufklamotten anzog und die Wohnung verließ. Ohne einen Blick in den Fitnessraum zu werfen, den Benjamin und ich uns auf unserer Etage teilen, stieg ich in den Lift. Ich brauchte frische Luft.
Fünf Minuten später lief ich an der Albertina vorbei, bog kurz darauf bei der Staatsoper nach links ab und nahm eine der beiden Alleen, die beidseitig der Ringstraße verlaufen und die Nebenfahrbahnen von den Gleisen der Straßenbahn und den drei Fahrspuren der Prachtstraße trennen. War ich planlos von daheim losgelaufen, so hatte ich plötzlich mein Ziel vor Augen. Sobald ich nach dem Kursalon die Treppe des prunkvollen Wienflussportals erreichte, wählte ich die linke. Ebenso gut hätte ich die andere nehmen können. Aber das Schicksal ist unvorhersehbar – und so ist sie mir vor die Füße gelaufen. An mir vorbei, um genau zu sein.
Das war vor neunundvierzig Tagen, und es vergeht keine Nacht, in der ich nicht an sie denke. Sie nicht vor mir sehe. Nicht, nachdem ich ihr morgens noch vor dem Sonnenaufgang auf der Promenade im Stadtpark begegnet bin, nicht wenn ich Tausende von Kilometern von ihr entfernt in Riad bin. War. Denn damit ist endlich Schluss. Wir haben genug Mitarbeiter, die weitere Einladungen unserer saudischen Geschäftspartner an meiner Stelle annehmen werden. Der Vertrag ist seit Monaten unterschrieben, die Planungsphase abgeschlossen. Ich will weder Prinz Khalid noch sonst einen seiner katzbuckelnden Scheichs wiedersehen. Schon gar nicht in dem reichsten Land der arabischen Welt, in dem ich vor meiner ersten Reise das ultimative goldglitzernde Paradies vermutete. Mittlerweile ist mir Saudi-Arabien derart zuwider, dass ich nach jedem Aufenthalt dort Tage brauche, bis ich den widerlichen Geschmack aus meinem Mund und den abstoßenden Geruch aus meiner Nase bekomme. Sobald auf dem Display ein Anruf aus Riad angezeigt wird, überkommt mich der Ekel bei dem Gedanken an das, was ich gesehen und erlebt habe.
Mir ist sogar die Lust auf Sex vergangen, was jedoch nicht daran liegt, dass alle um mich herum plötzlich verliebt sind und vom Singlestatus direkt in die Beziehungskiste gehüpft sind. Na ja, auch. Vielleicht. Ein bisschen. Doch begonnen hat es bei meinem ersten offiziellen Aufenthalt als Vertragspartner für das Projekt in Riad. Ohne mich in irgendeiner Hinsicht darüber zu informieren, ließ mich Prinz Khalid, der zu Hause drei Ehefrauen hat, am Abend nach meiner Ankunft vom Hotel abholen. Der Fahrer der Limousine hüllte sich in Schweigen, bis wir vor einem Palast hielten. Nicht vor Khalids, dem des Königs oder eines anderen Familienmitglieds des saudischen Königshauses, von denen ich in all der Zeit nicht einen von innen gesehen habe, sondern einem Gebäude, das mit all dem Glanz und Glitzer wie ein Märchenpalast wirkt. Nur ist das, was sich dort abspielt, absolut nicht jugendfrei. Selbst für jemanden wie mich, der Sex aus Vernunftgründen lieber weit weg von Wien hat, während der unzähligen Wochenenden, die Benjamin und ich stets gemeinsam in Paris, Amsterdam, London oder sonst wo verbringen (verbrachten, berichtige ich mich, denn er hat ja nun Leonie ...), sind Bordellbesuche ein Tabu. Zu den Gepflogenheiten beim Abschluss von Projekten in Millionenhöhe gehört es jedoch einfach dazu, dass man den Geschäftspartnern die schönsten Frauen oder Männer, ganz nach Geschmack, auf dem Silbertablett präsentiert. Aber doch keine Kinder! In Saudi-Arabien gibt es offenbar keine Altersgrenze nach unten, was die Prostitution anbelangt. In dem Empfangsraum, dem einzigen, den ich in diesem einem goldenen Käfig ähnlichen Bordell betreten habe und wo natürlich auch der sonst im Land verbotene Alkohol ausgeschenkt wird, habe ich Jungen und Mädchen gesehen, die sicher nicht älter als vierzehn waren. Kinder, die kaum bekleidet den geilen Säcken zur Wahl stehen, die dann mit ihnen irgendwo in den Tiefen des Gebäudes verschwinden. Ich hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen, und bin geflohen. Khalid ist mir nachgelaufen und hat mich gefragt, was denn mit mir nicht stimme. Alle anderen europäischen und amerikanischen Geschäftspartner kämen so oft wie möglich nach Riad, um die tabulosen Annehmlichkeiten zu genießen, meinte er. Ich habe ihn stehen lassen und bin in die Limousine gestiegen und ins Hotel zurückgefahren. Die restliche Zeit war ich entweder dort oder bei den Meetings – bis zum Tag, an dem wir den Vertrag unterzeichnet haben und ich endlich wieder heimfliegen konnte. Damals habe ich gehofft, alle weiteren Gespräche in Wien führen zu können. Immerhin wird hier das Luxushotel mit der angeschlossenen Privatklinik errichtet, die ausschließlich auf Schönheitschirurgie und sonstige Behandlungen spezialisiert ist, die keiner braucht – und die hingegen für die Reichen und Mächtigen der Welt zum Leben gehören wie für Durchschnittsmenschen Brot und Butter. Aber nein, Khalid und die unzähligen Scheichs um ihn herum, die jeweils nur für einen klitzekleinen Aspekt des großen Ganzen zuständig sind, beorderten mich für jeden Fliegenscheiß nach Riad. Wieder und wieder. So oft im heurigen Jahr, dass ich die letzten Male schon beim Anflug auf die saudische Hauptstadt im Flugzeug nicht nur den Spuckbeutel aus der Sitztasche vor mir ziehen musste, sondern auch nutzte. Bis ich Khalid endlich die Stirn bot und ihm klarmachte, dass ich in Wien ein großes Unternehmen leite, und zwar mit Beginn des neuen Jahres allein, weil sich mein Vater frühzeitig aus den Geschäften zurückzieht und mir das Ruder übergibt. Ich bin Papa für seine überraschende Entscheidung unendlich dankbar, habe ich doch endlich einen stichhaltigen Grund, an meiner Stelle Mitarbeiter nach Riad zu schicken, die sich dort mit Details wie goldene Wasserhähne, mit Edelsteinen besetztes Besteck und Sofadecken aus der Wolle der Kaschmirziegen auseinandersetzen werden.
Doch ich kann einfach nicht vergessen, was mich krank macht.
Nicht öffentlich machen zu können, dass ich diese Sexsklaven mit ihren schmalen Körpern und oft noch kindlichen Gesichtern gesehen habe, hat mir monatelang Albträume beschert. Bis ich Benjamin und Jason davon erzählte und ihnen sagte, was ich vorhatte. Beide haben entsetzt die Hände gehoben, weil ich mich mit meinem Wissen an eine Menschenrechtsorganisation wenden wollte. Auch meine Absicht, alternativ den amerikanischen Journalisten zu kontaktieren, den ich vor etlichen Jahren kennengelernt habe und der mit seinen bestens recherchierten Enthüllungsberichten weltweit Aufsehen erregt, haben sie mir vehement ausgeredet.
»Hier geht es nicht darum, dass Khalid nicht einmal seinen Geheimdienst einsetzen müsste, um sicher zu sein, dass du hinter der Sache steckst.« Benjamin hat mit todernstem Gesichtsausdruck nach meinen Händen gegriffen und sie so fest gehalten, dass es schmerzte. »Deine Reaktion damals, als er dich in dieses Bordell einlud, war doch eindeutig!«
»Ich verzichte lieber auf das Projekt, als zu wissen, was diese Drecksäcke den Kindern antun – und ich werde einen Weg finden, dich für den Verlust des Auftrags abzufinden, Benjamin, selbst wenn ich den Rest meines Lebens Raten bei dir abstottere.«
»Himmel, Arsch und Zwirn, Max!« Benjamin hatte derart geschrien, dass sogar Jason blass geworden ist – was ich bei seiner karamellfarbenen Haut nicht für möglich gehalten habe. »Scheiß auf das Projekt. Ich würde mich sofort mit meiner Firma daraus zurückziehen, um diese Sache ans Licht zu bringen und zu beenden. Aber wir wissen doch alle, was passiert, wenn sich jemand gegen das saudische Königshaus stellt. Oder hast du den Mord an ihrem eigenen Landsmann in der Botschaft in Istanbul vergessen?«
»Kashoggi war Journalist«, erwiderte ich. »Er wollte nur ...«
Ich unterbrach mich, als mir plötzlich die Tragweite meiner Gedanken und die daraus resultierenden möglichen Konsequenzen klar wurden. Seither habe ich das Thema nicht mehr angeschnitten – bei niemandem. Am Morgen nach dem Gespräch mit Benjamin und Jason, als ich aus einer schrecklichen Nacht aufschreckte, bin ich einfach drauflosgelaufen – und landete im Stadtpark.

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