'Die Königin der Kelten (Eifel-Saga 3)' von Sabine Altenburg
Was nimmt hier gerade seinen Anfang?
Wohin wird es uns führen?
Und wie soll es enden?
Sommer des Jahres 52 vor Christus. Die junge Germanin Sucella wird dem zukünftigen König der keltischen Treverer zur Frau versprochen, um das Bündnis der beiden Stämme gegen die feindlichen Sueben zu besiegeln. Doch ihr Herz gehört einem anderen Mann, Acco. Während eine gewaltige suebische Streitmacht Sucellas neue Heimat bedroht, kämpft sie an seiner Seite um ihr Leben, ihre Liebe und ihr Glück.
Mehr als zweitausend Jahre später lernt die Fotografin Sarah den charmanten Franzosen Armand kennen, der sie auf Anhieb fasziniert. Doch kaum kommen sich die beiden näher, geraten sie in einen Strudel unheimlicher Ereignisse, die auf geheimnisvolle Weise mit Sucellas und Accos Schicksal verknüpft zu sein scheinen. Und bald spitzt sich die Bedrohung so dramatisch zu, dass Sarah um Armands Leben fürchtet ...
Die Eifel-Saga umfasst bislang drei historische Romane, die in der Eifel angesiedelt sind. Sie sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.
Gleich lesen: Die Königin der Kelten. Historischer Liebesroman (Eifel-Saga 3)
Leseprobe:
»Komm ins Wasser! Es ist herrlich erfrischend.«
Sucella schaute zu Aruna hinüber, die lachend und planschend in den Fluss vorausgelaufen war. Das rehbraune, knielange Kleid der Freundin, der Gürtel mit ihrem Dolch und die Schuhe aus durchbrochenem Leder türmten sich in einem unordentlichen Haufen auf dem Ufer des Renos. Die beiden jungen Frauen liebten diesen friedlichen Ort, eine sanfte Bucht mit seichtem Wasser in der Farbe von Eisvogelfedern und einem sandigen, von den Schalen unzähliger Muscheln übersäten Strand.
Sucella winkte Aruna zu, ehe sie die Zügel ihrer Stute um den Ast einer Bruchweide schlang, der tief über das Flussufer hinabhing und nur hie und da Sunnas Strahlen und Splitter des Himmelsblaus hindurchblitzen ließ. Der edle Schimmel, ein Geschenk ihres Vaters, stupste mit dem weichen Maul gegen ihre Schulter und schnaubte leise.
Sie strich ihm zärtlich über die Stirn. »Ich bleibe nicht lange fort, Mondlicht«, flüsterte sie, »versprochen.« Dann entledigte sie sich ebenfalls ihrer Kleidung, entbot dem Gott des Flusses mit einer Abfolge von Gesten ihren Gruß und lief Aruna hinterher, die bereits einige Manneslängen in die Bucht hinausgeschwommen war.
Ihre Freundin hatte recht. Das klare blaugrüne Wasser war wunderbar kühl und prickelte auf ihrer heißen, verschwitzten Haut. Zwei Wochen nach der Sommersonnenwende war das Wetter beinah unerträglich schwül. Daher hatten sich die sechzehnjährige Sucella und die ein Jahr jüngere Aruna nach dem Mittagsmahl davongestohlen und waren aus der Siedlung auf dem Gipfel der Anhöhe hinabgeritten in das Tal des Renos, dessen Fluten Abkühlung und einen unbeschwerten Nachmittag versprachen.
Sucella wusste sehr wohl, dass ihr Vater Maelo, der Fürst der Ubier, es missbilligte, wenn sie sich ohne seine Erlaubnis und eine Eskorte von Kriegern aus Burunda entfernte. Doch was sollte ihr in dieser friedlichen Bucht schon zustoßen, in der Bachstelzen über den Strand trippelten und Sonnenflecken auf dem heißen Sand tanzten?
Mit den Sugambrern, deren Gebiet im Norden an das der Ubier grenzte, herrschte Frieden. Und die Sueben, jener rastlose, gierige Stammesverband, waren zwar in den vergangenen Jahren in immer neuen Wellen aus den in Richtung des Sonnenaufgangs gelegenen Landstrichen an den Renos gedrängt und hatten ihn sogar mehrmals überschritten. Nun jedoch deutete alles darauf hin, dass sie sich in die unendlichen Weiten des fernen, Bacenis genannten Waldgebiets zurückgezogen hatten.
»Worüber zerbrichst du dir den Kopf?« Aruna spritzte ihrer Freundin mit der flachen Hand Wasser ins Gesicht. »Genieß lieber den herrlichen Tag.«
»Na warte!« Sucella tauchte, schwamm unter ihr hindurch, und als sie wieder an die Oberfläche kam, sah sie ihn.
Der Mann saß auf einem Rappen von gewaltiger Größe. Dies war kein einheimisches Tier, erkannte sie. Dies war eines der edlen, hochbeinigen Pferde, wie die Römer sie züchteten, indem sie Rassen aus den Ländern südlich und östlich des Mare internum einkreuzten.
Sein Reiter war jedoch kein Angehöriger der Legionen. Er mochte Ende dreißig oder Anfang vierzig sein, war hochgewachsen und von kräftiger Gestalt. Trotz der drückenden Hitze trug er einen schwarzen Umhang über seiner gleichfarbigen Tunika und der Hose aus derbem Rindsleder. Die Seiten seines Schädels hatte er geschabt, sodass sich lediglich ein Kamm dunkler Haare von der Stirn bis in den Nacken zog. Diesen hatte er mit Kalkwasser gestärkt, um ihm ein stacheliges, verwegenes Aussehen zu verleihen und seine ohnehin beeindruckende Statur noch größer erscheinen zu lassen. Auf den Wangen des Mannes prangten Symbole in tiefblauer Farbe, die sich bedrohlich von seiner auffallend bleichen Haut abhoben. Ein dunkler Bart umrahmte Kinn und Mund des Reiters, dessen Oberlippe durch eine Hasenscharte entstellt wurde, eine helle, kahle Schneise, die Sucellas Blick anzog. Seine Augen, in den Schatten unter dem Blätterdach der Weide schwarz wie Kohlestücke, ruhten unverwandt auf den beiden jungen Frauen.
Sucellas Kopfhaut zog sich warnend zusammen, und ein eisiger Schauer rieselte ihren Rücken hinab, der nicht dem kühlen Wasser des Renos geschuldet war.
Dieser Mann war ein Fremder. Und nicht nur das: Er war auch kein Ubier, kein Angehöriger des Stammes, über den ihr Vater herrschte. Die genaue Bedeutung der Zeichen auf seinen Wangen kannte Sucella nicht, doch sie verrieten, dass er sich auf einem Kriegszug befand.
Aruna hatte den Reiter ebenfalls entdeckt. »Bei Aufania«, flüsterte sie heiser. »Wer ist dieser Mann?«
Sucella strich sich die nassen blonden Locken aus dem Gesicht und ließ den Fremden nicht aus den Augen. »Ich weiß es nicht«, gab sie ebenso leise zurück.
Mit wachsendem Unbehagen beobachtete sie, wie sein Blick von ihrer wertvollen Schimmelstute zu den beiden jungen Frauen wanderte, kurz zwischen ihnen hin und her zuckte, um schließlich auf Sucella zu verharren. Er nahm die zierlichen goldenen Armreife an ihren Handgelenken wahr und hielt für die Dauer eines Atemzugs ihren bangen Blick fest. Dann neigte er den Kopf in einer Geste, die höflich und zugleich bedrohlich wirkte, wendete mit einer sparsamen Bewegung seinen gewaltigen Rappen und lenkte ihn auf den Weg, der aus der Bucht hinausführte.
Einen Herzschlag später hatte ihn der Vorhang der Weidenzweige verschluckt. Ein sanfter Wind säuselte in den silbrig grünen Blätterbüscheln. Und schon wagten sich auch die Bachstelzen wieder hervor, als hätte es den bleichen, schwarz gekleideten Fremden gar nicht gegeben, als wäre er bloß eine Erscheinung, geradewegs Hel entsprungen.
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Labels: History, Liebe, Sabine Altenburg
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