6. September 2018

'Devoncourts Brief' von Patricia Carlyle

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
England 1794

Aus seinem Hass auf Elisabeths Onkel Sir Harry Danby macht Nicholas Sheffield keinen Hehl, macht er diesen doch verantwortlich für die Hinrichtung seines Vaters, des Earls of Devoncourt, und den Verlust aller Titel und Güter. Doch ist der attraktive und charmante Mann deshalb tatsächlich ein skrupelloser Rächer, wie Elisabeths Familie behauptet?

Bei dem Versuch, die Wahrheit herauszufinden, geraten Elisabeth und Nicholas in tödliche Gefahr. Aber wer trachtet Nicholas nach dem Leben? Und welche Rolle spielt ihr eigener Bruder in diesem Fall? Elisabeths Welt gerät aus den Fugen, und bald muss sie erkennen, dass für sie mehr auf dem Spiel steht als ihr guter Ruf.

Eine fesselnde Liebesgeschichte, ein spannender Kriminalfall und eine Prise Humor - genau das Richtige für Fans historischer Romantik!

Leseprobe:
Elisabeth Danby saß stumm vor dem riesigen, goldumrandeten Spiegel in ihrem Zimmer. Uninteressiert sah sie zu, wie Melanie, die hübsche, junge Zofe ihrer Tante, ihre goldbraunen Locken zu einer eleganten Frisur hochsteckte. Das Kleid für den heutigen Abend lag schon bereit. In weniger als einer Stunde würde Lord Bellamy erscheinen, um Elisabeth und ihre Tante zum Ball der Beauforts abzuholen, einer jener zahlreichen privaten Festlichkeiten, die während der Londoner Saison täglich irgendwo stattfanden.
Bei dem Gedanken an den heutigen Abend verdrehte Elisabeth angewidert die Augen. Im Allgemeinen funkelten ihre großen, grünblauen Augen vor Lebenslust. Heute jedoch schimmerten sie dunkel vor Ärger und spiegelten Elisabeths Gemütszustand so deutlich wider, dass Melanie tadelnd ihren blonden Kopf schüttelte.
„Runzeln Sie nicht so die Stirn, Miss, das gibt nur Falten. Und außerdem wünscht Lady Worthington, dass Sie lächeln und fröhlich sind, wenn Sie ausgehen.“
Elisabeth verzog das Gesicht zu einer Grimasse und seufzte. „Ich wäre bedeutend fröhlicher, wenn Tante Heather mich nicht seit über einem Monat von einem Ball zum anderen schicken würde!“
„Wie können Sie so etwas sagen!“, schimpfte Melanie. „Sie wissen gar nicht, wie gut Sie es haben! Ihre Tante will doch nur Ihr Bestes! Und was gibt es Schöneres außer Tanzen! Wenn man vom Küssen einmal absieht.“
Elisabeth lachte, trotz ihres Ärgers. „Ach, Melanie, du weißt, wie sehr ich es liebe, zu tanzen! Aber seit dieser schreckliche Lord Bellamy mir den Hof macht, ist jede eigentlich vergnügliche Festivität nur noch eine lästige Pflicht! Und Tante Heather unterstützt diese schleimige Kröte auch noch auf jede nur erdenkliche Weise!“
Melanie blinzelte verblüfft. „Ihre Tante will doch nur, dass Sie eine gute Partie machen! Und Lord Bellamy ist reich! Und außerdem sieht er doch gar nicht so schlecht aus!“
„Ach, Melanie“, seufzte Elisabeth und lehnte sich kopfschüttelnd zurück. „Vor zwei Jahren war alles ganz anders. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen.“
„Können Sie aber nicht“, stellte Melanie pragmatisch fest. „Also hören Sie auf, Trübsal zu blasen. Ihr Gesicht passt sonst gar nicht zu diesem traumhaften Kleid aus elfenbeinfarbener Seide und Spitze.“ Elisabeth grunzte verächtlich. „Umso besser!“
Melanie verdrehte die Augen und ersparte sich einen Widerspruch, sodass Elisabeth in Ruhe ihren Gedanken nachhängen konnte, während Melanie sich weiter an ihren Haaren zu schaffen machte.
Niedergeschmettert dachte sie darüber nach, um wie vieles anders alles tatsächlich gewesen war, als sie vor zwei Jahren als Debütantin ihre ersten Bälle während der Londoner Saison besucht hatte. Damals hatten ihre Eltern sie in die Stadt begleitet. Sorglos und heiter und unbeschwert wie der Frühling war ihr Leben in jenen glücklichen Tagen gewesen. Genau wie heute war ein Vergnügen dem anderen gefolgt. Elisabeth hatte getanzt und gelacht und jede Menge Verehrer gehabt. Aber niemals hatten ihre Eltern Druck auf sie ausgeübt, einen von ihnen zu erhören, und als die Saison sich ihrem Ende näherte, hatte Elisabeth zwar viele Freundschaften geschlossen, jedoch keinem der jungen Männer, die sie umwarben, ihr Herz geschenkt. In völliger Übereinstimmung mit ihren Eltern war sie auf den Familiensitz Fairylaine Manor in Sussex zurückgekehrt.
Immer noch wurde Elisabeth das Herz schwer, wenn sie an ihre fröhliche Mutter und ihren wunderbaren Vater dachte und wie sehr diese beiden warmherzigen Menschen einander geliebt hatten. Elisabeth wollte die gleiche leidenschaftliche Liebe, die gleiche Bewunderung und Zärtlichkeit für einen Mann empfinden wie ihre Mutter für ihren Vater, und sie wollte auch ebenso von Herzen geliebt werden. Ihre Eltern hatten sie in diesem Wunsch stets bestärkt.
Dann aber starben beide wenige Wochen nach ihrer Rückkehr nach Fairylaines bei einem Kutschunfall. Noch viel zu geschockt von dem plötzlichen Verlust dieser geliebten Menschen, fügte sich Elisabeth anfänglich willenlos den Anordnungen und Wünschen ihrer Verwandten.
Während des Trauerjahres, das dem Tode ihrer Eltern folgte, wurde sie zunächst der Obhut ihres Onkels Roderick übergeben, eines Bruders ihrer Mutter, der als Arzt in den ländlichen Regionen Hampshires tätig war. Elisabeths älterer Halbbruder Jason war der Meinung, dass ihr Interesse für die medizinische Arbeit ihres Onkels zwar nicht gerade angemessen für eine junge Dame war, Elisabeth aber helfen würde, über den Tod ihrer Eltern hinwegzukommen.
So war es auch. Wenn Elisabeth ihren Onkel bei der Arbeit beobachtete, war sie fasziniert von seinem Wissen. Sie begann, in seinen medizinischen Büchern zu lesen, merkte sich, wie er welche Krankheit behandelte, und ging ihm bei der Behandlung seiner Patienten zur Hand. Schon bald ließ ihr Onkel sie einige Arbeiten, wie das Wechseln von Verbänden und die Versorgung kleinerer Wunden, selbständig erledigen. Elisabeth genoss es, sich auf diese Weise nützlich zu machen, und konnte dabei sogar hin und wieder den Schmerz über den Verlust ihrer Eltern vergessen.
Unterdessen kam Elisabeths Tante Heather, Lady Worthington, die ältere Schwester ihrer Mutter, dahinter, was Roderick seiner Nichte gestattete. Lady Worthingtons Anstandsgefühl war zutiefst erschüttert. Eine junge Dame der Gesellschaft, die sich als gewöhnliche Krankenschwester und Hebamme betätigte und die einfachsten Pächter und Landarbeiter pflegte - nein, war das empörend! Elisabeth blieb nichts anderes übrig, als ihre Koffer zu packen.
Jedoch hatte sie den Tod ihrer Eltern noch längst nicht verwunden. Der Vorstellung, zu ihrer kinderlosen Tante und ihrem Onkel nach London zu ziehen und sich, wie ihre Tante es wünschte, erneut dem Heiratsmarkt zu präsentieren, konnte sie nicht das Geringste abgewinnen. Sie sehnte sich nach Fairylaine Manor, ihrem Zuhause, was Lady Worthington zumindest zum Teil nachvollziehen konnte. Statt Elisabeth also selbst aufzunehmen, brachte sie sie für die nächsten Monate bei ihrem Schwager Sir Harry Danby unter, wo sie sie gut aufgehoben hoffte.
Elisabeth, die sich an das abwechslungsreiche Leben bei ihrem Onkel Roderick gewöhnt hatte, verbrachte bei Sir Harry eine eintönige und ruhige Zeit. Immerhin konnte sie ihren Onkel dazu bewegen, zumindest einige Wochen im Sommer und ein paar Wochenenden im Herbst in ihrem Elternhaus zu verbringen, das er nach dem Tod von Elisabeths Vater als dessen jüngerer Bruder geerbt hatte. Für den Großteil des Jahres jedoch zog Sir Harry sein eigenes Anwesen dem Familiensitz der Danbys vor. Insgeheim konnte Elisabeth das sogar verstehen, denn Devoncourt Hall war wirklich ein prächtiger alter Landsitz, wesentlich größer und würdevoller als das Gut ihrer Eltern. Sir Harry hatte es einst vom König verliehen bekommen, als Lohn für geleistete Dienste. Dass es sich dabei um eine Zeugenaussage vor Gericht handelte, erfuhr Elisabeth es wesentlich später, denn zum Zeitpunkt des Prozesses war sie noch ein Kind gewesen. Aber sie erinnerte sich, dass es damals viele Gerüchte und Getuschel gegeben hatte. Sie war stolz, dass gerade ihr Onkel Harry, den die meisten für extrem einfältig und dumm hielten, geholfen hatte, einen Hochverräter zur Strecke zu bringen.

Im Kindle-Shop: Devoncourts Brief: Historischer Liebesroman.
Mehr über und von Patricia Carlyle auf ihrer Amazon-Autorenseite.

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