24. September 2019

'Planspiel' von Roman Armin Rostock

Kindle | Tolino | Taschenbuch
Facebook Autorenseite
Deutschland soll angegriffen werden. Das Team von BKA-Hauptkommissar Sacher nimmt die Ermittlungen auf.

Zunächst gilt es einen Kriminalfall zu klären. Doch am Ende dieses Falls steht die Erkenntnis, dass ihr Gegner ihnen dank künstlicher Intelligenz hochüberlegen ist. Unklar ist, welche Art Angriff droht und wer dahinter steckt. Mit stumpfen Waffen gehen die Ermittler in den Kampf gegen einen unsichtbaren Feind, während eine Welt voller Misstrauen die Menschheit immer weiter in den Abgrund treibt.

Leseprobe:
Prolog
Der Amerikaner nippte genießerisch an seinem Kaffee. »Jetzt bist du aber ein wenig zu kritisch, mein russischer Freund. Ich achte bei der Auswahl meines Kaffees peinlich genau auf eine biologisch nachhaltige Produktion. Außerdem stehen William und ich dir in Punkto Muskeltraining in nichts nach. Wir sind alle hochgewachsen und gertenschlank. Aber davon ab, hast du dir das Planspiel angeschaut, das unser deut-scher Partner ausgearbeitet hat?«
»Ich hab es gelesen. Es ist gut, wie die meisten Pläne, die von Deutschen ausgearbeitet werden. Die Frage lautet, ob ihr es bei diesem Strategiespiel belassen wollt oder ob ihr euch traut, das Ganze umzusetzen. Vor allem müsstet ihr euch sicher sein, dass dann auch alle loyal zu diesem Projekt stehen. Die Sache kann verdammt gefährlich werden. Außerdem müsstet ihr euch für einen Zeitpunkt entscheiden und für einen Zeitplan danach.«
»Das ist klar, aber Geduld ist nicht meine Stärke. Ich will es sofort umsetzen und habe dies auch mit meinen Mitstreitern so besprochen. Vieles von dem, was wir benötigen, ist übrigens schon längst installiert. Es geht ja zunächst mal nur darum, den Boden zu bereiten. Wenn wir das geschafft haben, muss ein System festgelegt werden, das für alle Beteiligten tragbar ist. Erst dann beginnt die Zeit danach.«
»Also kann ich unseren Partnern in meiner Heimat berichten, dass ihr euer Angebot in Bälde übermittelt. Ich denke, angesichts der aktuellen Lage wird man das mit Freuden zur Kenntnis nehmen.«
»Bitte richte ihnen meine besten Grüße aus. Ich lade übrigens deine Leute gerne zu einer kleinen Party bei unserem deutschen Freund ein. Die Veranstaltung findet Anfang Januar statt. Das wird unsere Partnerschaft stärken und unsere Zusammenarbeit auf ein persönlicheres Niveau bringen. Aber nun lass uns das Thema zurückstellen und erst mal frühstücken.«

Kapitel 1
»Verdammtes Mistwetter!«, fluchte Manger und trat eine auf dem Gehweg rollende Dose in Richtung eines Mülleimers. In dieser Nacht war das Thermometer auf unter minus zehn Grad gefallen und der Wind fegte in Sturmböen über die verschneiten Straßen der Soester Altstadt. Eigentlich wollte der BKA-Kommissar bereits seit Stunden schlummernd im Bett liegen, doch der Anruf eines Informanten hatte ihn davon abgehalten. Warum zum Teufel hatte der Mann ihn in diese Gegend östlich des Ruhrgebiets bestellt, wenn er doch in Köln wohnte? Manger kannte den Mann schon seit Jahren und bisher hatte der Kleinkriminelle ihm immer wieder hilfreiche Informationen gegeben. Direkt nach dem Anruf war Manger um fünfzehn Minuten nach Mitternacht losgefahren. Die Fahrzeit hatte gut zweieinhalb Stunden betragen. Glücklicherweise war seine Lebensgefährtin Katrin mit ihrer gemeinsamen Kollegin Aysun auf ein Skiwochenende in die Alpen gefahren, sodass wenigstens eine Diskussion vermieden worden war.
Nun stand er auf dem Platz vor St. Peter-Pauli, einer romanischen Basilika, deren Geschichte auf die Sachsenmission Karls des Großen zurückging, und wartete. Manger rieb sich die Hände, die trotz seiner dicken Lederhandschuhe ihre Wärme nicht halten wollten. Er ließ seinen Blick über den von Laternen beleuchteten, menschenleeren Platz gleiten. Rechts von ihm erhob sich der mächtige St. Patrokli Dom. Davor der Domplatz, der durch das historische, rote Rathaus begrenzt wurde. Ihm gegenüber umrundeten von Fachwerk durchzogene Bürgerhäuser den Platz, die ihn gedanklich in die Zeit des Mittelalters abgleiten ließen.
Plötzlich näherte sich aus Richtung des Domplatzes ein Mann in langem Wildledermantel und russischer Fellmütze. Mit seinen mehr als zwei Metern überragte der Armenier Manger um eine Kopflänge und seine breiten Schultern rieten von jeder körperlichen Auseinandersetzung ab. Was die beiden Männer verband, waren ihre kurzen dunklen Haare und die kantigen Gesichter mit braunen Augen. Der Mann deutete Manger an, zu den Bäumen vor dem Rathaus zu kommen.
»Guten Morgen Johann«, schallte es Manger entgegen.
»Hallo Melikyan. Warum lässt du mich ausgerechnet an einem Montag zu dieser Unzeit durch die Weltgeschichte geigen? Warum wolltest du am Telefon nichts sagen?«
»Weil sie in der Lage sind euer Telefonnetz abzuhören.«
»Wen meinst du?«
»Pass auf, es ist eine verzwickte Sache. An sich nur ein Strategiespiel. Doch ich habe erfahren, dass dieses Spiel ausgelöst wurde. Es gibt mehrere Parteien, die an der Sache interessiert sind. Deutschland wird angegriffen. Die EU soll zerstört werden. Achtung!« Hinter ihnen raste ein Auto auf den Platz und verfehlte Manger nur knapp. Ein Schuss fiel. Manger zog seine Waffe und feuerte zurück. Die Rückscheibe des Audis zerbarst. Das Fahrzeug raste zwischen den beiden Kirchen hindurch. Manger rannte hinterher und versuchte einen der Reifen zu treffen, doch schon verschwand der Wagen in der Finsternis.
Langsam wendete sich Manger um und ging zurück. Melikyan lag am Boden.
Manger begann zu rennen. »Melikyan!« Manger schüttelte den Mann so sehr, dass die Fellmütze herabrutschte. In der Stirn seines Informanten klaffte ein blutiges Loch. »Verfluchte Scheiße! Mein Freund, was hast du da rausgefunden? Wie kommt ein kleiner Gauner an derart brisante Informationen?« Manger ließ Melikyan sinken. Um ihn herum öffneten sich Fenster, aus denen verschlafene Gesichter schauten und mehrere Polizeifahrzeuge rasten mit Blaulicht auf den Platz. Manger zog seinen Ausweis und hielt ihn hoch.
Ein Polizist kam auf ihn zu. »Guten Morgen, was ist hier passiert? Sie sind vom BKA?«
»So ist es. Manger mein Name, BKA Meckenheim. Der Mann war ein Informant.« Manger schilderte dem Polizisten die Ereignisse und endete: »Der Täter saß auf dem Rücksitz. Es war ein schwarzer Audi A6. Die Nummernschilder überklebt. Ich hab ihnen die Rückscheibe zerschossen. Damit könnt ihr eine Fahndung auslösen. Weit kann das Fahrzeug noch nicht sein.«
»Okay, wir alarmieren alle Einheiten.« Manger wendete sich wieder der Leiche zu und begann die Taschen Melikyans zu durchsuchen, fand jedoch nur Zigaretten, einen Schlüsselbund sowie eine Brieftasche, die er an sich nahm.
Fünfzehn Minuten später wurde der Leichnam von der Gerichtsmedizin abgeholt und Manger bekam erste Informationen von der Polizei: »Der Wagen steht brennend auf dem Georg-Grange-Platz, etwas über einen Kilometer östlich von hier. Die Kennzeichen wurden entfernt. Die Feuerwehr ist im Einsatz. Wir haben bereits die wenigen Anwohner befragt. Es hat keiner was gesehen. Um den Platz herum stehen überwiegend Firmengebäude. Von den Tätern fehlt jede Spur.«
»Ist wohl nichts dran zu machen. Ich hab mir schon gedacht, dass das Profis waren. Schaut mal, ob ihr irgendwelche Spuren findet. Wenn ja, ruft mich bitte sofort an. Ich fahr erst mal wieder nach Meckenheim.«

Labels: ,

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite