'DER SCHMERZ BLEIBT' von H.C. Scherf
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Die Frauen besitzen alle das gleiche Äußere. Doch das ist nicht das einzig Gemeinsame – sie sterben alle einen grausamen Tod.
Der Serienmörder foltert seine Opfer bestialisch, ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen. Er macht den ersten Fehler, als einem Opfer die Flucht aus dem schrecklichen Kerker gelingt. Doch die Ermittler Rita Momsen und Peter Liebig erleben eine tiefe Enttäuschung, als sie auf die Hilfe des Opfers und erste Spuren setzen. Der geheimnisvolle Mörder bleibt nicht nur weiter ein Phantom, sondern wird selbst für sie zur tödlichen Bedrohung.
Der 5. Teil der Thriller-Reihe um das Ermittlerduo Liebig und Momsen.
Anleser:
Bitte, lieber Gott, lass mich endlich sterben.
Sie formte diese Gedanken mit ihren Lippen, während sie den Blick zur Decke dieses modrig riechenden Raumes gerichtet hatte. Über ihr, an der feuchten, von Moos bewachsenen Decke, klebten Armeen von widerlichen Spinnentieren, die nur darauf zu warten schienen, dass sie endlich über Maras totes Fleisch herfallen konnten. Maras irre Gedanken stellten sich bereits vor, wie ihr Körper mit Seide eingehüllt und ihr Blut aus dem Körper gesaugt würde. Einige der kleinen Monster hatten nicht abwarten können, saßen bereits in den tiefen Wunden, die ihr die Bestie in den letzten Wochen zugefügt hatte.
Sie spürte die breiten Sisalgurte an den Armen schon längst nicht mehr, die in ihr Fleisch schnitten und die Blutzirkulation unterbrachen. Mara hatte diesem Umstand sogar etwas Positives abgewinnen können, denn sie ertrug dadurch die Schmerzen besser, die ihr etliche Rattenbisse in den Füßen verursachten. Auch die Kälte, die vor allem nachts tief in ihren fast nackten Körper eindrang, empfand sie längst nicht mehr. Immer und immer wieder richtete sie ihren Blick auf den schmalen Eingang, hinter dem sie wildes Gestrüpp und vergammelnden Müll erkennen konnte, den Anwohner schon vor langer Zeit dort entsorgt hatten. Diese Ruine, unweit des Fulerumer Südwestfriedhofs, war längst in Vergessenheit geraten und für Besucher durch ein Gitter abgesperrt. Ihr Peiniger hatte sich das zunutze gemacht und sie hierher verschleppt. Die Schreie, mit denen sie auf ihr unvorstellbares Leid aufmerksam machen wollte, endeten schon am schmuddeligen Knebel, den ihr dieses Tier in den Mund gestopft hatte. Doch selbst wenn sie hätte frei schreien können, wäre es mehr als fraglich gewesen, ob sie überhaupt von jemandem gehört worden wäre. Bald würde sie genauso tot sein wie dieses Haus. Sie wäre nur noch Geschichte, ein Akteneintrag mehr in einem Polizeibericht. Dabei setzte sie voraus, dass dieser Wahnsinnige jemals gefasst würde. Schließlich trieb er sein Unwesen schon recht lange, was die vielen Körperteile bewiesen, die er schon zuvor geschändet hatte. Mindestens vier bereits mumifizierte Leichen konnte Mara in den Ecken des zumeist dunklen Raumes ausmachen. Dieses Grauen war für sie ein Blick in die eigene Zukunft.
Blick ins Buch (Leseprobe)
Labels: H.C. Scherf
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