10. September 2018

'Amurante: Die Krankheit' von Rico Forwerk

Kindle | Taschenbuch
Monate sind nach den Ereignissen in der Waldhütte vergangen und Kayleigh Bringstine hat es geschafft, sich so etwas wie ein normales Leben aufzubauen. Doch alle Mühen scheinen vergebens, als der Vogelmann in ihre Träume zurückkehrt.

Indes versucht die Polizei von London, eine Reihe von Vermisstenfällen aufzuklären, doch ohne Erfolg. Lediglich der Hinweis einer vorhergehenden Krankheit knüpft eine Verbindung.

So sehr sich Kayleigh auch bemüht: Das Böse scheint sie nach und nach zu infizieren ...

Link zu Band 1: "Amurante: Der Wald"

Leseprobe:
Gelassen blickte Dr. Kramach vom Fenster seiner Praxis auf den kleinen Marktplatz von Alt-Tegel, den eine Vielzahl aus Stühlen und Tischen säumte, die zu den ansässigen Cafés und Restaurants gehörten. Er beobachtete mit leicht amüsierter Miene, wie die Menschen eilig ihre Speisen herunterschlangen und mit fast brutaler Härte das Geld auf den Tisch knallten, nur um zum nächsten, kräftezehrenden Termin zu hetzen. Er selbst sah keine Notwendigkeit darin, sich das Leben schwerzumachen. Wozu auch? Geld kam quasi wie von selbst in die Praxis geflattert, existierten doch weitaus mehr verrückte als normale Menschen in der zivilisierten Welt. Meistens kamen sie schüchtern und gebeugt in die kleine Mansardenwohnung, die der gelernte Psychotherapeut in eine Praxis umfunktioniert hatte, und verrieten ausgiebig alle kleinen Geheimnisse, die jeder mit sich herumschleppte. Sie waren oft tief vergraben und nicht immer von harmloser oder rein kompromittierender Natur. Was ihm in manchen Belangen äußerst zugute kam. Natürlich mochten solche Gedankengänge einen Außenstehenden möglicherweise dazu verleiteten, ihm unehrenhafte Motive zu unterstellen. Doch bei Gott, niemals ließe er einen Patienten im Stich, sollte der höchst unangenehme Fall eintreten, dass er oder sie nicht mehr in der Lage wäre, sich weiter zu öffnen. Er hatte ja schließlich so etwas wie eine Berufsehre und würde den Patienten in so einem Fall einfach an einen anderen, weniger begabten Kollegen weiterreichen.

Zum Anbeginn der letzten freien Stunde schien das blassrötliche Licht des Sonnenuntergangs immer schwächer durch das Sichelfenster im Osten und der Tag begann der warmen Sommernacht Platz zu machen. Nun schaute auch Dr. Kramach etwas unruhig auf die Uhr. Energisch ging er zur Tür in Richtung Empfangszimmer und öffnete diese einen Spaltbreit. Patienten gab es normalerweise um die Uhrzeit keine mehr, weswegen es ihn auch nicht wunderte, dass die Stühle draußen alle leer waren. Nur das monotone Klacken einer Tastatur durchbrach ab und an die Stille und es dauerte auch nicht lange, bis das Knarzen von Fingern auf Plastik vollständig verstummte und der Kopf einer jungen Frau hinter dem Computer hervorlugte. Ihr hellbrauner Haarvorhang verhinderte nicht, ihren lakonischen Blick zu verbergen. Kramach schwor, er sei angeboren.
„Jenny, haben Sie vielleicht eine Nachricht bekommen?“
„Nein, Dr. Kramach. Bisher gab es keine E-Mails, Postkarten oder sonstige Nachrichten. Sie wissen doch, wie sie ist“, sagte Jenny abfällig.
„Ja, und wäre sie nicht so ein einmaliger Patient, würde ich meinen kostbaren Feierabend nicht für die Dame opfern“, schnaubte Dr. Kramach. „Man sollte von einer Frau, die 33 Jahre alt ist, mehr Pünktlichkeit erwarten.“
„Sie sagen es. Auch ich wüsste um diese Uhrzeit etwas weitaus Besseres mit mir anzufangen.“
Unaufgefordert versank der Doktor in schwärmerische Grübeleien. Natürlich hoffte er noch auf ein Auftauchen seiner Patientin, dieses sagenhaft interessanten Subjektes. Aber dafür musste sie auch auftauchen. Vielleicht sollte er bei ihrer Sitzung auf mehr Pünktlichkeit pochen … Was die Erforschung ihrer Seele nur alles mit sich bringen könnte …
„Ist noch etwas, Dr. Kramach?“
Aus den eigenen angenehmen Gedanken gerissen, fand sich Dr. Kramach in der Realität seiner Praxis wieder. Er formte ein Lächeln für Jenny.
„Nein, ich wollte nur noch einmal sichergehen, dass wir hier nicht umsonst warten. Arbeiten Sie erst mal weiter. Sollte sie in fünf Minuten nicht kommen, machen wir einfach Schluss für heute.“ Die betont naiv dreinschauende Brünette nickte und wandte sich erneut ihrer Arbeit zu ...

Im Kindle-Shop: Amurante: Die Krankheit.
Mehr über und von Rico Forwerk auf seiner Facebook-Seite.

Labels: , ,

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite