26. März 2019

'HÜTER DER ANGST' von H.C. Scherf

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
„Du bist stärker als deine Angst!
Sie spürt es und wird nachgeben“


Die geflüsterten Worte sollen Sarah beruhigen, ihre Höhenangst endgültig besiegen.

Ein Psychopath nutzt die Urängste der Menschen, um sie in den Tod zu treiben. Sein perfider Plan geht bei den Schutzbedürftigen einer Selbsthilfegruppe auf, die ihre Phobien bekämpfen möchten.

Wird Peter Liebig, Hauptkommissar im Essener Morddezernat, die Pläne des Wahnsinnigen durchkreuzen können?

Der Täter hinterlässt keine Spuren.

Erst als der erfahrene Beamte in die Hölle des Killers hinabsteigt, entdeckt er dessen Geheimnis. Ein Psychoduell beginnt, das zwei völlig verschiedene Welten aufeinanderprallen lässt.

'Hüter der Angst' ist der erste Band der Thriller-Reihe um das Ermittlerduo Liebig und Momsen. Weitere Bücher von H.C. Scherf auf seiner Autorenseite.

Leseprobe:
Ich habe Angst. Kein Laut durchdrang die Schwärze der Nacht. Selbst die Stimmen der nachtaktiven Tiere waren restlos verstummt. Nur das Pochen ihres Pulses dröhnte in ihren Ohren, als würde jemand darin den Takt auf einer Trommel schlagen. Ein Takt, der anzuschwellen schien. Sie war geneigt, die Hände an den Kopf zu legen, laut zu schreien. Aufhören - lass es bitte aufhören! Doch es war nicht nur die Stille, die Helga Winter lähmte. Ihr gesamter Körper bebte, während sie mit angstgeweiteten Augen auf die ruhig daliegende Fläche des so fürchterlichen Sees starrte. Das Weiß in den Augen ließ ihre braunen Pupillen fast verschwinden. Teile des nahezu mondlosen Sternenhimmels spiegelten sich in dem Wasser, das ihr die Lockrufe zuzurufen schien.
Komm näher – ich warte auf dich. Tu es – es ist doch nur noch ein einziger Schritt.
Doch ihr bebender Körper ließ keine weitere Bewegung zu, hielt sie von dieser allerletzten, entscheidenden Aktion zurück. Der offenstehende Mund war darum bemüht, einen Satz zu formulieren, zu schreien. Nichts. Kein Laut verließ die zitternden Lippen. Stattdessen durchschnitten die leise gesprochenen, fast sanften Worte hinter ihr die Lautlosigkeit wie ein Schwert. Als der Mann zu sprechen begann, entfuhr Helgas Mund lediglich ein fast stummes Stöhnen. Das Zittern verstärkte sich.
»Du darfst jetzt nicht zurückweichen. Es ist deine letzte Chance, es endgültig zu überwinden. Tust du es jetzt nicht, wirst du es für den Rest deines Lebens mit dir herumtragen. Es wird dir helfen, deine Phobie für immer zu überwinden. Wir haben doch schon so oft darüber gesprochen. Hast du das vergessen?«
Helga verkrampfte die Hände zu Fäusten, öffnete und schloss sie wieder, immer schneller werdend. Der Atem kam pfeifend aus ihrem Rachen und verdampfte in kleinen Wolken in der kalten Luft, die über dem See lag.
Niemals werde ich in dieses Wasser springen. Niemals! Ich will hier weg!
Gerne hätte sie es über den See geschrien, doch ihre Stimmbänder versagten. Nur die Gedanken lärmten durch ihren Schädel, wollten ihn sprengen. Aus den Tiefen ihres Bewusstseins drangen wieder seine Worte in sie ein.
»Du hast es dir versprochen, Helga. Weißt du das nicht mehr? Du hast verstanden, dass dieses Wasser dich tragen wird. Du wirst nicht ertrinken, wenn du tust, was ich dir gesagt habe. Du bist stärker als dieser See. Er bedeutet keine Gefahr für dich, weil du gegen ihn kämpfen wirst. Vertraue auf deine gewaltige Kraft. Nur noch dieser eine Schritt.«
Es war genau der Augenblick, in dem Helga glaubte, dass der See sein riesiges, zahnbewehrtes Maul weit aufsperrte, um sie zu verschlingen. Sie spürte diese kleine Berührung kaum, die aber ausreichte, um sie in das kalte Wasser stürzen zu lassen. Nun löste sich endlich ihre Starre. Der Schrei, der ihre angestaute Verzweiflung mit einer Urgewalt herausließ, schallte über die Oberfläche des Sees, der den Leib dieser Frau gierig in sich aufnahm. Vorbei war es mit der Lautlosigkeit der Nacht. Die Wasseroberfläche schäumte, als Helga Winter wild um sich schlug, versuchte, das Gesicht über der Oberfläche zu halten. Mit jedem Atemzug floss gleichzeitig diese dunkle Flüssigkeit in ihre Lungen, brachte sie zum Husten. Die Abstände, in denen sie gurgelnd auftauchte, wurden immer länger.
Ein satanisches Lächeln umspielte den Mund der Person, die einen Schritt näher an das Ufer getreten war. Die Wellen, die sich zuvor noch kreisförmig ausbreiteten, versiegten nun endgültig. Schemenhaft war der absinkende Körper von Helga Winter unter der Oberfläche zu erkennen. Ihre Hand reckte sich wie mahnend zum Himmel, bevor sie völlig in der Tiefe verschwand. Unschuldig lag der See da. So, als wäre nichts geschehen. Nur das Flüstern blieb zurück, als ein Schatten im Dunkel der Nacht verschwand.
»Du hättest es schaffen können. Ja, es wäre vielleicht möglich gewesen.«

Im Kindle-Shop: HÜTER DER ANGST (Liebig/Momsen 1).
Mehr über und von H.C. Scherf auf seiner Facebook-Seite.



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