7. Juli 2021

'Die letzte Prophezeiung des Nostradamus' von Darius Quinn

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Darius Quinn | Band 2
»Es wird passieren – das wissen wir, die Prophezeiung beschreibt es. Keine Ahnung wie, aber dass es geschieht, steht fest. Sofern wir es nicht verhindern …«

Als ein verschollenes Buch mit Prophezeiungen von Nostradamus auftaucht, nimmt eine Kettenreaktion von Katastrophen ihren Lauf, die zum Weltuntergang führen wird. Ausgerechnet Frank Fischer, ein introvertierter Kunsthistoriker, findet sich in einem Wettlauf gegen Zeit und Vorsehung wieder, in dem jeder hinter ihm und seinem Buch her ist. Bei seinen Bemühungen, die Weissagungen rechtzeitig zu deuten, kommt ihm die Guardia in die Quere. Die mächtige Organisation religiöser Fanatiker glaubt, dass Gottes Wille erfüllt werden müsse: Kein Mensch habe das Recht, den Tag des Jüngsten Gerichts aufzuhalten. Gelingt es Fischer, das Schlimmste zu verhindern?

Dieser rasante Techno-Thriller für Fans von Michael Crichton, Dan Brown, M.C. Roberts, R.F. Maclay, Joshua Tree, Alex Lukeman und Ian Caldwell wurde in »Die letzte Prophezeiung des Isaac Newton« fortgesetzt.

Anleser:
Er war tot. Musste es sein. Sein Herz schlug nur noch aus Gewohnheit in seiner Brust. Aber dafür wie wild. Die Einschusslöcher rings um ihn herum starrten ihn anklagend an, als wollten sie ihm zum Vorwurf machen, dass er noch lebte. Dass er wider alle Logik noch atmete.
Die U-Bahn glich einer überdimensionalen Zielscheibe auf dem Schießplatz: löchrig wie ein Schweizer Käse. Keine einzige Fensterscheibe hatte die Attacke überstanden, der Boden war übersät mit Scherben. In den Plastiksitzen klafften Wunden so groß wie Golfbälle.
Der Geschosshagel war schlagartig abgerissen, als der Zug die Station verlassen hatte. Offenbar hatte der Zugführer nichts von der Sache mitbekommen, andere Fahrgäste waren zu dieser späten Stunde glücklicherweise nicht unterwegs.
Frank Fischer sank erschöpft in sich zusammen.
Der Attentäter musste einen Schalldämpfer benutzt haben. Frank hatte erst bemerkt, dass auf ihn geschossen wurde, als der stumme Zeitungsverkäufer an der Treppe zum Bahnsteig unmittelbar neben ihm explodierte.
Nach einer Schrecksekunde war er intuitiv wie von der Tarantel gestochen losgerannt, drei, vier Stufen abwärts auf einmal nehmend. Just in dem Augenblick, als er das Ende der Treppe erreicht hatte, ertönte das schrille Abfahrtsignal der U-Bahn. Vollgepumpt mit Adrenalin, Todesangst im Nacken, sprintete er die letzten Meter bis zum hintersten Wagen. Während die Türen bereits zuschnappten, hechtete er gerade noch hinein. Es war pures Glück, dass Frank dabei über den Boden geschlittert und mit dem Kopf an die gegenüberliegenden Türen geknallt war. So blieb er für einige Augenblicke benommen liegen. Die Kugeln pfiffen über ihn hinweg, ohne ihn auch nur zu streifen. Er spürte, wie sich über seiner linken Schläfe bereits eine Beule bildete. Doch abgesehen von ein paar Prellungen und höllischen Kopfschmerzen war er glimpflich davongekommen.
In was zum Teufel war er da nur hineingeraten? Warum wurde auf ihn geschossen? Er war ein einfacher, bedeutungsloser Museumsangestellter, kein Indiana Jones! Oder war das nur ein Traum? Dann wäre jetzt der perfekte Augenblick, um aufzuwachen. Doch nichts dergleichen geschah, er lag weiterhin auf dem schmutzigen Linoleumboden der U-Bahn.
Stöhnend setzte er sich auf und lehnte sich an die Tür. In seinem Rücken spürte er durch die Einschusslöcher den Fahrtwind. Das Rattern der Räder drang ohrenbetäubend herein, als wolle es seinen Schädel sprengen und dem Schützen zu guter Letzt doch noch Erfolg bescheren.
Aber er hatte keine Zeit, sich zu bedauern. Schon verlangsamte der Zug sein Tempo vor der nächsten Haltestelle. Frank musste entscheiden, was er tun sollte, und zwar schleunigst, auch wenn sein brummender Schädel kaum einen klaren Gedanken zuließ.
War ihm der Schütze vom Restaurant aus gefolgt? Arbeitete er allein oder warteten womöglich Komplizen an dieser und den nächsten Stationen auf Frank? Wäre es besser, noch eine Weile in der U-Bahn zu bleiben, oder sollte er aussteigen und die Polizei alarmieren? Und vor allem: Wer hatte es auf ihn abgesehen und warum? Vermutlich handelte es sich um eine Verwechslung – wobei seine Intuition ihm etwas anderes sagte. Die Wahrscheinlichkeit sprach eher dafür, dass all das etwas mit diesem Buch zu tun hatte … diesem gottverdammten Buch!
Seit 15 Jahren arbeitete er jetzt schon für das Deutsche Historische Museum Berlin und noch nie war ihm etwas passiert, obwohl er oft erst nach Mitternacht mit der U-Bahn nach Hause fuhr. Und nun, keine zwei Tage nachdem er das Buch von dieser obskuren Quelle erworben hatte, fand er sich in einer Schießerei wieder. Wenn das ein Zufall war, fraß er dieses vermaledeite Buch zum Frühstück!
Das schrille Kreischen der Bremsen holte Frank zurück in die Realität. Die Bahn fuhr in die Haltestelle Spittelmarkt ein.
Ächzend wie eine Dampflok stand Frank auf. Jeder Knochen in seinem Körper meldete sich schmerzhaft und ein paar Organe dazu. Vorsichtig spähte er über die Kante der Sitzbank hinaus auf den Bahnsteig.
Niemand zu sehen. Merkwürdig, selbst für 2 Uhr nachts. Schließlich war das hier Berlin! Oder waren die Wartenden beim Anblick des Waggons geflohen?
Er trat ein paar Schritte vor, um auch den vorderen Teil der Station einsehen zu können. Scherben knirschten unter den Sohlen seiner Sneaker, über die sich sein Chef und die Kollegen zu echauffieren pflegten.
Keine Menschenseele war zu sehen. Gut so.
Der Zug setzte seine Fahrt fort, ohne dass jemand ein- oder ausgestiegen wäre. Seltsam, war Berlin plötzlich eine Geisterstadt geworden und das alles nur ein Traum? In jedem Fall war er dankbar dafür, verschaffte ihm dieser Umstand doch ein, zwei Minuten Bedenkzeit bis zur nächsten Haltestelle. Er musste jetzt Ruhe bewahren, logisch denken, sich vor überstürzten Entscheidungen hüten.
Wenn er davon ausging, dass all dies mit dem Buch zusammenhing, wäre es überhaupt sinnvoll, die Polizei zu alarmieren? Was würde das bringen? Wenn er wenigstens eine Täterbeschreibung hätte abgeben können … aber das Einzige, was er gesehen hatte, war ein Schatten. Groß? Klein? – Keine Ahnung! Er konnte nicht einmal sagen, ob es sich bei seinem Verfolger um einen Mann oder eine Frau handelte. Die Beamten würden ihm tausend Fragen stellen, nicht zuletzt bezüglich des Motivs, und dann wäre er gezwungen, die Existenz des mysteriösen Buches preiszugeben. Spätestens ab diesem Punkt würde sich die Presse für den Vorfall interessieren und alles würde ans Tageslicht gebracht. Wenn die Behörden das Buch konfiszierten und den Inhalt öffentlich machen, sei es auch nur in Auszügen, dann wäre er geliefert. Sein Chef würde ihm den Kopf abreißen, vielleicht sogar kündigen – ganz gleich, ob er etwas dafürkonnte oder nicht. Alles, wofür er in den letzten Jahren gearbeitet hatte, wäre vergeblich gewesen. Wenn wenigstens die leiseste Chance bestehen würde, den Täter zu fassen, wäre dieser Weg möglicherweise der richtige. Aber so? Nur Nachteile, keinerlei Vorteile – das schien ihm keine gute Wahl zu sein. Und einen Leibwächter würde man ihm wohl kaum zur Seite stellen, weder die Polizei noch das Museum.
Vorsichtig fegte Frank die Scherben von einem der wenigen Sitze, die wie durch ein Wunder unbeschädigt geblieben waren, und ließ sich mit einem Seufzer darauf fallen. Mit der Hand ertastete er das Büchlein in der Innentasche seiner Windjacke. Es lag ihm wortwörtlich am Herzen. Trotzdem: Hätte er nur die Finger davongelassen!

Blick ins Buch (Leseprobe)

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