29. Februar 2016

'Mordsgewitter' von Sophie Lamé

Während ein gewaltiges Gewitter über Paris niedergeht, wird in einem Haus im 20. Arrondissement der Stadt eine Leiche entdeckt. Merkwürdigerweise scheint der Mord niemanden zu erschüttern. Am wenigsten den aalglatten Unternehmensberater und Hauseigentümer - schwerreich und treibende Kraft in einem Sanierungsprojekt des Belleville-Viertels. Doch er bleibt nicht der einzige Verdächtige. Kommissarin de Belfort und ihr Team der Brigade Criminelle verfolgen vielversprechende Spuren. Und dann passiert etwas, das niemand für möglich gehalten hätte …

Sophie Lamé verknüpft die spannende Handlung mit Humor und ideenreichen Dialogen und würzt auch ihren zweiten Paris-Krimi mit einer guten Portion Lokalkolorit.

Gleich lesen: Mordsgewitter: Paris-Krimi


Leseprobe:
„Sie wollen mir drohen? Ernsthaft?“
Christophe Dechanets schallendes Lachen hallte durchs Treppenhaus. „Das ist köstlich, ich bin lange nicht mehr so hervorragend unterhalten worden!“
Der gutaussehende und perfekt gekleidete Mann zog ein blütenweißes Taschentuch aus seinem maßgeschneiderten Blazer und tupfte sich theatralisch die Augen. „Dass man mich von meinem hohen Ross stürzen wird, das hat nun wirklich noch niemand zu mir gesagt! Herrlich, Madame Ribeiro! Sie haben Ihren Beruf verfehlt, Sie geben eine erstklassige Komödiantin ab. Meinen Respekt! Bravo!“ Er deutete einen Applaus an und versenkte sein Tüchlein immer noch kichernd wieder in seiner Jacke. „Ich verstehe jedoch nicht, warum Sie sich so aufblasen? Etwa, weil Sie sich nicht damit abfinden können, dass ich das Haus saniere und damit dazu beitrage, dass Belleville endlich zu einem attraktiven Viertel wird? Freuen Sie sich doch einfach darüber, Madame. Zum ersten Mal in Ihrem Leben werden Sie von Luxus umgeben sein, denken Sie nur!“
Maria Ribeiro ließ sich ihre Wut nicht anmerken. Es war klar, dass Dechanet sie demütigen wollte, indem er sie lächerlich machte.
„Sparen Sie sich Ihren Hohn. Sie wissen genau, dass ich rein gar nichts von Ihrem schillernden neuen Belleville haben werde, weil ich nämlich hier wegziehen muss, wenn meine Miete fünfmal so hoch ist. Ganz zu schweigen davon, dass Sie mich als Concierge entsorgen. Aber ich warne Sie, unterschätzen Sie mich nicht! Ich bin eine stolze Portugiesin und außerdem kenne ich meine Rechte. Wir leben nicht mehr im achtzehnten Jahrhundert. Sie können mich nicht einfach wegwerfen wie einen ausgedienten Besen und mich durch eine Gegensprechanlage und eine monatlich einfallende Putzkolonne ersetzen. Ich arbeite schon mein halbes Leben in diesem Haus und ich lasse mich nicht vertreiben. Nicht aus meiner Wohnung und nicht aus meinem Job. Und schon gar nicht von Ihnen!“
Maria Ribeiro sah aus, als wolle sie gleich ausspucken und auch ihrem Gegenüber schien dieser Gedanke nicht abwegig, denn Dechanet trat einen Schritt zurück. Mit der Hacke stieß er an die Tür des Appartements, in dem sich sein Büro befand. „Das haben wir doch nun schon oft genug durchgekaut, Madame.“ Er sprach jetzt, als habe er es mit einem störrischen Kind zu tun. „Die Zeichen stehen eben auf Veränderung.“ Der süffisante Ton des Hausbesitzers drang wie klebriger Schleim in Maria Ribeiros Ohren. „Paris ist eine teure Stadt, und ich bin schließlich keine Sozialstation. Können Sie sich überhaupt vorstellen, was es mich kostet, dieses Gebäude zu unterhalten? Inklusive einer Concierge? Ach, natürlich können Sie das nicht. Wie sollten Sie auch, in Ihrer beneidenswerten Ahnungslosigkeit. Schön, wenn man so naiv sein darf und die alltäglichen Sorgen die Suche nach dem wöchentlichen Sonderangebot für Chlorreiniger nicht übersteigen.“
Hinter ihrem Rücken ballte Maria Ribeiro die Faust, als wollte sie etwas darin zerquetschen. Sie unterdrückte den Impuls, einen Schritt zurückzutreten vor diesem unangenehmen Menschen, doch gleich hinter ihr begannen sich die Stufen nach unten zu winden und sie hatte nicht vor, sich in eine Position zu begeben, in der Dechanet auf sie herabblickte. Aus einer der Wohnungen im Haus drangen Fetzen klassischer Musik an ihr Ohr. Sein Gesicht war ganz nah an ihrem, als er weitersprach.
„Meinen Sie nicht auch, dass die Menschen, die es in ihrem Leben zu etwas gebracht haben, die Möglichkeit bekommen sollten, im Zentrum der Stadt zu wohnen? In einem Appartement, das überdies ihren gehobenen Ansprüchen genügt? Und ist es nicht andererseits ungerecht, dass dieser kostbare Wohnraum nicht zur Verfügung steht, weil einige unbelehrbare Bürger nicht wahrhaben wollen, dass sie schlicht zu wenig Geld auf dem Konto haben, um sich weiter in Paris breitzumachen? Für die gibt es schließlich jede Menge passende Wohnungen anderswo. In den Vorstädten zum Beispiel. Das ist nun einmal der Lauf der Dinge, ich sagte es bereits.“ Dechanet machte ein angewidertes Gesicht. „Im Leben nichts erreichen, aber Luxus beanspruchen. Wie ich diese Sozialschmarotzer hasse.“
Maria Ribeiro stieß ein ungläubiges Lachen aus. Dieser arrogante Kerl meinte tatsächlich ernst, was er da von sich gab. Er hielt Menschen wie sie, die weder mit einem goldenen Löffel im Mund geboren waren, noch jemals die Möglichkeit gehabt hatten, zu studieren oder Geld anzuhäufen, für Schmarotzer. Einfache Leute, die sich abrackerten und für andere den Dreck wegmachten, um ihre Miete bezahlen zu können. Sie schüttelte den Kopf angesichts des lächerlichen Versuchs dieses Ekels, sein Vorhaben zu rechtfertigen.
Von der Rue Sorbier drangen gedämpfte Geräusche in den zweiten Stock hinauf und ließen die feindselige Stille zwischen den Streithähnen noch deutlicher werden.

Im Kindle-Shop: Mordsgewitter: Paris-Krimi

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26. Februar 2016

'Der magische Feuerring' von Sabine Kalkowski

Araquitar ist ein friedliches Land. Seine Bewohner leben in Frieden und Harmonie miteinander. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Von zwei Seiten droht schreckliche Gefahr. Der Untergang steht bevor. Nur ein Quitadar kann mithilfe des magischen Feuerrings das Unheil abwenden. Und so beginnt die verzweifelte Suche nach einem Retter für Araquitar ...

'Der magische Feuerring' ist ein Fantasyroman über den Mut, sich einem schrecklichen Schicksal entgegenzustellen.

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Für Kindle: "Der magische Feuerring" bei Amazon

Leseprobe:
Spiegelbilder

Langsam erlosch das Leuchten im Spiegel und mit ihm die Bilder. Aramar starrte noch lange Zeit auf die nun blinde Oberfläche des Spiegels, der alles sieht. Er sah nur noch sein eigenes, leicht verzerrtes Spiegelbild. Die weißen, in den letzten Jahren deutlich dünner gewordenen Haare fielen ihm ins Gesicht und verschmolzen mit seinem Bart, den er jeden Morgen sorgfältig in Form brachte. Seine blauen, mit der Zeit blasser gewordenen Augen starrten ihm entgegen. Sorgen ließen die Falten in seinem Gesicht noch tiefer werden. Er nahm den Ratssaal, in dem der Spiegel stand, nicht mehr wahr. Seine Gedanken wanderten durch die letzten Wochen.
Die Schneefälle hatten so ziemlich alle Aktivitäten in Araquitar zum Erliegen gebracht. Es waren die heftigsten und am längsten anhaltenden Schneefälle seit fünfzig Jahren gewesen. Was für ein Glück. Durch sie würden die Pässe länger als normal unpassierbar sein. Sie hatten den Araquitanern noch ein wenig Zeit verschafft, um sich für den Überfall der Godronen zu wappnen.
Sarison hatte sich weitgehend in seinen Gemächern aufgehalten und war nur selten zu den Ratssitzungen erschienen. Nicht, dass sie seine Abwesenheit bedauert hätten. Doch Aramar machte sich Sorgen, dass Sarison in seinem stillen Kämmerlein etwas ausbrütete. Er hatte lieber ein Auge auf ihn.
Seit zwei Wochen hatte es nicht mehr geschneit und die Temperaturen waren spürbar milder geworden. Sarison war gestern wieder aufgebrochen, um seine Suche fortzusetzen und der Hauptmann Amar begleitete ihn diesmal. Ein kühler Windhauch strich durch das Zimmer und ließ Aramar frösteln. Leise Schritte erklangen hinter seinem Rücken. Er drehte sich zu Asa um, die gerade ein Tablett mit einer Kanne dampfenden Tees auf dem kleinen Tisch an der Wand abstellte. Naserümpfend ging sie an Aramar vorbei und riss beide Fenster auf, durch die man einen Blick auf den Universitätsgarten hatte. Im Moment war er nur ein Schatten seiner selbst. Kahle Bäume säumten die breiten Wege und die im Sommer vor bunten Blüten beinahe platzenden Beete waren braun und lagen brach. Leise vor sich hinmurmelnd, begann Asa die Stühle um den erloschenen Spiegel zurechtzurücken und die leer getrunkenen Becher von den Beistelltischen zu sammeln. Während frische Luft in den muffigen Ratssaal strömte, sah Aramar lächelnd Asa dabei zu, wie sie geschäftig durch das Zimmer eilte, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. In ihrer Gegenwart konnte er immer vergessen, welche Verantwortung auf ihm lastete und sich als einfacher, normaler Mensch fühlen.
Asa begann nun die Möbel abzustauben und als sie sich energisch dem Spiegel zuwandte, unterbrach Aramar sie mit einem bestimmten:
„Es reicht, Asa!“
Asa stemmte eine Faust in die rundliche Hüfte und sah Aramar ärgerlich an.
„Bitte, wenn der Rat im Schmutz tagen soll!“
Beleidigt ging sie zum kleinen Tisch an der Wand, nahm das Tablett auf und sagte über die Schulter:
„Der Tee ist fertig!“
Mit einem letzten Stirnrunzeln verschwand sie aus dem Ratssaal. So wie der Duft des Tees verschwand, so kamen die Sorgen zurück. Aramar trat wieder an den Spiegel und strich mit der Hand darüber, als könne er die verstörenden Bilder, die er darin gesehen hatte, einfach wegwischen.
„Aramar! Der Tee wird kalt!“
Aramar seufzte. Was war nur aus dem schüchternen, folgsamen Mädchen geworden, das er einst zur Frau genommen hatte. Asa erschien in der Tür, die Faust wieder in die Hüfte gestemmt.
„Schweig, Weib! Ich komme, wann es mir beliebt!“
Asa verschwand mit Zornesfalten auf der Stirn und begann in dem Nachbarzimmer laut mit dem Geschirr zu klappern.
Noch einmal strich Aramar mit der Hand über den Spiegel und dieser begann in der Tiefe zu glühen. Aramar hielt die Luft an. Nur einmal im Monat erglühte der Spiegel und auch nur, wenn der Rat gemeinsam die Zauberformel sprach. Was hatte das zu bedeuten? Aramar beugte sich über den Spiegel. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug und sein Atem sich beschleunigte. Langsam stiegen Bilder an die Oberfläche. Schneebedeckte Berge, Männer auf zotteligen Ponys, Zeltlager auf den Hochebenen des Quitar-Gebirges, nahe der Pässe, die nach Araquitar führten. Aramar runzelte die Stirn. Dies alles hatte ihnen der Spiegel bereits in der Sitzung gezeigt. Aramar richtete sich auf und schüttelte langsam den Kopf. Das ergab keinen Sinn. Was wollte der Spiegel ihm nur sagen?
Lautes Geschirrgeklapper drang aus dem Nebenzimmer. Ärgerlich wollte sich Aramar zur Tür wenden und Asa erneut zurechtweisen, als er im Augenwinkel bemerkte, dass sich die Bilder im Spiegel änderten. Alles verschwamm. Nebelschwaden trieben durch das Bild und langsam tauchte ein Segel auf, dann noch eins und dann ein weiteres. Eine ganze Flotte bewegte sich auf Araquitar zu. Aramars Herz schien auszusetzen. Das Symbol auf den Segeln kannte er aus Legenden, die noch weiter in die Vergangenheit reichten als die Geschichten über die Godronen. Moraner! Wenn es noch etwas Schlimmeres gab als die Godronen, dann waren es die Moraner. Trotz der kühlen Luft, die durch die Fenster strömte, begann Aramar heftig zu schwitzen. Sein Herz pochte schmerzhaft schnell in seiner Brust.
„Asa!“
Aramars Stimme überschlug sich.
„Asa!“
Asa erschien mit einem verärgerten Stirnrunzeln im Türrahmen. Als sie Aramars entsetzten Gesichtsausdruck sah, erbleichte sie. Dann bemerkte sie, dass der Spiegel wieder Bilder zeigte und ihre Augen weiteten sich erschrocken.
„Hol den Rat zusammen, Asa. Schnell!“

Im Kindle-Shop: Der magische Feuerring

Mehr über und von Sabine Kalkowski auf ihrer Website.

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'Die Tränen der Hexen' von Uwe Grießmann

Goslar 1499. In einer Mine am Rammelsberg stürzt ein Stollen ein und begräbt viele Bergarbeiter unter sich. Die Wasserträgerin Gerlinde wird beschuldigt, durch Hexerei für den Einsturz verantwortlich zu sein. Sie wird in den Hexenturm gesperrt, und der Dominikanermönch Henricus Institoris wird zur Aufklärung des Falles nach Goslar bestellt. Er kennt sich aus mit Hexen, hat schon vielen den Prozess gemacht und ein Hexengesetzbuch geschrieben, den Hexenhammer, ein sehr begehrtes Buch.

Der angesehene Goslarer Buchdruckermeister Wilhelm Wehrstett erhält von Henricus Institoris den Auftrag, den Hexenhammer nachzudrucken. Doch Wehrstett hadert, denn dieses Buch bringt nur Tod und Verderben. Wenn er es aber nicht druckt, muss er dann nicht befürchten, dass Institoris sich an Wehrstetts Frau rächt?

In Goslar findet eine regelrechte Hexenjagd statt. Jede gefolterte »Hexe« beschuldigt andere der Teufelsbuhlschaft. Kann Wehrstett diesen Wahnsinn aufhalten, oder wird seine eigene Frau auf dem Scheiterhaufen hingerichtet?

Gleich lesen: Die Tränen der Hexen: Historischer Roman aus dem Harz

Leseprobe:
Im Kindle-Shop: Eingerahmt wurde die Kaiserpfalz von mächtigen Gebäuden. Da waren die beiden Wohnstätten der Weltgeistlichen, die Kurie der Ritter zu Herlinberg und die Kurie der Bruderschaft derer von Steinberg. Dann standen dort die Kapellen Sankt Ulrich und die Liebfrauenkapelle der Aula Regia, das Kaiserhaus und der Dom.
Der Kaiserbleek, der zentrale Platz zwischen all den Bauwerken, war seit geraumer Zeit schon überfüllt. Die Bürger Goslars wollten die angekündigte Predigt des Dominikaners und Inquisitors Doktor Henricus Institoris hören. Doch sie gelangten nicht in den Dom, der schier aus allen Angeln barst. Es dauerte eine Zeitlang, bis die letzten das begriffen, noch etwas länger, bis sie sich damit abgefunden hatten. Murrend und schimpfend drängten sie von der Pfalz Richtung Marktkirche, nach Sankt Jakobi oder zur Stephanikirche. Irgendwo würden sie schon noch ein Plätzchen finden, wo sie die heilige Messe besuchen konnten.
Diejenigen, die es in den Dom geschafft hatten,rangen dicht gedrängt nach Luft. Die vielen ungewaschenen Körper verströmten in der Enge einen intensiven säuerlichen Geruch. Kaum ein Geräusch war zu hören, außer dem monotonen Singsang des Gebets, das gerade gesprochen wurde. Abgetrennt vom gemeinen Volk saßen die Kleriker erhöht im Chorgestühl. Nur der Bischofssitz war leer. Denn Bischof Berthold von Klauenberg stand mit dem Rücken zur Gemeinde vor dem Hauptaltar, mit ausgebreiteten, erhobenen Armen, und betete auf Latein, welches die Sprache für den gesamten Gottesdienst war. Er nuschelte das Glaubensbekenntnis, als sollten auch die Lateinkundigen ihn nicht verstehen.
»Credo in unum Deum,
Patrem omnipotentem,
factorem caeli et terrae,
visibilium omnium et invisibilium.«
Henricus Institoris sah sich um. In dem überfüllten Dom, der Simon und Judas, nicht gerade seinen Lieblingsheiligen, geweiht war, drängten sich die Menschen dicht aneinander, um der Sacra Liturgia, der heiligen Messe beizuwohnen. Er selbst hatte noch keinen Ton gesagt, das Beten überließ er den Priestern. Acht an der Zahl saßen an seiner Seite. Er dachte kurz an die Predigt, die er nach dem Nicänischen Glaubensbekenntnis halten wollte.
»Et in unum Dominum Iesum Christum,
Filium Dei unigenitum,
et ex Patre natum ante omnia saecula.
Deum de Deo, Lumen de Lumine,
Deum verum de Deo vero,
genitum non factum,
consubstantialem Patri;
per quem omnia facta sunt.«
Institoris bereitete sich nicht besonders gründlich vor. Diese Predigt hatte er schon so oft gehalten, dass er sie im Schlaf hätte vortragen können. So entging seinen Augen nichts. Wachsam ließ er den Blick über die Köpfe wandern, um die Heuchler und Ketzer, die Spione Satans ausfindig zu machen.
»Qui propter nos homines
et propter nostram salutem
descendit de caelis.
Et incarnatus est
de Spiritu Sancto ex Maria Virgine,
et homo factus est.«
So betete der Bischof den monotonen Singsang fort. Nur wenige der Kirchenbesucher sprachen mit, noch weniger verstanden, was sie sagten.
Da, diese Frau dort! Die, die neben dem hochgewachsenen Mann mit der Glatze. Die, da war Institoris sich sicher, die hatte den bösen Blick. Sollte er etwa schon die zweite, wenn man die Wamst mitzählte, sogar die dritte Hexe gefunden haben?
»Crucifixus etiam pro nobis sub Pontio Pilato,
passus et sepultus est,
et resurrexit tertia die,
secundum Scripturas,
et ascendit in caelum,
sedet ad dexteram Patris. Et iterum venturus est cum gloria,
iudicare vivos et mortuos,
cuius regni non erit finis.«
Institoris fixierte das Weib, bevor er sich an den Priester auf dem Nachbarstuhl wandte. Erflüsterte: »Siehst du den großen Kerl neben der ersten Säule zur Linken? Den mit der Glatze?«
»Das ist der Wollenweber Joseph Kleffer«, antwortete der Gottesmann.
»Ah. Ist die im dunklen Gewand daneben sein Weib?«, fragte der Inquisitor und lehnte sich zurück.
»Richtig. Das ist Julia Kleffer, des Wollenwebers Frau.«
»Et in Spiritum Sanctum,
Dominum et vivificantem,
qui ex Patre procedit.
Qui cum Patre et Filio
simul adoratur et conglorificatur:
qui locutus est per prophetas.«
Institoris verzog den Mund zu einem säuerlichen Grinsen. Ganz sicher würde er dessen Frau einer genaueren Betrachtung unterziehen. Den fragenden Blick des Nachbarn ließ er unbeantwortet.
»Et unam, sanctam, catholicam
et apostolicam Ecclesiam.
Confiteor unum baptisma
in remissionem peccatorum.«
Und da! Oder die andere? Institoris schauderte. Drei hatte er schon entdeckt. Drei, die infrage kamen, im Pakt mit Satan zu stehen.
Seit wie vielen Jahren machte er jetzt schon Jagd auf die Teufelsbrut? Im Jahr des Herrn 1482 war er zum Prior des Klosters Sylo im elsässischen Schlettstadt berufen worden. Kurz darauf wurde er zu einem Hexenprozess nach Ravensburg gerufen. Dort gelang es ihm, die ersten zwei vermaledeiten Unholdinnen auf den Scheiterhaufen zu bringen. Nach diesem Erfolg beorderte man ihn immer häufiger dorthin, wo es Probleme mit dieser Brut gab. Seit siebzehn langen Jahren reiste er bereits durch die Lande und führte dieses aufreibende Leben, im Kampf gegen Ketzer, Satansanbeter und Hexen.

Im Kindle-Shop: Die Tränen der Hexen: Historischer Roman aus dem Harz

Mehr über und von Uwe Grießmann auf seiner Website.

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25. Februar 2016

'Alles auf Anfang: Mein Leben nach dem Schlaganfall' von Benjamin Weiter

Dieser Moment, nach dem nichts mehr ist, wie es war. – So einen Moment erlebte Benjamin Weiter, Autor des Buches „Alles auf Anfang“, als er im Alter von nur 27 Jahren einen Schlaganfall erlitt.

Zwar sind über 80 Prozent aller Schlaganfallpatienten über 60 Jahre alt, doch zu fünf bis zehn Prozent sind Menschen betroffen, die unter 50 Jahre alt sind. Sogar Neugeborene können einen Schlaganfall erleiden. Es kann also jeden treffen. Ungefähr 70 Prozent der Betroffenen überleben den Schlaganfall, Männer etwas häufiger als Frauen. Was dann folgt, ist ein langer, oft qualvoller Weg der Rehabilitation.

Benjamin Weiter ist diesen Weg gegangen. Fortschritte wechselten sich ab mit Rückschritten und Stillstand. Was ihm immer blieb, waren Mut und Hoffnung. Und wenn es nur ein kleiner Hoffnungsschimmer war, der ihn antrieb, weiterzumachen. Aufgeben, das war jedenfalls keine Option. Und so beschreibt er in seinem Buch „Alles auf Anfang – Mein Leben nach dem Schlaganfall“, wie er sich Schritt für Schritt wieder ins Leben kämpfte. Und wie er selber schreibt: Oft waren es nur Babyschritte. Aber auch die führen zum Ziel.

Gleich lesen: Alles auf Anfang: Mein Leben nach dem Schlaganfall

Leseprobe:
Der Schock

Es vergingen drei Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Abends saß ich in meinem Zimmer vor dem PC, und nebenbei lief der Fernseher. Auf einmal fühlte sich mein Kopf ganz ungewohnt an, daher ging ich lieber ins Bett und machte vorher noch den PC aus.
Als ich versuchte, auch den Monitor auszuschalten, war es mir nicht möglich, meinen linken Finger zu bewegen. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, benutzte einfach die rechte Hand und machte so den Monitor aus. Als ich dann von meinem Stuhl aufstand und zum Bett ging, fiel ich kerzengerade zu Boden. Als ich auf dem Boden lag, fluchte ich so vor mich hin und fragte mich, was das wohl sollte. Nach ein paar Minuten versuchte ich dann aufzustehen, doch bewegte mich nur noch kriechend auf dem Boden. Ich kann nicht sagen warum, aber in diesem Moment kam mir ein klassischer Western in den Sinn, wie ein Cowboy angeschossen wird und hinter einen Felsen kriecht. Nun versuchte ich, irgendwie wieder aufzustehen. Nach etlichen Versuchen fand ich tatsächlich einen Weg auf meinen Stuhl und machte wieder eine kurze Pause. Mittlerweile ging es mir immer schlechter, daher sammelte ich meine Kräfte, ging wieder in Richtung Bett und fiel diesmal direkt gegen meinen Kleiderschrank.
Meine Eltern schauten gerade im Wohnzimmer einen Film und hörten den Krach. Meine Mutter wollte mal nachsehen, was ihr Sohn so Wildes trieb. Als sie die Zimmertür öffnete, fand sie mich, wie ich halb im Kleiderschrank, halb auf dem Boden lag. Sekunden später stand mein Vater neben mir und legte mich ins Bett. Danach verfolgte ich noch ein Telefonat mit einem Notarzt und dass ich schnellstens ins Krankenhaus müsste. Nicht schon wieder ins Krankenhaus, versuchte ich noch zu meinen Eltern zu sagen, allerdings lallte ich wie nach zehn Bier.
Danach hatte ich kein Zeitgefühl mehr, versuchte zu schlafen; irgendwann saß ein Notarzt neben mir. Nach ein paar kurzen Tests legten er und seine Helfer mich auf eine Trage und schnallten mich fest. Das Treppenhaus unserer Wohnung war nicht unbedingt für größere Gegenstände gebaut, daher brauchte es einige Versuche, bis ich mit der Trage nach unten kam. Mit Blaulicht ging es dann ins Krankenhaus. Während der Fahrt bat mich der Notarzt meinen linken Arm zu bewegen, aber ich konnte es nicht. Erst da wurde mir bewusst: Ich hatte einen Schlaganfall!

Im Kindle-Shop: Alles auf Anfang: Mein Leben nach dem Schlaganfall. Basierend auf einer wahren Lebensgeschichte

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24. Februar 2016

"Sie wollen doch betrogen werden!" von Michael Aulfinger

Es ist die wahre Geschichte über einen jungen Mann, der sich mit kleineren Diebstählen und Betrügereien durch das Leben schlägt. Doch nirgends findet er ein wahres Heim, welches ihm Halt und Liebe gibt. Harry baut sich eine eigene Welt auf, und lebt in seinem eigenen Rechtssystem, in dessen Gebilde er niemals die Schuld bei sich selber sucht. Durch seine unscheinbare und äußerst nette Erscheinung erschleicht er sich das Vertrauen von Freunden und Bekannten. Doch im Laufe ihrer Freundschaft nützt er sie immer wieder aus.

Er lernt auch Sabine - die Liebe seines Lebens - im Zug kennen, doch auch sie belügt er indem er sich ihr als Student ausgibt, und ihr seine Lebensgeschichte erzählt, die ausschließlich seiner Phantasie entsprang. Zu seinem Repertoire gehört Unterschriften fälschen, EC-Kartenbetrug, Einbrüche und verschiedene Arten des Betruges. Er mietet sich in Pensionen ein, die er niemals bezahlen wird, weil er sich rechtzeitig absetzt. Doch dann holt ihm sein Leben ein.

Gleich lesen:
Für Kindle: Sie wollen doch betrogen werden! Erlebnisse eines jungen Betrügers
Für Tolino: Buch bei Thalia

Leseprobe:
Da Sabine mehr mit einem schönen Körper, als mit einem ausgeprägtem Geiste gesegnet war, und das nötige Misstrauen vermissen ließ, glaubte sie ihm sofort seine Münchhausengeschichten. Er log das blaue vom Himmel herunter, und war so überzeugend, daß er bald selber an die Geschichten glaubte, die voll und ganz seiner Phantasie entsprungen waren.
„Finde ich ja toll, daß du Psychologie studierst. In welchem Semester bist du denn, und wie kommst du denn dazu?“
Sabine beugte sich bei der Frage interessiert nach vorne, wobei Harry einen ausgezeichneten Blick auf ihren Ausschnitt hatte. Für einen Moment war er durch den Anblick verwirrt, aber er fing sich, und bekam sein Testosteron wieder in den Griff. Er lockerte seinen Blick von dieser Aussicht, und wandte sich dem Gesicht seines Gegenübers zu, das ihm besonders gut gefiel. Sie hatte etwas Engelhaftes an sich für ihn. Doch jetzt konzentrierte er sich wieder auf seine Lügenpyramide, sodass sie nicht einstürzen konnte.
„Weißt Du“, er lehnte sich entspannter zurück und lächelte sie an „es ist ganz einfach zu erklären, wie ich zur Psychologie komme. Mein Vater ist seit vielen Jahren Psychologe im Jugendgefängnis und erstellt Gutachten über straffällige Jugendliche, und gibt so seine Meinung bekannt, ob sie rehabilitiert sind, und vorzeitig auf Bewährung entlassen werden können. Ich war als Jugendlicher oft bei der Arbeit meines Vaters dabei, und es hat mich immer interessiert mit solch von dem rechten Weg abgekommen zu arbeiten, und ihnen zu helfen. Viele haben ja sonst keinen. So hab ich schon einigen Verhandlungen beigewohnt. Außerdem bin ich im zweiten Semester.“
Er räusperte sich, um etwas Zeit zu gewinnen, und nachzudenken und seiner Geschichte noch eine besondere Note zu geben.
„Jetzt bin ich auf dem Weg nach Lüneburg, wo ich studiere. Morgen habe ich wieder eine Vorlesung über das Thema Gewalt unter Jugendlichen. Ein interessantes Thema. Man ahnt gar nicht welche Brisanz darin steckt. Wie kommt es dazu, daß es so viele Jugendliche Gewalt gibt? Diese und andere Fragen werden dort ausführlich von den Professoren vorgetragen, und von den Studenten erarbeitet, in Arbeitsgruppen aber auch alleine.
Jetzt komme ich gerade aus Aachen, wo mein großer Bruder Berufsschullehrer ist. Hat dort ein großes Haus, eine tolle Hütte. Die letzten Tage hab ich mit meinen zwei Neffen gespielt. Es sind zwei süße Racker, zwei und vier Jahre alt. Aber jetzt sind die kurzen Ferien für mich wieder vorbei, und die Uni ruft.“
Bei den letzten Worten schlug er leicht mit der rechten flachen Hand auf den oberen Teil seines Rucksacks, den er fast immer dabei hatte, um seinen Worten Nachdruck zu geben. Er lächelte und erkannte gleich, daß er bei Sabine leichtes Spiel haben werde, denn so wie sie zurück lächelte wähnte er sich schon als Sieger. Sie hatte jedes Wort geglaubt, und hing fasziniert an seinen Lippen, die unmerklich vor Erregung bebten. Ihr blondes langes Haar war nach vorne gefallen, und gab ihr für einen Augenblick das Flair eines Vamps. Harry war gefangen von ihr, und wollte diese Gelegenheit nicht ungenutzt vergehen lassen. Kurz kreisten seine Gedanken noch mal nach Nordhorn zu Ramona, und schon war diese Episode seines Lebens Geschichte.
„Wir können uns ja mal treffen. Was hältst du von Kino?“ Er ging aufs Ganze, und hatte auch eine Absage eingeplant. Die nächste Sekunde entscheidet.
„Gerne, würde mich freuen. Was wollen wir denn ansehen?“
Diese zwei Sätze ließen sein Herz höher schlagen. Für einen Augenblick hatte er seine Psychologiegeschichte vollkommen vergessen, und war einfach nur glücklich, wie noch nie in seinem Leben. Dieses Gefühl hatte er noch nie kennen gelernt. Auch bei Ramona in den letzten drei Wochen nicht. Jetzt wollte er aber auch die schönen Seiten des Lebens genießen.

Im Kindle-Shop: Sie wollen doch betrogen werden! Erlebnisse eines jungen Betrügers
Für Tolino: Buch bei Thalia

Mehr über und von Michael Aulfinger auf seiner Amazon-Autorenseite.

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23. Februar 2016

'Butterfliegen im Bauch' von Silke Heichel

Lara ist 17 und hätte so gern einen Freund. Aber außer Elias scheint kein Typ für sie in Sicht zu sein. Blöderweise ist sie in ihn überhaupt nicht verliebt und so ganz ohne Gefühl bringt das alles nichts. Oder?

Als sie Jonas begegnet, tanzen die Butterfliegen wie verrückt in ihrem Bauch. Aber Jonas ist schon 21 und kämpft mit Problemen, von denen sie nicht einmal etwas ahnt. Manchmal taucht er einfach ab und ist tagelang nicht zu erreichen. Außerdem ist sie sich sicher, dass ihre Eltern die Beziehung niemals akzeptieren würden, zumal sie sich ihren Wunschschwiegersohn Elias schon längst auserkoren haben.

Hat Laras Liebe zu Jonas unter diesen Umständen überhaupt eine Chance?

Gleich lesen: "Butterfliegen im Bauch" bei Amazon

Leseprobe:
„Blöde Kuh! Ich geh‘ zuerst ins Bad!“
„Oh nein, das wirst du nicht!“, schallt es hinterher. Die Tür knallt ins Schloss, der Schlüssel wird gedreht und Melissa hämmert mit Fäusten auf das Holz ein, das am allerwenigsten etwas für den Geschwisterzoff kann. „Du elender Giftzwerg! Komm aus dem Bad raus!“
Ich sitze auf dem Bett meiner besten Freundin, sozusagen in der Loge – der idealen Position, um alles mit anzusehen.
„Ich denk’ nicht dran! Immer besetzt du stundenlang das Bad! Wozu eigentlich? An deiner Visage kannst du eh nichts ändern. Dein ganzer Schönheitskram hilft da auch nicht“, schreit Leon zurück.
„Warte, bis du rauskommst! Dann kannst du was erleben!“, droht Melissa. „Du rücksichtsloser Krötenkopf, du Sumpfmolch, du kleiner …“ Sie bricht ab. Wasser läuft, Leon duscht.
Stöhnend dreht sie sich um und kommt ins Zimmer gestürmt. „Oh, achtjährige Brüder sind echt das Letzte!“
Ein bisschen kann ich das nachvollziehen. Erst vor wenigen Stunden hatte ich eine ähnliche Auseinandersetzung mit meinem eigenen Bruder. Manchmal glaube ich, Finn hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, mich zu ärgern. Ob er nur dafür geboren wurde? Wir haben uns mal so gut verstanden, aber je mehr er in die Pubertät kommt, desto unerträglicher wird er. Vielleicht ist das so mit kleinen Brüdern von großen Schwestern. Heute scheinen sich aber alle Brüder verschworen zu haben. Kurz nach dem Clinch mit Finn haben mir zwei weitere Freundinnen am Telefon ähnliches Leid geklagt und nun plagt sich auch Melissa mit dem biestigen Leon. Ist heute vielleicht Vollmond?
„Ich weiß, das wird dich jetzt wenig beruhigen, aber das ändert sich auch nicht, wenn sie älter werden“, stelle ich fest und nehme einen kräftigen Schluck Cola aus meinem Glas. Nur, um ihn fast augenblicklich wieder auszuspucken. Leider auch ein bisschen auf Missys Teppich. „Baaaaah! Was ist das denn?“ Ich starre das Glas an, dann Missy.
„Wieso? Was nicht in Ordnung?“ Melissa greift nach ihrem eigenen Glas und imitiert mich ziemlich gut in jeder Bewegung – bis auf den Schluss. „Leon“, ächzt sie, hustet kräftig. „Oh, dieser kleine Scheißer! Er hat Salz in die Flasche gekippt. Ich hab mich schon gewundert, wieso sie offen war!“ Knurrend schimpft sie weiter. „Warum hab ich ihn nicht einfach in der Badewanne ersoffen, als er noch klein genug war?“
„Weil deine Mutter dann dasselbe mit dir gemacht hätte?“
„Eines Tages, das schwöre ich dir, wenn er es am wenigsten erwartet, bringe ich diese kleine Ratte um!“
Ich grinse und stelle das Glas mit meinem kontaminierten Lieblingsgetränk auf den kleinen Tisch vor mir. „Ach, Missy, das ist den Ärger nicht wert. Versuch’s lieber mit Brennnesseln auf seinem Stuhl oder mit Ameisen im Bett.“
„Danke, das hat er mir schon angetan.“
„Oh.“
So abgebrüht ist Finn doch nicht. Vor ein paar Tagen hat er mir ein rohes Ei in den Hausschuh gekippt. Fühlte sich ganz schön eklig an, aber als sein Lachen als Antwort auf meinen Ekelschrei durchs Haus schallte, konnte ich ihm fast nicht mehr böse sein. Und letztlich hab ich ihn immer noch lieb. Missy hat mit Leon weit mehr Ärger und das ging schon kurz nach seiner Geburt los. Acht Jahre lang hatte sie ihre Mum für sich allein, dann lernte die einen neuen Typen kennen und wurde prompt schwanger. Für Missy war das besonders hart. Sie hat Leon nie auch nur den Hauch einer Chance gegeben. Und seit er laufen kann, schlägt er kräftig zurück. Im Grunde tun sie sich beide nichts und schaukeln sich immer gegenseitig hoch. Aber ob ich das Missy jemals sagen kann?

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22. Februar 2016

'Verlogene Wahrheit' von Tabea S. Mainberg

Sonderedition: Teil 1 und 2 in einem Band. Über 500 Seiten spannende Lesefreude – auch zum Ausleihen!

Teil 1
»Es gibt Momente, die vergisst man nicht, und solche, die man vergessen muss, um leben zu können ...« (Janine Weger *1985). Die mittlerweile 35jährige Zoe muss mit dieser Bürde leben. Sie kehrt nach Jahren wieder nach Düsseldorf zurück, da sie dort die Ursache für ihre Amnesie zu finden glaubt. Hier trifft sie auf den charismatischen und 17 Jahre älteren Jaron König, der vom Bordellbesitzer in die gehobene Gesellschaft aufgestiegen ist. Jaron weiß um die dramatischen Ereignisse von damals, die offensichtlich Zoes Amnesie auslösten.

Doch er schweigt! Die beiden gehen eine bittersüße und sexuell sehr explosive, aber auf Lügen aufgebaute Beziehung ein. Wird es Jaron König gelingen, die dunkle Vergangenheit geheim zu halten? Oder wird die sensible Zoe alles erfahren? Ein spannender erotischer Roman um Macht, Geld, Sex, Intrigen - verbunden mit der großen Liebe des Lebens!

Teil 2
Die Geschichte von Zoe und Jaron geht weiter. Nach drei Jahren treffen die beiden - zum ersten Mal seit Zoes Verschwinden - in Berlin wieder aufeinander. Jaron hat ausschließlich ein Ziel: Er möchte den Kontakt zu seiner Tochter Emily aufbauen. Die ersten Treffen der beiden sind zunächst spannungsgeladen und voll Misstrauen. Doch wie seit jeher lässt eine magische und emotionale Verbindung die Zwei sich wieder annähern.
Schwierig wird es, als Zoe erfährt, dass Jaron für ein kriminelles Kartell arbeitet. Sie wird außerdem von der Polizei unter Druck gesetzt, ihn auszuspionieren, um so zu einer Mordaufklärung beizutragen. Wird sie sich dem Druck der Polizei beugen? Oder gibt sie einer gemeinsamen Zukunft eine Chance, da Jaron sich verändert zu haben scheint? Noch dramatischer wird es, als die kleine Emily entführt wird …

Das Buch ist eine Geschichte voller Spannung, tiefen und prickelnden Gefühlen und dem Wunsch von Zoe und Jaron, einer verlogenen Wahrheit zu entkommen.

Gleich lesen: Verlogene Wahrheit - Sonderedition: Teil 1 und 2

Leseprobe:
Teil 1
Der Duft von frischem Kaffee kitzelte in Zoes Nase, und sie streckte sich wohlig in ihren Kissen. Dann öffnete sie die Augen und erblickte Jaron, der mit einer Tasse in der Hand auf der Bettkante saß. Für einen Moment fühlte sich alles so wunderbar an. Dieser Augenblick dauerte jedoch nicht lange, denn sie spürte sofort, dass gestern etwas vorgefallen sein musste.
»Du hier?«, murmelte sie verwundert.
Er überreichte ihr den Kaffee. »Guten Morgen!«, lächelte er.
Sein verwunderter Blick bestätigte ihre Ahnung. Sie setzte sich auf und nippte an dem Getränk.
»Du bist gestern zusammengeklappt«, half er ihr auf die Sprünge. »Weißt du das nicht mehr?«
Mit dieser Aussage war plötzlich alles wieder da, und ein Schrecken durchzog ihren müden Körper. Die Unterlagen von Eileen Baker, sie lagen offen auf dem Küchentisch!
Sie schluckte und schaute ihn an. »Du hast sie gesehen?« Leise klangen ihre Worte, und ihr Blick fixierte die Kaffeetasse, die sie krampfhaft umklammerte, als solle diese ihr Halt geben.
»Es wäre schwierig gewesen, sie nicht zu sehen«, antwortete er ruhig.
Ihre Lüge, ihr Schweigen war aufgeflogen. Doch er saß an ihrem Bett, war nicht gegangen, hatte wohl die ganze Nacht bei ihr ausgeharrt. Bedeutete dies etwa ...
»Wir sollten reden«, sprach er in ihre Gedanken.
Schamesröte zierte ihr Gesicht, sie nickte fast unmerklich. »Es tut mir leid, dass ich nie was gesagt habe.«
»Mir auch«, antwortete er und suchte ihren Blick.
Obwohl sie gestern zusammengebrochen und weit entfernt davon war, entspannt und vital auszusehen, strahlte sie für ihn sogar in diesem Zustand so viel Anziehungskraft aus, dass es sich schon unheimlich anfühlte.

Teil 2
Zoe erstarrte, als sie die Stimme hörte. In ihrem Kopf drehten sich die Gedanken, sie hatte das Gefühl das Bewusstsein zu verlieren. Nur mit Mühe konnte sie sich auf den Beinen halten.
Plötzlich sah sie ihn. Jaron trat in ihr Blickfeld. Sie hatte keine Ahnung, aus welcher nicht einsehbaren Ecke des Appartements er plötzlich kam. In einem Abstand von wenigen Metern stand er vor ihr. Da das Licht gedämpft war, konnte sie ihn nur undeutlich erkennen, doch es hatte den Anschein, als habe er sich nicht verändert. Zoe konnte sich nicht rühren und kein Wort kam über ihre Lippen. Sie stand da, stumm und starr.
Tausend Szenarien waren ihr die letzten Jahre durch den Kopf gegangen, wie es sein würde, den Mann, der ihr Leben derart beeinflusst hatte, es zur Tragödie hatte werden lassen, wiederzusehen.
Sie hatte ihn in Peru auf der Finca erwartet. Sie hatte gedacht, dass er sie in ihrer alten Heimat irgendwo abpassen würde. Gelegenheiten hatte es genug gegeben. Sie hatte, um etwas Geld zu verdienen, in einem Kasino in Lima als Servicekraft gearbeitet. Jedes Mal, wenn sie den Gästen die kostenlosen Getränke offerierte, hatte sie erwartet, auf ihn zu treffen.
Seit ihrer Rückkehr hatte sie jeden Tag mit unangenehmer Post gerechnet. Oder damit, dass er sie vor ihrer Haustür abpasste.
Es war ihr stets klar gewesen, dass er jeden ihrer Schritte kannte. Aber dass er sie, wie damals, „buchte“, nein, damit hatte sie nicht gerechnet. Das übertraf alle ihre Vorstellungen. Doch es bewies wieder einmal, dass ein Jaron König nicht berechenbar war, dass man nie wissen konnte, was er als Nächstes tat.
Er kam auf sie zu und Zoe wich einen Schritt zurück und alles in ihr schrie nach Flucht. Weg, nur weg, sie drehte sich herum und forderte mit zittrigen Händen den Fahrstuhl an.
»Zoe, es hat keinen Sinn immer davon zu laufen«, hörte sie seine Stimme wie aus der Ferne. »Es wird nichts daran ändern, dass uns auf ewig etwas verbindet!«

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"Das Glück kennt kein Erbarmen" von Harald Schmidt

Als Nicole den Verlockungen des Manfred Kirchner verfällt, glaubt sie noch, den Richtigen für ein bleibendes Glück gefunden zu haben. Als das Monster die Maske fallen lässt, ist es für Nicole schon zu spät. Sie muss für ihren Hang zu diesem Männertyp einen sehr hohen Preis bezahlen. Sexueller Missbrauch, brutalste Misshandlungen und die kriminellen Machenschaften dieses Mannes treiben Nicole fast bis zum Freitod.

Ihr Weg kreuzt den eines älteren Mannes. Nun erfährt sie, dass es auch Männer gibt, die Hilfsbereitschaft und Freundschaft notfalls über ihre eigene Sehnsucht nach Liebe stellen. Das Schicksal treibt ein makabres Spiel und zwingt zwei Menschen an die Grenze des Zumutbaren.

Misshandlungen an Frauen, die Sehnsucht nach wahrer Liebe, selbstlose Aufopferung und Trennungsschmerz sind verwoben in einer tragischen Romanze, die das Herz tief berühren.

Wird Nicole sich von der Bestie befreien können. Erkennt sie das wahre Glück und greift danach? Nicht nur die empfindliche Seele hat schwere Schäden erlitten. Den Leser lässt der Autor auch in diesem Buch tief eintauchen und liefert ihm Stoff für Diskussionen. Ein Roman, der zu Tränen rührt. Eine Geschichte für moderne Frauen, denn Männer werden dieses Buch und den Autor hassen.

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Leseprobe:
Der Strand

Du wirst sie nicht finden. Gib auf!
Das Meer schrie mir diese Worte entgegen. Doch ich stakste weiter durch den weichen Untergrund, dorthin, wo ich die Frau vermutete, und tauchte ab in die Schwärze. Nichts. Absolut nichts war zu ertasten. Die Luft wurde knapp und zwang mich zum Auftauchen. Nach Atem ringend, suchte ich die Wasseroberfläche nach einer Bewegung ab. Es mussten doch Luftblasen auftauchen! Die gierigen Arme der See gaben ihr Opfer nicht mehr frei.
Ein weiteres Mal holte ich tief Luft, tauchte und streckte meine Finger aus. Seetang schlang sich um meine Arme und Beine. Finsternis umfing mich, ich wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Ich folgte beim Auftauchen meinen eigenen Luftblasen. In dem Augenblick, als ich aus dem Wasser stoßen wollte, berührten meine Füße etwas Festes. Zugreifen! Meine Lungen gierten nach Sauerstoff. Todesangst sprang mich an.
Licht ... endlich! Wie von Sinnen sog ich die Leben spendende Luft ein und merkte erst später, dass ich da noch etwas umklammert hielt. Die langen Haare waren wie Seetang um meine Hand gewickelt. Mit einem Ruck zog ich ihren Kopf an die Wasseroberfläche und schlang meine Arme um den Oberkörper der Frau. So schnell es mein Körper noch zuließ, zerrte ich sie Richtung Ufer. Der Strand war in Abenddämmerung getaucht. Die Kräfte ließen allmählich nach. Der Sog der Brandung versuchte uns wieder ins tiefe Wasser zu ziehen. Panik beherrschte mich plötzlich und ich fragte mich, ob ich sie besser loslassen sollte. Nein, keine Macht der Welt würde mich dazu bringen. Irgendwoher mobilisierten sich letzte Reserven. Ich spürte das volle Gewicht der Leblosen, als ich endlich das niedrige Uferwasser erreichte. Die Flut hatte eingesetzt, die unruhige See drohte mir, zeigte ihre Wut, indem sie mich mit schäumender Gischt überschüttete. Ich hatte ihr ein sicher geglaubtes Opfer entrissen.
Am Strand ließ ich den Körper kraftlos in den Sand gleiten und warf mich daneben. Mein Atem rasselte. Mit zitternder Hand tastete ich zum Hals der Frau. War da ein Puls, eine Atmung? Nichts. Nur kaltes Fleisch, leblose Haut.
Das kann, das darf nicht umsonst gewesen sein!, schoss es mir durch den Kopf.
Wiederbelebung. Ich musste mit Wiederbelebungsversuchen beginnen. So schnell es mein Zustand zuließ, kniete ich mich neben sie und legte beide Hände zwischen die Brustansätze. Rhythmisches Pumpen, ohne die richtigen Abstände wirklich zu kennen. Nach einer Weile setzte ich ab. Musste man nicht zwischendurch auch eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen? Die Lungen brauchten Sauerstoff.
Seltsam ... Es war mir peinlich, meine Lippen auf ihre zu legen. Es schien mir, als nutzte ich die Hilflosigkeit dieser Frau aus, als würde ich mich an ihr vergehen. Trotz schmerzender Lungen blies ich Atemluft in ihren Mund. Die Nase verschloss ich mit den Fingern, als ich bemerkte, dass die Luft durch sie wieder entwich.
Das Herz. Ja, jetzt musste ich wieder das Herz massieren. Es schien Stunden zu dauern. Jegliches Zeitgefühl war mir abhanden gekommen. Und auch die Hoffnung schwand.
Du darfst nicht aufgeben. Du musst diese Frau retten. Sie ist doch noch so jung. Atme, bitte atme doch!
Diese Gedanken gaben mir Kraft, immer wieder den leblosen Körper zu bearbeiten. Meine Arme spürte ich schon lange nicht mehr. Der Atem verließ nur noch pfeifend meinen Mund und meine Lungen schmerzten. Alles geschah mechanisch.
Das Flattern der Augenlider bemerkte ich zunächst gar nicht. Als ob der Verstand sich weigerte, das Gesehene zu realisieren. Erst ein leichtes Husten signalisierte mir, dass die Mühen nicht umsonst waren.
Sie lebt ... Gott sei Dank ... Sie lebt. Sie ist wieder zurückgekommen.
Fassungslos sah ich auf sie herunter und die Freude über den Erfolg nahm mir für Sekunden den Atem. Es war für mich noch nicht real, dass ich einen Menschen vor dem sicheren Tod gerettet und aus den Klauen des Meeres gerissen hatte. Die Erleichterung übermannte mich und ich dankte dem Himmel. Das Adrenalin sorgte dafür, dass mein ganzer Körper bebte. Erschöpft ließ ich mich auf den Rücken fallen und versuchte, wieder normal zu atmen. Mit einem Blick zur Seite sah ich, dass sich ihr Brustkorb regelmäßig hob und senkte. Allerdings fühlte sie sich völlig unterkühlt an.
Nachdem ich sie entkleidet hatte, warf ich ihre nassen Sachen in den Sand, bis sie nur noch im Slip vor mir lag. Mein nasses Oberhemd und die Jeans folgten ihren Kleidern und ich schmiegte mich eng an sie. Meine Arme umschlangen ihren Körper, sodass sich meine Wärme allmählich auf sie übertrug. Ihr leiser Atem mischte sich mit dem Zischen der zornigen Brandung. Mein Zittern ließ nach und ich schloss die Augen. Es war seltsam, dass ich ihre Körpernähe ohne Bedenken suchte, obwohl ich bei der Beatmung noch diese völlig überflüssigen Skrupel gehabt hatte. Schließlich ging es um pures Überleben.
»Das hättest du nicht tun dürfen ... Ich wollte sterben ... Du hast alles kaputt gemacht.« Diese Worte ließen mich erstarren.

Vor meinen Augen lief noch einmal der Film ab. Was war geschehen?
Ihr Schatten zeichnete sich klar gegen den Sonnenuntergang ab. Die Nordsee lag ruhig da und verlor sich am Horizont in gefühlter Unendlichkeit. Die Sonne war als glutroter Ball bereits zur Hälfte eingetaucht und warf blutgleiche Strahlen durch die dünne Wolkendecke. Nur das Kreischen der Möwen unterbrach die Stille, die von dem Plätschern der Brandung begleitet wurde.
Diese Frau suchte vermutlich Trost oder Ruhe. Ein Mensch, der die kraftspendende Stille genoss. Ja, hier war es möglich, seinen Träumen nachzuhängen. Die wuselige, egoistische Welt zurückzulassen. Angenehme Temperaturen. Der Wind strich durchs Haar und trieb einem kleine Sandkörner in die Augen. Der noch warme Sand der Düne war angenehm unter den nackten Füßen. Auch ich fühlte mich hier wohl und hing meinen Gedanken nach.
Die Frau, die jetzt klar zu erkennen war, blieb einen Steinwurf entfernt stehen und blickte über das dunkle Wasser zum Horizont. Die Brandung umspülte ihre Füße. Es schien sie nicht zu stören, dass sie ihr bis zur Erde fallendes Kleid durchnässte. Die Hände und das Gesicht hatte sie zum Himmel erhoben. Sie versuchte, die Wolken, das Universum zu berühren. Ein Bild, das ein Foto wert gewesen wäre. Anmutig wie eine Ballerina, immer noch die Hände erhoben, schritt sie in Richtung des Horizontes. Das Kleid verteilte sich wie ein Kranz auf dem Wasser. Ich stand auf, um die Szene besser verfolgen zu können. Unruhe erfüllte mich plötzlich, sie hatte keinen festen Stand mehr und die Wellen zerrten an ihr. Die Gefahr war sehr groß, dass sie fortgerissen wurde. Sie versuchte erst gar nicht, zu schwimmen, über Wasser zu bleiben.
»Hallo, Sie da!«, rief ich ihr zu. Zögernd verließ ich die Düne und ging auf die Frau zu. Keine Reaktion. Sie setzte ihren Weg unbeirrt fort. Als nur noch die Schultern aus dem Wasser ragten, war mir klar, was sie vorhatte. Ich lief los. Meine Gürteltasche mit Portemonnaie und Schlüssel zerrte ich mir von der Taille, warf sie auf den Boden. Immer wieder rutschte ich in dem losen Sand aus und verlor die Frau aus den Augen. Das Meer hatte sie gierig in sich aufgesogen. Die Stelle, an der ich sie noch vor wenigen Augenblicken hatte stehen sehen, war nur noch Dunkelheit. Die Wasseroberfläche grinste mich an.
Warum suchst du nach ihr? Sie gehört jetzt uns. Sie wollte es so.

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19. Februar 2016

'Die Morgenland-Reihe' von S.M. Jansen

Buch 1:
Seit Kindertagen verzaubern die dreiunddreißigjährige Bea Schneekugeln und Geschichten aus 1001 Nacht. Sie träumt vom märchenhaft anmutenden Orient, bis ihr eines Tages ihr Traumprinz über den Weg läuft. Majid, groß, schlank, olivfarbene Haut, schwarze Haare, dunkle blitzende Augen, Jordanier. Er trägt sie auf Händen. Blind vor Leidenschaft und Liebe stolpert sie in die Ehe und in ein Land, das ihr nicht fremder sein könnte. Für Bea beginnt ein Albtraum.

Buch 2:
Kaum ihrem Ehemann Majid entkommen, dem sie in sein Heimatland Jordanien gefolgt war, wo er ihr eine Ehehölle ohne sondergleichen bescherte, lernt Bea auf der Flucht nach Deutschland Robert im Flugzeug kennen und verliebt sich auf Anhieb in ihn. Doch die Vergangenheit holt sie schnell wieder ein, denn Majid sieht Bea immer noch als sein Eigentum an, kommt heimlich nach Deutschland und versucht, sie wieder zurückzuholen.

Bei einem dramatischen Autounfall verliert Bea ihr Gedächtnis – und hat plötzlich ihre Vergangenheit vergessen und somit ihr komplettes bisheriges Leben verloren. Die Liebe zu Robert wird auf eine harte Probe gestellt und am Ende muss Bea sich direkt mehrere Fragen stellen: Wer bin ich wirklich? Warum bin ich so geworden, wie ich bin? Und vor allem: Bin ich überhaupt fähig jemandem so zu vertrauen, dass ich ihn noch bedingungslos lieben kann?

Folgen Sie der Protagonistin Bea auf der Suche nach sich selbst und dem Sinn ihres Lebens in einer Achterbahnfahrt der Gefühle voller Spannung, Selbstzweifel – und am Ende vielleicht sogar mit einem Happy End? Lassen Sie sich überraschen!

Gleich lesen: Flucht aus dem Morgenland: Frauenroman (Die Morgenland-Reihe 1)
Vergiss nie das Morgenland: Frauenroman (Die Morgenland-Reihe 2)

Leseprobe:
Aus "Flucht aus dem Morgenland (Die Morgenland-Reihe 1)"

»Sei still, du verdammte Schlampe!«, schrie er und seine Mundwinkel verzogen sich zu einer höllischen Grimasse. Ich senkte meinen Blick, um ihn nicht noch mehr zu provozieren. »Wenn du noch ein einziges Mal widersprichst, werde ich dich totschlagen. Ich meine das verdammt ernst und das weißt du.« In seiner Stimme lag wieder diese Bestimmtheit und Eiseskälte, die ich so sehr fürchtete. Nichts erinnerte mehr an meinen zärtlichen, fürsorglichen Ehemann und Geliebten, der er früher einmal war.

Die Trockenheit in meinem Mund wurde unerträglich und mein Herz drohte, meinen Brustkorb zu sprengen. Ich seufzte leise. Er sprang auf, kam zu mir, schlug mit seiner Faust hart gegen meine linke Schläfe und traf auch die Augenbraue. Das Blut schoss mir in die Augen. Dann drehte er sich um, ließ mich einfach auf dem Boden liegen und schloss die Tür von außen ab. Ich hatte schrecklichen Durst, ich fühlte einen unangenehmen Druck auf meiner Blase und ich hatte seit mindestens zwanzig Stunden nichts mehr zu essen bekommen, aber niemand konnte mich aus meiner Zwangslage befreien. Er ist gegangen und vor morgen Mittag kommt er wohl nicht mehr zurück. Auf dem Boden kriechend fand ich den Weg zu meiner desolaten Matratze, kauerte mich hierauf zusammen. Von draußen hörte ich Kinderstimmen, Kinder spielten sorglos in der Sonne. Irgendwann verfiel ich in einen kurzen, unruhigen Schlaf.

Aus "Vergiss nie das Morgenland (Die Morgenland-Reihe 2)"

Das Erste, was ich erkennen kann, ist ein greller Lichtstrahl, der meine Augen zum Blinzeln bringt, es ist so hell, dass ich sie sofort wieder schließe. Ich spüre etwas, das sich auf meiner Haut wie eine sanfte Berührung anfühlt, beinahe federleicht. Meine Sinne sind irgendwie noch völlig ausgeschaltet, ich habe dafür keine Erklärung. Habe ich geschlafen? Wo bin ich überhaupt? Ich wage erneut meine Augen zu öffnen, das grelle Licht ist immer noch da, aber meine Neugierde ist stärker, ich halte durch und gewöhne mich langsam an die schmerzende Helligkeit. Vorsichtig drehe ich meinen Kopf nach links und sehe in ein freundlich dreinblickendes Augenpaar, das zu einer Frau in mittlerem Alter gehört. Sie hat feuerrote, raspelkurze Haare und eine Krankenschwester-Kluft. Sie lächelt sanft und fasst meine Hand, die sie zu streicheln beginnt.
»Sie sind wach! Das ist schön, ich dachte schon ...«, unterbricht sie, scheinbar unsicher, ob sie den Satz beenden sollte. »Sie haben aber lange geschlafen, egal, jetzt sind Sie wach, nur das zählt. Ich freue mich. Ich bin Schwester Kaya. Ich bin die Oberschwester hier auf der Station und werde Sie die nächsten Tage betreuen. Keine Angst, alles wird wieder gut. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, wir werden alles tun, damit Sie schnell wieder gesund werden«, sagt sie und schenkt mir ein Lächeln, bevor sie meine Hand wieder loslässt und mir ein Glas Wasser reicht. »Trinken Sie einen Schluck, das wird Ihnen guttun, Bea.«
Bea, ja, jetzt erinnere ich mich, es ist mein Name. Aber was ist passiert, warum bin ich hier? Bin ich verletzt? Jetzt erst schaue ich an mir herunter, sehe, erfasse, dass meine Arme und Hände in einem dicken Verband stecken und auch der Rest meines Körpers wird von etwas bedeckt, das sich wie ein Verband anfühlt. Ich kann nicht alles sehen, auf meinem Rumpf liegt eine leichte, weiße Decke, nur meine Zehen lugen unter dem Deckenrand hervor.
Ich versuche mich leicht aufzurichten, die Krankenschwester führt das Glas an meine Lippen und ich nehme vorsichtig ein paar Schlucke. Das Wasser ist kalt, die Feuchtigkeit benetzt meine spröden Lippen, ich trinke und das Wasser schmeckt für mich wie bester Champagner.
»Danke«, stammle ich leise. Mehr kann ich im Moment nicht sagen, meine Kehle fühlt sich trotz des wohltuenden Wassers noch wie zugeschnürt an. Langsam aber sicher fühle ich, wie die Lebensgeister meinen Körper beflügeln, dennoch, ich verspüre Schmerzen und zermartere mir den Kopf, was mir zugestoßen sein könnte. Die Krankenschwester schüttelt das zerwühlte Kopfkissen wieder in Form und schaut mich dabei nachdenklich an. Ihr Blick verrät mir, dass sie sich Sorgen um mich macht. Bin ich schwer verletzt? Was habe ich? Ich versuche mich zu erinnern, strenge mein Gehirn richtig an, aber außer meinen Namen kann ich nichts aus der alles verschleiernden Dunkelheit hervorkramen. Es ist, als ob meine innere Festplatte von jemandem resettet worden wäre. Bea, und weiter? Wer bin ich? Warum bin ich hier?
»Darf ich einen Spiegel haben?«, frage ich stotternd. Meine Stimme ist noch nicht ganz da, ich bin sehr schwach, aber ich möchte sehen, ich möchte mich erinnern, ich will wissen, wer ich bin.
Sie lächelt schwach, macht ein paar Schritte zum angrenzenden Bad, öffnet die Tür und geht hinein. Dann kommt sie auf mich zu, in der ausgestreckten Hand hält sie einen silberfarbenen Handspiegel mit goldenen Verzierungen und übergibt ihn mir zögernd.
»Sind Sie sicher? Es ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt«, erwidert sie.
Ich nicke. Entschlossen nehme ich den Spiegel und werfe ungeduldig einen Blick hinein, ich möchte endlich wissen, wie ich aussehe.
Es sind die großen blauen Augen, die ich als Erstes wahrnehme, sie sind von dunklen Augenringen umrahmt. Das Gesicht ist blass, wirkt zerbrechlich und fremd. Bin ich das? Die blonden, schulterlangen Haare sind glanzlos und strähnig. Beim näheren Betrachten entdecke ich auf meinem Hinterkopf ein großes Pflaster und an den Schläfen Hautabschürfungen, die aber schon fast verheilt sind. Ich schaue in mein Gesicht, ich lasse mir Zeit, ich denke nach, aber ich kann mich, verdammt noch mal, an nichts erinnern. Ich erschrecke.
»Sie müssen sich jetzt ausruhen, Bea. Ich weiß, Sie möchten verstehen, aber ihre Gesundheit ist jetzt wichtiger. Für das andere haben Sie noch Zeit, viel Zeit. Schlafen Sie. Gönnen Sie ihrem Körper die nötige Ruhe. Sie werden sehen, nach und nach kommen die Erinnerungen zurück und Sie werden wieder gesund. Ich werde jetzt dem Stationsarzt Bescheid geben, dass Sie wieder aufgewacht sind und Sie versprechen mir, sich auszuruhen. Ich werde auch Ihre Eltern anrufen, sie werden überglücklich sein zu erfahren, dass Sie bei Bewusstsein sind. Heute Abend oder morgen früh werden sie Sie besuchen kommen, da bin ich sicher. Aber jetzt müssen Sie schlafen, Schlaf ist die beste Medizin«, sagt sie zum Abschied, nachdem sie sich vergewissert hat, dass ich meine Augen wieder geschlossen habe und geht hinaus.

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Flucht aus dem Morgenland: Frauenroman (Die Morgenland-Reihe 1)
Vergiss nie das Morgenland: Frauenroman (Die Morgenland-Reihe 2)

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17. Februar 2016

'Regatta mit Nebenwirkungen: Ein Ostfrieslandkrimi' von Harald H. Risius

Nicht nur auf der Kieler Woche wird hart um den Regattasieg gekämpft, die Mitglieder des Segel Clubs am Großen Meer haben nicht weniger Ehrgeiz. Allerdings hat die letzte Regatta eine unerwünschte Nebenwirkung: Eine Leiche liegt im Cockpit. Hinni wird verdächtigt, den Rivalen umgebracht zu haben. Oder war das ganz anders?

Ungewöhnlich für einen Ostfriesenkrimi ist, dass hier ein Kommissar aus Franken ermittelt, dem Schiffe und Wasser eigentlich suspekt sind. Er und seine Auricher Assistentin tappen lange im Dunkeln und müssen tief in die erotischen Abgründe des Segel Clubs abtauchen. Ist hier das Motiv für den Mord zu suchen?

Harald H. Risius gibt nicht nur Einblicke in die Seglerszene, sondern beschreibt in diesem Nordseekrimi seine Heimat Ostfriesland mit allen Eigenarten und der liebenswerten Schrulligkeit seiner Bewohner. Tatorte sind das Große Meer, der Fischerort Greetsiel und das Wattenmeer mit der Bantsbalje.

Ein spannender Krimi aus Ostfriesland, mit Erotik, Lust und Leidenschaft.

Gleich lesen: Regatta mit Nebenwirkungen: Ein Ostfrieslandkrimi

Leseprobe:
„Klar zur Wende.“
Karl überlegt sich die richtige Taktik, schließlich haben die Verfolger inzwischen schon wieder aufgeholt. „Wenn du diesen Kurs so halten kannst, wirst du etwa vier Bootslängen südlich der Tonne bleiben. Das ist nicht gut, aber nicht zu ändern.“
„Jo“, meint Hinni. „Maak ick.“
„Dann wendest du und hältst auf die Tonne zu, so dass du mit einer Bootslänge Abstand östlich daran vorbeifährst. Wenn du innerhalb der Zone bist, haben wir automatisch Wegerecht vor den anderen Booten, die uns Wegerecht geben und somit nach Norden gegen den Wind ausweichen müssen, Regel 18.“
„Und was ist mit Geerd?“, fragt Renate und zeigt in Richtung der Tonne. Dort hat Geerd bereits gewendet und fährt auf seinem neuen Kurs zurück zur Tonne O 20 mit Wind von achtern, direkt auf sie zu.
„Hinni, wenden, schnell!“, schreit Renate. „Der rammt uns!“
„Ich dachte wir haben hier Wegerecht“, meint Hinni mit Blick auf Karl.
„Aber Geerd verlässt die Zone und wir sind noch nicht drin, da gilt das nicht und er hat Wind von Steuerbord, ist also auf Backbordbug.
„Aber er wird doch wohl abfallen“, brummt Hinni. Er ist sich aber nicht sicher. „Klar zur Wende!“
Zu spät! Während der kurzen Diskussion war Hinni einen winzigen Moment unkonzentriert und er hat die Moi Wicht bereits zu weit in den Wind gesteuert. Ein fataler Fehler! Der Jollenkreuzer ist schlagartig langsamer geworden und hat nun nicht mehr genügend Fahrt, um mit dem Bug durch den Wind zu drehen. Er steht mit flatternden Segeln und beginnt jetzt sogar rückwärts zu treiben. Hinni stellt das Ruder quer nach Backbord. „Fock back!“, schreit er. Renate springt auf, kriecht auf das schmale Seitendeck neben der Kajüte und versucht das Vorsegel mit der Hand in den Wind zu halten. Das Boot dreht sich tatsächlich, der Wind kommt nun von Backbord und füllt die Segel. Renate zieht die Fock auf die andere Seite und die Moi Wicht nimmt langsam wieder Fahrt auf. Aber zu spät und zu langsam!
Geerd hat fest damit gerechnet das Hinni die Wende rechtzeitig schafft. Er hat auf sein Wegerecht gehofft oder zumindest darauf, dass er die Moi Wicht knapp hinter deren Heck passieren kann, aber nun fährt er direkt darauf zu. Und bevor er sich entscheidet, ob und wie er ausweichen soll, passiert es!
„Deckung!“, schreit Renate und duckt sich tief ins Cockpit als der hohe und bedrohlich wirkende Bug der Scharhörn direkt vor ihr auftaucht. „Der bringt uns um!“
Auch Karl und Hinni schaffen es gerade noch auf den Cockpitboden, dann rauscht auch schon das Bugspriet der Scharhörn heran. Geerds Versuch, jetzt noch anzuluven, ist völlig ohne Wirkung. Er dreht zwar das Schiff nach Steuerbord, aber er kann nicht mehr verhindern, die Moi Wicht mit der Backbordseite seines Bugs zu rammen. Der viel leichtere und kleinere Jollenkreuzer wird einfach zur Seite gedrückt. Das kann aber die Fahrt und die Masse der fast zehn Tonnen schweren Scharhörn aber nicht wirklich bremsen. Das vorstehende Bugspriet verhakt sich hinter den beiden Backbordwanten und reißt sie einfach aus den Püttings. Die Wanten schwirren durch die Luft und klatschen an die Segel.
Der Mast hat nun keinen Halt mehr. Der Winddruck in den Segeln drückt ihn zur Seite und der Mastkoker bricht mit einem lautem und hässlichem Krachen. Die Scharhörn ist nun von den Wanten der Moi Wicht befreit, sie kann ihre Fahrt fortsetzen, schrammt an dem Jollenkreuzer vorbei und befindet sich plötzlich hinter deren Heck.
Einen Moment passiert nichts. Hinni, Karl und Renate hocken benommen im Cockpit und der Jollenkreuzer schaukelt ohne stabilisierenden Winddruck heftig in den Wellen.
„Himmelherrgottdonnerwetter!“ Renate kommt zu sich und begreift sofort den Ernst der Lage. „Was nun? Haben wir ein Leck?“

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15. Februar 2016

'Und Oenghus weinte' von Sofia Hartmann

Sophie ist Mitte vierzig, finanziell ruiniert, und hat von der Liebe und den Männern die Schnauze voll. Sie führt ein harmonisches Leben mit ihren Katzen, verbringt ihre Zeit am liebsten mit ihren Freundinnen, und vor Männern läuft sie davon. Endlich ist Frieden in ihrem Leben eingekehrt, so glaubt sie.

Sie ahnt nicht, dass eine keltische Muttergöttin sie schon vor Jahren zu ihrem Schützling erklärt hat und davon überzeugt ist, dass sie von der Bitterkeit in ihrem Herzen befreit werden sollte. Gelingt es ihr, Sophie zurück auf den Pfad der Liebe zu führen?

Frech. Böse. Und sehr erotisch.

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Leseprobe:
„Ich hoffe, heute hast du saubere Klamotten dabei“, unterbrach Tom die Ansprache der Stimme aus ihrem Bauch.
„Wieso?“, fragte sie verwirrt.
„Nicht dass wir morgen wieder um so eine elende Uhrzeit raus müssen, und du nach Hause hechten musst, um zu duschen.“ Er grinste.
Tatsächlich hatte sie für den Fall der Fälle alles eingepackt, was sie brauchen würde, sollte dieser Abend wie der Gestrige enden: Eine Zahnbürste, ihre Gesichtscreme, etwas Make-up, sowie einen frischen Slip und ein Shirt. Außerdem hatte sie die Nachbarin gebeten, am nächsten Morgen die Katzen zu versorgen. Jetzt kam sie sich allerdings ziemlich doof vor. Gut darauf vorbereitet zu sein, die Nacht möglicherweise nicht zu Hause zu verbringen, mochte zwar sachlich in Ordnung sein: Ist man allerdings an dem Mann interessiert, bei dem man übernachten möchte, ist es taktisch eher ungünstig. Sie zog es also vor, diese Frage gar nicht zu beantworten, und lächelte nur.
Das Fleisch auf dem Grill duftete herrlich. Angesichts der Menge fragte sich Sophie jedoch, wer das alles essen sollte. „Erwartest du noch jemanden?“
Er nickte. „Ich habe vorhin ein bisschen rumtelefoniert. Eine Freundin von mir hat noch Motorradklamotten in deiner Größe. Sie bringt den Kram vorbei, müsste gleich hier sein.“
Sophie setzte sich. Tom öffnete die Haustür und die Hunde stürmten in den Hof. Odin begrüßte sie stürmisch, und Thor blieb etwas dezenter im Hintergrund, leckte aber an ihrer Hand.
„Odin hat einen Narren an dir gefressen“, sagte Tom. „So kenne ich den gar nicht.“
Sophie musste lachen und Odin, der beide Vorderpfoten auf ihren Oberschenkeln abgestellt hatte, und gar nicht genug von ihr bekommen konnte, leckte ihr quer über das Gesicht.
Im gleichen Moment war vor dem großen Tor aus Holz das Geräusch eines Motorrads zu hören. „Das ist Lola“, sagte Tom. „Pünktlich wie immer, die olle Spießerin.“
Er lachte und öffnete die kleine Eingangstür, die im Tor eingelassen war. „Grüß dich!“, erklang eine warme und tiefe Frauenstimme. Lola nahm ihren Helm ab, schüttelte ihr langes Haar und küsste Tom auf den Mund. Dann bedachte sie Sophie mit einem prüfenden, aber freundlichen Blick.
Sie marschierte schnurstracks auf sie zu. „Du bist Sophie? Steh mal auf!“
Sophie erhob sich aus ihrem Stuhl, und Lola musterte sie von oben bis unten. „Könnte passen.“ Lola reichte ihr eine Lederhose und eine Lederjacke. „Das ist aus der Zeit, in der ich noch jung, schlank und schön war.“ Sie lachte heiser. „Jetzt bin ich nur noch schön.“
„Dankeschön!“ Sophie freute sich. Die Klamotten könnten tatsächlich passen, schätzte sie.
„Einen Helm habe ich auch dabei. Der ist aber noch draußen im Case.“
„Danke, Lola. Damit hast du unsere Ausfahrt gerettet.“ Tom küsste sie auf die Wange.
„Schon gut, Großer. Wann ist das Fleisch fertig? Ich habe Hunger. Außerdem muss ich bald weg. Bin noch mit Steve verabredet.“
„Aha“, sagte Tom. „Seid ihr wieder zusammen?“
Lola lachte und griff nach dem Wasser, das Tom ihr auf den Tisch gestellt hatte. Sie setzte die Flasche an, und pumpte sie fast in einem Zug halb leer. „Gott, ist das heiß heute!“, stöhnte sie. „Ja, wir sind zusammen. Der kleine Scheißer kann doch gar nicht ohne mich.“
Tom lachte. „Passt mal aufs Fleisch auf, Mädels. Ich lass die Jungs noch mal in den Garten.“ Er pfiff nach den Hunden und jetzt erst sah Sophie, dass Tom tatsächlich außer diesem Hof auch noch einen Garten hatte. Er ging durch eine Tür neben der Scheune, und die Hunde sprangen erfreut hinter ihm her.
Lola nutzte diese Gelegenheit und sah Sophie eindringlich an. „Du bist also Sophie“, stellte sie fest. Sophie nickte und kam sich einfach nur blöd vor. Wie auf der Anklagebank. Lola kniff die Augen zusammen. Weg war sie, diese warme Nuance in ihrer Stimme. Jetzt klang sie nur noch tief. „Wenn du ihm das Herz brichst, reiße ich dir deins raus, damit das klar ist.“
„Ich habe nicht vor…“
Lola unterbrach Sophies Erwiderung mit einer unwirschen Handbewegung, die etwas bedrohlich wirkte – so wie sie selbst in diesem Moment. „Der hat genug durch. Was du vorhast oder nicht vorhast, weiß ich nicht. Aber wenn du es nicht ernst mit ihm meinst, dann iss dein Steak und dann verschwinde.“
Trotzig warf Sophie ihren Kopf in den Nacken. Wohlwissend, dass diese Art der Körpersprache mit kurzen Haaren eigentlich nicht wirkungsvoll ist. Dass Lola überhaupt so etwas zu ihr sagte, machte ihr aber gleichzeitig auch ein wenig Mut. Es bedeutete unter Umständen, dass Tom mit Lola über sie gesprochen und ihr gegenüber Interesse bekundet hatte.
Und sogleich fiel Sophie in diesen schnodderigen, lässigen Ton ein, den auch Lola angeschlagen hatte. „Mach mich nicht an“, donnerte sie. „Du kennst mich überhaupt nicht, du weißt gar nichts von mir. Und verurteilst mich gleich. Vielleicht habe ich selbst auch viel durch und total Schiss, dass ich hier verarscht werde?“

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11. Februar 2016

"Calling USA" von Paula Dreyser

Lydia, eine junge Deutsche, und Steve, ein amerikanischer GI aus New Jersey, lernen sich 1977 in Mainz kennen. Drei Jahre lang sind sie ein Paar. Erzählt wird von der Intensität der Beziehung, der „Hoch-Zeit“, den Krisen, dem Kampf und dem Scheitern. Zur Sprache kommen die Schwierigkeiten. Drei Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gibt es neben einer positiven Einstellung gegenüber der USA und den Amerikanern auch Ressentiments. Nach und nach zeigen sich bei Lydia und Steve auch Unterschiede in Bezug auf Werte, Einstellungen und Lebensentwürfe. Erst nach über 30 Jahren der Trennung sehen sie sich wieder, unter dramatischen Bedingungen.

Eingewoben ist Lydias und Steves Geschichte in viele andere Geschichten. Einige davon werden angedeutet und skizziert. Versucht wird, die ganz persönliche Ebene darzustellen, durch die Konstruktion einer Art „Beziehungs-Patchwork“.

„Calling USA“ ist ein Liebesroman, aber nicht nur! Der Roman ist auch ein Stück erlebte Zeitgeschichte. Die Ära des Kalten Krieges mit ihrer sehr speziellen Weltordnung, ihren Werten und Einstellungen, ihrem spezifischen Zeitgeist bildet den Rahmen für die Geschehnisse und beeinflusst alle Beteiligten auf unterschiedlichste Weise. Auch die Lokalgeschichte ist von Bedeutung. Der Roman spielt in erster Linie in Mainz. Viele Schauplätze sind real, einige Ereignisse fanden tatsächlich statt.

„Calling USA“ ist der erste Roman der Reihe "Deutsch-Amerikanische Begegnungen in Zeiten des Kalten Krieges". Geplant sind mehrere in sich abgeschlossene, völlig „autonome“ Beziehungsromane aus dem deutsch-amerikanischen Milieu im Rhein-Main-Gebiet. Die Handlung spielt sich immer auf zwei Zeitebenen ab, in Vergangenheit und Gegenwart.

Gleich lesen: Calling USA (Deutsch-amerikanische Begegnungen in Zeiten des Kalten Krieges. 1)

Leseprobe:
Ein Traum
Endlich, nach mehreren zittrigen Fehlversuchen, gelang es ihr, die vollständige Nummer über die Wählscheibe einzugeben. Die Leitung blieb trotzdem tot. Der Schweiß rann ihr von der Stirn. Es bestand kein Zweifel: Es ging um Leben und Tod! Etwas Schreckliches würde passieren, wenn sie ihn nicht erreichen konnte. Ich muss zu ihm fahren. Das ist die einzige Möglichkeit. Jetzt! Sofort! Ihre Gedanken rasten.
Voll Entsetzen stellte sie fest, dass ihr der Weg entfallen war, als hätte jemand mit einem höhnischen Grinsen die Information in ihrem Hirn gelöscht.
Verzweifelt presste sie eine Hand auf die Brust, in der Hoffnung, dass ihr Herz dann nicht mehr so heftig schlagen würde. Jemand klopfte an die Tür der Telefonzelle. Draußen stand ein großer, alter Mann, bekleidet mit einem grauen Regenmantel. Fast die gleiche Farbe hatten sein Haar und der kinnlange Vollbart. Von den verschwommenen Gesichtszügen des Mannes ging etwas Bösartiges aus. Während er heftig an der Tür rüttelte, sagte er etwas. Die Worte verstand sie nicht. Ihr wurde übel. Schwer atmend lehnte sie sich mit dem Rücken an eine Wand der Zelle und konnte nicht verhindern, dass sie vollkommen kraftlos langsam nach unten rutschte. Als sie hilflos auf dem Boden saß, riss der Mann mit zornigem Gesicht die Tür auf.
„Was zum Teufel soll das?“, schrie er. „Die Verbindung funktioniert nicht. Da kannst du machen, was du willst.“

Zwischenzeiten
Ende Februar 1991
Die USA sind jetzt mit Panzern im Irak.“ Lina sah ihre Enkelin erwartungsvoll an.
„Oma, was soll ich denn jetzt dazu sagen?“, entgegnete Lydia.
„Meinst du, dass Steve dort ist?“
Lydia begann, innerlich zu frieren. „Das kann ich mir nicht vorstellen“, antwortete sie mit bebender Stimme. „Ich habe vor Jahren einige Male mit ihm telefoniert, da war er Zivilist und arbeitete gerade als Autoverkäufer.“
Trotzig hielt Lydia dem traurigen Blick ihrer Großmutter stand.
„Vielleicht war er Reservist. Dann kann er wieder eingezogen werden, wenn es einen Krieg gibt.“ Mit den Fingern der rechten Hand trommelte Lina auf dem Tisch, während sie ihre Enkelin nicht aus den Augen ließ.
Das Geräusch der Finger auf dem Holz löste in Lydia einen Fluchtinstinkt aus. Ich will weg! Was ist nur los mit mir? Warum regt mich das so auf? „Oma, sieh mich nicht so an. Ich habe keine Ahnung, wo er ist und was er tut, aber ich glaube nicht, dass er im Irak kämpft. Es war 1983 oder 84, als wir das letzte Mal Kontakt hatten.“ Ich hoffe so sehr, dass er nicht im Golfkrieg ist.
„Wollte er dich da nicht sogar besuchen?“ Lina trank einen Schluck Kaffee, schmatzte dabei, weil sie ihr Gebiss nicht im Mund hatte.
Sie hörte auf, zu trommeln und Lydia entspannte sich etwas. Aber ihr Magen fühlte sich flau an. „Ja, aber es ist nichts daraus geworden, weil er keinen Pass hatte.“
„Ach“, Lina seufzte. „Ich mochte ihn, war ein netter Kerl und – hübsch.“
Lydias Sonnengeflecht vibrierte, nur ganz sacht, aber sie wusste, es würde heftiger werden. Sie hatte ihrer Großmutter etwas verschwiegen. Damals am Telefon hatte Steve davon gesprochen, dass er sich mit dem Gedanken tragen würde, wieder in die Armee einzutreten.
„Der Steve, der war doch bei den Panzern?“
„Ja Oma, genau.“ In Lydias Unterleib raste eine Achterbahn um eine sehr enge Kurve.

Alte Fotos
Februar 2014
„Wie meinst du das?“ Mit Entsetzen stellt Lydia fest, dass sie anfängt zu schwitzen.
Auch das noch. Sind das jetzt die Wechseljahre oder ist es Aufregung?
„Na ja“, tönt es von ihrem Schreibtisch aus dem auf Lautsprecher geschalteten Handy. „Passieren kann dir nichts. Entweder du kriegst eine Antwort oder du kriegst keine.“
Ja, wenn es so einfach wäre, denkt Lydia aufgebracht. Was ist mit der Vorfreude, der Erwartung, der Angst? Sie nimmt ihren Kuli und beginnt damit, Strichmännchen auf ein Blatt Papier zu kritzeln. „Birgit, du hast ja recht, aber wenn die sich nicht melden, komme ich mir schon doof vor.“ Nicht nur das , fügt sie im Stillen hinzu, dann drehe ich wahrscheinlich durch. Unwillig schüttelt Lydia den Kopf, als könnte sie so die beunruhigenden Gedanken und Gefühle vertreiben, was ihr natürlich nicht gelingt. Frustriert wirft sie den Kuli auf die Schreibtischplatte.
„Also, ich finde es gut, dass du einen Teil von diesen Fotos zurückgeben willst“, redet Birgit fröhlich weiter. „Ich weiß noch genau, da waren auch welche von seiner Familie dabei und ein paar offizielle, in Uniform und so. Je älter man wird, umso mehr schätzt man Erinnerungen an früher. Und ich denke mal, dass Steve in Uniform für seine Familie auch nicht uninteressant ist.“
„Ja, ich wünschte nur, wir hätten mehr Bilder aus der Zeit. Heutzutage werden ständig Fotos mit den Handys geschossen und in die Welt hinausgepostet.“
„Ja, aber deshalb ist es auch nichts Besonderes mehr.“ Eine kurze Pause entsteht.
„Erklär mir bitte nochmal, wieso du ausgerechnet jetzt diese Aktion startest? So richtig verstehe ich das nicht.“
Warum hat Birgit ihr nicht zugehört? Wieso muss sie das jetzt nochmal erzählen? Nur mit Mühe beherrscht Lydia ihre Stimme. „Laura verlangte Fotos von mir, weil sie für meinen 54. Geburtstag einen Film zusammenstellen möchte. Das war für mich der Anlass, meine alte Kiste hervorzuholen und darin herumzukramen. Da ist mir klar geworden, wie viele Bilder ich von ihm und seiner Familie habe. Irgendwie ist das nicht richtig.“ Sie erzählt Birgit nicht, dass beim Öffnen des Deckels das zuoberst liegende Bild auf ihren Schoß rutschte. Im Bruchteil einer Sekunde nahm sie nur noch die Augen des jungen Mannes wahr: grün und braun, gelbe Sprenkel. Hazel Eyes …

Im Kindle-Shop: Calling USA (Deutsch-amerikanische Begegnungen in Zeiten des Kalten Krieges. 1)

Mehr über und von Paula Dreyser auf ihrer Website.

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9. Februar 2016

'Die Nebelfrau - Als der Komet über Düsseldorf stand' von Jürgen Schmidt

1997 wird der Sommer heiß, sehr heiß. Für Frank hängt schon vorher der Himmel voller Geigen und dazwischen leuchtet Hale-Bopp, der Jahrtausend-Komet. Barbara, die neue Nachbarin am Fenster des Hauses gegenüber hat magische Kräfte. Der 23-Jährige fühlt sich von ihr angezogen und überlegt fieberhaft, wie er seinen blonden Traum erobern könnte.

Während sich vor seinem inneren Auge schöne und skurrile Szenen abwechseln, wird er langsam auch im richtigen Leben aktiv. Leider zunächst ziemlich stümperhaft. Frank ist ein moderner "Hans-guck-in-die-Luft", ein Träumer, aber dabei in der Lage, einem die Welt zu erklären. Babsi ist dagegen eine Welt für sich. Wird es Frank gelingen, ihr näher zu kommen?

Gleich lesen: Die Nebelfrau - Als der Komet über Düsseldorf stand


Leseproben (Zitate):
„Die dachten wohl, sie würden die große Versöhnung miterleben. Karin selbst machte deutlich, dass daraus nichts werden würde. Ihre Wortwahl war dabei ziemlich beleidigend, vielleicht wollte sie mich auch nur herausfordern. Das ließ ich dann eine Woche später bei einer Brünetten aus Oberkassel zu, die mich mit zu sich nach Hause nahm, nachdem wir uns in der Zille einen Flammkuchen geteilt hatten und es uns danach wegen der Theatertruppe vom Nebentisch zu laut geworden war. Seit diesem Abend halte ich Achselbehaarung für erotisch. Die Brünette hatte es selbst nicht so mit den Namen.“

„Gestern hatte Barbara Besuch, obligatorischen Familienbesuch. Zumindest waren drei ältere Herrschaften da, die allesamt neugierig aus dem Fenster starrten. Dies geschah in einer Manier, die an hoffnungslos fortgeschrittene Stupidität erinnerte, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Barbara sich solche Geschöpfe freiwillig ins Haus holt. Aus Gründen unbequemer familiärer Pflicht wurde überdies Kaffee und Kuchen aufgetischt. Doch kaum waren die letzten Bissen in die gefräßigen Schlünde gestopft, standen die drei abermals am Fenster. Ich kam zu dem Ergebnis, dass man sich in dieser Familie nicht viel zu sagen hat. Arme Barbara, ich konnte sie so gut verstehen. Bestimmt schämte sie sich mir gegenüber, das braucht sie aber wirklich nicht.
Der Vater warf ja wenigstens noch ein gelegentliches Auge auf seine hübsche Tochter; das biedere Frauenduo schaute hingegen immer ungenierter zu mir herüber, spätestens hier wäre es nötig gewesen, den berühmten Prager Fenstersturz zu erfinden. Die beiden hatten keinerlei Hemmung, sich die Hälse bis auf meinen Schreibtisch zu verdrehen. Ich fand das empörend, zumal ich an ihren skeptischen Blicken sah, dass von denen kein gutes Wort über mich zu erhoffen war. Den Deal hätte ich ja akzeptiert, aber so grenzte das mächtig an Hausfriedensbruch! Später ließen sie mich dann in Ruhe und gingen vor die Tür. Er vorneweg, die Frauen, einschließlich Barbara, folgten mit zwanzig Metern Abstand. Endlich durfte ich auch einmal ans Fenster.“

„Am folgenden Abend tat ich als eingesprungener Ersatzmann des Ersatz-Barkeepers im Schwan etwas, was mich weit über die Grenzen Düsseldorfs, ach, was sage ich, des europäischen Kontinents, bekannt machen sollte. Es berichtete nämlich mindestens eine große japanische Tageszeitung über ein von mir spontan ausgetüfteltes Kaffee-Rezept der ganz besonderen Art. Diese hellbraune Plörre war eigentlich nur meine Antwort auf einen übrig gebliebenen Trupp Japaner gewesen, der nach einem erfolgreichen Messeabschluss nachts um zwei noch immer nicht ins Bett gewollt hatte. Um Feierabend machen zu können, beglückte ich sie mit dem Schauspiel der geheimnisvollen Zubereitung des Kaffee Spartacus von Frank the Fox. Dazu warf ich in jeden Becher ein sauberes Markstück, goss anschließend so viel Kaffee drauf, bis von dem Geldstück nichts mehr zu sehen war. Zum Spartacus wird der Kaffee durch das Hineinkippen von Wodka, mit dem man erst dann aufhört, wenn die Münze im Becher wieder deutlich sichtbar wird. Sahne, Schokostreusel und ein Täfelchen After Eight rundeten das Bild ab, denn Spartacus, der wagemutige Anführer im 3. Sklavenkrieg, verstand sich auch auf Süßes, wie ich fachmännisch erläuterte. Die Japaner folgten und fotografierten meine Vorführung mit höflich zurückhaltender Zustimmung. Zur Beweisführung war der besagte Zeitungsartikel mit zwei dieser nächtlichen Fotos versehen. Wenn ich richtig informiert bin, wird mein Kaffee in wenigstens drei Bars oder Restaurants Tokios angeboten. In einem Fall unter dem Namen Duesseldorfer Radschlag. Dass ich von der Stadt für dieses revolutionäre Modell der Städtewerbung kein Geld sehe, ist wieder einmal bezeichnend.“

„Auf der Treppe zu meiner Wohnung liegt eine leere zerbeulte Cola-Dose. Ich kicke sie eine Etage tiefer. Plötzlich fällt mir ein, dass Dosenbier in der Box nichts zu suchen hat. Wegen der Umwelt! Ich werde die kritischen Objekte kurz ins Eisfach legen und mit meinem Durst beseitigen, das hat sich der einsame Kunstspringer wohl auch verdient. Im Übrigen muss aus dem Badezimmer schleunigst Karins Zahnbürste, der Nagellackentferner und Glanz-Haarlack verschwinden. Der unnütze Krempel weiblicher Sorglosigkeit lagert immer noch bei mir. Der Haarlack könnte zwar theoretisch meiner sein, aber wie sieht das denn aus? Da hätte sie ja gleich den Geschniegelten bitten können, sich mit ihr die Wohnung zu teilen. Weiterhin könnte der Frauenakt neben dem Regal stören. Keine Ahnung, wie die Nackte auf meine Nachbarin wirkt. Außerdem hat das Modell Hängebusen. Am Ende glaubt Barbara, ich stehe auf solch trostlose Betrachtungen.“

Im Kindle-Shop: Die Nebelfrau - Als der Komet über Düsseldorf stand

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8. Februar 2016

'Die Welt zwischen den Zeilen' von J. Vellguth

Isabel hat eine unglaubliche Fähigkeit, die es ihr erlaubt, in die Welt der Bücher einzusteigen und dadurch mitten im Leben der Romanfiguren zu existieren. Allerdings immer nur als unbeteiligte Beobachterin. Zumindest bis zu dem einen Tag, an dem sich alles ändert und Aschenputtels Prinz plötzlich mit ihr spricht. Es entsteht eine Liebe, die so überwältigend, surreal und hoffnungslos ist, dass Isabel sich selbst darin zu verlieren droht.

Eine Zeitreise der ganz anderen Art beginnt, denn Isabels Geschichte spielt zwischen den Zeilen einer Welt, die nicht ihre eigene ist. Einer Welt, in der Hoffnung und Liebe, Schwäche und Kraft, Traum und Realität aufeinanderprallen und sie an den Rand ihrer eigenen Existenz führen.

Gleich lesen: Die Welt zwischen den Zeilen: Urban Fantasy Romance

Leseprobe:
Isabel
Ich wusste, dass es nicht real war. Bäume so groß wie Hochhäuser ragten neben mir in den Himmel. Hunderte zierlicher Ranken mit winzigen, bläulich glühenden Blüten wanden sich an ihnen empor und schlängelten sich zu den kunstvoll geflochtenen Zweighütten. Glühwürmchen tanzten im Sternenlicht und eine schlanke Elfe mit riesigen Libellenflügeln stand dicht neben mir.
Beim Anblick des winzigen Babys in den Armen der stolzen Mutter schmolz mir das Herz. Winzige schillernde Flügel versteckten sich hinter den Schultern. Das kleine Bündel krakeelte freudig, während es mit seinen speckigen Fingern die Glühwürmchen zu fangen versuchte.
Ich wollte keine eigenen Kinder, definitiv nicht. Das passte nicht in meine Lebensplanung. Herzerweichend niedlich fand ich sie trotzdem. Erst recht dann, wenn ich mich wie jetzt in einem Buch befand.
Versonnen hörte ich dem glucksenden Lachen zu und lauschte dem Summen der strahlenden Mutter. Ich roch süßen Blütensaft, würziges Baumharz und saftiges, frisches Gras. Ich spürte die Kühle der Nachtluft und zitterte ein wenig, aber ich war auch überglücklich.
Nur noch einen Augenblick. Ich hatte diese Geschichte schon einmal gelesen. Gleich würde der Vater auftauchen, der Held der Geschichte, groß und stattlich und …
»Hey!«
Ich blinzelte und versuchte zu verstehen, wo ich war. Ich saß im Bett. Nicks Hand lag auf meiner Schulter. »Was?«, fragte ich.
»Ich hab’ schon gedacht, du würdest im Koma liegen«, sagte Nick.
Es roch muffig. Der ständig gleiche und völlig unverwechselbare Duft des Studentenwohnheims holte mich gänzlich in die Realität zurück. Neun Quadratmeter graues, penibel sauber gehaltenes Meins. »Ich habe nur gelesen.«
»Ich weiß.« Nick runzelte kurz die Stirn und strich sich durch sein kurzes blondes Haar.
Mein Blick fiel auf seinen ausgeprägten Bizeps.
»Ist dir nicht kalt?«
Er sah zum Fenster. »So kalt ist es gar nicht.«
»Heute Morgen haben sie schon gestreut.«
Irgendetwas war faul. Ich hatte noch keinen Kuss bekommen. »Was ist los mit dir?«, fragte ich.
Er sah mich immer noch nicht an.
»Hey?« Ich knuffte ihn in die Schulter. Er fühlte sich warm an, seine Muskeln waren angespannt.
»Ist es wegen Mikroökonomie? Ich kann dir meine Mitschrift geben.« Als ich aufstehen wollte, um ihm die Unterlagen zu holen, hielt er mich fest und sah mir in die Augen. »Wir müssen reden.«
Das klang gar nicht gut. Wollte er mit mir Schluss machen? So fing das doch in den Büchern immer an. Aber wieso bloß? Wir passten doch so gut zusammen und hatten dieselben Ziele: erfolgreich sein, Geschäftsführer in einem der großen Konzerne werden oder sogar ein eigenes Unternehmen gründen. Wir wollten gemeinsam die Welt erobern!
»Letztens haben wir doch übers Heiraten gesprochen.«
Moment, wollte er mir einen Antrag machen? Oh mein Gott, bitte nicht. »Ich dachte, wir wären uns einig, dass das nur eine spießbürgerliche Konvention ist.«
Er nickte. »Sind wir auch. Allerdings denke ich, wir sind mit unserem Bruch der Konventionen noch nicht weit genug gegangen.«
Ich starrte ihn verständnislos an.
»Seit unserem Gespräch habe ich viel nachgedacht. Eigentlich ist das gesamte Konzept der Monogamie völliger Blödsinn. Wir sind zusammen, weil wir uns viel bedeuten, weil wir uns mögen und dieselben Ziele verfolgen. Mit wem wir schlafen, sollte da keine Rolle spielen.«
Wie bitte? Das durfte nicht wahr sein. »Du bist fremdgegangen?«
Er sah verletzt aus. »Das würde ich niemals machen. Deshalb rede ich doch mit dir. Ich denke einfach, Treue sollte keine Voraussetzung für unsere Beziehung sein. Nur Ehrlichkeit und Zuneigung.«
Wie zum Teufel kam er auf diese Idee? War ich ihm langweilig geworden? Liebte er mich überhaupt noch?
Immerhin hatte er nicht vor Schluss zu machen. Oder doch?
Warum?

Im Kindle-Shop: Die Welt zwischen den Zeilen: Urban Fantasy Romance


Mehr über und von J. Vellguth auf ihrer Website und bei Facebook .



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