30. Januar 2016

'Wer bist du, Malaika?' von Tom Linden

Ein Job führt Reisejournalist Christoph an Kenias Nordküste. In Berlin bleibt seine kenianische Freundin Shakila zurück. Ihre Zeit als Au-Pair-Mädchen läuft bald ab, doch sie möchte unbedingt in Deutschland bleiben – und ihn rasch heiraten. Von Shakilas Schwester erhält Christoph in Nairobi Schulhefte, die Shakila vor einigen Jahren vollgeschrieben hat – in der Landessprache Kisuaheli. Shakila möchte sie endlich wiederhaben. Was niemand weiß: Globetrotter Christoph beherrscht die Sprache in groben Zügen.

Er kann nicht widerstehen, mit einem Wörterbuch und der Bankerin Whitney entziffert er den Text, der sich als Roman mit Sprengkraft entpuppt: Ist das alles nur Fiktion?

Was davon ist Shakila passiert? Und wer ist die Titelfigur Malaika? Christoph bewundert Shakila zunehmend, gleichzeitig wachsen seine Zweifel, die die Beziehung bedrohen – und Whitney verfolgt mit den Heften eigene Ziele.

Gleich lesen: Wer bist du, Malaika?

Leseprobe:
Tatsächlich, es ist ein Nationalpark. Ungläubig schaue ich aus dem Flugzeugfenster und wieder auf die Landkarte. Warum kann die Welt nicht immer so sein, wie ich sie sehe?
Da wundere ich mich, dass es mitten in Nairobi, in einer Drei-Millionen-Stadt mit Hochhäusern, Slums, wuchernden Vororten und Verkehrschaos, diese riesige, natürliche Freifläche gibt. Sie reicht bis zum Horizont – genau, wie ich mir eine Safari-Savanne vorstelle. Und dann: Es sieht nicht nur so aus wie ein Nationalpark, es ist auch einer, wie mir die Karte anzeigt. Löwen, Leoparden oder Nashörner kann ich jedoch nicht ausmachen, ebenso wenig Elefanten und Giraffen. Der grüne Fleck wird ohnehin kleiner, rasch gewinnt die Maschine an Höhe. Nach zwei Minuten sehe ich nur noch die Siedlungen um Nairobi und trockenes, rotes Land. Schließlich durchfliegen wir die Wolken.
Ich lege die Karte weg und nehme mir wieder den Umschlag. Mittags, vor dem Abflug, habe ich mich für zwei Stunden mit Lizz getroffen, der Schwester meiner Freundin Shakila. Ich habe Lizz ein paar Geschenke aus Berlin mitgebracht, und sie hat mir beiläufig das unverschlossene Kuvert gegeben mit den Worten: „Das ist für Shakila. Danach hat sie mich immer gefragt.“ Jetzt erst betrachte ich die Papiertüte, wiege sie in meinen Händen und greife hinein.
Es sind zwei dicke Schulhefte mit rauen Einbänden. Ich halte sie nebeneinander, und sie könnten unterschiedlicher nicht aussehen. Eines ist abgegriffen, das andere weist kaum Gebrauchsspuren auf. Warum gibt mir Lizz Schulhefte für ihre Schwester mit?
Auf dem Titelblatt steht „Malaika“.
Malaika? Ist das etwa Kisuaheli? Ich blättere und starre auf die Seiten. Ich schaue mich um, als hätte ich etwas Verbotenes getan. Wobei: Ich habe etwas Verbotenes getan. Schließlich nehme ich mir das zweite Heft, es sind vom Umfang eher Notizbücher, und lasse die Blätter hastig durch meine Finger gleiten. Das sind bestimmt nicht Shakilas Hausaufgaben von früher. Stattdessen sehe ich einen langen Text. Ein Tagebuch, private Erinnerungen, ein Roman?
Beide Hefte sind auf Kisuaheli geschrieben, der Nationalsprache Kenias. Ich bin erstaunt, wo doch fast jeder Kenianer Englisch spricht und schreibt. Es ist ungewöhnlich, sich schriftlich auf Kisuaheli auszudrücken, das überwiegend der mündlichen und privaten Verständigung dient. Ich allerdings beherrsche die Sprache seit zwei Jahren, wovon wiederum Shakila nichts weiß. Den Text darf ich also auf keinen Fall lesen.
Haltlos rast mein Blick durch die Notizhefte. Beide Skripte haben ein Dutzend Kapitel, von Hand nummerierte 64 Seiten, die Dialoge sind mit roter Farbe markiert. „Malaika I“ hat Flecken, Knicke, Eselsohren und Risse, manche Blätter hängen nur noch halb in der Bindung. Ich sehe keine Korrekturen, nichts ist durchgestrichen, verbessert, geschwärzt oder kommentiert. Es ist eine Geschichte, sauber von vorn bis hinten durchgeschrieben, allenfalls ist mal ein einzelner Buchstabe fett nachgezogen worden. Ein von Hand geschriebenes Buch, gibt es so etwas heute noch? Rasch schlage ich die Kladde zu, stecke sie zusammen mit der anderen zurück in den Umschlag und verstaue sie in meinem Tagesrucksack.
Malaika? Zumindest will ich wissen, was der Titel bedeutet. Ich möchte zu meinem Kisuaheli-Wörterbuch greifen, erinnere mich aber, dass ich es in den großen Rucksack gepackt hatte, und der liegt nun im Frachtraum.

In unserer Maschine, einer kleinen Dash-8 der Gesellschaft Fly540, ist nur gut die Hälfte der Plätze belegt. Auch der Sitz neben mir ist frei geblieben. Mein Ziel ist Lamu, eine Insel im Indischen Ozean an Kenias Nordküste.
Ich liebe Ostafrika, und nachdem ich drei Mal durch Tansania gereist bin, wovon Shakila natürlich weiß, habe ich angefangen, Reiseberichte darüber zu schreiben. Ich hatte schon vorherige Touren zu Papier gebracht; Brasilien, Bolivien, Australien und auch den Trip nach Timbuktu. Einige Reportagen konnte ich sogar in einem Reiseverlag, Duniani, veröffentlichen. Und jetzt hat Duniani mich nach Lamu geschickt. Meine erste richtige Auftragsarbeit.
Fünfzig Minuten später landen wir für einen Zwischenstopp in Malindi, einer größeren Stadt zwei Autostunden nördlich von Mombasa. Der linke Propeller wird ausgeschaltet, damit die neuen Passagiere zusteigen können, der andere läuft weiter. Ich nehme mir die Zeitschrift aus dem Vordersitz und blättere sie durch bis zum Streckennetz. Ich bin besessen von Karten, Landkarten, Stadtplänen aller Art. Stundenlang kann ich darüber brüten, um die Umrisse von Ländern und Inseln, den Verlauf von Flüssen und Altstadtgassen nachzuverfolgen. Bei Bordmagazinen ist diese Doppelseite, oft zum Ausklappen, der wichtigste Inhalt für mich.
„Hallo, ist hier noch ein Platz frei?“
Ich schrecke hoch. „Ndiyo“, sage ich automatisch.
„Ndiyo ?“, lächelt das Mädchen zurück, wiegt den Kopf und schaut fragend. Sie verstaut ihr Handgepäck in dem Fach über uns und setzt sich neben mich.
„Du sprichst Kisuaheli?“, fragt sie.
„Ja, etwas“, sage ich verlegen. „Najaribu, ich versuche es.“
„Karibu , herzlich willkommen!“, entgegnet sie und sucht ihren Gurt.

Im Kindle-Shop: Wer bist du, Malaika?

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28. Januar 2016

"Fenster zur Freiheit - Eine Liebe in Arabien" von Heike Adami

Als Stewardess einer arabischen Fluggesellschaft hat Sophie den gutaussehenden wohlhabenden Latif kennen und lieben gelernt. Sie folgt ihm in sein Heimatland Bahrain, in ein Leben voller Luxus mit Villa, Maid, Gärtner und Driver.

Nach und nach merkt sie, dass sie im goldenen Käfig gefangen ist. Sie verliert ihr Selbstbewusstsein und fügt sich schließlich den Forderungen ihres arabischen Ehemannes. Wie viel Selbstverleugnung und Selbstaufgabe kann ihre Seele ertragen?

Sophie liebt ihren Mann. Sie ist entschlossen, bei ihm in Bahrain zu bleiben – bis sich die politische Situation im Land zuspitzt.

Die Autorin schildert eine Liebes- und Familiengeschichte im heutigen Arabien. Sie hat eine ähnliche Story in ihrer Familie erlebt. Das bewegte sie zu der Frage: Wie würde ich reagieren?

Gleich lesen: Fenster zur Freiheit - Eine Liebe in Arabien

Leseprobe aus dem XVI. Kapitel:
Sophie begleitet ihren Mann Latif zu einer Geschäftsreise nach Saudi Arabien. Diese Szene ist während des Dinners im Hotel.
[…] An diesem Abend war ich eine von ihnen. Bewusst konzentrierte ich mich auf uns. Doch es blieb nicht aus, dass ich das Paar am Nachbartisch sah. „Latif, ich fühle mich so fremdartig. Bei der Vorstellung in Bahrain würde in ein paar Monaten die gleiche Situation vorliegen, wie sie hier alltäglich ist, vergeht mir der Appetit. Schon an viele Gegebenheiten konnte und musste ich mich gewöhnen, aber diese Einschränkung ist jetzt der Gipfel!“
„Was meinst du? Weil hier kein Alkohol ausgeschenkt wird?“ „Nein, das ist mir von Bahrain bekannt. Ich meine viel mehr diese schwarze Tracht, die sichtlich das Essen der Frau erschwert. Merkst du nicht, wie sie mich daran hindert, ordentlich und mit Würde zu essen?“
Diese Millionen Jahre alte Aufnahme des Mahls war hier eine Kunst. Ich beobachtete sie und sah, was auf mich zukam. Mit Messer und Gabel zu hantieren, war schier unmöglich.
Mein bestelltes Lammcarpaccio mit Kürbiskernöl sollte mir das Dinner erleichtern. Dennoch stand mir eine erschwerte Ausführung bevor, um die geschnittenen, hauchdünnen Lammscheiben unter dem Niqab in den Mund zu befördern. Die Umsetzung wurde durch die schwarzen Seidenhandschuhe nicht erleichtert. Vielleicht sollte es edel ausschauen, aber effektiv war die Ausbeute nicht. Meine Finger rutschten sanft über die Gabel, deren Haltung in meiner Hand weich und gefühllos war. Meine mit Seide überzogenen Fingerkuppen landeten in dem Mix aus Kürbiskernöl und Balsamico. Abschlecken war nicht angesagt. Die ein oder andere Lammscheibe entglitt mir auf die weiße Tischdecke, das Öl lief herunter. Alles sah aus, als wäre ich die erste Frau, die unter einem Niqab essen müsste. Ich schämte mich. Aber es kannte und erkannte mich keiner und so sollte es mir doch gleichgültig sein.
Doch meine Beine waren anderer Meinung. In schnellem Rhythmus bewegten sie sich unter dem Tisch auf und ab. Die Nervosität hatte ein Ventil gefunden. Schnell wollte ich den Raum verlassen. Latif versuchte, die Situation zu beschönigen und redete mit einem Lächeln drauflos, als würde er dafür bezahlt. „Ich glaube, ich verzichte auf den Rest des Dinners. Lass uns nach oben gehen, bitte.“
Mit ernstem Blick sah er mich an. „Sophie, das ist unmöglich. Wie sieht das aus, wenn du jetzt den Raum verlässt, obwohl die Speise noch vor dir steht und du angefangen hast, zu essen. Meine Geschäftspartner schauen sowieso schon die ganze Zeit herüber.“
„Verstehst du denn nicht, wie ich mich fühle? Diese Frauen sind das von jeher gewohnt. Sie kennen es nicht anders. Aber ich fühle mich zugeknöpfter als eine mittelalterliche Nonne. Eine unbarmherzige Angelegenheit ist das. Die Last auf meinem Kopf erdrückt mich. Auch Atemnot stellt sich wieder ein. Die Hitze unter diesen Stoffballen sammelt sich wie in einem Kessel. Latif, ich fühle mich total unwohl. Das Gefühl ist beängstigend.“ Ich legte die Gabel zur Seite. Mir war es gleich, ob sie auf dem Teller oder dem Tischtuch lag, aber ich hatte sie so schräg auf den Teller gelegt, dass er kippte und das Öl über die Tischdecke auf Latifs feinen Hosenstoff floss. Ich sah es nicht. Meine Hände übernahmen die Bewegung, die aus mir herauswollte.
Latifs Blick wollte mir mehr sagen. „Sophie, jetzt ist es gut. Nimm deine Hände unter den Tisch. Siehst du nicht, was du mit deiner Fuchtelei anrichtest.“
Entsetzt bemerkte ich seine Hose. Ich beugte meinen Kopf so weit nach vorn, wie es möglich war. Doch um etwas genauer zu sehen, hätte ich aufstehen müssen. Und wer weiß was dann noch passiert wäre? Ich hätte schreien können und zwang mich doch zur Ruhe. „Wie bitte schön soll ich bei dieser Sicht, die so groß ist, wie drei Financial Times aufeinandergelegt, irgendetwas sehen? Ich hätte im Gym meine Halsmuskulatur stärken sollen. Dann könnte ich jetzt meinen Kopf so drehen, wenden und beugen, um auch das kleinste Tohuwabohu zu entdecken. Das macht keinen Spaß. So gefällt mir das Leben nicht. Ich fühle mich wie eine Aussätzige. Latif, dieser Niqab erschlägt meine Seele.“ Ich spürte, wie sich mein Hals zuschnürte und Trauer in mir aufstieg. Mehrmals musste ich beim Reden schlucken, um gegen die Tränen anzukämpfen. Ich weiß nicht, ob Latif wirklich geistig neben mir saß. Er sah in die Runde und grüßte mit einem Lächeln fremde Menschen. Latif schien andere Probleme zu haben. Es kam mir vor, als sei ich für ihn in diesem Moment mit meinem Thema zweitrangig. […]

Im Kindle-Shop: Fenster zur Freiheit - Eine Liebe in Arabien

Mehr über und von Heike Adami auf ihrer Website.

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27. Januar 2016

"In die Finsternis" von Scott McLeary

Als die Anomalie am Himmel erschien, ahnten die Gambrianer nicht, dass viele von ihnen dem Tod geweiht waren. Aus welcher Welt die Bestie stammte, vermochte niemand zu sagen, doch sobald sie ihren Fuß auf die Planetenoberfläche gesetzt hatte, begann das Sterben.

Die Streitkräfte Gambrias erlitten schwerste Verluste, und letztendlich mussten sie erkennen, dass sie niemals zuvor einem Feind wie diesem gegenübergestanden hatten. Erst als die gesamte gambrianische Zivilisation am Rande der Auslöschung stand, gelang es in einer verzweifelten Operation, die Bestie gefangen zu nehmen.

Jahrmillionen später - auf der Erde tobt der Erste Weltkrieg - wird eine französische Spezialeinheit in Marsch gesetzt, um das Geheimnis einer deutschen Ausgrabung zu ergründen. Wonach haben die Deutschen gesucht, und warum sind sie so plötzlich verschwunden? Nachdem die Spezialeinheit durch die Hölle der Schlacht von Verdun gegangen ist, erreicht sie schließlich die Grabungsstätte. Hier stößt sie auf einen Tunnel, der zu einem tief unter der Erde verborgenen Tor führt. Dutzende grausam verstümmelte Leichen liegen vor den weit geöffneten Torflügeln.

Die Deutschen haben etwas freigelassen. Etwas, das nie mehr das Licht der Sonne hätte sehen dürfen. Eine furchtbare Bestie, die von einer technologisch hochentwickelten Zivilisation nur unter großen Opfern gefangen genommen werden konnte. Getrieben von einer unbändigen Gier nach Blut wütet diese Kreatur nun über das Angesicht der Erde und lässt nichts als Tod und Zerstörung hinter sich zurück.

Gambria war stark. Die Menschheit jedoch ... ist schwach.
Aber sie steht nicht allein.

Gleich lesen: In die Finsternis

Leseprobe:
Der Buggy raste die Straße entlang. Zwischen seiner jetzigen Position und dem Gefängniswürfel standen noch dreißig Gebäude. Hier gab es keine Einheiten mehr, die sich der Bestie entgegenwerfen konnten. War sie erst einmal bis hierhin vorgedrungen, wollte man vollständig auf die Geschwindigkeit des Buggys setzen und auf den Hass, den der Fahrer auf sich gezogen hatte.
Hass war in ausreichendem Umfang erzeugt worden. Das Ungetüm näherte sich so schnell von hinten, dass der Fahrer es nicht fassen konnte. Der frisierte Motor des Buggys dröhnte; er hatte seine Leistungsgrenze erreicht. Man war sicher gewesen, dass die Endgeschwindigkeit des Fahrzeugs hoch genug sein würde, um das Geschöpf abzuhängen, aber es kam laut brüllend näher. Es gab jetzt keinen Zweifel mehr: Der Buggy würde es nicht schaffen.
Der Fahrer drehte sich um und sah, wie das Ungeheuer seinen Klingenarm hob. Es hatte ihn beinahe erreicht.
Plötzlich wurden Mörtel und Gesteinsbruchstücke in das Innere des Buggys geschleudert. Der Fahrer bekam einen Splitter ins Auge und kniff es reflexartig zu. Schmerz pochte an seiner rechten Kopfhälfte, und er spürte Blut an seiner Wange herablaufen. Einen Moment lang wusste er nicht, was geschehen war. Dann schaute er in den Rückspiegel.
Das Monster war zu Boden gegangen. Unter ihm lag ein Mech, der in dem verzweifelten Versuch, dem Buggy den nötigen Vorsprung zu verschaffen, durch die Wand einer Lagerhalle gebrochen war. Er hatte sich der Bestie in den Weg geworfen und war von dieser mit ungeheurer Wucht gerammt worden. In vollem Lauf hatte die Kreatur keine Chance gehabt, den Sturz zu vermeiden. Sie hatte den Mech mit sich gerissen; der Stahlkoloss hatte sich mehrfach überschlagen und war schließlich unter dem Monster liegen geblieben.
Die Bestie kam mit atemberaubender Geschwindigkeit wieder auf die Beine. Sie drückte den Mech nach unten, wandte ihr Gesicht dem davonrasenden Buggy zu, und obwohl sie nichts sehen konnte, wusste sie ganz genau, wo sich das kleine Fahrzeug befand, das ihre Augen zerstört hatte.
Kurz bevor die Kreatur ihre Klingen durch die Kanzel jagte, war es nicht die Angst vor dem Tod, die die letzten Momente des Mechpiloten bestimmte; es war eine Frage. Die einzige, die wirklich von Bedeutung war: Hat es gereicht?
Der Mech hatte dem Buggy vier Sekunden Vorsprung verschafft. Das Lagerhaus, unter dessen holographischer Fassade der Gefängniswürfel verborgen war, lag mittlerweile in Sichtweite. Der Fahrer kurvte nach links auf den großen Platz, riss dann das Steuer herum und richtete den Buggy auf den Gefängniswürfel aus. Er trat das Gaspedal voll durch, das holographische Gebäude ragte direkt vor ihm auf, verheißungsvoll und zugleich Quell einer schrecklichen Furcht.
In diesem Moment erreichte die Kreatur den Buggy. Sie hackte den rechten Hinterreifen sowie Teile der Achse mit einer blitzartig nach unten gerichteten Armbewegung ab. Ihre Laufgeschwindigkeit war allerdings derart hoch, dass sie an dem kleinen Fahrzeug vorbeischoss und danach einige Sekunden brauchte, um zum Stillstand zu kommen.
Das Heck des Buggys brach nach links aus. Der Fahrer verlor die Kontrolle; der Buggy drehte sich um neunzig Grad und prallte mit dem hinteren Teil gegen einen der geöffneten Torflügel. Metall kreischte und verformte sich, als das Fahrzeug um den Torflügel herum gedreht wurde und schließlich direkt in der Schwungrichtung des Flügels stehen blieb. Zwar wurde der Schließmechanismus von starken Aggregaten angetrieben, was aber, wenn sich der zerstörte Buggy verkeilte?
Der Fahrer spürte einen reißenden Schmerz an seiner Seite. Als er den Kopf drehte, erkannte er, dass sein linker Arm zerschmettert war. Auf einem Auge hatte er keine Sicht mehr, und Blut floss aus einem tiefen Schnitt auf seiner Stirn. Wie durch ein Wunder war er allerdings von dem Metall der Fahrerkabine nicht eingeklemmt worden und wegen des gambrianischen Adrenalinäquivalents, das durch seine Adern raste, hatte seine Orientierungslosigkeit nur Bruchteile von Sekunden gedauert. Er stieg vorne aus dem Fahrerkäfig, rutschte über die Motorhaube in die Kammer hinein und drang tiefer in den Raum vor. Sein zertrümmerter Arm war ein Inferno, aber es gelang ihm mit aller Willensanstrengung, den Schmerz zu kontrollieren.
Die Bestie erschien hinter dem Buggy, stieg über das Fahrzeug hinweg und schaute den Fahrer aus schwarzen Höhlen an.
Dann kam der Teufel zu ihm in die Kammer. Die tiefstehende Sonne trieb seinen Schatten bis an die hintersten Wände des Gefängniswürfels. Das Entsetzen, das der Fahrer in diesem Moment spürte, war mit Worten nicht zu beschreiben. Er wich weiter und weiter zurück, bis er mit dem Rücken gegen die kühle Wand seines Grabes stieß.
Das Wesen senkte den Kopf, entblößte seine stilettartigen Zähne und kam näher. Es stand jetzt innerhalb des Raumes, zehn Meter vom Tor entfernt.
In diesem Augenblick sprangen drei Mechs, die unter dem holographischen Feld verborgen gewesen waren, vom Dach des Gefängniswürfels. Die Kreatur drehte sich um, spürte die Falle und machte einen Schritt in Richtung Ausgang.
Ein Mech packte die Überreste des zerschmetterten Buggys und schleuderte sie fort. Die zwei anderen rannten nebeneinander in die Kammer, sprangen die Bestie an, rissen sie mit sich.
Hinter ihnen fiel das Tor des Würfels zu. Unaufhaltsam. Endgültig.
Und dann war es plötzlich still. Die Echos der Schlacht waren verhallt, und ein ganzer Planet hielt den Atem an.
Der Fahrer jedoch hörte das Kreischen von reißendem Metall und ein wildes, allumfassendes Wutgebrüll, das mit eiskalten Frostfingern nach seinem Herzen griff. Doch inmitten all dieser Finsternis entstand dort auch ein kleiner, flackernder Funke des Triumphs: Sie hatten die abscheuliche Kreatur bezwungen, die wie eine schwarze Seuche über ihre Welt gekommen war. Viele Gambrianer waren in den Tod gegangen, doch das Blut, das sie vergossen hatten, würde der Nährboden für neues Leben sein. Und irgendwann, wenn der Schatten des Todes von den Überlebenden abgefallen war, würde es vielleicht in einem prachtvollen, neuen Glanz erstrahlen.
Diese Gedanken nahm der Fahrer mit sich, als er die Kapsel schluckte und auf die andere Seite hinüberging.

Im Kindle-Shop: In die Finsternis



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25. Januar 2016

'Bayerisch Kongo (Alpen Krimi)' von Lutz Kreutzer

Friedrich Sperber, kongoerfahrener Geophysiker und Mann für besondere Fälle beim bayerischen Landeskriminalamt, ist raubeinig, scharfsinnig und nicht unbedingt politisch korrekt. Sein erster Fall: eine übel zugerichtete Leiche eines Afrikaners, der mit einer Machete in den beschaulichen Isar-Auen ermordet wurde.

"Intelligent gemachter Alpenkrimi der erfrischend anderen Art." (Lesermeinung)

Kurze Zeit später stoßen Sperber und das Team um die kompetente Kommissarin Martha Kieninger auf zwei weitere Leichen. Sie hängen im Berg und stören die Ruhe im Voralpenland. Die Nachforschungen führen die Ermittler zu einem mysteriösen belgischen Söldner – und auf Deutsche und Österreicher mit rabenschwarzer Vergangenheit …

Sperbers erster Fall - spannend, schwarz & actionreich.

Gleich lesen: Bayerisch Kongo (Alpen Krimi)

Leseprobe:
Der Wallner Hias hatte schon in aller Früh gemolken, gefüttert und ausgemistet. Jetzt standen die Kühe zufrieden im Stall. Dann hatte er seine Hühner besucht und zehn Eier aufgesammelt. Und er hatte etwa eine Viertelstunde mit seinen Tieren gesprochen. Das machte er jeden Morgen. Danach ging er in die Küche, trank einen Milchkaffee und aß ein Speckbrot und ein Ei.
Der Wallner Hias war in der Gegend von Schleching ein geachteter Mann. Er war Bergführer und hatte als junger Bursch für seine Heimat bei internationalen Skirennen Medaillen eingefahren. Jeder, der an seinem Haus vorbeiging, grüßte ihn freundlich. Die meisten blieben stehen auf einen Plausch. Aber nur selten ließ sich der Hias auf ein längeres Gespräch ein. Er hatte schon alles erzählt.
Er freute sich auf den Frühling und auf sein Almhaus. Vor fünfundvierzig Jahren hatte er es mit seiner Rosl zu einem kleinen Alpengasthof ausgebaut. Das Geschäft ging gut damals, besser als sie es sich erträumt hatten. Er liebte seine schöne Rosl und sie ihren stolzen Hias. Sie lebten einen Traum. Bis zu dem Tag, als die Rosl auf der Alm zu Tode kam.
Sie hatte eine Kuh am Gatter angebunden, wie sie es immer tat, wenn sie die Kühe am frühen Abend melkte. Die Kuh war unruhig, sie trat den Melkeimer um, und die Rosl fluchte. Sie versuchte, den Eimer abzufangen, was ihr nicht gelang. Sie beugte sich vor und fiel seitwärts vom Schemel. Und dann zuckte die Kuh mit ihrem Huf derart, dass sie die Rosl hart an der Schläfe traf. Rosl war auf der Stelle tot. Sie wurde nur siebenundzwanzig Jahre alt.
Lange hatte er getrauert. Sein damals erst dreijähriger Sohn Flori vermisste seine Mutter so sehr, dass er, wenn der Hias ihn abends ins Bett brachte, nicht aufhören wollte zu weinen. Es dauerte Jahre, bis sich die beiden an den neuen Alltag gewöhnt hatten. An ein Leben ohne Frau und ohne Mutter. Aber das Schicksal und der Herrgott hatten es so gewollt. Der Hias musste seinen Mann stehen. Und der Hias würde niemals aufgeben.
Viele Frauen hätten ihn gern geheiratet, den Hias. Doch er tat es nicht, weil es seinem Flori das Herz gebrochen hätte. Der Junge reagierte allergisch auf jede Frau, die sich seinem Vater näherte. Als Kleinkind schrie er aus Leibeskräften. Später schlug er den Frauen gegen die Beine. Noch später reagierte er mit kalter Verachtung und Boshaftigkeiten. Und der Hias liebte seinen Sohn über alles.
Flori sprach wenig. In der Schule blieb er zurück. Die Leute hatten Mitleid mit ihm und hielten ihn für dumm. Mitleid! Das war das Schrecklichste, was sich der Hias vorstellen konnte. Mitleid mit ihm und dem Flori! Aber die Leute waren nun mal so. Dabei war der Flori nie dumm gewesen. Es gab allerdings nur wenige Momente, wo der Hias sah, dass der Flori auch glücklich sein konnte. Diese Momente waren der größte Schatz, den der Hias besaß. Immer, wenn er mit dem Flori auf die Berge wanderte, und später, wenn er ihn durch die Wände führte, lächelte der Flori auf dem Gipfel. Er lächelte und freute sich. Dann waren sie wieder zu dritt.
Und dann war auch noch der Florian von ihm gegangen, mit achtzehn. Der Arzt bescheinigte Unfalltod. Im eigenen Haus. Die Beerdigung war groß gewesen, noch größer als bei seiner Frau. Er hatte es wahrlich nicht leicht gehabt, der Hias. Doch heute ging es ihm wieder gut. Lange war das alles her. Er war darüber hinweggekommen.
Heute wollte er auf die Alm. Es war kalt. Wenn er dort oben allein war, fand er so viel Glück, dass ihm alle Schwere von der Seele wich. Die Welt dort oben, die gehörte nur ihm. Zu dieser Jahreszeit kamen nur selten Gäste. Ab und zu ein Skitourengeher, ab und zu ein Wilderer, und manchmal besuchte ihn ein Freund von der Bergwacht. Der Hias kannte sie alle.
Er packte etwas zu essen und ein paar Flaschen Bier ein, steckte alles in seinen Rucksack und bestieg seinen Geländewagen. Es lag kaum Schnee, das war ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Zu wenig Niederschlag, dachte der Hias. Und so war es bis hinauf zu den Gipfeln ringsherum grün.
Der Fahrweg war gut in Schuss, kaum Winterschäden. Ab und zu ein kleines Schlagloch, doch das machte seinem Auto nichts aus. Über ihm stieß die Kampenwand, gelb von der Morgensonne, scharf in den blauen Himmel.
Nach zwanzig Minuten war er an seiner Hütte. In Kürze würde das Frühjahr da sein, dachte er. Er öffnete die Schlösser zur Tür der Hütte. Den Schlüssel legte er wie immer unter den Brennholzstapel zurück. Er öffnete die Fensterverschläge und zündete ein Feuer an. Holzvorräte hatte er genug.
Bald knisterte und prasselte es im Ofen, das Wasser wurde heiß, und der Tee dampfte. Er schloss die Fenster und sperrte die Wärme des Ofens in der Stube ein. Dann setzte er sich in die Sonne. Er zündete sich ein Pfeifchen an, trank den Tee und einen Enzianschnaps. Für den Hias gab es kaum etwas Schöneres als den Blick auf die Kampenwand. Einfach zuschauen, wie sich am Berg nichts veränderte. Bis zum Frühjahr und zur ersten Almrauschblüte. So saß er und genoss bis zum späten Nachmittag.
Plötzlich hörte er ein leises Rauschen, das allmählich zum Motorengeräusch wurde. Ein Auto? Hier um diese Zeit? Er stand auf und versuchte etwas zu erkennen. Von unten näherte sich tatsächlich ein dunkler Wagen. Er kroch sehr langsam den Berg herauf. Außergewöhnlich langsam. Es war ein teurer Wagen, das konnte er jetzt sehen. Aber er kannte die Marke nicht. Merkwürdig, was will denn der hier?, fragte er sich.
Der Wagen kam näher, blieb etwa fünfzig Meter vor der Hütte stehen. Ein Leihwagen einer Münchner Kette. Die Beifahrertür öffnete sich, heraus stieg eine Frau. Sie trug Wanderausrüstung. Die Frau streckte sich, sah sich um und kam dann winkend auf ihn zu.
Er bekam einen Schreck. Seine Hände zitterten und wurden schweißnass. Er konnte es nicht glauben. Nein, das war sie nicht. Oder doch? Sein Herz schlug höher. Seine Augen wurden feucht. Als Desiré vor ihm stand, bekam er erst kein Wort heraus, dann schluchzte er auf und fiel ihr um den Hals. Mit tränenerstickter Stimme sagte er: »Mei, Dirndl! Wo kommst denn du auf einmal her?« Er hielt sie fest an sich gedrückt. Seine Tränen flossen, und er kam sich vor wie ein Narr.
»Hias, wie geht es dir?«, rief sie voller Freude. Auch ihre Tränen kullerten.
Er hielt sie an den Armen auf kurzen Abstand und sagte: »Du weißt ja gar net, was alles passiert ist in der langen Zeit.«
Hias zitterte. Seine Ruhe war dahin. Alles kam wieder hoch, war wieder da. Wie früher. Er weinte und brachte kein Wort mehr heraus.

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Für Tolino: Buch bei Thalia

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23. Januar 2016

'Liebeskummer - nichts für Weicheier' von Heike Greiner

Liebeskummer: ein Gefühl, das fast jeden Menschen im Laufe seines Lebens heimsucht – einmal oder mehrmals. Kein Grund zur Selbstaufgabe! Augen zu und durch, heißt die Devise. Welches Gefühlswirrwarr man dabei erleben kann, schildert die Autorin ernsthaft, gefühlvoll, aber auch augenzwinkernd und humorvoll. Das Buch wendet sich an alle, die gerade Liebeskummer haben oder sich einfach für das Thema interessieren. Es ist für sämtliche Altersgruppen geeignet: für Teenager genauso wie für die reifere Generation, Frauen und Männer gleichermaßen.

Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine Berg- und Talfahrt durch die Gefühlswelt. Aber eines ist sicher: Liebeskummer kann man überwinden, daraus lernen, neue Erfahrungen sammeln und in ein neues Leben starten. Mit Mut, Hoffnung und neuer Lebensfreude.

Gleich lesen: Liebeskummer - nichts für Weicheier: Melancholisch-heiterer Gefühlsratgeber

Leseprobe:
Die Idee für dieses Buch hatte ich, als ich mich nicht mehr in den allertiefsten Tiefen eines tiefen Liebeskummers befand. Meine unerhörten Gefühle überschlugen sich. Meine Gedanken wirbelten wild in meinem Kopf. Genau jetzt wollte ich mir einfach alles von der Seele schreiben. Aber damals hatte ich bereits gefühlte zwölf meiner 19 Liebeskummer-Phasen hinter mir und war imstande, hin und wieder zu lächeln, mit Galgenhumor, traurig, aber immerhin.
Doch beginnen wir von vorne … Beginnen wir mit dem Tag, an dem für mich eine Welt zusammenbrach. An einem 11. Oktober eröffnete mir mein Freund Hartmut, dass er sich in seine Nachbarin verliebt habe. Es täte ihm schrecklich leid. Zwar würde er mich auch noch lieben, aber die andere Frau eben mehr. Wumm! Ich glaubte vom Blitz getroffen zu werden. Der Boden unter meinen Füßen riss auf. Und beides im selben Augenblick.
Ich konnte nicht glauben, was ich soeben gehört hatte. Noch einen Tag zuvor hatte er mir – wie übrigens jeden Tag – in einer SMS geschrieben, wie sehr er mich liebte und hatte hinter das „Ich liebe dich“ auch noch vier Ausrufezeichen gesetzt. Und am nächsten Tag machte er mit mir Schluss? Einfach so? In meinem Kopf drehte sich alles, mein Puls schnellte hoch, mir wurde schlagartig schwindelig und furchtbar übel.
[...]
Hartmut sprach oft von Heirat: „Sobald die Situation besser ist, heiraten wir. Wir bleiben für immer zusammen, das verspreche ich dir.“
Solche Sätze bekam ich regelmäßig zu hören. Er verwöhnte mich, war überaus aufmerksam und liebevoll und erklärte mir mindestens drei Mal täglich, wie sehr er mich liebte. Und das – wie gesagt – bis zum bitteren Ende unserer Beziehung. Ich vertraute ihm blind und wäre nie auf die Idee gekommen, dass er mich betrügen oder mich wegen einer Anderen verlassen könnte. Nie hätte ich gedacht, dass er ein so „wunderbarer“ Schauspieler ist.
[...]
Wumm! Das war’s dann! Gleich nach der Trennung hat er die üblichen Floskeln geäußert:
„Es wäre schön, wenn wir Freunde bleiben würden.“ –
„Wir können uns jederzeit zum Kaffee oder Essen treffen. Meine neue Freundin hat nichts dagegen.“ –
„Du kannst dich jederzeit bei mir melden, wenn irgendetwas sein sollte.“ –
„Du bist so eine tolle Frau, aber es hat eben nicht sein sollen mit uns. Wir können uns jederzeit zum Quatschen treffen.“
Bla bla bla. Selbstverständlich hat sich nichts von diesen vermeintlichen „Abschiedsleichtmachern“ bewahrheitet. Man kann nicht mit jemandem befreundet sein, der einen wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen hat und von dem man so tief verletzt wurde. Vielleicht hätten wir Kumpels werden können. Freundschaft wäre das nicht. Er gab mir meinen Wohnungsschlüssel zurück, die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und ich war allein. Allein mit meinen Gedanken, meiner Trauer, meiner Wut, meiner Verzweiflung, meinem Selbstmitleid. Für ihn war es einfach. Er konnte sich sogleich in die zärtlichen Arme seiner neuen Liebsten begeben.
Unvorstellbar, wie ich mir die Treffen zwischen ihm und ihr ausmalte. Die reinste Selbstzerstörung! Und so begannen sie, die Phasen des Liebeskummers. Ich musste durch jede einzelne hindurch. Vergnügen ist wahrlich etwas anderes. Die beschriebenen Phasen sind meine ganz persönlichen. Für Liebeskummer gibt es kein Schema.
[…]
5. Liebeskummer-Phase: Jetzt erst recht
[…]
Plötzlich mobilisierten sich in mir alte Kräfte. Kräfte, von denen ich geglaubt hatte, sie wären verschwunden. Hoffnung und Optimismus auf die Zukunft flammten neu auf. Nach längerer Zeit legte ich endlich wieder einmal einen Wellness-Tag mit einem typischen Frauen-RundumSelbstverwöhnungsprogramm ein.
Die weiblichen Leser werden sicherlich wissen, wovon ich spreche:
- ein herrliches Kokos-Vanille-Schaumbad – dabei ein Glas mit gutem Rotwein in der Hand und am Wannenrand zahlreiche Kerzen
- Maniküre
- Pediküre
- Gesichts- und Körper-Peeling
- Kurpackung für das strapazierte Haar
- Anti-Aging-Maske für das Gesicht
- zwei kalte Teebeutel für die Augen
- nach dem Bad eine prickelnde Körper-Öl-Massage mit dem „Körper-fitMassagehandschuh“ und Auftragen einer nach Mandeln duftenden Körperlotion
- Wärme und die Erkenntnis: Ich bin mir selbst etwas wert, nicht nur dann, wenn ich einem Mann etwas wert bin!
Schließlich durchwühlte ich meinen Kleiderschrank, sortierte alte Klamotten aus und probierte sämtliche Kleidung vor dem Spiegel an. Ich hatte schon lange keinen Mini-Rock mehr getragen. Wieso eigentlich nicht? Keineswegs war ich zu alt für einen Mini-Rock, wie ich fand. Außerdem fiel mir auf, dass ich tatsächlich einige schicke, sexy Klamotten besaß. Warum lief ich immer nur in Jeans und „Schlabberpullis“ durch die Gegend?
Und was soll ich sagen? Nach diesem Wellness-Rundum-Verwöhnungsprogramm ging es mir tatsächlich wesentlich besser. Ich fühlte mich frisch, jung, vital, attraktiv. Zum ersten Mal seit langem gefiel mir mein Spiegelbild. Meine Wangen waren rosig, die Augen leuchteten.
„Hartmut, du kriegst mich nicht klein. Du nicht!“ rief ich meinem Spiegelbild zu. Er war selbst schuld, wenn er eine Frau wie mich nicht haben wollte. „Wer mich nicht will, hat mich auch nicht verdient. Basta!“ bestätigte ich meinem Spiegelbild und nahm noch einen Schluck des exzellenten Rotweins.
Der Typ war es nicht wert, dass ich auch nur einen einzigen Gedanken an ihn verschwendete. Erst recht war er es nicht wert, dass ich mir wegen ihm die Augen aus dem Kopf heulte, mich zuhause verkroch und in Selbstmitleid zerfloss.
Ab jetzt würde ich wieder anfangen zu leben. So trat ich in die Ablenkungs- und Aktionsphase ein.

Im Kindle-Shop: Liebeskummer - nichts für Weicheier: Melancholisch-heiterer Gefühlsratgeber

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21. Januar 2016

'Leilani: Wohin das Herz gehört' von Sabine Schäfers

Ein Jugendroman über Familie und Freundschaft, erste Liebe und Erwachsenwerden auf Hawaii - dem Paradies auf Erden.

Sommer, Sonne, Surfen! Die fünfzehnjährige Deutsch–Hawaiianerin Lela begleitet ihren Vater zum ersten Mal in seine alte Heimat. Überwältigt vom hawaiianischen Lebensgefühl, erkundet sie Oahu und ihre eigenen Wurzeln und verliebt sich in Daniel …
Es wäre das perfekte Paradies, wenn nicht ihr Opa im Sterben läge und in der Familie alte Konflikte aufbrächen. Auch mit der Liebe ist das dann nicht so einfach wie gedacht. Wer liebt hier wen, und manchmal wäre es vielleicht besser, es wäre nie geschehen.

Für Lela beginnen turbulente zwei Wochen, die ihr Leben auf den Kopf stellen und am Ende eine Entscheidung von ihr verlangen: wohin ihr Herz gehört.

Gleich lesen: Leilani: Wohin das Herz gehört

Leseprobe:
Tante Okelanis Auto stammte aus dem letzten Jahrtausend, mit einer rostigen Delle am rechten Kotflügel, verblichener Stoffverkleidung und dem Schalthebel am Lenkrad. Ächzend zwängte sie sich dahinter.
Dad winkte mich heran. »Steig ein, Leilani.«
Daniel wollte zu mir auf die Rücksitzbank klettern, doch Dad kam ihm zuvor. Seine Miene ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht gedachte, zu tauschen.
Achselzuckend setzte sich Daniel nach vorn zur Tante und zwinkerte mir zu.
Ein Schauer durchfuhr mich. Sollte ich enttäuscht sein oder erleichtert? Seine Nähe hatte einen beunruhigenden Einfluss auf meinen Kreislauf.
Wir fuhren auf den Freeway. Kaum zu fassen, wir waren wirklich da. Nicht irgendeine Großstadt – Honolulu! Der Name zerging wie Honig auf meiner Zunge: Ho-no-lu-lu. Glücklich lehnte ich mich zurück.
Die Blumen-Leis dufteten, durch die geöffneten Wagenfenster strich warme Luft über mein Gesicht. Ich atmete tief. Salz, Wind und Palmen. Über uns wölbte sich der schwarzblaue Nachthimmel, Millionen Sterne funkelten. In der Ferne blinkte und leuchtete die Skyline wie Christbaumschmuck.
»Waikiki.« Daniel lächelte.
»Das ist wunderschön.« Er war ein solcher Glückspilz, hier leben zu dürfen.
Mit vernehmlichem Knurren zog sich mein Magen zusammen. Der Bann war augenblicklich gebrochen und ich musste lachen. Meine Uhr hatte ich schon in Los Angeles auf Hawaii-Zeit umgestellt. Sie zeigte neun Uhr abends, aber mein Gefühl bestand darauf, es sei Zeit fürs Frühstück.
»Gleich sind wir da, meine Mom wartet mit dem Essen auf uns.«
Daniel wandte sich Dad zu, aber der sah unverwandt zum Fenster hinaus und schien uns gar nicht wahrzunehmen. Wir wechselten einen Blick: Eltern.
Die Tante wohnte in einer Gegend mit einfachen Holzhäusern. Als wir auf den Hof einbogen, wurde die Fliegengitter-Tür aufgedrückt und eine Frau trat auf die Veranda. Die Tante stellte den Motor ab.
»Meine Nichte Celadine, Daniels Mom.«
»Bitte, nennt mich Dinah, das klingt nicht ganz so altmodisch.«
Sie lachte und es war eindeutig, von wem Daniel sein gutes Aussehen geerbt hatte. Allerdings reichte sie ihm gerade bis zur Brust, ihre zarten Züge und der hellere Teint sprachen für asiatischen Einfluss.
»Aloha. E komo mai.«
»Hallo.« Unsicher wartete ich, wie Dad sich verhalten würde. Wie begrüßte man eine unbekannte Verwandte?
Doch Dad handhabte das völlig unspektakulär: Er stellte seinen Koffer ab und reichte Dinah die Hand. »Ich bin Ken.«
»Ich freue mich, dass ihr gekommen seid.« Sie seufzte. »Wenn auch aus traurigem Anlass.«
Dad runzelte die Stirn, nahm sein Gepäck wieder auf und stelzte zum Haus. Sein Benehmen versetzte mir einen Stich. So unhöflich kannte ich ihn gar nicht.
»Ich … er …«
Dinah wechselte einen Blick mit der Tante. »Lass nur, ich verstehe schon.«
Sie hakte die Tante unter und ging mit ihr hinein. Mit meinem Koffer in der Hand wollte Daniel ihnen folgen, aber ich hielt ihn zurück.
»Was bedeutet ›E komo mai‹?«
Er lächelte. »Damit heißen wir Freunde willkommen.«
In der milden Abendluft dufteten die Blumen aus dem Garten, ein Hauch streifte meine bloßen Arme und über mir war der Himmel weit offen. Ich schloss einen Moment die Augen. Freude durchrieselte mich. Es würde fantastisch werden hier!
Als ich die Augen wieder aufmachte, sah ich Daniel noch immer bei mir stehen. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt und schien alle Zeit der Welt zu haben. Etwas verlegen griff ich nach meiner Tasche.
Von der Terrasse kam man direkt in die Küche, wo Dad uns schon erwartete. Dinah hantierte am Herd.
»Daniel, zeige Ken und Lela ihre Schlafzimmer. Macht euch rasch frisch, wir können gleich essen.«
»Onkel Ken schläft hinten, in Onkel Hokus Zimmer, Lela bekommt Moms altes Zimmer. Hier entlang.«

Im Kindle-Shop: Leilani: Wohin das Herz gehört

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20. Januar 2016

'Sternesucherin: Bedingungslose Hingabe' von Tabea S. Mainberg

Die Bewegung der Sterne in regelmäßigen Bahnen ist für uns nicht greifbar und kann uns ehrfürchtig stimmen. Manchmal ist es solch ein Symbol, das uns hält.

Dominique, die ihr Leben daraufhin ausgerichtet hat, einem Herrn in bedingungsloser Hingabe zu dienen, kann Sir Baxter nicht vergessen. Um ihren Kummer ertragen zu können, hat sie einen Stern auserkoren, da Legenden behaupten, so sei man seinem Liebsten nah. Sir Stephen, bei dem Dominique ein neues Zuhause gefunden hat, sieht sie nicht als seine Sklavin, da er für sie tiefere Gefühle hegt. Durch einen Zufall trifft Dominique auf Simon, der mit Jayden alias Sir Baxter in einem besonderen Verhältnis steht. Zwischen beiden entsteht sofort eine knisternde Verbindung.

Simon liebt die bizarren Spielarten, schließt jedoch eine Beziehung zu einer Sklavin, die sich in allen Bereichen ihres Lebens unterwürfig zeigt, aus. Dominique ist von ihren Gefühlen hin- und hergerissen und beginnt ihren bisherigen Lebensweg anzuzweifeln. Als Stephen erfährt, dass es einen anderen Mann in Dominiques Leben geben könnte, begeht er einen großen Fehler und sie muss die dunkle Seite der BDSM-Welt erleben. Überwiegen Simons Gefühle und überwindet er seine Zweifel? Und was wird aus Dominique? Wird sie der dunklen Seite entkommen und ihr Glück finden?
„Die Sternensucherin – bedingungslose Hingabe“ lädt ein, mit auf die Suche nach Liebe und Leidenschaft zu gehen. Die Suche beschert prickelnde und erotische Augenblicke aus der Welt der bizarren Lust.

Dieser Roman beschließt die Erlebnisse der Freunde um Sir Baxter, kann jedoch eigenständig gelesen werden. Um die Protagonisten und ihre Gefühle besser kennenzulernen, gibt es eine Sonderedition der Romane „Traumtänzerin – Sklavin für eine Nacht“ und „Schattenspielerin – Verborgene Leidenschaft“.

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Leseprobe:
Die nasse Kälte hatte ihren Körper inzwischen durch und durch erfasst und sie konnte ihre Schluchzer nicht mehr unterdrücken. In dieser Sekunde fragte sie sich, warum sie an diesen Ort zurückgekehrt war. Es war eine Torheit gewesen, da hatte die Schriftstellerin wahre Worte formuliert. Aber war es nicht so, dass man das Grab von einem geliebten Menschen ab und zu besuchte, um ihm nahe zu sein?
Plötzlich spürte sie etwas an ihrem Bein. Sie schrie erschrocken auf und starrte mit zunächst ängstlichem Blick in große, braune Hundeaugen. Der beige Vierbeiner sprang an ihr hoch und hüpfte spielerisch um sie herum. Obwohl Dominique sofort spürte, dass von dem Tier keine Bedrohung ausging, wich sie zurück.
»Finn, aus!«, hörte sie eine Männerstimme, gefolgt von einem Pfiff. Sofort ließ der Hund von ihr ab und tollte seinem Herrchen entgegen. In wenigen Schritten war dieser bei Dominique.
»Keine Sorge«, hörte sie seine Stimme. »Er will nur spielen!«
Vor ihr stand ein Mann, der die Mütze tief ins Gesicht gezogen hatte und dem Wetter entsprechend gekleidet war; mit einer warmen Regenjacke und festen Schuhen.
Es war eine Schrecksekunde, da er in seiner Gestalt Jayden ähnelte. Da er jedoch eine andere Stimme hatte, war Dominique sofort bewusst, dass der es nicht sein konnte. Durch die aufkommende Enttäuschung musste sie sich eingestehen, dass sie unbewusst gehofft hatte, ihn anzutreffen. Dass er sie einlud sich aufzuwärmen, sie gemeinsam in der Küche einen Tee tranken, er sie plötzlich in den Arm nahm und ihr sagen würde, dass es ein Fehler gewesen sei, sie wegzuschicken ...
Dominique bewegte sich nicht, ihre Beine zitterten und sie nahm den Fremden nicht wahr, so sehr war sie sofort in ihre Traumwelt abgerutscht. Finns Besitzer war an sie herangetreten.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte er.
Unsanft wurde sie aus ihren Fantasien heraus katapultiert. Augenblicklich schämte sie sich dafür, im Halbdunklen an dem geschlossenen Tor zu stehen. Vermutlich hielt er sie für eine Bettlerin oder für jemanden, der das Anwesen ausspionierte.
Finn seinerseits hatte an der frierenden und verweinten Dominique sofort einen Narren gefressen und schnüffelte und tobte um sie herum.
»Entschuldigung, er ist noch sehr jung und seine Manieren lassen leider noch zu wünschen übrig!« Seine Stimme hatte einen angenehmen Klang.
Ihre Blicke trafen sich zum ersten Mal. Es war ein seltsamer Moment, so als ob sich eine unsichtbare Verbindung aufgebaut hatte. Da sie in unmittelbarer Nähe zu ihm stand, konnte sie seine Augen sehen. Jaydens Augen waren blau und wirkten tiefgründig, wie ein Bergsee. Dieser Fremde hatte ähnliche Augen.
»Kein Problem«, stammelte Dominique und konnte nicht aufhören ihn anzusehen. Sie war wie elektrisiert.
»Kann ich Ihnen helfen?«, kam die berechtigte Frage, und während er es aussprach, legte er dem ungestümen Vierbeiner eine kurze Leine an und erlöste sie.
Es dauerte einen Moment, bis sie antwortete:
»Nein, ich habe nur nach meinem Stern gesucht.«

Aus dem 9. Kapitel „Zarte Bande“
Ob der Lebensweg eines Menschen und das, was ihm widerfährt, vorbestimmt ist, darüber gibt es kontroverse Meinungen. Der Glaube daran, ob es einen Faden des Schicksals gibt, der einen begleitet, bleibt jedem selbst überlassen. Fakt ist, dass es durch die Verknüpfung der Ereignisse im Laufe der Jahre überraschende Begebenheiten gibt. Dass Dominique und Simon gerade jetzt aufeinandergetroffen waren, war zweifelsohne eine solche Verkettung der Umstände, die das Leben für die beiden bereitgehalten hatte.

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19. Januar 2016

'Wolfhound' von Kindal Debenham

Fähnrich Jacob Hull hatte nie die Absicht, ein Held zu werden. Als frisch gebackener Offizier der Celostischen Navy will er bis zu dem Tag dienen, an dem er sich sein eigenes Schiff leisten und sich zur Ruhe setzen kann. Aber die Feinde der Celostischen Union haben da andere Pläne. Bereits auf seiner ersten Reise an Bord der CNS Wolfhound kommt es zur Katastrophe.

Jacob und seine Kameraden schlittern von einer Herausforderung zur nächsten und er wird all seinen Mut, Fertigkeiten und Entschlossenheit aufbringen müssen, um die restlichen Crewmitglieder außer Gefahr und wieder lebendig nach Hause zu bringen. Und auf einmal geht es sogar um viel mehr als nur das.

Gleich lesen: Wolfhound



Leseprobe:
Die Antwort des Zerstörers bestand in einer weiteren Salve aus seinen Kanonen. Diesmal, mit der kurzen Distanz zwischen ihnen und der dramatisch reduzierten Geschwindigkeit der Fregatte, war die Attacke verheerend. Geschoss um Geschoss durchstieß den Verteidigungsschirm des Schiffs und schlug in dessen Rumpf ein. Die Schüsse durchbohrten die gepanzerte Außenhaut des Raumschiffs und einen Herzschlag später stießen Feuerlanzen aus dem Inneren ins All hinaus. Gewaltige Explosionen rissen überall Löcher in das Schiff und seine Triebkraft verringerte sich immer weiter, bis es nur noch durchs Weltall driftete, brennend und unkontrollierbar.
Jacob rollte die Wolfhound weg von dem havarierten Raumschiff und ließ es an seiner Backbordseite vorbeitreiben. Das Bild der Fregatte, das in der Ecke seines Bildschirms zu sehen war, zeigte, wie die anhaltenden Explosionen weiterhin große Stücke aus dem Schiff rissen und er bemerkte, dass einer der DE-Segelmasten, der steuerbord angebracht gewesen war, nun frei im Weltall trieb. Die fliegen nirgendwo mehr hin. Jetzt kümmere ich mich um ihre Kollegen. Er überprüfte das Display nach Zeichen vom zweiten Raumschiff und fragte sich, wo es abgeblieben war.
Dann sah er die Piraten auf sich zurasen. Nachdem sie zuerst abgetaucht und vom Kampf geflohen war, hatte die zweite Fregatte kehrt gemacht und stieg nun wieder auf, was ihr eine freie Schusslinie auf die Wolfhound gab. Jacobs Augen weiteten sich, als die Warnleuchten plötzlich aufblinkten. Feindliches Feuer! Sie sind schon zu nah!
Die Einschläge waren brutal. Da die Aufmerksamkeit des computergesteuerten Gegenmaßnahmenoffiziers wohl immer noch nach vorne gerichtet war, schafften es nur wenige der Verteidigungstürme, die ankommenden Geschosse zu erfassen. Mehrere Treffer hintereinander ließen den Simulator wie ein Blatt im Wind erzittern. Jacob wurde in so viele Richtungen geschleudert, dass er nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Er schaffte es gerade eben noch, seine Hand auszustrecken und die Stärke der Segel auf ein Minimum herunterzudrehen.
Als das Beben nachließ, brauchte Jacob einen Moment, um sich wieder zu sammeln und die Situation zu erfassen. Er fühlte sich, als hätte er blaue Flecken davongetragen, als die Gurte ihn im Sitz festgehalten hatten. Am vorderen Teil des Schiffs schienen die Kanonen relativ unbeschädigt zu sein, auch die DE-Segel schienen keinen allzu großen Schaden davongetragen zu haben. Entlang der Bauchseite des Schiffes gab es allerdings Feuer und Löcher. Der Großteil der Techniksektion war nun dekomprimiert und die Stromversorgung im restlichen Schiff fluktuierte wahrscheinlich stark.
Er checkte den flackernden Bildschirm und sah, dass die Fregatte sich weiterhin seinem dahintreibenden Schiff näherte. Die Piraten schienen offensichtlich überzeugt davon, dass das Schiff tot war und sahen keinen Grund, nicht noch näher zu kommen bevor man ihm den Todesstoß versetzte. Typische Piraten, aber noch sind wir hier nicht fertig. Vorsichtig schaltete Jacob die Hälfte der DE-Segel komplett ab und legte ein paar weitere Schalter der Manövrierkontrollen um. Während er seine Vorbereitungen traf, kam die Fregatte immer näher. Warte noch. Warte noch. Die Piraten waren jetzt nah genug, dass kein Punktverteidigungsturm der Welt in der Lage wäre, schnell genug zu reagieren. Jacob lächelte grimmig und legte die Schalter um.
Die Segel erwachten gleißend wieder zum Leben und erwischten den Strom der Dunklen Energie in perfektem Winkel. Mit einer reißenden Bewegung, die Jacob in die Gurte drückte, wirbelte die Wolfhound im Weltall herum und vollführte eine 180-Grad Drehung. Auf halbem Wege des Manövers, schaltete Jacob die Segel wieder aus und würgte die Beschleunigung ab. Als sich das Schiff dem Ende seiner Drehung zuneigte, schlug er auf den Knopf, der die Sequenz für die Manövrierdüsen und Bremssegel startete, was das Schiff schnell genug verlangsamte, dass er wieder in die andere Richtung geschleudert wurde.
Als das Schiff sich wieder in einer relativ stabilen Position befand, bemerkte Jacob, dass das feindliche Schiff den Projektor über seiner Konsole ausfüllte. Seine Augen weiteten sich, als er die losheulenden Alarme registrierte und ihm klar wurde, dass sein Gegner in dem Moment angefangen hatte auf ihn zu feuern, als er sein Drehmanöver gestartet hatte. Er wappnete sich für die totale Zerstörung.

Im Kindle-Shop: Wolfhound

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18. Januar 2016

Sabine Schulter

Sabine Schulter wurde 1987 in Erfurt geboren und lebt heute mit ihrem Mann in Bamberg. Nach ihrem Studium der Oecotrophologie fokussierte sie sich auf ihre Karriere als Autorin. Ihre Leidenschaft für das Schreiben erwachte bereits in der Grundschule und begleitet sie seitdem auch beim Entstehen ihrer Fantasy- und Romance-Romane.

Ihr erstes Buch erschien im Oktober 2014 als Eigenpublikation, weitere sechs Romane folgten bisher.

Sabine Schulter sagt über sich: "Ich liebe das Spiel mit den Emotionen und möchte meine Leser tief in meine Bücher ziehen, die oft vom Zusammenspiel der Protagonisten untereinander geprägt sind. Viel Spannung gehört genauso in meine Geschichten wie ein Happy End und unvorhergesehene Wendungen."

Weblink: www.sabineschulter.de


Bücher im eBook-Sonar:




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15. Januar 2016

'Trau mir nicht!' von Sabine Schäfers

Merkwürdige Vorfälle überschatten Isabels Ferien auf dem Familiensitz in Südfrankreich. Aggressive neue Nachbarn beunruhigen sie, nur knapp entgeht Isabel einigen seltsamen Unfällen. Und sie spürt, dass Luc, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hat, etwas vor ihr verbirgt. Was weiß er über die Vorgänge im Ort?

Die Wahrheit übersteigt ihre schlimmsten Befürchtungen. Isabel gerät in die internen Machtkämpfe einer internationalen Bande, und plötzlich ist nicht nur ihr Leben in Gefahr, sondern auch das ihrer Familie.

Als die Ereignisse sich überschlagen, geht Isabel ein riskantes Bündnis ein. Um ihre Familie zu retten, bleibt ihr keine andere Wahl als der Gegenangriff – selbst, wenn sie gegen den Mann antreten muss, den sie liebt.

Gleich lesen: Trau mir nicht! - ein Südfrankreich-Thriller

Leseprobe:
»Guten Abend.«
Die tiefe Stimme ertönte ganz nah, erschrocken zuckte Isabel zusammen. Aus den Schatten einer Baumgruppe der Rue des Palmiers löste sich ein junger Mann in dunkler Bomberjacke, Jeans und Stiefeln. »Habe ich Sie erschreckt?«
Falls es ihm leidtat, war es ihm nicht anzumerken. Isabel verspürte nicht die geringste Lust, sich mit dem Kerl auf ein Gespräch einzulassen. Sie setzte eine abweisende Miene auf und machte sich auf den Heimweg.
Er holte auf und schlenderte neben ihr her. Verdammt, sah er denn nicht, dass sie in Ruhe gelassen werden wollte? Sie zog die Jacke enger um sich.
»Darf ich Sie ein Stück begleiten?«
Entweder war der Typ vollkommen unsensibel oder …
»Mademoiselle Verholt, nicht wahr?«
Wie elektrisiert blieb sie stehen. Woher konnte er das wissen? Es donnerte, nicht weit von ihr. »Hören Sie …«
Wo er eben noch gestanden hatte, war niemand.
»Hinter ihnen.«
Ein neuer Adrenalinstoß, ihr Nacken kribbelte, ein saurer Geschmack legte sich auf ihre Zunge. Lass dir die Angst nicht anmerken, auf keinen Fall!
Zum Glück hatte sie es bis zum Haus ihrer Großmutter Elianor nicht mehr weit. Wenn sie wenigstens eine Tasche dabei hätte, einen Schirm oder spitze Absätze, irgendetwas, das sich als Waffe eignete. Obwohl sie von Selbstverteidigung keine Ahnung hatte, ballte sie die Fäuste. »Verschwinden Sie.«
Ein Blitz blendete sie, gleich darauf donnerte es wieder.
»Das hier ist eine öffentliche Straße.« Er hob die Hände und verzog den Mund zu einem Grinsen.
Rückwärts ging sie weiter und ließ ihn nicht aus den Augen. Er folgte Schritt um Schritt. Himmel nochmal, wenn er sie nur einmal anfasste, würde sie ihm die Trommelfelle zerbrüllen!
Von irgendwoher ragte plötzlich noch ein Kerl neben ihr auf und drängte dazwischen. »Ich geb dir fünf Sekunden, Freundchen. Eins – zwei – …«
Ihr Verfolger rammte ihn mit ganzem Gewicht in die Brust, er prallte gegen Isabel, sie stolperte. Neben ihnen schlug ein Blitz in den Strommast, Funken schlugen.
Isabels Aufschrei ging im Donner unter. In der nachfolgenden Stille hörte sie ihren Angreifer davonrennen.
Der Neuankömmling schnaubte. Isabel nahm erneut die Fäuste hoch. Gegen diesen Riesenkerl hätte sie nicht die geringste Chance.
»Mach dich nicht lächerlich. Ich tu dir nichts.«
»Wo kamen Sie denn plötzlich her?!«
»Hier kann man nachts nicht mehr allein raus.«
Er trat einen Schritt zurück, ließ ihr Raum zum Atmen. Allerdings machte er keine Anstalten, weiterzugehen, wohin auch immer er wollte.
»Ich komme schon klar.« Nie im Leben würde sie zugeben, welche Angst sie ausgestanden hatte. Wer weiß, wie die Sache ohne sein Auftauchen ausgegangen wäre. Isabel war zum Heulen zumute. Wie aufs Stichwort brachen die Wolken, und Regen prasselte auf sie ein.
Er stand vor ihr, reglos, die nassen Haare hingen ihm in die Augen. Aus seiner Miene wurde sie nicht schlau. Dann nickte er. »Alles klar. Bon soir.«
Er wandte sich zum Gehen und war schon halb die Straße runter, als Isabel sich besann. »Warten Sie!«
Er blieb stehen, drehte sich aber nicht um.
»Danke.«
Er nickte wieder. Dann ging er weiter.
Verwirrt schaute sie ihm einen Moment hinterher, dann beeilte sie sich auf dem Rest des Heimwegs. Ihre Großmutter öffnete. »Wie siehst du denn aus!«
Elianor ließ ihr ein Bad ein, brachte heiße Schokolade und hüllte sie anschließend in warme Decken. Isabel schloss die Augen. Bisher hatte sie gedacht, sie müsste sich ein bisschen mehr um ihre Großmutter kümmern, aber wer musste hier verdammt nochmal wen beschützen? Und wovor?

Im Kindle-Shop: Trau mir nicht! - ein Südfrankreich-Thriller

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14. Januar 2016

"Nele" von Tine Sprandel

Die ehemalige Turniertänzerin Nele lässt ihre Terrassentür immer offen. Wegen der Katzen. Ihr Lohn von dem kleinen Putzjob im Tanzclub Lietzensee reicht kaum für sie und ihre beiden Söhne, nicht einmal für eine Katzenklappe. Eines Nachts überrascht sie einen Mann in ihrer Gartenecke im Hinterhof in Berlin-Prenzlauer Berg. Er gibt vor, seine eigene Katze zu suchen, doch sie hält ihn für einen Dieb. Worauf ist er aus? Auf ihre goldenen Tanzschuhe oder auf ihr Herz?

Ein Kurzroman aus der Reihe "Quick, quick, slow - Tanzclub Lietzensee".

Gleich lesen: Nele: Quick, quick, slow - Tanzclub Lietzensee




Leseprobe:
Nele Dorfen ließ die Terrassentür immer einen Spalt weit offen. Auch nachts. Obwohl sie wusste, dass es gefährlich war. Man macht das nicht, wenn man im Erdgeschoss mit Hinterhof am Prenzlauer Berg wohnt. Sie tat es wegen der Katzen. Mimi und Motzo trieben sich die ganze Nacht draußen herum. Am frühen Morgen kehrten sie zurück und kuschelten sich auf Neles Bett. Die warmen Körper zu ihren Füßen retteten Nele in den Tag.
Mimi war eine graumelierte Schönheit. Ihr Fell glänzte von dem reinen Futter, dass sie bekam. Wenn Nele kein Geld mehr hatte, kochte sie das Futter mit dem Gemüse von der „Tafel“ selbst. Nele hatte meistens kein Geld mehr.
Motzo, die eigentlich auch hätte grau sein sollen, zeigte immer mehr ihre siamesischen Vorfahren. Das gescheckte Muster auf dem Fell gefiel Jasper, dem jüngeren von Neles beiden Söhnen, besser als das von Mimi.
Er jagte die Katzen gerne, er kuschelte mit ihnen und erdrückte sie dabei fast. Marlon, der ältere Sohn, der schon sieben war, ging ruhiger mit den Tieren um. Bedächtig, wenn überhaupt. Er las lieber und guckte Fernsehen.
Nele schaute noch einmal ins hintere Zimmer, in dem die beiden Söhne schliefen. Sie zog Jasper die Decke, die er im Schlaf herunter strampelte, wieder bis zum Hals hoch, strich Marlon über die Stirn und löschte das Licht.
Sie zog sich ihre Schlafleggins an und schlüpfte in ihr eigenes Bett. Ein Sofabett im Wohnzimmer, das sie jeden Morgen einklappen musste, wenn sie etwas Platz haben wollte. Oft fehlte ihr die Zeit dazu und die Lust.
Das schlechte Gewissen wegen der offenen Terrassentür nagte wie jeden Abend vor dem Einschlafen an ihr. Aber das Fenster im Zimmer der Jungs ging zur Straße hinaus. Die war zu laut, um es offen zu lassen. Kaputt vom Alltag schlief Nele trotz schlechten Gewissens schnell tief und fest.
In dieser Nacht wachte sie auf. Sie begriff nicht, was sie geweckt hatte. Alles war still. Aus dem Zimmer der Jungs drang kein Laut. Sie husteten nicht, kein Alptraum plagte sie und sie stritten nicht. Nele rollte sich zur Seite und zog die Decke bis über die Ohren. Noch kein Morgen. Weiterschlafen. Herrlich.
Da hörte sie es draußen im Hof knacken. Ein lauteres Knacken, als Tiere hervorbringen, wenn sie durch die Sträucher schleichen. Ein lauteres Knacken, als der Wind verursacht. Eine Folge von Schritten. Nele richtete sich senkrecht in ihrem Bett auf. Aufstehen und rausschauen? Ein scharrendes Geräusch. Ein Ploppen, wie wenn jemand nach einem kleinen Sprung auf der weichen Erde landet. Nele huschte zur Terrassentür und sah einen Mann.
Dunkle Jacke, dunkle Haare, dunkles Gesicht. Ein Mann mit breiten Schultern stand in ihrer Gartenecke.
Zwischen schweren Tontöpfen hatte sie ihren Freiraum mit ausrangierten Zaunelementen vom Rest des Hinterhofs abgetrennt. Sie brauchte die Begrenzung, damit ihre Jungs, als sie noch kleiner waren, nicht ständig davonliefen. Jetzt liebte sie diesen Hauch eines eigenen Gartens mitten in der Großstadt.
Der Mann war viel zu nah für einen unbescholtenen Hinterhofbesucher. Sie riss die Terrassentür auf und schrie: „Was machen Sie da?“
Er fuhr mit einem Satz herum und starrte sie an.
„Ich ...“
„Wie können Sie mich so erschrecken? Sie riskieren, dass ich einen Herzschlag bekomme!“
„Ich suche meine Katze“, stammelte er.
„Resi, wo bist du?“ schnurrte er gleich darauf in dem hellen Singsang einer Katzensuch-Stimme.
Nele glaubte ihm kein Wort. „Sind Sie wahnsinnig? Mich so zu erschrecken? Sie sind verantwortlich, wenn meine Söhne keine Mutter mehr haben.“
Der Mann starrte sie wieder an. „Sie ist verloren gegangen. Ich muss sie suchen. Eine echte Siam-Katze. Wunderhübsch.“
War es die schwarze Lederjacke oder das runde Gesicht, mit den kurzgeschorenen Haaren oder die späte Stunde oder alles zusammen? Der Mann sah definitiv nicht aus, wie jemand, der Katzen suchte. Als ob er genau wusste, auf welchem Nerv er ihr Mitleid erhaschen würde.
Nein. Nicht mit ihr. Nicht mit Nele Dorfen. Sie war doch nicht blöd. Die blödeste Ausrede hatte er sich ausgesucht.
„Machen Sie, dass Sie wegkommen.“ Sie drehte sich um und spürte seinen bohrenden Blick im Rücken.
„Es ist wahr; ich habe eine Katze“, rief er ihr nach.

Im Kindle-Shop: Nele: Quick, quick, slow - Tanzclub Lietzensee

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13. Januar 2016

"Kuss der Todesfrucht" von Agnes M. Holdborg

Morgen ist das Heute schon wieder gestern, oder? Was ist, wenn Traum, Wirklichkeit, Erinnerung und Zukunft nicht mehr ihre geordneten Wege gehen?

Die Welt der Träume ist Manuela bekannt, flüchtet sie sich doch Nacht für Nacht dort hin. Doch die Schatten der Vergangenheit verfolgen sie überall, bis der geheimnisvolle Adol sie davon befreit. Er bringt sie in sein Reich, wo Zeit und Traum sich anders messen. Ihre Liebe scheint die verschiedenen Welten miteinander zu verbinden.

Allerdings lauert Gefahr, die den Schrecken aus Manuelas früherem Leben zurückbringt. Es ist an der Zeit, dass sie sich dem stellt.

Gleich lesen: Kuss der Todesfrucht



Leseprobe:
Wieder leuchteten die beiden großen Scheinwerfer in ihrem Rückspiegel auf. Außerdem vernahm sie deutlich eine Art schrammendes, schlurfendes Geräusch vorne links. Das kam ihr ja leider schon bekannt vor, aber wackelte da jetzt nicht auch etwas?
O Gott, o Gott! Ich hab‘s doch gewusst. Ich hätte das schon längst reparieren lassen sollen, verdammt!
Mit einer fahrigen Handbewegung beantwortete Manuela Kern die Lichthupe des LKW-Fahrers hinter sich und schaute noch einmal genauer in den Spiegel. Jetzt könnte der Kerl aber wirklich mit diesen Sperenzchen aufhören, meinte sie. Schließlich war sie ja nicht blind und hatte seine Lichtspiele durchaus bemerkt.
Vorsichtshalber drosselte sie noch einmal die Geschwindigkeit, aus Furcht, der linke Vorderreifen des klapprigen, in die Jahre gekommenen Golfs könnte eventuell den Geist aufgeben, und das, kurz bevor sie ihre Autobahnabfahrt erreicht hätte.
„Nein, nein, nein, komm schon, ja? Komm schon, das darf nicht passieren“, flüsterte sie fast wie ein Gebet vor sich hin. Dies war eine ihrer Methoden, mit denen sie seit geraumer Zeit versuchte, Lebenskrisen zu bewältigen. Sie sprach ihre Ziele immer wieder leise aus.
Dann erhob sie allerdings die Stimme: „Mann, dieser Hornochse hinter mir macht es mir mit seinem Getue aber auch nicht gerade leichter. Hätte ich den doch bloß nicht überholt. Jetzt hängt der mir auf der Pelle. Ach egal, aber der Reifen muss einfach durchhalten, wenigstens bis nach Hause oder besser noch bis zum Supermarkt. Ich brauche noch Brot und Milch, hhmm, ja, und Käse.“
Wieder ein Lichtsignal! Manuela wunderte sich, dass der LKW sie nicht einfach überholte. Schließlich fuhr sie mittlerweile auch für so einen Brummi viel zu langsam.
„Jaja, meine Güte, ich fahr ja gleich ab, du Idiot“, murmelte sie ungehalten vor sich hin und winkte ihrem Hintermann mit erhobener Hand zu, während sie gleichzeitig per Rückspiegel versuchte, so etwas wie Blickkontakt zu ihm aufzunehmen. Er sollte endlich Ruhe geben. Sie wusste auch so, dass das Vorderrad etwas eierte.
Als sie kurz vor der Abfahrt erleichtert aufseufzte, weil die Autobahn fast hinter ihr lag und sie außerdem den Quälgeist endlich loswerden würde, stellte sie beim Blinkersetzen mit einem weiteren Blick zurück missmutig fest, dass „Brummi“ den gleichen Weg einschlug wie sie.
Mist! Wo will der denn hin?
Immer wieder versuchte sie, Augenkontakt zu dem Fahrer aufzunehmen, konnte aber nur verschwommen wahrnehmen, wie der die Hand wie zum Gruße hob. Resigniert erwiderte Manuela den Gruß, nahm sich dann aber vor, ihn nicht weiter zu beachten. Schließlich hatte sie es nicht mehr weit bis zum Supermarkt, und spätestens dann fände die Verfolgungsjagd sicher ein Ende. Allerdings war sie fest davon überzeugt, der Fahrer hinter ihr müsste mit seinem LKW sowieso ganz woanders hin.
Doch weit gefehlt!
Das riesige Gefährt folgte ihr auch jetzt noch überall hin: durch das schmale geschäftige Sträßchen ihres kleinen Dorfes. Es schlängelte sich geschickt an den rechts parkenden Autos vorbei, fuhr hinter ihr über drei Kreuzungen. In den nächsten zwei reichlich eng bemessenen Kreisverkehren konnte Manuela sogar deutlich erkennen, wie immens groß dieses Fahrzeug tatsächlich war.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit. So schlimm war das mit dem Reifen ja auch wieder nicht, oder? Eigentlich hatte sie schon gedacht, sich dieses Schlackern nur eingebildet zu haben. Außerdem fuhr sie doch extra schön langsam, und nach dem Einkauf wollte sie den Wagen direkt in die benachbarte Werkstatt geben.
Und überhaupt, was geht das eigentlich diesen Troll an?, fragte sie sich allmählich reichlich verärgert.
Ohne Rücksicht auf den lädierten Vorderreifen gab sie Gas und brauste, ganz entgegen ihrer sonstigen Art, mit überhöhter Geschwindigkeit auf den Parkplatz des Supermarktes. Hierhin könnte ihr der Kerl mit seinem großen Vehikel nun wirklich nicht folgen, freute sie sich und beobachtete befriedigt, wie „Brummi“ am Parkplatz vorbei in Richtung Discounter rollte.
Ah!, ging ihr ein Licht auf, der beliefert ‚Aldi‘, ja dann! Zufälle gibt‘s, die gibt‘s gar nicht! Mit einem Kopfschütteln machte sich bereit für ihren kurzen Einkaufsabstecher.

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12. Januar 2016

'Himmelsmacht' von Sabine Schäfers

Seit die Fotografin Katerina aus Griechenland zurück ist, fühlt sie sich verfolgt. Dann wird sie nachts verhaftet und beschuldigt, den legendären Ibis von Iskios gestohlen zu haben. Der Talisman kann angeblich Tote erwecken! Doch Kommissar Bergmann ist nicht der Einzige, der danach sucht. Wer ist dieser Fremde, Aram? Warum kann sich Katerina seinem Charisma nicht entziehen? Ihr Fluchtversuch löst eine Kette bizarrer Ereignisse aus. Türen öffnen sich in andere Welten, niemand ist, was er zu sein vorgibt – vielleicht nicht einmal menschlich.

Zu einer anderen Zeit, auf der Welt Iskios, fährt eine junge Magierin Nacht für Nacht schreiend aus dem Schlaf. Quälende Vorahnungen suchen sie heim – oder sind es Wahnvorstellungen?

Katerina wird in den ewigen Kampf zwischen Licht und Schatten hineingezogen, bei dem nicht weniger auf dem Spiel steht als die Existenz der Welten.

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Leseprobe:
»Ist ja gut, Augenblick!« Katerina Nefer schnalzte mit der Zunge, als es zum vierten Mal an der Tür läutete. Wer wollte denn so spät noch unbedingt zu ihr? Niki konnte es nicht sein, die hockte zuhause über einer Reportage und hatte nicht mal Zeit zum Telefonieren.
Sie trat aus der Dunkelkammer in den Flur. Zum Glück war sie mit dem Entwickeln der Filme gerade fertig geworden, den letzten hatte sie eben zum Trocknen aufgehängt. Der strenge Geruch von Entwickler- und Fixierflüssigkeiten hing in der Luft. Das war das Wunderbare an altmodischer Fotografie: Man konnte sie riechen, anfassen, begreifen. Es fühlte sich wahrhaftig an und lebendig. Viel besser, als Pixel zu verschieben.
Durch den Türspion erkannte sie im funzeligen Licht der Flurbeleuchtung zwei Anzugträger. Der jüngere hob die Hand, um erneut Sturm zu klingeln, der andere hielt ihn davon ab. Mit dem Kinn nickte er in Katerinas Richtung, als ob er sie sehen könnte. Mit ungutem Gefühl legte sie die Sicherheitskette vor und öffnete einen Spalt.
»Frau Katerina Nefer?« Der Jüngere schob seinen Fuß vor, und einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, ihm kräftig auf die Zehen zu treten. Stattdessen starrte sie auf den Ausweis, den er ihr vor die Nase hielt.
»Kriminalkommissar Andresen. Kripo Berlin.«
»Ja, und?« Ihre Wangen brannten. Wenn sie eine Uniform nur von Weitem sah, überlegte sie automatisch, ob sie irgendetwas Verbotenes getan hatte. Was um alles in der Welt wollten die Typen von ihr?
»Uns liegt eine Anzeige gegen Sie vor, wegen Diebstahls. Ich muss Sie bitten, mit uns zu kommen.«
»Äh, was?!«
Sein älterer Kollege räusperte sich. »Es handelt sich nur um eine Befragung. Bitte machen Sie keine Schwierigkeiten. Wir müssen sonst die Tür aufbrechen.«
Zum Zeichen, dass er es ernst meinte, winkte er einen Dritten heran, diesmal in Uniform. Unglaublich. Da standen drei Polizisten und warfen ihr vor, etwas gestohlen zu haben – was denn überhaupt? Und durften die wirklich einfach ihre Wohnungstür aufbrechen?
Wenn das kein schlechter Traum war, musste es sich um einen gewaltigen Irrtum handeln. Oder man wollte ihr einen Schrecken einjagen. Sie hatte von Bloggern gelesen, die unerwartet Besuch von der Polizei bekamen. War ihr letzter Artikel über Kreta jemandem sauer aufgestoßen? Das wäre lächerlich.
»Kann ich bitte noch mal Ihren Dienstausweis sehen?«
Der ältere Beamte hielt seinen Ausweis vor den Türspalt.
Kriminalhauptkommissar Bergmann. Diesselben grauen Schläfen, dieselben farblosen Augen, dasselbe kantige Kinn. Sie war keine Expertin, aber das sah verdammt echt aus. Was sollte sie tun? Sie hatte nichts angestellt.
»Was ist denn gestohlen worden? Und wie kommen Sie darauf, ich hätte etwas damit zu tun? Wer behauptet das?«
»Begleiten Sie uns auf die Dienststelle, dort erfahren Sie alles Nötige.«
Bergmann drückte die Tür weiter auf, sie krachte gegen die Kette. Katerinas Puls beschleunigte sich, und sie öffnete, ehe er noch auf die Idee kam, die Tür einzutreten. Der Uniformierte schob sich sofort in den Flur. Zwei weitere hatten außer Sichtweite gewartet. Kaum trat sie beiseite, drängten die Beamten herein, grüßten im Vorbeigehen und verteilten sich auf ihre Räume. So viele?
Bergmann kam als Letzter herein. Er musste den Kopf einziehen und stieß sich die Schulter im Türrahmen. Demonstrativ verstellte er ihr den Weg nach draußen und hielt ihr ein Schreiben unter die Nase.
»Hier ist der Durchsuchungsbefehl für Ihre Wohnung. Während Sie mit uns kommen, werden die Kollegen nach dem entwendeten Gegenstand suchen.«
Das konnte alles nicht wahr sein! »Darf ich das mal durchlesen?«
Es konnte doch unmöglich sein, dass auf irgendeine aus der Luft gegriffene Anzeige hin ein Durchsuchungsbefehl ausgestellt wurde! Aber das Formular war unterschrieben von einem ›RAG Laymann‹ und sah echt aus. Ihre Zuversicht schwand. »Kann ich nicht wenigstens dabeibleiben?«
Statt einer Antwort wies er mit der Hand zum Treppenhaus.

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Mehr über und von Sabine Schäfers auf ihrer Website.

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8. Januar 2016

"Die gräulichen Drei und das X-Bollock" von Tobias Schindegger

„Mut ist, wenn man Todesangst hat, aber sich trotzdem in den Sattel schwingt.“
John Wayne

Es ist schon eine Weile her, seit Clara, Ida und Tom auf das Bollock gestoßen sind. Sie haben bisher schon so manches erlebt. Von einem der merkwürdigsten Abenteuer möchte ich euch jetzt erzählen. Aber ich muss euch warnen, die Geschichte ist nichts für Warmduscher, Sitzpinkler und andere verwöhnte Kinder, die denken das Leben sei schön, bunt und voller rosa Einhörner. Es ist eine Geschichte für echte Kerle. Und mit Kerle meine ich Jungs und natürlich auch Mädchen, die trotz ihrer Angst sich was trauen.

Wer ich bin?
Ich bin Iwan der Monsterjäger.
Dies ist mein Bericht, wie ich das Bollock gefangen habe. Es tut mir heute noch Leid was geschehen ist. Aber schließlich musste ich die Menschen vor dem Monster, das so viel Angst und Schrecken verbreitet hat, retten. Aber jetzt von Anfang an …

Gleich lesen: Die gräulichen Drei und das X-Bollock

Wer die gräulichen Drei sind fragst du? Das kannst du im 1. Band „Bollock und die gräulichen Drei“ nachlesen.

Vorschau und Leseprobe:



Im Kindle-Shop: Die gräulichen Drei und das X-Bollock: Bollock und die gräulichen Drei Teil 2

Mehr über und von Tobias Schindegger auf seiner Website.

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7. Januar 2016

'Hollywood Love' von Birgit Kluger

Als junge, unbekannte Schauspielerin hat es Lauren in Hollywood nicht leicht. Sie bekommt eine Absage nach der anderen.

Doch dann sieht es ganz so aus, als würde sie endlich Glück haben. Brad Bailey, einer der erfolgreichsten Regisseure Hollywoods plant Lauren für eine Hauptrolle ein und will sie als Star aufbauen. Einziger Haken an der Geschichte: Es ist eine männliche Hauptrolle. Ist Lauren bereit für ihren Traum alles aufzugeben? Ihre Identität und vielleicht sogar ihre große Liebe?

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Leseprobe:
Es gewitterte und stürmte heftig. Der Regen peitschte das Straßenpflaster, und einsame Laternen warfen ihr gelbes Licht in Pfützen, die schnell größer wurden. Der Hollywood Boulevard lag einsam und verlassen da.
Niemand wollte bei diesem Wetter unterwegs sein. Mit einer Ausnahme: meine Eltern. Und die waren nicht nur unterwegs, sondern auch dabei, es zu tun, im Freien, trotz des tosenden Unwetters, der heftigen Donnerschläge und Blitze. Nichts konnte sie an ihrer Mission hindern – und diese Mission lautete: in dieser Nacht, an diesem Ort ein Kind zu zeugen.
Die beiden waren wie zu spät geborene Hippies. Freie Liebe, offener Sex und Reinkarnation waren die Mantras, die sie entdeckten, als die Sechziger schon veraltet waren und die Siebziger in die Yuppie-Generation der Achtziger übergingen. Trotzdem glaubten sie an das, was sie taten. Sie waren sicher, am einzigen Ort der Welt Sex zu haben, an dem es möglich sein würde, Humphrey Bogart zur Wiedergeburt und zu erneutem Ruhm als Filmschauspieler zu verhelfen.
Sein Stern, eingelassen in das Pflaster des Walk of Fame.
Neun Monate später erblickte ich im White Memorial Medical Center das Licht der Welt. Es sollten über zwanzig Jahre vergehen, bis ich in die Geschichte meiner Zeugung eingeweiht wurde.

»Ist nicht jeder um drei Uhr morgens betrunken?«
Humphrey Bogart

1

Mühsam schlug ich die Augen auf. Ein Fehler, den ich sofort bereute. Mein Kopf dröhnte, als würde jemand von innen dagegenschlagen, und ich hatte einen schalen Geschmack im Mund. Schon wieder so eine Nacht, dachte ich, als ich meine Augen vorsichtig zusammenkniff, mich umschaute und feststellte, dass ich keine Ahnung hatte, wo ich mich befand. Bitte, Gott, lass ihn nicht hässlich sein.
Ich drehte meinen Kopf langsam, ganz langsam zur Seite. Der Mann, der mehr als die Hälfte des Bettes in Beschlag genommen hatte, war mir vollkommen fremd. Ich hätte schwören können, ihm noch nie begegnet zu sein. War in dieser Nacht irgendetwas zwischen uns vorgefallen? Nachdenklich musterte ich den Fremden. Zumindest hatte Gott mein kurzes Gebet erhört, denn wer immer er war, er sah gut aus.
Als hätte er meinen Blick bemerkt, schlug er die Augen auf. Wunderschöne dunkelblaue Augen, umrahmt von schwarzen Wimpern. Anscheinend war gestern mein Glückstag. Er schaute mich verwirrt an, setzte sich auf und massierte sich die Schläfen. So wie es aussah, war sein Kater mindestens genauso groß wie meiner.
»Mann, muss ich dicht gewesen sein, als ich dich abgeschleppt habe.«
Das Lächeln, das sich gerade zögernd auf meinem Gesicht ausbreiten wollte, erlosch. Schlagartig. Es war klar: Im hellen Tageslicht bemerkte er, wie ich tatsächlich aussah.
»Schöner kann ein Tag nicht beginnen«, murmelte ich, stand auf und raffte schweigend meine Sachen zusammen. Diesen Idioten, mit dem ich das Bett geteilt hatte, ignorierte ich. Gerade als ich mich zur Tür bewegte und für immer aus seinem Leben verschwinden wollte, fand er seine Stimme wieder.
»Halt. Bleib stehen. Bitte!« Langsam drehte ich mich um.
»Also, ich teile mir die Wohnung mit jemandem, und ich möchte nicht ….«
Ich bedachte ihn mit dem kältesten Blick, zu dem ich fähig war.
»Es ist ja nur, damit er meiner Freundin nicht von dir erzählt.«
»Und wie soll ich deiner Meinung nach hier rauskommen?«
»Könntest du vielleicht …?« Er deutete zum Fenster.
»Glaubst du im Ernst, ich klettere aus dem Fenster und brech mir die Beine?«
»So schlimm ist es nicht. Du musst nicht klettern, nur über das Fensterbrett auf die Feuerleiter steigen. Es ist ganz einfach, glaub mir.«
»Dann tu’s doch selbst.« Mit diesen Worten riss ich die Zimmertür auf und lief geradewegs auf einen Typen zu, der mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Er saß an einem winzigen Couchtisch, löffelte seine Cornflakes und dachte wahrscheinlich nichts Böses, als ich halb nackt aus dem Zimmer seines Mitbewohners kam. Aber das war noch nicht alles. Neben ihm saß ein etwa achtjähriger Junge. Was zu viel ist, ist zu viel, dachte ich und marschierte wieder ins Zimmer zurück.
Dort lag meine gestrige Eroberung wieder im Bett und hielt sich den Kopf.
»Jetzt hat er was zu erzählen«, murmelte ich, während ich mich in meinen Minirock quetschte und mein T-Shirt über den Kopf zog.
»Also dann. Bis hoffentlich nie wieder.« Mit diesen Worten öffnete ich das Fenster und verschwand.

Im Kindle-Shop: Hollywood Love

Mehr über und von Birgit Kluger auf ihrer Website.

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"Das Buch mit 7 Siegeln" von Julian Fröhlich

Dieses Buch hat keinen Namen.
Es hat sieben Siegel
und sie dürfen sich nicht öffnen.

Hältst du es in den Händen,
ohne daran zu verbrennen,
hat es dich ausgesucht.

Dein Weg wird sich ändern.
Du wirst alles verlieren
und das Grauen erleben.

Mach dich dann bereit.
Für eine Reise
in die ewige Hölle.

In Steffens Leben läuft gerade alles hervorragend, bis ihm ein ärmlich gekleideter Mann vor die Füße läuft, der ihm ein altes Buch schenken will. Steffen lehnt ab, aber als der Mann kurz darauf bei einem Unfall stirbt, nimmt er das seltsame Buch mit den sieben Siegeln dann doch in die Hand. Von diesem Zeitpunkt an ändert sich Steffens Leben schlagartig …

Gleich lesen: Das Buch mit 7 Siegeln: Fantasy Thriller

Leseprobe:
… Mit dem Strom der Menschen setzte ich mich in Bewegung. Den Mann, der sich mir entgegen durch die Menge drängte, bemerkte ich viel zu spät. Er sah zerrissen aus, sein Hemd hing aus der Hose, die Schuhe waren schmutzig, die Haare ohne Glanz und völlig zerzaust. Sein Gesicht sah gequält aus, er schaute sich ständig um – als würde ihn jemand verfolgen. Nicht zum ersten Mal rempelte er Leute an, und als er auf mich traf, begegneten sich unsere Blicke.
»Nehmen Sie das!«, keuchte er. »Bitte! «
Er streckte mir ein altes Buch entgegen, das noch schäbiger aussah als sein Mantel. Seine Hände zitterten, sie waren mit Striemen übersät und blutverschmiert. Überrascht wich ich einen Schritt zurück. Er blieb jedoch hartnäckig und versuchte, das Buch in meine freie Hand zu drücken. Als ich es berührte, zuckte ich zurück. Ich hatte einen Stromschlag bekommen oder etwas in der Art. Für einen Moment hatte ich tatsächlich geglaubt, meine Hände würden verbrennen.
»Bitte, helfen Sie mir, ich schenke es Ihnen!«, rief er mit vor Schreck aufgerissenen Augen.
Entschlossen wehrte ich ab. »He – lassen Sie mich in Ruhe!«
Wollte der Mann mir vielleicht Hehlerware andrehen? Offensichtlich gehörte er zu den Typen, die in der Nähe des Bahnhofs herumlungerten. Schnell tastete ich nach meinem Portemonnaie in der Hosentasche. Zum Glück war es noch da. Diesen Verbrechern traue ich zu, absichtlich Leute anzurempeln, um unbemerkt an deren Geld zu kommen. Anschließend würden sie sich davon Schnaps holen und später in den Ecken der Bahnhofshalle ihren Rausch ausschlafen.
Der Obdachlose ließ von mir ab. Drängte sich an mir vorbei, noch immer mit diesem verzweifelten Ausdruck in den Augen. Als ich ihm nachschaute, schlug er sich durch die Menge, als wäre jemand hinter ihm her. Unwillkürlich schaute ich wieder nach vorn. Tatsächlich, zwei schwarz gekleidete Männer kämpften sich ebenso hastig durch die Menge. Als wollten sie den Typen erwischen – vielleicht waren sie Polizisten, die ihn schon lange beobachtet hatten und auf frischer Tat ertappen wollten? Oder andersherum, der Mann floh vor Verbrechern?
Ich kam nicht dazu, die beiden näher in Augenschein zu nehmen. Hinter mir quietschte es fürchterlich, der Fahrer eines ziemlich großen Fahrzeugs stieg gerade voll in die Eisen. Noch während ich mich umdrehte, schrie ich laut auf vor Schreck: Nur wenige Schritte von mir entfernt ratterte ein Laster vorbei. Im selben Augenblick schlug etwas dumpf gegen Blech und mit einem schrillen Quietschen kam der Wagen endlich zum Stehen. Menschen schrien und rannten durcheinander.
»Der hat den totgefahren!«, kreischte eine Frau auf der anderen Seite.
Unschlüssig schaute ich mich um. Eine Sekunde lang kämpfte ich mit mir, ob ich einfach weitergehen sollte, um noch rechtzeitig den Bus zu bekommen. Es standen viele Leute herum, manche gingen bereits eilig davon, aber andere gafften unverhohlen oder quatschten in ihr Handy. Ich hörte jemanden ins Telefon brüllen: »Unfall! Ja, hier, direkt am Bahnhof! Ein Laster hat einen Typen erwischt ... Nein, ich weiß nicht, ob er verletzt ist ...«
Die Fußgängerampel sprang auf Rot um. Niemanden kümmerte es. Mir kam der Gedanke, dass dieser Unfall eine gute Entschuldigung für meine verspätete Ankunft in der Firma gäbe. Ich schämte mich aber gleich für diesen Gedanken, hechtete zur anderen Seite des Lastwagens, wo das Opfer liegen musste. Ein kurzer Blick durch die Frontscheibe des Unfallwagens – der Fahrer saß wie erstarrt auf dem Sitz, kalkweiß im Gesicht und rührte sich nicht. Dann sah ich das Opfer. Der Mann, der mir vorhin erst das Buch hatte geben wollen, war überrollt worden. Seine Beine waren ab dem Unterleib nur noch Brei.
Es hatte sich bereits eine Traube von Menschen gebildet. Sie standen um ihn herum, entsetzt, denn es gab nichts mehr zu tun. Der Schock stand allen ins Gesicht geschrieben, ich war wie gelähmt, zumindest im ersten Augenblick. Doch ich beschloss, wenigstens noch mit ihm zu reden.
Der Verletzte war bei Bewusstsein, aber es konnte nicht mehr lange dauern, ehe er … Den Ekel hinunterwürgend kniete ich mich zu ihm nieder. Konnte nichts sagen. Betrachtete sein hageres Gesicht. Dann das vor sich hinsickernde Blut. Es glitzerte im Morgenlicht, rann in schmalen Bächen die Straße entlang, vorbei an dem Buch, welches der Typ mir hatte aufzwingen wollen.
Es war aufgeschlagen, die Seiten schimmerten gelb, wurden vom Wind bewegt. Offensichtlich hatte es auch schon einige Spritzer Blut abbekommen. Ich entdeckte schön verzierte Buchstaben am Kapitelanfang und sorgfältig gemalte Buchstaben im Text. Ohne dass ich viel von antiken Büchern verstand, war ich mir doch sicher: Dieses Buch war zu wertvoll, um es in einer Blutlache enden zu lassen. Vorsichtig hob ich es vom Boden auf, damit ich nicht mit dem Blut des Verletzten in Berührung kam.
Ich blätterte in den Seiten und betrachtete die schöne Handschrift. Das Buch war nicht komplett beschrieben, am Ende waren noch einige Seiten frei. Da meine Neugier nun doch recht groß war, überflog ich die letzten Sätze: Und auch dieser Mensch erliegt nun seinen Sünden. Er wird verdammt und mir bedingungslos ergeben sein. Der sechste Teufel ist erschaffen, auf immerdar!
»Sie … müssen das nehmen!«, flüsterte der Mann. Sein Atem ging pfeifend und seine blutverschmierte Hand zeigte zitternd auf das Buch. »Ich … ich habe es nicht geschafft. Aber Sie … Sie müssen sich wehren … der Welt steht Entsetzliches bevor, wenn Sie nicht …«
Er brach ab. Seine Augen waren erstarrt, sie schienen mich anzusehen, wieder mit dem flehenden Blick. Schnell schloss ich seine Augenlider. Für ihn war das Leben vorbei, endgültig. Wie hatte es nur zu diesem schrecklichen Unfall kommen können? War es die Angst vor den beiden Männern, die ihn verfolgt hatten?

Im Kindle-Shop: Das Buch mit 7 Siegeln: Fantasy Thriller

Mehr über und von Julian Fröhlich beim VA-Verlag.

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