13. Oktober 2021

'Balmsund - Fegefeuer' von Christian Wagnon

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Website Christian Wagnon
Ein junges Mädchen tot in einem Kanalschacht – ein Fischerdorf in Aufruhr – eine Provinzpolizistin, die an ihre Grenzen kommt – ein Kommissar, der mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird – und die grandiose Kulisse einer Klippenlandschaft, in der Meer und Naturgewalten das Leben der Menschen bestimmen ...

Distriktkommissar Adam Canetti ist gerade außerhalb, als ihn die Nachricht ereilt, dass in Balmsund die Leiche eines jungen Mädchens in einem stillgelegten Kanalschacht entdeckt wurde. Genau wie Lisbeth Wolf, die Polizistin von Balmsund, steht er vor einem Rätsel. Wer ist das Mädchen? Und wer hat es in diesen Küstenort gebracht?

Im Fischerdorf Balmsund, fest im Griff von Schnee, Eis und Kälte, einem Schneesturm und durch die Sperrung der Küstenstraße nur noch per Schiff und Hubschrauber zu erreichen, droht Panik auszubrechen. Und als sich herausstellt, wer das Mädchen ist und eine Verhaftung vorgenommen wird, steht der Ort vollends Kopf. Ein Abgrund tut sich auf, in den sich Lisbeth Wolf persönlich verstrickt, Adam Canetti mit jemanden aus seiner Vergangenheit konfrontiert wird, den er lieber vergessen hätte, und ein junger Mann fast an den Rand des Wahnsinns gerät ...

Anleser:
Adam Canetti sehnte sich nach einer heißen Dusche, einem heißen Tee und danach in seinen Schlafsack zu kriechen und alles auszublenden, was an diesem Tag passiert war. Dabei war es gar nicht so schlecht gelaufen. Wenn alles gut ging, konnte er übermorgen seinen Bericht schreiben und nach Balmsund zurückkehren. Aber es hatte bereits morgens damit angefangen, dass er verschlafen hatte, dann zu spät am Hafen gewesen war und das Boot der Küstenwache noch mal hatte anfordern müssen, um auf diesen Kutter zu kommen. Und dann war Wasser so unglücklich unter seine an sich wasserfeste Montur gekommen, als er in das halb unter Wasser liegende Unterdeck des havarierten Kutters gestiegen war, dass er befürchtete, sich eine Lungenentzündung zuzuziehen, während sein Körper mühsam versuchte, den Kälteschock auszugleichen. Der Nachmittag war mit endlosen Debatten in der Polizeistation angefüllt gewesen, alles Dinge, die mit dem Unglück, das zu untersuchen er gekommen war, gar nichts zu tun hatten, ihn aber so genervt hatten, dass er sich fragte, ob er urlaubsreif war. Nicht, dass das Letztere große Bedeutung gehabt hätte, nicht bei dieser momentanen Urlaubssperre.
Er ahnte nichts Gutes, als er auf dem Display die Nummer seines Chefs sah, und es war auch nichts Gutes.
»Lassen Sie alles stehen und liegen«, sagte der Polizeichef. »In Balmsund hat man eine Leiche gefunden. Ein junges Mädchen. Fahren Sie morgen früh –«
»Ich nehme das Postschiff«, sagte Adam. Es kam ihm ganz recht, Aloja verlassen zu können, den Rest dieser unerquicklichen Sache konnte auch die Polizeistation dort erledigen.
»Lisbeth dreht am Rad«, sagte der andere. Ach, was, dachte Adam. Ich möchte dich sehen, wenn du plötzlich ganz allein mit einer Leiche da stehst. Also, so gut wie allein, denn natürlich gab es da noch Gunni. Der mochte ganz clever sein, wenn es um Schafdiebe ging oder darum, Schlägereien zu schlichten, aber Mord, das war eine ganz andere Liga.
»Ich habe versucht, ein paar Leute von der Spurensicherung für euch zu bekommen«, sagte Henneberg. »Aber momentan –«
»Schon gut«, sagte Adam. Schließlich konnte Henneberg nichts für die Situation, dass ungefähr die Hälfte aller Polizisten in den Norden abgezogen worden war, weil die Politiker den Leuten versprochen hatten, diese drei Terroristen zu finden, die der Polizei in der Hauptstadt vor dem ersten Zugriff durch die Lappen gegangen waren und sich seitdem in den endlosen Wäldern im Norden versteckt hatten und die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzten. Und es war nicht so, als hätte man davor schon einfach aus dem Vollen schöpfen können, das hatten sich manche nur eingebildet. »Ich ruf sie gleich an.«
Es überschnitt sich, denn gerade als er Lisbeths Nummer aufrufen wollte, sah er, dass sie bereits aufleuchtete.
»Gott sei Dank«, sagte Lisbeth. »Ich dachte schon, du wärst draußen auf diesem abgesoffenen Kutter.«
»Was ist passiert? Henneberg hat mich gerade angerufen.«
»Wir haben eine Leiche gefunden«, sagte sie. »In dem Kanalschacht auf dem alten Kirchengelände. Heute Morgen kam ein Handwerker, um ihn zu inspizieren, und fand sie darin. Ein junges Mädchen.«

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6. Oktober 2021

'Verguckt' von Jutta Schönberg

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Website | Autorenseite
Der ehemalige Bestatter Heinz gewinnt eine Reise nach Kassel, wo er die aparte Martina kennenlernt. Erst am nächsten Tag zeigt sie ihm, dass er sich gleich doppelt verguckt hat ...
Das junge Ehepaar Kapf hat ein Geheimnis. Als Nachbarin Margarete Nessel es entdeckt, geht nicht nur eine Flasche Pepsinwein zu Bruch ...
In der Schule soll Max angeben, welchen Beruf seine Mutter hat. Doch wer ist eigentlich seine richtige Mutter? Der Vater kann sich auch nicht mehr so genau erinnern ...

Diese und weitere neun Kurzgeschichten zeigen die große Bandbreite der Autorin Jutta Schönberg: Texte mit Witz, Krimis, historische und gesellschaftspolitisch relevante Stücke sowie Alltagsgeschichten.

Verguckt – Gute Nachbarschaft – Moderne Zeiten – Der Lebensretter – Zerrissene Bilder (Originalbeitrag) – In der Puppenstube – Waldnutzung – Auf der Suche (Originalbeitrag) – Desintegration – Herr und Sklave – Der erste Arbeitstag – Eine neue Welt

Anleser:
Verguckt
Heinz Abele ärgerte sich noch, als sein Zug in den Bahnhof Wilhelmshöhe in Kassel einfuhr. Seit er im Ruhestand war, hatte er ein neues Hobby: Preisausschreiben. Mit Hingabe bastelte er aufwändige Karten, auf denen er in großer Schrift das Lösungswort vermerkte. Nun hatte er das erste Mal etwas gewonnen: zwei Übernachtungen für zwei Personen in Kassel. Aber dann hatte er mit seiner Frau unablässig gestritten, über alles, worüber man streiten kann, wenn man verreisen will. Schließlich weigerte sich seine Frau mitzufahren. Und so fuhr Heinz allein – und ärgerte sich über die Verschwendung.
Als er ausstieg, atmete er tief ein. Er roch die Luft einer fremden Stadt. Sofort ging es ihm besser, denn die Luft roch nach Currywurst und Pommes frites. Und Heinz meinte ebenso ein paar Tage Freiheit zu riechen. Der Duft leitete ihn zu einer Kneipe, in der er sich die ihm sonst von seiner Frau verbotene Speise leistete. Danach ging es ihm noch besser, denn er hatte Hunger gehabt, weil ihm das Bordrestaurant im ICE zu teuer gewesen war. Seine Frau hatte sich geweigert, ihm ein Vesper zuzubereiten.
Er studierte den Stadtplan und machte sich zu Fuß auf den Weg ins Hotel, denn wer wollte schon ein teures Taxi nehmen, wenn einem nach dem langen Sitzen im Zug sowieso nach Bewegung zumute war.
Im Foyer stand eine aparte Dame, die Heinz auf Mitte dreißig schätzte. Sie trug ein rostrotes Kostüm und eine cremefarbene Bluse mit großer Schleife. Ihre Stöckelschuhe hatten die gleiche Farbe wie das Kostüm, und auch ihre halblangen, braunen Haare glänzten rostrot. Perlen schimmerten an Hals und Ohren. Sie war gekonnt geschminkt. Nur die etwas dicken Waden schmälerten die Eleganz ihrer Erscheinung.
»Bitte, können Sie mir helfen?«, sprach sie Heinz an. Ihre Stimme war dunkel, ihre braunen Augen sahen ihn flehend an. Sie war groß, fast so groß wie er mit seinen einssechsundachtzig.
Heinz schaute kurz in den Spiegel an der Rezeption und überprüfte, ob sein weißes, aber immer noch volles Haar richtig saß, auf das er sehr stolz war.. »Was kann ich denn für Sie tun?«
»Ich würde gerne die beste Sehenswürdigkeit von Kassel besichtigen. Aber der Portier hat mir nur einen Stapel Prospekte in die Hand gedrückt und gemeint, das sei wohl Geschmackssache. Dann wurde er fortgerufen. Wie soll ich mich denn dabei zurechtfinden? Ich habe nur heute Zeit für Besichtigungen. Morgen treffe ich mich mit Freunden zum Feiern.«
»Nun, ich gehe jetzt ins Museum für Sepulkralkultur«, sagte Heinz.
Sie hob die Brauen. »Vielleicht bin ich ja dumm, aber was ist das?«
»Ein Museum für Bestattungskultur. Es zeigt, was mit Sterben, Tod, Bestatten und Trauern in Zusammenhang steht.«

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4. Oktober 2021

'Kalter Tod: Kellers 2. Fall' (Nordfriesland-Krimi) von Hermann Markau

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Hermann Markau
Im nordfriesischen Niebüll geschieht ein Mord. Lars Keller, der just zu der Zeit als frischgebackener Kommissar von der Fachhochschule kommt, übernimmt den Fall und beginnt zusammen mit der Polizeihauptmeisterin Lehnert seine Ermittlungen.

Nach und nach stellt sich heraus, dass es mehrere Menschen gibt, die dem Opfer nicht wohlgesonnen waren und sowohl ein Motiv als auch die Gelegenheit hatten, den Unliebsamen ins Jenseits zu schicken. Bis aber der tatsächliche Mörder gefasst wird, gilt es, sich durch einen Sumpf aus Lügen, Hass und Kindesmissbrauch zu arbeiten.

Band 2 der Lars-Keller-Reihe.

Leseprobe:
Matthias beugte sich zu seinem Nachbarn hinüber und flüsterte ihm hinter vorgehaltener Hand ins Ohr: »Kuck mal, wie der aussieht! Der hat doch die Nacht durchgemacht.«
Tiede verließ seinen Platz neben dem Pult und näherte sich dem Störenfried: »Scheffler!«, sprach er mit erhobener Stimme, »was gibts da zu quatschen?«
Matthias Scheffler richtete sich wieder auf, erhob sich langsam und schaute dem Lehrer frech in die Augen. »Sie sehen müde aus«, meinte er in gespielter Anteilnahme, »sie sollten ...«
»Sag mal! Gehts noch?«, unterbrach Tiede den Sohn des Malers und kaufte dem Frechdachs damit erst einmal den Schneid ab. »Ich glaub, ich steh im Wald.« Er stand dicht vor dem Schüler und starrte ihm wütend ins Gesicht.
Vielleicht war dies die Art, die ihn nie hatte richtig warm werden lassen mit den Leuten der 11cp, sein Hang zum Jähzorn, sein Mangel an Einfühlungsvermögen und pädagogischer Reife. Als Tiede sich umdrehte, um zum Pult zurückzukehren, fand der gedemütigte Schüler seine Fassung wieder und blaffte ihm hinterher: »Du solltest lieber mal daran denken, deine offenen Rechnungen zu bezahlen als unschuldige Schüler runterzumachen.«
Der Rest der Klasse war mucksmäuschenstill und harrte der Dinge, die sich da anbahnten. Schüler sind von Natur aus so, nicht zuletzt deshalb, weil dadurch auch lästige Unterrichtszeit verlorengeht.
Sie sahen, wie Mathe-Ratte sich langsam umdrehte und seinen Kontrahenten fixierte. Er sprach langsam, und er sprach leise, so dass die Drohung, die in seinen Worten lag umso gefährlicher rüberkam. »Wenn du diese Unverschämtheit nicht sofort ...« Aber da stand er bereits vor Matthias und schlug ihm mit der flachen Hand links und rechts ins Gesicht, so dass der Junge beim Versuch auszuweichen mit dem Oberschenkel gegen die Bank stieß und das Gleichgewicht verlor, ins Schwanken kam und schließlich mit lautem Krachen zwischen die Stühle fiel und zu Boden stürzte.
Ein Aufstöhnen ging durch die Menge, hier und da ein erschrockener Schrei.

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