30. September 2021

'MORO: Flucht im 24. Jahrhundert' von Maxi Magga

Kindle | Tolino | Taschenbuch
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Das Ringen eines von allen Verachteten um Freiheit und Menschlichkeit

Wer dem sadistischen Sklavenhalter entkommt, ist noch lange nicht in Sicherheit. Das muss auch Moro erfahren. Vogelfrei und gekennzeichnet mit einem Halsring, der nicht zu entfernen ist, kämpft er ums nackte Überleben. Wird er seine junge Frau und seinen Sohn wiederfinden, die er verließ, um sie zu retten? Damals, als er sich in die Sklaverei verkaufte ...

Anleser:
„Nein, bei sowas mache ich nicht mit. Ich werde niemandem wen auch immer ausliefern, der hier bei uns Zuflucht gesucht hat.“
„Bitte, Madam, Sie beide sind etwas ganz Besonderes, keinem außer Ihnen würde es leidtun, so zu handeln. Aber es muss sein. Ihretwegen und auch um meinetwillen.“
Fassungslos riss sie die Augen auf. Beide Hände fest auf den Tisch gestemmt, fuhr sie ihn an: „Um deinetwillen? Ja, was glaubst du denn, was die Guardians mit dir machen werden, sobald sie dich in die Finger kriegen?“
„Sie werden mich meinem Besitzer ausliefern. Der wird sich an mir rächen und mich früher oder später töten.“
Amelie merkte, wie ihre Beine zu zittern begannen, und tastete sich mit der Hilfe ihres Mannes auf den Stuhl zurück.
„Aber das ist nicht wichtig“, fuhr Moro im gleichen sachlich-ruhigen Ton wie zuvor fort. „Wenn auch nur Gerüchte aufkommen, dass Sie mir geholfen haben, haben Sie nicht nur die Guardians und die Gerichte im Nacken, sondern Ihre Freunde, die Nachbarn und die Kastenoberen werden mit Ihnen abrechnen wollen. Aber am gefährlichsten wird mein Herr sein. Er ist reich und hat als Angehöriger der B-Kaste sehr viel Macht. Er lässt so ein ungebührliches, kastenschädigendes Verhalten, das die gegebene Ordnung auf den Kopf stellt, sicher nicht durchgehen.“
Auch Moro holte tief Luft und sprach eindringlich weiter.
„Und für all dieses Leid würde ich die Verantwortung tragen, weil ich zu schwach war. Dass ich nicht weggelaufen bin, sondern umkehrte, wäre nichts mehr wert. Selbst das Opfer meines Vaters, der den Tod in Kauf nahm, um mir die Flucht zu ermöglichen, wäre sinnlos. Bitte, tun Sie mir das nicht an. Das wäre furchtbarer für mich, als alles, was mein Herr sich ausdenken könnte.“
Um das verdächtige Glitzern in seinen Augen zu verbergen, wandte Moro sich ab. Vedhes schloss die schluchzende Amelie in seine Arme und versuchte sie zu trösten. Leise flüsternd, stimmten sie sich miteinander ab.
„Wir haben eine Entscheidung getroffen, Moro“, verkündete er nach einer Weile. Dieser drehte sich langsam um, straffte sich und erwartete sein Urteil.
„Es gefällt uns nicht, was du von uns verlangst. Ganz und gar nicht.“
Moros Herzschlag setzte aus, alles Blut wich aus seinem Gesicht.
„Aber du hast uns überzeugt“, fuhr Vedhes mit rauer Stimme fort. „Wir werden uns so verhalten, wie du es vorgeschlagen hast. Bist du nun zufrieden?“

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'Blind Marriage' von Lilian Dean

Taschenbuch
Website Lilian Dean
Megan hat ihren Job verloren, die Schulden häufen sich und sie weiß nicht mehr weiter. Da entdeckt sie eine Annonce in einer Zeitung:

Jung, gut aussehend, Millionär sucht Frau zum Sofort-Heiraten. Melde dich, mit Foto. Sehr gute Entlohnung!

Aus Verzweiflung schreibt sie ihm.
Eine Entscheidung, welche ihr Leben völlig auf den Kopf stellt.

Anleser:
Als ich zurückkam, hatte Thelma die Zeitung wieder in den Händen. »Ich würde ja zu gern wissen, wie der Kerl so ist, der hinter so einer Anzeige steckt. Was das für ein Mensch ist«, flüsterte sie und kaute auf ihrer Unterlippe, wobei sie mich ein bisschen an Mrs Marple erinnerte.
Ich setzte mich neben sie auf die Couch.
Mrs Marple spitzte die Lippen. »Schreib ihn doch an. Ich bin sicher, er schreibt zurück, wenn er ein Foto von dir sieht.

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27. September 2021

'Der Figaro: Was ist schon ein Jahr' von Lutz Spilker

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Lutz Spilker
Auf dem Dachboden des elterlichen Bauernhofs fällt Adrian beim gemeinsamen Spiel mit seiner Zwillingsschwester eine Schere in die Hände. Er findet heraus, dass sie mit den Haaren auch Lebensjahre abschneidet, wodurch eine spontane Verjüngung stattfindet. Diese bestimmbare Rückversetzung betrifft lediglich die Person, deren Haare geschnitten werden. Nur sie wird umgehend jünger. Alles andere, wie die aktuelle Zeit, die individuelle Erfahrung und auch das Gedächtnis, ändern sich nicht.

Sowohl Adrians Kindheit als auch seine Jugend verlaufen unglücklich, weil ihn sein äußerst gewalttätiger Vater wegen jeder Kleinigkeit misshandelt.

Auf dieser Welt war er nicht willkommen, seine Zwillingsschwester hingegen schon. Sie wurde in jeder Weise bevorzugt und wusste diese Position auch auszunutzen. Selbst als junges Ding gab sie sich schon sehr aufreizend.

Adrian tritt im Dorf eine Lehrstelle als Friseur an. Es war sein Wunsch, seitdem er die Schere fand. Er hielt es für einen Wink des Schicksals.

Später, während eines Besuchs in der Stadt, lernt er die bezaubernde Marielle kennen. Sie heiraten und sie beziehen ein Haus. Marie, wie Marielle allgemein genannt wird, stammt aus einer vornehmen und begüterten Familie. Dadurch erfährt Adrians Leben einen drastischen Kurswechsel, war er doch stets der Bauernbursche. Rasch passt er sich dieser Veränderung an.

Mittlerweile hat ihn die Spielsucht fest im Griff. Die aus dieser Leidenschaft entstehenden Verpflichtungen sind immens. Er besinnt sich auf die Fähigkeiten der Schere, die er seit dem Zeitpunkt des Fundes stets bei sich trägt und entwickelt eine Idee ...

Anleser:
Ein Schicksal, ein Mann und eine Schere. Mit diesen drei Komponenten wäre die ganze Geschichte bereits zusammengefasst. Es wäre wie Glas, Metall und Edelgas, die zusammen eine Glühbirne ergeben. Doch dann kommt noch etwas hinzu, was daraus entsteht: Licht. Ebenso gut besteht Wasser - rein chemisch betrachtet - aus zwei Teilen Wasserstoff und einem Teil Sauerstoff, doch es erklärt nicht das Attribut, welches Wasser einzigartig macht: Es ist nämlich flüssig! Aber das sagt die Formel H2O nicht aus. Also ist der Zusammenhang der entscheidende Faktor.
Demnach besitzt der Mann nicht nur ein Schicksal und eine Schere, sondern ... und das erzählt diese unglaubliche Geschichte.

Also spendieren wir den folgenden Seiten auch etwas mehr Erklärung und betrachten die Figuren näher. Denn jeder würde gerne an der Zeitschraube drehen und einige Momente als ungeschehen dastehen lassen ... wenn es sich bloß bewerkstelligen ließe. Manchmal handelt es sich nur um wenige Sekunden oder Minuten. Ein anderes Mal wären es womöglich Stunden oder Tage. Was passiert jedoch, wenn es sich bei der kleinsten, vorhandenen Zeiteinheit um ein Jahr handeln würde? War ist schon ein Jahr ... ein Jahr mehr oder weniger ...
Es ist die permanente Veränderung und der stete Verfall, an dem sich der Lauf der Zeit erkennen lässt. Die unmerklichen Veränderungen, die erst sichtbar werden, wenn sich das Verborgene ins Dasein geschlichen hat und plötzlich als gegeben betrachtet wird, dennoch es sich unentwegt weiter verändert.
Doch sobald die Veränderungen entdeckt werden, steht ihnen ein Kampf bevor, als wären sie der ärgste Feind. Doch der Lauf der Zeit lässt sich nicht aufhalten, nicht verzögern und nicht umlenken. Er lässt sich auf niemand anderen übertragen und er lässt sich nicht umkehren. Auf den Niedergang kann nicht verzichtet werden.
Selten gelingt es Menschen sich mit dem fortschreitenden Alterungsprozess abzufinden, der mit der Geburt eines jeden Lebewesens initiiert wird und scheinbar erst mit dem Ableben stoppt.
Pflanzen welken dahin, ihre Vitalität geht sichtbar dem Ende entgegen und bei Menschen findet dieser Prozess ebenso statt. Aufhalten lässt sich der Alterungsprozess nicht - nur optisch kaschieren.
Eingriffe in die Ernährung lassen die Hoffnung auf einen verzögerten Reifungsprozess aufkeimen. Auch chirurgische Korrekturen gesellen sich zu den Maßnahmen, die eine scheinbare Verjüngung imitieren. Ebenso werden Kosmetika unterstützend eingesetzt.
All das dient der Erhaltung einer Jugend, die längst nicht mehr da ist. Man müsste sich schon 20, 30 oder eine beliebige Zahl an Jahren in der Zeit zurückbewegen können. Dann wäre der Körper wieder der, welcher er zu jenem Zeitpunkt gewesen war. Die vermisste Vitalität würde wieder vorhanden sein, die Kraft, die Ausdauer und vieles von dem, was einige Menschen nicht mehr spüren.
Wie viel gäbe ein 60-jähriger dafür her, wenn er noch einmal 20 Jahre alt sein könnte und all sein Wissen, seine Erfahrung und sein bisheriges Leben behalten dürfte ... lediglich sein Alter würde sich ändern. Er gäbe viel dafür her ... sehr viel.
Irgendwann aber ergreift die Unumgänglichkeit des Verfalls das Bewusstsein und der Wunsch wieder jung zu sein nimmt seinen Lauf.
Denn wie oft schon wollte man sein Leben mit einer anderen Person tauschen und wie oft schon trat der Fall ein, sich aus einer Szene "beamen" zu wollen.

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21. September 2021

'Das Mädchen da oben auf der Treppe ... werde ich heiraten' von Harry Robson

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Harry Robson
Eine ungewöhnliche Lebensgeschichte.

Gibt es ein Leben vor dem Tod?
Aber gewiss doch. Harry Robson, Baujahr 1950, schreibt von Liebe, Erotik, Sex, Crime, Betrug, Verrat, Aufstieg und gnadenlosem Niedergang. Dieses Buch, spannend und informativ zugleich, zieht den Leser von der ersten Zeile an in seinen Bann. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Lebensreise, die 70 Jahre andauert. Nur die Wenigsten würden diese Reise lebend überstehen und wären am Ende noch in der Lage, ein Buch darüber zu schreiben.

Lesen Sie dieses Buch und Sie werden wissen, ob Sie es auch geschafft hätten.

Lesermeinungen auf LovelyBooks.

Anleser:
[...]
Ärger gab es auch zwischen Romika und mir. Gewaltigen sogar. Der Supergau! Einige Monate nach Rockys Geburt fragte ich Romika, wann sie glaube, sich so weit von der Geburt erholt zu haben, dass wieder an Sex zu denken sei. Bei Emma war das recht flott wieder der Fall. Romikas Antwort irritierte mich enorm: Es würde keinen Sex mehr geben. Sie habe sich immer zwei Kinder, Junge und Mädchen gewünscht und das sei ja nun geschehen. Ihre Familienplanung sei abgeschlossen, Sex mit mir daher nicht mehr nötig. Ich hielt es für einen dummen Witz, aber ihr war es bitterer Ernst. Um diese Aussage zu unterstreichen, wurde Rocky dann nächtens immer zwischen Romika und mir ins Bett gelegt. Damit sollten und wurden nächtliche „Übergriffe“ verhindert. Es hatte keinen Zweck, mit ihr zu verhandeln. Es war von ihr verkündet und beschlossen! Eines Morgens, ich hatte mich wohl in der Nacht etwas zu laut selbst befriedigt, meinte sie: „Geilen Sex gehabt heut Nacht?“ Sie fand ihren Witz einfach übermächtig gut und lachte den ganzen Tag immer wieder über diese, ihrer Meinung nach wirklich gelungene Anmerkung.

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15. September 2021

'Abels Vermächtnis' von Aileen O'Grian

Kindle | Tolino | Taschenbuch
Blog Aileen O'Grian
Im Jahre 2080 ist der gesamte Süden Europas eine Wüstenregion. Nur wenige Menschen besiedeln das Gebiet und fristen dort ein armseliges Dasein. Der Norden riegelt sich ab und beutet die verarmten Süd- und Südosteuropäer aus.

Die Genmedi Corporation entwickelt aus menschlichen embryonalen Stammzellen Medizin gegen Diabetes, Rheuma und Leukämie. Um ausreichend Embryonen zu erhalten, werden die Frauen mehr schlecht als recht dafür bezahlt, dass sie ihren Körper für die Produktion von Eizellen zur Verfügung stellen. Für die meisten Familien ist es die einzige Einnahmequelle.

Der musisch begabte Abel wächst in einer privilegierten, reichen Familie in Berlin auf. Er möchte Pianist werden, doch sein Vater, Direktor der Genmedi Corporation, hat andere Ziele für ihn vorgesehen. Er zwingt den Jungen, auf seine Musik zu verzichten und BWL zu studieren und bei Genmedi einzusteigen. Mehrfach rebelliert Abel, doch letztendlich resigniert er und versucht, den Erwartungen seines Vaters zu entsprechen.

Als er nach dem Studium seine Tätigkeit bei der Genmedi aufnimmt, ist es eine seiner ersten eigenverantwortlichen Aufgaben, die Produktionsstätten in Spanien zu bereisen. Dort erlebt er, wie schwierig das Leben für die Menschen ist und wie sehr seine korrupte Firma die Familien ausbeutet. Er beschließt, die fast sklavenähnlichen Bedingungen, unter denen die Leute dort dahinvegetieren, aufzudecken und die Beteiligung der Genmedi an diesen Zuständen publik zu machen, ohne zu ahnen, in welche Gefahr er sich bringt. Wird es ihm gelingen, den Menschen zu helfen?

Leseprobe:
Da Abel an diesem Abend keine Lust hatte, seinem Vater zu begegnen, ging er in eine Kneipe, setzte sich an den Tresen und bestellte ein Bier.
„Hallo Abel, wie geht es dir?“
Abel schaute hoch. Ein kräftiger junger Mann mit dunklen Haaren stand vor ihm. Er konnte sich an ihn nicht erinnern.
„Georg vom Fußballverein“, half der andere ihm.
„Ach ja, Georg, hallo, wie geht es dir?“ Abel lächelte sein Gegenüber an. Georg war der Einzige aus der Mannschaft gewesen, der nett zu ihm war. Die anderen hatten nie mit ihm spielen wollen. Abel konnte es ihnen nicht verdenken, schließlich war er ein schrecklicher Spieler gewesen. Er war nur zum Training gegangen, weil er seinem Vater gefallen wollte.
„Oh, ich spiele immer noch Fußball. Momentan bei den zweiten Herren, aber demnächst darf ich bei den ersten mitspielen.“ Georg bestellte für sich und Abel ein Bier.
„Ich gehe zum Tennisspielen. Leider bin ich da auch nicht sehr begabt. Aber ich bewege mich wenigstens an der frischen Luft“, erzählte Abel.
„Macht es dir Spaß?“ Georg schaute ihn prüfend an.
Abel konnte seinem Blick nicht standhalten.
„Du solltest nicht mehr versuchen, deinem Vater zu gefallen. Er muss dich so akzeptieren, wie du bist. Er kann dich doch nicht nach seinem Geschmack umformen. Du bist ein eigenständiger Mensch, mit eigenen Qualitäten, eigenen Gedanken und Gefühlen. Lass dich von ihm nicht kaputtmachen.“ Georg schüttelte missbilligend seinen Kopf.
Darüber musste Abel einmal gründlich nachdenken. Eines Tages, wenn er nicht mehr unter Prüfungsstress litt.
„Was machst du beruflich?“, fragte er stattdessen.
„Ich bin Zimmerer. Seit einem halben Jahr bin ich Geselle. Mein Chef hat mich übernommen. Aber ich möchte ins Ausland gehen. Ich suche etwas in Schweden oder Finnland.“ Die beiden unterhielten sich noch lange über Skandinavien und kamen dann auf Computer zu sprechen. Abel erzählte von der Netzwerkgruppe in der Schule und sogar von seinen Erfahrungen als Hacker - und von seiner Festnahme.
„Pech gehabt. In Softwarefirmen sollte man sich wirklich nicht herumtreiben.“ Georg lachte leise. Sie verabredeten sich für einen weiteren Abend, diesmal bei Georg. Bald trafen sie sich regelmäßig bei Georg zu Hause und hackten fremde Computer. Der alte Kitzel war wieder da und der Stolz, den Zugang geknackt zu haben. Daheim erzählte Abel auf die Frage, wo er sich herumtriebe, er würde mit einem Klassenkameraden für die Prüfung üben.
Im Frühsommer stießen sie auf eine kleine Firma, die Legionäre zur Bekämpfung der Aufstände im Süden anwarb.
„Junge, abenteuerliche Leute gesucht.“ – „Zeig, was in dir steckt!“
Georg lachte. „Rattenfänger. Als ob so ein Kampf gegen Terroristen ein Spiel, ein Abenteuer ist.“
„Irgendwelche Spinner“, meinte Abel.
„Nee, geschäftstüchtige Leute. Die wissen, wo man Geld machen kann. Einige Firmen zahlen bestimmt viel, damit ihre Anlagen geschützt sind.“
„Die haben doch ihre eigenen Leute.“
„Sicherheitsdienste sind viel professioneller, deren Anzeigen lesen wir gerade.“
Abel mochte Georg nicht glauben. Lange lasen sie sich durch die Firmenseiten. Sie fanden Beschreibungen der Ausbildungslager. Beschreibungen der Ausbildung selbst. Es hörte sich alles wie ein Abenteuer an. Werbung eben. Irgendwann stießen sie auf einen geheimen Bereich. Georg und Abel setzten ihren Ehrgeiz daran, den Eingang zu knacken. Nach drei Tagen hatten sie es geschafft. Sie fanden Personallisten. Aber die Leute hatten bestimmt Decknamen: Indiana Jones, Iron Man und Lara Croft konnte kaum jemand tatsächlich heißen. Sie fanden auch Listen mit Waffenbestellungen.
„Wollen die denn die ganze Bevölkerung in Südeuropa ausrotten?“, fragte Georg ungläubig. „Biologische Waffen, chemische Waffen, Nuklearsprengköpfe.“
„Dann wird hier alles radioaktiv verseucht. Den Betrieb sollten wir anzeigen“, regte sich Abel auf.
Sie klickten sich weiter durch die Firma.
Georg ließ die Seiten so schnell durchlaufen, dass Abel kaum etwas erkannte. Täuschte er sich oder las er da einen bekannten Namen? Aber große Geldsummen erkannte er. Plötzlich brach Georg die Leitung ab. „Wir müssen den PC verschwinden lassen. Hastig löschte er die Festplatte. „Kannst du ihn mit dem Auto zum Fluss bringen? Oder wo könnten wir ihn sonst loswerden?“
„Spinnst du jetzt völlig?“ Abel stand ratlos vor ihm.
„Nein, da steht doch ein Syndikat dahinter. Möchtest du die am Hals haben?“ Georg holte einen Seifenlappen und wischte den Computer gründlich ab. Dann zog er sich Gummihandschuhe über.
„Wie kommst du auf die Idee?“, fragte Abel überrascht.
„Hast du nicht die Geldbewegungen gesehen? Nach den Anschlägen auf Umweltaktivisten und Journalisten in den letzten Monaten wurden große Geldbeträge überwiesen. Wo steht dein Auto?“
„Nee, ich habe kein Auto. Wir müssen dein Motorrad nehmen. Vielleicht sollten wir ihn verbrennen?“, schlug Abel vor.
Georg nickte. „Ja, erst verbrennen und den Rest in den Fluss, dann können sie wenigstens keine Daten auslesen.“
Abel besorgte in einem Supermarkt hochprozentigen Rum. Anschließend fuhren sie aufs flache Land. An einem kleinen Strand am Flussufer übergossen sie den PC mit dem Alkohol und zündeten ihn an. Nach einer viertel Stunde war er ausgebrannt. Georg zog ein Angelboot unter den Büschen hervor, packte den Computer hinein und schob das Boot ins Wasser. Abel und er wateten durchs Wasser, bis es tief genug war und sie einsteigen konnten. Dann ruderten sie hinaus. Mitten im Fluss warfen sie den PC über Bord.
Langsam ruderten sie zurück. „Hast du von deinem Laptop aus diese obskure Firma angeklickt?“, fragte Georg besorgt.
„Nein, zum Glück nicht. Meinst du, das reicht, dass wir deinen Computer verschwinden ließen?“
„Keine Ahnung.“
Gleich am nächsten Tag kaufte Abel einen gebrauchten PC als Ersatz für Georgs.

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'ANGST: Kurzgeschichtenband' von Ben Kohler

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Ben Kohler
Ein Polaroid, das sich rückwärts entwickelt.
Eine Autofahrt, die zum Albtraum wird.
Ein kleines Mädchen verschwindet vor den Augen ihrer Mutter.
Ein berauschender Abend mit einer schrecklichen Entdeckung.
Die Veränderung eines Familienvaters mit fatalen Folgen.

Fünf Kurzgeschichten, die mit unseren alltäglichen Ängsten spielen.

Anleser:
Kurzgeschichten sind so eine Sache. Auf der einen Seite zu kurz, um als eigenständiges Werk veröffentlicht zu werden, auf der anderen Seite thematisch oft zu weit voneinander entfernt, um in einem Buch zu erscheinen.
So sammelten sich im Laufe der letzten Jahre einige Geschichten an, die allesamt ganz unten in meiner digitalen Schublade lagen und auf ihren großen Tag gewartet haben. Dieser ist jetzt gekommen, ohne dass es Absicht oder gar geplant gewesen wäre.
Alle Erzählungen entwickelten im Laufe des Schreibprozesses eine Art Eigenleben (was mir, offen gestanden, bei allem passiert, was ich schreibe). Sie wuchsen, veränderten sich und erzählen am Ende ihre eigene Tragödie. Und wer bin ich, meinen Geschichten sagen zu können, wie sie entstehen, fortlaufen oder enden sollen? Also lasse ich den Dingen ihren Lauf, lasse mich von ihnen fesseln und in ihren Bann ziehen und bin jedes Mal selbst überrascht, wohin sie mich am Ende führen.
Corona hat vielen von uns, mich eingeschlossen, mehr Zeit verschafft als uns vielleicht lieb war (oder immernoch ist), und wie nutzt man diese Zeit als Autor am besten? In dem man schreibt? Auch, natürlich. Ich nutzte die gewonnene Zeit, alte Geschichten hervorzuziehen, in meiner digitalen Ablage Ordnung zu schaffen und auszusortieren. Dabei fiel mir auf, dass es offenbar doch ein paar dieser Kurzgeschichten geschafft hatten, sich einem Thema zu verschreiben.
So entstand die Idee zu diesem Kurzgeschichtenband. Jede Erzählung beschäftigt sich mit dem Grundthema Angst. Geboren sind sie aus meinen eigenen Ängsten heraus, sind also sehr präsent und, wenn man so will, alltäglich und allgegenwärtig.
Insgesamt haben es fünf Kurzgeschichten in diesen Band geschafft. Die Erste, Polaroid, ist zugleich die älteste von ihnen. Die Idee dazu entstand 2017, als ich nachts in meinem dunklen Badezimmer stand und ein seltsames Tropfgeräusch hörte, dessen Ursprung ich nie ausmachen konnte. Die Inspiration für Sarah lieferte meine Tochter, als wir von einem Familientreffen nachhause fuhren und sie unvermittelt anfing, unheimliche Grimassen zu schneiden.
Meine Tochter war es auch, die Todesangst beeinflusste, weil ich in dieser Geschichte die mir ständig gegenwärtige Angst ihres plötzlichen Verschwindens verarbeitet habe. Versteckt schrieb ich im Zuge einer Ausschreibung für eine Anthologie. Sie wurde nicht aufgenommen und schlummerte beinahe ein Jahr lang auf meinem Rechner, bis ich begann, sie komplett zu überarbeiten und nun davon überzeugt bin, dass sie es verdient hat, veröffentlicht zu werden.
In der letzten Geschichte, Dämonen, verwandelt sich ein liebevoller und liebender Familienvater in die schlimmste Version seiner selbst.
Wir alle kämpfen mit den unterschiedlichsten Ängsten. Das Treibholz in unserer Seele aber, die auslösenden Faktoren, sind vermutlich bei allen Menschen gleich. Ich bin davon überzeugt, dass auch Du eigene Ängste in den Geschichten wiederentdecken wirst.
Begib Dich in die Abgründe Deiner ganz eigenen Angst. Ich wünsche Dir dabei viel Vergnügen.

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1. September 2021

'Goldenes Glück (Fabolon 2)' von Isabella Mey

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Fabolon, die Welt der Farbmagie (Band 2)

Da die Serie an Unglücken kein Ende nimmt, erreicht Felix’ Laune einen absoluten Tiefpunkt.
Nachdem er zwei Wochen krank im Bett verbracht hat, seine Schwester nicht aufhört, ihn zu ärgern, hat er obendrein Majas Geburtstag verpasst. Als einziger Erdoni ohne magische Fähigkeit wird er gegen seinen Willen nach Fabolon katapultiert und muss dort sofort ums Überleben kämpfen. Als er schließlich aus seiner Bewusstlosigkeit aufwacht, fühlt er sich wie unnütze Last.
Naja, es kann ja eigentlich alles nur noch besser werden, oder?

Bunte All Age Fantasy, angereichert mit Magie und gewürzt mit Romantik, empfohlen ab zwölf Jahren.
Link zu beiden Bänden der Fabolon-Reihe.

Anleser:
»Felix, jetzt komm doch endlich ins Bett«, mahnte Tono den Jungen, der noch immer aus dem Fenster lehnte, um den irre großen Mond zu betrachten.
»Warum sollte ich meine Zeit mit Schlafen verschwenden? Ich bin überhaupt nicht müde. Aber das da draußen müsst ihr euch unbedingt anschauen. Dieser blasse Mond ist so krass mit seinen Kratern. Die kann man voll deutlich erkennen. Und wie gigantisch groß der ist, es sieht aus, als ob er gleich zu Boden kracht.«
»Wahnsinn, der Mond.« Pipp gähnte und drehte sich zur Wand. Er und Nio lagen oben in den Etagenbetten, unter ihm versuchte Tono in den Schlaf zu finden, doch mit Felix am Fenster kam er einfach nicht zur Ruhe.
»Boah, wie genial sich dieser klare Sternenhimmel im Meer spiegelt.«
»Natürlich ist das schön, aber sag mal, Junge, was ist eigentlich los mit dir?«, wunderte sich Tono.

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