30. November 2018

'Winterwunderküsse' von Lotti Tomke

Kindle (unlimited)
»Niemals!«
Das war Peppers erste Reaktion, als der Notar die Bedingungen des Testaments verlas.
Christian Morris war ein arroganter, selbstverliebter, geldgeiler Wichtigtuer. Der Banker aus New York City verkörperte alles, was sie verachtete – bis auf seine sanften Schokoladenaugen vielleicht. Und das sexy Grinsen, das sich ab und zu in sein markantes Gesicht stahl.
Trotzdem.
Niemals, unter gar keinen Umständen, würde sie vier Wochen lang mit ihm in ihrem geliebten Laden Candles & Candy zusammenarbeiten, damit sie beide das Erbe seines Vaters antreten konnten. Lieber verzichtete sie darauf. Wenn da nur nicht dieser kleine Schuldenberg wäre. Und das Versprechen, das sie Christians Vater kurz vor seinem Tod gegeben hatte …

Leseprobe:
»Sie sehen aus wie ein tollwütiger Waschbär«, sagte ich abschätzig.
»Und Sie sehen aus wie ein jämmerlicher Lügner.« Pepper packte meinen Arm und schleifte mich mit erstaunlicher Kraft ins Hinterzimmer. »Buchhaltung, soso.« Sie deutete auf meinen Laptop und drückte die Leertaste, um den Schlafmodus zu beenden. »Mir sieht das vielmehr nach Börsengeschäften aus.«
»Na und? Sind Sie die Trading-Polizei, oder was?« Ich schob den Laptop von ihr weg und klappte ihn zu.
Meine Geschäfte gingen niemanden etwas an. Gut, ich ging nicht davon aus, dass Pepper irgendetwas verstand, von dem, was sie da sah – ich meine, sie war eine Bonbonverkäuferin – aber trotzdem.
»Nein, ich bin nicht die Börsenpolizei. Aber ich bin auch nicht so doof, für wie Sie mich halten«, schnauzte sie mich an. »Deswegen setzen Sie sich jetzt hin und hören mir zu – oder Sie können sich Ihr Erbe abschminken.« Pepper verschränkte die Arme vor der Brust und wies mit dem Kinn auf einen Stuhl.
Amüsiert setzte ich mich. Wie gesagt, die Frau war Bonbonverkäuferin. Glaubte sie ernsthaft, eine Moralpredigt aus ihrem Mund würde mich beeindrucken?
»Okay, Christian Morris«, Pepper wanderte vor mir auf und ab wie eine strenge Gouvernante, es fehlten nur noch das schwarze Kostüm und der Rohrstock, »gleich als Erstes: Ich habe Sie durchschaut.«
Huh, jetzt bekam ich es aber mit der Angst zu tun.
»Sie können sich Ihr überhebliches Grinsen sparen«, wies mich Pepper zurecht. »Vielmehr sollten Sie versuchen, sich mit mir gutzustellen, sonst trete ich nämlich ganz schnell von meinem Erbanspruch zurück.«
Okay, vielleicht war die ganze Sache doch nicht so lustig. Ich setzte mich gerade hin und räusperte mich. »Pepper, hören Sie …« »Nein, ich höre jetzt nicht. Ich bin nämlich noch nicht fertig. Deshalb hören Sie gefälligst mir zu.« Pepper starrte mich entschlossen an. »Ein Anruf bei Mr. Ecclestone hat Ihr überraschend freundliches Verhalten gestern Nachmittag erklärt – ohne mich kein Erbe. Sollte ich von meinen Ansprüchen zurücktreten, gehen auch Sie leer aus. Und das passt Ihnen natürlich gar nicht. Daher Ihr plötzlicher Sinneswandel.«
»Okay, ertappt.« Ich hob kapitulierend die Hände. »Das heißt aber nicht, dass mein Friedensangebot nicht ernst gemeint war.«
»Sparen Sie sich Ihre Scheinheiligkeit. In Wahrheit scheren Sie sich nämlich nicht im Geringsten um die Befindlichkeiten anderer Leute. Ihnen ist es doch scheißegal, wie ich mich fühle.«
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte ich blasiert.
»Woher? Weil Sie sich wie ein egoistischer Vollidiot aufführen«, schnauzte mich Pepper an.
Ihre blauen Augen waren mittlerweile eine Nuance dunkler und ihre Wangen leicht gerötet. Eigentlich sollte ich mich ärgern, weil Sie mich so zusammenstauchte, aber ich konnte meinen Blick gar nicht mehr von ihr losreißen. Sie sah schön aus. Leidenschaftlich. Kämpferisch. Eine Frau, die sich nicht so leicht unterkriegen ließ.

Im Kindle-Shop: Winterwunderküsse.
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27. November 2018

'Der Tod lernt mit: Ein Dorfkrimi' von Alexander Huberth

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Das ist schlimmer als eine Wurzelbehandlung: Mit Mitte dreißig muss Leo ins Schwulz zurückkehren. Ins Schwarzwald-Schulzentrum also, den Ort, den er einst nach dem Abitur fluchtartig verlassen hatte. Aber weil Julius, der Sprössling von Leos Kumpel Alex, gemobbt wird, bleibt Leo nichts anderes übrig, als sich seiner schulischen Vergangenheit zu stellen – er und Samson, der furchteinflößende Irische Wolfshund, sollen das tun, was sie am besten können: mobbenden Kindern Furcht einflößen.

Während sich das sechsbeinige Detektivduo um die fiesen Kids kümmert, pflastern Leichen, Lehrer und ein später Wintereinbruch den Weg der beiden. Außerdem werden Leo und Samson in eine Entführung verwickelt. Sie ahnen nicht, wie schnell sich ihnen das Unheil nähert – und es ist gefährlicher als eine 6 in Mathe.

Leseprobe:
Robbie fuhr so schnell und risikoreich, wie es die Dunkelheit zuließ. Kurz bevor er die Stadtgrenze und damit den letzten Anstieg erreichte, kurvte er durch ein abschüssiges Waldstück. Wäre er nicht erst siebzehn gewesen, sondern ein paar Jahre älter, hätte er sich vielleicht Gedanken gemacht, was eigentlich passieren würde, sollte ein Wildschwein, ein Reh oder auch nur ein Fuchs seinen Weg kreuzen. Möglicherweise hätte er dann die Geschwindigkeit gedrosselt. So aber hatte er nur eines im Sinn: Mia.
Noch vier Kurven. Robbie beugte sich über den Lenker wie ein Zeitfahrer bei der Tour de France. Links raschelte etwas im Gebüsch, etwas Großes. Doch Robbie hörte nur den Fahrtwind. Er registrierte nicht, dass ein Hirsch majestätisch auf die Straße trat – Sekundenbruchteile, nachdem Robbie die Stelle in einem Höllentempo passiert hatte.
Noch zwei Kurven, die nächste war besonders eng. Robbie bremste, richtete sich auf, lenkte in Richtung des rechten Fahrbahnrands und schwenkte scharf nach links. Einen herrlichen Moment lang fühlte er sich schwerelos. Er fühlte sich ...
Was war das? Im schmalen Scheinwerferkegel von Robbies Rad tauchte ein Auto auf. Er raste genau darauf zu.
»Scheißeeeeee«, schrie Robbie. Er zerrte an den Bremsen, versuchte gleichzeitig, den Lenker nach links zu ziehen, um irgendwie auszuweichen. Verdammt, das wurde knapp. Richtig knapp. Scheißknaaaaapppp!!!
Robbie brüllte. Erst vor Angst, dann vor Erleichterung. Er würde es schaffen. Eine Sache von Zentimetern, aber es würde reichen, es würde reichen, es würde ...
In diesem Moment öffnete sich die Fahrertür.
Das Rad krachte mit voller Wucht dagegen, der Knall ließ Vögel dutzendfach erschreckt auffliegen.
Robbie segelte durch die Luft. War der Baumstammstapel, dem er sich mit Lichtgeschwindigkeit näherte, eben schon hier gewesen? Das Ding wurde immer größer und bedrohlicher, während Robbie wie ein abgestürzter Skispringer in der Luft taumelte.
Dann war es vorbei. Robbie schlug hart auf der rissigen Waldstraße auf. Rollte sich zusammen, während er über den rauen Asphalt schlitterte. Dass er sich am ganzen Körper die Haut aufriss, spürte er kaum. Den Baumstapel sah er nicht mehr. Schon gar nicht, als er mit dem Kopf dagegen prallte und liegen blieb.
Einen Moment lang herrschte Stille, der Wald schien den Atem anzuhalten.
Bis Robbie aufstöhnte.
Erst wunderte er sich, dass er keine Schmerzen verspürte. Dann kamen sie mit Gewalt. Die zerrissene Haut, die Steinchen, die sich in sein Fleisch gefressen hatten. Der gebrochene Arm, dessen zerborstener Knochen sich durch Robbies Jacke gebohrt hatte und der aussah wie ein zu kurz geratener Spazierstock. Oh Gott!
Robbie schrie. Er schrie und hörte nicht mehr auf.
Schritte näherten sich.
Eine Stimme sagte: »Unfassbar, der Fahrradhelm hat dir das Leben gerettet.«
Robbie kannte die Stimme. Sie würde ihm helfen, würde einen Krankenwagen rufen, ihn nicht allein lassen. Vor Erleichterung hätte er beinahe geweint, doch die Schmerzen verdrängten jedes aufkeimende Glücksgefühl sofort.
»Was soll ich nur mit dir anstellen? Robbie, Robbie, Robbie, du machst es mir echt nicht leicht«, sagte die Stimme, die so teilnahmslos klang, als hätte der Wind ein Blatt über die Straße geweht. Und nicht die Fliehkraft den Körper eines Jungen zerschmettert.
Eine Hand, mit Handschuhen geschützt, kam in Robbies Blickfeld. Durch all die Schmerzen kroch Panik Robbies Rücken hinauf, eroberte seine Nervenenden, setzte sich in seinem Bewusstsein fest. Nackte Panik.
Die Hand verschwand. Robbie hätte nicht sagen können, wie viel Zeit seit dem Sturz vergangen war. Drei Sekunden? Dreißig? Dreihundert? Vielleicht Dreitausend? Was wäre das in Minuten? Oder in Stunden?
Die Hand tauchte wieder auf. Ein großer Stein lag in ihr, spitz zulaufend, wie das unbeholfen bearbeitete Werkzeug eines Neandertalers. Schweigend machte sich die Gestalt an ihr Werk. Legte den Stein in die andere Hand. Hob Robbies Kopf an. Platzierte den Stein an der Stelle, wo eben noch der Kopf gelegen war.
Robbie spürte, wie die Kraft in jener Hand, die seinen Schädel hielt, zusammenfloss, wie sich die Energie sammelte, wie sie sich auf den tödlichen Schlag vorbereitete. Dann wurde sein Kopf nach unten gewuchtet. Die ungeschützte Schläfe knallte auf die Spitze des Steins.
Robbie bekam nicht mehr mit, wie das Auto davonfuhr. Er bekam nicht mit, wie sich nach endlos langer Zeit ein weiteres Auto näherte, der Fahrer das auf der Straße liegende Fahrrad überrollte, dabei Spuren verwischte, die Scheinwerfer auf die reglose Gestalt am Straßenrand richtete und unter Schock stehend Hilfe herbeirief.
Und er bekam nicht mit, dass sein Handy ihn mit einem Signalton über eine eingegangene Nachricht informierte.
»Hey«, schrieb Mia, »wann bist du endlich daheim? Rufst du mich an? Würde gerne deine Stimme hören.« Dazu ein Kuss-Smiley.
Nichts davon bekam Robbie mit. Er war tot.

Im Kindle-Shop: Der Tod lernt mit: Ein Dorfkrimi (Ein Fall für Leo und Samson 4).
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26. November 2018

'Mord auf Kongress' von Christine Zilinski

Kindle | Tolino | Taschenbuch
„Professor Rehagen stützte sich mit beiden Händen am Rednerpult ab und atmete schwer. Er öffnete wieder den Mund, um weiterzusprechen. Doch es kamen keine Worte heraus. Stattdessen sah Rehagen mit starrem Blick ins Publikum, dann auf seine Hände. Rehagen stieß mit gepresster Stimme hervor: „Ich... es tut mir leid. Mir geht es irgendwie...“, er brach abrupt ab und glitt lautlos zu Boden.“

Charlotte soll beim Kongress eigentlich über einen Vortrag von Professor Rehagen berichten. Doch kaum am Sprecherpult, bricht der Redner zusammen und stirbt – und Charlotte wittert Mord. Diesmal bittet sie Kommissar Jankovich selbst um Hilfe, und er kommt ihrem Hilferuf nach. Als Charlotte sowohl Drohnachrichten als auch Avancen erhält, lenkt das den Kommissar allerdings von der Arbeit ab …

Charlotte Bienert ermittelt wieder - in ihrem dritten Fall.

Leseprobe:
Der hochgewachsene Mann, der nun selbstbewusst zum Mikrofon am Stehpult zusteuerte, war derselbe Mann, der in der Medienannahme beinahe mit ihr zusammengeprallt wäre. ‚So sieht man sich wieder‘, dachte Charlotte. ‚Das ist also Professor Günther Rehagen.‘ Der autoritäre Mittfünfziger fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, mit der anderen tippte er auf einem Laptop herum, der oben auf dem Rednerpult stand. Prompt erschien ein Bild auf der Leinwand hinter Rehagen. Darauf standen sein Name, sein Institut und die Namen der von ihm geleiteten Arbeitsgruppenmitglieder. Das Gemurmel im Saal verstummte umgehend und der Professor räusperte sich. Dann begann er mit demonstrativem Lächeln seinen Vortrag. Mit lauter, sonorer Stimme tönte er ins Mikrofon: „Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich freue mich, dass ich heute mit dem Highlight-Vortrag zu Ihnen sprechen darf. Das ist mir eine große Freude und Ehre, und ich verspreche Ihnen nicht zu viel, wenn ich Ihnen sage: Das wird spannend.“ Er machte eine Kunstpause und einige der Zuschauer lachten höflich. Charlotte richtete ihre Kamera auf die Leinwand hinter Rehagen, um seine erste Folie abzufotografieren. Als sie die Kamera wieder herunternahm und auf den Professor blickte, blinzelte sie irritiert. ‚Irgendwas stimmt da nicht‘, dachte sie und glaubte, einen Wandel in Rehagens Gesicht zu bemerken. Eben noch hatte er souverän gewirkt und den Vortrag mit routinierter Leichtigkeit begonnen. Doch auf einmal wirkte er angespannt. Rehagen runzelte die Stirn und griff sich an die Krawatte. Er bewegte den Knoten ein wenig von links nach rechts. Doch dann betätigte Rehagen erneut eine Taste an seinem Laptop und die nächste Folie erschien auf der Leinwand: Ein skelettierter Fischkopf mit weit aufgerissenem Maul war zu sehen. Charlotte drückte wieder den Auslöser ihrer Kamera. Währenddessen sprach Rehagen: „Das ist eine computertomografische Aufnahme des Säbelzahn-Schleimfisches. Dieser Fisch wird die Zukunft der Schmerztherapie revolutionieren. Das gebe ich Ihnen schriftlich.“ Wieder machte er eine Pause, aber diesmal lachte niemand mehr. Mittlerweile war weit über Charlottes Sitzreihe hinaus zu erkennen, dass Rehagen merklich angespannt war. Er griff wieder nach seiner Krawatte und lockerte jetzt den Knoten. Dann stützte er sich mit beiden Händen am Rednerpult ab. Charlottes ungutes Gefühl verstärkte sich. ‚Oh Gott, gleich passiert was‘, schoss es ihr durch den Kopf. Rehagen schien schwerer zu atmen, öffnete jedoch immer wieder den Mund, um weiterzusprechen. Doch es kamen keine Worte mehr heraus. Stattdessen sah Rehagen mit starrem, beinahe verwundertem Blick ins Publikum und dann auf seine Hände. Ein Instinkt veranlasste Charlotte, erneut auf den Auslöser ihrer Kamera zu drücken. Diesmal jedoch fotografierte sie nicht mehr die Leinwand. Sie machte ein Bild vom Professor, der immer noch verständnislos auf seine Hände starrte. Rehagen stieß mit gepresster Stimme hervor: „Ich... ich... es tut mir leid, ich glaube, ich muss hier kurz abbrechen. Mir geht es irgendwie...“, er brach abrupt ab. Ohne einen Laut von sich zu geben, glitt er unkontrolliert zu Boden.

Im Kindle-Shop: Mord auf Kongress: Charlotte Bienert ermittelt wieder (Charlotte Bienert Reihe 3) .
Für Tolino: Buch bei Thalia
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23. November 2018

'15 Tage' von Rosemarie Benke-Bursian

Kindle Edition | Amazon | Thalia
Dieser Krimi entstand unter Mitwirkung der Coautoren Jonas Höbenreich und Veronika Otto.

Der fast sechzehnjährige Leo Förster aus Tutzing ist verschwunden. Aus heiterem Himmel. Einfach weg.

Was ist geschehen? Ist er weggelaufen? Ist ihm etwas zugestoßen? Sagt sein Freund David die Wahrheit oder verschweigt er etwas? Und wer ist diese geheimnisvolle Person, mit der Leo sich angeblich vor seinem Verschwinden getroffen hat? Gibt es sie überhaupt?

Immer wieder stecken die Polizistin Abby und der Hauptkommissar Georg hoffnungslos fest. Je mehr sie über Leo erfahren, umso rätselhafter erscheint sein Verschwinden. Da meldet sich ein weiterer Zeuge …

Zwei Wochen spannungsgeladener Suche halten die Ermittler in Atem, bis schließlich an Tag 15 auch das letzte aller Rätsel gelöst ist.

Leseprobe:
Frau Förster stürmte so aufgewühlt in das Starnberger Polizeirevier, dass sie das Schiebefenster im Vorraum vollkommen übersah. Erst die Tür zum eigentlichen Eingangsbereich stoppte ihren Lauf. Die zwei Beamten hinter dem Tresen blickten sie fragend an. Der jüngere der beiden kam zum Schalter und schob das kleine Fenster auf. »Wie können wir Ihnen helfen?«
»Mein Sohn ist weg! Sie müssen ihn bitte sofort suchen!«
Der Beamte betätigte den Türöffner und ließ Frau Förster in das Vorzimmer eintreten. »Was meinen Sie denn mit weg?«, fragte er.
»Weg halt. Verschwunden! Nicht im Bett.«
»Beruhigen Sie sich erst mal, gute Frau. Und dann erzählen Sie der Reihe nach, was passiert ist«, mischte sich nun der ältere Polizist ein.
»Leo wollte sich gestern Abend mit seinem Freund David treffen und ist nicht mehr nach Hause gekommen. Sein Bett war unberührt.«
»Wie alt ist denn Leo?« Der jüngere Beamte hatte einen Telefonhörer in die Hand genommen.
»Fünfzehn. Wie David.« Sie machte eine kurze Pause. »Nächsten Monat wird er sechzehn.«
Der Polizist legte den Hörer aus der Hand. »Fünfzehn? Kann es nicht sein, dass er einfach bei David übernachtet hat?«
»Da habe ich natürlich zuerst angerufen. Da ist er nicht. David hat keine Ahnung. Leo ist gar nicht zum Treffen gekommen.«
Der Beamte schien einen kurzen Moment zu überlegen: »Haben Sie schon im Krankenhaus angerufen? Vielleicht hatte er einen Unfall?«
»Ja, beim Tutzinger Krankenhaus. Aber da ist er nicht.«
»Dann starte ich mal kurz einen Rundruf in die umliegenden Kliniken, um sicherzustellen, dass er nicht dort irgendwo eingeliefert wurde. Wie ist ihr Familienname?«
»Förster. Aber ich kann mir nicht denken, dass Leo aus Tutzing raus ist. Nicht freiwillig.«
»Verstehe«, sagte der Beamte und hackte heftig auf die Computertastatur ein, »trotzdem kann er in einem anderen Krankenhaus liegen. Hier im Landkreis sind die Betten ja schnell gefüllt, wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passiert. Dann bringt ein Rettungswagen ihren Jungen notfalls sogar nach Murnau oder München.« Der Beamte schaute Frau Förster freundlich an. »Die Jungs fahren so lang, bis sie eine Klinik gefunden haben.«
»Natürlich.« Leos Mutter schaute mit flackerndem Blick zum Computer, dessen Bildschirm für sie nicht einsehbar war. Unschlüssig senkte sie den Kopf. »Und wie lange dauert das? Bis Sie Bescheid wissen, meine ich?«, fragte sie schließlich.
»Da können wir jetzt drauf warten. Bei einer polizeilichen Anfrage reagieren die sofort.«
Frau Förster fixierte ihre Fingernägel, an denen sie herumzupfte.
Der Polizist schaute auf den Bildschirm. Offensichtlich trafen schon die ersten Antworten ein. »Nein, in einem der abgefragten Krankenhäuser liegt er nicht«, sagte er schließlich und griff abermals zum Hörer: »Ich rufe Ihnen jetzt mal meine Kollegin Smith. Bei der können Sie eine Vermisstenanzeige aufgeben.«
Die herbeigerufene Kollegin stellte sich als Abbygail Smith vor und reichte Leos Mutter die Hand.
»Förster«, sagte diese und folgte der Polizistin in einen kleinen kahlen Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen.
»Setzten’S sich«, sagte Frau Smith und legte eine schwarze Mappe und einen Laptop auf den Tisch. »Möchten’S ein Glasl Wasser oder einen Kaffee?«
Frau Förster schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Suchen Sie lieber meinen Sohn.«
»Jetzt nehm ich erst mal eine Vermisstenanzeige auf und dafür bräucht ich von Ihnen ein paar Angaben.«
Während die Polizistin alle Daten zu Leo und seinem Verschwinden aufnahm und fragte, ob er noch bei anderen Freunden sein könnte, ob es Ärger in der Schule oder zu Hause gab, oder ob er schon öfter über Nacht fortgeblieben war, wurde Leos Mutter zusehends ungeduldiger. »Nein, nein. Er ist noch nie einfach fortgeblieben. Ihm ist bestimmt was passiert!« »Wann ham’S ihn denn zuletzt gsehn oder gsprochn?«
»Warten Sie mal. Das war …« Frau Förster legte eine Hand aufden Mund. »Das war so gegen vier Uhr, glaube ich. Oder war es doch schon fünf? Ich hatte noch ein bisschen Kuchen übrig, aber den wollte er nicht. Wollte sich mit seinem Freund David treffen.« Frau Förster schlug sich erneut die Hand vor den Mund. »Ist fort, ohne noch mal was zu essen. Bitte fangen Sie doch mit der Suche an!«, flehte sie und ihre Augen wurden wässrig.
»Bleibn’S ruhig. Fast alle verschwundenen Kinder und Jugendlichen tauchen innerhalb von vierazwanzg Stunden wieder auf.«
»Aber … aber so lange können Sie doch nicht warten!« Frau Förster schnappte nach Luft, erhob sich ein Stück vom Stuhl, um sich zu Frau Smith hinüberzubeugen, ihre Stimme überschlug sich.
»Natürlich warten wir net so lang, auch wenn viele Leut glauben, die Polizei würd erst nach vierazwanzg Stunden anfangen zum suchen. Des ist natürlich ein Schmarrn. Unsre Suche richtet sich nach der möglichen Gfahr und den Hinweisen. Bei kleinen Kindern suchen wir immer. Sofort«, sagte Frau Smith, mit Betonung der beiden Wörter immer und sofort. »Bei Erwachsenen suchen wir dagegen oft gar net. Die haben nämlich die Freiheit, einfach zu verschwinden.«
»Leo ist aber nicht erwachsen!« Frau Förster hatte sich wieder gesetzt, kramte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch und tupfte sich die Augenwinkel.
»Na, aber der ist fast sechzehn. Bei Jugendlichen müssen wir abwägen. Die überschreiten gern Grenzen. Ist ja auch net verkehrt, die müssen sich ausprobiern.«
»Leo würde niemals freiwillig von zu Hause wegbleiben! Niemals!« Frau Förster legte beide Hände vor sich auf den Tisch und lehnte sich erneut weit zu der Polizistin hinüber.
»Ihr Junge wird bstimmt bald wieder zurückkommen«, versuchte diese zu beschwichtigen. »Natürlich darf der sich net einfach aufhalten, wo er möcht. Ich nehm Ihre Sorge schon ernst. Er hat doch sicher ein Handy dab…«
»Da geht immer nur die Mailbox ran. Und das ist auch ganz ungewöhnlich.«
»Na ja, möglicherweise ist ja nur der Akku leer, das hat ja nix zum sagen. Wir werden jetzt auf jeden Fall eine Handyortung und eine Fahndung veranlassen. Dafür bräucht ich aber auch noch ein Foto. Ham’S zufällig eins dabei? Möglichst aktuell?«
Frau Förster stutzte. Dann griff sie in ihre noch geöffnete Handtasche. »Ich habe ein paar Bilder von unserem letzten Ausflug aufs Hörnle in meiner Tasche. Das war zwar im Herbst, Leo hat sich aber seitdem kaum verändert.«
»Zeign’S mal. Wir bräuchten natürlich eins, worauf man den Leo gut erkennt.«
Frau Förster reichte Abbygail Smith die Fotos über den Tisch.
»Ach, des ist gut. Können wir des nutzen?«
»Ja, ja! Nehmen Sie nur. Alles, was Sie brauchen. Hauptsache Sie finden Leo.«
»Ich werd mich jetzt mit meinen Kollegen besprechen.« Frau Smith legte das Foto in die schwarze Mappe und verließ den Raum. »Warten’S einen Moment, ich hol schnell das Protokoll aus dem Drucker.«
Während Frau Förster wartete, nahm sie die restlichen Fotos in die Hand. Von einem strahlte ihr Leo fröhlich entgegen. Rasch verstaute sie das Bild, Leos Lachen war mehr als sie in dieser Situation ertragen konnte. Beinahe dankbar registrierte sie, dass die Polizistin zurückkam.
»Gehen’S am besten erst mal nach Haus«, sagte diese aufmunternd lächelnd, als Frau Förster zu ihr aufsah. »Vielleicht ist der Leo ja schon wieder daheim.«

Im Kindle-Shop: 15 Tage - Krimi.
Für Tolino: Buch bei Thalia
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'Ritter vom BKA #1' von Max Müller

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Mit Hirn, Charme und Methode

Was, um Himmels willen, machen ein Ermittler in den besten Jahren, eine durchgeknallte tätowierte Polizistin mit frecher Berliner Schnauze und ein blutjunger Computer-Nerd in der tiefsten Provinz an der Nordsee? Wo schlägt das ungleiche Team seine Kommandozentrale auf? Und was genau verbindet die drei mit der Hauptstadt – ganz abgesehen von ihrer neuen Kollegin mit dem klingenden Namen Monika Rätsel.

Gestatten: „Ritter vom BKA“ – das ist der erste Krimi um Chefermittler Max Ritter, der nach einer Zwangspause mit neuem Team, viel Energie, jeder Menge Charme und der einen oder anderen ‚unkonventionellen’ Methode alten, bislang ungelösten Kriminalfällen nachgeht. Ihr erster Fall: der mysteriöse Mord am Bürgermeister von Wesselburen an der Nordsee.

Hauke Janssen war ein allseits beliebter Zeitgenosse, ein liebender Ehemann, sympathischer Kollege und Chef, engagierter Grünen-Politiker und Naturschützer. Doch je tiefer die Ermittler in seine Vergangenheit eintauchen, desto mehr Menschen begegnen ihnen, die gute Gründe gehabt hätten, Janssen lieber tot als lebendig zu sehen. Waren es tatsächlich Einbrecher, die ihn auf dem Gewissen haben? Wer, zur Hölle, ist der unsympathische Dreßen in Wirklichkeit? Und welche Rolle spielt Janssens Parteifreund Peter Mommsen?

Leseprobe:
# Donnerstag, 6. März 2014
Als Ritter aufwachte, war es acht Uhr. Er konnte hören, wie der Regen wieder mal heftig auf das Hausdach prasselte. Und er konnte den Kaffeeduft aus der Küche riechen und stand deshalb ruckartig auf. In der Küche hatte Wagner bereits den Tisch eingedeckt und freute sich offensichtlich, als er Ritter sah. »Morgen, Chef. Gut geschlafen?«
»Oh ja. Herrlich. Irgendwie ist es hier an der Nordsee doch ein wenig wie Urlaub. Das ist das erste Mal, dass ich mich bei Ermittlungen nicht gestresst fühle.« Wagner sah aus dem Fenster und sagte dann: »Ja, fast wie im Urlaub, wenn es nicht ständig regnen würde. Etwas mehr Sonne wäre auch schön, aber wir haben hier ja was zu tun. Wie lief es denn eigentlich bei der Haller gestern?« Ritter musste kurz an die Fahrt nach Brunsbüttel vergangenen Abend denken und antwortete dann: »Ach, eigentlich nichts Neues. Außer, dass die Haller ganz schlecht auf die Ehefrau ihres Bruders zu sprechen war. Für sie war die Nina Janssen diejenige, die hinter diesem Mord steckt, um an das Geld ranzukommen. Sie nannte sie sogar Schlampe und falsche Schlange.«
Wagner stand auf und begann bereits wieder, das Frühstück abzuräumen. Dann legte er Ritter ein Foto auf den Küchentisch und schenkte Kaffee nach. »Ich habe bei Schneider nur dieses Foto hier gestern gefunden, sonst nichts Bedeutendes. Es stank wie Hölle in seiner Bude, völlig verwahrlost alles. Der war wohl wirklich total abgestürzt.«
Ritter schaute sich das Foto an. Man konnte Jens Schneider mit dem unbekannten Mann sehen, den sie bereits auf den Facebook-Fotos bei Nina Janssen gesehen hatten. Das war eine kleine Überraschung. Auf dem Foto sah man im Hintergrund außerdem die Kirche in Wesselburen. Er erkannte sie sofort an dem seltenen Zwiebelturm.
Wir müssen unbedingt rausfinden, wer dieser Mann da auf dem Foto ist, dachte sich Ritter und schaute ihn sich noch mal etwas genauer an. Der Unbekannte hatte dicke, schwarze Haare, trug diese streng nach hinten gekämmt. Mit Gel oder so etwas Ähnlichem. Die Haare leuchteten fast auf dem Bild. Er hatte eine hellbraune Hautfarbe, war demnach anscheinend ein Südländer. Und er hatte einen schwarzen Anzug an, war ziemlich groß und sah verdammt gut aus. Sicherlich ein Frauenheld für einige der Einheimischen hier.
»Na, Chef! Da ist er wieder. Unser großer Unbekannter«, sagte Wagner. »Ja, allerdings. Gut gemacht, Wagner! Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wer dieser Öl-Prinz da ist.« Wagner lachte und fragte: »Öl-Prinz?«
»Na, wegen der öligen Haare«, sagte Ritter, stand auf und verschwand kurz in seinem Zimmer. Er suchte in seinem Reisekoffer nach einem Fotoabzug, den er mitgenommen hatte. Als er das Foto gefunden hatte, gingen die beiden auf die Terrasse, um die morgendliche Zigarette zu rauchen.
Ritter gab Wagner Instruktionen für den Tagesverlauf: »Ich möchte, dass Sie zu Kommissar Thys nach Heide fahren und ihm das Foto zeigen, dass Sie bei Schneider gefunden haben. Vielleicht kennt er ja unseren unbekannten Öl-Prinzen. Er soll es seinen Kollegen aber erst morgen zeigen und heute noch für sich behalten. Sagen Sie ihm, das sei sehr wichtig. Wir hätten einen Plan und der sei gefährdet, wenn er das Öl-Prinz-Foto heute schon den anderen zeigt« Dann gab ihm Ritter das andere Foto aus seinem Koffer. Darauf war ein Mann mit braunen, kurzen Haaren zu sehen. »Und dieses Foto hier geben Sie dann der Frau mit der bunten Igel-Frisur am Empfang. Sagen Sie ihr, dass wir diesen Mann dringend suchen. Er sei unser neuer Hauptverdächtiger. Und dann fragen Sie das Igelchen, ob sie den Mann kennt. Sie wird vermutlich ›Nein‹ sagen. Dann sagen Sie ihr, dass Sie das Foto behalten kann, und mal rumfragen soll, wer ihn kennt.«
Sie gingen wieder zurück ins Wohnzimmer. »Und wer ist jetzt dieser Mann auf dem Foto da?«, fragte Wagner. »Das ist mein verstorbener Großonkel aus Bremen. Er hat keine Familie oder lebenden Verwandten mehr. Er war ein richtiger Idiot. Ich mochte ihn nicht besonders. Er war der Bruder meiner verstorbenen Großmutter mütterlicherseits. Und da er bereits vor Jahren gestorben ist, kann man ihn sowieso nicht finden«, antwortete Ritter grinsend und fuhr fort: »Wenn mich nicht alles täuscht, wird sich der Igel vom Empfang dann früher oder später mit dem Journalisten der Dithmarscher Landeszeitung treffen und ihm dieses Foto übergeben. Sie müssen sie beschatten und am besten bei einer Übergabe fotografieren.«
Wagner war einen Moment lang sprachlos. Schließlich meinte er: »Mann, Mann, Sie haben ja krasse Tricks drauf. Bin mal gespannt, ob Ihr Instinkt richtig ist.«
Er klappte seinen Laptop auf und googelte den Journalisten. Harry Pahl war sein Name. »Sehen Sie, Wagner, der Journalist hier sieht ganz gut aus. Wenn der nun der jungen, aber dicken Frau am Empfang ein paar Komplimente gemacht hat, macht die doch alles für den. Oder glauben Sie etwa, dass sie viele Komplimente oder gar Angebote von Männern erhält? Sie ist bestimmt sehr einsam und hätte gerne so einen Traumprinzenneben sich. Sie ist vermutlich total verliebt in den Typen und kann nicht mehr klar denken. Wir schlagen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Wir finden das Leck bei der Polizei und die Landeszeitung veröffentlicht ein Bild von meinem toten Onkel mit einer fetten Überschrift«, sagte Ritter.
Und Wagner ergänzte: »Und der Journalist bekommt bestimmt Ärger, weil er schlecht recherchiert hat. Damit ist er der totale Vollpfosten hier in Dithmarschen. Und die Igel-Frau bekommt ebenfalls Ärger und verliert auch noch ihre neue Pseudoliebe. Oh je, das wird sie sicher hart treffen.«
»Ja, das wird es. Sie tut mir ein bisschen leid, aber sie arbeitet nun mal bei der Polizei, und da geht so etwas überhaupt nicht. Morgen früh präsentieren wir dann unserem Kommissar Thys das Ergebnis. Und anschließend können Sie mit unserem James-Bond-Auto nach Berlin zurückfahren und ein schönes Wochenende mit ihrer Freundin verbringen. Ich nehme den kleinen Wagen.«
Wagner schaute ihn freudestrahlend an: »Echt? Vielen Dank. Sie kommt morgen mit dem Zug aus Freiburg. Da wird Daniela sich bestimmt total freuen. Ich sag ihr gleich mal Bescheid.« Wagner tippte kurz eine Nachricht auf seinem Handy, dann fragte er Ritter: »Was machen Sie denn hier oben am Wochenende so ganz alleine? Hier herrscht ja völlig tote Hose.«
»Mir wird schon was einfallen, Wagner. Ich werde endlich mal nach Sankt Peter-Ording fahren. Und dieses Eidersperrwerk möchte ich mir mal anschauen.«

Im Kindle-Shop: Ritter vom BKA #1.
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22. November 2018

'Brief ohne Absender' von Janette John

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
»Besser Falten vom Leben, als Falten von Sorgen.« Janette John

Wenn DU eine Zeitreise machen würdest,
und DICH im Alter wiederfändest,
wie würde es DIR dann ergehen?


Als die Rentnerin Charlotte Kaufmann eines Tages einen Brief ihrer Freundin Ava Goldberg in den Händen hält, ist sie zunächst hocherfreut. Doch zwei Dinge stören sie daran. Zum einen enthält er keinen Absender und zum anderen ist Ava seit acht Jahren tot. Und noch etwas erscheint merkwürdig. Wenig später findet man zwei Seniorinnen tot auf, auf deren Haut Worte aus Avas Brief geschrieben stehen. Nur was hat das eine mit dem anderen zu tun? Kennt Charlotte den Mörder und wenn ja, woher?

Ein Brief ohne Absender – ist wie ein Ticket ohne Rückflug.

Der 9. Fall der Kripo Bodensee.

Leseprobe:
Etwa fünf Minuten später stand man im Büro der Heimleitung, wies sich aus und begann mit den Fragen.
»Frau Una, Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass Sie von der Toten im Keller nichts wissen.« Nadine wurde lauter. »Hören Sie auf zu lügen!«
Sandra Una, die blondgesträhnte Chefin, blickte Nadine Andres mit in ihrem Schoß gefalteten Händen an. Dabei vernahm sie das Ticken der Wanduhr. Fieberhaft überlegte sie, was sie sagen sollte. Nur nicht das Falsche. »Doch schon«, gab sie kleinlaut zu.
Nadine schöpfte Hoffnung. Sie beugte sich, die Hände auf den Schreibtisch abstützend, zur Heimleiterin vor. »Ja und?«
»Hach, na ja. Wissen Sie, wir wollten den Tod von Frau Falk nicht im Hause publik machen. Zu viele Todesfälle schaden unserem Ansehen. Das spricht sich rum. Am Ende wirft es ein schlechtes Licht auf uns.«
Nadine traute ihren Ohren kaum, während Hufnagel ebendiese spitzte. Die männlich klingende Stimme von Frau Una überraschte ihn. »Das ist nicht Ihr Ernst. Mann, Sie sollten am besten wissen, dass jeder Todesfall zu melden ist. Glauben Sie mir, das hat ein Nachspiel. Wie lange wollten Sie das hinauszögern?« Die Kriminalistin stockte kurz. »Oder sollte es gänzlich unter den Tisch gekehrt werden?«
»Wie bitte? Nein!«, entgegnete die Heimleiterin energisch.
»Gut, lassen wir das. Meine Kollegen werden sich der Toten annehmen. Gibt es einen Totenschein?«
»Nein, wir wollten bis morgen damit warten. Der Hausarzt kann vorher nicht kommen.«
´ »Verstehe ich nicht«, begann jetzt auch Hufnagel zu sprechen. »Sie hätten doch einen anderen konsultieren können. Einen Totenschein, vorausgesetzt das Ableben erfolgte auf natürlichem Weg, kann jeder zugelassene Arzt ausstellen«, sprach er von sich überzeugt, indes die Heimleiterin zusehends nervöser wirkte.
»Ich hoffe nur, dass die Frau nicht ermordet wurde. Dann haben Sie ein weitaus größeres Problem als ohnehin schon.« Nadine runzelte die Stirn.
´ »Das weiß ich. Ich konnte doch nicht ahnen, dass …«
»Ahnen was? Dass Sie sich damit strafbar machen?«, formulierte Nadine böse.
Sandra Una nickte knapp.
Nadine beließ es dabei, wählte stattdessen Selzers Nummer und bat ihm um ein schnelles Kommen.

Im Kindle-Shop: Brief ohne Absender (Kripo Bodensee 9).
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21. November 2018

'Alter Falter: Eine Liebeskomödie' von Barbara Zimmermann

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Ein Roman für die Freiheit!
Eine Liebeskomödie.

Als die fünf Rentner Mathias, Emil, Henry, Robert und Wolf einen Einberufungsbefehl für einen Bundeswehreinsatz in den Pyrenäen erhalten, sind nicht nur sie vollkommen aus dem Häuschen, auch für ihre Partnerinnen und Emils Möchtegernfreundin Mia beginnt ein neuer Lebensabschnitt und der ist nicht der schlechteste. Nach dem fragwürdigen Einsatz in einem entlegenen Bergdorf an der spanischen Grenze beschließen Emil, Robert und Henry in das glamouröse Nizza zu ziehen – und hier trifft Robert auf die freizügige Französin Jacqueline, die ihn nicht nur in sinnlicher Hinsicht an den Rand des Wahnsinns treibt.

Allen, auch den hier unerwähnt gebliebenen Helden gemeinsam ist, dass sie keinen Gedanken mehr an ein Leben in Belanglosigkeiten und Leerlauf verschwenden und jeden Augenblick intensiven Daseins mit sich und genießen – in diesem Sinne: ein echter Roman für das Feiern des Lebens in jeder Altersklasse.

Am Ende wird alles gut
und wenn es nicht gut ist, ist es auch nicht das Ende. (Oscar Wilde)


Leseprobe:
Emil traut seinen Augen nicht. Er hält die Einberufung zu einem Einsatz in den Pyrenäen in den Händen, beiliegend eine Liste, auf der steht, was er an persönlichen Sachen mitnehmen darf, und den Abholtermin der Bundeswehrsachen. Emil plant immer alles sehr organisiert, angefangen vom Kompass bis zum Blasenpflaster wird es ihm an nichts fehlen.
Da er Witwer ist, lässt er niemanden zurück. Sex kennt er nur noch aus dem Fernsehen. Seine Frau Puschel, rothaarig und auch im Alter noch begehrenswert für ihn, verließ abrupt diese Welt: schneller Herztod.
Mitten im Supermarkt verdrehte sie die Augen, ging in die Knie und segnete in seinem Beisein das Zeitliche. Er ließ sie in ihrem Sarg engelhaft ausstatten und arrangierte eine Beerdigung, die ihm einiges an Geld kostete.
In tiefer Trauer um Puschel redet er oft mit ihrem Foto, als könnte sie ihn hören, und bewahrt einen Schal auf, der immer noch Puschels Geruch an sich trägt. Er kann sich eine andere Frau an seiner Seite nicht vorstellen. Nachbarin Mia, die sich andauernd selbst auf einen Kaffee bei ihm einlädt, bekommt keine Chance. Puschel ist nicht zu ersetzen. Emil ist nicht nach einer neuen Partnerin. Dem Einsatz in den Pyrenäen sieht er gelassen entgegen und freut sich über den Tapetenwechsel.
Emil hat streichholzkurzes graues Haar und ist außer seinem Bauchansatz äußerst attraktiv für sein Alter. Seine Augen sind auffällig blau und er legt Wert auf gute Kleidung. Seine Nachbarin Mia findet ihn sensationell.
Mia geht als seine Putzfrau bei ihm ein und aus. Sie ist zuverlässig, fleißig und außerdem diskret. Ein wenig mollig ist sie, so ohne Taille, und hat mit Mode wenig im Sinn. Ihr kurzes Haar sieht immer leicht gewuschelt aus, sie trägt eine unmodische Brille und riecht meist nach Lavendel, was bei Emil jedes Mal ein Halsjucken auslöst.
Es klingelt und Mia steht mit einem Teller voller Pfannkuchen vor der Tür. Emil zögert, sie eintreten zu lassen, empfindet es aber als unhöflich, sie an der Tür abzuwimmeln, und sagt eine wenig unterkühlt: »Komm rein, Mia.«
Mia marschiert in die Küche, stellt ihren mitgebrachten Teller ab und meint, sie sei auf dem Friedhof gewesen und habe auf Puschels Grab die Blumen gegossen. Obwohl Emil findet, dass es nicht Mias Aufgabe ist, sich um Puschels Grab zu kümmern, da er es selbst jeden zweiten Tag pflegt, sagt er nichts. Stattdessen fragt er, ganz der perfekte Gastgeber: »Möchtest du Cappuccino, Latte Macchiato oder einen Café Crema?«
Dabei zeigt er mit Stolz auf seinen, erst am Vortag erstandenen, ultramodernen Kaffeeautomat und die entsprechenden Kartons mit den Kapseln.
»Gerne einen Café Crema«, antwortet Mia und klettert ein wenig ungelenk auf einen Hocker an der Essbar. Emil ist hochmodern und teuer eingerichtet. Da er und seine verstorbene Frau keine Kinder hatten, waren sie in der Lage, sich einen gewissen gediegenen Wohlstand zu erschaffen. Mia schlürft an ihrem etwas zu heißen Café.
Emil sagt: »Ich habe eine witzige Partnerseite im Internet gefunden, so nach dem Motto: Ich schnapp mir einen. Es sind dort Männer im Angebot, sortiert nach Höhe ihrer Rente. Die mit dem gehobenen Einkommen haben natürlich dementsprechend mehr Klicks als die schlechter gestellten Rentner. Es gibt nur ein Angebot mit einer Rente unter eintausend Euro – Hubert. Hubert hat keinen Klick.«
Mia rutscht beleidigt und ein wenig umständlich von ihrem Hocker und verabschiedet sich, ohne wie sonst ihre Kaffeetasse in die Spülmaschine zu stellen.
Emil findet die Partnerseite wirklich amüsant. Im Übrigen gibt es die Internetseite auch mit Rentnerinnen, die auf Partnersuche sind. Nicht nur sortiert nach Rentenhöhe, auch nach Haarfarbe und Größe. Emil klickt alle Rothaarigen an. Letztendlich ist er aber noch nicht dazu bereit und unterlässt es, einen Kontakt herzustellen.
Mia findet es unter aller Kanone, dass Emil ihr unterstellt, auf Partnersuche zu sein. Überhaupt lebten sie und ihr inzwischen verstorbener Egon seit zwanzig Jahren zusammen in dem Mietshaus und Puschel, die eigentlich Rita hieß, verhielt sich immer ein wenig von oben herab Mia gegenüber. Wäre Emil ihr nicht so sympathisch, hätte sie ihren Putz Job bei ihm schon lange geschmissen.
Im Flur trifft sie auf Lisbeth Müller, die Tratsch Tante des Mietshauses. Sie ist ein Mensch, der sich am Leid anderer ergötzt und ihnen Sachen andichtet, die einfach so nicht stimmen. Mia war zu Ohren gekommen, dass Lisbeth im Haus erzählte, sie habe schon seit Langem ein Verhältnis mit Emil und benutze den Putz Job nur als Tarnung, um in seiner Nähe zu sein. Nach Puschels Tod sei sie von nun auf gleich jeden Tag bei ihm gewesen. Pfui, Teufel!
Sie scheut sich auch nicht, ihr Ohr an eine Tür zu legen, hinter der es lauter zugeht. Aus den Bruchstücken, die sie versteht, spinnt sie neue Lügengeschichten. Jedem, dem sie im Hausflur begegnet, berichtet sie zwanghaft das nach ihrer Meinung Neuste aus dem Haus. Jeder, der ihr begegnet, sieht zu, dass er schnell weiterkommt, und will gar nichts hören. Mia ist ein gutmütiger Mensch, aber auch ihr ist das Gerede einfach mal zu viel. Sie geht schnell an Lisbeth Müller mit den Worten, sie habe eine Suppe auf dem Herd, vorbei. Denn sie findet, Notlügen sind erlaubt.
Zurück in ihrer Wohnung, pflanzt sie sich in Egons abgewetzten Ohrensessel, nicht jedoch ohne sich vorher eine Schokolade aus ihrer Naschschublade geholt zu haben, und beißt von dieser ab wie von einem Laib Brot. Denn so kann sie am besten nachdenken. Sie greift zur Fernbedienung und zappt sich durchs Mittagsprogramm. Im Mittagsmagazin verkündete der Sprecher, Rentner seien als Soldatenersatz an der Grenze in den Pyrenäen vorgesehen. Die Einwanderung habe überhandgenommen und die Politiker seien fest dazu entschlossen, dies durch Grenzeinsätze einzudämmen.
Die Europäische Union besteht nur noch aus fünf Ländern. Die bedeutendsten sind vor langer Zeit bereits ausgetreten und haben jedes für sich die jeweils alte nationale Währung wieder eingeführt. Sie hatten es satt, den finanziellen Rettungsschirm über die armen Länder zu halten und dabei selbst vor die Hunde zu gehen.
Eigentlich interessiert Mia sich nicht für Politik. Sie findet, es werde viel versprochen und wenig gehalten. Wieder zappt sie weiter und landet diesmal bei ihrer Lieblings-Soap Rosen haben Dornen.
Sie findet überhaupt nicht, dass sie Emil jemals zu nahe getreten ist. Wieder muss sie an die verstorbene Rita denken. Eines Vormittags entkalkte sie jede einzelne Kachel samt umliegenden Fugen. Doch was war der Dank? Statt eines lobenden Wortes an sie meinte Emils Verblichene, die Fenster im Wohnzimmer seien auch mal wieder an der Reihe.
Mia knüllt ihr Schokoladenpapier zu einer Kugel, schaltet den Fernseher aus und schmeißt ihren uralten Computer an. Dieser stottert sich mit lautem Summen langsam ins Internet. Dort angekommen, sucht sie die von Emil genannte Partnerseite und klickt auf Rentner zweitausend Euro.
Es tut sich ein Bildchen nach dem anderen auf. Tatsächlich mailt sie zwei Herren und sendet ihnen nur wenige belanglose Zeilen. Fünf Minuten später erhält sie von Arthur eine Antwort, die eigentlich eine Frage ist: Wieviel wiegst du?
Mia reicht es. Wütend löscht sie die Mail, schnappt sich ihr altes Hollandrad und fährt so schnell sie kann an der Alster entlang.

Im Kindle-Shop: Alter Falter
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20. November 2018

'Love Servant- Im Staat der Frauen' von Zenobia Volcatio

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Sinnlich, prickelnd, mit einem Hauch von Dystopie.
Eine Romanze zwischen schüchternem Diener und seiner Herrin in einem Land der Frauen.


Seit dem Jahr 2021 regieren die Frauen Nordamerika. In diesem matriarchalischen Staat wächst der zurückhaltende Valentin behütet bei seiner Mutter auf. Bis zu jenem Tag, an dem er ihr entrissen wird. Von nun an ist es sein Schicksal, ein Diener der Frauenwelt zu werden.

Neben ihren kastrierten Hausdienern leisten sich die reichen Damen sogenannte Hosts für ihre speziellen Bedürfnisse. So ergeht es auch dem hübschen Valentin. Vorbereitet auf den Liebesdienst in einem Host-Center, beginnt für ihn eine ungewisse Zukunft bei der attraktiven Maklerin Alexandra.

Leseprobe:
Alexandra Taylor hegte bereits seit längerem den Wunsch, sich neben ihren beiden Hausdienern einen Liebesdiener ins Haus zu holen, um ihre Abende zu versüßen. Leider war ihre erste Wahl ein Reinfall gewesen und Sandro bei einer passenden Gelegenheit geflohen. Ansonsten hatte er Alex ignoriert und war ihr aus dem Weg gegangen. Er gehörte zu den Männern, die in den Wäldern weit im Norden des Landes lebten. Dorthin entsandte die Regierung immer wieder Suchtrupps, die diese Geflüchteten einfangen sollten. Es gab dort auch Frauen, die das jetzige System kritisierten und lieber in einer gleichberechtigten Gemeinschaft leben wollten, so wie vor den Geschlechterreformen. Diese ehemaligen Diener konnten sich daher nur schwer abermals an das System anpassen. Alex hatte es versucht, gab ihm Zeit sich einzugewöhnen, aber sicher hatte er schon von Anfang an geplant zu fliehen. Deswegen hatte sie einen zweiten Beratungstermin bekommen, bei dem sie sich einen Ersatz für ihren Verlust aussuchen durfte. Dieser Tag war nun gekommen.
Die junge Frau kämpfte sich an diesem Vormittag durch den Großstadtverkehr, zu dem weißen Gebäudekomplex des Host-Centers. Hier lebten die Liebesdiener bis zu ihrem Einsatz und hier befand sich auch die Vermittlungsagentur, in der Alex ihren Termin hatte. Obwohl sie schon einmal hier gewesen war, verließ sie nervös ihr rotes Coupé und schritt auf das große Eingangstor mit dem Kontrollhäuschen zu. Neben dem Tor stand eine Patrouille, die sogleich nach ihrem Anliegen fragte. Alex beantwortete deren Frage, worauf die Frau in dunkelblauer Uniform entgegnete: „Ach, Sie haben einen Termin in unserer Agentur. Ich führe Sie hin.“
Kurz darauf befand sie sich zum zweiten Mal im Büro der Vermittlung, wo die Frauen keine Uniform, sondern schicke Bürokleidung trugen. Eine der Damen empfing Alex freundlich und bot ihr einen Platz an ihrem Schreibtisch an. Die Mitarbeiterin setzte sich wieder hinter ihren Computer.
„Sie sind also hier, um sich einen Host auszuwählen.“
Alex nickte. „Ja, das ist mein zweiter Termin. Ich kann mir einen Ersatz für meinen ersten Diener aussuchen. Er ist nach kurzer Zeit geflohen.“
Die Dame bedauerte: „Oh, das tut mir leid. Das darf natürlich nicht passieren. Haben Sie bereits eine Vorstellung, wie er diesmal aussehen soll?“
„Tja, das wird schwer. Ich habe keinen bestimmten Typ, den ich besonders mag. Es kommt mir hauptsächlich auf seinen Charakter an. Mein Erster lehnte mich komplett ab. Er kam aus den Wäldern und wollte sich nicht mehr unterordnen. Daher möchte ich einen zuvorkommenden Diener mit guten Manieren.“
Ihr Gegenüber lächelte. „Da haben wir wenigstens schon einmal ein bisschen was. Wie groß sollte er sein?“
„Hm, nicht unbedingt kleiner als ich. Also ab 1,75 m.“
Dieses Merkmal tippte die Angestellte sofort in ihren Computer ein. Dann stand sie auf, zog einen dicken Ordner aus dem Regal hinter ihr und legte ihn vor Alex auf den Schreibtisch mit der Empfehlung, sich einmal einige eher weiblich aussehende Männer anzuschauen. Zwar waren androgyne Typen normalerweise nicht so Alex’ Geschmack, aber sie war diesmal für alles offen und wollte den Katalog einfach mal durchblättern.
Nachdem die Mitarbeiterin ihr einen Kaffee serviert hatte, ließ sie Alex wie letztes Mal in dem Aufenthaltsraum mit der großen Fensterfront zurück. Die junge Frau setzte sich in einen der dunklen Loungesessel und legte den Katalog auf dem gläsernen Beistelltisch neben sich ab. Im Raum saßen noch zwei andere Frauen an je einem der Glastische, die ebenfalls Mappen mit Fotos vor sich liegen hatten. Alex schlug den Ordner neugierig auf, strich sich ihre langen braunen Haare zurück und begann ihn langsam durchzublättern.
Die ersten Männer sprachen sie nicht sonderlich an. Sie sahen zwar gut aus, mit fein geschnittenen Gesichtern, aber waren nicht ihr Fall. Ob sie unter diesem Typ Mann einen finden würde, der ihr gefiel? Bisher waren alle sehr schlank und wenig männlich.
Inzwischen hatte sie drei Viertel des Kataloges durchgesehen und ihre Hoffnung, darin ihren Hausgenossen zu entdecken, aufgegeben. Doch dann schlug sie eine Seite auf, von der ihr ein weißblonder Junge mit leuchtend blauen Augen entgegenblickte. Bereits beim ersten Blick auf das Portrait war Alex fasziniert. Die hellen langen Haare in Kombination mit diesen Iriden, die einen Stich Türkis enthielten, stachen regelrecht heraus. Dazu die makellose Alabasterhaut im Gesicht und die vollen rosa schimmernden Lippen, die sich zu einem kaum angedeuteten Schmunzeln verzogen. Dieser Junge erweckte den Eindruck, kein Wässerchen trüben zu können. Sie betrachtete dieses Antlitz aufmerksam und fragte sich, ob dieser Kerl in Wirklichkeit auch so aussah oder ob das Foto bearbeitet war. Sogleich blätterte sie weiter und fand dahinter seine Aktaufnahmen.
Sein Körper schien komplett haarlos zu sein, nur an den Unterarmen entdeckte sie Behaarung. In der Regel rasierten sich die Männer an der Brust, den Achseln, an den Beinen und in der Schamregion. Doch bei ihm war wohl kaum eine Rasur nötig. Die hellblonden Haare fielen ihm weich über die Schultern bis zur Brust hinab. Das sah man bei Liebesdienern nicht oft, dass sie so lange Haare besaßen, aber zu diesem Jungen passte es sehr gut. Alex las seine Daten. 1,79 m groß und tatsächlich bereits 20. Auf sie wirkte er aber wie 16 oder 17. War das ein zu großer Altersunterschied zu ihr? Immerhin acht Jahre. Doch diese Bedenken verwarf sie schnell wieder, denn viele schafften sich einen 18-jährigen Host an. Im Gesamten hatte er eine zierliche Gestalt. Relativ schmale Schultern, sehnige Arme, eine leicht strukturierte Brust, schlanke Beine und einen kleinen, knackigen Hintern. Erst zuletzt betrachtete sie sein Geschlecht, das ganz durchschnittlich war.

Im Kindle-Shop: Love Servant- Im Staat der Frauen: Liebesroman.
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19. November 2018

'Potztausend' von A.C. Scharp

Kindle (unlimited)
Über Leichen geht es sich noch mal so schön ...

Der Bürgermeister von Demarchau ist sich sicher, dass ihm eine gemütliche letzte Amtszeit bevorsteht. Leider beschließt ein Geschäftsmann aus dem Ort, sein Altenheim zum lukrativen Flüchtlingsheim umzufunktionieren.

Dummerweise ist eine flüchtlingsfreie Gemeinde genau das, womit der Bürgermeister dieses Jahr als Wahlversprechen punkten wollte. Seine ohnehin kränkelnde Autorität gerät ins Wanken, als die Nachbarn Taten von ihm verlangen.

Während er sich bemüht, den Umbau zu verhindern und die Anwohner zu beruhigen, verliert er zunehmend die Kontrolle über seinen Heimatort und sein Leben. Denn der Ort birgt so einige Geheimnisse, die besser im Verborgenen geblieben wären.

Leseprobe:
Das Büro von Clemens Bohnenschäfer war nicht halb so prunkvoll, wie es ihm für seine Stellung als Bürgermeister der Gemeinde Demarchau zugestanden hätte. Zumindest war das seine Meinung. Aber seit dem Skandal im Regierungsbezirk, nach dem aufgebrachte Bürger auf die Barrikaden gegangen waren, als öffentlich wurde, dass ein Amtskollege einen Schreibtisch mit Handschnitzereien für fast 10.000 Euro bestellt hatte, den er aus Steuergeldern zu finanzieren gedachte, wurden sämtliche Ausgaben für das Inventar äußerst kritisch beäugt.
Clemens, der ebenfalls Ähnliches vorgehabt hatte, stornierte klammheimlich seine Bestellung bei einer überregionalen Möbelmanufaktur und ließ sich von der örtlichen Presse jovial-freundlich in seinem Büro ablichten, wobei er darauf achtete, dass möglichst viel von der schmucklosen, funktionalen Einrichtung mit fotografiert wurde. Beruhigt, das Bild des Amts- und Würdenträgers wieder geradegerückt zu haben, ging er anschließend fröhlich seinen anderen illegalen Geschäften nach.
Heute hatte er allerdings keine Zeit, sich weiter an diesem taktischen Schachzug zu freuen. Es gab Dinge, die ihn mehr beunruhigten, als ein bisschen mit Steuergeldern um sich zu werfen. In den letzten Monaten hatte er es fast beunruhigend konsequent verhindert, Flüchtlinge in seiner Gemeinde aufzunehmen. Ein Umstand, für den ihn die Einwohner liebten und verehrten und vor dem selbst seine hartnäckigsten Gegner den Hut zogen. Seiner Wiederwahl im Dezember schien daher nichts entgegenzustehen. Demarchau war durchaus bereit, kleine Sünden zu verzeihen, wenn man ihm die großen Probleme vom Hals hielt. Flüchtlinge hielt man hier allgemein für ein großes Problem. Der Bevölkerung reichte es durchaus, Schauergeschichten aus anderen Orten im Fernsehen zu sehen mit der Gewissheit, dass es das im eigenen Ort nicht gab und dank Clemens Bohnenschäfer auch nicht geben würde. Das versprachen jedenfalls seine Wahlplakate.
Bis heute war Clemens auch der Meinung gewesen, diesbezüglich auf einem unerschütterlichen Weg zu sein. Leider war der Grund für diese Unerschütterlichkeit es selbst nicht mehr. Der Landrat, dem er die Flüchtlingsfreiheit verdankte, war entweder moralisch eingeknickt oder hatte einen potenteren Geldgeber gefunden. Der war in diesem Fall scheinbar Klaus Landgräber.
Klaus Landgräber war der Geschäftsmagnat von Demarchau, zumindest hielt er sich dafür. Sein Optimismus diesbezüglich wurde auch nicht von der Tatsache getrübt, dass er vor fünf Jahren mit seinem Geschäft für Schwimmbadtechnik gründlich baden ging. Allerdings hatte er bereits sieben Jahre vorher beschlossen, dass alte Menschen eine sicherere Geldanlage waren als Pools, und baute auf dem Grundstück, das seinem Onkel Dieter Landgräber in seinem Heimatort Löckerbach gehörte, kurzerhand ein gigantisches Altenheim, das ihm mit der in die Jahre gekommenen, ebenfalls zum Altenheim umgebauten Villa seiner Großeltern daneben ein ansehnliches Zusatzeinkommen bescheren musste. Die Löckerbacher spekulierten, wie viel Geld der alte Landgräber selbst damals schon hineingesteckt hatte, beziehungsweise, welche Gelder vorab schon auf seinen Sohn transferiert wurden, denn Klaus Landgräber schien trotz seiner Pleite nichts vermissen zu müssen.
Clemens vermisste allerdings schon etwas, nämlich die ungetrübte ländliche Beschaulichkeit, die Löckerbach vor dem Bau des Altenheims gehabt hatte, das direkt an der Straße neben Nachkriegs- und Fachwerkhäusern so deplatziert wirkte wie eine Burka in einer Nudistenkolonie. Das traf ihn umso härter, da er nur 100 Meter entfernt davon wohnte. Dankenswerterweise versperrte ihm eine Kurve den direkten Blick auf den mehr funktionalen als schönen Bauabschnitt. Da Landgräber selbst beim Altenheim auf das Konzept der Zwei-Klassen-Gesellschaft setzte, gab es hier einen zweckmäßigen und einen schönen Bau. Clemens sah leider immer nur den zweckmäßigen.
Aber alte Leute waren jedenfalls noch besser zu ertragen als Flüchtlinge. Das würden auch die Bürger so sehen. Daher konnte der Bürgermeister Landgräbers Plänen, die Hälfte des Altenheims für Flüchtlinge freizumachen, so gar nichts abgewinnen und er fragte sich, was er übersehen hatte. Außerdem kaufte er Landgräber seine neu erworbene Fähigkeit, Empathie für andere Menschen zu empfinden, nicht ab. Da musste etwas anderes dahinterstecken. Im Zweifelsfall Geld.
Um genau das herauszufinden, beschloss Clemens, Klaus Landgräber ins Rathaus zu bestellen. Während er seine Nummer wählte, blickte er sich im Büro um und ärgerte sich, die neuen Möbel nicht gekauft zu haben. Ein Schreibtisch mit Buchendekor schien ihm nicht das richtige Ambiente, Landgräber zu empfangen. Diese Sorge hätte er sich allerdings sparen können, denn Landgräber war nicht bereit, seiner Aufforderung Folge zu leisten.
»Bohnenschäfer, spinnst du?«, bellte er durch den Hörer. »Meinst du, ich habe nichts Besseres zu tun, als durch die Gegend zu juckeln, um in deinem verdammten Rathaus zu sitzen?«
»Wir haben was Dringendes zu besprechen.«
»Ach, daher weht der Wind. Hat man dich endlich auch mal informiert.« Klaus Landgräber lachte unangenehm. »Scheint, der Lauf ist für dich vorbei.«
»Klaus, was soll das? Warum gerade in Löckerbach? Warum überhaupt?«
»Weil ich in Löckerbach ein Grundstück zur Verfügung habe, woanders nicht. Weil es Geld bringt, gutes Geld. Das solltest gerade du eigentlich zu schätzen wissen.«
Clemens überlegte, was eine angemessene Reaktion auf diese versteckte Unterstellung sein könnte, und musste feststellen, dass es keine gab, die ihn nicht in irgendeiner Weise in die Ecke drängen würde. Daher schwieg er hoheitsvoll. Leider kam das über das Telefon nicht so gut rüber wie erhofft.
»Ah, da werden wir auf einmal ganz kusch.«
Clemens sah Landgräber förmlich vor sich, wie er genussvoll in seinem protzigen Schreibtischsessel vor und zurück wippte, den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt und die Arme hinterm Kopf verschränkt. Wie viele andere hielt er das für eine unbeschränkte Demonstration von Macht. Clemens fragte sich zwar, worin die Macht bestand, wenn man ein lukratives Familienunternehmen in voller Fahrt den Bach runtergehen ließ, hatte aber keine Zeit, sich dieser Analyse länger zuzuwenden.
»Wo willst du die jetzigen Bewohner eigentlich unterbringen?«, fragte er stattdessen. Davon stand nichts in seinem Schreiben.
»Auch im Altenheim. Wo wohl sonst? Welche anderen Immobilien habe ich denn noch in Löckerbach?«
Clemens mochte das Altenheim zwar nicht, musste aber zugeben, dass es gut gefüllt war und mit Sicherheit einiges einbrachte. Zumal Landgräber nicht dafür bekannt war, Geld für sinnlose Dinge wie zusätzliches Personal, Qualität von Lebensmitteln und Gebäudereinigung auszugeben, wenn es in einem neuen Porsche wesentlich eindrucksvoller zur Geltung kam.
»Im Altenheim?«, wiederholte er Landgräbers Worte. »Ich weiß es zwar nicht genau, es scheint aber mehr als gut gefüllt. Wüsste nicht, wo du da noch Platz schaffen willst.«
»Platz ist in der kleinsten Hütte«, bemühte Landgräber ein altes Zitat. »Müssen die Alten halt etwas enger zusammenrücken. Denen geht es eh viel zu gut.«
Clemens überlegte, wo genau es den Bewohnern des Altenheims zu gut ging, kam aber auf die Schnelle zu keinem befriedigenden Ergebnis.
»Trotzdem hättest du mich vorwarnen können«, sagte er und hoffte, dass es sich nicht allzu beleidigt anhörte. »Wenn schon, hätten wir zusammen was machen und wenigstens Löckerbach sauber halten können. Ich hätte dir exzellente Grundstücke in der Nachbargemeinde vermitteln können, quasi für umsonst.«
»Pech, der Zug ist abgefahren. Außerdem viel zu umständlich.«
»Trotzdem solltest du bei mir vorbeikommen, damit wir das noch mal in Ruhe besprechen. Findest du nicht?«
»Wenn du mit mir reden willst, kommst du gefälligst bei mir vorbei«, schnauzte Klaus Landgräber und legte auf.

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15. November 2018

'Rosa und Cheyenne: Eine Liebeskomödie' von Barbara Zimmermann

Kindle | Tolino | Taschenbuch
Das Abi vor der Tür, Bauchkribbeln für einen Franzosen, wo sich noch klären muss, ob Blindgänger oder Jackpot, eine fantastisch quirlige und humorvolle Mutter und schließlich am Ende: DIE FRAGEN DES LEBENS.

Bei Cheyenne ist schon der Name Programm, und zusammen mit Rosa beschreiten die beiden Heldinnen des Romans einen turbulenten, jedoch liebevollen Lebensweg. Mit leichtem, witzigem und warmherzigem Ton wird über Wutausbrüche, Alltagskatastrophen und Geheimnisse berichtet. Weitere Mitwirkende: Peer (duftet nach Puma), Jacques (Frankreich, Frankreich), eine Bordeauxdogge, Baum Nr 11 auf dem Waldfriedhof und last but not least Frau Jägermeister.

Coole Eltern, starke Mädels, krasse Lebenslinien am Ende von Schule und Teenie-Zeit, alles das bietet das Buch in leichtem und witzigem Ton erzählt.

Leseprobe:
Du bist es vielleicht
Rosa und Cheyenne schlenderten durch Münchens Innenstadt. Rosa trug ihre Haare in der Farbe Rosa, passend zu ihrem Namen, wie sie fand. Ihre Schuhe hielt sie in der Hand. Mit ihrem kurzen Faltenrock, ihren mit schwarzem Kajal umrandeten Augen, ihren schlanken, langen Beinen und einem T-Shirt mit dem Aufdruck: DU BIST ES NICHT, erregte sie Aufmerksamkeit.
Cheyenne trug ihre hochtoupierten Haare in Azurblau, mit einem Sidecut, den sie mit einer auf dem Flohmarkt gekauften Hundeschermaschine regelmäßig selber schnitt. Sie trug eine blaue Hose, mit roten Hosenträgern und einem gebatikten T-Shirt darunter, dazu Plateauschuhe. An diesem Tag war sie ausnahmsweise mal ungeschminkt, ihre blauen Augen spiegelten ihre Haarfarbe wider. Aus der Auslage von Öztürks Obstladen nahm Rosa sich im Vorbeigehen einen Apfel und biss herzhaft hinein. Rosa nahm sich gerne Dinge, die ihr eigentlich nicht gehörten. Sie kaufte selbst oft bei Herrn Öztürk ein, ernährte sich gesundheitsbewusst, bis auf den Cola Korn, den sie abends im Punkkeller gerne mal trank. Herr Özturk gab ihr bei jedem Einkauf einen Apfel auf die Hand, so als Ermahnung: Ich weiß, du nimmst dir jedes Mal einen Apfel, wenn du bei mir vorbeigehst.
Rosa und Cheyenne befanden sich auf dem Weg zu einem Date. Per Internetchat hatte Rosa sich mit Attila, zweiunddreißig, intelligent, sportlich, gut aussehend, verabredet, um sich kostenlos zum Essen einladen zu lassen, bei Viva Italia einem angesagten Italiener Münchens. Kurz vor dem Lokal nahm Rosa eine blonde, langhaarige Lockenperücke aus ihrer Tasche und stülpte sich diese über den Kopf. Schließlich hatte sie sich mit einem Foto und eben dieser Perücke im Chat präsentiert.
Im Viva angekommen, erkannte sie Attila auf Anhieb, obwohl er so sportlich wie beschrieben nicht aussah, sondern eher untersetzt und kleiner als Rosa. Außerdem musste es sich bei seinem Alter um einen Zahlendreher handeln, er war höchstens dreiundzwanzig, fand sie. Rosa gab ihm mit ihrem schönsten Lächeln die Hand und hauchte ihm rechts und links ein Küsschen auf die Wange, wobei ihr sein billiges Rasierwasser in die Nase kroch und sie es als unangenehm empfand.
»Hey Attila, du hast doch hoffentlich nichts dagegen, dass meine Freundin Cheyenne mit uns zusammen isst oder stört dich das?«, fragte Rosa forsch.
Attila konnte seinen Unmut kaum verbergen. Er hatte sich von der Investition in ein Essen mit Rosa eine schnelle Nummer erhofft. Attila war verärgert, da sie mit ihrer Freundin in Azurblau erschienen war und selbst unverkennbar eine Perücke trug, wobei Attila auf blonde lange Haare stand, aber bitte natürlich.
Attilas Laune besserte sich, da es ihn wie ein Gedankenblitz durchfuhr, dass die Mädels vielleicht auf einen flotten Dreier standen. Warum sonst sollte sie ihre Freundin mitbringen?
Rosa und Cheyenne ließen beim Essen nichts aus, angefangen von einem Antipasti Teller als Vorspeise über Spaghetti con Scampi und zum Nachtisch Tiramisu samt Espresso. Er fürchtete, nicht genügend Bargeld bei sich zu haben, und auch seine EC-Karte würde nichts mehr hergeben. Rosa fragte ihn permanent aus.
Wo er wohne? Mit dem Stadtteil fiel er gleich durch. Was seine Eltern machen würden? Vater unbekannt und er wohnt noch bei seiner Mutter samt seiner vier Geschwister.
Attila rutschte mittlerweile nervös auf seinem Stuhl hin und her. Die beiden waren keine Kuschelprinzessinnen, sondern Hardcoreweiber. Er überlegte, wie er darumkommen könnte, das Essen zu bezahlen. In dem Moment schnippte Cheyenne mit ihren Fingern und bat den Ober die Rechnung für den Herrn zu bringen. Wutschnaubend legte Attila den Betrag auf den Tisch, wobei ihm jetzt ganze zwanzig Euro blieben für den Rest des Monats.

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12. November 2018

'Ich schenke dir den Schmerz' von Ralf Gebhardt

Kindle | Tolino | Taschenbuch
Das Böse ist zurück und zwingt mit Entführungen, Folter und Tod den halleschen Kriminalhauptkommissar Richard Störmer auf eine gnadenlose Jagd durch das Mansfelder Land.

Ohne zu wissen, dass sich der Psychopath mit einer Bestie verbündet hat, muss Störmer gleichzeitig ein Rätsel um die unbekannte Macht einer noch aktiven DDR-Seilschaft der Staatssicherheit lösen. Als der Kommissar selbst zur Zielscheibe wird, läuft die Zeit davon …

Leseprobe:
ZWEI
Der Nebel lag wie zäher Wattedampf auf den nassen Gräbern. Es war Samstag, kurz nach acht Uhr morgens. Eine Zeit, zu der man lieber unterwegs war, um frische Brötchen vom Bäcker zu holen.
Staatsanwalt Bernhard Nagel und Kriminalhauptkommissar Richard Störmer bummelten schweigend über den halleschen Südfriedhof. Sie betrachteten die Steine der Erinnerung, hatten ihre Hände hinter dem Rücken verschränkt und ihre Mantelkragen hochgeschlagen. Im Schutz der Bäume versuchten sie, dem Nieselregen auszuweichen. Die Sonne nutzte die Wolken als Versteck. Es mochten kaum acht Grad sein, die sich aber deutlich kälter anfühlten. Trotz Frühling roch es nach Herbst und Moder.
Störmer räusperte sich. „Wir haben ein Problem. Wahrscheinlich.“
„So was vermutete ich schon. Du hast bestimmt einen trefflichen Grund, mich am frühen Morgen hierher zu bitten.“
„Ich bin auf dem Weg zur Polizeidirektion. Und ja, einen Grund habe ich.“
Sie waren an einem Doppelgrab angekommen. Störmer kniete sich hin, wischte verwelkte Blätter von der Marmorplatte und ordnete das schmückende Tannengrün neben dem schlichten Holzkreuz. Er wandte sich Staatsanwalt Nagel zu.
„Hier ruhen zwei deiner ehemaligen Mitschülerinnen, Bernhard. Ich befürchte, sie erhalten bald Gesellschaft.“
„Du meinst … “
„Ja. Hör zu, ich bin gestern Abend in der Dienststelle kurz vor Feierabend noch die Vermisstenlisten durchgegangen, reine Routine. Normalerweise schaue ich, ob mir der eine oder andere Name etwas sagt. Wäre unser letzter Fall länger her, hätte ich sicher nichts bemerkt.“
Jetzt hatte er die volle Aufmerksamkeit von Nagel. „Wegen dem entkommenen Entführer und Serientäter Michels? Habt ihr eine neue Spur?“
„Wie man es nimmt. Also, du kennst doch das Einkaufszentrum in Halle-Peißen. Dort ist neben dem Eingang zum Elektronikmarkt eine öffentliche Toilette.“
„Wo man erst den endlosen Gang hinuntergeht?“
„Genau, da sind in den letzten Tagen vier Frauen, die sich zum Schlussverkauf getroffen haben, spurlos verschwunden.“ Er zog eine Kopie der Liste mit den Namen der Vermissten aus seiner Innentasche und hielt sie Nagel hin. Der zog tief mehrmals zischend Luft ein.
„Verdammt. Was wissen wir schon?“
„Also, zu den Toiletten geht es links in einen kleineren Seitengang. Es gibt Zeugen, die haben hier einen Angestellten mit blauem Kittel und Basecap gesehen. Unser Problem ist, dass dort ausschließlich weibliches Personal mit der Toilettenreinigung beauftragt ist.“
„Okay, und was hat das mit dem Verschwinden der vier Frauen zu tun?“
„Im Papierkorb haben wir ein weggeworfenes Sperr-Schild gefunden. Es war am Computer selbst gebastelt. An den Ecken hing das Klebeband noch dran.“ Er reichte ihm Fotos.
„Du meinst, der Täter hat eine Art selbstgemachtes Plakat angebracht und die Frauen damit einfach vom stillen Örtchen umgeleitet? Mit einem so billigen Trick? Getreu dem Motto: Tür geschlossen, bitte die nächste? Da lässt sich doch keiner darauf ein. Ich fasse es nicht.“
„So muss es gewesen sein. Wie damals in Mansfeld, da hat er auch einfach VIP-SHUTTLE-SERVICE auf ein Schild geschrieben und von innen an die Frontscheibe seines Transporters geklebt. Die Menschen glauben, was sie sehen, und steigen ein. Dazu kommt, dass die Außentür des Einkaufscenters neben den Sanitäranlagen sonst verschlossen ist. Diesmal stand sie offen. Wir vermuten, dass er dahinter rückwärts mit seinem VW-Bus parkte. Die Frauen mussten auf die Toilette, sind den gefälschten Hinweisen gefolgt. Nachdem sie die falsche Tür geöffnet haben, muss er sie in seinen Bus gezogen oder gestoßen haben. Tür zu und los. Sie hatten keine Chance zu begreifen, was da passiert. Dank der selbsterstellten Hinweisschilder war es die perfekte Entführungsfalle.“
„Verdammt!“ Nagel stampfte. Er öffnete seinen Mantel. Ihm war heiß.
„Wenn das bekannt wird, traut sich doch nie wieder jemand dort auf die Toilette, dann gibt es Angst und Panik unter den Leuten! Das darf nicht passieren. Keine Frau wird je wieder einfach so in Ruhe aufs Klo gehen können! Nicht dort und nicht woanders. Umgeleitet, wo gibt’s denn so was.“
Das schwache Morgenblau des Himmels war jetzt komplett verschwunden und hatte eine tiefgraue, schlierige Schattierung bekommen.
„Genau deshalb fand ich, solltest du es wissen.“
Staatsanwalt Nagel nickte ihm dankbar zu. „Wir müssen etwas unternehmen. Ich werde mit der Oberstaatsanwältin reden, damit sie uns den Fall überträgt. Niemand kennt Michels so wie du, deshalb will ich dich bei den Ermittlungen dabei haben.“
Störmer war bereits einige Schritte weitergegangen. Er hatte vermutet, dass es so laufen würde.
„Verschon mich damit. Für mich ist es noch zu früh. Außerdem wissen wir nicht, ob es überhaupt Michels war.“
„Aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß. Also gut, lass die Toilette sperren, schieb bauliche Gründe vor.“ Nagel sah auf die Uhr, bevor er weitersprach. „Ich muss los, bin spät dran, es geht nach Berlin zu einer Weiterbildung. Bitte stell eine Akte zusammen, schreib einen Bericht und mail ihn mir. Du erreichst mich auf dem Handy.“
Sie gaben sich zum Abschied die Hand. „Ich muss jetzt wirklich los, noch die neue Referendarin abholen. Ich mache euch bei Gelegenheit miteinander bekannt. Wir sehen uns am Dienstag, okay?“

Samstag zu einem Seminar? Das entsprach nicht den Abläufen einer Staatsanwaltschaft. Ein schöner Versuch, ein Alibi für das Wochenende zu finden. Nagel und die Frauen. Das würde sich wohl nie ändern.
Störmer schob die Hände tief in die Manteltaschen und lief los. Seine verletzte Schulter war immer noch wetterfühlig. Er verzog das Gesicht, als er daran dachte, wie Michels sie im Kampf mit einem Holzbalken bearbeitet hatte.
War das jetzt eigentlich sein neuer Fall?
Die Wunden tief in ihm drin waren zu groß und er noch nicht bereit, überhaupt einen Fall zu übernehmen. Das musste er nur noch Nagel beibringen.

Im Kindle-Shop: Ich schenke dir den Schmerz (Krimi 52).
Für Tolino: Buch bei Thalia
Mehr über und von Ralf Gebhardt auf seiner Website.

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9. November 2018

'Lichterglanz im Advent' von Caroline Régnard-Mayer

Dies ist Band 3 aus der Lyrik-Reihe "MS-Gedankenspiele" - eine Sonderedition zur Advents- und Weihnachtszeit mit vielen Illustrationen und Fotos. Ein Büchlein anstatt einer Karte oder als Geschenk für jedermann. Die Autorin möchte Glanz in diese besinnliche Zeit bringen, in der wir uns oft verlieren und vergessen, diesen Jahresabschnitt mit allen Sinnen zu genießen.

Nach dem Alltagsstress kommt die Ruhe - Lichterglanz im Advent zum Innehalten.

... Endlich sah ich es mit eigenen Augen! Es hatte, wie ich, ein langes weißes Gewand an, das aber glitzerte, und die blonden Locken zierten sein Antlitz. Als es die Päckchen alle unter den Baum gelegt hatte, nahm es eine zierliche goldfarbene Trompete in seine Hände und spielte eine Melodie ...

Gleich lesen: Lichterglanz im Advent - Gedankenspiele 3 Sonderedition

Leseprobe:
Oktober 2016
Ich liebe den Herbst, wenn die Tage kälter werden und das erste Laub von den Bäumen fällt. Der Neue Wein liegt in der Luft, die Blätter verfärben sich bunt und der Nebel kriecht am Morgen über die Felder, weicht der Sonne wenig später. Doch der schönste Monat ist der Dezember, die Adventszeit und die Tage vor Weihnachten. Es ist eine besinnliche Zeit, die mich bereits als Kind zum Strahlen brachte. Bis heute hat sich dieser Glanz und die Vorfreude nicht wesentlich verändert.
Mittlerweile habe ich zwei Kinder, die diese Tage und Wochen ebenso genießen. Nicht nur wegen den anstehenden Ferien!
Schon Mitte November wälzen wir die Backbücher und jeder darf sich seine Lieblingsplätzchen heraussuchen, die sich kaum vom Vorjahr unterscheiden. Der Mensch hat nun seine Vorlieben auch bei Süßem. Stollen und Spritzgebäck sind unsere Favoriten.
Mit meiner Mutter bastelte ich als kleines Kind und führe diese Tradition in meiner kleinen Familie fort. Je älter die Kinder mit den Jahren wurden, desto ausgefallener unsere Ideen. Doch seit drei Jahren bastle ich alleine, zum einen sind sie nun „groß“ oder wohnen nicht mehr zuhause. Doch diese kreativen Stunden gehören für mich zu dieser besinnlichen Zeit bis Weihnachten dazu. Bei Kerzenlicht und frischem Tannengrün wird neugebasteltes stolz präsentiert, nachdem altes entsorgt wurde. Ein duftender Tee und allerlei Plätzchen runden die gemütlichen Stunden ab.
Ich bin ein gläubiger Mensch und mag die biblischen Geschichten und entsprechenden kirchlichen Rituale, die in der Christmette an Heiligabend ihren Höhepunkt finden.
Ich lade Sie herzlich ein, mich auf dem Weg durch die Adventszeit zu begleiten. Mit Bedacht stellte ich Ihnen Rezepte, Geschichten, Basteltipps und vieles mehr zusammen, untermalt mit Fotos und Illustrationen.
Die Adventszeit soll auch für Sie eine besinnliche Zeit werden, finden Sie Zeit zum Innehalten und genießen Sie den ersten Schnee und die klare Luft bei einem winterlichen Spaziergang.

In diesem Sinne eine schöne Adventszeit und ein besinnliches Weihnachtsfest!
Ihre Caroline Régnard-Mayer

Im Kindle-Shop: Lichterglanz im Advent - Gedankenspiele 3 Sonderedition

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'Schattentöchter. Geister-Roman' von Sabine Altenburg

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
„Ein zarter und zärtlicher Geisterroman.“

Ich war eine ganz gewöhnliche Frau.
Ich führte ein ganz gewöhnliches Leben.
Bis zu jenem Tag …

Die junge Schriftstellerin Tamarah Herzsprung zieht mit ihrer Katze Snow in eine alte Villa am Fuße des Siebengebirges nahe Bonn. Schnell muss sie feststellen, dass etwas an diesem Haus nicht geheuer ist - doch damit nicht genug: In der Halloween-Nacht erleidet sie einen schweren Autounfall und durchlebt eine Nahtoderfahrung, die sie mit einer besonderen Gabe ausstattet. Denn niemand, der die Schwelle zum Jenseits überschreitet und ins Leben zurückkehrt, ist danach noch derselbe …

Als sie wenig später dem attraktiven Gabriel Leonhardt begegnet und sich in ihn verliebt, erfährt ihr Leben eine weitere schicksalhafte Wendung, denn die Schatten seiner Vergangenheit verfolgen ihn und nur Marah kann ihn erlösen …

In „Schattentöchter“ zeigt sich das Übersinnliche nicht als Horror, sondern zart und subtil. Der Roman bildet den Auftakt zu „Marahs Geister“, einer Serie von Mystery-Romanen, die in Bonn und dem Siebengebirge angesiedelt sind und im Wechsel mit den Bänden der Eifel-Saga erscheinen werden. Die Haupthandlung von „Schattentöchter“ ist in sich abgeschlossen; in den Nebenhandlungen bleiben Fragen offen, die in den folgenden Bänden in den Mittelpunkt treten werden.

Leseprobe:
Hätte mich vor jenem Abend im Oktober jemand gefragt, wie ich mir meinen Tod vorstelle, ich wäre ihm die Antwort schuldig geblieben. Nichts in meinem bisherigen Leben hatte mich auf das vorbereitet, was mir in dieser Halloween-Nacht widerfahren sollte.
Und so war ich vollkommen ahnungslos, als Arne und ich uns von meiner Schwester und ihrem Mann verabschiedeten und vor das Haus traten. Über den Wiesen und Pferdekoppeln war Nebel aufgezogen, kroch in die Gärten und umwob die Außenleuchte und die geschnitzte Kürbislaterne neben der Tür mit einem weichen Lichtkreis.
Arne setzte einen Schritt auf mich zu und umarmte mich zum Abschied. »Fahr vorsichtig, Marah.«
Ich erwiderte seine Umarmung. »Du auch. Ich bringe dir den Wagen übermorgen am Nachmittag vorbei. Und vielen Dank noch mal.«
Ich stieg in den Kombi, den er mir geliehen hatte, und orientierte mich kurz auf dem ungewohnten Armaturenbrett, ehe ich den Gurt anlegte und behutsam Gas gab. Arne faltete seine hochgewachsene Gestalt in meinen alten Peugeot und folgte mir den mit Schlaglöchern übersäten Feldweg entlang bis zur Landstraße. An dessen Ende bog ich nach rechts in Richtung des Rheintals ab. Arne betätigte die Lichthupe zu einem letzten Gruß, ehe er sich nach links einfädelte. Wenige Augenblicke später verschwanden seine Rücklichter aus meinem Außenspiegel.
Als ich die Wiesen und Weiden hinter mir ließ und in den Wald eintauchte, wurde der Nebel dichter, sodass ich nicht wagte, schneller als vierzig Stundenkilometer zu fahren. Die Scheinwerfer des Kombis tasteten über kahle Stämme, in deren Kronen das letzte schmutzig braune Herbstlaub hing. Das gedämpfte Licht des Vollmonds sickerte bis auf den feuchten Asphalt hinab und überzog ihn mit stumpfem Silber. Da die L144 zum Rhein hin stetig an Höhe verliert, schaltete ich nach einigen Hundert Metern in den zweiten Gang zurück.
Der Abend bei Britta und Bernhard klang noch in mir nach. Er hatte mich von meinen Sorgen abgelenkt, und als aus dem Autoradio der leichtfüßige Rhythmus von Van Morrisons »Moondance« erklang, ertappte ich mich dabei, leise mitzusummen.
Bald schon näherte ich mich der ersten von mehreren dicht aufeinanderfolgenden, engen Kurven des Schmelztals, durch das sich die Landstraße ins Rheintal hinabwindet. »Moondance« war verklungen, und aus den Lautsprechern drangen getragene Gitarrenakkorde, untermalt von Blockflöten. Ein Schauer überlief mich, als ich den unverwechselbaren Beginn von Led Zeppelins »Stairway to Heaven« erkannte, das in der Tat viel besser zu Halloween passte als Van Morrisons heiterer Song.
Zu beiden Seiten der Fahrbahn ragten nun die Silhouetten hoher Fichten auf und verschmolzen zu einem dunklen Vorhang, der das fahle Licht des Mondes abschnitt, sodass es sich anfühlte, als führe ich in einen Tunnel hinein. Ich umfasste das Lenkrad fester, trat leicht auf die Bremse - und spürte kaum Widerstand.
Irritiert nahm ich den Fuß vom Pedal, setzte ihn augenblicklich nochmals darauf. Jetzt ließ sich der Fußhebel sogar noch weiter abwärtsbewegen, ohne dass der Wagen verlangsamte. Gleichzeitig leuchtete auf dem Armaturenbrett eine orangefarbene Kontrolllampe auf.
Eine Welle der Übelkeit schwappte durch meinen Magen, während der Kombi rasch Fahrt aufnahm. Ein drittes Mal hob ich den Fuß von der Bremse, trat hektisch wieder darauf. Ein dumpfes »Plong« verriet mir, dass der Pedalarm das Bodenblech berührt hatte.
Magensäure kroch meine Kehle hinauf, doch ich ignorierte sie und konzentrierte mich auf die Linkskurve, die viel zu schnell näherkam. Mein linkes Bein zitterte, als ich die Kupplung betätigte und in den ersten Gang zurückschaltete, um die Wirkung der Motorbremse auszunutzen. Das Getriebe protestierte mit einem hässlichen Knirschen, und ich wurde in den Gurt geworfen.
Jetzt hatte ich die Kurve erreicht, umklammerte das Lenkrad mit schweißfeuchten Händen und schoss hinein. Die schwarzen Schemen der Fichten zuckten vorbei, und in die zarten Töne der Blockflöten mischte sich das Quietschen der Reifen, als ich mich verzweifelt bemühte, den Kombi auf der Fahrbahn zu halten. Schon war ich durch die Kurve hindurch, doch sie mündete sofort in eine weitere. Ich riss das Lenkrad herum, hektisch, ruckartig. Der Wagen brach aus und schleuderte auf die Gegenfahrbahn. Ich kämpfte dagegen an, wurde auf meinem Sitz hin- und hergeworfen wie ein Crashtest-Dummy, während der Kombi schlingerte, sich fing und mir endlich gestattete, ihn in die rechte Spur zurückzulenken.
Jetzt folgte ein kurzes Stück schnurgerader Straße, aber ich wusste, dass an seinem Ende eine Haarnadelkurve lauerte, die steilste des gesamten Schmelztals.
Fiebrig versuchte ich, mir den Verlauf der Strecke ins Gedächtnis zu rufen, die ich erst wenige Male gefahren war. Gab es vor der Kurve irgendeine Möglichkeit, den Wagen zu verlangsamen?
Nein, erkannte ich, als mein Blick über die Fahrbahnränder irrte. Zu meiner Rechten klaffte ein Abgrund, notdürftig gesichert durch eine verbeulte Leitplanke. Links ragte ebenso schroff ein mit Fichten bewachsener Hang auf.
In diesem Moment blitzte eine undeutliche Erinnerung auf. Befand sich unmittelbar vor der Haarnadelkurve nicht ein Holzabfuhrweg? Wenn es mir gelingen würde, den Kombi dort hineinzulenken, könnte ich ihn auslaufen lassen und behutsam mit der Handbremse zum Stehen -
Die Scheinwerfer eines anderen Fahrzeugs brachen in meine Gedanken ein. Der stetig dichter werdende Nebel verwässerte sie zu bleichen Lichtkegeln, die hinter den kahlen Stämmen aufglühten, für einen Sekundenbruchteil verloschen und erneut erglühten, ein Unheil verkündendes Flackern. Der Wagen näherte sich mir aus dem Tal, und überraschend nüchtern schätzte ich ab, dass wir uns genau in der steilsten Kurve der Strecke begegnen würden - wenn es mir nicht gelänge, den Kombi zuvor in den Waldweg zu lenken.
Während ich immer schneller dahinraste, tauchte seine Einmündung im Licht der Scheinwerfer auf, und im selben Augenblick, in dem Led Zeppelin-Sänger Robert Plant verkündete, es bleibe noch Zeit, den Weg zu ändern, auf dem man reiste, erfasste ich, dass das auf mich nicht zutraf: Ein rot-weißer Schlagbaum versperrte meinen Fluchtweg und zerstörte meine letzte, trügerische Hoffnung.
Mit großer Klarheit erkannte ich, dass dies das Ende war und ich tatsächlich hier und jetzt, zu den Klängen von »Stairway to Heaven«, sterben würde. Welch würdiges Requiem. Der Tod schien einen makaberen Sinn für Ironie zu besitzen.
Als Schriftstellerin hatte ich mich oft gefragt, wie sich dieser Moment wohl anfühlte, welche Gefühle die Figuren meiner Romane in den allerletzten Augenblicken ihres Lebens durchlitten. Glomm bis zum letzten, matten Herzschlag ein schwacher Funken Hoffnung in ihnen? Ließ sie mit dem Mut der Verzweiflung kämpfen, bis ihr Lebenslicht flackerte und für immer verlosch? Oder schickten sie sich in ihr Los und gaben sich auf? Gibt man sich überhaupt jemals auf?
Nun konnte ich diese Fragen aus eigener Erfahrung beantworten, und die Erkenntnis fiel seltsam nüchtern aus. Mein erster Gedanke galt meiner Katze Snow, die in Dr. Richarz’ Praxis um ihr Leben kämpfte: Würde sie den Kampf gewinnen? Und was würde aus ihr, wenn ich nicht mehr da wäre? Mein zweiter war Bedauern darüber, das Manuskript, an dem ich gerade arbeitete, nicht vollenden zu können.
Schon schoss der Kombi in die Kurve, die auf einmal in grelles Licht getaucht war, da die Scheinwerfer des entgegenkommenden Fahrzeugs sie ebenfalls erhellten. In dem Moment, als mein Wagen ausbrach und auf die Gegenfahrbahn schleuderte, löste ich die verkrampfte Rechte vom Lenkrad und tastete nach der Handbremse. Doch meine Hand fuhr ins Leere, denn ich saß in einem fremden Fahrzeug und der Hebel befand sich nicht am gewohnten Ort.
Dann ein gewaltiger Aufprall, untermalt von ohrenbetäubendem Donnerhall.
Schwärze.

Im Kindle-Shop: Schattentöchter. Geister-Roman (Marahs Geister: Mystery-Romane 1).
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8. November 2018

'Mordpol: Die Weihnachtsmann-Intrige' von Marit Bernson

Eine fiese Weihnachtsgeschichte.

Fernand hat die Nase voll von seinem daueralkoholisierten Chef. Dumm nur, dass er der Weihnachtsoberelf ist und sein Chef – richtig, der Weihnachtsmann. Einziger Lichtblick ist Fernands Assistent Perus, der ihm immer zur Seite steht und hilft, den Zustand des Weihnachtsmannes vor den anderen Elfen zu verheimlichen.

Als der Weihnachtsmann bei einem Probeflug Fernands Haus zerstört, reicht es. Der Weihnachtsmann muss weg! Fernand und Perus beauftragen zwielichtige „Problemlöser“. Aber ist Auftragsmord wirklich das richtige Mittel?

Gleich lesen: Mordpol: Die Weihnachtsmann-Intrige

Leseprobe:
„Bestens, bestens“, erwiderte Fernand gut gelaunt. „So gut ging es mir schon lange nicht mehr.“
Sein erster Weg führte ihn in die Cafeteria, wo er sich drei Pfannkuchen mit Ahornsirup gönnte. Dazu zwei Becher heißen Kakaos. So gut hatte ihm lange kein Essen mehr geschmeckt.
Satt und glücklich ging er in sein Büro. Der Probeflug war auf zehn Uhr angesetzt, und er wollte noch schnell die Zahlen checken, bevor er zu den Ställen gehen würde, um seinem Boss bei der Vorbereitung zu helfen.
Um neun stand er vor dem großen Schlitten. Der Boss war schon da.
„Hallo, Fernand! Schön, dass du gekommen bist, um mir zur Hand zu gehen! Magst du mit mir den Schlitten inspizieren?“
„Äh, ja. Wo ist denn Terk?“
„Er kümmert sich noch um die Rentiere und kommt danach zu uns. Aber wir können ja schon mal schauen.“
Fernand war unsicher. Eine Schlitteninspektion ohne Terk? Das war unüblich. Er kontrollierte seine Elfen nicht heimlich. Aber der Boss sah ihn so freundlich an, so motiviert und voller Tatendrang. Da war wieder das Funkeln, das er früher in seiner Anfangszeit immer gehabt hatte. Fernand wollte es nicht verderben.

Im Kindle-Shop: Mordpol: Die Weihnachtsmann-Intrige

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