Mit Hirn, Charme und Methode
Was, um Himmels willen, machen ein Ermittler in den besten Jahren, eine durchgeknallte tätowierte Polizistin mit frecher Berliner Schnauze und ein blutjunger Computer-Nerd in der tiefsten Provinz an der Nordsee? Wo schlägt das ungleiche Team seine Kommandozentrale auf? Und was genau verbindet die drei mit der Hauptstadt – ganz abgesehen von ihrer neuen Kollegin mit dem klingenden Namen Monika Rätsel.
Gestatten: „Ritter vom BKA“ – das ist der erste Krimi um Chefermittler Max Ritter, der nach einer Zwangspause mit neuem Team, viel Energie, jeder Menge Charme und der einen oder anderen ‚unkonventionellen’ Methode alten, bislang ungelösten Kriminalfällen nachgeht. Ihr erster Fall: der mysteriöse Mord am Bürgermeister von Wesselburen an der Nordsee.
Hauke Janssen war ein allseits beliebter Zeitgenosse, ein liebender Ehemann, sympathischer Kollege und Chef, engagierter Grünen-Politiker und Naturschützer. Doch je tiefer die Ermittler in seine Vergangenheit eintauchen, desto mehr Menschen begegnen ihnen, die gute Gründe gehabt hätten, Janssen lieber tot als lebendig zu sehen. Waren es tatsächlich Einbrecher, die ihn auf dem Gewissen haben? Wer, zur Hölle, ist der unsympathische Dreßen in Wirklichkeit? Und welche Rolle spielt Janssens Parteifreund Peter Mommsen?
Leseprobe:
# Donnerstag, 6. März 2014
Als Ritter aufwachte, war es acht Uhr. Er konnte hören, wie der Regen wieder mal heftig auf das Hausdach prasselte. Und er konnte den Kaffeeduft aus der Küche riechen und stand deshalb ruckartig auf. In der Küche hatte Wagner bereits den Tisch eingedeckt und freute sich offensichtlich, als er Ritter sah. »Morgen, Chef. Gut geschlafen?«
»Oh ja. Herrlich. Irgendwie ist es hier an der Nordsee doch ein wenig wie Urlaub. Das ist das erste Mal, dass ich mich bei Ermittlungen nicht gestresst fühle.« Wagner sah aus dem Fenster und sagte dann: »Ja, fast wie im Urlaub, wenn es nicht ständig regnen würde. Etwas mehr Sonne wäre auch schön, aber wir haben hier ja was zu tun. Wie lief es denn eigentlich bei der Haller gestern?« Ritter musste kurz an die Fahrt nach Brunsbüttel vergangenen Abend denken und antwortete dann: »Ach, eigentlich nichts Neues. Außer, dass die Haller ganz schlecht auf die Ehefrau ihres Bruders zu sprechen war. Für sie war die Nina Janssen diejenige, die hinter diesem Mord steckt, um an das Geld ranzukommen. Sie nannte sie sogar Schlampe und falsche Schlange.«
Wagner stand auf und begann bereits wieder, das Frühstück abzuräumen. Dann legte er Ritter ein Foto auf den Küchentisch und schenkte Kaffee nach. »Ich habe bei Schneider nur dieses Foto hier gestern gefunden, sonst nichts Bedeutendes. Es stank wie Hölle in seiner Bude, völlig verwahrlost alles. Der war wohl wirklich total abgestürzt.«
Ritter schaute sich das Foto an. Man konnte Jens Schneider mit dem unbekannten Mann sehen, den sie bereits auf den Facebook-Fotos bei Nina Janssen gesehen hatten. Das war eine kleine Überraschung. Auf dem Foto sah man im Hintergrund außerdem die Kirche in Wesselburen. Er erkannte sie sofort an dem seltenen Zwiebelturm.
Wir müssen unbedingt rausfinden, wer dieser Mann da auf dem Foto ist, dachte sich Ritter und schaute ihn sich noch mal etwas genauer an. Der Unbekannte hatte dicke, schwarze Haare, trug diese streng nach hinten gekämmt. Mit Gel oder so etwas Ähnlichem. Die Haare leuchteten fast auf dem Bild. Er hatte eine hellbraune Hautfarbe, war demnach anscheinend ein Südländer. Und er hatte einen schwarzen Anzug an, war ziemlich groß und sah verdammt gut aus. Sicherlich ein Frauenheld für einige der Einheimischen hier.
»Na, Chef! Da ist er wieder. Unser großer Unbekannter«, sagte Wagner. »Ja, allerdings. Gut gemacht, Wagner! Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wer dieser Öl-Prinz da ist.« Wagner lachte und fragte: »Öl-Prinz?«
»Na, wegen der öligen Haare«, sagte Ritter, stand auf und verschwand kurz in seinem Zimmer. Er suchte in seinem Reisekoffer nach einem Fotoabzug, den er mitgenommen hatte. Als er das Foto gefunden hatte, gingen die beiden auf die Terrasse, um die morgendliche Zigarette zu rauchen.
Ritter gab Wagner Instruktionen für den Tagesverlauf: »Ich möchte, dass Sie zu Kommissar Thys nach Heide fahren und ihm das Foto zeigen, dass Sie bei Schneider gefunden haben. Vielleicht kennt er ja unseren unbekannten Öl-Prinzen. Er soll es seinen Kollegen aber erst morgen zeigen und heute noch für sich behalten. Sagen Sie ihm, das sei sehr wichtig. Wir hätten einen Plan und der sei gefährdet, wenn er das Öl-Prinz-Foto heute schon den anderen zeigt« Dann gab ihm Ritter das andere Foto aus seinem Koffer. Darauf war ein Mann mit braunen, kurzen Haaren zu sehen. »Und dieses Foto hier geben Sie dann der Frau mit der bunten Igel-Frisur am Empfang. Sagen Sie ihr, dass wir diesen Mann dringend suchen. Er sei unser neuer Hauptverdächtiger. Und dann fragen Sie das Igelchen, ob sie den Mann kennt. Sie wird vermutlich ›Nein‹ sagen. Dann sagen Sie ihr, dass Sie das Foto behalten kann, und mal rumfragen soll, wer ihn kennt.«
Sie gingen wieder zurück ins Wohnzimmer. »Und wer ist jetzt dieser Mann auf dem Foto da?«, fragte Wagner. »Das ist mein verstorbener Großonkel aus Bremen. Er hat keine Familie oder lebenden Verwandten mehr. Er war ein richtiger Idiot. Ich mochte ihn nicht besonders. Er war der Bruder meiner verstorbenen Großmutter mütterlicherseits. Und da er bereits vor Jahren gestorben ist, kann man ihn sowieso nicht finden«, antwortete Ritter grinsend und fuhr fort: »Wenn mich nicht alles täuscht, wird sich der Igel vom Empfang dann früher oder später mit dem Journalisten der Dithmarscher Landeszeitung treffen und ihm dieses Foto übergeben. Sie müssen sie beschatten und am besten bei einer Übergabe fotografieren.«
Wagner war einen Moment lang sprachlos. Schließlich meinte er: »Mann, Mann, Sie haben ja krasse Tricks drauf. Bin mal gespannt, ob Ihr Instinkt richtig ist.«
Er klappte seinen Laptop auf und googelte den Journalisten. Harry Pahl war sein Name. »Sehen Sie, Wagner, der Journalist hier sieht ganz gut aus. Wenn der nun der jungen, aber dicken Frau am Empfang ein paar Komplimente gemacht hat, macht die doch alles für den. Oder glauben Sie etwa, dass sie viele Komplimente oder gar Angebote von Männern erhält? Sie ist bestimmt sehr einsam und hätte gerne so einen Traumprinzenneben sich. Sie ist vermutlich total verliebt in den Typen und kann nicht mehr klar denken. Wir schlagen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Wir finden das Leck bei der Polizei und die Landeszeitung veröffentlicht ein Bild von meinem toten Onkel mit einer fetten Überschrift«, sagte Ritter.
Und Wagner ergänzte: »Und der Journalist bekommt bestimmt Ärger, weil er schlecht recherchiert hat. Damit ist er der totale Vollpfosten hier in Dithmarschen. Und die Igel-Frau bekommt ebenfalls Ärger und verliert auch noch ihre neue Pseudoliebe. Oh je, das wird sie sicher hart treffen.«
»Ja, das wird es. Sie tut mir ein bisschen leid, aber sie arbeitet nun mal bei der Polizei, und da geht so etwas überhaupt nicht. Morgen früh präsentieren wir dann unserem Kommissar Thys das Ergebnis. Und anschließend können Sie mit unserem James-Bond-Auto nach Berlin zurückfahren und ein schönes Wochenende mit ihrer Freundin verbringen. Ich nehme den kleinen Wagen.«
Wagner schaute ihn freudestrahlend an: »Echt? Vielen Dank. Sie kommt morgen mit dem Zug aus Freiburg. Da wird Daniela sich bestimmt total freuen. Ich sag ihr gleich mal Bescheid.« Wagner tippte kurz eine Nachricht auf seinem Handy, dann fragte er Ritter: »Was machen Sie denn hier oben am Wochenende so ganz alleine? Hier herrscht ja völlig tote Hose.«
»Mir wird schon was einfallen, Wagner. Ich werde endlich mal nach Sankt Peter-Ording fahren. Und dieses Eidersperrwerk möchte ich mir mal anschauen.«
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Labels: Bücherbord, Krimi, Max Müller