29. November 2013

'world: reset - Nach den Aschentagen' von Ilona Bulazel

Ein Thriller, der in der Zukunft spielt und alles enthält: Morde, Dramatik, Gesellschaftskritik, Humor, spannende Entwicklungen, überraschende Ereignisse, geheimnisvolle Begegnungen und Leidenschaft. Im Jahre 2018 erlebt die Welt die Aschentage. Danach ist nichts mehr, wie es war. Künftig werden die Menschen durch das Phänomen der Einäscherung vor gewissenlosen Taten geschützt. Doch 260 Jahre später wird plötzlich ein Bewohner der Neuen Welt Opfer eines Mordes, ohne dass man neben der Leiche die Überreste seines Täters findet.

Weitere Todesfälle folgen und die Neue Welt steht vor einem Rätsel. Ein unbekannter Gegner bedroht das friedliche System, in dem es so gut wie keine moderne Technik gibt. Die Ermittler können dem nur ihren Verstand, ihre Beherztheit und ihren Humor entgegensetzen. Inmitten von Neugeborenen und Überlebenden ermittelt Chief-Sergeant Anne Reeve zusammen mit Sergeant Thomas Milton, unterstützt von Ihren Freunden und einer neuen Liebe.

Kann Anne Reeve ihre Welt schützen? Was steckt hinter den Morden? Kommt sie dem Rätsel der Einäscherung auf die Spur? Und was hat das alles mit einem Hirsch zu tun?

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Leseprobe:
Mittlerweile erreichten Anne und Sergeant Milton das Haus der Lorden-Brüder. Die Sonne schien intensiv, und Anne war froh, dass ein angenehmer Wind von der Küste zu ihnen herüber wehte. Die Pferde wurden vor dem Haus am Pferderastplatz angebunden. Dort war es schattig, und es gab eine gefüllte Tränke.
»Merkwürdig«, dachte Sergeant Milton, »dieser Moment ist so schön und friedlich, kaum zu glauben, dass wir aus einem solch unerfreulichem Grund hier sind.«
Anne sah sich um. Das Haus der Lordens war einladend, vor dem Eingang hatten sie große Kübel mit allen möglichen Pflanzen angelegt. Anne erkannte einige Gewürze. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie den Kontakt mit den Lordens nicht besser gepflegt hatte. Nach Abschluss des Aschenfalles von Dave Lorden hatte sie sich fest vorgenommen, sich regelmäßig mit ihm zu treffen. Kein Fall war je wieder so bewegend für Anne gewesen. Das hing sicher auch damit zusammen, dass Dave Lorden ein überlebendes Opfer war. Meist hatten auch die Opfer, sprich die, die unter den Bosheiten anderer gelitten hatten, die Aschentage nicht überlebt. Allerdings waren sie bei den Kämpfen und nicht durch die Einäscherungen gestorben.
Anne schüttelte diese Gedanken ab und ging auf die Eingangstür zu. Im nächsten Moment schreckte sie zusammen – hatte sich an dem kleinen Seitenfenster nicht der Vorhang bewegt?
Sergeant Milton bemerkte ihr Zusammenzucken und fragte vorsichtig: »Ist alles in Ordnung?«
Anne nickte nur und antwortete: »Sinnestäuschung. Ich dachte, am Fenster hätte sich etwas bewegt. Versuchen Sie, die Tür zu öffnen.«
Da in der Neuen Welt Einbrüche seltener waren als Sternschnuppen, ließ sich das einfache Schloss leicht öffnen.
Anne und Sergeant Milton betraten das Haus. Im Eingangsbereich war es kühl und dämmrig. Anne spürte eine leichte Brise und bekam eine Gänsehaut.
»Hier zieht es irgendwie, scheint so, als wäre hinten ein Fenster offen.«
Sie hatte geflüstert und auch Sergeant Milton sprach jetzt sehr leise, während er die Eingangstür hinter sich schloss: »Ja, finden Sie nicht auch, dass hier eine komische Atmosphäre herrscht?«
In diesem Moment ließ sie ein Geräusch aus dem hinteren Teil des Hauses herumfahren.
»Verdammt«, entfuhr es Anne, »da ist jemand im Haus.«
Sie rannte in Richtung des Geräusches, Sergeant Milton hinterher. Als sie in das Zimmer stürzten, aus dem das Geräusch kam, atmeten sie erleichtert auf. Vor Ihnen saß ein kleiner Siebenschläfer, der sich an einer Schüssel mit Nüssen zu schaffen machte.
»Du wirst uns doch wohl nichts tun, mein kleiner Freund?«, sagte Anne sanft und wollte auf das Tier zugehen, als eine heisere Stimme zischelte: »Er nicht, ich aber schon!«
Anne hätte später nicht mehr wiedergegeben können, was ihr in diesem Moment durch den Kopf gegangen war. Automatisch drehte sie sich in Richtung der Stimme. Dann sah sie den Gewehrlauf. Danach passierte alles gleichzeitig. Sie gab Sergeant Milton einen Stoß, sodass dieser aus der Schusslinie taumelte, kurz bevor die Stille im Haus von einem ohrenbetäubenden Lärm unterbrochen wurde. Die Schrotladung war auf ihrem Weg. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Anne in das bleiche Gesicht eines kahlköpfigen Mannes.
Und sie sah seine Augen, seine trüben schrecklichen Augen, die aussahen, als wären sie seit Tagen von etwas Grausamem gejagt worden. Plötzlich ließ der Mann das Gewehr fallen. Das Poltern löste Anne aus ihrer Erstarrung. Sie wollte auf ihn zugehen, stoppte aber mitten in der Bewegung. Das Gesicht des Mannes verzerrte sich zu einer hässlichen Fratze. Er formte seinen Mund fast so, als wollte er um etwas bitten und streckte den Arm nach Anne aus, aber es war bereits zu spät – die Einäscherung hatte begonnen. Sein bleiches Gesicht wurde ganz rot. Anne wusste, was jetzt passierte.
Seine Körpertemperatur war bereits extrem angestiegen. Die Körperflüssigkeiten fingen an zu brodeln, dann zu kochen. Er verbrannte von innen. Erst schmolzen die Knochen, dann die Muskeln und Sehnen, die Organe und dann das Gewebe. Zuletzt löste sich die Haut, wie ein Stück Butter in der heißen Pfanne, auf. Seine Schmerzen waren unerträglich, Flammen umhüllten ihn, seine Schreie wurden erstickt. Für einen Moment war er eine lebende Fackel, dann sackte er in sich zusammen.
Der Geruch war beißend, die Hitze erfüllte das ganze Zimmer, der Anblick war grauenvoll. Dann war es vorbei. Zurück blieb ein Aschenhäufchen, auf das die letzten menschlichen Rußflocken wie Schnee herabfielen.

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Mehr über und von Ilona Bulazel auf ihrer Website.

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26. November 2013

'Wenn das Weihnachtskrokodil kommt'von Marion Zerbst

Eine Weihnachtsgeschichte für Kinder und Erwachsene. Eigentlich hat das Krokodil überhaupt keine Lust dazu, mitten im Winter bei klirrender Kälte auf einem Rentierschlitten quer durch Europa zu fahren und Weihnachtsgeschenke zu verteilen. Viel lieber würde es faul am Nil herumliegen und dösen. Aber als sein Freund, der Weihnachtsmann, es um Hilfe bittet, kann es einfach nicht nein sagen. Der Weihnachtsmann hat vom vielen Geschenkestapeln furchtbare Rückenschmerzen bekommen und muss seine Weihnachtstournee deshalb dieses Jahr absagen. Ob das Krokodil wohl für ihn einspringen könnte?

Kein Problem, sagt das Krokodil. Denn optimistisch war es schon immer. Aber auf seiner Reise muss es dann doch bald feststellen, dass der Job des Weihnachtsmanns gar nicht so einfach ist. Alle Kinder haben Angst vor ihm und laufen davon – obwohl es immer die rote Mütze des Weihnachtsmanns trägt und sein gutmütigstes Lächeln aufsetzt. Und die Rentiere beschweren sich, weil der Schlitten mit den Geschenken überhaupt nicht leichter wird. Kurzum: Am Anfang geht alles, aber auch wirklich alles schief. Bis das Krokodil eines Tages auf eine geniale Idee kommt ...

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Leseprobe:
An dem vertrauten kratzenden Geräusch, das aus dem Telefonhörer an sein Ohr drang, erkannte der Weihnachtsmann sofort, wer am anderen Ende der Leitung war: das Nilkrokodil. Es hatte sich wieder einmal nicht die Krallen geschnitten.
Er hatte das Krokodil im letzten Herbst auf einer Nil-Kreuzfahrt kennengelernt; es war immer neben dem Schiff hergeschwommen und hatte ihn ab und zu schüchtern angelächelt, wenn er an Deck stand. Eines Tages hatte der Weihnachtsmann sich ein Herz gefasst und das Krokodil einfach angesprochen; und von da an hatten die beiden an den langen Kreuzfahrt-Abenden, wenn die untergehende Sonne blutrot über dem Ufer des Nils hing und die Eiswürfel leise in seinem Cocktailglas klirrten, so manches tiefsinnige Gespräch miteinander geführt.
Heute kam ihm der Anruf des Nilkrokodils sehr gelegen. „Kannst du mir helfen und ausnahmsweise dieses Jahr für mich die Geschenke verteilen?“ fragte er es. „Mir geht es nicht so gut. Wahrscheinlich habe ich mich beim Sortieren und Stapeln der Pakete zu sehr überanstrengt; jedenfalls fuhr mir plötzlich ein stechender Schmerz in den Rücken, und seitdem kann ich mich kaum mehr bewegen.
Natürlich ziehen meine Rentiere den Schlitten mit den Geschenken; aber verteilen muss ich sie selbst, und ich glaube nicht, dass ich das schaffe.“
„Ich könnte vorbeikommen und dir den Rücken massieren“, erbot sich das Krokodil und lächelte selbstgefällig auf seine scharfen Krallen herab. „Darin habe ich Erfahrung. Nach einer Massage von mir klagt eigentlich kaum noch jemand über Schmerzen.“
„Nein, nein, das ist nicht nötig“, wehrte der Weihnachtsmann hastig ab. „Ich komme schon zurecht – wenn du mir ein bisschen hilfst. Komm’ mich doch einfach besuchen; ich koche dir einen heißen Grog und erkläre dir, was du zu tun hast. Es ist gar nicht so schwierig. Frieren wirst du auch nicht, denn du bekommst meinen roten Mantel und meine rote Mütze, und wenn du willst, kannst du dir auch meinen falschen weißen Bart ankleben. Ich werde dich mit meinen Rentieren bekanntmachen; die ziehen selbst den schwersten Schlitten mühelos und finden den Weg zu den Häusern der Menschen im Schlaf, weil sie ihn schon so oft gegangen sind. Und vor dir werden die Kinder, die nicht artig gewesen sind, auch viel mehr Respekt haben als vor mir; ich sehe mit meinen vielen Lachfältchen und meiner Knollennase einfach zu gutmütig aus. So, und nun pack deine Sachen und mach’ dich auf den Weg; du hast eine weite Reise vor dir.“
Große Lust hatte das Nilkrokodil ja eigentlich nicht, sich zu verkleiden und den Weihnachtsmann zu spielen – und das auch noch bei klirrender Kälte –, aber es war im Grunde seines Wesens sehr gutmütig und konnte niemals nein sagen. Und den Weihnachtsmann hatte es damals gleich auf Anhieb in sein Herz geschlossen. Außerdem fühlte es sich, seit seine Frau es letztes Jahr wegen eines Alligators verlassen hatte und nach Florida gezogen war, manchmal sehr einsam. Die vielen Kinder, die sich über ihre Weihnachtsgeschenke freuten, würden es vielleicht auf andere Gedanken bringen. Also packte es kurz entschlossen seinen Koffer: die warme grüne Lederhose, die geblümte Krawatte, ein paar Straußeneier als Proviant, die Zahnbürste mit den weichen Borsten für morgens und die mit den harten Borsten für abends. Und sicherheitshalber steckte es auch noch jede Menge Zahnseide in sein Gepäck; denn sein Freund, der Krokodilwächter, der normalerweise nach jeder Mahlzeit herbeigeflattert kam und ihm geduldig die Essensreste aus den Zähnen pulte, hatte schon angekündigt, dass er es auf dieser weiten Reise auf keinen Fall begleiten konnte. Er musste seiner Frau beim Eierausbrüten helfen. Schließlich wollte er keinen Ehekrach riskieren, nur weil die Menschen da oben im Norden unbedingt Weihnachten feiern mussten. Am Nil gibt es kein Weihnachten, und die Menschen und Tiere schenken sich dort auch nur ganz selten etwas – denn am palmenbestandenen Ufer des breiten, tiefblauen Flusses, wo duftende Blumen wachsen und die Sonne pausenlos scheint, ist jeder Tag ein Geschenk.

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25. November 2013

'Parallelleben' von Caspar Keller

Zukunftsroman über Liebe, Leben, Likes und eine Welt vor dem Untergang. Die Romanfigur sieht die Welt mit "seinen" Augen. Seit diesem Julitag in Mexiko, wo er dem bedeutendsten Wesen begegnet war, ist für ihn die Welt nicht mehr einfach nur hinzunehmen. Damals verstand er nicht, warum das Streben nach Ruhm, Geld, Macht die Ur-Blase der Menschheit ist. Das ist jetzt siebzehn Jahre her. Heute im Jahr 2012 lebt er zusammen mit seiner großen Liebe in Berlin. Um sie beide herum platzen reihenweise die Blasen.

Sie ist klassische Tänzerin. Nur weiß niemand mehr, was das ist. Er arbeitet für eine Versicherung und muss feststellen, dass »Mutter«, wie der Versicherungskonzern von seinem kollegialen Vorgesetzten nur genannt wird, Teil der bevorstehenden finalen Blase ist. Dabei geht es nicht um weitere Milliarden Abschreibungen, wackelnde Finanzinstitute, das Horten von unverdienten Reichtümern. Es ist schlimmer - das Ende der Welt steht kurz bevor.

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Leseprobe:
Acht Uhr am Morgen des 20.12.2012. Draußen wird’s langsam hell. Ich sitze vor dem Rechner und rufe meine E-Mails ab. Langsam stottern sie herein. Längst wollte ich meine Internetverbindung schneller machen, sodass dieser zähe Datenstrom ein Ende hat. Das ist jetzt unwichtig, denn die Welt hat ihr Ende.
„Müssen wir uns Sorgen machen?“ – „Keine Ahnung.“ − „Wie konnte es eigentlich so weit kommen?“ – „Es hat sich zugespitzt.“ − „Was werden wir unternehmen?“ – „Abwarten.“
Katharina sieht mich an, in ihrem Blick hält sich ein Ausdruck von Anspannung und Müdigkeit. Sie erwartet von mir Halt und Zuversicht. Dabei ist sie beides für mich.
„Wir hatten das besprochen“, lasse ich mich ein, „wir bleiben ganz wir selbst und lassen uns von den Geschehnissen nicht beeinflussen. Wir machen weiter wie bisher“, und ich füge an, „gemeinsam Kleines, gemeinsam stehen wir das durch.“
Der Glanz zeigt sich wieder in ihren Augen. Ihre hübschen Mandelaugen, die unter zwei Umständen smaragdgrün leuchten. Wenn sie verärgert ist. Und, wie jetzt, wenn ich die richtigen Worte finde. So kann es passieren dass, während ich mich einmal mehr im Formulieren verliere und mich darüber erkläre, was es ist, was die Welt zusammenhält und welche Rolle jedem Einzelnen zuteil wird, sie mich reden lässt, mich dabei still und aufmerksam betrachtet, bis sich unsere Blicke treffen und ich inne halte, weil es die Tiefe ihres sanften Blickes ist, der alles unwichtig erscheinen lässt, wo doch die Erklärung auf der Hand liegt – es ist Liebe.
„Aber ich könnte krank machen und wir bleiben zusammen, heute und morgen.“ Ihre Idee befällt meine Gedanken wie süßes Gift. Es fühlt sich an wie dieser kurze Moment zwischen Wachwerden und Aufstehen, nachdem der Wecker geklingelt hat. Dieser verführerische Moment des auflehnenden Zögerns. Der stille Protest des Liegenbleibens trotz Erkenntnis, dass der Tag nicht warten kann. Dieser den Zahnrad-Rhythmus strapazierende Moment. Ins Maßlose mündend, wenn der Gedanke Platz greift, „heute mal liegen bleiben“. „Was, wenn wir nur noch heute und morgen haben?“ setzt sie nach. Jetzt entfaltet ihr süßes Gift schmerzvoll seine Wirkung. Es sticht ins Herz. Es schnürt die Kehle zu. Es lässt mich leiden. Liegen bleiben? Wenn auch die fehlende berufliche Perspektive, die Sorge ums Geld, die Unruhe der Gesellschaft nicht Grund genug waren, liegen zu bleiben, ist doch das Ende der Welt ein mehr als guter Grund zu resignieren.
„Was, wenn nichts von dem was die Medien streuen wahr ist?“ bringe ich es auf den Punkt. „Deswegen frage ich dich, wie sehr glaubst du selbst an deine Geschichte?“ verlangt sie zu wissen. „Meine Geschichte?“ spucke ich aus. „Du sagst das, als sei die Geschichte mein Hirngespinst! Zweifelst du etwa an mir?“ Energisch erhebe ich mich vom Tisch. Sie steht fertig angezogen in der Tür zum Zimmer. Mit großen Augen folgt sie meiner Bewegung. Ich gehe zu ihr herum. Und wie ich dann vor ihr stehe, mit müde gespieltem Vorwurf, umarmt sie mich abrupt. Sie drückt sich ganz fest an mich. Ihr Kopf liegt auf meiner Brust. „Liebster“, haucht sie, „niemals!“ Ich presse die Zähne zusammen, stoße Luft durch die Nase aus, entspanne und umfasse ihren zarten Körper. Ich küsse sie auf ihr Haar. Sie hebt den Kopf und kämpft gegen einen schwachen Moment an. Doch das Wasser in ihren Augen kann sich nicht halten und kullert in Form einer dicken Träne ihre Wange runter. Mit einem Nasenrümpfer als Zeichen ihres Unmuts darüber schließt sie ihre Augen und eine weitere Träne kullert auf der anderen Seite. „Ach mein Herz“, tröste ich sie, „du hast ja recht, meine überaus glaubwürdige Geschichte, nicht wahr! Nichts als Hokuspokus! Ich weiß selbst nicht mal, was ich davon halten soll. Aber …“, ich halte sie an ihren schmalen Schultern, schaue in ihr traurig-zartes Gesicht, „ich glaube! Ich glaube ganz fest! Ich glaube an uns! Die Geschichte ist unsere Geschichte. Und unsere Geschichte, die…“, suche ich, „die hat ein Happy End!“ Sie schlägt die Augen auf, ihre Mundwinkel ringen noch um das tendenzielle Vorzeichen, doch gewinnt ihr Lächeln. Ich küsse sie zärtlich auf den Mund. Einen Moment verharren wir noch, dann ist sie weg.

„Die Normalität aufrecht halten“, das ist was die Regierung propagiert. Die lebt nur schon viel zu lange gedanklich auf dem Mond. Die Medien lassen daran keinen Zweifel. Es vergeht kein Tag ohne Schlagzeilen über politisches Versagen, Politiker-Versagen, Versagen der Politik. Die Spitzen der regierungsbildenden wie auch der oppositionellen Parteien bekamen anfangs gar nichts mit. Sie verstanden einfach nicht was es auf sich hatte. Dieses penetrant wiederkehrende Datum, das es wieder und wieder auf die Tagesordnung schaffte. Das doch so gar keine Bedeutung zu haben schien. Also griffen die Parlamentarier mit jederzeit politisch versierter Gestik, die Herren schlugen die Beine übereinander, die Damen fuhren sich durchs Haar, zu ihren technischen Geräten. Der Blick in den Kalender offenbarte ganz klar seine Irrelevanz. Weder für die Bundestagswahl noch für die Landtagswahl, auch nicht für Wähler mobilisierende Kommunalwahlen. Die Herren machten erschrocken dicke Backen − vielleicht die Präsidenten-Wahl im Verband frauenfördernder Unternehmer? Nein, Schwein gehabt! Die Damen machten erschrocken einen schmalen Mund − vielleicht die Präsidentinnen-Wahl im Verband männerfördernder Unternehmerinnen? Nein, Glück gehabt! So sehr waren sie dem Volk entrückt, dass für sie die politische Welt am 21.12.2012 unmöglich aufhören konnte sich zu drehen.

Im Kindle-Shop: Parallelleben

Mehr über und von Caspar Keller auf seiner Facebook-Seite zum Buch.

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21. November 2013

'Zersetzt' von Lena Sander

Dieser Thriller basiert auf wahren Begebenheiten. Die schrecklichsten Storys schreibt oft das Leben selbst. Diese Erfahrung macht die junge Journalistin Julia Hoven, als sie die Hintergründe einer mysteriösen Krankheit recherchiert, an der ihr Vater leidet. Und Julias Vater ist nicht der Einzige ...

Stück für Stück deckt Julia zusammen mit ihrem Kollegen Felix eine haarsträubende Geschichte auf. Als in ihre Wohnung eingebrochen wird und ihr jemand offensichtlich nach dem Leben trachtet, stellt sich heraus: Julia hat sich mächtige Feinde gemacht. Und die werden alles tun, um sie zum Schweigen zu bringen.

Gleich lesen: Zersetzt - Thriller



Leseprobe:
Sie drückte den Klingelknopf neben dem Praxisschild »Dr. Johanna Seifert - Fachärztin für Psychologie« und eine wiederkehrende Melodie war zu hören. Julia hoffte, dass sich die Psychiaterin auch außerhalb ihrer Sprechzeiten, die auf dem Acrylglasschild ausgewiesen waren, in ihrer Praxis aufhielt. Durch die zerrissene Bluse betrachtete sie die Wunde an ihrer Schulter. Das Blut war bereits getrocknet. Sie spürte die gebrochene Rippe, die ihr wenig Luft zum Atmen ließ, und die Prellungen, die sich über einige ihrer Körperregionen verteilten. Dennoch waren dies ihre geringsten Probleme. Ihre linke Hand, deren Hautoberfläche eine Verbrennung zweiten Grades aufwies, war zwar Tage zuvor medizinisch versorgt worden, allerdings vernebelten die starken Schmerzmittel nur ihre Sinne und betäubten kaum die höllischen Schmerzen. Der plötzliche Regenschauer, in den sie auf dem Weg zu Dr. Seifert geraten war, hatte ihren Verband aufweichen lassen. Aus den vollgesogenen Kleidern tropfte das Wasser herab und bildete bereits eine kleine Pfütze auf der Fußmatte. Sie betätigte erneut den Klingelknopf, doch hinter der Tür war kein Klacken von Schuhsohlen zu hören, kein Räuspern, das sie sonst immer vernehmen konnte, kurz bevor Dr. Seifert die Tür öffnete.
Die Bilder tauchten immer wieder auf. Bilder, von denen sie sich nicht verabschieden konnte. Die sich in ihrer Seele eingebrannt und tiefe Narben hinterlassen hatten. Sie kamen jede Nacht, griffen nach ihr, bahnten sich den Weg und zogen sie in den Abgrund ihres tiefsten Unterbewusstseins. Dort wo die Geheimnisse eines jeden Menschen gehütet und vergraben werden bis … ja, bis die Schleuse geöffnet wird.

Nachdem Julia energisch gegen die Tür gehämmert hatte, wurde diese abrupt geöffnet. Frau Dr. Seifert stand etwas benommen vor ihr und strich sich eine Strähne ihrer brünetten Haare, die nicht wie sonst frisch vom Friseur gestylt waren, aus der Stirn. Julia nahm an, dass sich die Psychiaterin gerade selbst auf ihrer Couch etwas Ruhe gegönnt hatte. Seifert hielt sich am Türrahmen fest, als sie Julia in ihrem jämmerlichen Zustand erblickte.
»Großer Gott, Frau Hoven … « Sofort half sie ihr in die Praxis und auf die charakteristische, rote Psychiatercouch, mit der Julia schon einige Male Bekanntschaft hatte machen dürfen.
»Ich brauche Ihre Hilfe, bitte«, brachte Julia gequält hervor.
»Was ist denn geschehen?« Johanna Seifert lief kopfschüttelnd durch die Praxisräume und kam dann mit einigen trockenen Kleidungsstücken und Verbandsmaterial zurück.
»Menschen, Frau Seifert«, keuchte Julia gehetzt. »Menschen die nicht nur dein Äußeres zerstören, sondern da zupacken, wo es noch viel schmerzhafter ist. Die äußeren Narben können heilen, doch die inneren Wunden ganz tief in der Seele bluten weiter.«
Nachdem die Psychologin Julias Verletzungen notdürftig versorgt hatte, schob sie den großen Klubsessel, der unter den Schiebebewegungen verdächtig knarrte, neben das Sofa und ließ sich hineinfallen.
»Ich …«, Julia stockte.
»Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, aber gestern muss etwas Schreckliches passiert sein. Ich weiß, dass ich gewissen Personen durch meine Recherchen seit Wochen schon auf die Füße getreten bin, allerdings weisen meine Erinnerungen große Lücken auf.« Julia lehnte sich zurück und zog die Wolldecke, die auf dem Sofa lag, über ihre Beine.
»Das würde für eine dissoziative Amnesie sprechen, die durch ein Trauma ausgelöst wurde. Dafür ist das explizite Gedächtnis zuständig. Hier werden alle bewusst abrufbaren Ereignisse gespeichert. Es kann Wochen dauern, bis Ihr Gehirn diesen komplizierten Verarbeitungsprozess abgeschlossen hat und Sie sich wieder an alle Fakten erinnern können«, diagnostizierte Frau Dr. Seifert. Julia bekam einen Hustenanfall und spürte dabei den Schmerz, den die gebrochene Rippe verursachte.
»Genau das ist mein Problem. Die Zeit habe ich nicht. Auch wenn ich sonst nichts weiß, aber dass mir die Zeit davonrennt – warum auch immer – kann ich mit Bestimmtheit sagen.« Obwohl es in den kleinen Praxisräumen nicht kalt war, zitterte Julia am ganzen Körper und zog die Decke bis unter ihr Kinn. Frau Dr. Seifert schob die Brille, die auf ihre Nasenspitze gerutscht war, nach oben und sah Julia an.
»Neben den psychoanalytischen Ansätzen könnte auch eine hypnotische Therapie in Betracht kommen. Warten Sie mal ...« Seifert stand auf, ging zu dem großen Aktenschrank in der Ecke, zog die Lade auf, nahm Julias Akte heraus und blätterte darin herum.
»Durch die Hypnose können wir zwar die vergessenen Ereignisse ins Bewusstsein zurück holen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das bei Ihrer Vorgeschichte der richtige Weg ist. Wir müssten weiter in Ihrer Vergangenheit zurück, circa eineinhalb Jahre.«
»Nein«, hörte sich Julia selbst lauter als beabsichtigt sagen. »Nicht dahin zurück. Zwei Monate, das reicht vollkommen, damit ich die Zusammenhänge eruieren kann. Bitte, die Zeit läuft mir davon.«
»Ist in Ordnung«, sagte Frau Dr. Seifert und unterstütze Julia dabei, ihren geschundenen Körper auf dem Sofa abzulegen. Nachdem sich auch die Psychologin in ihrem leicht zerknitterten, roten Designerkostüm wieder in dem Klubsessel niedergelassen hatte, leitete sie mit ihrer gleichbleibend beruhigenden Stimme die Hypnose ein.

Im Kindle-Shop: Zersetzt - Thriller

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20. November 2013

'Berufen - Die Kinder des Schöpfers' von Marnie Schaefers

Der erste Band einer High Fantasy-Trilogie über ein mystisches Gedicht, eine verzweifelte Suche und ein Erbe, das die Welt erschüttert.

Unumstritten ist Auftragsmörder Vlain Moore der Beste seines Faches. Sein neues Opfer, die schüchterne Künstlerin Crevi Sullivan, stellt seine Professionalität jedoch auf eine harte Probe. Nicht nur, dass sie Vlains Gefühlswelt völlig durcheinander bringt, Crevi scheint ihn zudem von seinem Dämon befreien zu können. Denn sie ist die neue Schöpferin – ursprünglich dazu berufen, Menschen in magische Waffen, in Monster wie Vlain eines ist, zu verwandeln …

Doch wie wird Crevi ihre Macht einsetzen? Erliegt sie ihr und folgt ihrer Berufung? Oder gibt sie ihren Gefühlen zu Vlain nach und findet einen neuen Weg der Erlösung?

Gleich lesen: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1)

Leseprobe:
Von nun an musste sie wildem Gestrüpp ausweichen, vor gefährlich aussehenden Pflanzen, die sie noch nie erblickt hatte, zurückweichen und darauf achten, sich nicht mit ihrem Rock in irgendwelchem Gewächs zu verfangen. Ennyd schlug ein forsches Tempo an.
Nicht nur, dass sie sich in der Nacht in einem furchtbaren Labyrinth verlaufen hatten, zusätzlich drohte Crevi den Anschluss an ihren Führer zu verlieren. Schon bald war er ihr um einige Schritte voraus und es sah nicht aus, als wolle er seinen Schritt ihr zuliebe drosseln. Mit seinen langen Beinen konnte sie nur schwerlich mithalten.
Ihre Lungen begannen zu schmerzen und ihre Beine wurden schwerer. Sie wollte dem Dieb zurufen, er solle auf sie warten, doch sie brachte nicht den Mut auf, sich bemerkbar zu machen – gerade so, als riskiere sie durch lautes Rufen ein namenloses Unheil auf sich aufmerksam zu machen. Und das wollte sie unter allen Umständen verhindern.
Je tiefer sie ins Dickicht vordrangen, desto unheimlicher wurde ihr.
Voller Nervosität verfolgte Crevi, wie sich Wolkenfetzen, schauriger Banner gleich, vor den Vollmond schoben, dessen milchiges Licht mehr und mehr verblasste – ganz ähnlich ihre Hoffnung jemals wieder zurückzufinden.
Obwohl sie bereits glaubte, sie würde alsbald den Anschluss verlieren, blieb sie abrupt stehen. Keuchend stützte sie die Hände auf die Knie und bemerkte verwundert, dass auch ihr Begleiter stehen geblieben war. Sie konnte ihn kaum erkennen. Die rabenschwarze Nacht verschluckte ihn.
Während ihr noch das Blut in den Ohren rauschte und das Stechen in ihrem Unterleib unerträglich wurde, überspülte sie unerwartet eine kalte Erkenntnis. Irgendetwas stimmte nicht.
»Ennyd!«, zischte sie so leise wie möglich, als könne sie jeden Moment die Aufmerksamkeit einer im Dunkeln verborgenen Bestie auf sich ziehen. Der Wald war stockfinster. Sie konnte kaum die Hand vor Augen sehen und es dauerte mehrere Sekunden, bis sie sich soweit an den Lichtmangel gewöhnt hatte, um genauere Konturen ihrer Umgebung wahrnehmen zu können.
Der Dieb stieß einen tiefen Seufzer aus und kam gemächlichen Schrittes zu ihr zurück. Schlagartig beschleunigte sich ihr Herzschlag.
Ihre innere Unruhe war wohl auch Ennyd nicht entgangen. »Was ist, meine Liebe?« Crevi war außerstande etwas hervorzubringen. Alles, was sie spürte, war das Gefühl einer unmittelbaren Gefahr durch ihn.
Ennyd trat an sie heran und wollte sanft ihr Kinn anheben, damit sie ihm in die Augen sah, aber Crevi schlug nach seiner Hand und wich zurück.
Abwehrend hob er die Hände. »Schon gut, was ist denn los?«
»Komm nicht näher«, stieß sie hervor.
»Gott, Crevi! Was habe ich dir denn getan?«, wollte er wissen. Während seiner Vorwärtsbewegung fiel ein schwacher Strahl Mondlicht auf seine Gesichtshälfte mit der Augenklappe, wo er sofort von kristallklarem Eis zurückgeworfen wurde, das sich mit hoher Geschwindigkeit über seine Wange ausbreitete.
»Bleib zurück«, wiederholte sie. Es sah jedoch nicht danach aus, als leiste er ihrer Bitte Folge.
Plötzlich blieb sie an einer hervorstehenden Wurzel hängen und stolperte. Sie schaffte es gerade noch, ihren Sturz abzufangen. Doch ehe sie sich wieder erheben konnte, war er über ihr.
Groß, dunkel und bedrohlich.
Rückwärts schob sie sich mit den Händen durch das Laub, während sie verzweifelt versuchte, ihren Fuß zu befreien, der sich mit einem ihrer Stiefelriemen an dem Sprössling verfangen haben musste.
Ohne zu zögern beugte Ennyd sich zu ihr hinab, ging ganz dicht neben ihr in die Hocke.
»Jetzt beruhig dich erst mal wieder«, sprach er langsam auf sie ein, ohne sie aus den Augen zu lassen. Noch immer versuchte Crevi, sich aus der Wurzel zu befreien. Schließlich griff er nach ihrem Schuh und zog ihn ohne große Mühe aus der Schlinge. »So, ich würde jetzt gerne wissen, was los ist«, fuhr er seelenruhig fort.
Jetzt, da sie es wieder konnte, zog Crevi die Beine zu sich heran und wollte aufspringen, hätte er sie nicht schnell am Arm gefasst. Sein eisblaues Auge funkelte sie gereizt an. »Könntest du mir bitte erklären, was dein Problem ist?«
Sie schüttelte nur den Kopf.
»Verdammt, Mädchen, ich will dir doch nichts tun!«
»Weiß ich das mit Bestimmtheit?«, flüsterte sie kaum vernehmlich und bevor er zu einer Erwiderung ansetzen konnte: »Ich weiß, was hier nicht stimmt.«
War es doch nicht Ennyd?
»Und zwar…?«
»Sei still«, forderte sie ihn auf und erhob sich langsam.
»Was?«
»Psst!« Crevi lauschte angestrengt in die Dunkelheit. »Hörst du das?«
Er schaute sie nur verwirrt an und löste langsam den Griff um ihren Arm. »Ich höre nichts.«
»Ganz genau das ist es ja«, erklärte sie mit zitternder Stimme. »Ich höre auch nichts. Absolut nichts.« Hatte sie den Weg über gelegentlich das Rascheln von Mäusen im Gebüsch, die Schreie von Vögeln und das Rauschen des Windes vernommen, so herrschte nun völlige Stille. Es war, als hätte jedes Leben den Wald verlassen.
»Was hat das zu be…?« Bevor der Dieb seine Frage zu Ende formulieren konnte, riss ihn etwas von den Beinen.
Crevi wurde in eben jenem Moment abrupt nach hinten geschleudert. Ihr blieb nicht einmal Gelegenheit einen Schrei auszustoßen, so brachial wurde ihr die Luft aus den Lungen gepresst. Hustend schnappte sie nach Luft und hielt sich die Brust, während sie versuchte, die Situation zu erfassen.
Etwas Vierbeiniges und Schlankes drückte Ennyd mit seinem Körper zu Boden und schnappte ohne innezuhalten nach seiner Kehle.

Im Kindle-Shop: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1)

Mehr über und von Marnie Schaefers auf ihrer Facebook-Seite.

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7. November 2013

'Diva Liebe. Unerwartet eins' von Sabine Sigl

Eine fantastische Liebesgeschichte. Sissy Sander hat wirklich das Zeug, zur Prada- und High-Heels-Fraktion zu gehören: Single, hübsch, erfolgreiche Nachrichtensprecherin bei einem Radiosender, witzig und klug. Doch das will sie einerseits gar nicht (na ja, vielleicht einmal im Jahr) und andererseits hat Sissy mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Da ist ihr neuer Chef, der kein gutes Haar an ihrer Arbeit lässt, und da sind Schatten aus ihrer Vergangenheit, die Sissy nicht zur Ruhe kommen lassen. Und da ist ihr Selbstwert. Jämmerlich und klein. Was nützt es Sissy, in so einer Situation ihrem Traummann über den Weg zu laufen?

Dabei ist Alessandro DeMonti, italienisch-stämmiger Österreicher, vermutlich der schönste und klügste Mann auf dieser blauen Kugel. Was Sissy nicht wissen kann, ist außerdem, dass ein elendes Pack an Taugenichtsen – sie nennen sich selbst die „Reiter der täglichen Apokalpyse“ – aus Aletheia beschließt, sich genau ihre Radioredaktion vorzuknöpfen. Super. Angst, Wut, Zorn, Ärger und Neid fallen über die ahnungslosen Redaktionsmitglieder her. In Aletheia, einer geheimnisvollen Simultanwelt, existieren zum Glück aber auch ganz andere Geschöpfe. So erhält Sissy unerwartet Hilfe von Wesen, an deren Existenz sie nie geglaubt hätte. Ihr Weltbild ist bis in die Grundfesten erschüttert und doch sind sie so real wie ihr Mikrofon …

Eine Liebesgeschichte, die sich mit nichts vergleichen lässt und die Sie in die fantastische Welt Aletheias entführt. Diva Liebe kratzt an den Grenzen des Denkbaren.

Gleich lesen: Diva Liebe. Unerwartet eins.: Liebesroman.

Leseprobe:
Nach ihrem Treffen mit Mia war Sissy direkt nach Hause gefahren. Jetzt lag sie auf ihrem Bett. Es ging ihr so schlecht, dass sie, seit sie nach Hause gekommen war, nicht ein einziges Mal Nachrichten im Internet oder im Teletext gelesen hatte. Für sie ein Zeichen, dass es ihr wohl sauschlecht ging. Kein Interesse an Nachrichten bedeutete für Sissy - kurz vor dem Sterben.
Voll angezogen, die Arme unter dem Nacken verschränkt, versuchte Sissy ihrem Schlafzimmer-Plafond zu entlocken, wie es mit ihrem Leben weitergehen solle. Ihre Decke blieb dummerweise standhaft und schwieg eisern.
Tanzend wirbelten ihre Gedanken über das Parkett der Aussichtslosigkeit. Aufhören, kündigen, Markus die Meinung sagen? Hey, ich bin echt gekränkt! Pah, hab ich eine Wut!
Jeder negative Gedanke schien immense Anziehungskraft auf weitere, noch schlimmere Gedanken auszuüben. So wurde Sissys Stimmung von Gedanke zu Gedanke, von Minute zu Minute, schlechter, depressiver, bis Sissy im Selbstmitleid zu ertrinken drohte. Was wirklich bedrohlich war, angesichts der Tatsache, dass hier in ihrem Schlafzimmer ganz sicher kein Schönling mit einem Rettungsring um die Ecke biegen würde.
Sie war nicht mehr so gut wie früher. Zu oft unkonzentriert. Abgelenkt. Mit ihrer traurigen Grundstimmung eigentlich ohnehin eine Belastung für die gesamte Redaktion. So würde sie auch keinen anderen Job mehr finden. Am liebsten hätte sie laut »Mama! Papa! Helft mir doch! Was soll ich tun?« geschrien.
Wie armselig war aber das dann wieder, mit sechsunddreißig nach den Eltern zu rufen?
Keine Tränen, du bist ein starkes Mädchen, lautete ihr innerliches Mantra. Dumm war nur, dass weder ihr Kopf noch ihr Bauch ihren Aufmunterungsversuchen Glauben schenkte. Und ihre Augen sowieso nicht.
In diesem Moment läutete es an Sissys Wohnungstüre.
Himmel, wer will denn jetzt was von mir? Ich glaub, ich bin einfach noch nicht zu Hause, redete sich Sissy ein.
Erfolglos. Denn wer auch immer an der Türe war, wusste, dass Sissy schon daheim war, denn nun läutete es Sturm.
Mühevoll quälte sie ihren gefühlte hundert Tonnen wiegenden Körper aus dem Bett, quer durchs Wohnzimmer, hinein ins Vorzimmer, und während die eine Hand die Türe langsam aufzog, wischte die andere automatisch noch einmal schnell übers Gesicht. Keine Tränen mehr. Gut.
„Sissy! Gut, dass du da bist. Ich muss dir was erzählen.“
Und schon war Andrea, eine von Sissys Freundinnen, durch die Tür gehuscht. Während sich Sissy erst langsam umdrehte (hey, hundert Tonnen zu rangieren war eben nicht einfach), saß Andrea bereits auf ihrer weißen Ledercouch im Wohnzimmer.
Sissy kam erst gar nicht dazu Andrea zu begrüßen, denn Andrea war in Fahrt. Ein unzähliges weiteres Mal prasselte die Gerölllawine Andreas gesamten Elends ungebremst auf Sissy ein.
„Dieses Arschloch von Werner hat mir doch glatt ein Email geschickt, in dem steht, dass er mit Amelie nicht Silvester feiern kann! So schaut es aus. Er will unsere Tochter ja eh gar nicht sehen. Immer diese Gefühlsduselei! Von wegen er leidet so unter der Trennung von Amelie. Schwachsinn! Und jetzt, jetzt hat er gar keine Zeit für sie. Termine! Sicher, doch. Dieses Würstel! Das lasse ich ihm diesmal nicht durchgehen, er soll sie ruhig zu Silvester nehmen.“
Erwartungsvoll hielt Andrea inne. Vermutlich wollte sie sicher sein, dass Sissy auch wirklich zugehört hatte und die Bedeutungsschwere ihrer Botschaft angemessen würdigte.
„Ja, aber du wolltest Amelie doch sowieso am Vierundzwanzigsten und am Einunddreißigsten bei dir haben, um mit ihr zu feiern, oder?“ Sissy verstand die Aufregung nicht.
„Ja, eh! Trotzdem, der Idiot muss endlich einmal kapieren, dass er mit mir nicht so umspringen kann. Das ist doch eine Riesensauerei! Ich mach auf Alltag mit der Kleinen. Schule, ihr beim Lernen helfen, zum Tennis führen und so. Dafür bin ich gut genug. Aber der Arsch pickt sich die Rosinen aus dem Kuchen. Ein nettes Wochenende hier, ein kleiner Ausflug da, und Amelie himmelt ihn an, weil das alles so toll ist. Mit ihrem Wunderpapa und seiner neuen Frau! Nein, so nicht. Nicht mit mir. Ich schicke ihm die Amelie am Siebenundzwanzigsten, und dann soll er sie von mir aus am zweiten Jänner wieder bringen. Der hat sicher schon etwas anderes, cooleres am Silvesterabend vor, als mit seiner Tochter zu feiern. Aber das werde ich ihm gründlich versauen.“
Sissy versuchte krampfhaft, irgendeine Art von rotem Faden in Andreas Gedankengängen zu finden. Nachdem sich ihrem behäbig agierenden Geist auch nach einiger Grübelei Andreas Logik nicht erschloss, musste Sissy nun doch nachfragen.
„Also, Andrea. Du willst nicht, dass Werner immer die tollen Sachen mit Amelie unternimmt? Aber du willst auch nicht mit deiner Tochter gemeinsam Weihnachten und Silvester feiern oder die gesamten Ferien mit ihr verbringen, was irgendwie für Amelie jedoch eigentlich zu den super Sachen gehört, die sonst immer nur der Papa mit ihr macht? Ehrlich? Andrea, entschuldige, aber das verstehe ich jetzt nicht.“
Dabei sah sie Andrea direkt in die Augen, die sofort körperlich zurückwich.
Diesen Torpedoangriff der Ratio schnell verdrängend schüttelte Andrea ihre Geheimwaffe aus dem Ärmel: Die vor Selbstmitleid triefende, leidende Stimme, gepaart mit einem in sich hilfsbedürftig wirkenden Körper.

"Diva Liebe. Unerwartet eins." im Kindle-Shop

Mehr über und von Sabine Sigl auf ihrer Website zum Buch.

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5. November 2013

'Treppensturz' von Tine Sprandel

Ein Kurzroman aus der Reihe "Quick, quick, slow - Tanzclub Lietzensee", einem Gemeinschaftsprojekt verschiedener Autoren mit Geschichten aus dem Leben eines Tanzvereines.

Eine Tänzerin der Latein-Formation, Rita Färber, sitzt verstört, mit den Händen vor dem Gesicht, auf der Treppe im Hinterhof des Tanzclub Lietzensee. Vor ihr die Leiche ihres Tanzpartners Frederik Tapis. Während die Polizei den Tatort sichert, versucht Rita Erinnerungsfetzen zusammenzuführen. Sie entdeckt, dass ihr Exfreund Holger Flimms aus ihrer Münchner Heimat eine leidenschaftliche Rolle spielt. Wer trägt die Schuld?

Lesermeinung: "Dieses Buch ... verbindet die Liebesgeschichte mit Krimi-Elementen und einem sublimen gesellschaftskritischen Blick auf die Macht von Social Media."

Gleich lesen: Treppensturz (Quick, quick, slow - Tanzclub Lietzensee)

Leseprobe:
Rita sollte jetzt die Hände vom Gesicht nehmen, sich der Kommissarin vorstellen. Sich vernehmen lassen. Doch die Hände klebten an ihrem Gesicht. Sie konnte sie nie wegbewegen. Dann müsste sie dem Scherbenhaufen ins Auge sehen. Besser gesagt, der Leiche Frederik, die so gar nichts mit einer Kostbarkeit gemeinsam hatte, über deren Scherben man trauern konnte. Was für ein schreckliches Gefühl. Wie konnte sie nur so von einem Menschen denken? Frederik lag gekrümmt auf dem Boden. Die Augen geöffnet, ein Bein zu weit abgewinkelt, die Hose am Hintern zerrissen. Sein Gesichtsausdruck war ruhig und freundlich, durch die geöffneten Augen ein wenig starr. Der nette junge Mann. Tut alles für den Verein. Irgendetwas war gut an Frederik, sie hatte es nur vergessen.

Freitagabend im Tanzverein
Werner und seine Frau mussten Mama und Papa nicht groß überreden. Sie warteten schon darauf, am Abend mit in den Verein zu gehen. In seinen Tanzverein. Werner war nur Schatzmeister, behauptete aber, hier ginge nichts ohne ihn. Mama jubelte. Sie sagte zu Rita: „So findest du bestimmt schnell Anschluss.“
„Keine Sorge“, scherzte Werner, „Ich stelle dich vor, doch ich werde dich nicht bewachen. Wir tanzen eigentlich im Tanzkreis vorher, aber heute gehen wir in die spätere Gruppe; da sind mehr Fortgeschrittene dabei. Eine gute Gelegenheit, möglichst viele kennenzulernen.“
„Der Tanzclub Lietzensee zog vor ein paar Jahren aus Kosten- und Platzgründen von Charlottenburg hierher nach Kreuzberg“, erklärte Christina, während sie vom Paul-Lincke-Ufer in eine Seitenstraße abbogen. „Er belegt in diesem alten Gewerbegebäude fast eine ganze Etage. Das Gebäude wurde natürlich komplett saniert.“
Sie parkten und steuerten auf ein vierstöckiges Gebäude aus der Gründerzeit zu. Balkone und Fenster waren mit Zierrat aus Putzstuck überzogen.
„Nicht so ein abgehobelter Hinterhof neben einem Sexshop wie in München!“ Mama fand das Berliner Ambiente großartig, Papa hielt sich zurück. Er redete nur vom Tanzen. Er forderte Werner auf, sich um seine Tochter zu kümmern, mit ihr zu tanzen, den anderen im Club zu zeigen, wie gut sie sei. Zum In-den-Boden-versinken. Zum Glück machte Werners Frau eine Szene. „Wir sind nicht mehr so jung und sportlich wie Rita. Wir trainieren, um unser mittleres Niveau zu halten!“
Im Vorraum des Clubs, vor allen Leuten, versäumte Christina es nicht, auch auf Werners Arbeit als Politiker hinzuweisen und dass, so sehr er das Tanzen liebe, deswegen zu ihrem Leidwesen der Tanzkreis oft ausfiele.
„Hier ist ein junger Mann, der eine Tanzpartnerin sucht“, bemerkte sie mit einem Kopfnicken zu einem Typen mit glatt gegelten schwarzen Haaren.

Rita zog sich um. Dann stellte Werner sie den anderen vor. Papa und Mama kannten einige von einem Turnier in Frankfurt. Sie betraten zusammen den großen Saal. Graue Wände um Parkettboden. Rita fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen, aber die Atmosphäre im Raum tröstete. Ein langer hagerer Trainer leitete den Tanzkreis: Hans-Dieter. Er sah nicht aus wie Hans-Dieter, eher wie Jens oder Louis. Drahtig, behend, zu dünn und ein wenig übermüdet. „Ines ist krank, sorry, ich springe für sie ein “, entschuldigte er sich.
Rita beobachtete Christina, die besitzergreifend ihren Arm auf Werners Schulter legte, damit er gar nicht auf die Idee käme, sich als Patenonkel verpflichtet zu fühlen. Auch recht. Rita schlenderte an der Wand entlang und spähte aus den quadratischen Fenstern auf den Hinterhof. Das Gelände war ziemlich langgezogen: In den hinteren Gebäuden waren kleine Firmen untergebracht, eine Druckerei, ein Fotoatelier und verschiedene Büros, so stand es auf den Transparenten an der Hauswand. Alles wirkte herrlich provisorisch.
Papa und Mama schienen verunsichert und erst als die Musik begann, entspannten sie sich. Das Aufwärmen schadete nicht, danach wollte Rita sich davonstehlen.
Dann kam es anders. Der Typ mit den gegelten schwarzen Haaren sprach sie an.
„Ich hab gehört, du bist der neue Star aus München?“
„Oh, alles Übertreibung“, gab Rita zurück. Der Typ war schon ziemlich alt, bestimmt fast dreißig.
„Wieso tanzt du nicht?“, fragte er.

"Treppensturz" im Kindle-Shop

Mehr über und von Tine Sprandel auf ihrer Website.

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4. November 2013

'Alles wird gut ...' von Mario Arend

Ein frech-fröhliches Buch. Knut Kamillo, ehemaliger Showmoderator, hat alle Hände voll zu tun. Erst seit einem Monat ein Engel, soll er im Auftrag seines Chefs, dem lieben Gott, die Welt retten.

Aus dem Mauerblümchen Monika Maulwurf soll er eine liebestolle Amazone, aus dem verlogenen Politiker Peter Pocke, einen ehrenwerten Mann machen. Dann erhält er seinen schwersten Auftrag: Der entflohene Massenmörder, Manfred „das Messer“ Macke, soll von ihm gezähmt und zur Rückkehr in den Knast bewogen werden …

Gleich lesen: Alles wird gut...

Leseprobe:
Seit einem Monat war der große und gut aussehende Knut nun ein Engel. So richtig hatte er sich daran noch nicht gewöhnt. Gerne hätte er noch seinen 50. Geburtstag auf der Erde gefeiert, aber drei Wochen vorher hatte sein jetziger Chef anscheinend neue Pläne mit ihm.
Er war ein sehr hilfsbereiter Engel, der es nach seinem Showmaster-Dasein nun in vollen Zügen genoss, die Zeit auf der Erde mit seiner Lieblingsbeschäftigung – „Shop until you drop“ – zu verbringen.
Knut flanierte gerade, nichts ahnend, in einem gigantomanischen Kaufrausch, mit 12 Tüten bepackt, über die Düsseldorfer Königsallee. Momentan wurde Tüte 13 in einer Edelboutique bis zum Anschlag gefüllt.
Er sah so aus, wie man sich einen typischen Engel vorstellt. Weißes langes Gewand, blonde kurze Haare, Sandalen und natürlich mit überdimensional großen Flügeln auf dem Rücken, die er aber nie einsetzte, da es durchaus schnellere Fortbewegungsmöglichkeiten gab.
Wie jeder Engel besaß er jedoch die Fähigkeit, sich ohne sein Zutun seiner Umgebung anzupassen. Die Menschen sahen ihn also je nach Situation, zum Beispiel morgens im Bademantel, mittags in Jeans und Pullover und abends im Anzug. Man könnte sagen, ein himmlisches Chamäleon.
„EIN BISSCHEN GRAS MUSS SEIN, DANN IST DIE WELT VOLL SONNENSCHEIN!“
Vor Schreck über den laut tönenden Handy-Klingelton ließ Knut alle Einkaufstüten auf den schlafenden Schäferhund eines Mittellosen fallen. Der biss einem Passanten schlagartig in den Fuß, was den Bettler wiederum freute. Er nutzte nämlich die Aufregung, um sich mit den Tüten schnell aus dem Staub zu machen.
Auf der Erde bestimmten die Handybesitzer ihren Klingelton, im Himmel war das durchaus anders. Der Anrufer konnte auswählen, welches Bild und der dazu passende Klingelton, auf dem Handy des Angerufenen erscheinen sollte.
„Gott, bist Du das?“
„Nenn´ mich nich´ Gott sondern Chef, wenn Du da unten vor Leuten sprichst, kapiert?“
„Geht klar Chef.“
„Wo bist Du überhaupt? Mein GPS zeigt Dich auf der Düsseldorfer „Kö“ an. Solltest Du nicht in der Kirche sein?“
„Ähm, ja…ich bin hier in einer Einkaufspassage, weil ich – ähm – Kerzen, ja genau, Kerzen für die benachbarte Kirche kaufen musste, die hatten da keine mehr und…“
„Den pinkfarbenen Pullover auch noch, Herr Kamillo?“ wurde Knut von einem extrem tuntig sprechenden Verkäufer der Boutique unterbrochen.
„Pst, das ist mein Chef! Ich bin gleich wieder bei Ihnen.“
„Pinker Pullover? Lass´ das Knut! Pink ist unkeusch und für warme Brüder. Ich habe eine Mission für Dich!"

"Alles wird gut ..." im Kindle-Shop


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