30. Januar 2015

"Eichenweisen: Das Geheimnis von Connemara" von Felicity Green

Als die achtzehnjährige Alice nach einem Unfall aus dem Koma aufwacht, spricht sie plötzlich eine andere Sprache. Sie hat die Erinnerungen einer anderen Person aus einer anderen Zeit … und an eine verbotene Liebe. Alice begibt sich in Irland auf die Suche nach Spuren von Ciara, dem Mädchen, das nun ein Teil von ihr ist und droht, ihre Persönlichkeit immer mehr einzunehmen. In Connemara muss sie am eigenen Leibe erleben, dass keltische Mythen mehr als nur Märchen sind und dass das Geheimnis eines alten irischen Volkes auf mysteriöse Weise mit ihrem Schicksal verknüpft ist.

Welche Rolle spielt Dylan, Ciaras große Liebe, der ihren tragischen Tod auf dem Gewissen hat? Er will Alice um jeden Preis beschützen, doch jetzt droht er auch ihr zur Gefahr zu werden. Wird sie seinetwegen ihr Herz und ihr Leben verlieren? Oder wird es Alice gelingen, Ciara Gerechtigkeit zu verschaffen, ohne dabei sich selbst aufzugeben?

»Eichenweisen« ist der Auftakt der spannenden Romantic-Fantasy-Reihe »Das Geheimnis von Connemara«.

Gleich lesen: Eichenweisen: Das Geheimnis von Connemara (Connemara-Saga 1)

Leseprobe:
Ich kam langsam zu mir und war völlig desorientiert. Meine Lippen formten die Worte, die in meinem Kopf entstanden. Das war schwer genug und ich hatte nicht die Energie, darüber nachzudenken, was ich sagte oder wie es sich anhörte. Heraus kam ein krächzendes: »Wo bin ich?«
Meine Eltern schauten mich mit sorgenvollen Mienen und Tränen in den Augen an. Ich lag in einem Bett, das nicht meins war. Das Zimmer, in dem ich mich befand, war weiß gestrichen und spartanisch eingerichtet. Ich sah alles nur undeutlich und mein Kopf schmerzte dumpf.
»Alice«, flüsterte meine Mutter. Weitere aufgeregte Worte folgten, die ich nicht verstehen konnte. Als ich auf ihre Hand hinunterblickte, die meine umschloss, sah ich Schläuche an meinem Handgelenk. Alles um mich herum wurde noch verschwommener. Wieder sagte meine Mutter etwas, diesmal mit Nachdruck. Dann schwand mein Bewusstsein. Erschöpft ließ ich mich gerne von der Dunkelheit übermannen und versank in einen traumlosen Schlaf.
Als ich wieder aufwachte, konnte ich klarer sehen. Meine Eltern und ein Mann im weißen Kittel schauten auf mich herunter. Der dumpfe Schmerz in meinem Kopf war zu einem leichten Pochen mutiert und meinem Verstand gelang es nun, Schlussfolgerungen darüber zu ziehen, wo ich war.
»Was ist passiert?«, rief ich panisch.
Meine Mutter schüttelte den Kopf und fing an zu weinen. Mein Vater wandte sich dem Arzt zu und sprach mit gerunzelter Stirn. Der Arzt schaute mich mit ernsten Augen an, sagte auch etwas in der fremden Sprache und deutete auf seine Lippen.
»Ich höre Sie gut«, rief ich laut, als ob er der Schwerhörige wäre. Und dann leiser, frustrierter: »Ich verstehe einfach nicht, was Sie sagen.«
Wir starrten uns alle schweigend an. Obwohl ich die Worte nicht verstehen konnte, so gelang es mir doch, in den Augen des Arztes und meiner Eltern die verschiedenen Emotionen zu lesen. Besorgnis, Verwirrung … Angst. Doch Angst vor was - vor mir? So kam es mir einen flüchtigen Augenblick lang vor. Ich warf den Kopf auf dem Kissen hin und her, als ob ich so abschütteln könnte, was sich anscheinend wie Spinnenweben um meinen Verstand gelegt hatte.
Der Arzt redete in beruhigendem Ton auf meine Eltern ein und begleitete sie aus dem Zimmer. Ich schaute ihnen hilflos nach, dann richtete ich mich auf und bewegte meine Gliedmaßen. Nichts tat wirklich weh, abgesehen von meinem Kopf und dem rechten Oberschenkel, der sich wund anfühlte. Ich wollte hier nicht bleiben, ahnungslos, was mit mir geschah, nicht wissend, wo meine Eltern hingegangen waren. Ich wollte nach Hause, in meinem Bett schlafen, und dann zu der Vertrautheit eines gemeinsamen Frühstücks mit meiner Familie wieder aufwachen, wo diese Episode mit einer einfachen Erklärung lachend als schlechter Traum abgetan wurde.

Im Kindle-Shop: Eichenweisen: Das Geheimnis von Connemara (Connemara-Saga 1)

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29. Januar 2015

"Gestrandet in der Zeit" von Bernard Mondae

Francis Stevens, desillusioniert nach einem harten Kampfeinsatz bei den Royal Marines sehnt sich nach einem zivilen Job. Sein Bachelor in Geschichte hilft ihm leider nicht weiter, weswegen er die finanziellen Zuwendungen einer Unbekannten annehmen muss.

Die verlangten Gegenleistungen klingen merkwürdig – Alt-Irisch und Reiten lernen. Nach einem brutalen Überfall wird ihm klar, in was für eine gefährliche Sache er hineinschlitterte.

Unversehens ist er GESTRANDET IN DER ZEIT und Teil einer tödlichen Auseinandersetzung, in der drei Frauen über sein weiteres Schicksal entscheiden. Eine ist in ihn verliebt, die zweite spinnt Intrigen. Für die dritte ist er nur Spielzeug. Langweiliges Spielzeug wird getötet.

Gleich lesen: Gestrandet in der Zeit

Leseprobe:
Francis Stevens hatte geglaubt, alle typischen Besucher eines Pubs in Glasgow zu kennen. Dart-Spieler, deren Fähigkeit, die Pfeile zielsicher in den vorher angesagten Sektor der Scheibe zu werfen, das Publikum beeindruckte. Männer, die am Tresen lehnten und entweder über den Chef jammerten, Ehefrauen, Geliebte oder das Leben allgemein. Menschen, die gute Livemusik schätzten und das lockere Gespräch mit Freunden. Seit kurzem war Francis sicher, eine neue Kategorie von Besuchern entdeckt zu haben - völlig Verrückte!
Eine Frau, die der neuen Kategorie entsprach, saß ihm gegenüber. Ihr kurzes, braunes Haar schimmerte seidig im Licht der Deckenlampen. Anscheinend hatte sie eine Vorliebe für teure Lederjacken. Zu ihrer schlanken Figur passten sie, vielleicht wollte sie sich jünger machen. Er schätzte die Frau auf Mitte dreißig. Ansonsten zeigte sie ihr Vermögen deutlich. An den Ohren blinkten Edelsteine einer Sorte, die Francis nicht identifizieren konnte, die Uhr sah ebenfalls teuer aus. Sie hieß Maggie Thornton, viel mehr wusste er nicht über die Fremde.
Im Gegensatz zu früheren Begegnungen hatte sie heute erstmals eine Begleiterin dabei. Das geschätzt höchstens zwanzig Jahre alte Mädchen trug ihr braunes Haar hüftlang. Es umrahmte ein schmales Gesicht. Leider hatte sie bisher kein Wort gesprochen. Wieder so eine Sphinx, die keinen Einblick in ihre Gefühlswelt gestattete. Sie kleidete sich normal mit Shirt, einer Jeans, einem bunten Halstuch. Zumindest in dieser Hinsicht teilte sie nicht die Extravaganz der älteren Begleiterin.
Francis fragte sich, ob beide miteinander verwandt waren. Zumindest geistig verband sie viel. Großzügiges Schweigen selbst auf einfache Nachfragen zu ihrem Leben und die Liebe zu Gesprächsthemen, die man zumindest als grenzwertig ansehen konnte.
„Haben Sie eigentlich nie Angst, dass irgendwann nette Menschen in weißen Kitteln kommen und Ihnen eine Zwangsjacke anbieten?“
Die ältere Frau behielt ihren gleichmütigen Gesichtsausdruck bei. Francis glaubte, ein leicht arrogantes Schmunzeln zu erkennen.
„Bedaure, Captain Stevens. Ich habe vor ganz anderen Dingen Angst, dem wahren Horror. Im Gegensatz zu Ihnen bekämpfe ich meine Probleme nicht mit Bier. Wir sind erst knapp eine Stunde hier und Sie haben das dritte Pint angefangen.“
„Sie können mich mal!“ Francis griff nach dem halbleeren Glas, hielt für einen Moment inne. Tatsächlich das dritte Pint? Er zuckte mit den Schultern und trank einen großen Schluck. Albernes Geschwätz dieser Thornton! Wen kümmerte es?
„Finanziell sind Sie bisher nicht schlecht mit uns gefahren“, fuhr Maggie fort. „Als Captain der Royal Marines verdienten Sie mehr. Aber das gaben Sie etwas voreilig auf. Sie können dem Bösen nicht entkommen, wenn es auf der Suche nach Ihnen ist. Man muss sich dem Schicksal stellen.“
Francis Stevens faltete die Hände auf dem Tisch. Eigentlich hatte er keine Lust darüber zu reden, seine Vergangenheit war Maggie bekannt. Trotzdem gab er die Hoffnung nicht auf, dass sie die Beweggründe endlich begriff.
„Ich bin bisher gut im Verstecken und halte daran fest. Das Schicksal hat mir schon genug Ärger bereitet. Sie haben null Ahnung vom Geräusch einer explodierenden Sprengfalle, dem Geschrei der Männer und den Versuchen eines Sanitäters, noch etwas zu retten. Dabei kannten alle die Nutzlosigkeit. Es gab Gründe für meinen Abschied aus dem Militärdienst. Es waren keine voreiligen Entschlüsse! Merken Sie sich das!“
Maggie Thornton hob skeptisch ihre Augenbrauen. Francis erkannte eine Spur von Arroganz.
„Helmand-Provinz in Afghanistan. Eine Staubschüssel und ein Glutofen im Sommer. Es kann einen fertigmachen, das gebe ich zu. Jeder hat sein Helmand, Captain, ich führe meinen eigenen brutalen Krieg. Leider darf ich nicht kündigen.“
„Schwachsinn!“
Erstmals trank Maggie aus ihrem Bierglas, ignorierte geflissentlich das wütende Gesicht ihres Gegenübers. „Wie laufen die von uns bezahlten Studien in Alt-Irisch?“
Francis runzelte die Stirn. Der Themawechsel ging für ihn verdächtig schnell über die Bühne. Andererseits kam es ihm gelegen.
„Gut! Es ist für mich merkwürdig, dass der Lehrer das Üben der Aussprache so betont. Ich kann inzwischen etwa tausend Jahre alte Schriften problemlos lesen und übersetzen. Aber niemand spricht dieses Zeug heute noch. Alt-Irisch ist so tot wie Latein.“
Maggie wechselte mit der Frau neben ihr einen Blick, beide schmunzelten. Die Jüngere griff in ihre Jacke, holte einen Briefumschlag hervor.
„Wir sind mit den Fortschritten zufrieden“, erklärte sie. Sie sprach jedes Wort betont und langsam aus, als stünde es im Oxford-Lexikon. Die völlige Abwesenheit von Dialekt irritierte Francis. Mädchen in dem Alter hatten normalerweise einen typischen Slang. „Es ist Zeit für den nächsten Auftrag. Sie finden in dem Umschlag genügend Geld zur Deckung Ihrer Lebenshaltungskosten. Als Gegenleistung besuchen Sie ab morgen ein Gestüt in Newton Mearns und nehmen Reitstunden.“
„Reiten?“ Francis konnte nicht anders, als sein Glas in einem Zug auszutrinken. Diese Frauen waren tatsächlich verrückt. „Wozu soll ich das lernen?“
„Wir halten es für sinnvoll. Die Antwort muss Ihnen reichen.“
Für Francis klang das eine Spur zu provokant. Er wollte wieder zum Glas greifen, erinnerte sich eine Sekunde zu spät, dass es leer war. Grimmig verschränkte er die Arme vor der Brust.

Im Kindle-Shop: Gestrandet in der Zeit

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28. Januar 2015

"Danach: Morgengrauen" von Scott Nicholson

Ein postapokalyptischer Thriller. Der Anfang vom Ende. Als Wissenschaftler der NASA außergewöhnlich intensive Sonnenaktivitäten bemerken, werden ihre Warnungen ignoriert. Kurz darauf kommt es zu Kommunikationsstörungen, Stromausfall und einem Zusammenbruch der technologischen Infrastruktur. Die extreme Sonnenstrahlung hat auch eine unvorhergesehene Nebenwirkung – eine Unterbrechung der Impulse im menschlichen Gehirn. Milliarden von Menschen sterben. Sie haben Glück gehabt ...

Es handelt sich hier um eine kurze Prequel-Novelle zur postapokalyptischen Danach-Reihe. Die darin geschilderten Ereignisse spielen sich vor Band 1 (Der Schock) ab. Die Lektüre ist jedoch keine Voraussetzung für das Verständnis von Band 1.

Gleich lesen: Morgengrauen: Ein postapokalyptischer Thriller (Danach 0)

Leseprobe:
Die Sonne sah aus wie eine gigantische Käsepizza, gebacken im heißesten Ofen der Hölle.
Dr. Daniel Chien starrte stirnrunzelnd auf den Bildschirm, wobei ihm der sich kräuselnde Käse weniger Sorgen bereitete als die aufsteigenden Blasen der roten Sauce. Jede Blase platzte mit einer Kraft von einhundert Milliarden Tonnen TNT und spuckte dabei elektromagnetische Strahlung in das Sonnensystem. Chien war sich natürlich bewusst, dass es sich bei der Pizza eigentlich um einen gewaltigen Stern handelte, um den sich die Erde und andere Planeten drehten, aber die Technik hatte das Ereignis auf die Ebene einer Reality-TV-Sendung ohne Werbeunterbrechungen reduziert.
Sir Isaac Newton ist beinahe erblindet, weil er in die Sonne gestarrt hatte, während ich in der Lage bin, es gefahrlos in der gemütlichen Umgebung meines klimatisierten Arbeitsplatzes zu tun.
Die Bilder, die das Solar Dynamics Observatory aufzeichnete, waren ein Wunder moderner Technik. Nicht nur, dass das satellitengestützte Observatorium eine kontinuierliche Beobachtung der Sonnenaktivitäten in Echtzeit ermöglichte, es nutzte auch eine Reihe von Solarkollektoren als Energiequelle. Die Daten erlaubten es Chien und anderen Wissenschaftlern, die elektromagnetischen Schwankungen der Sonne, die Sonnenwinde, die Sonnenfleckenaktivitäten und die Teilchenstrahlung zu studieren.
Die Ehrfurcht einflößende Schönheit des Systems hatte Chien von seiner Lehrtätigkeit an der Johns Hopkins Universität hierher gelockt. Schon als Kind in Vietnam war er von der Sonne als Lebensspenderin fasziniert gewesen. Die labile Position der Erde auf ihrer Umlaufbahn im genau richtigen Abstand zur Sonne war als etwas Wundersames einzustufen, auch wenn Chien darauf bedacht war, Diskussionen über Wissenschaft und Glauben zu vermeiden. Für ihn waren Wunder eben Wunder und bedurften keiner weiteren Verkomplizierungen. Sollten Ruhmsüchtige wie Newton doch die Schlagzeilen der Wissenschaftsgeschichte beherrschen, während Arbeitsknechte wie Chien Stück für Stück das Reservoir des Wissens erweiterten.
Andererseits trug seine Arbeit als Forscher nicht dazu bei, seine Wertschätzung der Sonnenmythen zu vermindern. Schließlich gab es kaum eine bessere Metapher für menschliche Selbstüberschätzung als Ikarus, der zu nah an die Sonne heranflog und dem deshalb die Flügel schmolzen.
Die Sonne, so pflegte Chien seinen Freunden zu sagen, war einfach cool.
Er empfand noch immer eine kindliche Freude an den Echtzeitbildern der Sonne, die in einer Vielzahl von Spektren aufgenommen wurden und für die Allgemeinheit auf der Webseite der NASA zugänglich waren. Eine Anordnung von hochentwickelten Instrumenten maß unterschiedliche Wellenlängen und bot zwei Dutzend Möglichkeiten, Sonnenphänomene zu beobachten und zu messen. Die Hauptansicht war diejenige, die nun seine Aufmerksamkeit auf sich zog, und obwohl er sich des launischen Temperaments der Sonne sehr wohl bewusst war, gefielen ihm die unregelmäßigen Ausbrüche auf ihrer Oberfläche nicht.
Jemand lässt die Pizza anbrennen.
»Katherine?«, sagte er, um die andere diensthabende Wissenschaftlerin in den Räumen des SDO im Goddard Weltraumzentrum auf sich aufmerksam zu machen. Dr. Katherine Swain war ein paar Jahre älter als er, hatte zwanzig Jahre bei der NASA auf dem Buckel und hegte keinerlei romantische Gedanken, was die Sonne betraf.
»Ja?«, antwortete sie und blickte genervt von ihrem Laptop auf. Sie hatte Daniel anvertraut, dass sie unter »familiären Problemen« litt, und Daniel hatte eine höfliche Besorgnis an den Tag gelegt, ohne sich nach Details zu erkundigen. Was auch bedeutete, dass er sie in Ruhe ließ, solange nichts Wichtiges passierte. »Sieht aus wie unregelmäßige Plasmaaktivität.«
»Wir befinden uns in einer unregelmäßigen Phase«, verkündete sie, ohne das wegzuklicken, mit dem sie sich gerade beschäftigt hatte. »Der Mond hat seine Tage.«
Ähnlich wie Frauen, der Mond oder andere natürliche Objekte, durchlief auch die Sonne nahezu perfekt vorhersagbare Verhaltenszyklen. Sonnenzyklen dauerten etwa elf Jahre und das Studium von Radionukliden im arktischen Eis hatte es den Forschern ermöglicht, eine genaue Geschichte der Sonne über verschiedene geologische Epochen hinweg zu schreiben. Obwohl die Zyklen erkennbaren Mustern folgten, herrschte allgemeine Übereinstimmung darüber, dass der derzeitige Zyklus zu den aktivsten zählte, die jemals festgehalten worden waren.
»Es ist nicht nur normal unregelmäßig«, sagte er. »Es ist verrückt.«
»Ah, kommt jetzt der große Knall?«, stichelte Katherine. »Tippe, sie hätten auf dich hören sollen, oder?«
Chien hatte als Mitglied einer Kommission, die die Anfälligkeit des Landes bei einem Angriff mit elektromagnetischen Impulsen einschätzen sollte, vor einem Unterausschuss der amerikanischen Streitkräfte ausgesagt. Er hatte vor den Auswirkungen massiver Sonneneruptionen gewarnt, aber seine Katastrophenszenarien waren von der als wichtiger eingeschätzten Gefahr tieffliegender Atomraketen in den Hintergrund gedrängt worden. Das Militär konnte nicht gegen die Sonne kämpfen und es konnte sich auch nicht mehrere Milliarden Dollar an Steuergeldern sichern, indem es die Angst der Regierung vor der Sonne schürte. Ganz abgesehen davon, dass terroristische Bedrohungen viel mehr Sexappeal besaßen als Wahrscheinlichkeitsrechnungen.
Im vergangenen Jahr hatte Chien einen Bericht mitverfasst, der ein düsteres Bild vom Versagen der Infrastruktur nach einer massiven Sonneneruption zeichnete und von der »größten Umweltkatastrophe in der Geschichte der Menschheit« sprach. Seitdem nannten Katherine und die anderen SDO-Wissenschaftler Chien ironisch »Dr. Apokalypse«.
Chien hatte sich in seiner ruhigen Art nicht erschüttern lassen. Außerdem war es nicht wirklich eine Frage des »Ob«, sondern des »Wann«. Doch nicht einmal Chien hatte erwartet, dass das »Wann« jetzt sein würde.

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27. Januar 2015

"Im Lada zu Karl Marx: Eine Woche Addis Abeba" von Alex Tannen

Eine Woche Addis Abeba – zugegeben, das ist ungewöhnlich. Während man in anderen Metropolen spielend mehrere Wochen verbringen kann, ist die äthiopische Hauptstadt arm an klassischen Attraktionen. Und schön, gar duftend ist die „Neue Blume“ nicht – doch auch alles andere als verwelkt: Sie sprießt und wechselt nach grauer sozialistischer Zeit langsam ihre Farbe. Als Afrika-Fan reizte es Alex Tannen, in eine Großstadt einzutauchen, die fast alle Gäste nur auf der Durchreise erleben: mit Dornröschen-Bahnhöfen, Zugfriedhöfen und sowjetischen Schrotttaxis mit Ostalgiefaktor - der beim Karl-Marx-Denkmal, eingeweiht von Erich Honecker, rasch wieder verflog.

Alex Tannens viertes Afrikabuch. Mit elf Bildern und einer Karte.

Gleich lesen: Im Lada zu Karl Marx: Eine Woche Addis Abeba

Leseprobe:
Addis Abeba, 2. August 2014. Die Lufthansa-Maschine ist nach der Zwischenlandung in Jiddah, Saudi Arabien, nur noch zur Hälfte gefüllt. Schnell zerstreuen sich am Bole International Airport von Addis Abeba die Fluggäste: keine Schlangen bei der Einreise, nur zehn Minuten Warten auf mein Visum (20 Dollar), mein Koffer dreht schon seine Runden auf dem Gepäckband. Dann bin ich draußen.
Doch wo ist der Fahrer? Ich sollte doch durch das Hotel abgeholt werden. Auch wenn ich es als Teil meines Urlaubserlebnisses ansehe, mich vom Flughafen zum Stadtzentrum durchzukämpfen – was oft heißt: ahnungslos mit Taxifahrern den Fahrpreis auszudiskutieren –, so genieße ich es inzwischen, ins Hotel chauffiert zu werden. Selbst wenn mir dabei die ersten Abenteuergeschichten durch die Lappen gehen.
Es ist noch früh am Abend, doch in der Empfangshalle ist kaum ein Mensch zu sehen. Auf den Zetteln der drei, vier anderen Fahrer steht mein Name nicht. Also doch raus, vor die Tür, ins Dunkle, und nervige Preisverhandlungen starten? Einige Fahrer sprechen mich schon in der Halle freundlich an.
Ist etwas schief gelaufen, soll ich mal im Hotel anrufen? Ich schaue auf meine Uhr, die ich längst eine Stunde vorgestellt habe. Es ist 20:15 Uhr – dabei sollten wir doch erst um 20:45 Uhr landen. Muss ich den Zeiger noch mehr vorstellen? Ich gleiche die Zeit mit der Flughafenuhr ab. Alles richtig. Die Fluggesellschaften planen offenbar viel Puffer ein. Wir sind mit Verspätung in Frankfurt abgeflogen, aber trotzdem mehr als eine Stunde zu früh angekommen.

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26. Januar 2015

"Der Fluchpalast (Froebius. Im Bannkreis des Unheimlichen 4)" von Norman Nekro

Für sich, ihre Geschäfte und ihre Familien ließen zwei superreiche italienische Brüder östlich der kleinen Stadt am Main einen Palast errichten, um den sie so mancher Fürst beneiden würde. Aber schon die Bauarbeiten standen unter einem bösen Stern. Arbeiter verunglückten tödlich, Mauereinstürze und Brände verzögerten immer wieder die Fertigstellung. Doch so richtig als »Fluchpalast« kam das Prachtanwesen erst ins Gerede, als die Bauherren und ihre Angehörigen am Tag der Einweihungsfeier spurlos verschwanden.

Keiner wusste, warum oder wohin. Da niemals Menschen in der riesigen Luxusresidenz gewohnt haben, verfiel sie seit mittlerweile über vierzig Jahren. Doch das allgemeine Missfallen über die spätbarocke Halbruine schlug in Angst und Entsetzen um, als man im Park plötzlich einen prominenten Toten fand, dem das Herz noch zu Lebzeiten aus dem Leib gerissen worden war.

Professor Dr. Johann Jakob Fürchtegott Froebius erhält vom städtischen Polizeicommissär den offiziellen Auftrag, das Verbrechen aufzuklären. Im Zuge seiner Nachforschungen muss der Medicus zunächst hautnah und in allen Einzelheiten miterleben, wie ein bronzener Mörder sein schauriges Werk an einem weiteren Opfer verrichtet. Danach überschlagen sich die Ereignisse – und Froebius findet sich plötzlich in der Lagunenstadt Venedig wieder. Hier, in der Heimat der Erbauer, soll er dem grausigen Geheimnis des Fluchpalastes auf die Spur kommen ...

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Leseprobe:
Sanft glucksend schlugen die Wellen gegen den Holzbord des altersschwachen Nachens. Mit einem tiefen Ächzer legte sich Bartel Häcklein in die Ruder, um der trägen, aber dennoch kräftigen Strömung zu entkommen und den Kahn ans rechte Mainufer zu lenken. Dort, wo das Flüsschen aus dem Vogelsberg einmündete und die kleine herzoglich-nassauische Stadt wie eine planlos zusammengewürfelte Ansammlung von Spielzeughäusern im Mondlicht der lauen Juninacht schlummerte, lag das Ziel des dicklichen Achtzehnjährigen.
Der Fluchpalast!
So jedenfalls wurde das spätbarocke Schloss mit dem unvergleichlichen Ausblick auf das Mainpanorama von den Bürgern genannt. Teils mit Abscheu vor dem baulichen Schandfleck, teils aber auch in Furcht vor irgendwelchen Dingen, die dort nicht ganz geheuer schienen. Denn die eines Fürsten würdige Prunkresidenz verfiel nicht nur seit über vierzig Jahren zur Ruine, es hatte auch keinen einzigen Tag je ein Mensch darin gewohnt.
Mit hektischen Ruderschlägen steuerte Bartel den Fischerkahn hart an der Landspitze zwischen den beiden Flüssen vorbei und suchte nach einer Anlegestelle möglichst nahe der Schlossmauer. Das war gar nicht so einfach, da der solide befestigte städtische Uferbereich ein beliebter Ankerplatz für Fracht- und Lastschiffe aller Art war. Auch in dieser Nacht versperrte ein undurchdringliches Gewirr aus Bordwänden, Relings, Segelmasten und sonstiger Takelage jeglichen wasserseitigen Zugang zur Kaimauer.
»Zum neunmal Geschwänzten«, knurrte der junge Mann. Gleich würde es von Sankt Justinus Mitternacht schlagen und er war noch immer nicht zuhause. Anlass genug für seinen Vater, den ehrbaren Bader Lambert Häcklein aus der Brandgasse, ihm wieder mal dumme Fragen zu stellen.
Soll er doch!
Trotzig begehrte es in dem Achtzehnjährigen auf.
Solange der Alte von meinen Geschäften nichts mitbekommt, kann mir das egal sein!
Schwer atmend vor Anstrengung ruderte er an den Kähnen entlang. Zu dieser nächtlichen Stunde dümpelten sie, von allen Mannschaften verlassen, wie schlafend vor sich hin. Als das Boot des jungen Mannes einen stählernen Ladekran passiert hatte, kam nicht weit hinter diesem ersten und bislang einzigen lokalen Symbol zeitgemäßen technischen Fortschritts endlich ein Holzsteg in Sicht. Die robuste Bohlenkonstruktion ragte zwischen den Schiffsleibern weit in den Fluss hinein. Mit einem behäbigen Rumpeln dockte der Nachen dort an.

Mehr stolpernd als steigend hastete Bartel prustend und schnaufend die Stufen hinauf. Sie gehörten zu einem elegant geschwungenen Aufgang, der am unteren Ende des Schlossgartens eine kleine barocke Brunnengalerie umschloss. Mittelpunkt und Blickfang des Ensembles hatte nach dem Willen der Erbauer ein dekorativer Wasserspeier in Form eines bronzenen Drachens sein sollen. Das geflügelte Ungeheuer hockte heute zwar immer noch im Zentrum eines muschelförmigen Beckens. In den langen Jahren der durch Vernachlässigung und Verfall erzwungenen Funktionslosigkeit war die gesamte Anlage aber innen wie außen dermaßen verrottet, dass nur noch eine mühselige Komplettrenovierung die Figur wieder zum Leben hätte erwecken können.
Doch der Eindringling hatte dafür keinen Blick übrig.
Mit der einen Hand die Krempe seines Zylinders festhaltend, an der anderen eine abgeschabte Ledertasche, eilte er über die heillos verwilderte Rasenfläche auf die ehemals prächtigen, jetzt aber vom Zahn der Zeit stark angenagten Sandsteinsäulen des Eingangsportals zu. Aufgeregt schwangen die Schöße seines samtenen Promenadenrocks im Rhythmus der Schritte mit. Der pausbäckige Handwerkersohn liebte es, in Kleidung und Auftreten vielleicht nicht gerade einen Adeligen, zumindest aber doch einen wohlsituierten Bourgeois nachzuahmen. Ebenfalls sehr zum Verdruss seines Vaters, denn dieser hätte aus dem jungen Mann gern einen ehrbaren Nachfolger für seine Badstube gemacht.
Aber dafür war Bartel Häcklein nicht zu haben.
Ihm stand der Sinn nach Höherem.
Das Eintrittsgeld in die besseren Kreise gedachte sich der Achtzehnjährige durch seine, wie er es immer nannte, »Geschäfte« zu beschaffen. Dass es sich dabei um betrügerische Machenschaften oder ganz gewöhnliche Diebstähle handelte, hatte er bislang geschickt vor der Welt verbergen können.
Dies galt auch für seinen nächtlichen Ausflug auf dem Main.
Genauer betrachtet war das eher eine Flucht. Denn in der Ledertasche befand sich eine wertvolle Kollektion von Ringen, Halsketten und anderem Schmuck. Ausnahmslos echtes Gold, Silber, Perlen und Edelsteine. Zusammengestohlen in den reichen Bürgervillen der großen Freien Stadt Frankfurt, die nur wenige Kilometer flussaufwärts, dafür aber jenseits der Grenzen des Herzogtums Nassau lag. Hier, im Machtbereich des Landesherrn Wilhelm I, war Bartel nicht nur vor den Nachstellungen der Frankfurter Polizeicommissäre sicher. Er kannte auch einen verschwiegenen Hehler, bei dem man die Beute diskret loswerden konnte. Und das mit einem phantastischen Gewinn!

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23. Januar 2015

"Lisa, Ben und Tim: Der zweite Kaha-Fischer-Krimi" von Ingrid Glomp

Im Mittelpunkt des zweiten Kaha-Fischer-Krimis stehen die drei Psychologiestudenten Lisa, Ben und Tim. Alles beginnt damit, dass eine Joggerin Lisas Leiche entdeckt. Die junge Frau hat sich anscheinend in der vorangegangenen Nacht an einem Baum erhängt. Doch hat die lebenslustige und bei allen beliebte Lisa sich tatsächlich selbst getötet oder war es Mord? Und welche Rolle spielt Udo Müller-Ernst, der Professor, dessen Seminar Lisa, Ben und Tim besuchten? Wie sich zeigt, war Lisas Tod erst der Anfang und schnell entwickelt sich der Fall zu einem der schwersten, die der Mannheimer Kommissar Kaha Fischer und sein Kollege Christian Heim je lösen mussten.

Jeder Band der Reihe bildet eine abgeschlossene Geschichte und kann für sich allein stehen. Das Buch umfasst ca. 14000 Wörter. Es handelt sich also um einen kurzen Kurzroman oder um einen sehr langen Kurzkrimi.

Gleich lesen: Lisa, Ben und Tim: Der zweite Kaha-Fischer-Krimi

Leseprobe:
„Ich habe etwas Rotes durch die Bäume schimmern sehen“, sagte die junge Frau in Joggingkleidung. Sie zeigte dorthin, wo Mitarbeiter der Polizei gerade die Leiche vorsichtig in einen Transportsarg legten.
„Und dann …“, sie holte Luft, „und dann habe ich sie entdeckt. Das Rote war ihr Pulli. Ich wusste nicht … Ich meine, war es richtig, dass ich sie da so hab hängen lassen? Sie war eindeutig tot.“ Aus verweinten Augen schaute sie die Kommissare Kaha Fischer und Chris Heim unglücklich an.
Die beiden waren schon eine knappe halbe Stunde am Tatort. Doch sie hatten sich zunächst die Tote und die direkte Umgebung angeschaut, damit die Leiche möglichst schnell abtransportiert werden konnte.
„Sie haben alles völlig richtig gemacht“, beruhigte Chris die Zeugin.
Kaha sagte nichts und betrachtete nur stirnrunzelnd die Neugierigen, die begannen, sich an der Absperrung am Waldweg herumzudrücken und die Hälse zu verrenken. Erstaunlich, dass an einem Sonntagmorgen in diesem kleinen Waldstück etwas außerhalb der Mannheimer Innenstadt überhaupt schon jemand unterwegs war.
„Sie haben also nichts angerührt?“, fragte Chris nun. Die Joggerin schüttelte den Kopf.
Chris blätterte in seinen Notizen. „Ihr Notruf ging um 8:05 Uhr bei uns ein. War das direkt, nachdem Sie die Tote entdeckt hatten?“
„Jja. Vieleicht z-zwei oder drei Minuten später. A-Aber auf k-keinen Fall mehr.“ Die junge Frau begann zu zittern.
„Und Sie haben die Tote heute zum ersten Mal gesehen?“
Sie nickte.
Chris machte sich auch dazu eine Notiz.
Kaha wurde unruhig. Aber er sah ein, dass Chris so gründlich fragen musste. Es war erstaunlich, was Zeugen einem manchmal nicht sagten. Besonders, wenn sie unter Schock standen.
„Wir haben ja Ihren Namen.“ Chris klappte sein Notizbuch zu. „Sie haben einen Schock, was kein Wunder ist. Brauchen Sie einen Arzt?“
Kopfschütteln.
„Holt Sie zumindest jemand ab?“
„Jjja. M-Mein F-Freund.“ Die Zeugin zeigte auf einen jungen Mann hinter der Absperrung. Ihre Zähne klapperten laut und vernehmlich.
„Das gefällt mir nicht. Es gibt bei dieser Sache zu viele offene Fragen: Ist sie wirklich auf den Baum geklettert und hat den Strick dort verknotet? Wo hatte sie das Seil überhaupt her?“ Kaha hatte sich offensichtlich inzwischen seine eigenen Gedanken gemacht.
Er fuhr fort: „Es gibt nichts, keinen Felsbrocken, keinen Baumstumpf, auf dem sie gestanden haben könnte. Wann und wie hat sie den Kopf in die Schlinge gesteckt? Sicher, man könnte sich komplizierte Szenarien vorstellen: Sie hat auf dem Ast sitzend den Kopf in die Schlinge gesteckt und sich dann langsam sinken lassen. Was zu einem schrecklichen Todeskampf geführt hätte, von dem es keine Spur gibt. Sie hätte sich mit dem Kopf in der Schlinge fallen lassen können, was aber durch die Wucht zu irgendeiner Art von Würgemalen geführt haben sollte.“
„Und solche Würgemale sind nicht vorhanden“, warf Chris ein.
„Sie hätte sich an den Baumstamm klammern, die Schlinge um den Hals legen und sich dann in diese hineinfallen lassen können. Es finden sich aber keine Spuren von Baumrinde auf ihrer Kleidung — was sich auch nur schwer erklären lässt, wenn sie auf den Baum geklettert ist und den Strick dort oben an dem Ast festgebunden hat.“
„Womit wir wieder beim Anfang wären.“
„Außerdem sind die Abriebspuren an dem Ast ziemlich ausgeprägt“, sagte Kaha, ohne seinen Kollegen zu beachten.
Chris nickte.
Kaha sprach aus, was sie beide dachten: „Als habe jemand die Tote an dem Strick hinaufgezogen.“
Chris legte abwiegelnd den Kopf schief. „Warten wir ab, was die Experten dazu sagen. Vielleicht können wir es einfach nur nicht ertragen, dass so ein junges Ding sich das Leben genommen hat.“
Aber wenigstens wussten sie, um wen es sich bei der Toten handelte.

Die Umhängetasche der Verstorbenen hatte unten an dem Baumstamm gelehnt, als die Polizei eintraf. Laut den Papieren, die eine Streifenpolizistin darin fand, handelte es sich bei der jungen Frau um Lisa Baumann. Ihre Wohnung befand sich in der Mannheimer Innenstadt, ganz in der Nähe des Marktplatzes.
„Bin ich froh, dass wir einmal nicht die Hinterbliebenen informieren müssen“, sagte Chris, während sie auf das betreffende Haus zugingen.
„Ich auch“, stimmte Kaha ihm zu. Die Eltern des toten Mädchens lebten in einem kleinen Ort irgendwo in Norddeutschland und die dortigen Kollegen waren vermutlich in diesem Moment auf dem Weg zu ihnen.
Chris wollte gerade den Schlüssel, den sie ebenfalls in der Umhängetasche gefunden hatten, in das Schloss der Haustür stecken, da sagte Kaha: „Moment, da stehen zwei Namen neben der Klingel.“
Sie verzogen das Gesicht. Dann läutete Kaha. Mehrmals.
Schließlich ertönte der Türsummer. Im dritten Stock empfing sie ein verschlafenes junges Mädchen mit zerrauften Haaren an der Wohnungstür.
„Frau Theobald?“, fragte Chris. Sie nickte. Chris stellte sich und Kaha vor und beide zeigten ihre Dienstausweise.
„Es geht um Lisa Baumann“, ergänzte Chris.
Laura Theobald drehte sich zum hinteren Teil der Wohnung um und brüllte: „Liiisa.“
So behutsam wie möglich erklärten die beiden Kommissare dem jungen Mädchen, weshalb sie gekommen waren. Wie sich herausstellte, waren Laura und Lisa vor etwa einem halben Jahr gleichzeitig in die Zweier-WG eingezogen, die der Vermieter zusammengestellt hatte.
„Aber wir haben uns von Anfang an super verstanden“, sagte Laura. Ihr Gesicht hatte jegliche Farbe verloren und sie war kraftlos auf einem Stuhl in der kleinen Küche zusammengesunken. Unbeholfen standen die beiden Männer um sie herum. Schließlich setzte auch Kaha sich auf einen der Stühle an dem schlichten Holztisch und Chris tat es ihm gleich.
„Tot aufgefunden? Was bedeutet das? Wo, wie?“, fragte Laura.
„Es sieht so aus, als habe sie sich das Leben genommen“, sagte Kaha vorsichtig.
„Das Leben genommen? Neinneinnein. Auf keinen Fall. Nicht Lisa.“ Eine zarte Röte stieg in Lauras Gesicht. „Sind Sie überhaupt sicher, dass es sich bei der Toten um Lisa handelt?“ Lauras Stimme wurde lauter und klang zornig. „Sie kommen hier einfach her …“
Im nächsten Moment war sie aufgesprungen und rannte den Flur entlang. Sie riss die Tür am Ende des Gangs auf. „Lisa“, sagte sie laut. Dann etwas leiser noch einmal: „Lisa?“
Inzwischen hatten Kaha und Chris sie eingeholt und sahen, was Laura verstummen ließ. Das Bett in dem Zimmer war leer und sah aus wie frisch gemacht.

Im Kindle-Shop: Lisa, Ben und Tim: Der zweite Kaha-Fischer-Krimi

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22. Januar 2015

"Die Freiheit reich zu werden" von Tim Engelau

Die Frage, ob ein erfülltes Leben oder Geld wichtiger ist, wird für viele zum »Charaktertest«. Dabei ist die Einsicht, dass beides auseinander hervorgeht, Jahrhunderte alt. Sich selbst vor diese Wahl zu stellen, ist ein Beispiel für eine der vielen Beschränkungen, die uns unter angreifbaren moralischen Maximen anerzogen wurden. Sie steht sowohl unserem Lebensglück als auch Erfolg und Wohlstand im Wege.
Tim Engelau zeigt an antiken und modernen Konzepten, dass wir uns auf Erfolg und Glück »polen« können, wenn wir die in uns wirkenden Mechanismen verstehen und nutzen lernen.

Leicht verständlich und unter Einbeziehung der wichtigsten Reichtumsklassiker erläutert er, dass alles miteinander zusammenhängt und wir nur (erfolg-)reich werden können, wenn wir die Macht der Gedanken und Wünsche von Grund auf einsehen und anwenden lernen. Wenn wir uns konsequent dazu entschließen, das Potential unserer Komplexität auszuschöpfen und unseren Traum zu leben. Anhand von einfachen Praxisübungen und wirksamen Tipps legt der Autor dar, wie wir uns jederzeit die Freiheit erarbeiten können, reich zu werden.

Gleich lesen: Die Freiheit reich zu werden

Leseprobe:
Für die meisten Menschen gehört reich werden zur Vorstellung von einem perfekten Leben. Seit ich zurückdenken kann, war es auch bei mir so. Reichtum war erst ein Stoff, aus dem Märchen und Geschichten waren, dann ein elementarer Bestandteil einer sorglosen Zukunft, an die ich aber trotz aller Präsenz nie ernsthaft glauben konnte. Wie auch? Unter normalen Umständen schafft es nach allgemeinem Verständnis niemand zu wahrer Sorglosigkeit und Überfluss. Besondere Bedingungen und eine gute Portion Glück müssen hinzukommen.
Ich habe mich trotzdem gegen diese Unwahrscheinlichkeit gestemmt und die Herausforderung angenommen. Schon während meiner Hochschulzeit arbeitete ich für große Produktionen, das Studium lief nebenher. Ich war bereit, alles zu geben und erreichte einiges, Reichtum aber ganz sicher nicht. Alles, was ich anfasste, wurde kurz zu Gold, dann zerfiel es zu Staub.
Trotzdem habe ich nicht aufgegeben. Fast 15 Jahre habe ich alles durchgemacht. Ich habe bis zur Erschöpfung gearbeitet. Geld gewonnen, Geld verloren, viel verdient und immer wieder unter Geldknappheit gelitten. Ich habe mich selbstständig gemacht, große Projekte bearbeitet und Trophäen gesammelt, aber immer wieder vor dem Nichts gestanden. Wie von magischer Hand geführt, kam ich immer in die Nähe meiner Träume, glitt aber zielsicher an ihnen vorbei.
Obwohl ich mir u. a. als fähiger Sanierer komplexer »Problemunternehmen« einen Ruf erworben hatte, konnte ich mir irgendwann selbst nicht mehr glauben, dass ich je mein Leben ändern und sanieren würde. Ich war müde und glitt in »niedere Jobs« und »Parallelwelten« ab. Erst, als ich in einer dieser Parallelwelten, in denen ich mich in gewisser Weise vor mir und der »realen Welt« versteckte, einen besonderen Menschen traf, konnte ich mich wieder aufraffen. Er erkannte mein Potential und hielt mir vor Augen, dass das Pech, welches ich zu erleiden meinte, kein Pech oder Zufall war, sondern durch meine Gedanken und Konditionierungen folgerichtig immer wieder hergestellt wurde.
Er half mir, die in mir wirkenden Gedankenmuster zu identifizieren und meine Blockaden zu lösen. Er zeigte mir, dass alles jederzeit zu meinen Füßen gelegen hatte, ich aber nicht in der Lage gewesen war, es zu sehen und aufzusammeln. Mit seiner Hilfe änderte ich meine Art, die Dinge zu betrachten, und in erstaunlich schneller Zeit änderte ich mein Leben.
Ich nahm meine Selbstständigkeit wieder auf und gab meine Erfahrungen an Unternehmen und Personen weiter. Ich verinnerlichte das »Geheimwissen« für Reichtum, schöpfte mein Potential aus und erlebte so Erstaunliches dabei, dass ich einen Teil meiner Zeit von nun an darauf verwendete, anderen ein Stück weit diesen Weg zu weisen.
Entgegen der landläufigen Meinung geht es beim Reichwerden nicht um die Frage, ob wir ein erfülltes Leben oder Reichtum wählen, sondern um die Einsicht, dass beides auseinander hervorgehen muss. Der Begriff Überfluss hat im Zeitalter des Turbokapitalismus einen schlechten Ruf, aber richtig verstanden und angewendet führen innerer Überfluss und Reichtum auch zu einem Überfluss an Gütern. Und nicht etwa umgekehrt.
Wir werden einige Zeit brauchen, um dieses »Geheimwissen« in seiner Tiefe zu verstehen. Wie in so vielen anderen Bereichen schafft man auch hier erst den Durchbruch, wenn man den Kern der Erkenntnisse aus theoretischer und praktischer Perspektive hinreichend umkreist hat. Aus diesem Grund werden die theoretischen Erläuterungen von vielen einfachen, aber wirksamen Praxisübungen flankiert, die dich nach und nach vom Denken übers Vorstellen und Glauben ins Tun führen.
Dieser Ratgeber soll vermitteln, was genau diese einfachen aber in der Umsetzung komplexen Reichtumsgeheimnisse beinhalten und wie du sie für dich nutzen kannst. Auch aus einer persönlichen Motivation heraus habe ich mich um eine fassbare und möglichst komplette Darstellungsweise bemüht:
Als ich begann, mich mit dem Reichwerden zu beschäftigen, habe ich Reichtumsratgeber förmlich verschlungen. Alle enthielten gute Ansätze, aber immer fehlte mir etwas. Auch deswegen habe ich mich entschieden, dieses Buch zu schreiben. Es versucht, alle guten Konzepte und Gedanken der gängigen Ratgeber – vermengt mit eigenen Gedanken und Erfahrungen – zu einem vollständigen System zusammenzufügen, das bei jedem wirkt, der es ernst meint. Dieses Buch enthält somit alles, was du brauchst. Es ist deine Entscheidung, es beiseite zu legen oder die Chance beim Schopfe zu greifen.
Ohnehin liegt alles in deinem Leben in deinen Händen. Du kannst die Chancen nutzen oder sie vorbeiziehen lassen. Du kannst einige Stunden deines Lebens in die Lektüre dieser Zeilen investieren und dir Jahre des Haderns ersparen und reich werden oder du kannst z. B. darauf verweisen, dass du gerade keine Zeit oder kein Geld hast.
Du kannst daran glauben, dass alle guten Versprechen in Bezug auf Reichtum Hokuspokus und Betrug sind oder du kannst entdecken, wie viel magischer Hokuspokus uns in den einfachsten Dingen und Weisheiten offenbart wird. Du kannst dein Leben weiter führen und pleite sein oder du kannst es ändern. Es liegt an dir. Wenn du wirklich willst, kannst du (fast) alles.

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21. Januar 2015

"Die Pilotenkonferenz" von Harald Mayer

Warum Sie entscheiden wie Sie entscheiden - ein Roman mit Lerneffekt.

Verstehen, wie Entscheidungen zustande kommen. Vor allem Ihre eigenen. Erfahren Sie, was Sie dabei führt und beeinflusst, oft ohne Ihr Wissen. Lernen Sie sich selbst besser kennen. Mit 'Der Pilotenkonferenz' lesen Sie dazu kein Fachbuch, sondern einen Roman, der Wissen kurzweilig 'en passant' vermittelt.

Tom, Absolvent mehrerer Eliteuniversitäten, ist einer anonymen Einladung zu einem Kongress über Entscheidungsfindung gefolgt. Einerseits ist er neugierig, was es für ihn noch zu lernen gibt, andererseits ist ihm die Veranstaltung suspekt: Warum wird so ein Geheimnis um diese Tagung gemacht, und wer und welche Interessen stecken wirklich dahinter? Während er neue Erkenntnisse gewinnt, hecken dunkle Mächte einen perfiden Plan aus.

Gleich lesen: Die Pilotenkonferenz: Warum Sie entscheiden wie Sie entscheiden - ein Roman mit Lerneffekt

Leseprobe:
Ein Mann im fortgeschrittenen Alter, offenbar nicht mehr weit von seiner Emeritierung entfernt, betrat die Bühne und positionierte sich hinter dem Rednerpult. Er legte ein paar Blätter mit handschriftlichen Notizen vor sich auf den Stehtisch.
„Kennt irgendjemand hier im Saal Hoko? Nein? Das habe ich mir fast gedacht. Hoko kennt nur, wer jemals eine meiner Vorlesungen oder einen meiner Vorträge gehört hat. Die allermeisten werden ihn dennoch kennen, allerdings unter einem anderen Namen. Hoko ist mein Spitzname, wenn Sie so wollen, für den Homo oeconomicus. Denn, schließlich bin ich Ökonom und ‚Hoko‘ geht doch wesentlich einfacher und schneller von den Lippen als ‚Homo oeconomicus‘. Und außerdem klingt es nicht so seriös und – wie soll ich sagen – so korrekt und vielleicht auch unfehlbar wie der wissenschaftliche, aus dem Lateinischen stammende Begriff." „Das ist Professor Mons, ein führender Vertreter der Verhaltensökonomie“, flüsterte Toms Sitznachbar ihm zu. „Vielleicht ein bisschen schrullig, aber ein hervorragender Wissenschaftler“.
„Homo oeconomicus, na toll, habe ich doch schon das ganze Studium lang rauf und runter gehört, was soll ich denn da noch lernen?“, dachte Tom missmutig.
„Hoko ist ja, wenn Sie so wollen, ein strenger Prinzipienreiter. Die Volks- und Betriebswirte unter ihnen durften seine Charaktereigenschaften ja ausführlich studieren und können das bestätigen. Nur – ganz so ernst wie zu Beginn meiner Karriere kann ich ihn mittlerweile nicht mehr nehmen. Das haben mich nicht nur meine Forschungsarbeiten, sondern auch meine Lebenserfahrung gelehrt. Hoko ist kein Bruder Leichtfuß, das möchte ich nicht behaupten, aber man sollte ihm auch nicht alles bedingungslos abkaufen. Auch wenn ich mit diesen Aussagen an den Fundamenten der klassischen Wirtschaftstheorie rüttele, mit meiner Meinung stehe ich längst nicht mehr alleine da.“
„So, so“, dachte Tom und stellte sich bildlich vor, wie diese schmächtige Person in ihrem grauen Anzug mit der zu kurzen Hose mit beiden Armen einen mächtigen Sockel umklammert, der sich natürlich keinen Millimeter bewegt. Sein Haar, grau wie sein Anzug, steht dagegen ob der vergebenen Kraftanstrengung nur umso wirrer in alle Richtungen.

„Mittlerweile gibt es Zweifel an Hoko nicht nur in einschlägigen Akademikerkreisen, sondern sie sind im wahrsten Sinne des Wortes längst auf der Straße angekommen. Zum Beispiel in Deutschland, im Spätherbst 2011.
Gut drei Jahre war es damals her, dass mit dem Kollaps der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers die Finanzwelt an den Rand des Zusammenbruchs geriet. Kaum war diese Krise ausgestanden, folgte die Staatsschuldenkrise im Euroraum, ausgelöst durch die drohende Zahlungsunfähigkeit Griechenlands. Fast täglich gab und gibt es neue Hiobsbotschaften, ein Krisengipfel jagt den nächsten. Für jeden Bürger spürbar, hängt ein Damoklesschwert über Europa. Während den Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und den Finanzmärkten ein scharfer Wind entgegen bläst, große Unsicherheit und auch Panik herrschen, wird in den Hörsälen der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten business as usual betrieben. Während draußen das Chaos regiert, erfahren die Studenten drinnen von selbstregulierenden Kräften der Märkte, von Gleichgewichten und Effizienz, die sich von selbst einstellen. Die ‚unsichtbare Hand‘ von Adam Smith, einem der wichtigsten Theoretiker der klassischen Wirtschaftswissenschaften, lässt grüßen. Diese steht, verkürzt gesagt, für das Postulat, dass die Verfolgung von Eigeninteressen Einzelner zu allgemeinem Wohlstand führt.“
Professor Mons blickte über seine randlose Brille in den Saal und musterte für ein paar Sekunden sein Publikum. „Ich denke, Hoko kann sich glücklich schätzen, kein Wesen aus Fleisch und Blut zu sein. Speziell in Südeuropa dürfte es zurzeit mehr als genug gebeutelte Menschen geben, die ihn gerne vermöbeln würden.“ Professor Mons grinste breit, offenbar sehr zufrieden mit seiner Pointe.

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13. Januar 2015

'Die List des Arminius - Band 1' von Ulla Schmid

Drei römische Legionen lockte der Cheruskerfürst Arminius im Jahre 9 nach Christus in die Wälder Germaniens und fügte den sieggewohnten Eroberern eine vernichtende Niederlage zu. Die Katastrophe leitete das Ende des römischen Feldzugs gegen die rechtsrheinischen Germanen ein. Nur wenige Römer entkommen dem Desaster. Einer der Überlebenden, Gaius Flaminius, kehrt nach Rom zurück und wird verstrickt in ein Netz aus Gewalt und Verrat, Mord und Lügen, Liebe und Leidenschaft.

Gleich lesen: Die List des Arminius - Band 1: Die Varusschlacht im Teutoburger Wald 9 nach Christus




Leseprobe:
Gaius und den anderen Soldaten war schon bei Beginn ihrer militärischen Ausbildung klar, dass sie einmal auf dem Schlachtfeld fallen könnten, und nur Gaius sah, dass dieser Fall hier eintreffen konnte. Am Abend vor der Schlacht erschien Arminius im Prätorium und Varus ließ seinen Stab zusammentrommeln.
„Morgen ist es so weit“, begann Arminius, dessen Vorbereitungen zu den Aufständen jetzt abgeschlossen waren. „Ich weiß aus sicherer Quelle, dass sich die Aufständischen im Teutoburger Wald zusammenrotten wollen. Ich werde euch an diese Stelle führen.“
„Jetzt ist es tatsächlich so weit“, dachte Gaius. „Diese Worte des Cheruskers sind sehr doppeldeutig.“
Die Legionäre wurden von ihren Vorgesetzten unterrichtet. In dieser Nacht schlief er noch schlechter als in den beiden vorangegangenen und die Albträume trieben ihn schweißgebadet von seinem Lager. Seine Kameraden und Lucius schliefen gut, erwachten am nächsten Morgen frisch und ausgeruht. Noch nie waren römische Legionäre so sorglos in den Tod gezogen. Sie wussten nicht, dass Arminius noch einmal mit seinen Leuten Kriegsrat gehalten hatte und den morgigen Tag für den Beginn der Schlacht bestimmt hatte. Sein ausdrücklicher Befehl lautete, das Leben des Varus dabei zu schonen; er wollte ihn dem Gott Wotan opfern. Auch sonst sollte es keine Gefangenen geben, überlebende Feinde sollten in den Foltergruben der Germanen qualvoll zu Tode gebracht werden.
Früh am Morgen, lange vor Sonnenaufgang, trieb der langgezogene Tuba-Ton zum Wecken die Soldaten von ihren Lagern. Hektische, aber geordnete Betriebsamkeit brach im Lager aus. Die Legionäre stürzten in ihre Uniformen und bewaffneten sich. Arminius und einige seiner Getreuen waren aufgekreuzt und hielten sich bei Varus in dessen Unterkunft auf. Die Offiziere und Generäle kamen zur letzten Lagebesprechung. Sie hatten über das Vorhaben des Cheruskers immer noch keine Ahnung. Gaius, der sicher wusste, dass Arminius an diesem Morgen zum Schlag gegen die Römer ausholte, blickte diesen lange an. Arminius hielt eiskalt seinem Blick stand, obwohl er gemischte Gefühle hegte. Mit den Römern, besonders mit Varus, hatte er kein Mitleid. Arminius musste immer noch damit rechnen, dass Varus und seine Leute darauf kommen würden, was er wirklich plante, dann würde er das Römerlager nicht lebend verlassen. Dieses aber war sehr unwahrscheinlich, sie hatten bisher nichts begriffen, so sollten sie auch an diesem Morgen nichts begreifen, nichts im Verhalten des Varus und seines gesamten Stabes deutete daraufhin. Aber es konnte so viel schiefgehen; ob er sich auf seine Männer und seine Verbündeten verlassen konnte, war ihm auch nicht klar. Er könnte unter einem Vorwand die ganze Geschichte abblasen, aber er hatte sich nun mal vorgenommen, die Römer zu besiegen. Gaius wurde auf einmal ganz ruhig. Seit seinem Hiersein wusste er, was der Cherusker plante, und jetzt war es so weit; er und Asprenas sowie einige nahe Verwandte des Cheruskers hatten genug gewarnt und Varus und seine Generäle hatten nicht reagiert. Es war alles gesagt, und selbst wenn Gaius noch ein letztes Mal warnen würde, es würde ihm niemand glauben.
„Vielleicht werden wir mit unserer guten Ausbildung, unserer militärischen Disziplin und unserer besseren Bewaffnung den Sieg davontragen“, machte sich Gaius Mut.
„Nun“, dachte Arminius zynisch, „jetzt kriege ich euch. Von euch wird keiner am Leben bleiben, es wird mir keiner entkommen. Und du, Varus, wirst Thusnelda nie bekommen!“
Diese hatte noch sehr unruhig geschlafen, als er ging. Er sprach schon lange nicht mehr mit ihr, wenn man mal von der großen Aussprache vor neun Tagen absah. Sie wollte vor Kummer und Angst beinahe zerspringen. Sie ahnte, was ihr Mann vorhatte und dass er heute sein Vorhaben in die Tat umsetzen würde.

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9. Januar 2015

'Exitus - Der Deal' von Lena Sander

Max bleibt nach einem schrecklichen Unglücksfall nur noch das, was er auf dem Leib trägt – und sein treuer Freund Björn. Als dieser spurlos verschwindet, entdeckt Max finstere Zusammenhänge, die ihn an den untersten Rand der Gesellschaft führen. Seine Nachforschungen entwickeln sich nach und nach zu einem Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt ...

Nichts ist so, wie es scheint!

Gleich lesen: Exitus - Der Deal







Leseprobe:
Die kleinen Füße tapsten über den kalten Steinboden. Gerade erwacht, nur mit ihrem kurzen, weißen Nachthemd bekleidet und dem einäugigen Teddybär im Arm, ging Johanna in Richtung Küche. Sie konnte ihre Eltern miteinander sprechen hören, die bestimmt wie jeden Morgen das Frühstück zubereiteten. Kurz vor der wuchtigen Eichentür stoppte das Mädchen, streckte die Hand nach oben und umfasste den Messinggriff. Ein heftiges Klopfen ließ sie zurückschrecken. Der Teddy fiel ihr aus dem Arm. Johanna starrte gebannt zur Tür. Das Klopfen wurde lauter und wandelte sich zu einem Hämmern, das sich auf den Fußboden übertrug – es suchte sich den Weg über ihre nackten Füße bis hinauf in ihren Magen …
»Hallo, können Sie mich hören?« Sie zuckte zusammen, als der Mann auf den Tisch klopfte, als würde er sich von seinen Stammtischbrüdern verabschieden. Johanna öffnete die Augen. Sie war gedanklich noch in ihrem Kindheitstraum. Verwirrt. Ihre Gedanken kreisten, sie wollten nicht anhalten, keine logische Erklärung liefern, nicht einmal einen Anhaltspunkt darüber, wer der Unbekannte ihr gegenüber war oder wo sie sich befand. Ihre Blicke schweiften über den Tisch, auf dessen Kante sie ihre Arme lehnte. Je länger sie auf die Holzmaserung starrte, umso mehr neue Muster formten sich daraus. Die Haut ihrer Hände war papierdünn, runzelig und voller Flecken. Dicke Adern zeichneten sich darunter ab.
»Hallo, hier spielt die Musik.« Sie spürte die Ablehnung und die Ungeduld ihres Gegenübers, der ihr Karten mit unterschiedlichen Motiven vor die Nase hielt. Sie fühlte sich nicht wohl in diesem spartanisch eingerichteten Raum. Die Tintenklecksbilder an den Wänden, die sie an einen Rorschachtest erinnerten, waren abschreckend und trugen nichts dazu bei, die nüchterne Atmosphäre aufzuheitern. Johanna musste die Augen zusammenkneifen, als sie hinauf in das grelle Neonlicht blickte. Der Stuhl, auf dem sie saß, war nicht gepolstert und daher sehr unbequem für ihren geschundenen Körper. Abermals schlug der Mann mit der Faust auf den Tisch, dabei kratzte der Siegelring, den er am kleinen Finger trug, über das Holz. Der barsche Tonfall zwang Johanna dazu, sich abzuwenden und auf den Boden zu sehen.
»Sehen Sie mich an!«, zischte der Fremde. Johanna gehorchte. Das grelle, flackernde Neonlicht spiegelte sich auf seiner Glatze. Johanna musste unweigerlich an Kojak denken, der, mit einem Lolli bewaffnet, die Straßen von Manhattan von den Bösewichten befreite. Der Gedanke an die alte US-amerikanische Krimiserie zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht.
»Was ist denn so lustig? Hören Sie mir überhaupt zu?« Johanna wollte nicht antworten, sie wollte sich nicht auf dieses Niveau begeben. Ein Strang, der um ihren Hals gebunden war, schnürte ihr die Luft ab. Der Druck, der auf ihren Kopf ausgeübt wurde, erhöhte sich und wurde unerträglich. Sie blickte nach rechts und konnte aus ihrem Augenwinkel Kabel erkennen, die von ihrem Kopf ausgehend bis zu einem Gerät führten, das neben dem Siegelringträger stand. Ihr Gegenüber griff nach der nächsten Karte und blieb mit dem Ärmel seines weißen Kittels an dem Stapel hängen. Die Karten rutschten zur Seite, glitten über den Rand der Tischplatte und verteilten sich auf dem Fußboden. Der Mann murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und bückte sich unter den Tisch. Jetzt oder nie.
Johanna riss die Kopfbedeckung samt Kabel ab. Sie stützte sich auf die Tischplatte, kam in die Höhe, schob den Stuhl nach hinten und schlurfte, so schnell es ihr möglich war, in Richtung Tür. Die Türklinke war in greifbarer Nähe. Johanna streckte ihre Hand aus, umfasste den Griff und drückte diesen beherzt nach unten. »Halt, wo wollen Sie hin? Stehenbleiben!« Sie drehte sich nicht mehr um. Hinter ihr ertönte ein dumpfer Knall.
»Himmelherrgott noch mal, blöder Tisch«, hörte Johanna. Der Siegelringträger musste sich den Kopf gestoßen haben. Gut so!

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8. Januar 2015

"Die Rückkehr der Vergessenen (Gefangen im Reich der Träume 2)" von Marc Cuny

Viele Male ist die Sonne über das Firmament gewandert, seit die verhängnisvolle Liebe erstorben und wieder ein wachsamer Frieden in Darnaks Gefühlswelt eingekehrt ist. Mittlerweile muss sich der Zwerg jedoch ganz anderen Problemen stellen. Von den Gildenmeistern in die Jägerelite emporgehoben, sieht er sich nun den gefährlichsten aller Dämonen gegenüber. Eine willkommene Gelegenheit in den Augen des Kriegers, um die brennende Verachtung seiner selbst abzukühlen und seinen Namen reinzuwaschen. Jahrelang hatte der angehende Dämonenjäger seiner Vergangenheit zu entkommen versucht. Doch mit dem Ende der Eisenlegion haben ihn die alten Erinnerungen eingeholt.

Und während nach und nach die rasenden Dämonenheere Darnak zusammen mit den Schatten seiner eigenen Vergangenheit in den Abgrund zu reissen drohen, muss er sich ebenfalls mit den veränderten Gegebenheiten auf seiner Gefühlsinsel auseinandersetzen. Das Zeitalter der Abschottung ist vergangen. Nun lagern die Delegationen aus den Barbarenreichen in seinem Land. Die Aussicht auf endgültigen Frieden? Oder Krieg?

Doch über all diesen Entwicklungen schwebt noch weit grösseres Unheil. Denn je weiter sich die Lage zuspitzt, desto schwerer wird es für den Zwerg, dem lockenden Ruf aus den Eingeweiden der Insel zu widerstehen. Die lichtlosen Kavernen haben schon zu lange das Vermächtnis seiner Kindheit behütet. Und durch die Verfinsterung seiner Träume schwindet auch zunehmend Darnaks Selbstkontrolle. Bald wird einer der vergessenen Mächtigen aus seinem Schlummer erwachen, um dem Verstand seine Stellung als Darnaks oberster Berater streitig zu machen. Wie es der Zauberer einst prophezeit hatte ...

Gleich lesen: Die Rückkehr der Vergessenen (Gefangen im Reich der Träume 2)

Leseprobe:
Vor vielen Jahren …
Über den nächtlichen Landstrichen Cardrims zogen graue Wolkenschleier dahin. Vereinzelt stachen die funkelnden Augen von Sternen durch die wabernde Decke, die Sichel des Mondes lugte schemenhaft hinter einem Wolkenberg hervor. Das unstete Licht reichte nicht aus, um das von steilen Felsflanken eingeschlossene Tal zu erhellen. Der dichte Forst am Grund des Einschnitts kam dunkel und still daher. Nur ein besonders aufmerksamer Beobachter hätte wohl den flackernden Schein bemerkt, der an manchen Stellen zwischen den Stämmen hervordrang.
Eine geradezu kärgliche Ansammlung von Hütten schmiegte sich an die östliche Bergflanke, durch die umgebende Wildnis größtenteils vor neugierigen Blicken abgeschirmt. An einigen Häusern baumelten rostige Laternen an eisernen Haken, die trüben Flämmchen trieben die allgegenwärtigen Schatten ein wenig zurück. Das Dorf schien sich in tiefem Schlummer zu befinden, Schnarchlaute drangen aus angelehnten Türen und offenen Fenstern.
Eine einsame Seele trotzte der nächtlichen Ruhe jedoch. Mitten auf dem Dorfplatz stand ein Menschenmann in silberner Rüstung, die braunen Augen nachdenklich zum bewölkten Firmament gerichtet. Der rote Umhang, den er sich um die Schultern gelegt hatte, bauschte sich in der lauen Brise. Durch die Bewegungen des Stoffes hatte es den Anschein, als würde die mit goldenen Fäden eingestickte Dämonenfratze darauf tatsächlich zum Leben erwachen. Hin und wieder schielte der Mann zum Eingang einer Holzhütte am Rande des Platzes, seine Stirn legte sich dabei in tiefe Falten. Es war nur allzu ersichtlich, dass ihm etwas Sorge bereitete. In diesem Moment wurde die Tür des Hauses aufgestoßen und die Silhouette einer Frau wurde vor warmem Kerzenschein sichtbar. „Jarnur!“ Der gerüstete Mann zuckte zusammen, als er seinen Namen vernahm. Mit mühsam beherrschter Miene eilte er zur Unterkunft. Während er sich näherte, erkannte er, dass die Hände der Frau bis zu den Unterarmen mit Blut bedeckt waren. Sein Herz setzte einen Schlag aus. „Was ist geschehen, Kheldai?“, brach es aus ihm hervor. „Ist es vorüber?“ Die Frau senkte den Blick. „Ja, aber. . . “
Die Sorge überwältigte Jarnur. Ohne ein weiteres Wort schob er Kheldai zur Seite und stürmte in die Kammer dahinter. Im hinteren Bereich des Zimmers stand ein hölzernes Bett und darin lag, aufgebahrt wie auf einem Traueraltar, eine bleiche Zwergin. Jegliche Farbe schien aus ihren Zügen gewichen zu sein, die schwarzen Haare hingen ihr wirr in die Stirn. Ihre Augen waren geschlossen. Der breite Holzeimer, an dessen Rand dutzende feucht rot schimmernde Stoffbahnen hingen, sprach Bände. „Wir haben getan, was wir konnten. . . “, murmelte die zweite Menschenfrau, welche neben dem Bett Wache gehalten hatte, mit leiser Stimme. „. . . aber. . . “
Der Mann beachtete sie gar nicht. Mit schweren Schritten eilte er zum Bett und ergriff die Hand der Zwergin. Sie war noch warm. Erst jetzt bemerkte er die schwachen Bewegungen, mit denen sich ihr Brustkorb hob und senkte. Ihm war, als hätte soeben ein Riese seinen Fuß von seinen Schultern genommen. „Sie lebt! Den Göttern sei Dank!“ „Sie hat zu viel Blut verloren“, erklang Kheldais Erklärung vom Eingang her. „Es gab Komplikationen. Vor einer Stunde sah es noch so aus, als würde sie die Geburt nicht überleben. Und der Junge auch nicht.“
Der Junge? Jarnurs Blick wanderte über den Körper seiner Frau. Was er zuvor für eine Falte in der Decke gehalten hatte, um die sich die Hand der Zwergin krampfte, entpuppte sich nun als Stoffwickel, der verräterisch zuckte. Der Mensch langte nach dem Bündel. Da öffneten sich endlich die Lider der Zwergin flatternd. „Unser Sohn“, hauchte sie ermattet. „Das Schicksal hat ihn uns geschenkt.“ Jarnur drehte das Knäuel mit der Öffnung zu sich. Ein kleines Gesicht wurde zwischen all dem Stoff sichtbar. „Sei vorsichtig“, meldete sich erneut Kheldai zu Wort. „Er ist sehr leicht. Bisher habe ich zwar nie der Geburt eines Zwergenkindes beigewohnt, aber ich glaube nicht, dass dies normal ist. Das Kind wirkt sehr gebrechlich.“
„Aber es lebt“, hielt Jarnur dagegen. „Ich habe einen Sohn!“ Er nahm das Bündel vorsichtig in seine Arme. Es kam ihm in der Tat trügerisch leicht vor. Das Neugeborene blieb indes völlig still. Kein Weinen oder Schreien drang aus dem winzigen Mund. Der Mensch hielt sein Ohr nahe ans Gesicht des Kindes. Überrascht stellte er fest, dass es schnell atmete. So als hätte es gerade eine gewaltige Anstrengung hinter sich gebracht. Oder als wäre die Geburt ein zu großer Schock für sein kleines Herz gewesen.
Er registrierte am Rande, wie Kheldai die andere Hebamme zu sich winkte und den blutigen Eimer an sich nahm. „Wir kommen später wieder“, liess sie ihn knapp wissen. Der Mann zog einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett, sein Blick schweifte durch die Kammer. Sanft strich er der Zwergin das Haar aus der Stirn. „Schlaf, Karusha. Ich bin hier. Und dein Sohn auch. Wir stehen das zusammen durch.“

Draussen marschierte Kheldai zusammen mit Galda durch das schlummernde Dorf, die kühle Nachtluft erfrischte ihre Sinne. „Was meinst du, wird sie die Nacht überstehen?“, fragte ihre Begleiterin an sie gewandt. Kheldai atmete tief ein. „Ich glaube, sie wird es schaffen. Es war eine schwere Geburt, aber die Geschichten über das Zwergenvolk entsprechen offenbar der Wahrheit. Jede Menschenfrau wäre bei der Menge an Blut, die sie verloren hat, längst gestorben. Sie ist zäh.“ Kheldai hielt auf den Rand der Lichtung zu, aus dem finsteren Unterholz war das muntere Plätschern eines Baches zu vernehmen. Sie beschleunigte ihre Schritte. Nachdem sie sich gesäubert hätten, gälte es, wieder nach der ausgelaugten Mutter zu sehen.
„Und was ist mit dem Kind? Ist es gesund?“ Kheldai stellte den Eimer ab und löste die Laterne des nächststehenden Hauses von ihrem Haken. Mit einer Geste bedeutete sie Galda, den Kübel zu fassen. Dann wagte sie sich über einen ausgetretenen Trampelpfad in den Wald. Das Gluckern rückte näher. „Ich hoffe es“, gab sie ihrer Helferin unterdessen zur Antwort. „Aber ehrlich gesagt, habe ich noch nie ein so mageres Kind gesehen. Das kann nicht normal sein, auch nicht für Zwerge. Ich werde in den kommenden Sonnenzügen zu den Göttern beten, dass seine Knochen stark werden. Es wäre schrecklich, wenn Jarnur seine kleine Familie verlieren würde, bevor er sie überhaupt gehabt hat.“ Das Buschwerk teilte sich und gab den Blick auf einen schmalen Flusslauf frei. Das Ufer war flach und von runden Kalksteinen gesäumt. Kheldai kniete sich hin und tauchte die blutigen Hände ins dahinströmende Nass.
„Du meinst, das Kind ist zu schwach?“, raunte Galda neben ihr sorgenvoll. Kheldai seufzte, während sie einen Arm nach dem Eimer ausstreckte. „Du weißt, wie es sich dieser Tage auf Cardrim lebt, Galda. Dein eigener Bruder ist schließlich gerade letztes Jahr gefallen.“ Sie nahm sich einen der roten Lappen. „Hoffen wir, dass ein Teil von Jarnurs Stärke auf seinen Sohn abgefärbt hat. Ansonsten sehe ich keine Zukunft für dieses Kind. Es wird nicht lange überleben“ Galda erwiderte nichts darauf.

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6. Januar 2015

"Hope - Unsere einzige Hoffnung" von Christin Thomas

»Du solltest aufhören den Erinnerungen nachzujagen, Sam. Die Erde ist heute nicht mehr als eine Fantasie.«

Der siebzehnjährige Samuel Stanson träumt davon, eines Tages zu seiner Heimat, der Erde, zurückzukehren. Doch dieser Wunsch rückt in unerreichbare Ferne, als er gezwungen ist, die Stadt Cyron Hals über Kopf zu verlassen. Er flieht mit seinem Vater, um dessen größte Errungenschaft zu retten: Sky, einen weiblichen Cyborg, der in der Lage ist wie ein Mensch zu fühlen. Inmitten des Krieges zwischen Technik und Magie keimt eine Liebe, die Hindernisse und Grenzen überwinden muss.

Eine Geschichte, in der die Liebe eines Jungen zu einer Maschine Grund genug ist, alles zu riskieren.

Gleich lesen: Hope - Unsere einzige Hoffnung


Leseprobe:
Rauch stieg im östlichen Teil der Stadt Cyron auf. In diesem Areal lagen die Labore, daher war das kein seltener Anblick. Dennoch waren kurz zuvor viele Menschen voller Panik aus dem Stadtarchiv und anderen nahegelegenen Gebäuden geeilt. Sie hatten eine kleine Erschütterung gespürt und fürchteten einen Anschlag der Magier. In den letzten Wochen hatten einige Angriffe die Angst der Bewohner in Cyron geschürt. Ihre Feinde hatten es auf das Hauptenergie-Netzwerk namens „Coroc“ abgesehen. Es war das Herzstück der Stadt, eine künstliche Intelligenz, die mit so ziemlich allem verbunden war. Würden die Magier es schaffen Coroc lahmzulegen, wäre die Stadt dem Untergang geweiht.
Professor Robert J. Stanson sah durch die verglaste Westwand seines Wohnzimmers. Erst vor Kurzem war er aus dem Forschungszentrum nach Hause gekommen. Die Erschütterung hatte auch ihn erfasst und zum Fenster getrieben. Sein Blick fiel auf den schwarzen Liegesessel, auf dem sein Sohn noch immer mit dem Hologramm eines Buches beschäftigt war.
„Du schaust nicht einmal aus deinen Geschichten auf, wenn Cyron tatsächlich angegriffen wird, oder?“
Sam sah ihn genervt an. „Bitte! Das passiert doch ständig in den Laboren. Bei den ganzen Explosionen wundert mich, dass sie es überhaupt schaffen irgendetwas fertig zu bauen.“
„Erfolg und Misserfolg liegen eben eng beieinander. Die Erfahrung wirst du sicher noch oft genug machen. Du solltest aufhören den Erinnerungen nachzujagen, Sam. Die Erde ist heute nicht mehr als eine Fantasie.“
Sein Sohn rollte mit den Augen und ließ das Hologramm erlöschen, bevor er sich aufsetzte. „Das sagst du immer. Aber es interessiert mich eben. Ich kann mit deinen Forschungen nichts anfangen – oder dem albernen Krieg vor der Haustür.“
Da waren sie wieder. Die Worte alberner Krieg, die Sams Vater nur allzu oft Sorgen bereiteten. Zu gern würde er auf ein Neues versuchen seinem Sohn den Ernst der Lage zu erklären, doch er wusste, dass Sam ihm nicht wirklich zuhören würde. Er war mit seinen Gedanken sicher wieder ganz woanders. Vielleicht hatte er ein Buch über das alte Ägypten gelesen, über Pyramiden, Pharaonen und Sonnengötter. Vielleicht war er aber auch mit seinen Gedanken auf den sieben Weltmeeren unterwegs gewesen, wo er Piraten jagte oder nach unentdeckten Inseln suchte.
„Ich kann nur hoffen, dass dein Unterricht bald weitergeht. Irgendwann verschwindest du noch in einem dieser Hologramme.“ Sam verschränkte genervt die Arme. „Bestimmt“, pflichtete er ihm sarkastisch bei.
„Mister Stanson?“, schon an der etwas verzerrten Stimme erkannte Sam, dass das liebste Spielzeug seines Vaters soeben den Raum betreten hatte: die gute Seele des Hauses, wie er sie oft nannte. Ein Roboter oder, wie man auf Hope sagte, ein Cyborg. In diesem Fall ein weiblicher, der dafür zuständig war das Haus sauber zu halten und einem sämtliche Erledigungen abzunehmen. Sein Vater hatte darauf bestanden ihr einen Namen zu geben, ihre Serienkennung war ihm zu unpersönlich. Dabei hatte diese Version noch nicht einmal eine K.I., obwohl sein Vater sich einen neuen Cyborg ohne Probleme hätte leisten können. Roboter waren unheimlich teuer und auf Hope ein Statussymbol, wie zu den Zeiten der Erde vielleicht eine Luxusyacht. Aber scheinbar hing sein Vater an diesem alten Modell. Für Sam war der Roboter allenfalls eine billige Haushaltshilfe, die seinem Vater die Hausarbeit erleichtern sollte - und seiner Mutter, wenn diese zu Hause war. Solange diese sich noch mindestens zwei weitere Jahre in der westlichen Außenanlage befand und sich um neue Energiequellen bemühte, musste er sich das Essen wohl weiterhin von Jenna machen lassen. Jenna! Schon den Namen fand er furchtbar unpassend. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte Sam darauf bestanden, sie zumindest mit dem Kennungskürzel Q anzusprechen. Q wäre ein wesentlich passenderer Spitzname gewesen. Aber er wurde ja nie nach seiner Meinung gefragt! Wenn es um Roboter ging, war sein Vater in seiner eigenen Welt. Mit dem Erschaffen der K.I. durchbrachen die Techniker laut Meinung der Magier ihre Grenzen. Schließlich spielten sie Gott mit den Maschinen.
Sam hatte selbst keine Meinung dazu, er war mit Robotern aufgewachsen. Er konnte sie nicht als ebenbürtig ansehen, jedoch auch nicht als unnütze Gesellschaft. Für ihn war es vollkommen normal, dass fast alles technisch gesteuert wurde. Wieso sollte es falsch sein, einen Cyborg an die Tür zu schicken? Das war doch immer noch freundlicher und menschlicher, als einem Gast die Tür einfach ferngesteuert zu öffnen.
Aber was wusste er schon? Während er sich in seinen Gedanken verloren hatte, war sein Vater längst in ein Gespräch mit Jenna vertieft. Sam hatte nur Bruchstücke davon aufgeschnappt. Es ging um eine neue Roboter-Serie der K.I.-Entwicklung und sein Vater wurde nun wohl zum endgültigen Testlauf gerufen. Alles andere war irgendwie an ihm vorbeigegangen.
„Willst du mich begleiten?“ Sein Vater strahlte plötzlich wieder diese wahnsinnige Vorfreude aus, die man ihm immer ansah, wenn eine seiner Forschungen sich dem Ende neigte. Durch die zahlreichen Angriffe der Magier waren die Schulen vorübergehend geschlossen worden. Selbst die Grenzgebiete außerhalb der Stadt waren zum Sperrgebiet erklärt worden. Alles aus Sicherheitsgründen. Wohin hätte Sam also sonst gehen können, wenn ihn alles andere in Cyron langsam langweilte?
„Wenn ich jetzt mitkomme, darf ich wieder ins Stadtarchiv. Ist das ein Deal?“
Sein Vater lächelte. Das war eindeutig ein gutes Zeichen, wenn man bedachte, dass Sam ein zweiwöchiges Verbot erhalten hatte. Davon waren gerade einmal drei Tage vorüber, die ihm schon jetzt wie eine Ewigkeit vorkamen. „Abgemacht“, willigte sein Vater ein. Er wollte seinen Sohn unbedingt an diesem Testlauf teilhaben lassen, denn er plante etwas ganz Besonderes und war gern dazu bereit einmal ein Auge zuzudrücken. Sam klatschte voller Freude in die Hände und sprang vom Sessel auf.
„Aber“, ertönte die Stimme seines Vaters plötzlich mit mahnender Stimme, „ich will, dass du dich dann auch an die Regeln hältst. Erwische ich dich noch einmal dabei, wie du dich nachts aus dem Haus schleichst, kannst du dem Archivmaterial der Erde für mindestens einen Monat auf Wiedersehen sagen. Ist das deutlich genug, junger Mann?“
Sam nickte, auch wenn er am liebsten den Kopf geschüttelt und seinem Vater einen Vogel gezeigt hätte. Er schlich sich ja nicht ohne Grund aus dem Haus! Sein Vater war doch auch irgendwann einmal 17 gewesen. Man sollte meinen, er wüsste, wie wichtig es war auf einer Party aufzutauchen, um nicht als Außenseiter dazustehen. Oft genug musste Sam sich blöde Sprüche von seinen Mitschülern anhören, seitdem sie ihm das Hologramm-Armband geklaut hatten und seine Vorliebe für alte Geschichten entdeckt hatten. Der Zeitreisende hatten sie ihn genannt. Schon der Unterricht in Geschichte war für die meisten langweilig und uncool. Das Leben von früher war für seine Mitschüler primitiv und lächerlich. Die Entwicklung dahinter erkannten sie nicht, aber Sam war auch nicht daran interessiert ihnen das Thema näherzubringen. Er musste seinen scheußlichen Spitznamen loswerden und wieder einer von ihnen werden. Andernfalls würde das Abschlussjahr ein wahrer Alptraum werden.

Sein Vater schickte Jenna, um ihm und Sam ihre Mäntel zu bringen. „Sehr gern“, lautete ihre verzerrte Antwort und schon verließ sie das Wohnzimmer in Richtung Flur. Sie brachte ihnen zügig zwei weiße Mäntel. Was auch sonst? Zu dieser Zeit war Weiß unglaublich in Mode. Schräg geschnitten und eng anliegend, mit passenden weißen Handschuhen. Sam war eher ein unauffälliger Typ. Dunkle und unscheinbare, schlichte Kleidung hätte seinen Geschmack eher getroffen. Mit den blonden Haaren und der hellen Haut kam er sich schon blass genug vor. Doch er wurde auch bei solchen Dingen nicht gefragt. In Cyron sah einer wie der andere aus und das schien auch jedem zu gefallen.
„Willst du das nicht hierlassen?“ Sein Vater deutete auf das Hologramm-Armband. Sam griff instinktiv danach und umklammerte es mit seiner rechten Hand, als wollte sein Vater es ihm wegnehmen. „Natürlich nicht. Vielleicht will ich Aufnahmen machen.“ Sein Vater lachte. „Die lassen dich niemals mit einem Gerät wie diesem da rein. Bilder sind nicht sicher, mein Sohn.“
„Das sind Erinnerungen auch nicht mehr. Was ist denn, wenn die Magier dich eines Tages entführen und sich in deinem Kopf einfach alles ansehen, was sie wissen wollen?“ Sein Vater strich sich über den Mantel, als wollte er ihn noch etwas zurechtrücken. „Ich wäre sicher tot, ehe sie irgendetwas wüssten.“ Sein Lächeln erlosch. „Deshalb ist dein alberner Krieg vor der Haustür auch gar nicht so lustig.“ Dann wandte er sich an Jenna, der er zur Verabschiedung stets zunickte. Sam ging wie immer achtlos an ihr vorbei, während er sich das Armband abstreifte und es in seine Manteltasche steckte. Er ließ sich nichts anmerken, doch allein der Gedanke an den Tod seines Vaters ließ ihn erschaudern.

Im Kindle-Shop: Hope - Unsere einzige Hoffnung

Mehr über und von Christin Thomas auf ihrer Website.

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5. Januar 2015

"Webdesign und Usability - Websites für Besucher und Suchmaschinen optimieren" von Sarah Hueber

Das eBook gibt einen ersten Einblick in benutzerfreundliche Gestaltung für Websites und vermittelt, worauf Sie hinsichtlich der Optimierung für Suchmaschinen dabei von vornherein achten sollten. Manchmal genügen schon einfache Handgriffe, um eine Website besser bedienbar und besser auffindbar zu machen. Was ist bei der Gestaltung zu beachten? Was ist Besuchern wichtig? Wie lesen sie? Was mögen sie?

Worauf ist bei der Erstellung einer Navigation zu achten? Und wie lesen Computerprogramme – und nichts anderes sind Suchmaschinen – dann diese bunten Seiten? Welche einfachen Regeln gibt es, um von Suchmaschinen besser wahrgenommen zu werden?

Gleich lesen: Webdesign und Usability - Websites für Besucher und Suchmaschinen optimieren

Leseprobe:
Wie Menschen Websites lesen
Unser Gehirn
Auch wenn man es bei manchen unserer Mitmenschen nicht glauben mag – wir haben meines Wissens alle ein Gehirn und dieses funktioniert physiologisch gesehen grundsätzlich bei allen Menschen in gleicher oder zumindest sehr ähnlicher Weise.
Das menschliche Gehirn besteht aus zwei Hälften. Diese sind für unterschiedliche Aufgaben zuständig. Die linke Hälfte ist hauptsächlich für die Sprache verantwortlich. Dazu gehören auch das Lesen und Sprechen. Dieser Teil des Gehirns ist eher logik- und denkgesteuert. Die rechte Hälfte verarbeitet ihrerseits überwiegend Bilder und sorgt für räumliches Vorstellungsvermögen. Die Aktivität der rechten Hälfte ist weniger durch unsere Gedanken kontrolliert und daher schneller als die der linken Hälfte.
Interessanterweise nimmt jede Gehirnhälfte jeweils die Information aus dem gegenüberliegenden Sehfeld auf: Was das rechte Auge sieht, wird in der linken Gehirnhälfte verarbeitet und umgekehrt.
Information, die eine Seite nicht selbst verarbeiten kann, muss erst an die andere Hälfte weitergeleitet werden. Das verursacht eine kurze Verzögerung. Sehr einfach kann man dies an sich selbst feststellen, indem man ein Stück Text liest und sich dabei jeweils ein Auge zuhält. Liest das rechte Auge allein, kommt es einem flüssiger vor, als wenn das linke Auge allein liest. Es mag sich zwar um minimale Unterschiede handeln, bemerkbar ist es jedoch durchaus.
Daraus lassen sich erste Schlussfolgerungen für das Design von Websites ziehen: Räumliche Information für die Orientierung (wie z. B. die Navigation) ist auf der linken Seite sinnvoll untergebracht, weil sie so schneller verarbeitet wird. Bilder sollten eher links, Text eher rechts stehend platziert werden – das unterstützt die natürlichen Vorgänge beim Sehprozess. Beides ist natürlich nicht in Stein gemeißelt, dient jedoch als guter Anhaltspunkt.

Wie visuelle Wahrnehmung funktioniert
Kennen Sie diese Bilder, bei denen exakt parallele Linien beim Betrachten schief aussehen und man schwören könnte, dass diese Linien nicht zueinander parallel sind? Hier spielt uns unsere Wahrnehmung einen Streich, wir unterliegen einer optischen Täuschung. Dass so etwas bei der Gestaltung einer Website zu vermeiden ist, liegt auf der Hand.
Die visuelle Wahrnehmung unterliegt Gesetzen, die von der Gestaltpsychologie schon vor 100 Jahren (etwa um 1912) erforscht und bewiesen wurden. Aus dieser Wissenschaft sind die so genannten „Gestaltgesetze“ hervorgegangen. Welche dieser Gesetze für die Gestaltung von Websites von Bedeutung sind, zeige ich im Folgenden anhand von Beispielen auf.

Im Kindle-Shop: Webdesign und Usability - Websites für Besucher und Suchmaschinen optimieren

Mehr über und von Sarah Hueber auf ihrer Website.

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