30. April 2018

'MORDTIEFE' von H.C. Scherf

Kindle (unlimited)
»Da unten ist die Hölle«

Die Taucher der Essener Wasserschutzpolizei müssen weit über ihre psychischen Grenzen hinausgehen, als sie das Depot eines Killers in der Tiefe räumen. Welcher Wahnsinnige versteckt die Toten im Essener Baldeneysee?

Wieder einmal stehen Rechtsmedizinerin Karin Hollmann und ihr Freund, Oberkommissar Sven Spelzer vor Mädchenleichen, die ihnen viele Rätsel aufgeben. Wie weit geht ein skrupelloser Gangsterboss, um den gewaltsamen Tod seines Bruders zu rächen?

Zwei scheinbar unabhängige Fälle bringen die Ermittler selbst in Lebensgefahr. Ein friedliches Naherholungsgebiet entpuppt sich als Spielwiese für einen irren Mörder.

Obwohl die Handlungsabläufe in sich abgeschlossen sind, empfiehlt es sich, die Bücher in der Reihenfolge zu lesen. Die Spelzer/Hollmann-Reihe:
KALENDERMORD - Band 1
DER SERBE - Band 2
MORDTIEFE - Band 3

Leseprobe:
Energisch zog Astrid den Reißverschluss ihrer Kapuzenjacke hoch, um sich vor dem eisigen Wind zu schützen, der kräftig über den See trieb. Ihr Kajak schaukelte bedenklich, als sie sich in die Sitzluke quetschte und den Spritzschutz verschloss. Heute hielt Klaus nicht das Boot am Ufer, um ihr das Einsteigen zu erleichtern. Der Kundentermin war für ihn sehr wichtig, musste unbedingt in die frühen Abendstunden gelegt werden. Doch das wöchentliche Fahrvergnügen, das einen Teil ihres umfangreichen Fitnessprogramms ausmachte, sollte zumindest bei ihr nicht darunter leiden.
Die eintretende Dämmerung legte sich bereits wie eine Haut über das Wasser, durch den böigen Wind entstanden geheimnisvolle Pfeiftöne. Astrid liebte diese Ruhe am Wasser, die entstand, wenn sich die Besucher am Haus Scheppen allmählich an den heimischen Herd zurückzogen und das letzte Segelboot im kleinen Hafenbecken vertäut war. Es waren die ruhigen Schläge des Paddels, die sie runterkommen ließen. Sie vertrieben alle schlechten Geister, die sich im Laufe des betriebsamen Tages angesammelt hatten. Schlag für Schlag trieb sie das Kajak weiter hinaus auf den Baldeneysee, der sich mit seiner Strömung gegen die Spitze des Bootes stemmte. Die kleinen Wellen brachen sich am Bug und erzeugten ein beruhigendes Plätschern. In Gedanken sang sie diesen Ohrwurm Perfect von Ed Sheeran mit, der sie schon seit dem Frühstück begleitete und einfach nicht weichen wollte.
Nur schemenhaft konnte sie die Kampmannbrücke erkennen, da sich leichter Dunst über das Wasser legte, der die Umgebung in ein geisterhaftes Licht tauchte. Astrid fühlte sich wohl in dieser Stille des anbrechenden Abends. Sie summte jetzt das Lied laut mit und sah im Geiste wieder diese Szenen aus dem wunderschönen Musik-Video, als Sheeran mit seiner Freundin über den Skihang glitt, gefangen in unendlicher Glückseligkeit. Genau das hatte sie sich immer mal mit Klaus gewünscht, wenn der nur nicht diese verfluchte Höhenangst hätte. Keine zehn Pferde brachten ihn in einen Sessellift oder eine Gondel.
Der Gedanke verlor sich, als sie mit dem Bug gegen ein Hindernis stieß. Das Kratzen unter dem Boot endete so plötzlich, wie es gekommen war. Sie suchte die Wasseroberfläche ab und kam zu dem Entschluss, dass es sich um einen Ast gehandelt haben musste, der nun weiter mit der Strömung trieb. Sie entspannte sich wieder und vergaß den Vorfall. Sie umfasste ihr Paddel kräftiger und bereitete sich auf einen kurzen Sprint gegen die Strömung vor. Das Holz tauchte tief ein in das schwarze Wasser und erzeugte kräftige Wirbel. Die Front des Kajaks hob sich für einen Augenblick aus dem Wasser, um sofort wieder einzutauchen. Als sie zwei, drei Züge gepaddelt war, hatte sie das Gefühl, nicht einen Zentimeter von der Stelle gekommen zu sein.
Nein, nur das nicht! Spontan schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sich ihr Steuerblatt am Heck wieder einmal in dieser verfluchten Wasserpest verfangen hatte, die einen großen Teil des Sees befallen hatte. Diese schnellwachsenden Pflanzen hatte der Teufel als Plage auf die Menschheit losgelassen. Als sie das Steuerblatt mit dem Schnurzug hochklappte, war nichts von dem Grün zu sehen. Diese verfluchten Pflanzen waren zwar erst vor gar nicht langer Zeit mit einem Spezialboot gemäht und abtransportiert worden, doch sie musste natürlich genau eine Stelle erwischen, die vergessen wurde. Ganz großartig. Jetzt kann ich zusehen, wie ich diesen Mist wieder loswerde.
Astrid versuchte, durch Rückwärtsfahren, das sperrige Gewächs wieder zu lösen. Keine Chance. Fluchend löste sie den Spritzschutz und drehte sich vorsichtig zum Heck. Ein Bad in dieser kalten Brühe war für den heutigen Abend eigentlich nicht eingeplant gewesen. Sie war sich jedoch nicht mehr so ganz sicher, als sie vorsichtig zum Heck kroch. Das Kajak schaukelte bedenklich. Jetzt konnte sie das Steuerblatt erkennen, das jedoch völlig frei vor ihr lag. Da war es wieder, dieses Scharren und Kratzen. Diesmal kam es von Backbord. Etwas bewegte sich unter dem Boot und erzeugte einen großen Schatten. Astrid hatte davon gehört, dass es große Welse in diesem See geben sollte, doch erzählt wurde viel. So groß konnte ein Fisch doch nicht sein, dass er einen derartigen Schatten im Wasser erzeugte. Jetzt befand er sich auf der anderen Seite und ... er erzeugte tatsächlich Luftblasen.
Bevor sich Astrid darüber Gedanken machen konnte, tauchte direkt neben ihr der Kopf mit der Tauchermaske auf. Reflexartig riss sie die Arme nach hinten, was dazu führte, dass sie rücklings im Wasser landete. Ihre Kleidung saugte das Nass begierig auf. Die Kälte des Wassers lähmte für einen kurzen Moment ihre Atmung, ihre Schwimmversuche drohten bei aufsteigender Panik zu versagen. Sie schluckte Wasser und ruderte wie eine Wilde mit den Armen. Verzweifelt versuchte sie, wieder die lebensspendende Oberfläche zu erreichen. Den trüben Himmel konnte sie durch die bräunliche Brühe nur noch schwach erkennen. Ihre Hände suchten verzweifelt nach einem Halt an dem Boot. Die Fingerspitzen fanden schließlich die Öffnung des Sitzes. Kurz bevor sie den Rand umklammern konnten, spürte Astrid eine feste Hand an ihrem rechten Fußknöchel. Mit aller Kraft trat sie nach unten, rang nach Luft, die ihren Lungen nun endgültig auszugehen drohte. Todesangst breitete sich wie eine lähmende Droge in ihr aus. Panik erfüllte sie, als das Wasser in die Lunge eindrang. Sie konnte nicht verhindern, dass immer mehr folgte und das regelmäßige Atmen verhinderte.
Das Gehirn gab den Gliedmaßen verzweifelt Befehle, die diese jedoch nicht mehr ausführen konnten. Mit angstgeweiteten Augen blickte sie nach unten und erkannte diesen großen Schatten, der sie immer tiefer in die Dunkelheit des Sees zog. Die Konturen verschwammen, alle Bewegungen erstarben. Ein erfüllender Frieden stellte sich ein, als Astrid verstand, dass sie ihren letzten Weg in ein nasses Grab einschlug. Eine einzelne Blase verließ noch ihren Mund, zerplatzte an der jetzt wieder ruhigen Oberfläche. Der Baldeneysee glättete sich, hatte sein Opfer dankbar aufgenommen.
Ein einzelnes Kajak trieb führerlos über den See. Erst das Stauwehr in Werden stoppte die einsame Fahrt.

Im Kindle-Shop: MORDTIEFE (Spelzer/Hollmann 3).
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26. April 2018

'Eine unverhoffte Zeitreise: Rachels Tagebuch' von Britta Keller

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Die aus Schottland stammenden Freunde Andrew und Brian arbeiten in der Bibliothek an ihrer Semesterarbeit über das Mittelalter, als ihnen ein rotes Buch in die Hände fällt. Erstaunt stellen sie fest, dass sich der Titel, wann immer sie das Buch zur Hand nehmen, ändert. Was hat es damit auf sich?

Bevor sie begreifen können, was geschieht, finden die beiden sich gemeinsam mit Andrews Schwester in der Vergangenheit wieder. Ihnen bleibt nichts Anderes übrig, als ihre Rolle in diesem unfreiwilligen Abenteuer zu spielen, auch wenn sie nicht wissen, was sie letztlich erwartet. Werden die Drei es meistern?

Leseprobe:
[...]
Mir war die Gegend nicht geheuer, ich fühlte mich unwohl so nah am Waldrand. Jeden Moment rechnete ich mit einem Angriff von Räubern oder Wölfen. Beiden wollte ich nicht begegnen, unbewaffnet, wie wir waren.
Auch wenn wir Schwerter hätten, keiner von uns konnte damit umgehen. Die Gesetzlosen kümmerte es sicher nicht, dass wir nichts bei uns hatten. Nicht auszudenken, was wäre, wenn sie uns das Buch wegnehmen würden, das wir dringend brauchten, um wieder in unsere Zeit zurückzukommen. Doch vermutlich würden sie kurzen Prozess machen und uns umbringen.
Wölfe kannte ich höchstens aus dem Film, auch gegen diese hätten wir keine Chance. Immer wieder stand ich auf und schaute in die Richtung der Burg. Verdammt! Wo blieb mein Freund? Hoffentlich kreuzt Andrew endlich auf, am besten gleich mit der Mitteilung, dass wir auf der Burg übernachten durften, dachte ich ängstlich, obwohl ich sonst eher ein mutiger Typ war. Dazu hatte ich ein leichtgekleidetes Mädchen dabei, das in ihrer Aufmachung besonders viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde.
Ich hatte Hunger, mein Magen knurrte laut. Auch Jillian begann zu klagen.
»Wo bleibt er nur? Ich bin so hungrig! Was, wenn ihm etwas passiert ist?«
Ich musste sie unbedingt beruhigen, obwohl auch ich mich sorgte. »Jillian, er kommt sicher gleich. Es ist nicht leicht, Kleider zu stehlen.«
Ich zog sie an mich. Sie schaute mich entrüstet an und riss sich von mir los.
»Beleidige mich nicht, indem du mich wie ein kleines Mädchen behandelst! Ich bin weder naiv, noch muss man mich beruhigen!«, brauste sie auf.
Ich fuhr zurück und sah sie ärgerlich an. »Das habe ich auch nicht vorgehabt«, versuchte ich mich herauszureden.
»Sei kein Idiot, Brian. Ich weiß genau, dass du mich immer noch als die kleine nervige Schwester von Andrew ansiehst.«
Was definitiv nicht stimmte, aber das konnte sie nicht wissen, da ich sie immer wieder so behandelte. Ich sah sie ernst an und erwiderte: »Wenn du dich so benimmst wie im Zimmer deines Bruders, kann ich dich nicht ernst nehmen. Wir sagten dir, du sollst das Buch liegen lassen, aber nein, du kannst es nicht lassen und nimmst es einfach.« Auch ich wurde nun lauter. »Andrew hatte recht, nur wegen deiner Neugier sind wir jetzt hier!«
Sie schaute mich empört an und giftete mich an. »Wegen eurer idiotischen Idee warten wir jetzt vermutlich vergebens auf meinen ach so tollen Bruder. Ihm ist sicher etwas passiert.«
Nun begann sie zu weinen. Bis jetzt hatte sie sich wirklich wacker geschlagen, wie ich zugeben musste. Ich zog sie wieder in meine Arme, was sie sich diesmal gefallen ließ, und ich versuchte ihr Halt zu geben. Es wurde langsam dunkel, die Nacht brach an. Wir wussten beide, dass wir keine Wahl hatten und irgendwo unterkommen mussten.
Ich löste mich von ihr, stand auf und zog Jillian auf die Beine. In diesem Augenblick entdeckte ich einen Mann, der vom nahen Feld auf uns zukam. Er war groß und mit dem Bogen an seinem Rücken und dem Schwert, das an seiner Seite hing, wirkte er furchteinflößend, was mir ein mulmiges Gefühl gab. Ich hatte mir unter einem Highlander immer einen Mann mit Kilt vorgestellt, aber er trug eine Tunika, die er am Bauch mit einem Gurt zusammenhielt und die bis zu seinen Oberschenkeln reichte. Was mich aber erstaunte, war, dass seine Hose unseren Shorts ähnelte. Nur das Plaid, das er um die Schultern trug und mit einer Fibel, einer Art Spange zusammenhielt, ähnelte der Highlandertracht, wie ich sie vom Fernsehen kannte.
Langsam schob ich Jillian hinter mich, was er mit einer hochgezogenen Braue kommentierte und uns musterte. »Was macht ihr hier mit eurer sonderbaren Kleidung? Es ist gefährlich, nachts hier herumzulungern.«
Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte, normalerweise war ich ein guter Redner, aber jetzt ... völlige Leere in meinem Kopf.
Jillian hatte hingegen keine Hemmungen, sah hinter meinem Rücken hervor, zu ihm hoch und erklärte ihm mit weinerlicher Stimme unsere Lage. »Wir haben diese furchtbare Kleidung gefunden, nachdem wir ausgeraubt wurden.« Dabei drückte sie ein paar Tränen hervor und zeigte auf ihre Kleider.
Einmal mehr musste ich erkennen, welch gute Schauspielerin sie sein konnte. Sie senkte den Kopf an meine Schulter und schaute den Mann von unten her an.
Ich war erstaunt, dass er ihr zu glauben schien, doch vielleicht gab er es nur vor.
»Wollt ihr zu mir nach Hause kommen? Dort seid ihr erst mal vor der Kälte und den Gefahren da draußen geschützt«, fragte er uns freundlich.
»Wir können doch nicht einfach zu Euch kommen«, erwiderte ich zurückhaltend. »Ihr kennt uns nicht und wir Euch nicht. Wir könnten Gauner sein, die Euch ausrauben wollen.«
Er sah uns belustigt an, vermutlich sahen wir nicht gerade gefährlich aus, und er wiederholte noch einmal, dass er uns nichts antäte, wir jetzt aber gehen müssten.

Im Kindle-Shop: Eine unverhoffte Zeitreise: Rachels Tagebuch.
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25. April 2018

'Die Swinger-Bibel' von Lotta Frei

Kindle Edition | Tolino | Taschenbuch
Bist du neugierig, was hinter den Türen eines Swingerclubs geschieht? Hast du geheime Fantasien, doch die passenden Mitspieler fehlen? Du bist glücklich in deiner Beziehung, und hast dennoch ab und zu Lust auf fremde Haut? In den letzten Jahren ist eine neue Generation von Swingerclubs entstanden, die den idealen Ort bieten, um geheime Fantasien zu verwirklichen und sexuelle Erfüllung zu finden.

Die Swinger-Bibel hilft dir Klarheit zu erlangen, ob du reif bist für den Swingerclub. Sie beantwortet die wichtigsten Fragen, die man sonst niemandem stellen kann:
* Warum gehen Leute in Swingerclubs?
* Wie verhalte ich mich dort?
* Was ziehe ich an?
* Wo finde ich einen guten Club?
* Wer geht mit mir (ins Bett)?
* Wann ist unsere Beziehung bereit dafür?

Du erfährst, welche persönlichen Veränderungen und inneren Wachstumsprozesse durch das Swingen möglich sind. Der richtige Umgang mit Eifersucht und Gefühlen gibt dir außerdem die nötigen soft-skills für ein erfülltes Liebesleben. Das Interview mit einem erfahrenen Swinger und Tipps aus dem reichen Erfahrungsschatz der Autorin runden den Ratgeber ab.

Leseprobe:
Das Anrüchigste, das ich bisher in meinem Leben getan hatte, war nach dem Heimkommen nachts um 1 Uhr noch einen Topf Nudeln zu kochen. Nudeln! Kohlenhydrate! Nach Mitternacht! Es ist also nachvollziehbar, dass der Gedanke an den Besuch eines Swingerclubs mein Aufregungsbarometer ziemlich steil steigen ließ.
Schon vor Jahren hatten mein Freund und ich das Swingen in Erwägung gezogen, um zusammen etwas Neues auszuprobieren, unserem Sexleben einen Kick zu verpassen. Zunächst um durch das Verlassen der eigenen vier Wände Abwechslung zu bekommen. Aber auch als Möglichkeit, Intimität mit anderen als dem gewohnten Partner zu erleben. Ich träumte von heimlichen Beobachtern beim Liebesspiel, sogar vom Sex mit einem Fremden. Ich war sicher: Irgendwann würde ich all meinen Mut fassen und in einen Swingerclub gehen. Irgendwann mal - wenn ich erst etwas mehr Sport gemacht hätte, mich in knapper Kleidung oder gar nackt vor anderen wohler fühlen würde, überhaupt mit ein bisschen mehr Selbstbewusstsein ausgestattet wäre, dann, ja dann… passierte erstmal gar nichts. Aus Unsicherheit und Angst vor dem Unbekannten hockten wir weiter in unseren vier Wänden und träumten lieber von erotischen Eskapaden, anstatt sie zu erleben. Das Projekt Swingerclub geriet erst einmal in Vergessenheit.
Dann trafen wir zusammen eine Entscheidung, deren Tragweite uns noch überraschen und vor allem mein Leben auf den Kopf stellen sollte: Wir entschlossen uns dazu, unsere Beziehung zu öffnen und uns gegenseitig auch andere Sexpartner zu erlauben. Das Fundament unserer 15-jährigen Beziehung schien uns tragfähig genug für dieses Wagnis. Und der Reiz des Neuen war zu verlockend, um es unversucht zu lassen.
Schnell zog es uns in verschiedene Richtungen: Mein Freund interessierte sich seit jeher mehr für BDSM, das Spiel mit Dominanz und Unterwerfung, während ich in erster Linie vom Sex mit einem neuen Mann träumte. Über eine Dating-Seite im Internet fand ich einen sympathischen Mann, der mein erster Liebhaber nach 15 Jahren trauter Monogamie wurde. Und wie es der Zufall wollte, war er ein erfahrener Swinger! So wurde er zu meinem Lehrmeister in Sachen Liebe, mein Reiseführer in die Welt der Swingerclubs, Sexparties und Gangbangs. Heute verbinden uns nicht nur die gemeinsamen Erfahrungen und Pläne für die Zukunft, sondern auch eine tiefe Freundschaft, die durch die Intimität schneller gewachsen ist, als gemeinhin üblich.
Im letzten Jahr habe ich also intensive Erfahrungen gesammelt. Hatte sinnliche, erotische und hemmungslos geile Erlebnisse. Ich besuchte unzählige Parties, Hoteltreffen und Rendezvous und konnte alle bisher geheimgehaltenen Fantasien ausleben. Zu dem einen neuen Mann kam bald ein zweiter, beide gleichzeitig zeigten mir völlig neue Dimensionen der Lust zu dritt. Ich hatte Blut geleckt. Da hatte sich eine Tür geöffnet, hinter der eine wunderbare Neue Welt lag, von deren Existenz ich bisher nicht einmal geahnt hatte. Egal ob es die erste Begegnung mit einer Frau, die ersten Fesselspiele oder Sex mit Augenbinde und mehreren Unbekannten war - diese geheimnisvolle Welt hielt immer neue Überraschungen für mich bereit. Und das, obwohl ich mit meinem Sexleben bisher eigentlich ganz zufrieden gewesen war.

Im Kindle-Shop: Die Swinger-Bibel: Lebe deine Fantasien und finde zu einer erfüllten Sexualität.
Für Tolino: Buch bei Thalia
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24. April 2018

'Zwischen Leben und Dunkelheit' von Bea Cach

Kindle (unlimited)
Stell dir vor, der Planet versinkt in Asche und Dunkelheit - was dann?

Begleiten wir Beate, die als junge Frau in diesem Roman auf einem schwierigen, leidenschaftlichen und schmerzvollen Weg in eine andere, nicht für Menschen gedachte, Welt, unterwegs ist.

Kann sie ihr Wissen nutzen, um zu überleben,
ihre Intuition, um zu entkommen und
ihre Liebe, um sich in der Dunkelheit etwas Menschlichkeit zu bewahren?

Eine unwirkliche, zerstörerische und dunkle Zukunft liegt vor dem Planeten und den wenigen überlebenden Organismen. Wird es gelingen, neues Leben zu ermöglichen, altes Leben zu bewahren und in eine Welt zu exportieren, die vielleicht einer anderen Lebensform vorbehalten bleiben sollte?Schaffen wir es, der Menschenfamilie eine reale Chance zu geben? Ist die irreale Illusion ihre eigene Interpretation vom Leben, geprägt durch ihr persönliches Weltbild, oder ein reales Abbild des Seins? Vielleicht ist es auch nur ein Spiel der Sinne, oder Spiegel unserer elektrischen Impulse, der universellen Energie und der bisherigen Erfahrungen auf ihrem Weg des Erkennens.

Mit dem 4. Roman der Reihe "Zwischen ..." findet die erste Sequenz ihren Abschluss.

Leseprobe:
Wie komme ich nun nach Uruguay?
Es gibt keinen Sprit mehr. Jedenfalls nur wenig und auch mein Ausweis, der mich als Mitarbeiter der Sonderkommission kennzeichnet, hilft im Moment nicht weiter. Es gibt weder Armee, noch Polizei, nichts. Seit dem letzten Einschlag eines Kometensplitters, im Oktober Zweitausendsechsundvierzig, herrscht auf der Erde Anarchie und ein heilloses Durcheinander. Dieser Stoß erschütterte die Erde gewaltig, es war nur ein Vorgeschmack auf die zu erwartende Zerstörung, einfach grauenhaft.
Eine der Megametropolen wurde getroffen, Shanghai. Nicht nur der Einschlag brachte unvorstellbares Leid und Zerstörung. Die folgende Detonationswelle verwüstete weite Teile des Areals und forderte unerwartet viele Menschenopfer. Die Verwüstung blieb nicht auf einen lokalen Bereich beschränkt, es umfasst ein tausende Kilometer weites Gebiet im Umkreis des Einschlagpunktes. Dieses Stück war nicht sonderlich groß, vielleicht gerade so fünfzig, sechzig Meter im Durchmesser. Aber das reichte, um einen gewaltigen Krater und einen Teil des Kontinents, als Trümmerfeld zu hinterlassen.
Seit diesem Tag ist fast jeder Mensch des Planeten auf der Flucht. Das ist die größte Völkerwanderung der Menschheit überhaupt. Milliarden versuchen sich in Sicherheit zu bringen, aber wo? Die Wanderung vollzieht sich von der Nordhalbkugel in den Süden. Aber auch von den südlichsten Gebieten wandern die Menschen in Richtung Äquator. Wo der nächste Einschlag erfolgt ist ungewiss, vielleicht sogar hier.
Die Versorgungslage der Menschen ist katastrophal. Es gibt weder genug Wasser, Sanitäranlagen und medizinische Versorgung, noch Lebensmittel. Die Welt ist ein einziges großes Flüchtlingslager, mit zu geringen Versorgungskapazitäten jeglicher Art, doch einem großen Gewaltpotential.
Zum Glück sitze ich schon in Alaska, also über den Ozean muss ich nicht mehr, doch auch von hier aus kann ich nicht laufen.
Der Vorarbeiter in unserem nördlichen Firmengelände, ist immer noch nicht bereit mit in den Süden zu gehen, doch ich bekomme von ihm noch Treibstoff, dass ich wenigstens bis Kanada fliegen kann. Der nette russische Mann aus den Reihen der Rentnermiliz möchte ebenfalls hier im Norden Kanadas bleiben. Die beiden Herren werden sich das letzte Jahr noch etwas Gutes gönnen, Völkervereinigung vom Feinsten, einfach leben und in Ruhe auf ihr Ende warten.
So fliege ich alleine in den Süden und hoffe, ich finde noch etwas Sprit. Auf einer der kanadischen Militärbasen gelingt es mir, nur wenige hundert Liter. Es ist nicht gerade viel.
Wie weit komme ich damit eigentlich?
Nun, ich fliege weiter und träume von meinem Mann, sowie meiner, seiner und unserer Familie. Meistens jedoch von unserer Liebe, die mir bis heute unerklärlich ist.
Noch sehe ich einzelne Gruppen in den Süden ziehen, von hier oben ist das nicht so schlimm. Es ist wie in einem Film oder Videospiel. Da sammeln sich die Leute, erst in kleinen Gruppen, dann zu richtigen Rotten und dann sehen die Menschenketten aus, als wären es kleine Flüsse, die sich zu einem gewaltigen Strom zusammenfinden und als Welle eines Meeres, alles wegschwemmen. Ich will da nicht hin, doch leider nimmt das Leben wieder einmal keine Rücksicht auf meine Wünsche.
So ergibt es sich, dass schon auf einem Flugplatz in Seattle mein Flug in die Karibik endet. Mein Tank ist leer und die geben mir freiwillig keinen einzigen Tropfen. Der geringe Vorrat ist für die einheimische Bevölkerung, nicht für Ausländer. Mein Ausweis und die Kennung sind uninteressant, das will heutzutage keiner wissen. Sie haben nur noch wenige Fässer und wollen schließlich ebenfalls zu ihrem Bunker. Das ist zwar gelogen, doch ein Streit hilft mir auch nicht. Sicher haben die Leute ihre Anweisung. Ich gehe an meine Reserven und biete einen Diamanten, vergebens. Da lachen mich die Männer einfach aus. Sie bestehlen keine Kinder, es ist schon ein Wunder, dass so eine Sprotte überhaupt den Helikopter in die Luft bekommt. Einen Anruf in der Behörde bei Conny ignorieren sie einfach, mich nimmt kein Mensch wirklich wahr. Nun, ich versuche es dennoch, allerdings stundenlang vergebens.
Nikita kann ich nicht erreichen und Conny auch nicht. Die sind alle irgendwie weg.
Hilfe!
Die Energieversorgung wird weltweit heruntergefahren, nur einige Wasserkraftwerke liefern noch Strom. Im Süden wird es vielleicht besser. Da stehen mehr Wind- und Solaranlagen, die bis zum bitteren Ende am Netz sind. Jedenfalls hofft jeder, bis kurz davor!
Magnettechnik, Windräder und Solaranlagen sind in diesen Breitengraden eher selten, nur lokale Betreiber nutzen solche Energiequellen. Viele Antennen, oder Sendeanlagen werden einfach nicht mehr betrieben, so hapert es auch mit der Information und Kommunikation.
Ich will nach Hause. Voller Trauer sitze ich gedankenverloren auf dem Flugfeld und weine vor mich hin.
Was soll ich denn nun machen?
Ich bin noch viel zu weit im Norden, um laufen zu können. Vielleicht komme ich auf einem Schiff weiter. Nein, das ist aussichtslos.
Die nehmen mich einfach nicht ernst, nicht mit, oder gar aus. Nur ungern erinnere mich an meinen Fahrt in Afrika zurück. Nein, das muss nicht sein.
Irgendwann im Laufe des Tages kommt die Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation zu mir und bietet mir an, mit einem Sammeltransport mitzufahren. Für den Heli bekomme ich keinen Sprit, der ist von den Russen und braucht viel zu viel, sagen die Leute.
Gar nicht, der ist fast neu, na ja einige Jahre ist er alt, aber aus neuer Produktion. Die haben gar keine Ahnung, worüber ich mich aufrege. Dennoch hole ich meine Sachen und ziehe alles an, was ich so unter das viel zu große Cape bekomme. Die hohen Turnschuhe sind zwar nicht unbedingt warm, doch durch die dicke Sohle friere ich nicht so schnell an die Füße. Nur hoher Schnee darf nicht sein, aber davon ist nicht auszugehen. Dann bring ich meine restlichen Lebensmittel im Rucksack mit und meine Tasche hänge ich über die Schulter.

Im Kindle-Shop: Zwischen Leben und Dunkelheit.
Mehr über und von Bea Cach auf ihrer Website.

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23. April 2018

'Erbin der Zeit: Das Blut der vier Königreiche' von Xenia Blake

Kindle Edition | Tolino | Taschenbuch
Xaenym hat sich auf die Suche nach Armenia gemacht, um ihre gestohlene Erinnerung zurück zu bekommen.

Ihre Freunde haben die Titanen aus der Unterwelt befreit und können es nun mit den Göttern aufnehmen. Das dachten sie zumindest. Denn etwas ist schief gelaufen. Die Titanen haben keine Kräfte. Als Ramy eine alte Prophezeiung in einem Buch findet, wird schnell klar, dass sie etwas damit zu tun hat. Da die Bibliothek von Titansvillage jedoch abgebrannt ist, müssen sie einen anderen Weg finden, an Informationen zu kommen. Sie treten eine Reise zum Olymp an, in dessen Bibliothek sie etwas in Erfahrung bringen, dass den Kampf gegen die Götter völlig auf den Kopf stellt. Aber sie wissen nicht als einzige davon.


Zweiter Teil der Fantasy-Trilogie "Erbin der Zeit".

Leseprobe:
Nae
Seit die Götter Titansvillage zerstört hatten, waren zwei Monate vergangen. Einige Hütten waren mit wenigen Rußflecken davongekommen. Xaenyms, Moonrise‘ und Neffires Hütte war sogar noch bewohnbar. Inzwischen war Loryelle dort eingezogen, da Moon bei der Verteidigung des Lagers gestorben war und wir seit Wochen nichts von Xaenym gehört hatten.
Neffire hatte Pavers und Moonrise‘ Tod recht gut verkraftet. Sie arbeitete von morgens bis abends, um sich abzulenken. Und es funktionierte. Jeden Tag saß sie mit den anderen am Mittagstisch, lachte viel und schien einigermaßen glücklich zu sein.
Mehr Sorgen machte ich mir um Xaenym. Wo konnte sie nur sein? Titansvillage brauchte sie. Als Xae fortgegangen war, um die Göttin Armenia zu suchen, hatte sie Chaos hinterlassen. Alle Einwohner des Lagers hatten Aras‘ Befehl, ihr nichts von Armenia zu erzählen, blind befolgt. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass es eine falsche Entscheidung gewesen war, hatten alle begonnen, an Aras zu zweifeln.
Aber die Welt schien stillzustehen. Nichts geschah. Wir hatten nichts mehr wegen Aras unternommen. Wir hatten Heige nicht über ihre Vergangenheit ausgefragt. Wir standen morgens auf, halfen beim Bau der Hütten und legten uns wieder schlafen. Tag für Tag.
Die Titanen verhielten sich frustrierend normal. Ich hatte übernatürliche Gottwesen erwartet. Stattdessen verhielten sie sich, als wären sie menschlich. Zwar waren sie altmodisch, aber eben auch nur das. Bereits seit mehreren Tagen ahnte ich, was los war. Das Skia hatte einen Defekt. Nur die sterbliche Essenz der Titanen war aus der Unterwelt zurückgekehrt. Sie hatten keine Kräfte mehr.
Ich atmete tief durch und genoss die Waldluft. Ich war mitten in der Nacht in den Wald gelaufen und hatte mich auf den moosbewachsenen Boden gesetzt. Tief durchatmend schloss ich die Augen.
So gern hätte ich in einem Sagenbuch nach weiteren Informationen über das Skia gesucht, doch die Bibliothek war abgebrannt. Jahrtausendealtes Wissen hatte sich in Asche und Rauch verwandelt. Meine Hütte war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Seit Wochen kam ich jeden Tag hierher und starrte stundenlang die Bäume an.
Nach der Mission fiel es uns allen schwer, in den Alltag zurückzufinden. Häufig ertappte ich mich dabei, wie ich die Pfeile in meinem Köcher zählte, obwohl ich jederzeit neue aus dem Waffenlager holen konnte oder morgens aufstand und weiterlaufen wollte, nur um dann festzustellen, dass ich kein Ziel hatte. Es fühlte sich falsch an, still herumzusitzen, während Vice und Zeus noch lebten.
„Wie lange willst du noch die Bäume anstarren?“, fragte eine Stimme. Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus.
„Ich bin eine Dryade. Wir tun so etwas“, protestierte ich.
Ramy trat grinsend zwischen den Bäumen hervor und setzte sich neben mich. Seine schwarzen Haare waren zerzaust und sein weißes T-Shirt zerknittert. Die verschnörkelten Tattoos an seinen Armen schimmerten durch den hellen Stoff hindurch. Ramy schaffte es tatsächlich, gut auszusehen, obwohl er gerade erst aufgestanden war.
„Warum sitzt du mitten in der Nacht hier rum?“, fragte er.
„Warum suchst du mich, während ich mitten in der Nacht hier rumsitze?“, gab ich zurück.
Er zuckte mit den Schultern, nahm meine Hand und zog mich auf die Beine.
„Du hast heute Geburtstag.“
„Nein“, erwiderte ich stirnrunzelnd.
„Ist mir egal. Ich habe ein Geburtstagsgeschenk für dich.“
Er griff in die Innentasche seiner Jacke und zog ein dickes in Leder gebundenes Buch mit goldener Aufschrift hervor.
„Die Chronik des trojanischen Krieges“, las ich erstaunt. „Wo hast du das her?“
„Ich hab es in den Trümmern der Bibliothek gefunden. Ein paar Seiten sind nicht mehr lesbar, doch ich dachte, du könntest vielleicht etwas damit anfangen.“ Er zuckte mit den Achseln. „Aber das war erst ein kleiner Teil des Geschenks. Denkst du, ich schenke dir nur ein verkohltes Buch zum Geburtstag?“ „Wie gesagt, ich habe nicht Geburtstag.“
„Jedenfalls denke ich, es geht uns allen so. Wir können nicht tatenlos herumsitzen. Und genau das ist mein Geschenk.“
Ich sah ihn fragend an.
„Lies das Buch. Ich war so frei und habe mit Textmarker ein paar Stellen markiert. Das muss etwas bedeuten. Wenn ich Recht habe, müssen wir so schnell es geht aufbrechen.“
„Du hast ein jahrhundertealtes Buch mit Textmarker bemalt?“, rief ich empört. „So in etwa. Aber darum geht es nicht. Lies es dir durch. Bitte. Erinnerst du dich, dass es den Göttern nicht nur um das Skia ging? Es gibt da noch etwas anderes. Und ich glaube, dieses Buch hat etwas damit zu tun. Ich werde daraus nicht schlau. Aber du vielleicht. Wenn überhaupt jemand versteht, worum es geht, dann du. Ich weiß, es klingt so, als würde ich nur nach einem Vorwand suchen, eine neue Mission zu starten, und ja, das stimmt. Still rumzusitzen ist nicht meine Art. Aber ich glaube, da ist wirklich was los. Vielleicht hilft dieses Buch ja, die Titanen … titanischer zu machen.“
Ich nickte und wollte mich zurück zu meiner Hütte begeben, als er mich am Arm festhielt und zu sich zog.
„Das kann bis Sonnenaufgang warten.“
„Aber …“ Weiter kam ich nicht, da seine Lippen schon auf meinen lagen.

Die nächsten beiden Tage verbrachte ich damit, das Buch zu lesen und besonders auf die markierten Stellen zu achten. Und Ramy hatte tatsächlich Recht. Ich blieb fast durchgehend wach und dachte an die Geschehnisse in Troja. Nachdem ich das Buch gelesen hatte, rannte ich, so schnell ich konnte, zu seiner Hütte. Es kümmerte mich nicht, dass es vier Uhr morgens war. Ich musste dringend mit Ramy sprechen. Er war inzwischen bei Roove eingezogen, da seine früheren Mitbewohner tot waren. Kurz bevor ich anklopfte, öffnete sich die Tür langsam. Dahinter kam Roove in vollständiger Kampfmontur zum Vorschein, der mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. An seinen Schultern hing ein schwarzer Rucksack.
„Äh … ich“, stammelte er.
„Du willst Xae suchen gehen“, ergänzte ich.
Er ließ die Schultern sinken und sah zu Boden. „Wenn es so wäre, würdest du mich gehen lassen?“
„Ich kann dich nicht aufhalten, oder?“ Seufzend trat ich zur Seite.
Er lächelte und ging die Treppen hinunter. Kurz bevor er mit der Dunkelheit verschmolz, drehte er sich um und sagte: „Leb wohl. Ich hoffe wirklich, dass wir uns wiedersehen. Aber ohne Xae komme ich nicht zurück. Ich kann einfach nicht. Ich habe es die ganze Zeit versucht, mir eingeredet, dass ich sie nicht brauche. Aber das tue ich.“ Und dann verschwand er.
Langsam drehte ich mich um und presste die Lippen zusammen. Vor einigen Monaten hatten wir uns zu zehnt auf den Weg gemacht. Jetzt waren nur noch Neffire und ich davon übrig.
Meine Brust fühlte sich furchtbar leer an.
Als ich in Ramys Zimmer ankam, saß er bereits kerzengerade auf seinem Bett und starrte mich an.
„Wieso bist du wach?“
„Ich konnte nicht schlafen. In letzter Zeit kann ich gar nicht mehr schlafen. Ich muss ständig an dieses Buch denken.“
„Genau deshalb bin ich hier. Wir müssen zu Aras. Sofort.“
„Aras hat hier nichts mehr zu sagen“, entgegnete er spöttisch.
„Wir gehen zu Aras“, beharrte ich. Es war mir egal, dass er sich im Moment für nichts interessierte. Er war der Lagerleiter. Wenn wir eine Mission antreten wollten, musste er davon wissen.

Im Kindle-Shop: Erbin der Zeit: Das Blut der vier Königreiche.
Für Tolino: Buch bei Thalia
Mehr über und von Xenia Blake auf ihrer Website.

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22. April 2018

'(K)ein anständiges Mädchen' von Minna Dreißig

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Minna ist mit Leib und Seele Buchhändlerin und ein kreativer Kopf. Nur in Sachen Liebe hat sie kein glückliches Händchen. Als sie den smarten Mark kennen lernt, steht sie in hellen Flammen.

Doch die Beziehung, die sich da anbahnt, hat Haken und Ösen. Das bessert sich erst, als die beiden ihrem Freund Daniel, einem Maler, mit vereinten Kräf­ten aus einer Krise helfen müssen. Oder hat Minna sich etwa zu früh gefreut? Muss sie wieder von vorne anfangen? Kollegin Annika und Freundin Steffi stehen ihr mit Rat und Tat zur Seite. Und dann gibt es da auch noch Freddi, Minnas Friseur, der nicht nur Talent zum Zuhören hat …

Leseprobe:
Kurz nach zehn kam Daniel. Er strahlte übers ganze Gesicht. »Stell dir vor, er hat zwei Bilder mitgenommen, Minna«, jubelte er. »Und wenn die sich gut verkaufen…« Er brach ab und schaute mich schuldbewusst an. »Wie ist es denn mit Emma gegangen?«
»Bestens, euer Kind ist gut zu haben«, sagte ich. »Jetzt schläft sie.«
»Seit wann?«
»Ungefähr seit einer halben Stunde.«
»Dann lassen wir sie am besten noch ein Weilchen schlafen«, sagte Daniel und zog seinen Anorak aus. »Wenn ich sie jetzt wecke, ist sie nämlich gar nicht gut zu haben.«
»Hast du Hunger?«, fragte ich ihn. Er nickte. An Essen hatte er an diesem Abend überhaupt noch nicht gedacht. Also ging ich in die Küche und holte Brot, Käse und ein Stück Pastete. Im Kühlschrank fand ich auch noch eine Flasche Sekt.
»Jetzt stoßen wir auf deinen Erfolg an«, sagte ich und ließ den Sektkorken möglichst leise knallen. »Erzähl mal.« Der Kunsthändler habe seine Arbeiten sehr gelobt, sagte Daniel. »Was hat er denn mitgenommen?«, wollte ich wissen.
Daniel grinste. »Kein Stillleben, ›Boot am Strand‹ und ›Erntezeit‹. Er hat mir geraten, ich solle mir schnellstmöglich eine Galerie suchen, die meine Bilder ausstellt. Dass das nicht leicht ist, weiß er natürlich. Aber bis dahin könnte ich vielleicht das eine oder andere Bild schon mal in einem Wartezimmer oder einem anderen öffentlichen Raum aufhängen, meinte er.«
»Mensch, Daniel, wir können doch bei uns im Buchladen Bilder von dir ausstellen«, fiel mir da ein. »Soll ich mal mit Annika reden?«
»Ja, das wäre toll«, sagte Daniel. Ich füllte unsere Gläser, und wir stießen ›auf gute Zusammenarbeit‹ an.
»Und was hört man von der Klassenreise?«, wollte ich wissen.
»Scheint gut zu laufen«, antwortete Daniel. »Steffi war zwar etwas hektisch, als sie vorhin anrief, aber sie haben gestern sogar eine Nachtwanderung gemacht. Ich glaube, meine Frau hat mal wieder alles fest im Griff.«
»Auf Steffi.« Wir prosteten uns zu. »Hat Mark sich denn inzwischen bei dir gemeldet?«, erkundigte sich Daniel dann.
Ich schürzte die Lippen. »Könnte man so sagen. Aber mit dem Telefonieren hat dein Freund es anscheinend nicht so.«
Daniel lachte. »Ja, Mark ist immer sehr beschäftigt. Wenn er einem verspricht, sich in der nächsten Woche zu melden, hört man oft wochenlang gar nichts von ihm. Es hat auch keinen Zweck, ihm auf die Pelle zu rücken, dann stellt er sich taub. Aber Bange machen gilt nicht, Minna, Mark und ich sind Kumpel, wir gehen nun mal ruppig miteinander um.«
»Klingt ungeheuer ermutigend, Daniel«, seufzte ich. »Aber du kennst mich ja, so schnell werfe ich die Flinte nicht ins Korn. Immerhin haben wir schon mal ein Date anvisiert.«
»Auf das Date!« Ich wollte uns Sekt nachschenken, aber die Flasche war leer.
»Ach, du lieber Himmel«, rief Daniel erschrocken. »Wie soll ich denn Emma nach Hause bringen? Ich kann doch jetzt nicht mehr Autofahren. Und den Buggy habe ich auch nicht dabei. Ich bin doch wirklich zu blöd!«
»Daran hab` ich auch nicht gedacht«, gestand ich kleinlaut. »Aber noch schläft Emma ja. Warum haust du dich nicht einfach auf mein Sofa? Wenn Emma wach werden sollte, bist du ja vielleicht wieder fahrtüchtig.«
»Ja, das ist `ne gute Idee.« Daniel nickte erleichtert. Ich holte ihm Kopfkissen und Decke. »Wenn du noch was brauchst, sag Bescheid.«
»Minna, du bist ein Schatz«, sagte er und trat auf mich zu. Seine Augen glänzten. Ich bot ihm gewohnheitsmäßig die Wange zum Kuss, doch er hob mein Kinn mit zwei Fingern, und seine Lippen waren den meinen auf einmal gefährlich nahe!
Alarmiert trat ich einen Schritt zurück. »Nein, Daniel, das ist keine gute Idee«, sagte ich und floh in mein Schlafzimmer.
Gegen vier Uhr wurde ich wach, weil ich nebenan Stimmen hörte. Ich schlüpfte in Bademantel und Pantoffeln und lief ins Wohnzimmer, wo Daniel mit Emma auf dem Arm auf und abging und dabei leise vor sich hin summte.
»Mama«, weinte Emma. »Mama.«
»Mama kommt morgen«, sagte Daniel tröstend. »Wir beide fahren jetzt nach Hause und schlafen noch ein bisschen, Emma, und wenn du morgen aufwachst, kommt Mama.«
Ich holte Emmas Nuckelflasche, und während sie trank, beruhigte sie sich allmählich. »Ich glaube, jetzt können wir uns auf den Weg machen«, sagte Daniel. »Vielen Dank noch mal für alles, Minna.« Er grinste ein bisschen verlegen und machte sich dann schnell aus dem Staub.
Wieder allein, holte ich mir ein Glas Milch und setzte mich mit dem Wilhelm Busch Album aufs Sofa. Ich hatte das Buch lange nicht mehr in der Hand gehabt und sah es nun in neuem Licht. Der doppelbödige Humor stimmte mich zugleich heiter und nachdenklich. Jetzt wusste ich, warum Freddi Wilhelm Busch zu seinem Lieblings­dichter erkoren hatte.
Ich las noch einmal die ›Fromme Helene‹, und als ich beim Epilog ankam, sprang mir der Satz ins Auge: ›Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, was man lässt.‹
Ich klappte das Buch zu. Auf dem Cover war Wilhelm Busch abgebildet, ein stattliches Mannsbild! Ich schaute noch ein zweites Mal hin. Hatte mir der Dichter nicht gerade zugezwinkert?

Im Kindle-Shop: (K)ein anständiges Mädchen.
Mehr über und von Minna Dreißig auf ihrer Website.



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20. April 2018

'Wünsch dir Was: Der erste Wächter' von Kirsten Storm

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
In Romys Leben läuft gerade alles nach Wunsch. Bis zu dem Tag, an dem sie entführt wird. Plötzlich sieht sie sich mit einer Welt konfrontiert, in der Magie nicht nur in Büchern existiert und Wünsche durch bloße Willenskraft in Erfüllung gehen.

Romy setzt alles daran, wieder nach Hause zu gelangen. Doch leichter gesagt als getan, denn ihre Entführer haben sie nicht willkürlich ausgewählt. Und es gibt da jemanden, der ihre Gefühle ordentlich durcheinanderbringt.

Leseprobe:
Prolog
Ich bin die Quelle, der Ursprung, die Saat, die das Chaos entfesselt hat. Dieses grauenerregende, gnadenlose und zugleich berauschende, unbändige Chaos. Ich weiß nicht, ob es gut oder böse, richtig oder falsch ist. Mit Gewissheit kann ich nur sagen, dass ich die Schuld daran trage.
Hätte mich damals, an jenem Tag, als meine Welt aus den Fugen brach, jemand zu warnen versucht, ich hätte ihm nicht geglaubt. Und selbst wenn ich die Wahrheit in seinen Worten erkannt hätte, nichts hätte sich verändert. Keine Warnung der Welt hätte etwas am Verlauf meiner Geschichte ändern können.
Versteck dich!
Sprich mit niemandem ein Wort!
Und am wichtigsten: Verliebe dich unter keinen Umständen!
Ja, diese letzte Mahnung wäre sinnvoll gewesen. Ein guter Rat, der viel Unheil hätte abwenden können. Nur wäre ich nicht in der Lage gewesen, ihn zu befolgen. Wie soll ich einem Funken vorschreiben, zu erlöschen, wenn er erst entfacht ist? Er gehorcht anderen Gesetzen als meinem Willen. Und ist die Liebe letztendlich nicht das einzig Wahrhaftige, das überdauert, wenn alles andere von der Zeit aufgezehrt wurde?
Ich denke oft an den Tag, an dem mein Leben mir unwiederbringlich aus den Händen gerissen wurde. Manchmal sehne ich mich nach diesen Augenblicken, nach der naiven Unbekümmertheit, die mir zu eigen war.
Doch ich hüte mich davor, mir verlorene Träume zurück zu wünschen, denn Wünsche sind gefährlich.

Kapitel 1
Gustavo, dieses Schwein!
Der Gedanke an ihn ließ ihr Herz bluten. An einem Stück Sushi zu ersticken, hatte er wirklich nicht verdient. Lukretia schmiss den von Tränen durchtränkten, rosa Plüschteddy in das finstere Loch, dem herabsinkenden Sarg hinterher. Dann fasste sie Bertrams Hand. Mit ihm an ihrer Seite würde alles anders werden. Gemeinsam wandten sie dem Friedhof den Rücken zu. Ihre Zukunft begann jetzt. Ende.


Meine altersschwache Tastatur klappert lautstark, als die letzten Zeilen auf dem Bildschirm erscheinen und ich grinse breit. Fehlt nur noch der Ausblick.

Mit Leon, Richard und Gustavo hatte Lukretia kein Glück. Wird Bertram der Richtige sein? Den beiden steht eine turbulente Zukunft bevor. Doch wird Lukretia dem attraktiven Postboten Karlheinz wiederstehen können?
Fortsetzung folgt.


Zufrieden klicke ich auf Speichern und nehme die Hände von der Tastatur. Es ist geschafft. Ich kann es kaum glauben. Mit einem Freudenquietscher springe ich auf und tanze eine Runde durchs Zimmer, wobei tanzen eine sehr wohlwollende Beschreibung ist. Meine Freundin Ella hätte die Mischung aus Po-Wackeln und Arme in die Luft werfen, auf ihre liebenswürdige Art, bestenfalls als unvorteilhaften Verrenkungs-Stil bezeichnet. Aber mag es auch noch so lächerlich aussehen, ich freue mich viel zu sehr, um stillzuhalten. Er ist fertig: Band Zehn meiner Lukretia-Reihe. Dieses `emotional tiefschürfende´ Werk erscheint monatlich und wird von hunderten, mit Taschentüchern bewaffneten, Lesern verfolgt.
Zumindest wenn ich meinen Leserbriefen Glauben schenken darf.
Es ist zwar bereits Band zehn, doch damit geht ein Traum von mir in Erfüllung, denn der Verlag hat zugesagt, eine Hardcover-Ausgabe der ersten zehn Bände herauszugeben. Ich kreische auf, damit ich nicht vor Freude platze und versuche meine zappelnden Glieder wieder unter Kontrolle zu bringen.
Das Telefon, ich muss zum Telefon.
Ich bin so aufgedreht, ich muss die Neuigkeit mit jemandem teilen, also tippe ich Ellas Nummer und lausche grinsend dem Freizeichen.
»Hallo?«
»Ich bin fertig!«, jubiliere ich in den Hörer und werde prompt von einer Glückwunsch-Salve unterbrochen. Ich hüpfe mit dem Hörer in der Hand auf und ab.
Zum Glück kann mich hier keiner sehen.
»Ist das nicht unglaublich? Ich bin total aufgedreht!«
Ella lacht: »Das höre ich, Süße. Ich wette, ich würde seekrank werden, wenn ich mir dein Gehopse ansehen müsste, aber ich bin echt stolz auf dich!«
Ella kennt mich genau. Sie muss mich nicht sehen, um zu wissen, wie meschugge ich mich im Moment aufführe. Oft genug hat sie mich schon damit aufgezogen.
»Das müssen wir feiern. Wo sollen wir hingehen? Ich gehe allerdings nur mit dir aus, wenn du versprichst, mit dem Hüpfen aufzuhören. Du solltest dir das echt abgewöhnen. Ich stelle mir dich gerade beim Interview zu deiner Buchveröffentlichung vor, wie du ständig auf- und abspringst, bis dem Reporter schlecht wird. Du würdest als der lebende Gummiball bekannt werden.«
»Du bist charmant wie immer«, merke ich an und stelle mein Gewackel ein wenig ein.

Im Kindle-Shop: Wünsch dir Was: Der erste Wächter (Chronik der Wünsche 1).
Mehr über und von Kirsten Storm auf ihrer Website.



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'Wild Guys. The Boss' von L. C. Silver

Kindle (unlimited)
Verspiele nie dein Herz in Sin City - das Casino gewinnt immer

Die junge FBI-Agentin Savannah wird in Las Vegas eingeschleust, um die Wild Guys zu entlarven. Doch sie folgt einem eigenen Plan, von dem niemand wissen darf. Als sie dem Boss begegnet, ändern sich die Regeln des Spiels. Bereits bei ihrer ersten Begegnung kann sie seiner Anziehungskraft nicht widerstehen. Aber darf sie sich auf die Liebe einlassen, wenn sie weiß, dass sie ihn verraten wird?

Zachary ist der geheimnisumwitterte Boss eines Casinos, der sein Leben genießt. Der sexy Womanizer steht auf Abenteuer mit den Wild Guys, unverbindlichem Sex mit heißen Frauen und einen Job, der ihn fordert. Als Savannah als Dealer in seinem Casino anfängt, ändert das sein Leben von einem Tag auf den anderen. Warum geht sie ihm dermaßen unter die Haut, obwohl er der Liebe abgeschworen hat?

Ein mitreißender Liebesroman, der in Las Vegas spielt und explizit beschriebene Liebesszenen enthält.

Leseprobe:
Savannah
Die Interstate 15 zieht sich lang und gerade vor mir dahin. Nur noch wenige Meilen und ich werde Las Vegas erreichen. Sin City, die Stadt der Sünden – für Millionen Menschen ist die Stadt jedes Jahr der Ort, an dem sie ihre Träume verwirklichen wollen. Mir beschert Vegas nach all der Zeit immer noch Albträume.
Gestern Abend bin ich in Los Angeles angekommen, habe mir dort die Schrottkarre gekauft, die zu meiner neuen Identität passt.
Summer Wolfe, Highschool abgebrochen, Gelegenheitsjobs, immer kurz vor der Pleite, immer auf der Suche nach der großen Chance, die sie aus ihrem Elend herausholt. Falls irgendjemand nach mir suchen sollte, bin ich im System erfasst.
Ein paar kleinere Konflikte mit dem Gesetz: Ladendiebstahl, Gelegenheitsprostitution, Drogen. Nichts wirklich Gefährliches, das die Wild Guys davon abhalten könnte, sich mit mir abzugeben, aber genug, um deutlich zu machen, dass ich eher der dunklen Seite zugeneigt bin.
Für den Mugshot, das Polizeifoto, haben sie mich bleich geschminkt, die Haare waren strähnig und ich habe mich beinahe selbst nicht erkannt. Aber so wirkt es echt. Niemand sieht auf einem Mugshot gut aus. Okay, fast niemand. Jeremy Meeks hat uns allen das Gegenteil bewiesen. Heute ist er Model, glaube ich. Alles nur, weil Polizeifotos öffentlich zugänglich sind.
Je näher ich Vegas komme, desto heißer wird es. Meine Tarnidentität hat kein Geld und mein Auto keine Klimaanlage. Also fahre ich rechts ran und kurbele alle Fenster herunter. Der Fahrtwind bringt ein bisschen Erleichterung. Dann stelle ich das Radio an und suche einen Sender, der Musik spielt, die Summer hören würde. Erst bleibe ich bei Country hängen, aber nein, dafür ist Summer zu jung und cool. Also suche ich nach einer Station, die Pop spielt.
Endlich werde ich fündig und drehe voll auf, als Taylor Swift »Shake it off« singt. Aus vollem Hals gröle ich mit und schüttele mit jeder Meile, die ich zurücklege, mehr von Savannah Frost ab. Selbst mein Akzent klingt jetzt mehr nach Kalifornien als nach Ostküste.
Ein Straßenschild informiert mich, dass ich die Grenze von Nevada erreicht habe. Ein letztes Mal atme ich tief durch. Ja, ich will das durchziehen, auch wenn ich mir manchmal wünsche, alles vergessen und hinter mir lassen zu können.
Um mich abzulenken, singe ich wieder die Songs mit, die mein Radio spielt und bin überrascht, von wie vielen ich den Text kenne. Summer und Savannah haben wohl mehr gemeinsam, als ich dachte.
Ein weiteres Schild weist mich darauf hin, dass gleich die Seven Magic Mountains auftauchen. Riesige bunte Steintürme, eine Kunstinstallation mitten in der Wüste. Savannah würde anhalten, um sie sich anzusehen. Und Summer?
Ich beschließe, dass Summer noch ein paar Fotos auf ihrem Handy brauchen kann und fahre rechts ran. Anscheinend bin ich nicht die Einzige, die sich für die Skulptur interessiert. Sie ist auch wirklich beeindruckend, etwa 30 Fuß hohe Steinblöcke in schreiend bunten Farben, mitten im Nirgendwo. Nur Wüste, niedrige Büsche und im Hintergrund die Berge.
»Wow«, quietscht Summer und schießt ein Selfie nach dem nächsten. Dann scrollt sie durch ihre Fotos. Alles Bilder von jungen, hübschen Frauen, die Party machen und ihr Leben genießen. Die meisten der Fotos sind in den vergangenen fünf Tagen in Quantico entstanden und von den IT-Jungs mit unterschiedlichen Daten versehen worden. Beeindruckend, was alles zu einer neuen Identität dazugehört.
Mit der Hand wische ich mir Schweiß von der Stirn. Vielleicht wäre es klüger gewesen, nicht ausgerechnet im Juni nach Las Vegas zu fahren. Die trockene Wüstenhitze ist nichts für mich, ich bin ein Mensch für mittleres Wetter. Hoffentlich habe ich die Mission abgeschlossen, bevor die Temperaturen hier explodieren.
Verdammt! Ich hätte in eine Klimaanlage investieren sollen. Zum Glück sind es nicht einmal mehr zehn Meilen bis Las Vegas, ein paar mehr bis nach North Las Vegas, wo ich ein extrem billiges Apartment in einem extrem gesichtslosen Haus gemietet habe.
Mein Herzschlag wird schneller, als ich die unverkennbare Silhouette von Sin City erkenne. Ich verlasse den breiten Las Vegas Freeway und biege ab auf den Las Vegas Boulevard, weil ich mich von meiner Kollegin Lizzie dazu habe breitschlagen lassen.
Welcome to Fabulous Las Vegas – ich steuere auf den Parkplatz vor dem Schild, das sicher zu den meistfotografierten der Welt gehört. Dort stehen bereits zwei Busse und einige Autos, aus denen Menschen strömen, die das Schild fotografieren. Geduldig warte ich, bis ich an der Reihe bin. Fünf Bilder, vier Selfies, langsam füllt sich Summers Fotoalbum.
Obwohl es mir die Kehle zusammenschnürt, in dieser Stadt zu sein, kann ich mich ihrer Faszination nicht entziehen, dem Neonlicht, dem Glitzer, den unglaublichen Hotels. Alles hier ist künstlich, extrem, überdimensional – und hat trotzdem irgendwie Charme. Wie werde ich wohl in ein paar Wochen über die Stadt denken?
Immer wieder fahre ich rechts ran, um Bilder zu machen. Von den Palmen, die hier mitten auf dem Boulevard wachsen, von der unglaublich riesigen schwarzen Pyramide des Luxors, die für mich aussieht, als wären Außerirdische hier gelandet. Ein im Vergleich zur Pyramide nahezu winziger Obelisk steht direkt an der Straße, den Namenszug Luxor auf seiner Seite. Dahinter hockt die gewaltige Sphinx. Ich weiß nicht, ob ich staunen oder lachen soll angesichts dieses unglaublichen Bauwerks.
Doch es kommt noch besser: Bald folgen das Excalibur, Las Vegas‘ Vorstellung davon, wie das Rittertum ausgesehen hat, und New York, New York. Nachdem ich Dutzende von Fotos geschossen habe, beschließe ich, dass es damit für heute genug ist. Ich werde bestimmt noch Zeit finden, die Sehenswürdigkeiten zu knipsen, nur um die Kollegen damit zu ärgern.
Als ich an der billigen Wohnung angekommen bin, bin ich durchgeschwitzt. Ich wusste, dass Vegas im Juni heiß ist, aber das hier ist lächerlich. Als ich meine Kartons aus dem Kofferraum hebe, kommt ein Windhauch auf, der mir heiß ins Gesicht schlägt und die Haare durcheinanderwirbelt. Ich brauche unbedingt eine Klimaanlage, oder muss mich an diese unglaublichen Temperaturen gewöhnen. Noch weniger kann ich kaum anziehen.
Für jemanden wie mich, der an der Ostküste geboren und aufgewachsen ist, ist diese Stadt wie ein permanenter Fön ins Gesicht. Ich komme aus dem Teil des Landes, wo die Temperaturen sich im normalen Bereich bewegen. Hier ist alles überdimensional: die Hotels, die Casinos, das Klima. Selbst die Straßen sind gewaltig, gesäumt von Palmen, meterhohen Bäumen, die exotisch und wild wirken. Werde ich dem allen hier wirklich gewachsen sein?
Nur einen Moment lasse ich die Schwäche zu, dann erinnere ich mich wieder daran, warum ich unbedingt diesen Job wollte, warum mein ganzes Leben seit damals auf diesen Punkt zugelaufen ist. Ich werde hier klarkommen, ich werde meinen Plan in die Tat umsetzen und danach endlich frei sein.

Im Kindle-Shop: Wild Guys. The Boss.

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18. April 2018

'Fritzi Flitzeflink: Vorlesegeschichten' von Marit Bernson

Kindle Edition | Taschenbuch | Thalia
Tief im Zweiflüssewald in einem Loch hoch oben auf einem Tannenbaum lebt Fritzi Flitzeflink. Was sie für ein Wesen ist, weiß niemand. Sie ist kein Tier, aber auch kein Mensch. Vielleicht ein Kobold?

Sie hat dichtes, wuscheliges Fell und spielt am liebsten den ganzen Tag mit ihren Freunden. Und sie kann zaubern. Oder eigentlich kann sie es nicht, aber sie tut es trotzdem. Sie sprüht dann Funken aus ihren Fingern, gelb, weiß und golden. Doch wenn man diese Funken sieht, sollte man sich schleunigst verdrücken, denn Fritzi zaubert meist nicht das, was sie will.

Zwölf Vorlesegeschichten für Kinder mit 25 Farbillustrationen von Corinna Arauner.

Leseprobe:
„Ich habe heute Geburtstag“, sagte Fritzi eines schönen Herbsttages.
„Was, schon wieder?“, fragte Mauli.
Und Mira verdrehte die Augen. „Fritzi, wir haben dir schon hundertmal erklärt, dass man nur einmal im Jahr Geburtstag hat“, sagte sie.
„Ja, aber ich weiß nicht genau, wann meiner ist.“
„Du darfst dir ja gerne einen Tag dafür aussuchen. Aber du kannst ihn nicht ständig ändern. Letztes Jahr hast du viermal Geburtstag gefeiert. Dieses Jahr hast du schon im Frühling gefeiert.“
„Aber an meinem Frühlingsgeburtstag hat es furchtbar geregnet. Wir haben die ganze Zeit in meinem Baumloch gesessen und konnten nichts Lustiges machen.“
Mira seufzte. „Und was war mit Tanzen, Becherdrehen, Nüssewettessen?“
„Ich verspreche, dass ich zum letzten Mal meinen Geburtstag ändere. Von jetzt an habe ich nur noch im Herbst Geburtstag.“
„Ach, lass sie doch!“, sagte Schneck. „Wenn sie verspricht, dass sie von jetzt an den Geburtstag nicht mehr verlegt.“
Mauli stimmte ihm zu. „Ich hätte mal wieder Lust auf eine Geburtstagsfeier.“
„Aber von mir gibt es nur ein kleines Geschenk.“ Mira grinste.
Fritzi hüpfte vor Freude. „Ich gehe nach Hause, und ihr kommt später vorbei zum Feiern. Sagt ihr den anderen auch Bescheid?“ Sie wartete gar keine Antwort ab, sondern drehte sich schnell um und lief nach Hause, um erst mal ihr Baumloch aufzuräumen. Doch Fritzi räumte nicht besonders gerne auf. Deshalb fegte sie alles, was auf dem Boden zerstreut lag unter das Bett. Auf diese Weise verschwand auch gleich der Staub vom Fußboden.
Als sie das geschafft hatte, merkte sie, dass auf dem Tisch und den Stühlen noch Teller, Essensreste und Spielzeug lagen, und sie ärgerte sich. Sie hätte alles vor dem Fegen auf den Boden kippen sollen. Dann seufzte sie und räumte diese Sachen doch noch ordentlich weg. Die Essensreste verstaute sie im Mülleimer. Wenigstens konnte Mira nicht wieder sagen, dass es beim Bett komisch riechen würde.

Im Kindle-Shop: Fritzi Flitzeflink: Vorlesegeschichten.
Für Tolino: Buch bei Thalia
Mehr über und von Marit Bernson auf ihrer Website.



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17. April 2018

'Brandopfer' von Klaas Kroon

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Unter einer Eisenbahnbrücke an der Ilmenau in Lüneburg verbrennt ein Obdachloser. Für die schockierende Tat gibt es zunächst weder Motiv noch Verdächtige. Da verbrennt am Bahnhof der nächste Obdachlose. Ist es eine Serie?

Kommissarin Marie Gläser und ihr vergesslicher Chef Stephan Weide untersuchen in ihrem zweiten gemeinsamen Fall zwei Morde, die so gar nichts miteinander zu tun haben. Oder doch? Ihre Ermittlungen führen sie von obskuren Neo-Nazis bis in die feine Lüneburger Gesellschaft und werfen ständig neue Fragen auf.

Leseprobe:
3. Kapitel
Marie hatte ein zwiespältiges Verhältnis zu Menschen, die auf der Straße lebten. Zum einen taten sie ihr leid, klar. Sie fragte sich bei so manchem jungen Punk aber auch, ob der sich nicht ein besseres Leben erarbeiten könnte, wenn er nur wollte.
Früher, als junge Polizistin bei der Streife, hatte sie mehr mit Stadtstreichern zu tun und auch eklige Situationen erlebt. Besonders bizarr fand sie das Verhalten der Rettungsdienste mit den oft völlig betrunkenen Obdachlosen. Einmal musste sie einen, der in einem Einkaufszentrum total weggetreten Leute angegriffen hatte, im Rettungswagen begleiten. Er hatte sich selbst verletzt und blutete. Der Sanitäter ging nicht besonders zimperlich mit seinem Patienten um, als er ihn auf der Trage in den Wagen schob. Und als der alte Mann sich übergeben musste, reagierte der Sanitäter schnell, riss ihm das Hemd auf und drückte ihm den Kopf auf die Brust. Nun ergoss sich die stinkende Brühe auf seinen Bauch. Der Sanitäter schloss die Jacke des Mannes und ließ ihn mit seiner eigenen Kotze auf dem Bauch auf der Trage liegen.
Marie sah ihn entsetzt an, aber er sagte nur: »Glaubst du, ich habe Lust, kurz vor Schichtende die ganze Karre zu putzen? Sollen die sich im Krankenhaus mit dem Dreck herumschlagen.«
Das war lange her und die Begegnungen zwischen dem Zentralen Kriminaldienst, dem Marie inzwischen angehörte, und Lüneburger Stadtstreichern waren selten. Als Täter fielen sie gelegentlich als Ladendiebe und Dauerschwarzfahrer auf. Zu Opfern wurden sie noch seltener.
Marie ging dorthin, wo sie die meisten Obdachlosen am Mittag vermutete, zur ›Chance Salzstraße‹, einer Einrichtung, die sich um die Wohnungslosen in der Umgebung kümmert. Jeden Tag konnten die Menschen hier, mitten in der historischen Lüneburger Altstadt, zwei Stunden lang Kaffee trinken, essen, duschen und sich bei den Sozialarbeitern Rat für alle Lebenslagen holen.
Marie betrat einen großen, hellen Aufenthaltsraum. Neue Möbel, eine gepflegte Küchenzeile mit Tresen. Es sah fast aus wie in einem schicken Szene-Café. Sechs Menschen saßen an den Tischen. Fünf Männer und eine Frau. Nur zwei Männer saßen zusammen, alle anderen schlürften für sich allein schweigend ihren Kaffee oder ihre Suppe. Misstrauisch sahen die Leute Marie an. Noch bevor sie etwas sagen konnte, kam hinter dem Tresen eine schlanke, gepflegte Frau um die sechzig hervor und ging zügig auf Marie zu.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie und ihr Ton ließ vermuten, dass Menschen, die offensichtlich nicht obdachlos waren, hier mit Vorsicht behandelt wurden. Marie zückte ihren Ausweis.
»Marie Gläser, Kriminalpolizei Lüneburg, wir ermitteln ...«
»Ja, ist mir schon klar, was Sie ermitteln. Haben wir ja alle mitbekommen. Hier finden Sie den Täter nicht. Das sage ich Ihnen gleich. Die Leute zünden sich nicht gegenseitig im Schlaf an.«
»Entschuldigung, ich habe Ihren Namen nicht verstanden «, parierte Marie die unfreundliche Begrüßung.
»Elisabeth Oppermann, ich leite die Einrichtung. Ehrenamtlich. «
»In Ordnung, Frau Oppermann. Wir vermuten hier auch nicht den Täter. Wir wären ja froh, wenn wir schon mal wüssten, um wen es sich bei dem Opfer überhaupt handelt. Haben Sie eine Ahnung?«
»Haben Sie ein Foto?«
»Das würde Ihnen nicht weiterhelfen. Der Tote ist nicht mehr zu erkennen. Einen Ausweis oder Ähnliches haben wir nicht gefunden.«
»Ja, das wird schwierig.«
»Hey«, rief nun einer der Männer aus dem Raum. »Was hat er denn angehabt?«
Marie ging auf den Mann zu. Frau Oppermann schien das nicht zu gefallen. Sie sah es offenbar als ihre Aufgabe an, ihre Gäste zu beschützen.
»Seine Kleidung ist verbrannt. Aber er hatte ein paar Plastiktüten mit Sachen drin.«
»Was denn?«
Marie zögerte, sagte aber dann: »Eine kleine Angel haben wir gefunden, sind aber noch nicht sicher ...«
Der Mann unterbrach sie: »Helmut, der Angler.« Die anderen nickten stumm.
Marie setzte sich zu ihm. Er war sicher nicht über fünfzig, das sagten seine Augen. Aber sein grauer, zotteliger Bart, seine ungepflegten, langen grauen Haare und die faltigen, zitternden Hände ließen ihn älter erscheinen.
»Sind Sie sicher, Herr ...«
»Kurt, einfach Kurt. Ein Herr bin ich schon lange nicht mehr.«
»Okay. Kurt. Helmut heißt er, sagen Sie?«
»Jo. Der hatte immer so ’ne kleine Angel.«
Marie rief Walter an und bat ihn, ein paar Fotos der am Tatort gefundenen Sachen zu schicken.
Kurz darauf brummte ihr Handy ein paar Mal kurz hintereinander. Walter hatte sechs Fotos per WhatsApp geschickt. Sie zeigten die Angel und den Inhalt der Plastiktüten, ausgebreitet auf hellen Tischen in den Räumen der KTU. Eine Jeans, ein paar T-Shirts, eine Wolldecke, zwei Frotteehandtücher. Ein paar Schuhe. Ein kleiner Beutel, daneben der Inhalt: eine Zahnbürste, Zahnpasta, eine Flasche Duschgel, eine rostige Nagelschere. Die Bilder schaffen es, dachte Marie, aus dem Handy heraus modrigen Gestank zu verbreiten. Vielleicht kam der aber auch von dem Mann neben ihr oder dem Kerl vom Nebentisch, der aufgestanden war und sich über Maries Schulter beugte, um die Bilder zu betrachten.
Kurt betrachtete das Foto der Angel und nickte zufrieden: »Ja, so ein Ding hat er gehabt. Hat manchmal sogar was gefangen. So kleine Fische, die hat er dann überm Feuer gegrillt. Hier durfte er die nicht braten.«
Ein anderer Mann zeigte nun mit dem langen, dreckigen Fingernagel seines Zeigefingers auf ein anderes Bild.
»Die Schuhe da. Mach die mal größer.«
Marie gehorchte. Der Mann nahm ihr das Handy aus der Hand und hielt es sich nah vor die Augen.
»Lisa«, rief er, ohne das Bild aus den Augen zu lassen, »gib mal deine Brille.«

Im Kindle-Shop: Brandopfer.
Mehr über und von Klaas Kroon auf seinerWebsite.



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16. April 2018

'Blackfin Boys - Warmes Blut auf weißem Sand' von Flynn Todd

Kindle | Taschenbuch
Die Teenager Toby, Roland und Mark treiben über vierzig Stunden hilflos und völlig erschöpft auf einer Rettungsinsel in den Weiten des Meeres. Wie von Geisterhand gesteuert, landet das schlauchbootartige Gefährt auf einer einsamen Insel. Der dortige Süßwassersee und einige Früchte retten die Jungs vor dem Hungertod.

Als die drei Gestrandeten die tropische Insel erkunden, stoßen sie auf eine entstellte Leiche in einem Ski-Anzug. Mit List und Taktik, aber auch mit Harpune, Messer und Pistole, nehmen sich die Jungs vor, den grauenhaften Dingen auf den Grund zu gehen ...

Leseprobe:
HILFLOS
Toby war bleich im Gesicht. Seine haselnuss-braunen Augen umrandet von einer finsteren Leere, übergab er sich praktisch im Minutentakt. Durch seine nassgeschwitzten dunkelbraunen Haare sah er noch bleicher aus, als er es ohnehin schon war. Die vielen kleinen Leberflecke auf seiner Haut wirkten dadurch besonders dunkel, fast schwarz. Quälende Krämpfe ließen seinen Körper nur noch wenige Tropfen Galle absondern. Kein Wunder, denn Toby hatte vor über vierzig Stunden die letzte feste Nahrung zu sich genommen. Doch seine Übelkeit ließ einfach nicht nach. Der unruhige Seegang ließ die kleine, frei treibende, sechseckige Rettungsinsel nicht zur Ruhe kommen. Die Wellen waren nicht hoch und auch nicht bedrohlich, reichten aber aus, um das schlauchbootartige Gefährt, auf das sich Toby und seine Freunde gerettet hatten, im Einklang mit den Wellen unangenehm auf- und abzusenken. Toby versuchte verzweifelt, das Gute an dieser Situation zu sehen. Das Wetter war schön – nicht eine Wolke am Himmel ‒, die Sonne schien warm und freundlich. Der angenehme Geruch der Meeresluft erinnerte ihn an seinen letzten Badeurlaub, der fast ein Jahr zurücklag. Toby hielt sich an dieser Erinnerung fest, denn er merkte schnell, dass sie Balsam für seine Seele war. Er schloss die Augen und sah, wie er mit seinen Freunden im flachen Wasser in Strandnähe tobte. Sie versuchten, sich gegenseitig unterzutauchen und lachten laut. Sorglos und ausgelassen. Toby wusste noch genau, wie kaputt und müde er nach diesen Tobereien gewesen war. Er und seine Freunde hatten sich nach ihren kräftezehrenden Wasserschlachten durch die schweren Wassermassen des Meeres zurück zum Strand geschleppt, um der nächstgelegenen Pommesbude einen Besuch abzustatten. Eine extragroße Pommes mit Majo und dazu eine eiskalte, prickelnde Cola. Das bestellten sie sich. Jedes Mal, wenn Toby mit seinen Freunden auf ihren Fahrrädern zum Baden an den Strand fuhren, gab es Pommes und Cola. Toby wünschte sich sehnlichst, jetzt dort zu sein. Aber er fühlte sich, als hätte er gerade eine mehrstündige Operation hinter sich und würde in diesem Moment aus der Narkose erwachen. Keine leckeren Pommes und keine erfrischende Cola, nur das scheinbar endlose Blau des Ozeans. Die Situation schien Toby hoffnungslos. Er dachte daran, dass er vielleicht nie wieder Essen und Trinken bekommen, dass er und seine Freunde hier verdursten würden. Dass er einen fetten Sonnenbrand im Nacken und an den Unterarmen hatte, nahm er kaum wahr. Längst hatte er sich an den stechenden Schmerz gewöhnt, der die ganze Zeit da war. Der drahtige, ein Meter achtzig lange Körper des Neunzehnjährigen war ausgedorrt und er fühlte sich zu schwach, um seine Position zu verändern. Zu schwach, sich einfach nur umzudrehen, um seine verbrannte Haut vor der Sonne zu verstecken.
Toby drehte seinen Kopf ein wenig zur Seite. Undeutlich und verschwommen sah er die zwei atmenden, aber regungslosen Körper seiner besten Freunde neben sich. Da war zum einen Roland – achtzehn Jahre alt. Er lag ausgestreckt am Boden, sein Kopf ruhte auf seinen kräftigen Oberarmen. Roland lief praktisch jeden Tag ins Fitnessstudio, um Gewichte zu stemmen. Er war ein gutmütiger Typ mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Seine kurzen blonden Haare sahen aus, als wären sie eben gerade erst geschnitten worden. Aufgrund seiner stattlichen Größe von 1,92 Metern wurde er auch liebevoll der sanfte Riese von seinen Freunden genannt. So kräftig, so athletisch – und jetzt doch so hilflos wie Toby selbst.
Dicht neben Roland lag Mark, ein kleiner, schmächtiger Jugendlicher. Er war erst sechzehn Jahre alt, aber bereits die rechte Hand seines Vaters in dessen Flugzeugbetrieb. Die Firma transportierte überwiegend Spenderorgane per Flugzeug und Hubschrauber. Mark machte die beißende Sonne aufgrund seiner hellen Haut besonders zu schaffen. Dass er von seinen Freunden stets Kleiner gerufen wurde, lag eher an seinem manchmal etwas kindlichen Auftreten als an seinem Alter. Seine Augenbrauen waren außergewöhnlich dunkel, seine Augen leuchtend blau, groß und aufgeschlossen. Man hatte ständig das Gefühl, ihn beschützen zu müssen. Seine dichten hellbraunen Haare wehten im Wind wie ein Kornfeld, über das ein tief fliegendes Flugzeug hinwegzog. Bekleidet waren die Jungs nur mit kurzen, knielangen Hosen und T-Shirts. Wenn man die beiden da so liegen sah, hätte man annehmen können, dass der kleine Mark einfach nur Schutz und Geborgenheit bei seinem großen Freund Roland suchte. Toby schmunzelte leicht bei dieser Vorstellung, denn Roland und Mark waren meist unterschiedlicher Meinung und stritten ziemlich oft, egal um was es ging. Doch jetzt schienen sie ausnahmsweise einmal das gleiche Ziel zu haben – einfach nur schlafen und hoffen, dass sie irgendjemand aus dieser schein-bar ausweglosen Situation rettete.

Im Kindle-Shop: Blackfin Boys - Warmes Blut auf weißem Sand: Das 1. Abenteuer.
Mehr über und von Flynn Todd auf seiner Website.

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13. April 2018

'Die Halbwahrheitsgeschichte über den Hund des Botschafters' von Daria Reiter

Kindle Edition | e-Book | Taschenbuch
Ein ernsthaft-erheiternder Roman, basierend auf einer wahren Geschichte.

„Kann man sich selbst verlieren?“ Solche und andere Fragen beschäftigen die sozialkritische Marilena, die sich im Leben blockiert fühlt, aber niemals aufgibt. Sie lebt mit ihren beiden Hunden zurückgezogen auf einem heruntergekommenen Gehöft und hält sich mit Nebenjobs einigermaßen über Wasser, als plötzlich aus dem Nichts ein geheimnisvoller Mann in ihr Leben tritt, der ihr die Erfüllung all ihrer Träume verspricht. Skeptisch aber einsam, erliegt sie bald den verlockenden Worten des Fremden – dann geschieht etwas sehr Merkwürdiges …

Ein leise zwinkernder, spannender Thriller über tiefste Sehnsüchte und finsterste Machenschaften, über große Enttäuschungen und großartige Visionen, über das Leben und die Liebe, „sprechende“ Hunde, eine geheimnisvolle Kiste und den Mut, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Hochinteressant, berührend und fesselnd: Lesen!

Leseprobe:
Vorspann
Marilena lehnte sich zurück, der wunderbare Autositz gab feinen Duft nach Ledergerbemittel ab. Brandneu war das ganze Gefährt, dessen Motorenklang eine ungeheure Potenz erahnen ließ. Trotzdem schienen sie fast lautlos durch die Nacht zu fliegen. Metallisiert silbrig strahlend und mit flimmernden Felgen. Auf dem Rücksitz lag, unter einer ebenfalls neuen Decke, der Koffer voller Geld. Es war so viel, dass sie es gar nicht hatte zu Ende zählen können.
Kleine, blaue Orientierungslichter zogen perspektivische Leitlinien bis zu den dunklen BergSilhouetten am Horizont der kahlen Gegend, durch welche sie auf einer leeren Autobahn fuhren. Links in weiter Ferne ließ eine Ansammlung von Lichtersmog eine Stadt vermuten. In absehbarer Zeit würden sie im Hafen sein, wo die Fähre wartete.
„Inmunidad“, Befreiung, Unverletzlichkeit, taufte Marilena in Gedanken die neue Klinik, ihr „Heilshaus“ und stellte sich vor, wie ein großes Schild mit diesem Namen über dem Steinbogen der Einfahrt in das verwaiste Dorf auf der Insel angebracht wurde. Endlich würde sich ihr Traum realisieren lassen, immer mehr freie Menschen würden dort wohnen.
Sie vermisste jetzt nur ihre Hunde, aber die würden auch bald wieder bei ihr sein. Lächelnd schaute sie zu Eutimio, der mit verklärtem Gesicht am Steuer saß. Noch nie hatte er ein solches Auto fahren dürfen! Liebevoll umfassten seine Hände das stattliche Lenkrad. Er genoss es sichtlich, das perfekt reagierende Gefährt zu steuern.
Wie und wann hatte das alles eigentlich begonnen? Eutimio tippte auf geheimnisvolle Knöpfe – aus den eingebauten Boxen ertönte langsam lauter werdende Musik, in klarstem Ton.
Träumte sie? Nein! Sie öffnete die Augen. Ein leichter Regen schien auf die Windschutzscheibe aufzutreffen, der sogleich von Scheibenwischern entfernt wurde. Es regnete nicht, Eutimio hatte auf weitere Knöpfe gedrückt. Marilena sah jetzt durch die klare Scheibe die Sterne, die funkelnd und plastisch im Himmel hingen. Sie griff an der Seite des Sitzes hinunter und stellte die Sitzlehne zurück. Jetzt konnte sie sich entspannen.
Es hatte vielleicht an jenem Abend begonnen, als es so richtig regnete …

1. Kapitel
Es geschah aber zu der Zeit, als Obama Statthalter in den vereinigten Staaten von Amerika war.
Wenn es nach mir ginge, sollte man das Wetter per Knopfdruck ändern können, dachte Marilena und stampfte auf das Eisengitter vor der Haustür eines alten, schmucklosen, vierstöckigen Wohnhauses, um ihre Schuhe von ein paar Erdklumpen zu befreien. Sie hatte ihren Lieferwagen auf eine Wiese hinter das Haus gestellt und war beim Aussteigen auch noch in eine Pfütze getreten. Das Gitter schepperte, doch das ging im Geräusch des starken Regens unter, der auf ein Blechdach prasselte. Die Dämmerung war schon fortgeschritten.
„Buh!“ schimpfte sie, strich den lehmigen Dreck an dem speziell dafür in der Hauswand eingelassenen Eisen ab und schüttelte den Kopf. Viel halblanges, braunes, heute eher gekraustes Haar und Wassertropfen flogen herum. Jeans und Jacke waren einfach, doch in den Kleidern steckte eine schöne Gestalt. Jetzt aber nass! Es geht eben meistens nicht nach mir, dachte sie weiter, sie musste das Leben einfach wieder einmal aushalten, wie es war.
In keinem der vier leer stehenden Gebäude des alten, stillgelegten Bauernguts brannte Licht. Auch das große Wohnhaus, vor dem sie stand, war dunkel. Eigentlich war es ein Wunder, dass sie und der alte Knerzi, der sein Leben lang hier wohnte, noch darin bleiben durften. Eine lange Geschichte verband Marilena mit diesem mehr als hundertfünfzig Jahre alten, nie renovierten Hof und Haus, in welchem sie sich diesmal eingemietet hatte. Das Ganze gehörte jetzt einer Gesellschaft, auch stand alles unter irgendeinem Schutz. Aber niemand gab Geld zur Erhaltung der Gebäude aus. Vor langer Zeit war es der stolze, blühende Besitz ihrer Groß- eltern gewesen! Vielleicht hatte sie ja auch schon im letzten Leben hier gewohnt, dachte Marilena. Sie hatte manchmal eigenartige Visionen …
Sie zog die hölzerne, lose in den Angeln hängende Tür des seltsamen, angebauten Treppenhauses mit eingeübtem Trick und Schwung auf und griff nach dem wackeligen Drehschalter für das Licht. Die Sparlampe flackerte langsam auf. Dann sah Marilena sich nach ihren Vierbeinern um, die nach dem Sprung aus dem Auto und über die Pfütze mit einem raschen Spurt in die Tenne oberhalb des Stalles verschwunden waren. Zwei Hündinnen, nicht sehr, doch fast gleich groß, aber völlig unterschiedlich in Aussehen und Charakter. Sibi, vermutlich Nackthund x Pudel, zierlich und empfindlich, mit feinen, dünnen, beigen, unendlich wachsenden Härchen. Die Arme musste immer wieder geschoren werden. Jögge hingegen sah aus wie ein Miniatur-Bordercollie, robust und gesund, schwarz und weiß, getupft und gefleckt und leicht gelockt im immer gleich schönen Fell. Sie hetzten wohl gerade wieder einmal die schwarze Nachbarskatze, die sich in die Scheune verzogen hatte. Eigentlich durften die Hunde hier gar nicht frei herumrennen. Aber Schluckser, wie Knerzi und Marilena den pingeligen Verwalter mit den Frettchenzähnen nannten, war mit doppelter Sicherheit nicht hier – einmal die Zeit und dann noch dieses Wetter – und schließlich hatten die Hunde sich lange im Wagen stillhalten müssen. Ihnen tat ein bisschen rennen also sicher gut. Und in der Tenne wurden sie nicht nass.
Durch Marilenas Sinn streifte einen Moment die gleichzeitig kriecherische und unverschämte Art dieses Verwalters. Sie schnitt eine Grimasse.
„Sibi, Jögge!“ Marilenas Ruf war nicht sehr laut – sie ließ die Tür einen Spalt offen. Die Hunde würden bestimmt bald kommen, denn es war Futterzeit. Jetzt war sie endlich im Trockenen! Immerhin!
Sie stieg in dem kargen Licht die knarrende Treppe hoch.

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Taschenbuch: Buch bei Tredition
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12. April 2018

'Käthe ermittelt: Ein Krimi vom Land' von Silvia Nagels

Kindle Edition | Taschenbuch | Gmeiner Verlag
Käthe Hansen führt ein beschauliches Rentnerleben in einem Dörfchen nahe Oldenburg. Ihr Alltag wird durcheinandergewirbelt, als der Landstreicher »Strothmann« verletzt in den Dorfkrug taumelt und berichtet, Zeuge eines Mordes geworden zu sein - ein Mitarbeiter einer Oldenburger Düngemittelfirma ist tot. Dummerweise hält die Polizei Strothmann für den Täter.

Um ihn von diesem Verdacht reinzuwaschen, ermitteln Käthe und ihr Nachbar Knut Sörensen auf eigene Faust. Bald brauchen die beiden die Unterstützung des ganzen Dorfes …

Leseprobe:
Nebelschwaden trieben zwischen den Bäumen des Barkenholter Wäldchens. Die Dämmerung ging in die Nacht über, der Herbst zeigte sich von seiner unangenehmsten Seite. Feuchtigkeit tropfte kalt von den wenigen Blättern der Bäume auf den Kopf eines zerlumpt aussehenden Mannes, der durch den Wald schlich. Bei jedem seiner Schritte stieg der Modergeruch des nassen Laubs vom Boden auf. Der alte, zerrissene Armeeparka schlotterte um seine hagere Gestalt, und der Saum der abgetragenen, fleckigen Arbeitshose war ebenso nass wie das lange graue Haar und der zottelige Vollbart. Von Zeit zu Zeit bückte sich der Mann und ließ das Licht einer Taschenlampe aufblitzen.
Er bewegte sich in Richtung des kleinen Angelsees und erschreckte eine Maus, die raschelnd durch das feuchte Laub flüchtete. Das leise Krächzen eines Käuzchens erklang, als es tiefer in den Wald flatterte.
Ein fernes Motorengeräusch durchbrach die nächtliche Stille. Scheinwerferlicht zerriss die Dunkelheit, das Geräusch wurde lauter.
Der Mann erstarrte, dann suchte er eilig Deckung hinter einem großen Busch in Ufernähe und beobachtete das näher kommende Licht.
Ein schwarzer SUV bog zum See ein und rollte langsam auf eine offene Grasfläche zwischen Waldrand und Uferböschung. Das Auto hielt, der Motor wurde abgestellt und die Scheinwerfer abgeblendet. Ein schmächtiger, schwarz gekleideter Mann stieg aus. Er schloss die Tür, lehnte sich an die Motorhaube und schien auf etwas zu warten.
Hinter seinem Gebüsch verborgen beobachtete der andere den Neuankömmling aufmerksam.
Plötzlich trat eine zweite Gestalt zwischen den Bäumen hervor. Ein bulliger Mann mit Glatze, ebenfalls in Schwarz, trug einen Aktenkoffer in der einen und eine Taschenlampe in der anderen Hand und stellte sich vor die Motorhaube.
Die beiden Männer unterhielten sich. Erst ruhig und freundlich, doch dann wurden ihre Gesten hektisch, wütend und aggressiv. Der Mann mit der Figur eines Türstehers griff in seine Tasche und zog ein Handy hervor. Er ging zur Seite, um ungestört zu telefonieren. Anschließend kehrte er zu dem Wartenden zurück.
Erneut entflammte zwischen den beiden eine Diskussion. Gereizt griff der Schmächtige nach dem Aktenkoffer, um ihn dem anderen zu entreißen.
Der versteckte Beobachter verfolgte, wie die beiden Männer um den Koffer stritten und schließlich ein Kampf entbrannte.
Nach einem Faustschlag in den Unterleib ging der Fahrer des SUV zu Boden. Der Glatzköpfige ergriff den Aktenkoffer. Im Licht der Scheinwerfer blitzte es in seiner rechten Hand. Er beugte sich über die am Boden liegende Gestalt und stieß zu. Dann durchwühlte er die Jackentaschen seines Gegners, zog einen Umschlag hervor und steckte ihn ein.
Der Mann im Gebüsch bewegte sich, ein Ast zerbrach unter seinen Füßen.
Der Glatzköpfige hielt inne, hob den Kopf und sah sich um, dann fasste er den Aktenkoffer und verschwand im Unterholz. Lautes Knacken und Rascheln erklang, wurde schwächer, je weiter er sich vom See entfernte.
Nach einer Weile war nichts mehr zu hören, See und Parkplatz lagen da, als ob nichts geschehen wäre. Einzig der von den Scheinwerfern angestrahlte reglos am Boden Liegende zeugte von dem, was sich ereignet hatte.
Zögernd trat der Beobachter hinter dem Gebüsch hervor. Meter für Meter näherte er sich dem Kampfplatz, bis er den regungslosen Mann erreichte. Er streckte seine Hand aus und legte sie dem anderen auf die Schulter. Als er keine Bewegung spürte, fasste er sich ein Herz und drehte ihn um. Leblose Augen und ein grotesk verzerrtes Gesicht blickten ihm entgegen.
Erschrocken zog er seine Hand zurück, schien zu überlegen, ob er flüchten sollte. Er riss sich zusammen und untersuchte den Mann auf Lebenszeichen. Als er an der Halsschlagader keinen Puls spürte, glitt seine Hand hinunter zur Brust. Tastend fuhr sie über den Oberkörper des anderen, auf der Suche nach einer Geldbörse oder Ähnlichem. Doch er fand nichts. Das Einzige, was seine Finger ertasteten, war eine klebrige Nässe. Der Mann zog seine Hand zurück und betrachtete im Licht der Scheinwerfer das Blut, mit dem sie besudelt war.
Entsetzt wischte er sie an seinem Parka ab und rannte wie vom Teufel gejagt davon. Atemlos blieb er erst stehen, als er den halb verfallenen Bauwagen mitten im Wald erreicht hatte, der ihm als Wohnung diente.
Der Landstreicher Jens Martins, ein in Barkenholt altbekannter und von allen liebevoll »Strothmann« genannter Zeitgenosse, der im Wald nur seine Kaninchenschlingen hatte kontrollieren wollen, atmete erleichtert auf.
Nu ’n ornlichen Sluck Koorn op de Schock, denn gaht mi dat bald wedder bannig goot, dachte er und stieg die Stufen zum Bauwagen hinauf.
Er öffnete die Tür und erschrak.
Auf seiner Schlafstätte saß der bullige Kerl vom See und versorgte seine Wunden, die er im Handgemenge davongetragen hatte. Der Aktenkoffer sowie der Umschlag, den er dem Toten abgenommen hatte, lagen neben ihm.

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11. April 2018

'Falsche Brut' von Detlef Krischak

Kindle Edition | Taschenbuch
Kommissar Carsten Grewe wird zu einer Frauenleiche gerufen. Sie liegt mit durchgeschnittener Kehle am Fuße einer steilen Felswand. Die Gastwirtin war im Teutoburger Wald auf Wanderschaft unterwegs und wurde von einem Mann begleitet. Hat er die Frau umgebracht? Einiges deutet darauf hin. Die Enkelin der Getöteten wurde einen Tag zuvor entführt aber nach wenigen Stunden wieder freigelassen. Gehören die Verbrechen zusammen?

Grewe nimmt mit dem Team des KK 23 die Ermittlungen auf und stößt in ein Geflecht aus Habgier, Hass und verwandtschaftlichen Verwicklungen. Bald findet er eine heiße Spur, die ihn zurück in die Zeit vor über dreißig Jahren führt. Etwas Tragisches war damals geschehen. Hieraus entwickelte sich eine unglaubliche Geschichte, die zwei Menschen zusammenbrachte und zu einem dramatischen Ende führt.

Leseprobe:
Das Leben war in den letzten zwei Monaten an ihm vorbeigerauscht. Zurückgezogen wie eine Schnecke in ihrem Haus hatte er die meisten Tage im Rausch verbracht. Unmengen von Alkohol hatte er getrunken, sich betäubt, dem Leben da draußen entzogen. Er ignorierte die Warnsignale seines Körpers. Stattdessen trank er weiter bis zur Bewusstlosigkeit. Zuletzt harte Sachen und Wein. In den wenigen wachen Momenten schleppte er sich aus der Wohnung und sorgte für Nachschub. Den Job hatten sie ihm gekündigt und viel war nicht übrig geblieben vom Verkauf des Hauses seiner Eltern. Ein Großteil ging für die Resthypothek drauf. Er befand sich im freien Fall. Was er noch besaß, würde reichen, ein paar Monate durchzuhalten.
Bis er es hinter sich hatte.
Er war wach, wusste aber, dass er träumte. Wirres Zeug. Hauptsächlich Bilder von Tieren, die sich gegenseitig auffraßen, schwirrten durch sein benebeltes Gehirn. Oder er sah Spinnen, wo keine waren. Es fiel ihm schwer, die Realität zu erkennen. Die Alkoholexzesse der letzten Wochen und Tage zeigten ihre Wirkung.
Mit halb geöffneten Augen schielte er zum Wecker auf dem Nachttisch. Kurz nach acht. War es morgens oder abends? Das Zifferblatt mit den Zeigern verschwamm, löste sich auf. Er schloss die Augen und blieb einige Minuten regungslos liegen. Es musste morgens sein, denn er trug einen Schlafanzug. Selten genug kam es vor, dass er sich umzog. Also war es gestern Abend nicht ganz so schlimm gewesen.
Er öffnete die Augen und schlug die Bettdecke zur Seite, erhob sich und schwang die Beine über die Bettkante. Ein stechender Schmerz zog über den Nacken direkt in sein Gehirn, schlug ein wie ein Blitz. Er kannte das. Es war fast schon normal, dass er den Tag so begann. Langsam beugte er sich vor und tastete mit zittrigen Händen den Boden nach der Flasche ab.
Bereits nach dem zweiten Schluck Doppelkorn beruhigte sich sein Kreislauf. Jetzt war er auch in der Lage zu rauchen. Die Tabakkrümel vor seinem Bett und die zerknüllten Papierblättchen stammten von den missglückten Versuchen am Abend zuvor. Er hob das Päckchen Tabak auf, drehte sich eine Zigarette und steckte sie an, inhalierte tief. Noch ein Schluck aus der Flasche, die Kippe aufgeraucht und im überquellenden Aschenbecher ausgedrückt.
Das Zittern der Finger ließ nach, der Tag konnte beginnen.
Das Frühstück fiel spärlich aus. Zwei Scheiben Toast mit Butter und Marmelade spülte er mit starkem Kaffee hinunter. Mit dem Trinken war vorerst Schluss. Er musste einen halbwegs klaren Kopf bekommen, sich artikulieren können. Nach dem Duschen und Rasieren fühlte er sich einigermaßen fit, hatte das Gefühl, sich wieder unter die Menschen wagen zu können. Er zog saubere Kleidung an und prüfte sein Aussehen im Flurspiegel. Erschrocken über sich selbst verließ er die Wohnung.
Unten im Treppenhaus traf er auf die Hausmeisterin. Seit Wochen lag ihm die Frau in den Ohren. Er solle sich nicht so gehen lassen, hatte sie ihm gesagt, sein Leben wieder in den Griff kriegen. Sie hatte es wegen seiner äußerlichen Veränderungen ernst gemeint.
Sie kannte ihn, seit er und seine Freundin vor ein paar Monaten in dieses Mietshaus gezogen waren. Damals waren sie noch ein Paar, er ein hübscher Kerl mit blonden Haaren und sportlicher Figur. Jetzt war er nur noch ein Schatten seiner selbst. Warum er sein Leben wegschmeiße, hatte sie ihn einmal gefragt, weshalb seine Freundin ihm nicht zur Seite stünde und ob er Hilfe benötige. Die hatte er ausgeschlagen, sie solle ihn in Ruhe lassen. Woher sollte die blöde Kuh wissen, was ihn aus der Bahn geworfen hatte und sein Leben zur Achterbahn werden ließ? Die Frau blickte ihm kopfschüttelnd hinterher und ahnte, dass es ein böses Ende mit ihm nehmen wird.
Die strahlende Aprilsonne brannte in den Augen, nachdem er auf die Straße getreten war und langsam losgegangen war. Die Bushaltestelle lag nicht weit entfernt. Er setzte eine Sonnenbrille auf und steckte sich einen Kaugummi in den Mund. Sein Weg führte ihn zum Rathaus. Zu einem Gesprächstermin, um den er selbst gebeten, aber dreimal verschoben hatte.

Das Gespräch mit der Sachbearbeiterin dauerte nur zehn Minuten und verlief ziemlich einsilbig. Sie verlangte seinen Personalausweis und nach ihrer zweiten Aufforderung nahm er die Sonnenbrille ab. Abwechselnd stellten sie sich ein paar Fragen, gaben sich knappe Antworten. Als alles geklärt war, erhob er sich vom Besucherstuhl, drehte sich zur Tür und ging. Im Türrahmen blieb er kurz stehen und warf der Frau einen Blick über die Schulter zu. Zwei Sekunden dauerte der Augenkontakt. Die Sachbearbeiterin erschrak. Kann es sein, dass man den Willen zu töten einem Fremden an den Augen abliest, dachte sie. Er setzte die Sonnenbrille auf, drehte sich von ihr weg und trat auf den Flur. Mit dem nächsten Schritt löschte der Mann gedanklich ein Leben aus.
Sein Leben.
Einen Zettel mit einem Namen und Geburtsdatum hatte sie ihm gegeben. Er prägte sich die Daten ein. Mit wackeligen Beinen ging er den Flur entlang. Am Ende machte er eine Faust, zerknüllte das Papier und warf es in den Mülleimer. Mit ihm entledigte er sich dreiunddreißig Jahre Lüge und Betrug. Als er das Gebäude des Rathauses verließ, hatte sein Leben nur noch einen Sinn: Rache.
Er brauchte Bewegung und Zeit zum Nachdenken. Mit schleppendem Gang und gesenktem Kopf, wie eine Marionette an Fäden, gesteuert von fremder Hand, streifte er ziellos durch die Stadt.
Eine Stunde später saß er wieder in der Küche seiner Dreizimmerwohnung. Vor ihm auf dem Tisch lag ein Fotoalbum, in dem sein Leben auf Bildern festgehalten war. Seine Hände lagen obenauf. Sie zitterten. Er klappte es auf.
Erinnerungen an die glücklichen Momente, in denen er mit seinem Mädchen – so nannte er seine Freundin – die letzten Bilder eingeklebt hatte, griffen ihm ans Herz. Es waren Fotos von ihrem gemeinsamen Kind Lia. Das war vor zwei Monaten gewesen, in seinem anderen Leben.
Da lebte sein Kind noch.
Er fegte die Gedanken weg und blätterte weiter. Wie ein Verrückter begann er, die Bilder herauszureißen. Mit jedem Foto, das er zerriss, wollte er den Betrug an seinem Leben ungeschehen machen. Es gelang ihm nicht. In blinder Wut griff er nach dem Album, zerriss es und warf die Teile auf den Boden.
Bisher unbekannte Gefühle erfassten ihn: Einsamkeit und grenzenlose Verbitterung. Er beugte sich vor, stützte den Kopf mit den Händen, heulte Rotz und Wasser wie ein Kleinkind. Seine Gefühle konnte er so nicht verdrängen, trotzdem fühlte er sich nach zehn Minuten erleichtert. Er wischte sich mit dem Hemdsärmel den Rotz und die Tränen aus dem Gesicht und ging ins Wohnzimmer.
Wütend setzte er sich an den Laptop und begann mit der Suche.

Im Kindle-Shop: Falsche Brut.
Mehr über und von Detlef Krischak auf seiner Website.

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