Sie will ein anderes Leben.
Sie hat kein Geld.
Bis sie plötzlich in einen Überfall gerät …
Ein Traum wird wahr und ein Alptraum beginnt.
Dagmar Molder träumt von einem Leben ohne ihren schnarchenden Ehemann,
den nervigen Hausputz und die ewigen Geldsorgen. Unvermittelt gerät sie in
einen Überfall. Die millionenschwere Beute fällt ihr in die Hände. Die Hausfrau
versteckt das Geld. Ihr Traum von einem besseren Leben scheint wahr zu werden.
Dagmars Romméschwestern sind ebenfalls unzufrieden und wüssten einiges mit
einem plötzlichen Geldsegen anzufangen. Die fünf Damen legen die Karten zur
Seite und bessern ihre Haushaltskassen heimlich auf.
Sanft rollen die Wellen an den Ostseestrand, während das verschlafene
Middeldorf von weiteren Überfällen und Einbrüchen aufgerüttelt wird. Als ein
Dorfbewohner ermordet wird, ist es endgültig mit der Ruhe vorbei.
Zu spät erkennt Dagmar, dass sie nicht die Einzige ist, die ein falsches Spiel treibt,
in dem auch ihre eigene Tochter eifrig mitmischt.
Dagmars Traum verwandelt sich immer mehr in einen Alptraum. Mit ihrer besten
Freundin versucht sie die Polizei auf eine falsche Fährte zu lotsen. Gelingt es ihr,
ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen?
„5 Damen spielen falsch“ ist eine spannende und schwarzhumorige
Dorfgeschichte. Die Krimikomödie mit ihren „kultigen Figuren“ sei sehr
unterhaltsam, meinte eine Leserin, sie würde sie an „Neues aus Büttenwarder“
und „Mord mit Aussicht“ erinnern.
Leseprobe:
Auszug aus dem Tagebuch von Mareike Molder:
Middelofnichts, heute in einem Jahr minus zwölf Monate
Mama hat mich auf dem Weg zu Lisas Musikschule bei Swantje abgesetzt. Sind
zusammen durchs Dorf gezogen. Maja und Miriam, die beiden Äms, haben auf
dem Marktplatz rumgelungert und sich Schaufenster angeschaut. Als wenn es da
was zu sehen gibt! Vielleicht hat eine ihrer Omas bald Geburtstag. Swantje hatte
Ziggis mit. Haben uns auf die Bank gesetzt und gepafft. Die beiden Äms fahren
am Wochenende zu Julia nach Hamburg. Mich hat die olle Kröte nicht
eingeladen. Hätte eh kein Geld für die Fahrt gehabt. Trotzdem schade.
Swantje darf im Sommer mit auf die Oberstufenfahrt nach Spanien. Muss zu
Hause bleiben und in die Penne gehen. Kein Geld. Als Mama es mir sagte, hatte
sie Tränen in den Augen. Ich auch!
Von Norden kommend fegten Böen über die Ostsee. Regentropfen prasselten laut
gegen das Panoramafenster von Biancas Wohnzimmer. Ihre
Zweizimmerwohnung war eine von acht und lag im obersten Stockwerk eines
Terrassenhauses direkt an der Ostsee. In der Dunkelheit waren in der Ferne die
Lichter von drei Frachtern, die Kurs auf die Kieler Förde nahmen, zu sehen.
»Vierhunderttausend Euro, wow!« Dagmar beugte sich vor, um sich eine
Zigarette an der Kerze anzuzünden. »Damit könnte man schon eine Menge
anfangen.«
Sie blies den Rauch in kleinen Kringeln aus. Ihr Blick schweifte versonnen durch
das Zimmer und verweilte bei einer Fotografie. Zwei Katzen lagen verschlafen in
einem geöffneten Fenster. Davor saß auf einer Gartenbank eine alte, runzelige
Griechin, ganz in schwarz gekleidet. Das Foto hatte ihre Freundin während ihres
Urlaubs auf Kreta aufgenommen.
»Im Grunde sind vierhunderttausend im Vergleich zum Risiko viel zu wenig.«
Bianca streckte ihre langen Beine auf ihrem Sofa aus.
»Hm?«
»Vierhunderttausend sind für das, was man dabei riskiert, zu … hey,
Katzenmensch, du hörst mir gar nicht zu!«
Dagmars Blick blieb am Spiegel mit dem Goldrahmen hängen. Sie liebte die
gemütlich eingerichtete Wohnung. Verschiedene alte Möbelstücke waren
kunterbunt zusammengemischt. Wann immer es ging, schaute Bianca bei
Antiquitätenläden rein und stöberte über Flohmärkte. Von ihren Urlaubsreisen
brachte sie gerne Andenken wie diesen Spiegel aus Florenz mit.
Dagmar seufzte sehnsüchtig. Bei ihr gab es höchstens Sticker von irgendeinem
Freizeitpark, sofern sie sie gratis zur Eintrittskarte bekam. Sie hatte die
Gewohnheit, sie an die Kühlschranktür zu kleben. Mehr als einen Tagesausflug
mit den Kindern dann und wann ließ ihre Familienkasse nicht zu.
»Erde an Träummine! Sofort zurückkommen, deine Meinung ist gefragt.«
Dagmar fuhr erschrocken zusammen. »Welche Meinung?«
»Wie viel müsste für dich rausspringen, dass du es riskierst, eventuell ins Kittchen
zu gehen?«
»Manchmal habe ich das Gefühl, ich könnte schon morden, wenn ich dafür die
nächsten zehn Wochen nicht Klo putzen muss!«
»Ach komm, nicht diese Mitleidstour, Daggi.« Grazil schwang Bianca ihre Beine
vom Sofa und setzte sich aufrecht hin. »Sagen wir vierhunderttausend. Würdest
du dafür alles in die Waagschale werfen? Du landest vielleicht im Gefängnis.
Kannst du dir das vorstellen: Andi allein mit den Kindern, völlig verwahrlost in
eurem Haus dahinvegetierend. Er wird wahrscheinlich Alkoholiker.«
Dagmar kicherte. »Gib es zu, Bianca! Du liest die Zeitung mit den bunten Bildern
und den Schlagzeilen, die so groß sind, dass sie auch ein Blinder entziffern kann!«
»Die Kinder kommen in ein Heim, nehmen Drogen und gehen auf den Strich«,
malte Bianca das Bild weiter aus.
»Nein, ich weiß.« Dagmar zeigte mit dem Finger auf ihre Freundin. »Du guckst
dir heimlich diese Soaps an. Daher dein tolles Wissen um die traute deutsche
Familienidylle.«
»Keiner wird dich sonntags im Gefängnis besuchen kommen.«
»Doch, du schon. Du hättest bestimmt keine Probleme damit, dich mit einem
Knasti abzugeben!«
»Dankeschön, aber ich kann nicht vorbeikommen. Denk nach, Daggi, wenn du
geschnappt wirst, weshalb sollte ich dann nicht auch eingebuchtet werden?«
»Du? Wieso du? Würdest du denn mitmachen?«, fragte Dagmar ehrlich erstaunt.
»Na klar! Was denkst du, hey?«
»Aber du hast doch alles!«
»Was habe ich denn schon? Einen Job, der mich auffrisst. Sicherlich, das Gehalt
ist nicht schlecht. Aber ich habe es satt, den ganzen Tag die taffe Karrierefrau
spielen zu müssen. Immer muss ich aufpassen, dass mir niemand die Butter vom
Brot nimmt! Ich habe das alles satt, so satt, Daggi.«
»Puh! Ich denke immer, wenn ich so erfolgreich wäre wie du, dann würde ich
mich wie auf Rosen gebettet fühlen.«
»Ach was, es gibt keine Rose ohne Dornen, Daggi!« Bianca trank einen Schluck
Sekt und versuchte die aufkeimende Erinnerung an die heftigen
Auseinandersetzungen bei ihrem letzten Projektreview zu verdrängen. »Wenn ich
jetzt tot umfallen würde, was würde ich hinterlassen? Keine große Lücke, das ist
schon mal klar. Die paar Spuren von mir wären in zwei Wochen verwischt. Ich
möchte einfach Zeit haben und das tun, was mir wirklich wichtig ist. Dafür
brauche ich aber Geld.«
»Wer möchte das nicht? Dann sind aber vierhunderttausend für uns beide
zusammen wirklich zu wenig.«
»Eben.« Bianca steckte sich eine Olive in den Mund. »Vielleicht gewinne ich
doch noch im Lotto. Ich warte ja erst seit neunzehn Jahren! Ich hätte das
eingezahlte Geld besser auf ein Sparkonto überweisen sollen.«
Mit angespannter Miene starrte nun Bianca auf das Katzenfoto. Ohne, dass sie es
bemerkte, betrachtete ihre Freundin wohlwollend ihr schlichtes schwarzes
Sweatshirt, die dunkle, ausgewaschene Jeans und die dicken roten Wollsocken.
»Wenn ich so etwas anziehe, wirke ich wie ein Ringer im Freizeitlook. Bei Bianca
sieht es einfach gut aus«, dachte Dagmar. Sie schenkte sich noch ein Glas Sekt
ein, obwohl sie ihr Limit bereits erreicht hatte, sofern sie ihren Führerschein nicht
riskieren wollte.
»Egal, oder ich lasse den Bus stehen. Bewegung täte mir sowieso gut. Ich könnte
ja auch hier übernachten«, ging es ihr durch den Kopf. »Ob es Andi überhaupt
auffällt, wenn meine Seite vom Bett heute leer bleibt? Wo würde er mich
vermuten? Bei einem anderen Mann? Wäre er eifersüchtig? Welche Chancen
habe ich nach drei Kindern und fast zwanzig Jahren Ehe überhaupt noch bei
anderen Männern?«
Dagmar schüttelte leicht mit dem Kopf. »Alles lächerlich. Andi würde wie ein
Murmeltier schlafen und überhaupt nicht merken, dass ich nicht nach Hause
gekommen bin. Verschlafen würde er, wenn ihn nicht eines der Kinder am
Morgen wecken würde.«
»Die Banken haben immer nur einen begrenzten Betrag an Bargeld in den Filialen
zur Verfügung«, ließ ihre Freundin verlauten. »Eine Million Euro bei einem
Überfall auf eine Filiale zu erbeuten, ist nicht möglich. Eine Hauptstelle zu
überfallen, ist aber viel zu riskant.«
»Weißt du, Bianca. Man müsste den Zeitpunkt abpassen, wenn der
Geldtransporter gerade die Filiale mit Barem versorgt hat. Die Landbank im Ort
bekommt ihr Geld zweimal am Tag. Einmal morgens kurz vor neun und einmal
in der Mittagszeit.«
»Woher weißt du das so genau?«, fragte Bianca verblüfft.
»Wenn ich zur Tankstelle fahre, komme ich doch dort vorbei. Da habe ich schon
mal angehalten und geschaut, nur mal so. Der Fahrer bleibt im Auto sitzen,
während der Beifahrer immer zwei Taschen in die Geschäftsstelle bringt.
Nachdem er zweimal gegen die Glastür geklopft hat, wird ihm von Herrn Schmitt
geöffnet.«
»Schmitt?«
»Das ist der Kassierer.«
»Mann, du bist aber gut informiert, alle Achtung. Und du hast nur mal so
geguckt?«
Die beiden Freundinnen schauten sich verschmitzt lachend an.
»Ich würde mir das Ganze auch gerne einmal anschauen, nur so aus Jux«, meinte
Bianca nach einer Weile. »Hey, am Freitag habe ich meinen Gleittag genommen.
Mit den Kindern wollen wir ja erst am Nachmittag zum Schwimmen gehen. Den
Vormittag haben wir für uns. Sag, wie wär’s, Daggi? Lass uns schauen und
träumen, nur mal so!«
(…)
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