30. Juni 2017

'Heute schon gewiehert?' von Bärbel vom Berg

Nicht umsonst heißt es: „Lachen ist gesund.“

In Bärbels Sammlung lustiger Sprüche ist für jeden etwas dabei, z.B. Mathematik klang früher immer so für mich: „Zwei Hamster wandern durch die Wüste. Der eine war grün, der andere dünn. Wie viel wiegt eine Palme, wenn es hagelt?“

Viel Spaß wünschen Bärbel vom Berg und die Geschenkbuch-Kiste.

Gleich lesen: Heute schon gewiehert?: Witzige Sprüche

Leseprobe:
Als gestern Nacht um 4 Uhr mein Nachbar überraschend geklingelt hat, wäre mir vor Schreck fast die Bohrmaschine aus der Hand gefallen.

* * *

Psychologe: „Schreiben Sie alles, was Sie an ihrem Mann stört, in einen Brief und verbrennen ihn dann.“
Die Frau – einige Tage später: „Okay, habe alles gemacht, was Sie gesagt haben. Aber was soll ich jetzt mit dem Brief machen?“

* * *

Habe meinen neuen Freund in seinem Haus besucht. Er hat gesagt, ich solle mich wie zu Hause fühlen. Habe ihn rausgeschmissen. Ich hasse Besuch.

* * *

„Hast du jetzt eine feste Freundin?“
„Nee, ich habe immer noch die Wabbelige.“

* * *

Mutter zu Sohn: „Kannst du mal bitte die Kisten in den Kofferraum einladen?“
„Liebe Kisten, ihr seid herzlich in unseren Kofferraum eingeladen.“

* * *

„Tauschen wir Telefonnummern?“
„Nein danke, meine ist eigentlich ganz okay.“

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'Ohne Warnung (Ein Duke-Roman)' von Sebastian Cohen

In Keene, einer kleinen verschlafenen Stadt in New Hampshire, herrscht das herrlichste Sommerwetter, doch Duke verkriecht sich in seinem abgedunkelten Zimmer. Er kann sich kaum bewegen, ohne dass Wellen von Schmerzen seinen Körper durchfluten. Die Abreibung, die er gestern in der Kiesgrube von seinen vermeintlichen „Freunden“ bekommen hatte, war heftig - zu heftig. In den Tagen der Heilung schwört er sich, nie wieder ein Opfer zu sein! Nie wieder ein Verlierer!

Mit viel Einfallsreichtum und Finesse findet Duke Mittel und Wege, die perfekten Verbrechen zu inszenieren. Immer wieder findet er sich in Situationen wieder, die seine „dunkle Seite“ in ihm zum Handeln zwingen. Nur die Liebe kann ihn wieder auf die richtige Bahn bringen. Wird er diese finden?

Das Buch nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise quer durch die USA und begleitet Duke bei seiner Metamorphose vom schüchternen Jungen zum technisch versierten Computergenie, der mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und einer gehörigen Prise Gesellschaftskritik zu einem Bösewicht heranwächst, den man einfach mögen muss. Er gerät in einen Strudel von Gewalt, Liebe, Verlust, Abenteuern und der Suche nach sich selbst.

Duke sucht nicht die Gewalt, aber sie findet ihn ...

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Leseprobe:
Weiße Federwolken am Himmel und leises Vogelgezwitscher wirken beruhigend, wenn man im Schatten alter Bäume auf einem Moosboden liegt, und Zeit hat das Blau über einem zu betrachten. Feuchtwarme Waldgerüche und der intensive Duft von blühenden Wildblumen lassen einen entspannen. Gerade kündigt sich die Sonne an, um den neuen Tag zu begrüßen. Doch an einen Genuss der Umgebung war gerade nicht zu denken. Schweißüberströmt vor Schmerzen fiel es ihm schwer, die Schönheit des anbrechenden Sommertages zu genießen. In den letzten Stunden verlor er stetig Blut und mit den immer heftiger werdenden Schmerzen konnte er kaum noch klar denken.
Im satten Grün der Wiesen und Felder kann man barfuß laufen, um die Kraft der Pflanzen in sich aufzusaugen. Doch jetzt in diesem Augenblick war es umgekehrt. Die Kraft verließ ihn tröpfchenweise und die Erde saugte sie auf. Er düngte mit seinem Blut den Waldboden. Ohne seinen Gürtel, den er vor nicht allzu langer Zeit bei einem Straßenfest gekauft hatte - ironischerweise mit lebenslanger Garantie - wäre er wohl schon verblutet. Am Oberschenkel hatte er sich das Bein damit abgebunden, um die Blutungen halbwegs zu stoppen. Die versprochene Garantie sollte nicht hier und sicherlich nicht heute enden. Unkontrolliert liefen ihm die Tränen über sein verschmutztes Gesicht und hinterließen kleine helle Streifen. Teils vor Schmerz, doch mehr vor Wut. Wut, da er sich in solch einer bescheuerten Lage befand, die vollkommen unnötig war.
Gedanken kreisten in seinem Kopf und er merkte nicht, dass sich Fliegen über die süße, rote Abwechslung hermachten, die am Acht-Dollar-Lederdruckverband noch immer hervorquoll. Ohne es bewusst wahrzunehmen, tauchte er langsam ab in Ebenen zwischen Traum und Halluzination. Bilder kamen aus den tiefsten Winkeln seines Gehirns. Hinter seinen geschlossenen Augen erschienen sie wie vor einer Kinoleinwand. Er konnte sich nicht wehren, konnte sich nicht mehr konzentrieren. Eine Situation, die ihm Sorgen bereiten sollte. Hatte er gerade die Eintrittskarte für die letzte Vorstellung gelöst? Lief hier gerade der Abspann? Das kann es nicht gewesen sein. Nicht jetzt, nicht so, nicht hier in diesem Wald. Er war doch erst 16. Mehr und mehr lose Bilder reihten sich im Delirium zu einem Film zusammen. Er reiste einige Jahre zurück. In sein Bewusstsein schoben sich Erinnerungen an jenen Tag, der sein Leben für immer verändern sollte.

***

Duke lebte mit seinen Eltern in einem verschlafenen Ort mit knapp 22.000 Einwohnern, sechs Kirchen und einem kleinen Flugplatz: Keene, in New Hampshire. Der Ort hatte einen eigenen Charme. Nicht zu groß, dass man verloren geht, aber auch nicht so klein, dass jeder jeden kennt. Die typische Kleinstadt eben, wo kleine Läden schließen müssen, weil Wal-Mart alle anderen verdrängt hat und man die einzige Hauptstraße herausputzt, weil zufällig das Rathaus dort steht. Und damit sich eventuell auch einmal ein Tourist nach Keene verirrt, versuchte man irgendwie den Charme der alten Zeiten zu erhalten.
Das Haus, in dem Duke mit seinen Eltern wohnte, war schon immer in Familienbesitz gewesen und das schon seit den Tagen, als die Vorfahren, die ihre Wurzeln in Europa hatten, in die neue Welt auswanderten, um hier einen Neuanfang zu wagen. Das Grundstück war umrahmt von hohen Bäumen, die einen kleinen Hang hinaufwuchsen. Ein glasklarer Fluss schlängelte sich im Bogen am Haus vorbei und hinterließ den Eindruck, dass man sich auf einer Halbinsel befände. Das Haus lag nicht zu weit weg vom geschäftigen Ortskern. Hier herrschte noch die Ruhe, die anderswo selten geworden ist. Hektik war im Haus unbekannt, und in Keene selbst wurde es nur aufregend, wenn es mal ein Fest gab.
Duke war ein dunkelblonder Junge, nett, unauffällig und mit nur wenigen Hobbys. Er war ein Langschläfer und Träumer. Ein Einzelgänger, voller Ideen, Fantasien und doch immer mit dem Hang zur Perfektion, wenn er etwas anpackte. Zweierlei Dinge hasste er: seinen Vater - speziell, wenn dieser betrunken war - und den sonntäglichen Kirchgang. Das eine war nur peinlich und das andere reine Zeitverschwendung. Sein Vater war Gabelstaplerfahrer in einem der Truckterminals am Ortsrand und seine Mutter Verkäuferin in einem Antiquitätengeschäft im neuen Colony Mill Einkaufszentrum. Nicht gerade die perfekten Vorbilder für Duke, der aber noch zu unbedarft war, um hier zu erkennen, was er für Verlierer-Eltern hatte. Somit beschränkten sich seine Idole auf zweidimensionale Kino-Helden.
Mit zunehmendem Alter versuchte er mehr und mehr seinen Eltern aus dem Weg zu gehen. Es nervte ihn, ihre täglichen Streitereien ertragen zu müssen. Schon lange hatte er aufgegeben zu verstehen, warum sich erwachsene Menschen stundenlang über die harmlosesten Angelegenheiten streiten. Wo lag der Sinn darin, sich ständig anzubrüllen? Letztlich war der Alkohol an allem schuld und sein Vater wurde mit jedem Jahr seltsamer. Das Haus, das über all die Generationen immer gepflegt worden war, verfiel zusehends, vom Grundstück ganz zu schweigen. Kaum war sein alter Herr von der Arbeit zurück, fing das Trinken an. Solange genug Bier im Haus war, hing der Haussegen gerade. Sollte aber auch nur ein Tag die tägliche Betäubung ausfallen, war die Hölle los. An solchen Tagen versuchte Duke immer einen großen Bogen um seinen Vater zu machen. Allzu oft gab es Ausbrüche, die bei Duke farbenfrohe Hautverfärbungen hinterließen.
Im Alter von 12 Jahren zog er es vor, sich auf den alten Dachboden des Hauses zu verkriechen. Dort roch es muffig, nach abgestandener Zeit und gelebten Abenteuern. Doch hier fand er Dinge, die 100 Jahre und länger dort lagen und darauf warteten, von ihm neu entdeckt zu werden. Jedes Teil hatte seine eigene Geschichte und war einmal wichtig im Leben seines Besitzers, bis die Zeit es entwertete und als unmodern einstufte. Duke fühlte sich wohl inmitten all diesem alten Zeug. Hier konnte er von Abenteuern träumen, die er einmal erleben wollte. Es war für ihn Geschichte zum Anfassen.
Das Schönste war die originale Reisetruhe, mit der seine Urgroßeltern von Europa nach Amerika gekommen waren. Diese Reisetruhe wurde ein Symbol für ihn: ein Sinnbild für Freiheit, Unerschrockenheit und Mut zur Veränderung. Jedes Mal, wenn er dieses alte Relikt berührte, machte es ihn nur entschlossener, irgendwann selber einmal diesen Ort zu verlassen und in die weite Welt zu gehen. Schon wenn er mit den Fingern über die alte Truhe strich und langsam den Staub zwischen den Fingern rollte, zauberte es ihm ein Lächeln auf sein Gesicht. Hier war er für sich und in seiner eigenen Welt. Einmal fand er zwischen all den alten Sachen ein Taschenmesser, das ab jenem Tag sein täglicher Freizeitbegleiter werden sollte. Ein anderes Mal fand er eine alte Karte aus Europa, die er in sein Zimmer hing. Und immer wieder konnte er sich für Sachen begeistern, die auf andere wahrscheinlich alt und ausrangiert wirkten. Doch er fühlte, obwohl sie wertlos waren, dass diese Dinge in einem anderen Leben eine wichtige Bedeutung gehabt haben mussten.

***

Die Wandlung des ruhigen, fast scheuen Jungen zu einem selbstbewussten jungen Mann wurde durch ein Ereignis in Gang gesetzt, welches er mit 14 Jahren hatte. Die Sommerferien hatten gerade erst begonnen, als eines Tages ein paar Jungs vor seiner Garage erscheinen, in der er gerade sein Fahrrad putzte.
»Duke, du alte Pfeife, hör auf dein Fahrrad zu putzen und komm mit uns mit.«
Duke bildete mit seiner Hand einen schützenden Schirm gegen die Sonne, um zu erkennen, wer ihn rief. Es waren Typen aus seiner Klasse. Obwohl er alle Sechs schon länger kannte, hatte er nie zu ihnen gehört. Er war ausgeschlossen vom „harten Kern“. Und nun standen sie plötzlich vor seiner Garage und forderten ihn auf, mit ihnen loszuziehen.
»Was habt ihr vor?«, fragte Duke vorsichtig.
»Wir fahren in die stillgelegte Kiesgrube. Komm mit«, rief Kevin.
»Was wollt ihr dort machen?«, wollte Duke wissen.
»Nun hab dich nicht so albern. Oder hast du etwas Besseres vor?«, provozierte ihn Phil.
Duke fragte sich, was die Gruppe wirklich beabsichtigte. Er wollte sich keine Schwierigkeiten einhandeln, wenn sie etwas vorhatten, das nach Ärger stank. Doch als Feigling wollte er auch nicht dastehen. Nicht, dass er unbedingt Kumpel brauchte, doch die Ferien total alleine zu verbringen war eventuell auch nicht wirklich verlockend. Kurzentschlossen fuhr er mit ihnen mit. Eventuell werden die Sommerferien ja doch spannender als erwartet, dachte er.
Nach fünf Meilen erreichten sie die vollgelaufene Kiesgrube. Der alte Schwimmbagger war schon von weitem zu sehen und rostete vor sich hin. Ein Monster aus einer anderen Zeit. Am Bagger angekommen, standen sie im Schatten und schauten zu den riesigen Schaufeln hoch, die mahnend in den Himmel ragten. Nur vom bloßen Anschauen kribbelte es unter Dukes Kopfhaut. Dann baute sich Phil grinsend vor ihm auf.
»Wir haben ein Aufnahmeritual: rauf auf den Bagger und von der letzten Schaufel in den See springen. Dann gehörst du zu uns.«

Im Kindle-Shop: Ohne Warnung (Ein Duke-Roman)

Mehr über und von Sebastian Cohen auf seiner Website.

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29. Juni 2017

'Millionärin wider Willen: Elenas Haus' von Brigitte Teufl-Heimhilcher

Weiter geht es mit Elena, der glücklichen Lottogewinnerin, und ihrer Familie.

Nachdem Elena ihren Gewinn in ein Mietshaus investiert hat, beziehen ihr Sohn Axel und seine Familie eine der Dachgeschosswohnungen. Doch Axel ist wenig begeistert, als seine Schwester Kerstin ihre neue Anwaltskanzlei ebenfalls dort einrichtet und ihren Freund, der plötzlich als Alleinerziehender dasteht, gleich daneben einquartiert. Und was wird Elenas Freund sagen, wenn ihr Ex-Mann Ossi das alte Hofgebäude in eine Atelierwohnung umbaut?

Mit Umsicht und Tatkraft versucht Elena, alle Interessen unter einen Hut zu bringen – ob ihr das gelingen wird?

Gleich lesen: Millionärin wider Willen: Elenas Haus

Leseprobe:
„Zu einer ordentlichen Teestunde gehören eine ostfriesische Teemischung, Sahne, Kluntjes und Apfelkuchen“, sagte Elena und goss den heißen Tee über die riesigen Kandisstücke, die leise knackten. Dann stellte sie die Teekanne auf das Stövchen und lehnte sich behaglich in ihrem Fauteuil zurück.
„… und etwas Zeit“, ergänzte Henriette, die ihr gegenüber saß.
„Allerdings. Ich hoffe, du hast genug davon mitgebracht. Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht gesehen.“
„Fast ein halbes Jahr. Zuletzt haben wir uns in diesem netten Biergarten getroffen, als du von Gut Landau zurückkamst. Weißt du noch? Du warst ziemlich euphorisch, weil du deiner Familie an diesem Wochenende endlich von deinem Lottogewinn erzählt hast und Helmut Burger dir so hilfreich zur Seite gestanden war.“
Die Erinnerung an Gut Landau zauberte ein Lächeln auf Elenas Gesicht. „Das waren wirklich schöne Stunden. Gut, dass wir sie genossen haben, die Zeit danach war ziemlich anstrengend.“
Henriette probierte ein Stück vom Apfelkuchen, dann lehnte sie sich mit der Teetasse in der Hand zurück. „Jetzt erzähl schon. Ich platze vor Neugier. Du hattest ja nicht einmal Zeit für ein ordentliches Telefonat.“
Ein ordentliches Telefonat dauerte bei Henriette nicht unter einer Stunde, E-Mails las sie hingegen nur selten und Smartphones lehnte sie rundweg ab. Das hatte den Kontakt in den letzten Monaten nahezu zum Erliegen gebracht.
„Das Traurigste an diesem Sommer war, dass Ossis Mutter, Rosalia, gestorben ist.“
„Ich weiß, du hast mir eine Todesanzeige geschickt. Sie war fast 89. Irgendwann müssen wir alle gehen.“
Elena nickte. „Erschütternd war es dennoch, weil es so unerwartet kam. Sie starb an den Folgen eines Unfalls. Ein Lastwagenfahrer hatte sie in der Abenddämmerung übersehen, als sie von einer Nachbarin nach Hause ging. Ossi war völlig neben der Spur.“
„Das geht bei ihm bekanntlich schnell.“
Seit Elenas Scheidung war Henriette nicht gut auf Ossi zu sprechen.
„Jedenfalls waren Yvonne und ich in den Ferien einige Zeit im Waldgau und haben versucht, ihn ein wenig aufzumuntern.“
„Ich nehme an, ihr wart erfolgreich.“
„Ja und nein. Yvonne hat ihn dazu überredet, sich einen Facebook-Account anlegen zu lassen. Sie meinte, das sei einfach total notwendig. Das bezweifle ich zwar, aber es schien ihn zumindest ein wenig zu beschäftigen. Solange wir bei ihm waren, war auch alles gut, aber das Alleinsein setzt ihm zu.“ Sie seufzte. „Zumindest haben wir ihm geholfen, Rosalias Sachen auszumustern. Yvonne fand das total spannend. Da waren Dinge dabei, die kannte sie überhaupt nicht.“
„Zum Beispiel?“
„Rosalia besaß noch Lockenwickler aus Metall, Netzhandschuhe, eine gehäkelte Handtasche aus Bast, aber am meisten amüsiert hat sie sich über ein altes Bettjäckchen.“
„Kann ich mir lebhaft vorstellen. Die Kids wissen heute ja nicht einmal mehr, was eine Telefonzelle ist“, warf Henriette lachend ein.
„Ossi war dann im September ein paar Tage hier und dieses Wochenende fahren Axel, Yvonne und Maren zu ihm, damit er zu Allerheiligen nicht allein ist.“
„Apropos Axel. Ich habe mir sein Buch gekauft und es auch gelesen. Ich fand es superspannend und hochinteressant. Wie verkauft es sich?“
„Könnte besser sein, sagt Maren. Aber er nimmt sich auch viel zu wenig Zeit für die Werbung. Pia Moser meint, er müsse es laufend bewerben. Aber du kennst ihn ja. Werbung in eigener Sache, das liegt ihm gar nicht.“
„Das kann ich gut verstehen, aber muss er als Neo-Politiker nicht genau das machen?“
„Er sagt, das Werben für die Partei sei etwas ganz anderes, denn dabei ginge es einzig und allein um die Sache.“
„Ihm vielleicht“, sinnierte Henriette. „Bei anderen geht es bedauerlicherweise um alles andere, nur nicht um die Sache. Und wer ist Pia Moser?“
„Pia war Bezirksrätin wie Axel, hauptberuflich ist sie Journalistin und Autorin. Ich fürchte übrigens, die beiden hatten im vergangenen Winter ein Verhältnis.“
„Ehrlich?“
„Leider. Scheint aber vorbei zu sein. Dennoch arbeitet sie seit Kurzem in seiner Partei mit.“
„Weiß Maren davon?“
„Ich glaube nicht. Zumindest ist nichts zu mir durchgedrungen. Aber zurück zu Axels Politkarriere. Seit er die Ökologische Mitte gegründet hat, arbeitet er wie noch selten in seinem Leben und redet mit einem Enthusiasmus über seine Arbeit, das glaubst du nicht.“
„Doch. Habe ich nicht immer gesagt, der Bub ist begabt und leistungsbereit, er hatte einfach nur noch nicht das richtige Betätigungsfeld gefunden.“
Das hatte Henriette tatsächlich gesagt, und Elena hat es auch gern geglaubt. Doch in den letzten Jahren hatte sie den Glauben daran mehr und mehr verloren.
„Ökologische Mitte ist ein guter Name für eine Partei, was meinst du?“
„Doch, ich habe sie sogar gewählt.“
„Aus Überzeugung oder aus alter Loyalität?“
„Beides“, schmunzelte Henriette und nahm sich noch ein Stück vom Apfelkuchen.
„Hast du übrigens seine Online-Zeitung schon gelesen? Er nennt sie Plusminus, weil nicht nur über ‚Bad News‘ berichtet wird.“
Henriette schüttelte verneinend den Kopf: „Du weißt ja, online und Henriette schließen einander aus.“
„Solltest du aber, so viele ‚Good News‘ findest du sonst nirgends. Macht wirklich Spaß, sie zu lesen.“
„Sollte er eines Tages eine richtige Zeitung herausgeben, werde ich zu den ersten Abonnenten gehören. Sag ihm das.“
„Und du meinst, eine richtige Zeitung ist aus Papier?“
„Exakt. So wie ein richtiges Buch aus Papier besteht. Aber wie auch immer, jedenfalls hat Axel endlich seinen Weg gefunden.“
„Absolut. Trotzdem hätte er Maren beim Umzug in die Dachgeschoss-Wohnung in der Nelkengasse nicht so hängenlassen dürfen.“ Es war Elena anzuhören, was sie davon hielt.
„Wie ich dich kenne, bist du für ihn eingesprungen.“
„So gut ich eben konnte. Was hätte ich denn sonst machen sollen?“
„Und das Haus in der Nelkengasse ist jenes, das du mit dem Geld aus dem Lottogewinn gekauft hast?“
Elena nickte zustimmend, trank von ihrem Tee und fuhr fort: „Kerstin ist Maren auch zur Hand gegangen, sie hat im Moment ohnehin nicht allzu viel zu tun.“
„Ich dachte, sie will eine eigene Kanzlei eröffnen?“
„Das hat sie auch, aber zurzeit arbeitet sie noch von zu Hause, weil ihr neues Büro, ebenfalls in der Nelkengasse, erst dieser Tage fertig wird. Der Vormieter ist leider später als erwartet ausgezogen. Aber sobald das neue Büro fertig ist, will sie richtig loslegen.“
„Wird ihr sicher guttun, ein paar Wochen etwas leiser zu treten. Aber nun zu dir. Wie lebt man so, als Hauseigentümerin?“
„Als Hauseigentümerin lebt man wie früher auch, zum Glück erledigen das Meiste Helmuts Kanzlei oder eben der Steuerberater. Helmuts Idee, das Geld aus dem Lottogewinn in ein Mietshaus zu stecken und den Kindern einzelne Wohnungen zu schenken, war goldrichtig. Kerstin hat ihre zweite Wohnung übrigens an meinen Nachfolger Klaus Fritsch vermietet.“
„Du hast damals erwähnt, dass sich die beiden … angefreundet haben. Ist da etwas Ernstes daraus geworden?“
„Wie ernst das ist, kann ich dir nicht sagen. Du weißt ja, über Kerstins Gefühlswelt war ich noch nie besonders gut informiert.“
„Na, haben sie jetzt ein Verhältnis oder nicht?“
„Nachdem sie gemeinsam ein paar Tage Urlaub gemacht und seinen Vater im Allgäu besucht haben, ist wohl davon auszugehen. Habe ich dir übrigens erzählt, dass ich Klaus‘ Urlaubsvertretung übernommen habe?“
„Hast du. Hat’s Spaß gemacht?“
„Sehr. So sehr, dass ich mich anschließend habe bequatschen lassen, diese Allergiebekämpfungsmethode zu erlernen. Deswegen war ich im Oktober dann auch drei Wochen in Baden, dort fand nämlich der Kurs statt.“
„Aber du warst dieser Methode gegenüber doch immer etwas skeptisch.“
Elena lächelte. „Wer heilt, hat halt recht, und du weißt ja, Kerstin geht es viel besser, seit sie sich von Klaus Fritsch behandeln lässt. Leider hat die Schulmedizin bei Allergien und Unverträglichkeiten immer noch wenig anzubieten. Mit Schulmedizin hat das Ganze auch nicht allzu viel zu tun. Trotzdem gebe ich Klaus recht, wenn er sagt, diese Methode gehört in die Hand von Medizinern. Möchtest du noch ein Stück Kuchen?“
„Ich hatte doch schon zwei, aber zur Feier des Tages lasse ich mich noch zu einem überreden. Hast du vielleicht auch einen Schluck Rum für den Tee?“
„Selbstverständlich. Wie konnte ich das nur vergessen?“, lachte Elena und erhob sich.
Wenig später brachte sie ein Kristallkännchen mit Rum und zündete eine Kerze an, denn es wurde bereits dämmrig.
Als sie wieder Platz genommen hatte, sagte sie: „Weißt du, nachdem Kerstin solche Erfolge mit dieser Methode hatte, dachte ich mir, es gibt so viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir nicht erklären können. Warum nicht eine Methode versuchen, die vielen Menschen helfen kann, auch wenn ich sie immer noch nicht hundertprozentig durchschaut habe.“
„Stimmt schon. Ich durchschau ja auch nicht, warum ich eine Mail bekomme, nur weil du auf einen Knopf drückst“, warf Henriette ein.
„So ähnlich habe ich mir das auch gedacht. Jedenfalls helfe ich Klaus seither an zwei Nachmittagen pro Woche in der Praxis. Er hat durch diese Methode bereits so viele neue Patienten, dass er einfach nicht genügend Termine anbieten konnte.“
„Schön für ihn, aber übernimmst du dich auch nicht? Gemeinsam mit deinem Engagement bei den ‚Ärzten ohne Grenzen‘ bist du wieder ganz schön im Einsatz.“ Die Besorgnis war Henriette anzuhören.
„Kein bisschen. Es geht mir richtig gut, seit ich wieder etwas Vernünftiges zu tun habe.“
„Und was ist mit Helmut?“
Elena lächelte verschmitzt. „Der ist mit seiner Kanzlei ja auch noch voll im Einsatz. Aber es gibt Anlass zur Hoffnung. Er hat mich sogar in Baden besucht und ist übers Wochenende geblieben.“
„Hört, hört! Seid ihr jetzt … Ich meine, habt ihr …?“
Elena nickte und spürte, wie sie leicht errötete. Also wirklich, sie war doch kein Schulmädchen mehr. Zeit, das Thema zu wechseln. Resolut sagte sie: „So, jetzt aber zu dir.“
„Nur nicht ablenken. Erst will ich noch wissen, wie das jetzt so ist mit euch beiden. Was soll daraus werden?“
Elena rührte in ihrer Teetasse. „Um ehrlich zu sein, das wissen wir selbst noch nicht genau. Im Moment ist es gut, so wie es ist.“

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27. Juni 2017

'Loulous Life: Ein Jack-Russell-Welpe ertapp(s)t die Welt' von Chris Berdrow

Loulou ist eine kleine Jack-Russell-Hündin. Noch schneller, als die junge Dame in ihrem schwarz-weiß-braunen Fell laufen kann, wickelt sie Menschen und Artgenossen mit ihrer positiven und gewitzten Art um die Pfote. Ihre dunklen Kulleraugen können sprechen (behauptet Frauchen).

Geboren ist Loulou am 7. Mai 2013 in einem Pferdestall in Bad Homburg vor der Höhe im Taunus. Die ersten Wochen ihres Lebens sind zugleich die schlimmsten. Als das einzige Mädchen ihres Wurfs wird die Kleine von ihren Brüdern böse verbissen, ehe eine junge Frau sich ihrer annimmt und den Welpen in ein schönes Zuhause vermittelt. Russell-Kind Loulou führt seitdem ein glückliches und aufregendes Hundeleben. Witzige Begebenheiten und Anekdoten halten die frisch gebackenen Hundebesitzer in einem Internet-Blog fest, der im Netz so viel Aufsehen erregt, dass Frauchen und Herrchen dieses Buch daraus haben entstehen lassen.

Loulou berichtet in der Ich-Form aus ihrem Leben. Sie nimmt Kurioses wie die Leckerli-Sortimente in Tiernahrungsgeschäften aufs Korn, erklärt warum in Dunstabzugshauben Aliens wohnen und stellt berechtigte Fragen: Ob sie zum Beispiel die im Stadtwald gefundenen Stöckchen behalten oder ins Freibad darf, weil sie doch schließlich Hundesteuer bezahlt hat? Ob Loulou all das, was Herrchen und Frauchen aufgeschrieben haben, auch tatsächlich denkt und empfindet, wissen wir natürlich nicht. Und in diesem Sinne ist dieses Büchlein auch zu lesen und zu verstehen: Als kecke, manchmal alberne, aber immer lebenslustige Sammlung von Anmerkungen und Gedanken, die einem übermütigen Hundekind durchs Köpfchen gegangen sein könnten.

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Leseprobe:
Mäusejagd im Feld - Die Formel-1 für Welpen
Nach erfolgreicher Generalprobe mit Stofftieren ist es heute an der Zeit, das nächste Kapitel in meiner Entwicklung als Jagdhund aufzuschlagen. Wir ziehen einen gedanklichen Schlussstrich unter das Kapitel „Welpe Loulou“ und schalten einen Gang hoch. Jägerin Loulou lehrt die Taunus-Tiere das Fürchten und wird nebenbei den Begriff „Speed“ neu definieren.

Da ich nicht komplett grössenwahnsinnig bin, lasse ich potentielle grosse Beutetiere wie Rehe oder Hirsche zunächst aussen vor. Mein Revier ist nicht der Wald, sondern ein Bild von einem Acker mit Hasen und Mäusen drauf. Schön übersichtlich. Um es in der Formel-1-Sprache zu sagen: wir haben perfekte äussere Bedingungen. Lufttemperatur 24 Grad (Boden 23 Grad), leichte Bewölkung mit etwas Sonne, 71 Prozent Luftfeuchtigkeit und 1014 Hektopascal Luftdruck. Mit anderen Worten: Recht frisch, aber trocken ist es und das bedeutet, dass meine Pfoten guten Grip haben. Als Junghund habe ich ja noch die weichen Gummis an den Füssen.
Und da sehe ich auch schon das erste Mäuschen über den Acker huschen. Los geht’s also: Die Startampel springt auf grün, und ich schiesse aus der Pole-Position auf die freie Strecke. Der Start gelingt perfekt. In nur 2,8 Sekunden erreiche ich meinen Maximalspeed. Der Motor – angetrieben von hochenergetischen Leckerlis und Schweineohren – schnurrt wie ein Kätzchen.
Die Maus schlägt Haken, aber ich bleibe dran. Eine Bestzeit nach der anderen nagele ich Hunting-Queen auf den Acker. Es ist nur noch eine Frage von Sekunden, bis ich den Nager kassiert habe. Tut mir ja leid für Dich, Knopfauge. Aber wenn ein Hundebolide wie ich gegen eine kurzbeinige Nuckelpinne wie Dich antritt, dann muss man sich nicht wirklich wundern, wie dieses Rennen wohl ausgeht. Ich habe die Szenerie jedenfalls schon vor meinem geistigen Auge: Maus gefangen – Rennen gewonnen – Nationalhymne – Champagnerdusche – und wo sind eigentlich die ganzen TV-Reporter mit ihren bunten Mikrofonpömpeln fürs Siegerinterview?
In diesem Augenblick der gedanklichen Ekstase geschieht etwas, das so nicht abgesprochen war. Die Maus begeht ein böses Foul – und verschwindet von der Bildfläche. Einfach so. Schwups. Maus weg. Verschwunden, verkrochen, verduftet – in ein offenbar für solche Zwecke vorbereitetes Loch in der Erde. Ich knurre, ich belle, ich scharre an dem Loch. Doch keine Chance. Die Maus bleibt von der Bildfläche verschwunden, weil das Loch offenbar der Eingang zu einem weit verzweigten Tunnelsystem unter dem Acker ist.
Natürlich schimpfe ich. Natürlich bin ich sauer auf die Maus: Ein klarer Regelverstoss, sich feige ins Erdreich zu verpieseln. Wo kommen wir hin, wenn so etwas Schule macht? Beim Fussball darf man den Ball schliesslich auch nicht mit der Hand spielen. Und überhaupt Tunnelsystem: Terror-Taliban-Methoden sind das doch. Wir sind im Taunus und nicht im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet. Wir wollten doch jagen und nicht James Bond oder Navy Seal spielen.
Es hilft nichts: Die Bilanz meines ersten Jagd-Tages fällt durchwachsen aus. Meine gute Laune lasse ich mir dadurch aber nicht vermiesen. Ich habe zwar keine Beute gemacht. Aber der moralische Sieger des Rennens bin ich allemal – und das zählt schliesslich. Aus die Maus.

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23. Juni 2017

'Tod auf Juist. Ostfrieslandkrimi' von Ulrike Busch

Ein rätselhafter Todesfall hält die ostfriesische Insel Juist in Atem. Zwei junge Frauen werden leblos aufgefunden, friedlich ruhend im Strandkorb! Die beiden Freundinnen waren Gäste im Haus der Inneren Mitte, dem berühmten spirituellen Zentrum der Insel. Hat ihr Therapeut Jannes Aldag die Selbstmord-Absichten der jungen Frauen nicht erkannt?

Zur selben Zeit weilt auch die ostfriesische Journalistin Kaya Witt auf Juist. Sie mag an die Freitod-Theorie nicht so richtig glauben und spürt der Sache nach. Schnell wird deutlich: Unter den Therapeuten des spirituellen Zentrums herrscht alles andere als Harmonie. Und welche Rolle spielt der halbseidene Finanzjongleur Jendrik Holthusen? Er hat große Pläne auf der Nordseeinsel, und der Tod der beiden Frauen spielt ihm perfekt in die Karten ...

Gleich lesen:
Für Kindle: Tod auf Juist. Ostfrieslandkrimi
Für Tolino: Buch bei Thalia

Leseprobe:
»Sechs Uhr früh. Sie hören die ersten Meldungen des Tages«, meldete der Nachrichtensprecher gut gelaunt.
Zu gerne hätte Ricklef Reimers die Stimme aus dem Radiowecker verdrängt. Eine atemberaubende Bikinischönheit lag in seinen Armen. Genüsslich spitzte sie die Lippen, und ihre Hand ...
Rücksichtslos entriss Johanne ihm die Schönheit. »Aufsteh’n«, brüllte seine Frau in sein rechtes Ohr.
Im Wachwerden versuchte Ricklef, die kleine Romanze zu Ende zu denken. Johanne klapperte indes in der Küche herum und stellte ihm seine Tagesration an Tee, Stullen und frischem Obst zusammen.
Eine halbe Stunde später und voller Frust über den verlorenen Traum verließ Ricklef das Haus. Den Rucksack mit dem Proviant über der Schulter, marschierte er durch Loog, vorbei an Häusern, in denen die Urlauber sich darauf freuten, einen sonnigen Tag an dem schier endlos erscheinenden Strand von Juist zu verbringen. Einem Strand, dessen feiner weißer Sand es Ricklefs Ansicht nach mit jedem karibischen Eiland aufnehmen konnte.
Der gebürtige Juister war stolz auf seine Insel. Hier war die Welt auch im einundzwanzigsten Jahrhundert noch in Ordnung. Statt Autos gab es Pferdekutschen, statt Hektik Entschleunigung. Und während überall auf dem Globus das Böse herrschte und Mord und Totschlag an der Tagesordnung waren, konnte man sich auf Juist seines Lebens sicher sein – erst recht an einem strahlend schönen Sommertag in einem der Strandkörbe von Ricklef Reimers.
Ricklef bog in die Hammerseestraße ein. Eine Joggerin hüpfte die Treppenstufen eines Hauseingangs hinunter, grüßte ihn und sprintete an seiner Nase vorbei in Richtung Strand.
Auf dem Piratenpad, der quer durch die Dünen führte, kam ihm Jannes Aldag entgegen. Wie immer, wenn sie sich hier begegneten, wirkte er komplett entschleunigt. Ganz in seiner eigenen Mitte gefangen, zeigte er Ricklef sein entspanntes Frühmorgengesicht.
Automatisch verlangsamte Ricklef das Tempo, um nicht zu hektisch und geschäftig zu erscheinen und sich von diesem Eigenbrötler, einem Psychologen, der sich selbst vor allem als Guru verstand, nicht schon wieder einen Vortrag über Entschleunigung und Achtsamkeit im Hier und Jetzt anhören zu müssen.
Ricklef erreichte den Strand, blieb stehen und sog die würzige Luft ein. Der Wind kam aus Nordwest, die See wogte glitzernd in der Sonne. Der Meteorologe gestern Abend nach den Fernsehnachrichten hatte mit seinen Prognosen recht behalten. Sonne pur, weit und breit keine Wolke in Sicht. Die nächsten drei, vier Tage sollte es so bleiben.
Ricklef stakste durch den tiefen Sand zu seiner Hütte, die am Dünenrand ganz in der Nähe des Strandaufgangs lag. Er stellte den Rucksack darin ab, zog sich die Schuhe aus und krempelte die Hosenbeine hoch. Dann stapfte er bis zum Flutsaum, wandte sich nach Westen und watete durch das knöcheltiefe kühle Wasser in Richtung Westen.
An dem Strandabschnitt angekommen, auf dem seine Körbe standen, wandte er der See den Rücken zu und blickte stolz auf sein Imperium: sechsundfünfzig Strandkörbe, eins a gepflegt und liebevoll instand gehalten. Jeden einzelnen hatte er gestern Abend bei seinem letzten Kontrollgang mit der offenen Seite nach Süden ausgerichtet, damit der Wind nicht den Sand auf die Sitze blies. Und jeden Korb hatte er mit einem Tierschutzgitter vor Möwen und anderen Seevögeln geschützt, damit ihm die ungebetenen Gäste nicht die Sitze versauten.
Doch was war das? Korb Nummer dreizehn war nicht vermietet, und trotzdem war das Gitter abmontiert und gegen die Rückseite gelehnt. Mit krausgezogener Stirn stapfte Ricklef zu dem Korb. Das Schloss, mit dem das hölzerne Konstrukt gesichert gewesen war, war aufgebrochen worden. Nachher würde er es durch ein neues ersetzen. Zum Glück hatte er Ersatz in seiner Hütte parat.
Er hob das Gitter hoch und trug es um den Korb herum, um es provisorisch festzustecken.
Doch der Korb war besetzt. Zwei Frauen lehnten Schulter an Schulter und schliefen. Jede von ihnen hatte einen Strohhut aufgesetzt, der tief ins Gesicht gezogen war. Die Arme waren unter einer karierten Decke verborgen, die bis zur Brust hochgezogen war.
Hatten die Frauen etwa die Nacht hier verbracht? Gleich, wenn sie erwacht waren, würde er ihnen in freundlichem Ton erzählen, was so ein schickes Stück während der Hochsaison kostete.
Ricklef baute sich vor dem Korb auf, eine Hand auf das Gitter gestützt, das er neben sich abgestellt hatte, und stierte die Damen an. Sie sahen aus wie Schaufensterpuppen, die jemand zur Dekoration der Strandszenerie hier abgesetzt hatte.
Leise pfiff er eine Melodie, die viele Jahre lang jeden Morgen zu Beginn der Nachrichten auf seinem Lieblingssender im Radio gespielt worden war.
Die Frauen rührten sich nicht.
Er betrachtete sie genauer. Die eine hatte ein grasgrünes Sweatshirt mit aufgedruckten Blumen an, die andere trug einen dunkelblauen Pulli mit V-Ausschnitt, darunter ein blütenweißes T-Shirt. Unter der Decke lugten zwei Paar weiße Sneakers hervor.
»Hey, meine Damen, aufwachen!«, rief Ricklef verhalten. Er wollte die Strandschönheiten nicht erschrecken. Nachher beschwerten sie sich noch beim Kurdirektor.
Noch immer regte sich keine der beiden. Konnten sie ihn nicht hören oder wollten sie nicht? Eins stand fest: Wenn sie hofften, er würde unverrichteter Dinge weiterziehen und sie brauchten den Korb nicht zu bezahlen, hatten sie sich in den Finger geschnitten.
»Moin!«, rief er, jetzt deutlich lauter. »Aufwachen, die Sonne lacht!«
Sie ignorierten seinen Ruf. Fühlten sie sich nicht angesprochen? Verstanden sie möglicherweise kein Deutsch?
»Ladies, wake up. The sun is shining!«, versuchte er es mit international verständlichen Worten. Vergeblich.
»Coffee to go!«, rief er ihnen etwas unbeholfen zu, weil er nicht wusste, wie man auf Englisch ausdrückte, dass es Zeit für einen Kaffee war.
Ricklef wurde ungeduldig. Er ließ das Gitter los, es fiel in den Sand. »Hey, aufwachen«, herrschte er die Damen an und rüttelte eine der schlafenden Grazien an der Schulter.
Die Frau kippte gegen die Seitenwand des Korbs. Der Hut rutschte ihr vom Gesicht und kullerte dem Strandkorbvermieter vor die Füße.
Ricklef sprang zurück. Er schnappte nach Luft.
Träumte er?
Aus dem Augenwinkel sah er, wie ein Kollege die Wasserkante entlangmarschierte.
»Hey, Lutz«, rief er ihm verhalten zu und winkte ihn heran. »Komm doch mal her!«
Lutz stapfte stirnrunzelnd durch den Sand. »Ärger?«, fragte er und deutete mit dem Kopf auf die Gestalten im Strandkorb. Er blieb neben Ricklef stehen, zog die Nase hoch und griff sich ans Kinn. »Die tun dir nix mehr«, stellte er trocken fest.
Die Augen panisch auf die beiden Damen geheftet, nahm Ricklef sein Handy aus der Hosentasche und legte seinen Finger auf die Notruftaste. »Zwei Tote am Strand von Loog auf Juist«, meldete er dem Mitarbeiter in der Notrufzentrale. Sein Herz klopfte bis zum Hals.
»Badeunfall?«, fragte der Mann zurück.
»Eher nicht«, erwiderte Ricklef. »Sieht aus, als wären sie im Strandkorb eingeschlafen.«
Der Mann in der Leitung blieb einen Moment lang stumm. »Ja, was denn nun: eingeschlafen oder tot?« Er klang nicht so, als nähme er Ricklef ernst.
Ricklef wurde ungehalten. »Ziemlich tot! Soll ich ein Handyfoto rüberschicken?«, donnerte er ins Smartphone.

Im Kindle-Shop: Tod auf Juist. Ostfrieslandkrimi
Für Tolino: Buch bei Thalia

Mehr über und von Ulrike Busch auf ihrer Website.

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'Humor und Hausverstand erwünscht' von Brigitte Teufl-Heimhilcher

Wenn auch Thessas Chef gelegentlich Anstoß an ihrem sorglosen Outfit nimmt, sie ist doch mit sich und der Welt zufrieden. Sie mag ihren Job, liebt ihren Sohn Nicky und hat mit dessen Vater Wolfgang eine angenehme, wenngleich nicht besonders aufregende Beziehung.

Doch Dinge ändern sich: Zwar wird das Verhältnis zu ihrem Chef täglich besser, dafür kommt Nicky langsam in die Pubertät, und Wolfgang hat ein Verhältnis mit seiner jungen Praktikantin.

Mit Humor und Hausverstand gelingt es Thessa dennoch, den Alltag zu meistern, doch Judith, Michaels intrigante Geschäftspartnerin, bringt Thessas Seelenfrieden ganz schön ins Wanken.

Gleich lesen: Humor und Hausverstand erwünscht

Leseprobe:
Zeit der Veränderung
Der Montagmorgen begann grau und regnerisch. Thessa war es egal. Sie eilte singend ins Bad, verwöhnte die verspannten Muskeln erst mit heißem Wasser, ehe sie die morgendliche Dusche mit einem kalten Guss beendete, und gönnte sich dann ein gemütliches Frühstück, mit allem, was dazugehört: duftender Kaffee, frisch gepresster Orangensaft, knuspriges Brot, Butter, Käse, ein Ei und Honig.
So ein Frühstück alleine hat doch auch Vorteile, dachte sie, und aß mit gutem Appetit, während ihre Gedanken zu ihrem Sohn wanderten. Sicher schlief er noch. Obwohl, man konnte nie wissen. In den Ferien war Nicky ja deutlich aktiver, und wenn er sich bei seinem Vater im Forsthaus aufhielt, erst recht. Sicher würde er jeden Moment genießen – und vor Ende August nicht freiwillig nach Wien zurückkommen. Sie war ja froh, dass die beiden sich so gut verstanden, dennoch seufzte sie. Sie hatte mit Nicky immer nur den Alltag, Wolfgang immer nur die Ferien.
Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatte, stellte sie sich vor den Kleiderkasten und überlegte, was sie an ihrem ersten Arbeitstag anziehen sollte. Ihr zukünftiger Chef war ihr beim Vorstellungsgespräch wahnsinnig elegant erschienen, auch seine Sekretärin schien ziemlich durchgestylt, also würde ein Kostüm wohl angemessen sein. So ein Blaues für alle Fälle musste doch da noch irgendwo sein. Ob das noch passte? Sch…wanenbraten!
Der Rock kniff und die Jacke ließ sich auch nur noch mit Mühe schließen. Jetzt blieb nur noch das Jägerleinene, das sie zu Ostern gekauft hatte. Wolfgang hatte es gut gefallen, aber was verstand Wolfgang schon von Mode? Egal. Schließlich sollte sie nicht als Model arbeiten. Hoffentlich konnte sie in ein zwei Tagen zu ihren gewohnten Jeans zurückkehren.
So wenig, wie sie sich für Kleider interessierte, so wenig interessierte sie sich normalerweise für ihre Frisur und ihr Makeup.
Nicht, dass sie eines gehabt hätte – ihre Wimpern waren von Natur aus dicht und dunkel, die Augenbrauen ebenso - ein wenig Lippenstift am Morgen, das musste für den Tag reichen.
Und Frisur – mein Gott. Das dichte brünette Haar wurde regelmäßig gewaschen und zu einem Pferdeschwanz gekämmt.
Früher hatte sie es manchmal offen getragen, aber dann hatte ihre Mutter immer auf sie eingeredet, dass sie es in Form föhnen solle. Aber das war ihr meistens zu mühsam gewesen, so war es eben beim Pferdeschwanz geblieben.
Normalerweise war sie mit sich zufrieden, doch seltsamerweise blickte sie heute schon zum zweiten Mal in den Spiegel, während sie auf Dr. Hausner wartete. Nervös zupfte sie an ihrer Trachtenbluse herum. Komisches Teil. Vielleicht hätte sie …
„Frau Magister Bachmann …“
Ein letzter Blick in den Spiegel.

Im Kindle-Shop: Humor und Hausverstand erwünscht

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21. Juni 2017

'Aus dem Koma' von Siegfried Langer

Alle Erinnerungen an mein bisheriges Leben sind ausgelöscht. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin und wie ich heiße.

Eine attraktive Frau, die sich als meine Freundin ausgibt, kümmert sich liebevoll um mich. Doch ich spüre, dass sie mir nicht die Wahrheit erzählt und dass unsere Liebe ein dunkles Geheimnis birgt.

Ein Psychologe, der mir helfen soll, Licht ins Dunkel zu bringen, schafft lediglich eine Vielzahl neuer Rätsel. Ein Kommissar drängt darauf, mich wegen eines Mordes zu vernehmen. Als Zeuge? Oder als Verdächtiger?

Doch nicht nur mein Gedächtnis spielt mir Streiche, sondern zudem auch meine Wahrnehmung. Ich kann niemandem vertrauen, am wenigsten mir selbst ...

Gleich lesen: Aus dem Koma: Thriller

Leseprobe:
Ich wusste nicht mehr, wie ich hieß.
Auch die Frau, die neben meinem Krankenbett saß und sagte, sie sei meine Freundin, erkannte ich nicht.
Doch mein Herz signalisierte mir klar und deutlich, dass ich sie liebte. Trotz allem. Immer noch.
Dass sie weinte und ich nicht in der Lage war, sie zu trösten, stimmte mich traurig. Tapfer streichelte sie meine rechte Hand, die auf der Bettdecke ruhte.
Im Handrücken der Linken steckte ein Infusionsschlauch, der mich mit Medikamenten versorgte.
Es kribbelte in meinem Magen.
War der liebevolle Blick der Fremden die Ursache dafür oder doch eher das einsetzende Hungergefühl? Denn bis gestern Morgen hatte ich noch über eine Sonde meine Nahrung erhalten, danach lediglich Suppe - so dünn und geschmacklos, dass sie ihren Namen nicht verdient hatte.
„Susanne“, flüsterte ich leise und strengte mich dabei so wenig an wie nur eben möglich. Kurz stahl sich ein Lächeln in ihr Gesicht. Vermutlich hoffte sie, dass ich mich endlich an sie erinnerte, doch wiederholte ich lediglich den Namen, mit dem sie sich vorgestellt hatte.
„Sebastian“, fuhr ich fort. Doch der Name, der der meine sein sollte, löste genauso wenig in mir aus wie der meiner mutmaßlichen Lebensgefährtin.
Susanne blickte mich hoffnungsvoll-fragend an, aber ich schüttelte lediglich den Kopf.
Sogleich stellte sich wieder dieses Pochen in meinem Schädel ein. Ich zog meine Rechte unter Susannes Hand hervor und tastete nach dem Verband an meiner Stirn.
„Du musst deinen Kopf ruhig halten, Schatz. Möglichst wenig bewegen, hat Dr. Lorenz gesagt.“
Dr. Lorenz, ein weiterer Fremder. Meine Erinnerung an ihn reichte nur wenig weiter zurück als die an Susanne.
„Es ist alles im Moment etwas viel für dich, Schatz.“
Ja, das war es.
Alles, was länger als ein paar Stunden zurücklag, war aus meinem Gedächtnis verschwunden.
Ausgetilgt. Gelöscht. Einfach weg.
Dagegen konnte ich alles, was mich umgab, beim korrekten Namen nennen: Krankenhausbett, Fenster, Tablettenblister, Kanüle. Sämtliche persönlichen Angelegenheiten jedoch blieben in der Finsternis verschwunden.
„Was ist passiert?“, fragte ich.
Das Sprechen schmerzte sehr und klappte nur langsam und undeutlich. Aber Susanne schien mich zu verstehen.
„Eine Kopfverletzung.“
Ja, das spürte ich auch.
„Wie?“
Susanne antwortete nicht, sah mich nur ängstlich an. Sie schien den Zeitpunkt noch nicht für gekommen zu halten, mich mit der Wahrheit zu konfrontieren.
„Dr. Lorenz meint, dass du relativ gute Chancen hast, dass sich dein Erinnerungsvermögen weitgehend erholt.“
Relativ gute Chancen …
Weitgehend erholt ...
Zuversicht hörte sich anders für mich an.
Und ich spürte instinktiv, dass meine Kopfverletzung nicht daher rührte, dass ich beim Auswechseln einer Glühbirne von der Leiter gefallen war.
Mein Gefühl sagte mir mit aller Deutlichkeit, dass mehr dahintersteckte. Etwas viel, viel Schlimmeres.
Gerade als ich alle Kraft zusammengenommen hatte, um resoluter nachzufragen, öffnete sich die Tür.
Eine weitere Person, die ich erst seit Kurzem kannte, trat ein: Schwester Kathrin.
Während Susanne dunkelbraunes, glattes Haar hatte, trug Schwester Kathrin blondes und gelocktes. Der leichte Hüftschwung, mit dem sie eintrat, glich dem eines Models, das Werbung für den Ausbildungsberuf der Krankenschwester machte.
Einerseits lächelte sie freundlich und gütig, andererseits spürte ich, dass mit ihr eine frostige Atmosphäre im Krankenzimmer Einzug gehalten hatte.
Da lag etwas zwischen ihr und mir. Etwas Unausgesprochenes. Etwas, das vor meinem Aufwachen geschehen sein musste.
In der Hand hielt sie einen Teller, den sie nun Susanne entgegenstreckte.
„Möchten Sie es versuchen?“
Susanne nahm den Teller entgegen und Schwester Kathrin reichte ihr zudem eine kleine Gabel.
Auch das, was auf dem Teller lag, erkannte ich sofort und konnte es benennen. Jemand, vermutlich Kathrin selbst, hatte einen Apfel in mundgerechte Stücke geschnitten. Zu meinem Erstaunen wusste ich sogar die Apfelsorte: Golden Delicious.
„Ganz wird er ihn nicht schaffen. Aber es ist wichtig, dass er überhaupt etwas isst, damit die Verdauung wieder in Gang kommt.“
Kathrin hätte das einfach auch direkt zu mir sagen können.
Während Susanne eines der Stücke mit der Gabel aufspießte und zu meinem Mund führte, folgte Schwester Kathrin der Bewegung mit ihrem Blick.
Brav öffnete ich meinen Mund. Der süßliche Geschmack regte sofort meinen Speichelfluss an. Dass ich gesabbert hatte, wurde mir erst bewusst, als Susanne liebevoll mit einem Taschentuch meinen Mundwinkel abtupfte.
„Ist nicht schlimm, Schatz.“
Das Kauen kostete mich ähnlich viel Anstrengung wie zuvor das Sprechen.
Wie lange waren meine Kiefermuskeln nicht in Bewegung gewesen?
Bislang hatte ich mich dies nicht zu fragen getraut.
Tapfer biss ich auf dem Apfelstück herum.
Meine Geschmacksknospen schienen zu explodieren. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals etwas so intensiv geschmeckt zu haben. Aber in meinem gegenwärtigen Zustand hatte dies vermutlich wenig Aussagekraft.
Ich schluckte, doch es funktionierte nicht.
Noch einmal versuchte ich, den Apfelbrei hinab zu bekommen.
Nun klappte es.
Ich freute mich und Susanne entlockte der Erfolg ein begeistertes Lächeln.
Toll! Ich habe ein Apfelstück gegessen! Wollen wir gleich eine Pressemitteilung herausgeben?
„Sie müssen geduldig mit sich sein“, sagte Schwester Kathrin, als habe sie mir meinen Sarkasmus aus den Gesichtszügen abgelesen.
Zu nicken traute ich mich nicht, aus Angst vor einer neuerlichen Kopfschmerz-Attacke, also zwinkerte ich ihr bestätigend mit den Augen zu.
„Mehr?“, fragte Susanne und ich blinzelte erneut.
Ja, ich war ein Held: Ich konnte unmittelbar hintereinander zwei Apfelstücke verputzen!
Ich öffnete meine Lippen und Susanne schob mir das zweite Stück in den Mund.
Für einen Moment ließ ich es einfach auf meiner Zunge ruhen.
Die beiden Frauen beobachteten mich auch weiterhin. Jede Kleinigkeit wurde zu einem Großereignis. Ich aß und die zwei waren begeistert von mir.
Ich war mir ziemlich sicher, dass es in meinem bisherigen Leben deutlich schwieriger gewesen war, eine Frau so zufrieden zu stellen.
Nach dem dritten Stück konnte ich nicht mehr. Zum einen fühlte ich mich pappsatt, zum anderen tat mir bereits der Kiefermuskel weh.
Susanne schien dies zu erkennen. Während sie den Teller wegstellte und wieder meine Hand in die ihre nahm, verließ Kathrin das Zimmer.
„Es wird alles gut werden, Schatz.“
Na, diese Zuversicht hätte ich auch gerne!
„Ganz bestimmt. Bald wird wieder alles so wie früher sein.“
Ich wurde müde.
Ganz allmählich verschwamm Susannes gütiges Gesicht hinter einem Schleier. Ich wollte dagegen ankämpfen, aber es gelang mir nicht.
Sicherlich erhielt ich immer noch Schlafmittel.
Dann glitt ich hinüber in einen traumlosen …

Im Kindle-Shop: Aus dem Koma: Thriller

Mehr über und von Siegfried Langer auf seiner Website.



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20. Juni 2017

'Vom muskulär-faszialen Schmerz befreit!' von Gaby Barton

Schmerzen in Muskeln und Gelenken loswerden - für immer schmerzfrei und beweglich sein!

Dieser Wunsch treibt viele um, leiden doch viele Menschen an muskulären Schmerzen. Man muss sich nur die Werbung im Vorabendprogramm des Fernsehens vergegenwärtigen. Es gibt immer mehrere Werbefilme, die sich um muskuläre Schmerzbehandlung drehen. Keine anderen Produkte außer vielleicht die Marken der Automobilhersteller werden in solch einer Anzahl beworben. Ebenfalls findet man ähnlich viele großformatige Werbeanzeigen beispielsweise in den kostenfreien Fernsehzeitschriften usw.. Alleine daran kann man erkennen, wie riesig der Bedarf sowie letztlich das vorhandene Leiden ist.

Gaby Barton ging einen alternativen Weg - nämlich ihren Schmerzen und Bewegungseinschränkungen ganzheitlich auf den Grund. Sie suchte nach der Ursache, denn sie wollte auf keinen Fall dauerhaft von Symptombehandlung, also Schmerzmitteln oder Physiotherapeuten abhängig sein. Mithilfe noch nicht so bekannten Behandlungskonzepten und Sichtweisen erlangte sie vollständige Schmerzbefreiung und Bewegungsfreiheit. Solch beglückende Erfahrung möchte sie auch anderen verschaffen.

So schrieb sie basierend auf ihrem persönlichen Weg einen ausführlichen Erfahrungsbericht über neuartige Therapiekonzepte, die die Muskeln und Faszien (Bindegewebe) sowie unsere Alltagsgewohnheiten im Fokus haben.

Gleich lesen: Vom muskulär-faszialen Schmerz befreit!

Leseprobe:
Was Sie erwartet

In Teil I
finden Sie die persönliche Geschichte der Autorin rund um chronische Muskelschmerzen. Und wie diese aufgrund einer neuartigen Sichtweise und durch Selbstbehandlung wieder verschwunden sind.
Gaby Barton hate ein Jahr Leidensgeschichte mit sehr schmerzhaften Bewegungsblockaden hinter sich, als sie die Beschreibung des muskulär-faszialen (myofaszialen) Schmerzsyndroms entdeckte. Es handelt sich dabei um muskulär bedingte Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, die mit extremen Verhärtungen der Muskelfasern und Verklebungen der Muskelfaszien einhergehen. (Definition laut Physiotherapiepraxis Physiofit)
Mit fachgerechten Triggerpunktbehandlungen konnten Verhärtungen, Blockaden und Schmerzen aufgelöst werden. Diese in der Schulmedizin bisher wenig bekannte Behandlung und vor allem die Anregungen zur Selbstbehandlung halfen Barton dauerhaft.
Allerdings war sie gezwungen, weitreichende Veränderungen im Alltagsleben vorzunehmen. Es war ein langer Weg von einem Jahr, der ihr mental einiges abverlangte.
In der Rolle des Coaches kommentiert sie ihre im Buch veröffentlichten Auszüge aus ihrem Schmerztagebuch.
Denn Barton ist seit fast 20 Jahren im persönlichen Coaching tätig. Sie hat unter anderem Psychologie studiert und sich zeitlebens für Gesundheitsthemen interessiert.
Vor diesem Hintergrund las sie sich in diese neuen Sichtweisen rund um die Faszien und nachhaltige Schmerzbehandlung ein.

Teil II
des Buches stellt all die Informationen aus ihrer Lektüre als Patientin zur Verfügung. Damit bekommt der Leser Einblicke in einzelne zur Schulmedizin alternativen Behandlungsansätze. Bei allen spielen die Einbeziehung des Fasziengewebes, eine Selbstbehandlung oder aktive Mitwirkung von Patienten eine entscheidende Rolle für die andauernde Schmerzfreiheit. Weitere Beispiele von anderen Leidenden, die Barton kennengelernt hate, zeigen ein Spektrum von vielfältigen muskulären Schmerzsymptomen.

In Teil III
schließlich gibt die Autorin Anregung zu zahlreichen Fragestellungen, die sich auf dem Weg einer alternativen Behandlung und Selbstbehandlung stellen können.
Personen, die beratend oder therapeutisch tätig sind, liefert das Buch einen kompakten Einstieg in einige neue Betrachtungsweisen auf sehr verbreitete Beschwerden.
Der Zeitaufwand für die Suche nach seriösen Informationen kann dabei ganz erheblich abgekürzt werden. Denn im Anhang indet sich noch viel mehr Lesestoff durch Hinweise auf lesenswerte Webseiten sowie Empfehlungen für Bücher.

Alle Sachverhalte sind mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Die Verwendung dieser geschieht auf eigene Verantwortung von Ihnen, lieber Leser und Leserin.
Das Buch ist im Laufe von 2016 bis April 17 entstanden.

[...]

Meine Erfahrung – Überblick
Im Frühjahr 2015 begann mein rechter Oberarm zu schmerzen. Bald entwickelte sich ein Dauerschmerz, der auch in die rechte Schulter zog, sowie in den oberen hinteren Rücken. Ab Spätsommer kamen dann Bewegungseinschränkungen dazu. Jacken an- und auszuziehen wurde sehr schmerzhaft, ich konnte kaum den Arm zum Kämmen heben. Spontane Greifbewegungen, wie den Wecker ausstellen, erzeugten einen Schmerzstoß, der mich aufschreien ließ. Erst im Lauf von 2016 ging es mir wieder besser.
Zuerst hate ich einige Triggerpunktbehandlungen bei einem spezialisierten Physiotherapeuten. Dieser führte Kurse durch, in denen ich lernte, mich selbst zu behandeln.
Für den langfristigen Erfolg war notwendig, dass ich es schaffte, Stress auslösende Situationen aus meinem Leben zurückzudrängen. Oder anders damit umzugehen. Um so die daraus resultierende zu hohe Spannung in Muskel und Bindegewebe abbauen und verhindern zu können.
Das bedeutete, mein Arbeitsleben neu zu gestalten, Prioritäten zu ändern und mit einen schwelenden Konlikt positiv aufzulösen.
In diesem Zusammenhang habe ich mich in vielerlei Hinsicht Rück besonnen. Mich befragt, was ist mir wirklich wichtig fürs weitere Leben - im voraussichtlich lezten Drittel.
Außerdem begann ich, Entspannungs- und Selbsthypnosetechniken sowie Übungen aus dem Faszien-Training und -Yoga in den Alltag zu integrieren. Als eine Antwort auf die belastende Schreibtischtätigkeit und herausfordernde Ziele. Um mein Wunderwerk Körper zu unterstützen, zukünftig gesund, beweglich und schmerzfrei zu bleiben.

Im Kindle-Shop: Vom muskulär-faszialen Schmerz befreit!

Mehr über und von Gaby Barton auf ihrer Website.

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19. Juni 2017

'Wir wollten nur Dich' von Paula Henkels

Erbanlagen lassen sich nicht weglieben.
Das weiß ich heute. Das weiß meine ganze Familie heute. Doch ehe wir das begriffen haben, mussten so viel Schmerz, Entsetzen und Erschütterung ertragen werden.

Wie es begann, als wir endlich den sechs Monate alten Adoptivsohn in die Arme schließen konnten, ihm stets alle Liebe der Welt schenkten, und wie es 31 Jahre danach endete, können Sie hier nachlesen.

Gleich lesen: Wir wollten nur Dich: Traum und Albtraum Adoptivkind

Leseprobe:
Am 2. Dezember 1984 versetzte mich ein Anruf von Frau Meier in helle Aufregung. Wir sollten zu ihr kommen, wenn möglich schon am nächsten Tag. Es gebe einen sechs Monate alten Jungen namens Benjamin, der zeitnah untergebracht werden müsse. Er sei von seiner Mutter zwei Tage und Nächte unversorgt in der Wohnung zurückgelassen worden. Zum Glück habe die Großmutter das Jugendamt verständigt, nachdem sie vergeblich versucht hatte, in die Wohnung der Tochter zu gelangen, in der ihr Enkel aus Leibeskräften schrie. Die Mutter sowie der viel ältere Vater hätten ein Alkoholproblem.
Da die Mutter schon einmal ein Kind im Stich gelassen habe, stehe außer Frage, dass Benjamin wohl das gleiche Schicksal ereilen würde. Das erste Kind war der Mutter damals ebenfalls entzogen worden.
»Ich glaube, dass ich Ihnen mit dem Kind etwas Seltenes bieten kann. Und sollten Sie bei Benjamin das Gefühl haben, ›dieses oder keines!‹, haben Sie ein Pflegekind«, sagte der grauhaarige Dutt abschließend.
Mein Herz raste wie nach einem Marathonlauf. Benny, wie ich ihn in meinen Gedanken schon nannte, schien ein Kind zu sein, das wir auf Dauer behalten konnten. Ohne mit Horst zu sprechen, sagte ich unser Kommen einfach zu.
Es bedurfte meiner ganzen Überredungskunst, Horst zu überzeugen mitzukommen. Er wollte nicht noch vor unserem Urlaub ein Kind aufnehmen. Zähneknirschend ging er schließlich doch zum vereinbarten Termin mit. Noch im Paternoster des Jugendamtes versuchte er mir klarzumachen, dass der Zeitpunkt nicht ungünstiger sein könnte.
»Denk nur mal daran, wie viel Arbeit wir vor Weihnachten haben? Da bleibt keine Zeit, sich um einen Säugling zu kümmern. Von unserem Urlaub ganz zu schweigen, wie soll das gehen? Soll ich vielleicht einen Hänger anschaffen, wenn wir auch noch einen Kinderwagen mitnehmen müssen? Du musst verrückt sein, wenn du denkst, ich würde bei so einem Blödsinn mitspielen.«
»Sei nicht so grantig, noch haben wir das Kind ja nicht«, versuchte ich ihn zu beruhigen.
Als wir die Tür zu Frau Meiers Zimmer öffneten, leuchteten uns die größten blauen Augen an, die ich jemals gesehen habe. Das kleine Kerlchen hatte blonde Haare und strahlte uns, nein, falsch, strahlte Horst an und streckte ihm, ohne dass überhaupt ein Wort gewechselt worden war, seine Ärmchen entgegen. Es schien so, als ob er sagen wollte, auf euch habe ich gewartet. Sein Strahlen ließ mich sogar über sein verschmiertes Gesicht, die ärmliche Kleidung und den ramponierten Buggy hinwegsehen. Ich war hin und weg. Wie es Horst ging, konnte ich nicht einschätzen, da er ohne zu zögern auf den Kleinen zuging, um ihn aus dem Buggy zu befreien und ihn auf seinen Arm zu nehmen.
»Na, das scheint ja mal Liebe auf den ersten Blick zu sein«, schmunzelte Frau Meier.
Als ob der kleine Wicht diese Aussage bekräftigen wollte, legte er die Ärmchen um Horsts Hals und schmiegte sein schmuddeliges Gesichtchen an die Wange meines Mannes. Das war so ein herzergreifender Anblick, dass ich ohne zu fragen ein Foto machte. Dabei schossen mir vor lauter Rührung Tränen in die Augen und ich wusste, dieses Kind wollte ich. Klar war aber auch, wie schwer es sein würde, Horst begreiflich zu machen, dass wir trotz vieler Arbeit in der Weihnachtszeit und gebuchtem Urlaub Benny übernehmen konnten.
Die Dame mit dem grauen Dutt bemerkte natürlich, dass ich Feuer und Flamme war, Horst aber sehr zögerlich blieb, auch wenn er nicht verbergen konnte, wie angetan er von dem Knirps war. Wir bekamen den Rat, in jedem Fall unsere Entscheidung zu überschlafen. Sollte sie zu Benjamins Gunsten ausfallen, müssten wir zuvor seine Mutter kennenlernen, da ihr laut Gesetz ein Besuchsrecht zustand.
Frau Meier verschwieg uns auch nicht, dass bei Benjamin durch die Alkohol-krankheit der Eltern im Laufe seiner Entwicklung psychologische Behandlungen notwendig werden könnten. Im Alter von sechs Monaten lasse sich nie voraussagen, ob Kinder alkoholgeschädigter Eltern einen Schaden erlitten hätten, der sich später zeigen würde.
Diese Warnung war für mich damals kein Kriterium, um mich davon abzuhalten, das Würmchen aufzunehmen.
»Ich bin überzeugt«, sagte ich, »dass wir ein so junges Kind durch eine liebevolle Erziehung so formen können, dass Erbanlagen keine Rolle mehr spielen.«
Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Horst fassungslos war. Er verstand nicht, warum ich über seinen Kopf hinweg Meinungen rausposaunte, über die wir nie gesprochen hatten, doch ich ließ mich davon nicht beeindrucken und fuhr fort: »Den Begriff ›schwer zu händelndes Kind‹ hat unsere Tochter schon von Geburt an gepachtet. So etwas kann es kein zweites Mal geben. Benjamin wirkt vollkommen anders als unsere Tochter. Susi war von Anfang an schwierig. Die ersten vier Jahre ihres Lebens hat sie uns Nacht für Nacht auf Trab gehalten. Fröhlichkeit war für sie im Kleinkindalter ein Fremdwort. Und als Tommy auf die Welt kam, wurde alles noch schlimmer. Sie war von Eifersucht zerfressen, bildete sich ein, ich würde Tommy mehr liebhaben als sie. Dabei war dies nicht der Fall. Im Gegenteil, Tommy forderte von uns nie so viel Aufmerksamkeit wie Susi. Aber Kinder die einen ständig fordern, hören vielleicht manchmal eher Worte wie: ›jetzt ist aber mal Schluss‹, als Kinder, die nur pflegeleicht sind. Ich bin jedenfalls froh, dass wir mit der Zeit unserer Großen mit viel Liebe beibringen konnten, dass sie genauso geliebt wird wie ihr Bruder und die Zeiten der Feindlichkeit vorbei sind.« Ich warf erneut einen Blick auf den Jungen. »Dagegen wirkt Benjamin ruhig, lieb, fröhlich, zutraulich und anschmiegsam. Und das, wo wir ihm doch vollkommen fremd sind. An die Macht der Gene glaube ich nicht.«
»Frau Lange, da muss ich Ihnen widersprechen, mit liebevoller Erziehung allein können Sie vererbte Gene nicht aus dem Weg räumen«, dämpfte Frau Meier meine Zuversicht.
Heute weiß ich, dass ich besser mal an die Macht der Gene geglaubt hätte.

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'Luxus pur - oder?' von Sylvia Filz und Sigrid Konopatzki

Kim hat noch nie etwas gewonnen. Nun räumt die Friseurin bei einem Preisausschreiben den ersten Platz ab: Eine Reise für zwei Personen nach Mauritius in ein Luxus-Resort mit eigener Villa, privatem Pool und persönlichem Butler!

Die Sache hat nur einen Haken. Sie ist Single und ihre beste Freundin frisch verheiratet. Deshalb nimmt sie ihre Mama Eva als Lückenfüller mit. Diese Entscheidung ist goldrichtig. Die aufgeschlossene und unternehmungslustige Eva weiß sich gut an das Luxus-Leben anzupassen, während Kim in so manch ungeahntes Fettnäpfchen stolpert.

Die ungestörte Erholung im tropischen Paradies gerät allerdings empfindlich ins Wanken, als Kim Fotograf Noah und Hotelmanager Mathéo näher kennenlernt. Außerdem wird ihr bewusst, dass Luxus nicht zwingend mit materiellem Überfluss gleichzusetzen ist.

Gleich lesen: Luxus pur - oder?

Leseprobe:
Die Unterhaltung mit ihrer Chefin lief völlig anders als erwartet.
Kim war extra eine Viertelstunde eher im Salon präsent, noch bevor ihre beiden Kolleginnen erschienen. Das Gespräch führte sie besser ohne vier weitere, neugierige Öhrchen!
Mit rasendem Herzklopfen und zittriger Stimme berichtete Kim von dem gestrigen Telefonat. Sie wagte gar nicht, Frau Janser in die Augen zu sehen und war kurz vor einer Schnappatmung.
„Allerdings weiß ich noch kaum Näheres, eine Mitarbeiterin des Unternehmens wird mich heute Abend besuchen und mir alles erklären“, schloss Kim ihren nahezu atemlosen Bericht.
Sie schluckte, denn Frau Janser sagte – erst einmal nichts. Dann holte sie den Urlaubsplan aus der Schublade unter der Kasse. Sie fischte ihren Kuli vom Terminbuch, das aufgeschlagen neben dem Telefon lag, strich den Sommerurlaub von Kim im September und trug die vierzehn Tage sorgsam um.
„Voilà, Kim! So etwas kann man sich nicht entgehen lassen! Wer gewinnt schon einen Luxus-Urlaub auf Mauritius!“
Kim schluckte, während ihr Herz bis in den Hals trommelte, sah in das lächelnde Gesicht ihrer Chefin und umarmte sie spontan mit aller Herzlichkeit und Erleichterung, die sie empfand.
„Aber bitte, Frau Janser, behalten Sie es noch ...“
Weiter kam sie nicht, denn ihre Kolleginnen Daria und Marie traten soeben ins Geschäft und bekamen die Umarmung natürlich mit.
„Nanu?“, scherzte Marie direkt. „Hast du eine Gehaltserhöhung bekommen, von der wir nichts wissen dürfen? Du hast ja rote Flecken im Gesicht.“
Frau Janser übernahm die Antwort. „Kim hat ein Preisausschreiben gewonnen. Jedoch nicht irgendwas, nein, sondern eine Luxus-Reise nach Mauritius!“

Kims Gewinn war somit Tagesgespräch im Salon. Selbst diejenigen, die nur den Pony nachgeschnitten bekamen, versorgte ihre ukrainische Kollegin Daria mit dieser Sensation.
„Hat sie gewonnen Luxusreise! Wird sie fahren in Südsee!“ Eifrig wusch sie die Haare der Kundin.
Südsee? Kim glaubte, nicht richtig zu hören. „Daria, das ist nicht die Südsee, Mauritius liegt im Indischen Ozean“, berichtigte sie schnell.
„Aaach“, Daria winkte lächelnd ab, „ist fast Nachbarschaft!“
Auch die nächste Kundin von Daria kam in den Genuss der spektakulären Neuigkeiten.
„Sie haben schon gehört? Kim wird machen Luxus-Reise!“
„Nein! Tatsächlich?“ Die Augen der Dame mit den nassen Haaren wurden rund wie Murmeln und groß wie Diskusscheiben.
„Jaja“, Daria drehte ihr Strähnen ab und steckte sie hoch, „hat gewonnen Preisausschreiben. Großes Glück!“
„Wo geht es denn hin?“ Die Neugier der Kundin war natürlich geweckt. Und so berichtete Daria mit blumigen Worten, als würde sie die Reise selbst antreten.
Sie war eine ganz liebenswürdige Person, deshalb konnte ihr Kim nicht wirklich böse sein, obwohl sie lieber alles erst einmal für sich behalten hätte. Man weiß ja nie ... und genauere Informationen hatte sie schließlich noch gar nicht!

Aber auch ihre Chefin und Marie erzählten frank und frei. Man ergoss sich in ausschmückenden Vermutungen über Luxus. Von watteweichen Himmelbetten in Strandpavillons, riesigen Gourmet-Buffets, wohltuenden Massagen, tropischem Flair mit Bilderbuchstrand, malerischen Kokospalmen und bombastischen Cocktails war jeder mit seiner eigenen Luxus-Vorstellung dabei.
Den Vogel allerdings schoss Daria ab, als sie laut verkündete: „Oh, alles sehr spannend! Ist wie Film! Kim wird sich angeln Millionääärrr!“

Im Kindle-Shop: Luxus pur - oder?

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17. Juni 2017

'Welt aus Sand: Die Chroniken von Pathaar I' von M.P. Anderfeld

In einer Welt, die von riesigen, insektenähnlichen Wesen beherrscht wird, wächst Mira in relativer Sicherheit auf.

Als Kronprinzessin von Bedivere, eines mächtigen Stadtstaats in der großen Ebene, lebt sie privilegiert, wenn auch in einem „goldenen Käfig". Ihr sorgenfreies Leben findet ein jähes Ende, als ihre einzige Freundin durch eine Intrige unter Verdacht gerät und ihr die Todesstrafe droht. Wenn Mira sie retten will, muss sie selbst aktiv werden.

Auf dem Spiel steht nicht nur das Schicksal der Prinzessin, sondern das der ganzen Menschheit.

Gleich lesen: Welt aus Sand: Die Chroniken von Pathaar I

Leseprobe:
Die Hitze ließ die Luft über der Wüste wabern. Eine gewaltige Staubwolke hinter sich herziehend, bewegte sich ein riesiges Gebilde über die Ebene. Jupiter rollte, stakte, schritt, auf einem Gewirr aus Beinen, Rädern und Raupenketten, immer wieder fuhren aus dem Bauch des Ungetüms Rohre und Stützarme und wurden wieder eingezogen. Bewegten, stabilisierten, betasteten. Dampf trat zischend aus Gelenken, Scharniere quietschten und Ketten rasselten.
Hoch über all dem erhob sich die Stadt auf einer großen runden Plattform. Dicht gedrängt standen die Häuser, dazwischen enge Gassen und einige breitere Straßen. Vom Rand der Plattform hingen Kabel und Ketten herunter, darüber erhoben sich zahlreiche Kräne.
Von einem wurde gerade ein kleines Fahrzeug herabgelassen, das sich in Bewegung setzte, kaum dass es den Boden berührte.
Sie waren zu viert im Dampfroller – Frau Kornheim, er selbst und zwei andere, die Kato noch nicht kannte.
Ein junger Mann steuerte das Gefährt, während Frau Kornheim letzte Instruktionen gab: »Wir vermuten eine größere Bibliothek in Ruinen nicht weit entfernt und wir wissen nicht, wann wir wieder hierher kommen. Das könnte also eine Chance sein, die nicht so schnell wiederkommt. Ihr wisst, dass wir nicht viel Zeit haben. Impact ist in …« sie versuchte, auf ihre Armbanduhr zu schauen, aber der Staub nahm ihr die Sicht, »… na, jedenfalls bald. Aber das macht nichts. Wir gehen rein, holen was Interessantes und verschwinden wieder. In drei Stunden sind wir wieder zurück.«
»Zur Rollenverteilung: Lenko und ich gehen rein. Kato und Jenn, ihr sichert. Beim geringsten Zeichen irgendeiner Gefahr gebt ihr Signal und wir hauen ab. Ist das klar?«
Alle nickten. Lenko musste der arrogant wirkende junge Mann am Steuer sein und das grimmig dreinblickende Mädchen war dann wohl Jenn. Reizende Gesellschaft.
Nachdem sie etwa eine Stunde durch die Wüste gefahren waren, erreichten sie eine verlassene Stadt. Obwohl der Sand bereits einen großen Teil der Bauten erobert hatte – Kato sah eingestürzte Dächer, aus manchen der fensterlosen Öffnungen quoll gelber Sand und von nicht wenigen Häusern standen nur noch die Grundmauern – bot sie noch immer einen imposanten Anblick. Kato wäre gerne länger geblieben und hätte sich alles genauer angesehen.
»Ist was anderes als Ketten schmieren, was?«, sagte Frau Kornheim, ohne ihn anzusehen und grinste.
Die Bibliothek lag an einem weiten, leeren Platz, über den der Wind ungehindert hinwegfegte. Sie stellten ihr Fahrzeug direkt davor ab.
Das Eingangstor war verschlossen, sie brachen es mit einem kleinen Rammbock auf. Dann machten sie sich an die Arbeit. Kato wartete im Bereich des Eingangs, Jenn war auf der Straße, hielt den Kessel unter Feuer und hielt Ausschau nach Ynsekti.
Nachdem Frau Kornheim und Lenko verschwunden waren und sich seine Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten, konnte auch Kato sich umsehen. Er befand sich in einem großen Raum, von dem eine breite Treppe nach oben führte. Still war es hier und überraschend kühl. Und so friedlich, dass es ihn nervös machte. Erst nach einer Weile wurde ihm klar, was ihm fehlte: Der Boden war völlig still. Er war in Jupiter aufgewachsen und daran gewöhnt, dass der Boden zumindest leicht schwankte, dass immer wieder schwache Vibrationen zu spüren waren. Hier aber war nichts. Er stampfte auf den Boden. Ein wenig Staub flog auf. Alles fühlte sich falsch an, tot und statisch.

Im Kindle-Shop: Welt aus Sand: Die Chroniken von Pathaar I

Mehr über und von M.P. Anderfeld auf seiner Website.

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16. Juni 2017

'Lasst mich doch einfach leben …' von Cornelia Harz

Lisa Lindtal verliert alles: ihre Glaubwürdigkeit, die Liebe ihres Mannes und ihre Freiheit.

Die BlutGruppe2000, eine Organisation, die zahlungskräftigen Gästen eine Bühne für ihre perversen Fantasien bietet, hält sie gemeinsam mit anderen Opfern gefangen. Auf Lisa warten Schmerz und Tod. Wird sie es schaffen, sich aus dem Netz dieser Verbrecher zu befreien?

Ein spannender und emotionaler Psychothriller.

Gleich lesen: Lasst mich doch einfach leben … (Psychothriller)

Leseprobe:

„Frau Lindtal, ich brauche Ihre Hilfe!“
„Wie soll ausgerechnet ich Ihnen helfen?“
Sein Gesicht rückte näher an meines. „Haben Sie Zugang zu den Filmen der BlutGruppe2000?“
„Was haben denn diese Filme mit Ihrer Frau zu tun?“
„Ich weiß von einer Kollegin, dass alle Filme der BlutGruppe2000 reale Misshandlungen und Morde zeigen.“
Meine Cola blockierte meine Luftröhre. Ich musste husten. „Mein Mann hat sämtliche Filme zu Hause. Ich hab nicht viele davon gesehen. Mir sind die zu …“
„Zu grausam, das kann ich mir vorstellen.“
„Und Sie meinen, Sie finden auf den DVDs den Mord an Ihrer Frau?“
„Ich habe nur wenig Hoffnung, dass sie noch lebt.“
„Was hat denn Ihre Kollegin erzählt? Woher weiß sie das mit den Filmen?“
„Sie wissen doch bestimmt, dass Ihr Vorgänger ausgewandert sein soll.“
„Sie sprechen von Jonas Sklav, so heißt er doch, oder?“
„Genau. Aber von meiner Kollegin weiß ich, dass er nicht ausgewandert ist. Die BlutGruppe2000 hat ihn ermordet. Sein Tod soll auf der DVD Nummer 388 sein. Was, glauben Sie, sind das für Knochen unter der Glasplatte Ihres Schreibtischs?“
„Das ist nicht lustig! Das sind natürlich Kunststoffknochen!“
„Und die Initialen JS, die am rechten Tischbein eingeritzt sind?“
„Das ist die Firma, die diese Tische anfertigt! Also Herr Wüstenscheidt, ich bitte Sie wirklich –“
„Wir stellen diese Stücke selbst her. FaktSanum oder besser: die BlutGruppe2000.“
Ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
„Wenn ich wenigstens diese eine DVD hätte und einen der Knochen aus Ihrem Schreibtisch, könnte ich zur Polizei gehen.“
„Natürlich kann ich mal nachsehen. Wie sieht denn dieser Jonas Sklav überhaupt aus?“
Heiko Wüstenscheidt kramte in seiner Jacke und zog ein Stück Papier heraus. „Das ist ein Ausschnitt von unserer Betriebszeitung. Hier, der Dritte von rechts.“ Er schob mir den Zettel unter die Nase.
Ich sah einen grinsenden Mann, mein Alter etwa, mit zotteligen schwarzen Haaren. Er sah glücklich aus.
„Herr Wüstenscheidt, ich weiß grad ehrlich nicht, ob ich Angst haben oder herzhaft lachen soll.“
„Sie sollten auf sich aufpassen, Frau Lindtal! Und wir brauchen so schnell wie möglich Beweise, sonst …“
„Sonst? Sonst bin ich auch tot?“ Ich legte ein paar Münzen auf den Tisch und stand auf, ohne mich zu verabschieden.
Unterwegs versuchte ich mir pausenlos einzureden, dass ich meinen Meister im Spinnen gefunden hatte. BlutGruppe2000, alles Mörder, so ein Schwachsinn!
Zu Hause kniete ich mich sofort vor das Regal mit den DVDs. Jakob hatte sie perfekt geordnet. Da war sie: BlutGruppe2000 – Teil 388. Mein Herz pochte laut und stark und schnell. Ich fragte mich, wie lange meine Rippen diesem Hämmern noch standhalten würden. Meine Hände zitterten, mir glitt die DVD zu Boden. Wenn diese Geschichte stimmte, war mein Leben vorbei, ich war vorbei, für immer.
Es half nichts. Ich breitete das Bild von Jonas Sklav vor mir aus und startete den DVD-Player. Zuerst war es wieder dunkel. Dann der Schriftzug BlutGruppe2000 – Teil 388. Danach wieder diese Dunkelheit. Ich drückte auf Pause. Und auf Start. Und auf Pause. Und auf Start. Und da hing er: Jonas Sklav, gekreuzigt, blutend an Händen und Füßen, in irgendeiner Kirche. Er schrie! Er schrie wieder und wieder: Neeeiiiin, bittteeee! Doch sie schlugen immer mehr Nägel durch seinen halb nackten Körper. Ich sah seine Kräfte schwinden. Seine Stimme, sein Flehen wurden leiser. Bis er nach einiger Zeit komplett verstummte und sein Kopf leblos nach vorne kippte.

Im Kindle-Shop: Lasst mich doch einfach leben … (Psychothriller)

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'Wolkenblüte - Sammelband' von Alisha April

Die Angel-Lovestory-Reihe in drei Teilen jetzt als Sammelband mit fast 700 Seiten Lesevergnügen.

Der Sammelband umfasst drei in sich abgeschlossene und voneinander unabhängig zu lesende Romance-Fantasy-Liebesgeschichten mit jeweils leckeren Rezepten am Schluss jedes Romans:
Wolkenblüte 1 – Ein Engel zum Verlieben
Wolkenblüte 2 – Ein Engel zum Dessert
Wolkenblüte 3 – Ein Weihnachtsengel zum Knutschen

Gleich lesen: Wolkenblüte Sammelband: Band 1 - 3

Inhalt:
Band 1: Ein Engel zum Verlieben
mmer wieder träumt Hannah diesen Traum. Nur dass dieser stets ein gutes Ende nimmt. Ganz anders aber ist ihre Realität. Ein Vorfall, der Hannahs bisheriges, heiles Leben von einer Minute auf die andere verändert und abrupt zerstört. Für lange Zeit ist ihr Glaube an Liebe und Glück verloren. Bis Raphael in ihr Leben tritt. Ein wunderbarer, mitfühlender Mann und auf den ersten Blick ganz normal. Kein Christian Grey, kein Milliardär, sondern Angestellter einer Bank. Sie ist fasziniert von ihm, doch dann gesteht ihr Raphael sein Geheimnis. Kann ihre Liebe dennoch weiter bestehen ..?
Die Geschichte einer Liebe, die nicht sein darf, einer Liebe gegen alle Vernunft.
Ein himmlisch-romantischer Liebesroman mit einer großen Portion Fantasy und Happy End.

Band 2: Ein Engel zum Dessert
Annabelle, eine ehrgeizige und erfolgreiche junge Journalistin hat alles, was sie sich wünscht. Noch dazu vergöttert ihr wunderbarer Freund Ralph sie. Doch ihr Beruf erfordert vollen Einsatz und ihre Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt: Er beichtet ihr einen One-Night-Stand mit ihrer Schwester. Als herauskommt, dass dieser nicht ohne Folgen geblieben ist, zerbricht Annabelles bisher heile Welt und sie verlässt überstürzt ihre Heimat, um sich in New York ein neues Leben aufzubauen. Doch was sie dort erwartet, stellt alles bisher da gewesene auf den Kopf …

Band 3. Ein Weihnachtsengel zum Knutschen
Elli - Fünfundzwanzig, attraktiv und Single, verdient ihren Lebensunterhalt in einer kleinen Kaffeerösterei. Ihr Leben verläuft überschaubar und unspektakulär. Dies ändert sich schlagartig, als sie bei Weihnachtseinkäufen dem Geschäftsfreund ihres Stiefonkels sprichwörtlich vor die Füße fällt. Sein Interesse an ihr währt leider nicht allzu lange. Er wendet sich ihrer Stiefcousine zu, die als Unternehmensnachfolgerin vorgesehen ist. Für Elli bricht eine Welt zusammen. Eine unerwartete Erbschaft führt sie jedoch mit dem gutaussehenden und geheimnisvollen Gabriel zusammen, der ihr Leben komplett auf den Kopf stellt…
Wird Gabriel aber das halten, was er zu sein verspricht?

Im Kindle-Shop: Wolkenblüte Sammelband: Band 1 - 3

Mehr über und von Alisha April auf ihrer Website.



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7. Juni 2017

'Doppelspiel' von D.W. Crusius

November 1982 – mit Juri Wladimirowitsch Andropow steht ein Mann an der Spitze der Sowjetunion, der an Gefühlskälte alles in den Schatten stellt, was nach Stalin kam. Die Staaten des Warschauer Paktes rüsten auf und aus dem Kalten Krieg droht ein heißer zu werden.

Windige Geschäftsleute haben frühzeitig erkannt, dass man nicht am Frieden, sondern am Kalten Krieg verdient. Einer von ihnen ist Arne Peters, der mit seinen Helfershelfern aus Ost und West die Sowjetunion und die DDR mit allem beliefert, was nach der Cocom-Liste verboten ist.

Die Stasi machte Arne Peters ein lukratives Angebot. Er soll etwas beschaffen, das sogar ihm als eiskaltem Profiteur des Kalten Krieges zu heiß ist – ein von den Truppen des Warschauer Paktes heiß begehrtes Feuerleitsystem der Bundeswehr. Als wäre das noch nicht Problem genug, kommt ihm eine attraktive Stasi-Agentin in die Quere.

Gleich lesen: Doppelspiel: Thriller

Leseprobe:
Es war ein heißer Sonntag im August. Gleißend blauer Himmel wölbte sich über Berlin. Vorwiegend Westdeutsche hatten am Bahnhof Zoo den Bus bestiegen, nur vereinzelt hörte man englische und französische Sprachfetzen. Trotz der hochsommerlichen Temperaturen trugen viele Ausflügler Trachtenjacken aus dickem Wollstoff und Tirolerhüte mit bunten Federn und Gamsbart. Besucher aus Bayern, ihre Mundart war unverkennbar. Nach ihren Gesprächen zu urteilen waren es Ehepaare, Freunde, Menschen, die sich kannten, Nachbarn vielleicht. Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe.
Zu Beginn der Fahrt erklang noch Gelächter, laute Unterhaltung. Der Ausflug hinter den Eisernen Vorhang war ein Abenteuer, eine Safari in ein exotisches Land. Dann tauchten am Straßenrand Warnschilder auf, auf denen von Schießbefehl und Demarkationslinie die Rede war und sie verstummten. Mit respektvollen, man könnte fast sagen furchtsamen Gesichtern betrachteten sie die mattgrünen Militärfahrzeuge und die lässig in den Sitzen lümmelnden amerikanischen Soldaten. Die GIs, junge Kerle noch, trugen ihre Stahlhelme markig in die Stirn gezogen oder balancierten sie auf den Läufen ihrer Gewehre, als wollten sie die Touristen beeindrucken.
In der ersten Reihe hinter dem Fahrer saß ein offenbar allein reisender Mann; um die fünfzig mochte er sein. Sein heller Regenmantel und der tief in die Stirn gezogene cremefarbene Panama passten nicht zum heißen Wetter. Dazu hatte er den Mantelkragen hochgeschlagen. Sein kurzer schwarzer Bart war stark von grauen Strähnen durchzogen. Kein Drei-Tage-Bart, eher ein Drei-Wochen-Bart, nicht der Mode entsprechend. Nach Aussehen und Kleidung war er nicht der typisch sonntägliche Ausflügler nach Ostberlin.
Neben dem Fahrer stand der Reiseleiter. In breitem Berlinerisch gab er ein paar heitere Sprüche zur Auflockerung der Stimmung zum besten. Er hatte nur mäßigen Erfolg. Sichtlich enttäuscht schaltete er das Mikrofon wieder stumm und unterhielt sich flüsternd mit dem Fahrer.
Dann wandte er sich erneut an die Reisenden.
»Liebe Gäste, in wenigen Minuten erreichen wir die Grenze und ich muss Sie bedauerlicherweise verlassen. Eine Kollegin aus der DDR wird Sie betreuen.«
Aufgesetzt fröhlich grinste er in die Runde. »Keine Sorge, heute am späten Nachmittag liefert man Sie wohlbehalten an der Grenze nach Westberlin wieder ab, dann sehen wir uns wieder.«
Er flüsterte mit dem Fahrer und ergänzte: »Ein Fahrer aus dem Osten wird Sie durch die Zone kutschieren.«
Checkpoint Charly kam in Sicht. Rechts und links von der schmalen Durchfahrt in den Ostteil der Stadt sah man glatte Betonmauern, auf der Mauerkrone dicke Rollen Stacheldraht. Vorne links war ein Wachturm. An einem Mast wehte in der drückenden Hitze müde die amerikanische Flagge. In der Mitte der Fahrbahn stand die hellgrau gestrichene Kontrollbaracke, an der Front hing ein Schild mit der Aufschrift:
ALLIED CHECKPOINT CHARLY.
Daneben waren die amerikanischen, französischen und britischen Farben abgebildet. Wenige Meter vom Übergang entfernt hing an hölzernen Pfosten ein Schild. Darauf stand in englischer, russischer und französischer Sprache: Sie verlassen den amerikanischen Sektor.
Die deutsche Übersetzung darunter war nicht einmal in halb so großen Buchstaben geschrieben. Unten rechts las man wie eine Unterschrift: US ARMY.
Berlin und die Mauer waren Zentrum des Kalten Krieges. Trotzdem spielte Deutschland eine Statistenrolle in der Weltpolitik und hier am Grenzübergang stach es besonders aufdringlich ins Auge. Gehässige Zungen nannten die Westberliner und die westdeutsche Bevölkerung Kanonenfutter, sollten sich jemals die 22 Divisionen der Roten Armee in Marsch setzen. Es war kein Geheimnis, dass die erste ernsthafte Verteidigungslinie der Rhein war. Berlin und den größten Teil Westdeutschlands sollte die NATO im Fall eines militärischen Konfliktes weitgehend kampflos den sowjetischen Panzerverbänden überlassen.
Quer über die Straße verlief eine weiße Markierung – die Demarkationslinie. Dicht an der Linie neben der Baracke standen amerikanische Soldaten und Westberliner Polizei. Links befand sich das Büro der Amerikaner und dort stand eine Kaffeemaschine, denn eben kam ein Mann mit einem Tablett und dampfenden Tassen heraus und ging zur Kontrollbaracke. Neben dem Büro bis dicht an die weiße Linie waren Sandsäcke gestapelt. Im Fall eines Schusswechsels mit den Grenzsoldaten der DDR sollten sie Deckung bieten.

Im Kindle-Shop: Doppelspiel: Thriller

Mehr über und von D.W. Crusius auf seiner Website.

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6. Juni 2017

'Arakkur: Die große Schlucht' von Pascal Wokan

Hinunter
In die Schlucht
In den Tod


Alle Blicke richten sich auf die umkämpfte und lebensfeindliche Schlucht, denn in ihrem Inneren wächst die Knolle, die das Leben der Reichen und Mächtigen verlängert und seit Jahrzenten blutige Kriege zwischen den Herzogtümern des Landes entfacht. Während der König um Macht und Einfluss fürchtet, tritt ein neuer Feind auf den Plan und droht das Reich zu stürzen. Doch das Land birgt ein Geheimnis und weckt ungeahnte Kräfte in Auserwählten. Elhan, der als Sklave in die Schlucht geworfen wurde, muss das Geheimnis ergründen und den Weg seines Schicksals gehen ...

Gleich lesen: Arakkur: Die große Schlucht

Leseprobe:
Elhans Blick richtete sich auf die Plattform, schwaches Sonnenlicht war dort erkennbar. Es sah so wunderschön aus, so fern und doch so nah. Am Rande bekam er mit, wie sich jemand vor ihn stellte.
»Wenn ihr ihn umbringt, dann müsst ihr verdammten Drecksäcke mich ebenfalls umbringen!«, grollte Sylon.
Warum war er so dumm sich zu opfern? Es war sinnlos …
Der dunkelhäutige Konar trat nun ebenfalls vor Elhan. »Er hat mir das Leben gerettet«, sagte er.
Was ist los mit ihnen? Sind sie alle Lebensmüde?
Mort fing an zu lachen. »Na, sieh sich einmal diese dummen Sklaven an. Ihr wollt also alle sterben?« Er klatschte in die Hände. Zwei weitere Soldaten zogen sirrend ihre Schwerter und kamen auf sie zu.
Elhan stemmte sich wieder hoch und sah in die Gesichter derjenigen, die ihm beistanden. Das Vertrauen erfüllte ihn mit unerwarteter Freude und auch mit Stolz. Er lächelte flüchtig und gebot ihnen zurückzutreten. Mit entschlossenem Gesicht kamen sie seiner Aufforderung nach, Konar verbeugte sich sogar leicht.
»Ich danke euch für euer Vertrauen«, sagte Elhan mit schwacher Stimme. »Aber es hat keinen Sinn. Er wird es nicht einsehen. Setzt nicht euer Leben für eine verlorene Sache aufs Spiel.«
Konar neigte wieder den Kopf, sah ihn aber mit einem merkwürdigen Blick an. Fast wirkte es so, als würde er auf etwas warten.
Kühler Wind wehte von der Plattform in den Gang. Elhan blickte dem Wind hinterher.
Vertrauen.
Ein Soldat hob sein Schwert in die Luft. Die silberne Schneide reflektierte das Licht.
Ein Teil des Ganzen.
Elhan schloss die Augen. Ein sanfter Hauch kitzelte ihn an der Schläfe.
Hoffnung.
Entschlossen atmete er ein.
Itras hat gesagt, ich soll an den Wind denken, wenn es, soweit ist. Was hat er damit gemeint?
Es war wie ein Tanz, der Wind war gleichzeitig hier und doch an einem anderen Ort.
Er hat mich davor gewarnt, mich vollständig dem Seelenband hinzugeben. Ich war noch nicht bereit dafür. Der Wind ist gleichzeitig hier und doch woanders. Er wirkt wie eine Präsenz, ein Bewusstsein. Genauso wie ich ist er ein Teil des Ganzen. Das bedeutet …
Elhan riss die Augen auf.
Götter!
Die Schneide fuhr nieder.
Schlagartig stieß er die Tür zum Fluss des Lebens auf. Die Umgebung explodierte, die Welt zerfaserte um ihn herum. Das Leben pulsierte und Elhan griff vollständig hinein. Er hielt nichts zurück, gab sich vollständig dem Fluss hin. Er knüpfte das Seelenband zum Wind und folgte dem Ruf. Sein Körper löste sich auf.
Er blinzelte … und trat hinter den Soldaten hervor. Die Welt nahm augenblicklich wieder ihre Form an, die Klinge fuhr durch die leere Luft und stieß in den Boden.
Erschrocken sprangen die Soldaten einen Schritt zurück. Die Menge hielt den Atem an. Stille.
Elhan drehte sich zu Mort um, der nun direkt vor ihm stand. Dem Aufseher stand der Mund offen, er sah ihn fassungslos an. »Wie …?«, stotterte er.
Sanft legte Elham ihm die rechte Hand an die Brust und spürte den Blick der Soldaten in seinem Rücken. Sie hielten noch immer unschlüssig ihre Schwerter in den Händen. Elhan sah Mort tief in die Augen. Er sah dessen Atemseele und griff hinein. Wut, Trauer und Enttäuschung brandete ihm entgegen. Er wappnete sich dagegen und ließ die Gefühle an ihm abgleiten. Immer tiefer drang er hervor, bis er schließlich das fand, wonach er suchte: ein kleiner Funken Hoffnung. Ein letzter Rest an Menschlichkeit und Glaube an das Gute. Elhan schützte den Funken, beeinflusste ihn und speiste ihn mit seiner eigenen Hoffnung. Der Funke wurde zu einer kleinen Flamme und brach schließlich als grelles Feuer hervor. Elhan zog sich zurück, ließ den Nebel fahren und wurde sich wieder seiner Umgebung bewusst.
Mort sah ihn ungläubig an. Mit einer ganz vorsichtigen Bewegung hob er die Hand, woraufhin die Soldaten ihre Schwerter in die Scheide zurücksteckten. Mit großen Augen fühlte er nach seiner Brust und atmete tief ein. »Was hast du getan?«, flüsterte er.
Elhan bemerkte, wie alle Blicke auf ihm ruhten. »Ich gab dir Hoffnung«, antwortete er ebenso leise. Seine Worte hallten in der Luft nach. »Ganz tief in dir Verborgen gab es etwas Gutes. Hoffnung.«
Dem Aufseher stand der Mund offen. Er rieb sich einmal über die Augen und fing dann ganz langsam an zu lächeln. »Hoffnung. Es ist so lange her.«
Elhan lächelte ebenfalls. »Halte daran fest, Mort. Obgleich er tief verborgen ist, es gibt immer einen kleinen Funken.«
Der Aufseher nickte und gab den Soldaten ein Zeichen. Unsicher kamen sie näher, hielten jedoch Abstand zu Elhan. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Sylon grinsend die Arme vor der Brust verschränkte. Konar hob die rechte Hand und spreizte die Fingerspitzen auseinander. Er schloss die Augen, seine Lippen bewegten sich stumm im Gebet. Die anderen Sklaven sahen ihn erstaunt an, folgten dann aber zögerlich seinem Beispiel, bis schließlich ein Meer aus schweigenden Männern im Stollen stand und die Hand zur Ehrerbietung erhoben hielt.
»Der Fahrstuhl!«, gab Mort die Anweisung.
»Aber Mort wir …«
»Sofort!«
Die Soldaten sahen Elhan nervös an, senkten dann jedoch den Blick und gingen auf die Plattform zum Fahrstuhl hinaus.
Elhan folgte ihnen vorsichtig und trat in das hölzerne Gerüst. Er lächelte und rief dem Aufseher ein letztes Mal etwas zu: »Du bist ein guter Mensch, Mort. Vergiss das nicht!«

Im Kindle-Shop: Arakkur: Die große Schlucht

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