28. Januar 2021

'Finstere Visionen' von Aileen O'Grian

Kindle | Tolino
Website | Autorenseite
24 überraschende, mysteriöse und erschreckende Geschichten.

Albträume werden wahr, die keiner erleben möchte, und Verdammte finden auch im Tod keine Ruhe.

Anleser:
Heimfahrt am Totensonntag

Wie jedes Jahr war ich zum Totensonntag zu meiner Mutter gefahren. Mal wieder war es ein kalter, regnerischer Tag. Statt spazieren zu gehen, saßen wir im Café, in dem vor Jahren die Trauerfeier stattgefunden hatte, tranken Schokolade und aßen Torte.
Mutter erzählte von früher, und ich antwortete wie üblich mit einem Kopfnicken oder „Ja, ja!“ Mehr brauchte sie nicht, um ununterbrochen mit den alten Geschichten, die ich schon tausendmal gehört hatte, fortzufahren.
Erst spät konnte ich mich loseisen. Normalerweise wäre ich erst am Morgen gefahren, doch am nächsten Vormittag hatte ich eine wichtige Besprechung, auf die ich mich noch vorbereiten musste.
Schon bald hörte ich im Verkehrsfunk von einem großen Stau. Das Navigationsgerät ließ mich aber unbeirrt auf der Autobahn fahren. Inzwischen war es nicht nur dunkel und regnerisch, sondern Nebel stieg auch noch aus den Feldern auf. Der Scheinwerfer leuchtete in eine weißliche Wand. Ich wurde immer langsamer, tastete mich vorwärts.
Schließlich wies das Navigationssystem mich von der Autobahn auf eine Bundesstraße. Zuerst fuhren noch eine Reihe Wagen vor mir und ich hängte mich an die Rücklichter eines LKWs. Doch leider bog der schon in der nächsten Stadt ab und ich orientierte mich nur noch von Begrenzungspfosten zu Begrenzungspfosten. Bei dem Tempo konnte ich froh sein, wenn ich kurz nach Mitternacht daheim ankommen würde.
Endlich klarte es ein bisschen auf und ich erhöhte mein Tempo auf 50 km/h. Plötzlich tauchte vor mir ein schwarzer Schemen auf. Ich machte eine Vollbremsung und geriet ins Schleudern. Bevor ich in den Seitenstreifen rutschte, lief eine zweite Person über die Fahrbahn. Abrupt blieb der Wagen stehen. Ich hatte mich am Lenkrad festgekrallt und brauchte eine Weile, um mich zu fassen. Ich lebte und erwischt hatte ich auch niemanden. Meine Gedanken arbeiteten erstaunlich klar.
Erst einmal befahl ich mir, tief durchzuatmen, dann löste ich langsam meine Hände vom Lenkrad. Der Motor war ausgegangen. Ich öffnete die Tür und schaute hinaus. Der Baum links von mir stand bestimmt einen halben Meter entfernt. Der konnte mich also nicht so plötzlich gestoppt haben. Ich stieg aus, meine Schuhe versanken im Matsch. Mit einer Hand hielt ich mich am Auto fest, als ich es umrundete. Nichts. Der weiche Boden musste mich gestoppt haben. Die Räder standen ziemlich tief im Morast. Aber das Auto war heil geblieben.
„Hallo! Hallo! Ist hier jemand?“
Niemand antwortete. Wer war bloß so plötzlich über die Straße gelaufen? Den Umrissen nach musste die erste Person eine Frau gewesen sein, gefolgt – oder gar verfolgt – von einem Mann. Doch warum waren sie weitergelaufen, ohne sich um mich zu kümmern?
Ich startete den Motor, konnte den Wagen aber nicht zum Rollen bringen. Seufzend stieg ich wieder aus und legte meine Fußmatten unter die Hinterräder. Langsam, ganz langsam gab ich Gas und hatte Glück. Die Räder griffen und ich rollte auf die Straße zurück.
Bevor ich meine Matten wieder einsammelte, rief ich erneut. Diesmal rechnete ich nicht wirklich mit einer Antwort. Im Licht der Kofferraumlampe sah ich meine verschmierte Hose und Jacke. Mit ein paar Taschentüchern versuchte ich, den schlimmsten Schaden zu beheben. Ohne allzu viel Erfolg.
Plötzlich lief mir ein Schauer über den Rücken. Langsam fing ich an zu spinnen. Der Unfall, diese einsame Gegend und der Nebel waren einfach zu viel für mich. Ich stieg wieder ein und stellte das Radio an. Dann fuhr ich los. In der Ferne tauchten Scheinwerfer auf. Als sie näher herankamen, blendete ich meinen Nebelscheinwerfer ab. Plötzlich sprangen ein paar Meter weiter erneut mehrere Schatten auf die Straße. Diesmal reagierte ich schneller und bremste kontrolliert ab. Aber das entgegenkommende Auto verlor die Kontrolle und schleuderte mir entgegen.

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27. Januar 2021

'Im Auge der Flammen' von Sabine Buxbaum

Kindle | Tolino | Taschenbuch
Website | Autorenseite
Rebecca flieht im England des 16. Jahrhunderts vor der Vermählung mit Lord Haden, ohne ihn je getroffen zu haben. Sie will ihre Schwester Emma finden, die als Ketzerin ins Auge der Flammen geraten und auf der Flucht ist. Eine Reihe von Missverständnissen bringen die beiden Frauen in große Gefahr.

Sie ahnen nicht, dass ihnen Lord Haden unter falscher Identität folgt. Nicht nur sein gekränkter Stolz zwingt ihn zur Suche, sondern auch der Auftrag von Königin Maria Tudor. Sie will die Ketzer auf dem Scheiterhaufen brennen sehen. Doch Gefahr droht auch aus der eigenen Familie. Lord Jefferson hat durch den Ungehorsam seiner Töchter die Gunst der Königin eingebüßt. Um diese wieder zu erhalten, ist er bereit seine Töchter zu opfern.

Anleser:
Der Widerstand

Drei Monate später saß Rebecca in ihrem Zimmer neben dem Fenster, das ihr einen Blick zum Eingang des Hofes ermöglichte. Sie zappelte ein wenig unruhig auf dem Sessel hin und her, sodass dieser zu schwanken begann.
„Lady Rebecca!“, mahnte ihre Anstandsdame Angela, die sie schon seit ihrer Kindheit betreute und die gute Seele des Hauses war.
„Ach, Angela, wie soll ich hier stillsitzen. In wenigen Minuten trifft mein zukünftiger Ehemann hier ein. Ich weiß gar nichts über ihn, noch nicht einmal, wie er aussieht.“
Die Königin hatte rasch einen geeigneten Heiratskandidaten für Rebecca gefunden. Eigentlich hätte sich Rebecca glücklich schätzen können. Durch das Hochzeitsarrangement bekam sie die Möglichkeit, ihrem Vater zu entkommen. Aber sie wusste gar nichts über den ihr zugedachten Bräutigam und trotzte dem Arrangement, weil es von der Königin getroffen wurde. Außerdem hatte Rebecca die Befürchtung, ihr Zukünftiger könnte ebenso ein Tyrann sein wie ihr Vater. Wie würde sie sich verhalten, wenn er sich ihr gegenüber handgreiflich zeigen sollte? Würde sie sich wie ihre Mutter wimmernd und weinend in eine Ecke verkriechen und warten, bis er sich beruhigte? Hätte sie den Mut, sich zu wehren und ihre Kinder zu verteidigen? Es mochte gut sein, dass eine Ehe die Gelegenheit war, der Hölle ihres Elternhauses zu entfliehen, aber es konnte sich ebenso eine neue Hölle vor ihr auftun. Rebecca ahnte schon früh, dass sie nicht das Privileg ihrer Schwester haben würde, sich den Ehemann selbst aussuchen zu dürfen. Emmas umstrittene Partnerwahl hatte die Familie in arge Bedrängnis gebracht. Dennoch hoffte auch Rebecca bis zuletzt, einen Glückstreffer zu landen. Warum wollte ihr Zukünftiger sie nicht in Ruhe kennenlernen, sich ihr zumindest einmal persönlich vorstellen? Warum schickte er ihr kein Porträt oder schrieb ihr ein paar Zeilen, dass er sich auf sie freute. Sie hatte ihm ein kleines Porträt geschickt, für das sie stundenlang stillsitzen musste.
Vielleicht war er über dieses Hochzeitsarrangement ebenso unglücklich wie sie. Es half nichts, bald würde er hier eintreffen, und dann gab es kein Zurück mehr. In wenigen Tagen würde sie ihre Heimat für immer verlassen.
„Es ist nun einmal so, dass Ihr in einem heiratsfähigen Alter seid, es eigentlich sogar schon überschritten habt. Lord Haden hat keinen schlechten Ruf. Ich denke, diese Ehe könnte durchaus vorteilhaft für Euch sein. Seine Familie besitzt seit Generationen ein schönes Stück Land im Norden und sie steht in Verbindung mit dem Königshaus, was gut für den wirtschaftlichen Erfolg der Hadens ist“, beruhigte Angela, die nun auch für sich die Gelegenheit kommen sah, Lord Jeffersons Launen zu entfliehen.
„Könnte für mich vorteilhaft sein!“, rief Rebecca zornig. „Um mich geht es hier doch gar nicht! Vorteilhaft ist das alles nur für meinen Vater. Ich will nicht in den Norden, wo ich wie eine Gefangene an das Anwesen meines Mannes gekettet werde. Die Schuld, dass ich noch nicht verheiratet bin, liegt darin, dass mein Vater in den letzten Jahren keinen Mann auch nur annähernd in meine Nähe gelassen hat. Keiner war ihm gut genug. Ich komme mir vor wie ein Frachtgut, das darauf wartet, zum Transport abgeholt zu werden.“
„Jetzt lasst euren Bräutigam doch erst einmal kommen. Und was die Gegend im Norden angeht, so seht sie Euch doch erst einmal an. Ihr ward doch noch nie dort. Vielleicht gefällt Euch Lord Haden so gut, dass Ihr sogar gerne mit ihm abreist“, meinte Angela besänftigend. „Bedenkt doch, Ihr könnt dann den elterlichen Hof verlassen!“ Angela fürchtete Lord Jefferson und seinen Hang zur Gewalttätigkeit sehr und sah es als eine Wendung des Schicksals, dass Rebecca nun aus den Händen ihres tyrannischen Vaters befreit wurde. Ihr Schützling sah das freilich anders.
Eine Kutsche näherte sich dem Hof. Rebecca stellte sich ans Fenster und spähte hinaus. Sie achtete jedoch darauf, dass sie nicht gesehen wurde. Angela stellte sich neugierig hinter sie und blickte ihr über ihre Schultern.

Lord Jefferson trat vor die Tür, noch ehe der Gast aus der Kutsche gestiegen war. Er rieb sich erwartungsvoll die Hände. Das Glück hatte sich endlich wieder auf seine Seite geschlagen. Bald würde er wieder bei Hofe ein- und ausgehen. Man würde ihn nach seiner Meinung fragen, und er könnte daran teilhaben, an den Veränderungen im Land mitzuwirken.
Rebecca beobachtete alles genau. Eine unangenehme Anspannung legte sich über sie. Verzweifelt versuchte sie, das Gesicht des Ankömmlings zu erspähen.
Der Mann, der aus der Kutsche stieg, war nicht sonderlich gut gekleidet, eine tief ins Gesicht gezogene Kappe ließ keinen Blick auf sein Gesicht zu. Lord Haden hielt es wohl nicht für notwendig, seiner zukünftigen Verlobten mit einer entsprechenden Aufwartung entgegenzutreten. Wozu auch, dachte Rebecca, sie war ihm bereits versprochen, und ihre Meinung zu ihm war nicht relevant.
Als der fremde Mann dann endlich seine Kappe herunternahm, erschrak Rebecca. Ein alter Mann mit grauen Haaren und eingefallenem Gesicht kam zum Vorschein.
Wollte ihr Vater sie tatsächlich mit diesem alten Herrn verheiraten, zweifelte Rebecca. Sie beobachtete, wie der alte Mann mit ihrem Vater sprach. Die Unterhaltung dauerte sehr lange und sie wunderte sich, warum man Lord Haden nicht ins Haus bat. Sie sah, wie die Kutsche näher zum Hauseingang gefahren wurde. Ein Diener der Jeffersons begann die ersten Kisten zu verladen, die Rebeccas Aussteuer beinhalteten.
Rebecca spürte Angst und Nervosität in sich. Sie war kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Auch wenn sie den Tag herbeisehnte, ihren Vater verlassen zu können, war sie dennoch nicht bereit, mit einem fremden alten Mann zu gehen. „Geht und fragt, was da vor sich geht“, forderte sie Angela auf. „Sie verladen meine Aussteuer, aber meine Abreise war doch gar nicht für heute geplant. Sollte ich meinen Verlobten nicht erst einmal kennenlernen?“
Angela zuckte ratlos mit den Achseln.
Sie machte sich auf dem Weg vor das Anwesen und blieb nicht lange fort.
„Ihr sollt mit ihm mitkommen“, teilte sie Rebecca aufgeregt mit. „Noch heute. Jetzt gleich. Zieht Euch die Reisekleidung an“, forderte Angela sie auf, die vor Nervosität stotterte.
Rebecca verharrte einen Moment ganz regungslos. Das ging ihr im Moment viel zu schnell und überhaupt, der alte Mann sagte ihr als zukünftiger Ehemann gar nicht zu. Sie sträubte sich, mit ihm zu gehen und dachte angestrengt nach. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Vielleicht sollte sie Unpässlichkeit vortäuschen, aber ihr Vater hatte sie heute schon gesund und munter gesehen.
„Sagt ihm, ich muss mich erst noch umziehen und frisch machen“, wies sie Angela an. „Lauft schon und sagt ihm Bescheid.“
Sie nickte und eilte davon.
Rebecca vergrub ihr Gesicht in den Händen und begann zu weinen, denn sie spürte plötzlich eine tiefe Verzweiflung in sich. Sie erinnerte sich an ihre Schwester und auf einmal kam ihr ein gefährlicher Gedanke: Sollte sie es womöglich ihrer Schwester gleichtun und fliehen? Es blieb keine Zeit, diese Entscheidung zu überdenken. Mit zitternden Händen packte sie schnell ein paar Sachen zusammen und verließ das Haus unbemerkt über einen Hinterausgang.
In den Stallungen schien sich im Moment niemand aufzuhalten. So nahm sich Rebecca ihr Pferd, sattelte es und entfernte sich leise vom Hof, ohne auch nur im Entferntesten zu wissen, welche Richtung sie einschlagen sollte. Einen Moment blieb sie stehen und zögerte. Einen Augenblick kam ihr ihre Handlung überstürzt und unüberlegt vor, aber mit dem alten Mann an der Haustürpforte sah sie keine Zukunft für sich. Außerdem war es nicht das erste Mal, dass sie darüber nachdachte, von zuhause zu fliehen. Schon oft hatte sie heimlich ihre Sachen gepackt, doch zum letzten Schritt hatte ihr immer der Mut gefehlt.

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26. Januar 2021

'Traum der Wahrheit' von Monika Zenker

Kindle | BoD (ePub) | Taschenbuch
Website | Autorenseite
Sie sah sich im Spiegel und antwortete diesem Bild: »Ja, dich meine ich, du packst das!«

Franziska Sommers geliebtes Zuhause mit Mann und Söhnen steckt voller Glück, ist aber gleichzeitig auch ihr selbstgewähltes Gefängnis, das sie seit vielen Jahren nicht mehr verlässt. Bereits der Versuch lässt Panik in ihr aufsteigen. Diese Furcht und ihre Angst vor Menschen bestimmen ihr Leben und schon die Gedanken an die Angst lähmen sie.

Nur in ihren Träumen ist sie frei und erfüllt sich einen langgehegten Wunsch, bis sie sich eines Tages entschließt, den Ausbruch zu wagen und diesen in die Tat umzusetzen. Wird es ihr gelingen den Kreislauf der Angst vor der Angst zu durchbrechen und ihren Traum zur Wahrheit werden zu lassen?

In ihrem neuesten Roman erzählt Monika Zenker berührend von einer aufregenden Reise und den Auswirkungen von Angststörungen. Dabei lässt sie auch eigene Erfahrungen einfließen, die Hoffnung machen.
Ihre wichtigste Erkenntnis: Ohne Angst kein Mut.


Anleser:
Jahrelang hatte sie darüber nachgedacht, was ihr so viel Mut und Kraft geben könnte, sich aus diesen Mauern zu befreien. Irgendwann hielt sie an dem Gedanken fest, es müsste die Sehnsucht sein – die Sehnsucht nach einem traumhaft schönen Land. Da hatte sie es endlich begriffen. Sie würde noch ein einziges Mal ihre Familie im Stich lassen, um dieses Land zu besuchen. Um zu zeigen, wie stark sie sein konnte, um sich selbst zu beweisen, dass die Angst sie nicht besaß, sondern dass sie diese Angst besiegen würde.

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22. Januar 2021

'Waldstettener G'schichten: Das alte Gutshaus' von Brigitte Teufl-Heimhilcher

Kindle | Tolino | Taschenbuch
Website | Autorenseite
„Diese Frauen machen mich noch wahnsinnig“, stöhnt Bürgermeister Ludwig Paffler.

Als das alte Gutshaus zu einem Seniorenheim umgebaut werden soll, muss sich Ludwig nicht nur mit seiner Schwester Traudl, sondern auch noch mit der neuen Amtskollegin von Stettenkirchen auseinandersetzen. Beide Damen sind ziemlich eigenwillig und verfolgen höchst unterschiedliche Ziele.

Traudl ist Anfang fünfzig und nicht gerade ein Ausbund an guter Laune. Da sie mit ihrem Leben reichlich unzufrieden ist, sieht die ehemalige Architekturstudentin in dem Bauvorhaben eine Chance, ihren Jugendtraum zu verwirklichen. Wesentlich undurchsichtiger sind die Ziele, die Irma Duscher verfolgt. Will die Bürgermeisterin das Projekt Seniorenheim zu Fall bringen? Und warum versucht sie, ausgerechnet Ludwig zu umgarnen?

Ein heiterer Gesellschaftsroman mit kriminalistischem Touch.

Anleser:
Bürgermeister Ludwig Paffler betrachtete kopfschüttelnd den vor ihm liegenden Brief. Er war bei Gott kein Genie der deutschen Sprache, nie gewesen, aber das, was Tini hier zu Papier brachte, war ja noch schlechter als alles, was er selbst je abgeliefert hatte.

Wehrte Kolegin,

las er da. Das fing ja gut an. Selbst wenn er jetzt die ärgsten Fehler ausbesserte, hieß das noch lange nicht, dass er den Brief abschicken konnte. Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als die Gemeindekorrespondenz in nächster Zeit in seiner Baufirma schreiben zu lassen. Seine Sekretärin war es gewohnt, seine stichwortartig hingeworfenen Inhalte in wohlklingende Sätze zu kleiden. Das konnte natürlich nur eine Übergangslösung sein. Er musste sich wohl oder übel eine neue Sekretärin fürs Gemeindeamt suchen.
Schade. Tini war ein liebes Mädel, stets bemüht, es allen recht zu machen. Leider gelang ihr das höchst selten – zumindest nicht auf dem Gemeindeamt.
Dieser Brief war besonders heikel. Er richtete sich an die neue Bürgermeisterin der Großgemeinde Stettenkirchen, Irma Duscher.
Bisher kannte er sie nur flüchtig von dem Telefonat, in dem er ihr die Sache mit dem Seniorenheim hatte schmackhaft machen wollen. Er hätte ihr die Details dazu zwar lieber persönlich erklärt, aber die Gnädigste bestand auf einem Schreiben, das sie dem Gemeinderat vorlegen konnte.
Offenbar versuchte sie, dem ihr vorauseilenden Ruf gerecht zu werden. Es hieß, sie sei überheblich und ihrem Vater nicht unähnlich. Ulrich Duscher war in der Gegend nicht sonderlich beliebt, angeblich war er ein Schlitzohr, jedenfalls ein beinharter Geschäftsmann. Ihm gehörten der Steinbruch, einige Schotterteiche und ein Fuhrwerksunternehmen. Ludwig hatte schon öfter mit dieser Firma zu tun gehabt. Dabei war immer alles korrekt abgelaufen, also hatte er bisher nicht viel auf das Geschwätz gegeben.
Sein Schwager Anton meinte allerdings auch, die neue Frau Bürgermeisterin sei zwar eine Hübsche, aber auch eine Hantige, mit der nicht gut Kirschen essen sei. Auf Antons Meinung gab Ludwig schon mehr, schließlich hatte der seine Schwester Traudl geheiratet. Mit den Hantigen kannte er sich also bestens aus.
Ludwig besserte die gravierendsten Rechtschreibfehler aus und überflog das Schreiben noch einmal. Er fand, es stand alles drin, was drinstehen sollte, aber sicher fehlten wieder ein paar Blümchen rundherum, wie er das gerne nannte. Seine Frau Liesl hatte neulich gesagt, er fiele immer mit der Tür ins Haus. Möglich. Er redete ja sonst auch nicht um den heißen Brei. Also würde er Liesl das Schreiben vorab lesen lassen. Während er es in seiner Aktentasche verstaute, spielte sein Smartphone die Elisabeth-Serenade.
Er hob ab und sagte launig: „Geliebtes Eheweib, was gibt’s Neues zur Mittagsstunde?“
„Leider keine frohe Kunde. Ich habe soeben Tante Wetti ins Krankenhaus einweisen lassen müssen. Lungenentzündung.“
„War sie etwa bei dir in der Praxis?“ Seine Tante war bekannt dafür, dass sie um Ärzte einen weiten Bogen machte.
„Dazu wäre sie gar nicht mehr in der Lage gewesen. Traudl hat mich verständigt. Sie hat mit ihr telefoniert und war etwas beunruhigt, weil eure Tante so kurzatmig war und auch stark hustete. Da niemand von uns einen Schlüssel hat, haben wir Steffi, ihre Nachbarin, angerufen. Die hat mich ins Haus gelassen. Ich kann nur sagen, es war höchste Zeit.“
„Aber warum hat Tante Wetti nicht wenigstens Traudl angerufen?“
„Gute Frage, ich kann sie nur leider nicht beantworten. Sagst du deinen Eltern Bescheid?“
„Kann ich machen, aber ich glaube, du als Ärztin …“
„Schon gut. Ich fahr nachher vorbei. Also dann, bis später.“
„Was gibt’s denn heute zum Abendessen?“
„Das musst du Anna fragen, sie hat heute den Küchendienst übernommen.“
Das war keine schlechte Nachricht. Seine Stieftochter Anna war in der Küche recht talentiert und tauschte alle möglichen Verpflichtungen gerne gegen Küchendienste ein.
„Na wunderbar, dann hast du vielleicht noch Zeit, den Brief an die Kollegin aus Stettenkirchen durchzulesen.“
„Geht’s um das Projekt Seniorenhaus?“
„Ganz genau.“
„Dann mach ich es besonders gerne. Ich kenne mehr als einen Waldstettener, der darin besser aufgehoben wäre als allein daheim.“
„Du meinst jetzt aber nicht meine Eltern?“
„Zumindest nicht ausschließlich, aber darüber reden wir am Abend. Mach’s gut.“
„Du auch“, murmelte Ludwig. Er wusste Liesls Sorge um seine Eltern durchaus zu schätzen, doch in diesem Fall übertrieb sie einfach. Es mochte ja sein, dass seine Mutter manchmal etwas zerstreut wirkte, aber so schlimm war es nun wirklich nicht. Erst gestern Mittag hatte er bei ihr ein erstklassiges Gulasch gegessen. Und Vater war schließlich auch noch da.

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21. Januar 2021

'Mathias: und andere Erzählungen vom Leben' von Bettina Dyes

Kindle | Tolino | Taschenbuch
Bettina Dyes bei LovelyBooks
Einmal entweicht ein Leben unwiederbringlich. In einer anderen Erzählung ist es ein Sprung, der alles verändert. Eine einzige Nacht wandelt das Leben: einmal sofort, das andere Mal erst viele Jahre später, dafür umso drastischer.

Wir alle kennen die Lebensdaten unserer Mütter, Väter, Großeltern, geprägt durch die beiden Weltkriege. Die Zurückgebliebenen erwähnen oft nur wenig mehr als die Daten, die bewegenden Geschichten dahinter werden selten hervorgeholt. Aber auch eigene Erlebnisse und Beobachtungen der Autorin bildeten Samen, die beim Schreiben aufgingen.

Die Erzählungen kreisen um Momente im Leben, die alles verändern, tief im Inneren und auch tragisch im Äußeren. Wie erleben das die Menschen? Was machen sie daraus? Wohin führt sie das Geschehen?

Anleser:
Das entwichene Leben

Sie ist so freundlich, für jeden hat sie ein strahlendes Lächeln, ein liebes Wort. Und sie ist immer auf den Beinen. Aufmerksam packt sie überall mit an, wo eine helfende Hand gebraucht wird und kümmert sich um andere, um die, die noch schlechter dran sind als sie.
Sie ist anders als die übrigen, die mit ihr hier wohnen, in diesem großen Haus, in dem alles so wohlüberlegt, funktional ist und so bemüht freundlich, hier in der vermutlich letzten Wohnstätte ihres Lebens.

Das ist nun das, was übrig ist von ihrem Leben, aber das ist der Frau vermutlich nicht bewusst. Dabei ist sie weit jünger als die meisten anderen hier. 76 Jahre war sie, als ihr Mann sie vor zwei Jahren hierher gebracht hatte. Über 50 Jahre, so lange sind sie schon miteinander verheiratet.
Kinder hatten nie einen Platz zwischen ihnen gefunden, nie in ihrem Bauch ihr Wachstum begonnen. Ihre Beziehung zueinander war für die beiden immer etwas Besonderes geblieben. Sie waren ein gutes Team. Und der Mann war auch dankbares Kind genug für die Frau. In ihrem Herzen war so viel Liebe gewesen, wenn sie alles tat, damit es ihrem »Günthchen« gut ging, wenn sie ihn im Alltag unterstützte mit ihrer unerschütterlichen Kraft und ihrem Optimismus. »Ist er nicht wieder fantastisch gefahren?«. Solche Begeisterungsstürme kamen ihr ganz natürlich über die Lippen, sie empfand das genauso. Die Bestätigung seiner Großartigkeit war Teil des besonderen Bands ihrer Beziehung.

Er war nicht so aufgewachsen, dafür hatte es in den Kriegsjahren keinen Raum und keine Person gegeben. Niemand wusste, was mit seinen Eltern geschehen war und er war 1945 zu klein gewesen, es zu erzählen. Und vielleicht hatte das Grauen auch sein Herz und seine Zunge verschlossen über das, was er seit seiner Geburt 1941 erlebt hatte.
Die Frau war ihm sofort ins Auge gefallen, damals in den noch zaghaft wilden Zeiten auf der Uni in den 60er Jahren. Klein und etwas füllig, keine langbeinige Schönheit wie manch andere, hätte man sie glatt übersehen können, wenn sie nicht mit ihrem strahlenden Optimismus sofort der Mittelpunkt einer jeden Unterhaltung gewesen wäre. Aber sie hatte schließlich ihn gewählt. Weil sie sich bald immer öfter geistreich über die Bücher, die sie beide lasen, austauschten? Weil er sie begleitete ins Museum oder zu all den kulturellen Veranstaltungen, die sie gerne besuchen wollte? Vielleicht aber auch, weil er so reizend hilflos war und sie ihn bemuttern konnte, er den perfekten Rahmen bildete für ihr Leben, in dem sie die Hauptrolle spielte und den ganzen Raum ausfüllte, den das Leben ihr bot.
Es war ein perfektes Leben wie sie beide fanden: sie hatten eine schöne, große Wohnung, ergänzt durch ein Ferienhäuschen im Allgäu. Die vielen Besuche von Theatervorstellungen, all die Reisen, die Treffen mit gleichfalls kulturell Interessierten füllten ihrer beider Leben bis zum Rand aus. Sie waren ein perfektes Team gewesen mit so viel Liebe füreinander, wie es ihren Vorstellungen entsprochen hatte.

Die Frau hatte den Mangel, den es in ihrem Herzen gab, nie gespürt, es hatte ja auch keinen Raum, keine Zeit gegeben, ihn zu spüren. Sie hatte dagegen angelacht und auch angetrunken, immer vergnügt und strahlend optimistisch. In ihren Augen gehörte der Wein dazu, gehörte zu ihrer Vorstellung eines schönen Lebens voller Genuss und Freude. Man konnte dann noch strahlender optimistisch sein, noch herzlicher lachen und alles erschien noch viel leichter. Wirklich schwer war es ja nie. Gegen das Komplizierte arbeitet man an und gönnt sich ein schönes Glas danach …

Eigentlich hätte sie es wissen können, dass dies nicht endlos weitergehen kann, dass man für alles bezahlen muss, wenn man sich etwas nimmt, in ihrem Fall die erzwungene Leichtigkeit. Den Blick auf das eigene Leid ...

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19. Januar 2021

'Motivation fürs Leben' von Tracy Summers

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website Tracy Summers
Wie du durch Persönlichkeitsentwicklung in deine Zufriedenheit kommst und ein selbstbestimmtes Leben führst

Du fragst dich: „wer bin ich eigentlich“, fühlst dich in deinem Leben gefangen, unzufrieden und fehl am Platz? Du bist demotiviert, vom Leben überrumpelt und ständig auf der Suche nach dem Mehr, ohne zu wissen, was das ist?

Glück ist subjektiv. In meinem Buch zeige ich dir, Schritt für Schritt, wie du Sinnkrisen bewältigst, deinen Wünschen und Träumen auf den Grund gehst und herausfindest, was du wirklich willst.

Verwandle deine Selbstzweifel in Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen und komme durch Persönlichkeitsentwicklung endlich in deine Zufriedenheit. Bestimme dein Leben selbst!

Anleser:
Wie viele Dinge tust du nur, weil du dich verpflichtet fühlst oder jemand anderes es von dir erwartet?

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18. Januar 2021

'DER TOD KOMMT AUF BESTELLUNG: Gordon Rabes fünfter Fall' von H.C. Scherf

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Website | Autorenseite
„Gib und es wird dir gegeben“

Dem Bibel-Spruch folgend erhält Lisbeth Schöning ein lebensrettendes Organ. Gerne hätte sie der Spenderin dafür gedankt. Zu spät erfährt sie, dass brutale Händler im Bereich des weltweiten Organhandels die Finger im Spiel haben. Ein todbringender Fall, der dem Team um Gordon Rabe alles an Recherche abverlangt.

Damit nicht genug. Drohbriefe der Russenmafia gegen seine Familie führen den Hauptkommissar an die Grenze des Ertragbaren. Er muss seine Liebsten schützen und gleichzeitig den Verräter in den eigenen Reihen entlarven. Ein Katz- und Maus-Spiel beginnt.

Der vierte Band der Thriller-Reihe um den Ermittler Gordon Rabe.

Anleser:
Der Himmel über dem Essener Baldeneysee hatte sich bedrohlich zugezogen und kündigte ein Unwetter an. Aus der Ferne schallte das erste Grollen herüber, was Mia Richter unwillkürlich zum Mantelkragen greifen ließ, den sie mit einem Ruck hochschlug. Kommissarin Leonie Felten, die versuchte, neben der Kollegin Schritt zu halten, war diese Geste nicht entgangen. Mehr zu sich selbst beschrieb sie ihr augenblickliches Unwohlsein: »Dreckswetter, verdammtes!«
In einiger Entfernung tauchten die ersten Gruppen auf, die darauf hindeuteten, dass sie sich nicht mehr weit vom Fundort der Leiche entfernt befinden konnten. Automatisch beschleunigte Mia noch einmal ihr Tempo. Leonie hielt sie am Ärmel des Mantels zurück.
»Hoppla, junge Frau, jetzt mach mal halblang. Ich bin auch nicht mehr die Jüngste und wollte meine Trainingseinheit eigentlich auf den Abend verlegen. Stehst du etwa auf Wasserleichen? Also, ich werde mich niemals an den Anblick gewöhnen. Die haben etwas an sich, das mich immer wieder erschauern lässt. Hoffentlich ist Dr. Lieken schon da. Seinen alten Taunus habe ich zumindest nicht auf dem Parkplatz gesehen.«
»Da kann ich dich beruhigen, Leonie. Ganz rechts steht Dr. Lieken doch zwischen den Kollegen von der Spurensicherung. Also bitte keine Panik.«
Die beiden Kommissarinnen befanden sich nur noch zehn Meter vom Fundort entfernt, als sich Lieken aus der Gruppe löste und ihnen entgegenkam.
»Wollte mir Gordon heute mal eine Freude bereiten, indem er mir den attraktiveren Teil des Morddezernates schickte? Das tut meinen alten Augen gut. Allerdings werden Sie beide das nicht behaupten können, wenn Sie das Opfer gesehen haben. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen das, was der Täter uns serviert hat.«
Beide Frauen glaubten, diesen besonderen Unterton in der Stimme des Rechtsmediziners herausgehört zu haben, der erfahrungsgemäß auf ein beeindruckendes Erlebnis vorbereitete. Es kam jedoch schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatten. Dr. Lieken zögerte noch einen Moment, bevor er die Plane endgültig zurückzog und den Blick auf das freigab, was einmal eine lebenslustige Frau gewesen sein musste. Mia schlug beide Hände vor das Gesicht und krallte dieselben danach in Leonies Jackenaufschläge. Die versuchte zumindest, tapfer dem Schock zu begegnen, der sich rasend schnell in ihr ausbreitete. Fast hilfesuchend wechselte ihr Blick zu Lieken, der nur die Schultern hochzog und das Gummiband neu richtete, das seine langen grauen Haare im Nacken als Pferdeschwanz zusammenhielt.
»Tut mir leid, Ladys, aber das konnte ich euch leider nicht ersparen. Das Wasser kann gnadenloser sein, als der Täter selbst – wie man sieht. Derjenige, der diese Frau ins Jenseits beförderte, war schon grausam genug, doch so schlimm wird die Frau vor dem Aufenthalt im See nicht ausgesehen haben. Doch lasst mich erklären, was mir das Opfer bisher andeuten kann.«
»Einen Moment noch, Dr. Lieken. Ich glaube, meiner Kollegin Richter geht es momentan nicht so gut.«
Leonie löste sanft Mias Hände von ihrem Revers und schob sie etwas zurück. In ihren Augen war die Sorge um die Kollegin deutlich zu erkennen. Dankbar griff sie zu, als Dr. Lieken ihnen eine kleine Schachtel entgegenhielt, in der er ständig seine Lieblingsdrops mitführte. Einen davon steckte sie Mia zwischen die Lippen und legte die Hand darüber, um zu vermeiden, dass sie den wieder ausspuckte.
»Lutsch darauf herum. Das hilft und beruhigt, glaube mir.«
Mias stummes Nicken sorgte dafür, dass sowohl Leonie als auch Lieken erleichtert aufatmeten. Es wirkte wie eine Trotzreaktion, als sich Mia der toten Frau zuwandte, deren Pupillen direkt auf die Besucher gerichtet schienen. Es hatte den Anschein, als wollten sie Klage erheben gegen die Menschen, die eigentlich nur um die Aufklärung der Todesursache bemüht waren. Einen Moment zögerte Mia noch, bevor sie sich endgültig bückte und das Laken komplett zurückzog. Auch Leonie bemerkte die Besonderheit an dem Opfer, bevor Dr. Lieken eine Erklärung dazu abgab.
»Ich sagte ja bereits, dass der Täter gnadenlos war. Aber die Wunden an den Beinen und im Gesicht stammen nicht von ihm. Da bin ich mir ziemlich sicher. Das sieht mir danach aus, dass der Leichnam über eine lange Strecke der Strömung ausgesetzt war und des Öfteren an der Böschung und an Steinen anschlug. Zusätzlich muss die Frau in die Schraube eines Motorbootes geraten sein. Seht ihr diese Wunden, die ein Wellenmuster zeigen?«
Beide Kommissarinnen nickten und warteten auf weitere Erklärungen.

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15. Januar 2021

'Dein Schatten auf meiner Haut' von Lola Lingus

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Lola Lingus auf Facebook
Mitreißendes Abenteuer voll prickelnder Erotik

Als Lea sich von ihrem Alltag als Mutter und Hausfrau eine kleine Auszeit nimmt, um in ihrem Lieblingslokal mit ihren Freundinnen Cocktails zu trinken, ahnt sie noch nicht, was der Abend für sie bereithält. Vlad, die Liebe ihres Lebens und obendrein ein verurteilter Straftäter, steht nach vielen Jahren der Trennung plötzlich vor ihr. Er ist nicht gerade ein Mann, dem man als Frau alleine in einer dunklen Gasse begegnen möchte, geschweige denn auf der Damentoilette.

Lea gibt ihr Bestes, um der atemberaubenden Anziehung, die von ihm ausgeht, zu widerstehen. Doch es dauert nicht lange, bis ihre eigenen Gefühle sie in die Knie zwingen und damit nicht nur ihre Ehe, sondern auch ihr Leben in große Gefahr bringen.

Lola Lingus‘ Kurzroman bietet nicht nur knisternde Spannung und heiße Liebesszenen, er ist auch eine Erinnerung daran, dass wir selbst unsere schlimmsten Kerkermeister sind ... oder unsere strahlendsten Befreier.
Eine Geschichte für all jene, die Dark Romance und erotische Liebesgeschichten mögen und nicht allzu lange warten wollen, bis es so richtig zur Sache geht.

Anleser:
„Hallo, Lea.“
Ich fahre herum. Er steht so nah vor mir, dass ich in der Drehung seine Brust streife.
Er lächelt nicht.
Er sieht mich einfach an.
Das Neonlicht wirft Schatten in seinem markant geschnittenen Gesicht.
Sein Geruch steigt in meine Nase, und gleichzeitig kriecht seine Wärme unter meine Haut, bis in meine Knochen, bringt sie zum Schmelzen.
„Vlad“, hauche ich, außerstande mehr zu sagen, außerstande einen klaren Gedanken zu fassen. Seine Augen bohren sich in meine.
Er verschlingt mich mit seinem Blick und trotzdem liegt nichts Anzügliches darin. Nur rohe Ehrlichkeit.
Ich will fragen, wie er rausgekommen ist und wann. Seine Zeit war nicht um, noch lange nicht. Aber ich kann nichts sagen. Wenn ich den Mund öffne, wird er mich küssen, wenn –
Langsam hebt er die Hand, streicht mit der Rückseite seiner Finger mein Kinn entlang und hinterlässt Gänsehaut auf meinem gesamten Körper.
Die Berührung weckt Erinnerungen. Wie heißkalte Nadeln fahren sie durch meine Nervenbahnen, machen meine Knie weich und bringen meine Lippen zum Zittern.

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14. Januar 2021

'Bruna-Brunhilde' von Uschi Meinhold

E-Book | Taschenbuch | handsigniertes TB
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Bruna-Brunhilde: Westgotische Prinzessin - Merowingische Königin - Nibelungentochter

Eine vermeintlich zeitlich ferne Geschichte - die auch im spanischen Westgotenreich mit der Hauptstadt Toledo spielt - wird im Roman über Bruna-Brunhilde als Kind, Herangewachsene, Liebhaberin, Leidende, Mutter und Herrscherin erzählt. So steht eine Frau des 6. Jahrhunderts, eine westgotische Prinzessin, eine merowingische Königin, eine Nibelungentochter im Mittelpunkt. Das Leben Bruna-Brunhildes ist zwar zeitlich fern, in manchem uns aber ganz nah.

Warum? Das Buch findet Antworten.
Außer dieser westgotischen, gebildeten Prinzessin Bruna, die fern ihrer Heimat - die sie nie wiedersehen wird - im Frankenreich ihres merowingischen Mannes nach dessen Ermordung als Herrscher in seiner Nachfolge versucht, gerecht zu handeln, wird die politische Geschichte dieser Zeit erzählt. Dies am Beispiel handelnder Menschen, die, wie Bruna-Brunhilde, im Mittelpunkt im Roman stehen. Denn Menschen machen Geschichte.

Wir können von Ereignissen im spanischen Westgotenreich – in Toledo, in Valencia -,im Merowingerreich der Franken: in Renève sur Vingeanne, in Chalon, in Metz, in Worms und Lorsch lesen. Das Nibelungenlied basiert auf dem glücklich-unglücklichen Leben dieser mächtigen Frau. Ähnlichkeiten zwischen dieser fernen Welt und unserer heute lassen sich entdecken. Aber auch das Andere, das Ferne, macht das Lesen ebenfalls interessant.

Über Frauen in der Geschichte sprechen - jetzt den Newsletter abonnieren - und einen Kurz-Krimi aus römischer Zeit als Geschenk erhalten.

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11. Januar 2021

'Nomads: Die Invasoren' von Allan J. Stark

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Website Allan J. Stark
Die Invasoren
Am 21. Februar des Jahres 4589 erfolgt der Kontakt mit den Außerirdischen. Doch statt Frieden und Freiheit zu bringen, führen die rivalisierenden Keymon und Akkato ihren eigenen Krieg auf dem Schlachtfeld Erde. Doch die Akkato wissen die Ausdauer und Zähigkeit der Menschen zu schätzen und für sich zu nutzen. So beginnt auch die Geschichte von Dominic Porter, der mit etwas Glück auf einem der Schiffe der Akkato anheuern kann.

NOMADS
So werden die Menschen von den vielen Rassen der Milchstrasse genannt. Als Überlebende und Flüchtlinge, versuchen sie sich zwischen den Kulturen der Galaxis, die von ihren Bewohnern ASGAROON genannt wird, zu behaupten. Etliche von ihnen haben es geschafft, sich in der feudalen Gesellschaft ASGAROONS einen Namen zu machen. Andere fristen ein Dasein als heimatlose Wanderer. Doch ungeachtet ihres Status, begegnet man den neuen Bewohnern ASGAROONS mit Mistrauen und Verachtung...

Ausgabe 1 der NOMADS-Reihe, einem Science-Fiction-Abenteuer in zehn Bänden.

Anleser:
September 4603
Dominic Porter saß vor einem ovalen, gepanzerten Fenster an Bord des Akkatoschiffes Skitra und blickte auf seine Heimat hinunter. Er würde in einem Monat sechsundzwanzig Jahre alt sein und gehörte zu einer Generation von jungen Menschen, die für ihr Alter schon zu viel erlebt und durchgemacht hatte. Immerhin war er nicht vor seiner Zeit in die Jahre gekommen, wie manche seiner Altersgenossen und hatte sich eine gewisse jugendliche Sorglosigkeit bewahrt. Manche hätten es vielleicht als Leichtfertigkeit angesehen, aber Dominic gehörte durchaus nicht zu der Sorte von Menschen, die ohne Mitgefühl und ohne Verantwortung durch das Leben gingen. Er versuchte lediglich, am Leben zu bleiben und dafür war ein weitgehend unversehrter Geist unverzichtbar.
Sein schmales Gesicht, mit den hellen grünblauen Augen, hatte keine Sorgenfalten und das kastanienbraune Haar zeigte noch keinerlei graue Stellen, wie bei vielen anderen, bei denen die Angst bereits weiße Strähnen hinterlassen hatte. Er sah die Lichter der Städte Fargo, Willmar, Mineapolis und der Dörfer, welche die verödeten Landstriche sprenkelten, die zwischen ihnen lagen. Nach und nach schrumpften sie zu winzigen, glimmenden Punkten zusammen, je höher das Schiff stieg, bis sie kaum noch zu erkennen waren. Selbst die riesigen, kantigen Säulen der Stützpunkte, die die Akkato errichtet hatten, wurden winziger und winziger. Dominic konnte von hier oben etwa zehn dieser Türme ausmachen, die sich in einer Reihe bis zum Horizont erstreckten und lange Schatten über das Land warfen, während die Morgenröte heraufzog.
Mächtige Schiffe der Akkato hatten an den Gebäuden festgemacht. Zahllose winzige Zubringerboote umschwirrten sie mit leuchtenden Triebwerken, wie Schwärme von Glühwürmchen, die um die Stämme riesiger Bäume kreisten. Im Schimmer der Morgendämmerung begannen sich die Umrisse der großen Seen abzuzeichnen, die wie Bruchstücke polierter Spiegel glänzten. In ihren Formen waren sie jedoch nicht mehr als jene Seen zu erkennen, wie Dominic sie im Schulunterricht kennengelernt hatte. Während des Krieges waren ihre Konturen erheblich verändert worden. Überall hatten Geschosse mit ihrer immensen Zerstörungskraft kreisrunde Krater in den Boden gestanzt und die natürlichen Strukturen der Landschaft so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass nichts mehr an ihre ursprüngliche Gestalt erinnerte. Viele Krater waren inzwischen mit Wasser gefüllt und überzogen den Erdboden in einem sonderbar anmutenden Muster, als wären Tropfen aus Quecksilber zu Boden gefallen. Im Glanz des neuen Tages sahen sie wie das Werk eines Künstlers aus, der sein Können an ganzen Planeten erprobt und dabei in Kauf genommen hatte, Zivilisationen und Völker zu vernichten.
Über die Verluste an Menschenleben, die seit dem ersten Kontakt zu den Akkato und den Keymon zu beklagen waren, gab es nur Spekulationen. Und weder die eine, noch die andere Partei, schien Interesse daran zu haben, herauszufinden, welchen Schaden sie bisher angerichtet hatte. Die Erdbewohner und ihr Leid waren zwar für den Krieg, den sie schon seit Jahrtausenden gegeneinander führten, von geringer Bedeutung. Doch immerhin hatte es sich herausgestellt, dass die Akkato den Menschen etwas weniger Missachtung entgegenbrachten, als die insektoiden Keymon.
Während in den Gebieten, die von den Käfern beherrscht wurden, jede Infrastruktur zusammengebrochen war, konnte man in den Territorien, in denen die Akkato das Sagen hatten, noch relativ gut zurechtkommen. Viele, die diese Gebiete bewohnten, glaubten an die Rückkehr zu einem normalen Leben, sobald die Eindringlinge abgezogen waren. Aber Dominic zweifelte daran, dass die Akkato oder Keymon jemals wieder von diesem Planeten verschwinden würden. Und selbst wenn, dann könnte das Leben auf der Erde nie wieder dasselbe sein.
Dominic war nicht der Erste, der das erkannt und sich den Akkato im Kampf angeschlossen hatte, um sein Glück in den Weiten des Weltraums zu suchen. Allerdings führten die Akkato ihren Krieg an vielen Fronten, und die Wahrscheinlichkeit vorher zu sterben, war beinahe gewiss.
Die Skitra, was übersetzt »Schwert« bedeutete und die unter dem Kommando von Ulan Mestray stand, war für ihn vielmehr das geeignete Mittel, ihn zu den Sternen zu bringen. Und Mestray war ein ruhmreicher Akkatokrieger, der den Keymon mächtig eingeheizt und sie beinahe von der Erde vertrieben hatte. Beinahe – denn ein paar Wochen zuvor war bei den Käfern der Nachschub eingetroffen, weswegen sie ihre verbliebenen Stellungen hatten halten können. Warum man Ulan Mestray gerade in diesem Moment von der Erde abzog, konnte sich Dominic nicht erklären. Aber es war unnötig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Die Akkatos würden ihn nicht in ihre unergründlichen Absichten einweihen und auf der Erde gab es nichts mehr, das ihn dort halten konnte. Nachdem eines der riesigen Keymon Schiffe über seiner Heimat abgestürzt war und nichts weiter als eine verkohlte Einöde hinterlassen hatte, in der seine Familie verbrannte, wollte er allem den Rücken kehren, was ihn an sein verlorenes Zuhause erinnerte.
Schließlich schwenkte die Skitra auf einen Kurs ein, der sie aus dem Sonnensystem tragen sollte, und die Erde verschwand aus seinem Blickfeld.
Dominic sprang von der Sitzbank vor dem Fenster und betrachtete den Raum, in dem er sich befand. Er war nicht besonders groß, schon gar nicht für Akkatoverhältnisse, da die ausgewachsenen Akkato die Menschen gewöhnlich um eine Armlänge überragten. Er strahlte die ruhige Feierlichkeit einer Kirche aus. In mehreren Öffnungen der Wände flackerte Licht, als ob Kerzen darin brannten. Ein herber Duft von Kräutern und aromatischen Harzen hing in der Luft. Es musste sich um einen Meditationsraum oder eine Art Kapelle handeln. Dominics Nase wurde von sonderbaren, süßen Düften erfüllt, die seinen Sinnen schmeichelten und für göttlichen Trost empfänglich machen sollten. Aber es waren auch die Formen, die ihn in seinen Bann zogen und die angenehm auf seine Augen wirkten. Formen, die so ganz anders waren als alles, was Menschen konstruieren konnten. Sämtliche Strukturen flossen ineinander, als befände man sich im Inneren einer Pflanze. Es gab keine Kanten, keine Ecken oder rechte Winkel. Alles erschien fließend und organisch. Und das war auch kein Wunder, dachte sich Dominic, denn jedes Schiff der Akkato war aus Holz gefertigt und bildete allein dadurch einen deutlichen Gegensatz zu den Fahrzeugen der Menschen oder Keymon.
Die Schiffe und Bauwerke der Keymon schimmerten silber- und kupferfarben, hatten hier und da kantige Formen und waren von Ornamenten überzogen, von denen Dominic nicht sagen konnte, ob sie einfach nur zur Zierde dienten oder eine Funktion erfüllten. Die Schiffe der Akkato hingegen sahen wie fliegende Baumstämme aus und erweckten den Anschein, als wären sie von einer groben Axt einigermaßen stromlinienförmig zugehauen worden. Erst bei näherer Betrachtung konnte man die feine Konstruktionsweise erkennen.
Zuvor hatte Dominic noch nie eines von innen betrachten können und seine Faszination wuchs von Minute zu Minute.
Die Skitra strahlte eine kraftvolle Würde aus. Alles war größer, als auf den wenigen Schiffen, die die hünenhaften Akkato den Menschen zur Verfügung gestellt hatten und die aufwendig an menschliche Größenverhältnisse angepasst worden waren. Hier hatte man sich diese Mühe jedoch nicht gemacht. Konsolen, Quartiere und Gefechtsstände hatten Akkatokonstrukteure ausschließlich für ihre Artgenossen konstruiert. Die Schalter, Knöpfe und Regler waren groß und für die kleinen Menschenhände ungeeignet.
Dominic verließ den Meditationsraum, schlenderte durch die Korridore und erreichte schließlich die Kantine des Schiffes. Hier waren ein paar Tische und Stühle aufgestellt worden, die aus den Beständen der Menschenflotte stammten. Alle Menschenwesen an Bord der Skitra hatten sich hier versammelt und nahmen ihr Essen ein. Einige mit offensichtlichem Appetit und andere, die lustlos in ihren Tellern und Schüsseln herumstocherten. Es mussten etwa fünfzig, sechzig Menschen sein, schätzte Dominic. Männer und Frauen, im Alter zwischen Anfang zwanzig, bis Ende vierzig. Sie waren einander noch nicht vorgestellt worden. Dominic kannte weder ihre Namen noch ihre Ränge. Das Shuttle hatte sie vom Sammelpunkt bei Dallas abgeholt, sie im Hangar der Skitra abgesetzt und war kurz darauf wieder abgeflogen.
Der Akkatooffizier, der sie empfangen hatte, sah davon ab, die komplizierten Namen der Menschen herunterzuleiern, um zu überprüfen, ob alle angeforderten menschlichen Soldaten an Bord waren. Er hatte lediglich in sein Datenpad geblickt und die Gesichter der Neuankömmlinge mit den Informationen abgeglichen, die er darauf ablesen konnte. Anschließend hatte die mürrische Kreatur die Menschen in diese Kantine gebracht und war abgezogen, ohne ihnen weitere Anweisungen zu erteilen. Jetzt harrten sie darauf, dass man ihnen ihre Quartiere zuwies. Man ließ sie warten und Dominic nutzte die Gelegenheit, sich seine künftigen Kampfgefährten näher anzusehen.
Es war kein Gesicht darunter, dass Dominic kannte, aber Einige von ihnen, schienen schon Zeit miteinander verbracht zu haben. An der Art und Weise, wie sie miteinander umgingen, schloss Dominic, dass sie gemeinsam in etlichen Gefechten gewesen waren. Sie plauderten unbekümmert und schienen sich über vergangene Einsätze und Erlebnisse zu unterhalten. Manchmal lachten sie, oder kommentierten irgendeine Begebenheit mit spaßigen Bemerkungen, kehrten aber schnell zum gewohnten Ernst zurück. Andere hingegen saßen einsam und alleine vor ihrem Essen und musterten schweigend ihre Umgebung – distanziert, nachdenklich, misstrauisch. Ein paar wirkten so, als seien sie Verluste gewöhnt und daher nicht darauf aus, neue Freundschaften zu schließen. Viele der jungen Rekruten blicken angespannt und unsicher drein, weil ihnen die ganze Situation neu und ungewohnt war. Alle schienen sich jedoch klar darüber zu sein, dass sie sich an einem äußerst gefährlichen Ort befanden und jeden Augenblick die Hölle über sie hereinbrechen konnte.
Dominic erinnerte sich noch genau an den ersten Tag auf dem Zerstörer, dem er zugeteilt worden war – die Zora, unter dem Kommando von Daniel Perk. Auch er war sich damals einsam und verloren vorgekommen. Unsicher, angesichts der Abenteuer und Gefahren, die ihn noch erwarten würden. Er konnte die Jungen und Mädchen sehr gut verstehen. Dominic hatte sich mit achtzehn dazu entschlossen, sich der Heimatflotte anzuschließen, und war jetzt seit acht Jahren dabei. »Ich dachte, ich komme mal zu Euch«, sagte er etwas unbeholfen, als er sich zu den Rekruten setzte.

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8. Januar 2021

'Was wirklich zählt: Koloniewelten 05' von Galax Acheronian

Kindle | Tolino | Taschenbuch
Website Galax Acheronian
Nach über einhundert Jahren im All hat die irdische Navy ihren Platz gefunden; aus den Grenzpatrouillen entwickelten sich Verteidiger von Gesetz und Recht. Die Menschheit muss sich jedoch damit arrangieren, nicht allein im Universum zu sein. Die UTS Nessa erhält den Auftrag, ein verschwundenes Frachtschiff ausfindig zu machen - eine nahezu unlösbare Aufgabe, die an Commander William Boltemore weitergeleitet wird.

Schon bald stellt sich heraus, dass die Suche die geringste Herausforderung ist. Zwar gilt in der Navy nichts mehr als Wahrheit und Ehre, dennoch gab es schon immer einzelne, die nur die eigenen Regeln vertreten. An Bord des Schiffes ballt sich ein Schwelbrand zusammen, der die Frage nach Gesetz und Recht eröffnet - Partei oder Wahrheit.

Während all dem erkennt niemand die wahre Gefahr für Schiff, Mission und Mannschaft.

Anleser:
Captain Musa wandte sich an die Sensorenstation. »Mr. Canis, scannen Sie die Region, aus der das Signal kommt.«
»Sir?« Der Petty Officer sah sich ratlos zu seinem Captain um und runzelte die Stirn.
»Captain«, stieg Boltemore dazwischen, »wir sind noch zu weit entfernt, um etwas Klares zu erkennen. Das Signal hat uns erreicht, nicht wir das Signal.«
Musa funkelte seinen Ersten einen Moment lang an und schielte kurz auf die Brückencrew. Niemand sah in seine Richtung, aber offenbar begriff er, dass er einmal mehr etwas völlig Dummes gesagt hatte.

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7. Januar 2021

'Schlafen - Die Nacht und das Andere' von Esther Grünig-Schöni

Kindle | neobooks | Taschenbuch
Website | Autorenseite
Nur ein kleines Dorf - gleich um die Ecke
Geheimnisvoll und gleichzeitig provokativ - wirbelt ein Fremder in Schlafen alles durcheinander.

„Alles begann mit einem Mann, der vom Waldweg herkam. Er schritt aufs Dorf zu. Er war nicht mehr jung; einer mit einem lustigen schwarzen Béret auf dem dichten dunkelbraunen Haarschopf (dem ein Haarschnitt nichts geschadet hätte), ein Mann mit aufmerksamen Augen. Seine schlanke Gestalt passte nicht recht zu der leicht schleppenden Gangart; und immer wieder hielt er kurz ein, um sich zu orientieren, um einen Ausblick in sich aufzunehmen. ‚Ach, da ist es ja!‘ ….“

Keiner weiß, was er ist und wer er ist und auch nicht, was er will. Was wird geschehen?

Anleser:
Anmerkung:
Entstanden ist diese Geschichte aus einer Meldung in der Zeitung, wonach ein Mann in einem Dorf auftauchte, eine Weile da lebte und spurlos verschwand. Keiner wusste, woher und wohin. Dann begann es in den Gedanken zu rotieren, es entwickelte sich das Porträt eines Dorfes, die Gedanken wanderten weiter ...

1. Kapitel
Es war Mitte Juli in einem kleinen Dorf, wo sich jede und jeder kennt, jeder alles vom Nachbarn zu wissen glaubt. Ein Bach schlängelt sich an den Häusern vorbei, durch Wiesen voller wilder Blumen. Hier, ausgerechnet hier in Schlafen, dem ziemlich abgelegenen Bauerndorf, ereignete sich etwas, von dem die Menschen noch Jahre später ab und zu sprachen und woran viele oft denken mussten. Eigentlich war's nichts Weltbewegendes: keine ungestüme Naturge-walt, keine Sensation, kein politisch fragwürdiger Schachzug; und doch störte dieses Vorkommnis eine bürgerlich festgefahrene Idylle. Alles begann mit einem Mann, der vom Waldweg herkam. Er schritt aufs Dorf zu. Er war nicht mehr jung; einer mit einem lustigen schwarzen Béret auf dem dichten dunkelbraunen Haarschopf (dem ein Haarschnitt nichts geschadet hätte), ein Mann mit aufmerksamen Augen. Seine schlanke Gestalt passte nicht recht zu der leicht schleppenden Gangart; und immer wieder hielt er kurz ein, um sich zu orientieren, um einen Ausblick in sich aufzunehmen.
"Ach, da ist es ja!"

Eine bauchige, abgewetzte Reisetasche aus Jeansstoff mit bunten Flicken darauf trug er bei sich. Dunkelblaue Jeans sassen straff an seinem Körper. Ein bequemer rostroter Pullover und eine abgeschabte braune Lederjacke hingen darüber. Seine Füsse steckten sockenlos in ausgetretenen Lederschuhen von undefinierbarer Farbe.

Schweiss perlte dem Wanderer über die Stirne. In der Ferne hinter den Baumwipfeln auf den Hügeln zuckten schnelle Blitze, gleissende Sekundenlichter. Dann klang es, als würde über den Wolken gekegelt. Es rollte und grollte. Er fuhr sich mehrmals mit dem Handrücken übers Gesicht, rieb die Hand an der Hose trocken.

Es - das Dorf lag vor ihm, friedlich und wie ohne Leben: Schlafen. Er hatte von ihm gehört, es gesehen, kannte es, obwohl es sich in der Senke zwischen Hügelzügen gut versteckte. Gross war es nicht; die meisten Häuser umstanden steinwurfweit eine mächtige weisse Kirche. Still war's. Als er näher kam, war es aus mit der Ruhe. Eine Meute Hunde kam ihm entgegen, angeführt von einem Schäfermischling wedelnd, hechelnd, mit aufgerissenen Schnauzen und triefenden Lefzen. Sie kläfften ihn an, beschnupperten ihn und seine Tasche mit kühlen Nasen, satzten um ihn herum und standen an ihm hoch. War das nun Abwehr und Verteidigung des Dorfes oder freudige Begrüssung? Der Mann lächelte nur, sprach hier und dort ein lustiges Wort und marschierte weiter, begleitet von dem Rudel Vierbeiner.

Kinder, grossäugig, versteckten sich tuschelnd und kichernd hinter einer ausladenden Baumgruppe. Einige der Grösseren drückten sich um die Ecken der Häuser und Ställe, verfolgten ihn mit neugierigen Blicken. Eine alte Frau stützte sich auf ihren Fenstersims mit Geranienkästen; der Grossvater hielt sich an seinem mit Schnitzwerk verzierten Stock. Eine Gruppe von Frauen drehte sich nach dem Fremden um, musterte ihn vom Kopf bis zu den Füssen und fand, hinter vorgehaltener Hand, zu einem Urteil. Zwei Männer unterbrachen ihren Feierabendschwatz und starrten ihn an. Eine junge Frau lächelte ihm freundlich zu, stupfte ihre Freundin. "Wer ist denn das?"
"Ein Wanderer. Irgendein Wanderer."
"So sieht er nicht aus."
Ich bin ich. Einfach ich! dachte der Mann schmunzelnd, denn er mochte unbeantwortete Fragen zu seiner Person. Schon fielen die ersten Regentropfen, bildeten sofort Flecken auf dem Boden. Sie zischten leise drohend, wenn sie auf heisses Blech trafen. Sie netzten die Dächer und Strassen, kühlten die schweissige Haut. Ich lösch' dich, Feuer, lösch' dich, Wärme und dich, Durst! Ich deck' dich zu, Leidenschaft, mit meiner Nässe. Ich bin sanft, aber stark. Und wir sind viele... flüsterten die Wassertropfen, wurden lauter und lauter im Rhythmus. Wind kam auf, bauschte Röcke, entführte Hüte, klappte Schirmdächer um, zerrte an Hemden und Vorhängen in noch offenen Fenstern. Die Bäume rauschten. Die Stille, noch eben auf allem lastend, war nur ein Atemholen vor dem Aufruhr gewesen. Alles schien in Bewegung geraten, die Landschaft drohte im Lärm zu versinken. Die Flaggenstangen liess der Wind gespenstisch singen, peitschte das Schild - den Goldlöwen an seinen Ketten - des stattlichen Gasthauses hin und her und machte es schmerzhaft quietschen. Der Mann blieb stehen. Ein solches Gasthaus war oft der Nabel eines Ortes, und sein Name sagte viel über den Charakter der Gemeinde aus. Wie war dieser Name entstanden? Durch ein Ereignis? Eine Sage? Durch einen Geistesblitz, eine Tradition? Oder einfach aus der Phantasie? Überall war er auf Hirsche, Bären, Rössli und Löwen gestossen, aber noch auf keinen goldenen. Wie dem auch sei - der "Goldene Löwe" kam ihm gelegen. Der Regen verstärkte sich. Er drückte auf die Eisenklinke der Holztüre, die mit üppigen Schnitzereien versehen war, wie er sie auf dem Land oft gesehen hatte. Die Türe knarrte. Dahinter tat sich ein kahler Gang auf, von dem verschiedene Türen abgingen. Ganz am Ende stand ein Zigaretten-Automat. Es roch süsslich und nach Bratenfett. Auf einer der Türen stand "Gaststube". Die öffnete er und trat in einen rauchgeschwängerten Raum. "Guten Abend."
Susanne, die Wirtsfrau, hatte ihn kommen sehen. Von hinter dem Tresen aus hatte sie einen guten Überblick auf die Dorfstrasse. Sie kannte jede und jeden; denn kaum je kam ein Fremder hier vorbei.

Fast unheimlich wirkte es, als er genau während eines Krachers aus den Wolken eintrat.

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6. Januar 2021

'Lynnwood Falls - Und dann kamst du' von Helen Paris

Kindle | Tolino | Taschenbuch
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Annabellas Existenz ist bedroht, denn die Schwierigkeiten in ihrem Café häufen sich. Ganz Lynnwood Falls steht ihr zur Seite - auch Will. Er ist es auch, der ihr zur Hilfe kommt, als sie in einer kalten Winternacht mit dem Auto steckenbleibt. Dabei ist sie eigentlich gar nicht gut auf ihn zu sprechen, seit er sie einst beim Abschlussball ohne Absage hat sitzenlassen. Als sie die wahren Gründe für sein damaliges Nichterscheinen erfährt, stürzt sie das in ein tiefes Gefühlschaos.

Nachdem sie ihn bei einer Feier ihrer Freunde Elly und Brandon unter dem Mistelzweig küsst, ist es um sie geschehen: Sie verliebt sich bis über beide Ohren. Doch Will hat sich geschworen, niemals eine feste Bindung einzugehen ...

Knisternde Romantik, warmherzige Charaktere und viel Drama - das alles bietet der zweite Band der romantischen New England Love-Reihe um die idyllische Kleinstadt Lynnwood Falls.

Anleser:
Annabella war ganz darauf konzentriert, sich auf der Straße zu halten. Selbst die Katzenaugen der Seitenbegrenzungen reflektierten schon nicht mehr, weil sie von einer weißen Haube bedeckt waren. Sie lenkte den Corolla in die Mitte der beiden Spuren. Dass sie dabei die Straße für sich allein brauchte, war ihr jetzt gleichgültig. Es gab sowieso nie viel Verkehr auf dieser Strecke nach Lynnwood Falls. Die verschneiten Kiefern links und rechts des Weges leuchteten hell aus der Dunkelheit und ließen die Äste, schwer vom Schnee, tief hängen. Nur der heftige Wind riss immer wieder Schneeberge von den Zweigen mit sich und ließ sie auf die Erde klatschen.
Wie können nur in so einer kurzen Zeit solche Schneemassen vom Himmel fallen?, schoss es ihr durch den Kopf. Und der Flockenwirbel schien kein Ende nehmen zu wollen. Die Anspannung in ihr wuchs, als die Räder das erste Mal fast unmerklich durchdrehten. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor, so fest hielt sie das Lenkrad umklammert.
„So viel Schnee!“ Matty staunte. „Immer mehr!“
Ja. Nicht auszudenken, wenn sie irgendwo in einem Funkloch vom Weg abkamen und im Wald landeten! Eingeschneit, keiner würde sie entdecken. Sie würden glattweg erfrieren. Schnell verdrängte sie die destruktiven Gedanken. Als sie an die Steigung kamen, ging sie vom Gas, um das Automatikgetriebe zum rechtzeitigen Herunterschalten zu bringen.
Bitte lass uns nicht stecken bleiben!, betete sie stumm, doch da drehten auch schon die Räder durch, und die Front rutschte zur Seite weg. Eilig nahm sie den Fuß vom Gaspedal, stieg vorsichtig auf die Bremse. Ein banger Moment des weiteren Rutschens, dann stand der Wagen und wurde nur noch vom Wind durchgerüttelt.
Sie schlug auf das Lenkrad. „Verflixt und zugenäht!“
„Du darfst nicht fluchen, Anni“, ermahnte Matty sie.
„Ja, ja, du hast ja recht!“, seufzte sie.
Vorsichtig legte sie den Rückwärtsgang ein und gab ganz langsam Gas, ließ sich die ersten Meter der Anhöhe wieder zurückrollen. Das Schneegestöber hatte ihre Spuren bereits komplett verwischt; die Schneedecke glitzerte jungfräulich im Licht der Rückscheinwerfer. Vorsichtig manövrierte sie den Wagen an die Seite. Hoffentlich traf sie die Ausbuchtung, die hier sein musste. Sie konnte die Begrenzungspfosten erahnen. Der Herzschlag hämmerte ihr in den Ohren.
„Müssen wir jetzt hier schlafen?“ Mattys Stimme klang dünn.
„Nein, wir … fahren gleich weiter. Ich ziehe kurz Schneeketten auf.“ „Kurz“ ist gut! Den nächsten Fluch verschluckte sie. „Ich lasse dir den Motor laufen, damit es hier drin nicht kalt wird.“
„Ich helfe dir“, bot sich Matty sofort hilfsbereit an.
Zuerst wollte sie ablehnen, doch warum nicht? Ein Paar zusätzliche Hände konnte sie gut gebrauchen. „Okay, danke!“
Der stürmische Wind riss ihr beinahe die Tür aus der Hand, als sie sie öffnete. Sofort wurde sie vom Schneeflockenwirbel verschluckt. In der eisigen Luft hatte sie Mühe zu atmen, als sie zum Kofferraum spurtete und die Schneeketten herausnahm. Die Kälte kroch sofort durch ihre Stiefel, unter ihren Mantel und in ihre Ohren. Sie war total durchgefroren, als sie sich – mit der Tasche in der Hand – wieder auf den Fahrersitz fallen ließ. Die Panik drohte sie zu überwältigen. Was, wenn sie es nicht schafften?
Mit klammen Fingern schaltete sie die Innenbeleuchtung an, bevor sie die Gebrauchsanweisung aus der Tasche nestelte und anfing zu lesen:
Günstig sind Handschuhe und eine Plane zum Hinknien!
Herzlichen Glückwunsch! Handschuhe hatte sie ja, aber wo sollte sie eine Plane hernehmen? Da fiel ihr ein, dass sie noch eine Einkaufstasche dabeihatte; die sollte es zur Not tun. Als sie den Rest der Gebrauchsanweisung überflogen hatte, atmete sie tief durch. Sie durfte nicht so viel Zeit verlieren, bevor sie hier noch einschneiten. Oder der Wind womöglich einen Baum umwarf und ihnen den Weg blockierte. Eine eisige Hand griff ihr bei dem Gedanken ans Herz.
„Okay, Matty! Zieh deine Mütze fest über die Ohren und lass die Handschuhe an!“ Sie schaltete die Taschenlampe an ihrem Handy an. „Du kannst mir dann leuchten, okay?“
„Okay.“ Matty strahlte.
Sie schaltete den Motor aus, schlang fröstelnd den Schal enger um den Hals und schlüpfte in die Handschuhe. Widerwillig öffnete sie die Tür. Das Schneetreiben und der heftige Wind ließen partout nicht nach. Das Auto war bereits in eine gut zehn Zentimeter hohe Schicht gehüllt. Sie sollte sich besser beeilen.
Matty strahlte mit dem Handy in die Luft und versuchte, Schneeflocken mit dem Mund aufzufangen.
„Leuchtest du mir, bitte?“ Sie blinzelte die Schneeflocken von den Wimpern, kniete sich auf die Einkaufstasche und wuchtete die Schneeketten über den Reifen. Von wegen Easy-Klick, fluchte sie innerlich. Auf dem Foto war der Reifen nicht dick mit einer Eiskruste bedeckt gewesen. Die Anspannung ließ sie ungeduldig werden.
Matty leuchtete schon wieder in den Wald.
„Kannst du den Lichtstrahl nicht endlich mal hierher richten?“, fuhr sie ihn an.
„Da war was! Vielleicht ein Elch?“ Er klang begeistert.
Die Anspannung ging mit ihr durch. „Das interessiert mich jetzt nicht die Bohne. Ich will diese verfluchten Schneeketten montieren, bevor wir hier noch erfrieren.“
Ob es ihr gereizter Tonfall war oder ob ihn die Anspannung generell auch ergriffen hatte, wusste sie nicht. Plötzlich wurde der sonst so gutmütige Matty aggressiv. „Ich leuchte doch!“
„Tust du nicht! Hier ist der Reifen, Herrgott noch mal!“, rutschte es ihr heraus.
Matty presste sich die Unterarme auf die Ohren. „Du sollst den Namen deines Herrn nicht missbrauchen! Und jetzt ist der Elch weg.“
„Es war bestimmt kein Elch, du weißt doch, dass die hier nicht so häufig sind. Vermutlich war es ein Weißwedelhirsch!“
„Du hältst mich doch auch nur für dumm wie alle anderen. Ich weiß, was ich gesehen habe! Ich finde ihn und werde es dir beweisen!“ Bevor sie reagieren konnte, rannte Matty in den Wald.
„Matty! Warte!“ Panisch sprang Annabella auf und folgte ihm zwischen den Kiefern hindurch. „Komm zurück! Bitte!“ Sie spurtete dem hüpfenden Lichtstrahl hinterher, der durch das Schneegestöber schwächer und schwächer wurde. „Du holst dir den Tod im Wald, bitte komm! Ich glaube dir ja!“
Ihr Blick war ausschließlich nach vorn gerichtet, um Matty nicht aus den Augen zu verlieren. So hatte sie vermutlich die Wurzel übersehen. Ein Ruck, gefolgt von einem stechenden Schmerz im Knöchel und sie schlug geradewegs längs in den Schnee ein, der zum Glück den Sturz dämpfte.
Als sie sich wieder aufrappelte, war das tanzende Licht verschwunden. Auch die Fußspuren wurden vom ständig fallenden Schnee getilgt.
„Maaattyyy!“ Vor Panik überschlug sich ihre Stimme. „Matty, hörst du mich? Komm zu mir!“
Doch das Einzige, was sie um sich herum wahrnahm, war das Pfeifen des Windes, ein gelegentliches Knacken, wenn ein Ast unter der Schneelast brach, und das gespenstische Aufleuchten ihrer Warnblinkanlage.
„Matty!“ Ihr Rachen schmerzte vom Rufen und dem eisigen Wind. Sie meinte, irgendwo einen kläglichen Laut zu vernehmen. „Matty! Wo bist du?“
Aus dem Augenwinkel nahm sie einen Lichtschein wahr. Ihr Kopf fuhr herum. Doch es war nicht Matty, da musste ein Auto kommen. Sie kämpfte mit sich, dann drehte sie um und rannte auf die Straße. Vielleicht hatten die Insassen eine starke Lampe dabei. Oder konnten zumindest Verstärkung rufen. Matty war ja mit ihrem Handy auf und davon.
Der Wagen, ein schwarzer Pick-up, hatte die Fahrt schon verlangsamt. Kaum war der Wagen zum Stillstand gekommen, war sie schon bei der Fahrertür und riss sie auf. Das Bellen eines Hundes und wohlige Wärme schlugen ihr entgegen.
„Sie müssen mir helf…“ Das Wort blieb ihr im Hals stecken. Will McGinty! Doch jetzt war nicht die Zeit, an den alten Zwist zu denken. „Bitte hilf mir!“

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5. Januar 2021

'The Promise that I couldn’t keep' von Morgan Stern

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
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Mein Name ist Emma und ich wurde entführt.

Nicht, weil ich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Und schon gar nicht, weil irgendjemand eine stolze Summe Lösegeld für mich bezahlen würde.
In diesem Spiel geht es um etwas anderes.
Es geht um mich.
Einzig und alleine um mich.
Um Besessenheit. Und um Liebe.
Ich kenne meinen Entführer.


Als Emma auf einer Party Colin kennenlernt, sprühen auf Anhieb regelrecht Funken zwischen den beiden. Gefühle dieser Intensität sind für Emma zwar völlig neu, doch nur zu gerne lässt sie sich darauf ein und glaubt bald, in Colin die große Liebe gefunden zu haben. Ihr Traum zerplatzt, als sie feststellen muss, dass sie nicht die einzige Frau in seinem Leben ist.

Monate später steht Colin während eines Stadtbummels plötzlich mit klaren Vorstellungen und einer Waffe neben ihr. Schließlich hat Emma ihm ein Versprechen gegeben …

Anleser:
Wie oft hatte ich die letzte halbe Stunde über auf die Uhr geschaut? Es war unglaublich, wie sich schlappe dreißig Minuten in die Länge ziehen konnten, wenn man darauf wartete, endlich die Arbeit beenden und in den Feierabend starten zu können. Zugegeben, bei mir war das nicht unbedingt selten der Fall. Bei der Jobwahl hatte ich mir keine besonders große Mühe gegeben, mir ging es dabei auch gar nicht darum, meine wahre Berufung zu finden. Vielmehr strebte ich ein geregeltes Einkommen an, bestenfalls mit einer Tätigkeit, die mich nicht geschlagene acht Stunden täglich aufs Übelste nervte. Große Ziele im Leben – die Ambitionen hierzu hatte ich weitestgehend begraben. Oder gar nicht erst gesucht. Ich wollte nicht steinreich werden, musste keine Villa oder ein teures Auto mein Eigen nennen. Mir persönlich reichte es aus, einfach so über die Runden zu kommen.
Wahrscheinlich, oder auch gerade deshalb, hatte ich mich damals auf die Stelle als Verkäuferin in der kleinen Boutique beworben, in der ich auch heute noch arbeitete. Ich mochte meine Chefin genauso wie den Umgang mit unseren Kunden, wenngleich manche Schicht im Laden aufgrund mangelnder Besucher ziemlich langweilig werden konnte.
Sichtlich erleichtert schloss ich die Ladentür kurz nach 18.00 Uhr ab, löschte die Lichter im Innenraum und verließ meinen Arbeitsplatz schließlich. Müde blinzelte ich in die schon bald untergehende Sonne, während ich zu meinem Auto schlenderte. Im Gegensatz zu der Situation in der Früh hatte sich das Wetter im Laufe des Tages doch tatsächlich gebessert und einem kleinen Streifzug durch die Innenstadt würde nichts im Wege stehen.
Sicher stellte man sich zu Recht die Frage, wie jemand, der den ganzen Tag über Dinge verkaufte, selbst noch Interesse an Shopping haben konnte, doch für mich lagen zwischen Job und Privatleben eben einfach Welten. Ich genoss es, durch die großen Kaufhäuser zu flanieren, das ein oder andere genauer zu begutachten und mir dazwischen irgendwo einen Smoothie zu gönnen. Ich liebte Kosmetik, Parfum und all diesen überteuerten Kleinkram, fühlte mich in den entsprechenden Abteilungen mit ihren unzähligen Spiegeln und der bisweilen zu grellen Beleuchtung wie in einer anderen Welt und investierte beispielsweise nicht gerade selten in neue Nagellacke – hatte ich schon erwähnt, dass ich eigentlich so gut wie nie Nagellack trug?
Vielleicht waren gerade diese Shopping-Eskapaden die Art von Luxus, die ich mir einfach gönnen wollte, und ich genoss es jedes Mal aufs Neue.

Nachdem ich mein Auto im Parkhaus abgestellt hatte, machte ich mich auf den Weg zum nahe gelegenen Shoppingcenter. Um ein wenig frische Luft schnuppern zu können, hatte ich absichtlich einen Stellplatz außerhalb des Zentrums gewählt. Ich wohnte in einer Kleinstadt, die Entfernungen waren alle überschaubar und binnen weniger Minuten Fußmarsch konnte man die Mall quasi von allen Richtungen aus erreichen. Nach der ersten Straße, die ich überquert hatte, stand ich schon in der Fußgängerzone. Links und rechts reihten sich die Geschäfte aneinander, viele Menschen bummelten einfach so vor sich hin, während andere eher geschäftig meinen Weg kreuzten. Leichtfüßig mischte ich mich unter sie und ließ mich einfach treiben. Spätestens in einer Stunde würde es dunkel sein und die Lichter der Läden könnten alles in eine noch schönere Atmosphäre tauchen.
Wie üblich blieb ich auch an einem Buchladen stehen und überflog die Neuerscheinungen, die im Schaufenster ausgestellt waren. Warum übten Bücher eigentlich eine so große Faszination auf mich aus? Ging es anderen Menschen genauso? Ob es noch andere wie mich gab? Ich war diesbezüglich schon etwas eigen. Kaufte ich Bücher, dann in erster Linie ihrer selbst wegen. Für mich steckten nicht nur Geschichten in den vielen Seiten, sondern ganze Leben. Wenn ich ein Buch las, verlor ich mich nur zu gerne darin. Ich fühlte mit den Protagonisten, sah sämtliche Szenarien vor meinem geistigen Auge und nicht selten überkam mich ein Gefühl tiefer und ehrlicher Trauer, wenn ich ein Exemplar beendet hatte und wusste, dass es hier einfach nicht mehr weitergehen würde.

„Hey!“, eine mir noch immer viel zu bekannte Stimme drang zu mir durch. Ohne zu zögern, drehte ich mich sofort in die entsprechende Richtung. Es war, als würde mir ein Messer in den Bauch gerammt werden. Mein Ex-Freund? Hier?
„W…was machst du hier?“, ich schluckte gegen den Schock, der mir so unmittelbar in die Glieder gefahren war. Mit was auch immer ich gerechnet hatte, sicherlich nicht mit ihm. Nicht in meiner Stadt. Nicht jetzt.
„Hallo Emma.“ Er wirkte ernst, ganz und gar nicht so, als wäre unsere Begegnung Zufall.
Ich machte einen Schritt zur Seite, er hatte zu dicht neben mir gestanden, als er mich angesprochen hatte. Vielleicht rührte das ungute Gefühl in meiner Magengegend ja wirklich nur von der Überraschung darüber, ihn hier wiederzusehen?
Ich wusste zwar nicht, wie er so schnell hatte reagieren können, doch noch mitten in meiner Bewegung hatte er seine Hand auf meine Schulter gelegt und mich so davon abgehalten, eine gewisse Distanz zwischen uns aufbauen zu können.
„Shhh… hör mir zu, Emma!“ Während er sprach, spürte ich seinen Atem an meinem Hals. Ich wollte weg, mich von ihm befreien, ihn anschreien oder was auch immer, doch ich tat nichts dergleichen. Wie paralysiert blieb ich einfach stehen.
„Emma, ich möchte, dass du mit mir kommst“, seine Worte sorgten sofort für eine Gänsehaut.
Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung.
„Was willst du?“, protestierte ich schließlich.
„Shhh…“, seine Stimme hatte etwas Bedrohliches. „Schau in das Fenster, nicht zu mir und hör mir genau zu.“
Mein Magen zog sich unangenehm zusammen. Was sollte das? Was wollte er hier und warum diese seltsame Nummer, die er gerade abzog?
„Um uns herum sind ziemlich viele Menschen“, flüsterte er mir direkt ins Ohr. „Und in meiner Jacke befindet sich eine Waffe.“
Plötzlich schlug mir mein Herz bis zum Hals. Eine Waffe? Was hatte er vor? Und warum war ich Teil davon?
„Wenn du jetzt mit mir kommst, wird niemandem etwas passieren. Andernfalls ballere ich hier einmal quer durch die Fußgängerzone. Deine Entscheidung …“
„Das … kannst du nicht ernst meinen.“ Ich ertappte mich dabei, wie ich leicht den Kopf schüttelte, während ich mehr zu mir selbst als zu ihm gesprochen hatte.
Unerwartet umgriff er meine Hand und führte sie in Höhe seiner Jackentasche.
„Ich schieße auch auf dich, allerdings wäre es um einiges überzeugender, wenn ich erst ein paar unschuldige Passanten, vielleicht sogar Kinder, treffe.“
Mir stockte der Atem, während ich mich vorsichtig umsah. Die Fußgängerzone war tatsächlich voller Menschen. Ein paar Jugendliche lehnten an einer Hauswand und unterhielten sich, eine Frau mit Kinderwagen lief an uns vorbei. Einen Augenblick lang dachte ich nach. Hatte ich eigentlich eine Alternative? Ich kannte ihn, besser als mir lieb war, und allein die Tatsache, dass er eine Waffe besaß, ließ mich befürchten, dass ihm im Zweifelsfall jedes Mittel recht war, um an sein Ziel zu kommen. Trotz alledem, wahllos Menschen zu töten? Das war doch nicht er! Das konnte einfach nicht sein. Was hier gerade geschah, war mit nichts vergleichbar. Zumindest mit nichts, das wir gemeinsam erlebt hatten.

„Wohin?“, fragte ich schließlich beinahe panisch. Was auch immer durch seinen Kopf ging, ich durfte nicht riskieren, dass jemand verletzt wurde. Außer mir selbst, stellte mein Verstand sofort fest.
„Weise Entscheidung“, kommentierte er, während er mich am Oberarm packte. „Und vergiss nicht, wenn sich uns jemand in den Weg stellt, werde ich schießen. Du erregst also besser keine Aufmerksamkeit.“

Blick ins Buch (Leseprobe)

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