28. Dezember 2018

'Fuck you Zombie' von Erdal Ceylan

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
In einem verschlafenen Dorf irgendwo im Nirgendwo sein Dasein zu fristen, ist für die Kindheitsfreunde Deniz und Mike schon hart genug. Mit der Langeweile ist es aber schlagartig vorbei, als sich von einer Sekunde zur anderen die perfekte Dorfidylle in eine vernichtende Zombieinvasion verwandelt. Nun müssen die besten Freunde ihren Mann stehen und sich dabei nicht nur gegen die blutrünstigen Zombiehorden stellen und versuchen zu überleben, auch eine Gang von Glatzköpfen hat es auf sie abgesehen.

Eine lange Nacht voller Schmerzen, Blut und Zerstörung steht ihnen bevor, denn eines steht fest: Jeder will überleben, aber nicht jeder schafft es.

„Fuck You Zombie“ ist ein hoch explosives Gemisch, das sich aus gleichen Teilen frischen Humors und blutigem Horror zusammensetzt und ein fesselndes Abenteuer voller Spannung und Witz bietet.

Leseprobe:
Deniz nahm einen Schritt Anlauf, sprang in die Luft und verpasste Poldi einen krachenden Kopfstoß. Der Aufprall war hart, und er vernahm ein lautes Knacken von seinem Gegenüber. Das war es dann aber auch gewesen. Wieder zeigte sein Angriff bei Poldi keinerlei Wirkung. Deniz hingegen hielt sich die Stirn und taumelte angeschlagen zurück. Hätte er sich nicht an einer Straßenlaterne festgehalten, wäre er zu Boden gegangen.
»Deniz, tu endlich was!« Poldi gewann allmählich die Oberhand im Kräftemessen und kam Mike gefährlich nahe.
Deniz schüttelte den Kopf, um sein benebeltes Gehirn klar zu bekommen. Zwar wankte er noch, hatte sich aber sonst wieder im Griff. Jetzt war er sauer, richtig sauer. Er hatte nicht zehn Jahre Kampfsport betrieben, um sich von einem Banker lächerlich machen zu lassen. »Das reicht!«
Er nahm drei Schritte Anlauf und trat Poldi wuchtig zwischen die Beine. Der Tritt war so heftig, dass Poldi abhob und für einen kurzen Augenblick in der Luft schwebte, bevor er wieder sicher auf den Füßen landete. Einmal mehr zeigte der Angriff keine Wirkung. Es war unfassbar. So etwas hatte Deniz noch nie erlebt.
»Reiß ihm die Augäpfel raus«, brüllte Mike. »Schlag ihm den Schädel ein! Ist mir scheißegal! Aber mach endlich was!«
Ein Zischen war zu hören, dann traf Poldi etwas mit solch einer Wucht am Kopf, dass er mit einem Rückwärtssalto in den Büschen landete, wo er regungslos liegen blieb.
Mike, Deniz, Lila, Ratte und Made wechselten fragende Blicke.
»Was war das?«, fragte Mike.
Deniz schüttelte ahnungslos den Kopf. Vorsichtig näherte er sich dem Gebüsch und wartete ab. Als Poldi sich nicht rührte, beugte er sich vor und wich vor Schreck zurück.
»Fuck!«, sagte Mike bestürzt. Er hatte sich neben Deniz gestellt und schaute ebenfalls auf Poldi hinab.
»Was ist denn?« Lila kam mit Ratte und Made dazu.
»Nicht!«, versuchte Deniz, sie zurückzuhalten, aber es war zu spät.
Als Lila den befiederten Pfeil in Poldis Auge stecken sah, wurde sie kreidebleich. Ihre Knie wurden weich und sie musste sich an Made festhalten.
Ein kaum hörbares Knacken war hinter ihnen zu hören. Angespannt, wie sie alle waren, wirbelten sie erschrocken herum. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite löste sich aus den Schatten der Rotdornsträucher eine hochgewachsene Männergestalt. In einer Hand hielt er einen Präzisionsbogen und auf dem Rücken trug er einen Rucksack, aus dem dieselben befiederten Pfeile ragten, wie sie auch in Poldis und Christophs Köpfen steckten.
Gemessenen Schrittes überquerte er die Straße, während er eine selbst gedrehte Zigarette aus der Tasche fummelte und sie sich cool in den Mundwinkel schob. Mit einer lässigen Bewegung entzündete er ein silbernes Sturmfeuerzeug, steckte sich die Zigarette an und nahm einen kräftigen Zug. Er blieb direkt vor Ratte stehen und blickte jedem Einzelnen von ihnen nacheinander in die Augen.
Deniz war überzeugt davon, dass er dem Mann nie zuvor begegnet war, trotzdem kam er ihm bekannt vor. Er war Anfang Vierzig, trug graue Trekking-Schuhe, eine schwarze Cargohose und darüber ein schwarz-graues Sweatshirt. Das schulterlange Haar war verfilzt und erinnerte an Rastalocken. Es machte indes nicht den Eindruck, als wäre das beabsichtigt gewesen.
Die perfekte Tarnung, ging es Deniz durch den Kopf. Selbst das Gesicht des Mannes war kaum zu erkennen, weil es unter einem dichten schwarzen Vollbart versteckt war. Allein die leuchtend blauen Augen strahlten wie Scheinwerfer in der Nacht.
Es war schließlich Ratte, der das Schweigen brach: »Du hast Poldi getötet …«
»Und Christoph«, fügte Mike erschüttert hinzu.
Gelassen schüttelte die Gestalt den Kopf und blies eine Rauchwolke in die Luft. »Sie waren bereits tot.« Er deutete mit der Zigarette auf Christoph. »Das Blut.«
»Das Blut?«, fragte Mike ahnungslos.
Die Gestalt nickte und wiederholte: »Das Blut.«
»Was soll das heißen? A›Das Blut‹«, blaffte Mike ihn an.
Der Unbekannte kniff die Augen bedrohlich zusammen. »Koste niemals das Blut«, er ließ den Blick über die Gruppe schweifen, »der lebenden Toten.«
Ein Raunen ging durch die Gruppe.
»Ein lebender Toter?«, wiederholte Mike schockiert.
Die Gestalt nickte zustimmend. »Warum denkt ihr, sind eure Angriffe wirkungslos verpufft? Lebende Tote spüren keinen Schmerz. Ihr müsst das Gehirn zerstören. Nur dann können sie ihrem einzigen Impuls nicht folgen.«
»Ihr einziger Impuls?«, fragte Deniz. »Was ist das?«
»Euer saftiges Fleisch zu fressen.«
Verunsicherte Blicke wurden ausgetauscht.
»Dann sind das … das sind … Du willst sagen, das sind Zombies?«, stammelte Mike verunsichert.
Die Gestalt nickte bedeutungsschwanger.
Deniz’ Herz setzte für einen Schlag aus. Das hier war kein Prank, es gab keine versteckte Kamera, damit man auf YouTube über ihn lachen konnte. Das hier war die harte Realität, die ihn in den Arsch beißen wollte. Erst jetzt begriff er den Ernst der Situation und die schreckliche Gefahr, in der sie die ganze Zeit geschwebt hatten.
»Aber, wie kann das sein?«, fragte Mike. »Ich check das nicht.«
»Das brauchst du auch nicht«, erwiderte die Gestalt mit Blick auf die Hauptstraße. »Du musst nur laufen.«
Von einem schrillen Schrei alarmiert, schnellten die Anwesenden herum. Mitten auf der Hauptstraße kam eine heiße Blondine um die Vierzig aus der Richtung des Gemeindehauses auf sie zugelaufen. Ihr weißes Hemd hing in Fetzen an ihr herunter und die blanken, wohlgeformten Silikon-Brüste waren mit Blut verschmiert.
Eine Horde blutbesudelter Rentner-Zombies war ihr dicht auf den Fersen und holte schnell auf. Zu schnell. Einer der Rentner-Zombies bekam ihr Haar zu fassen und riss sie zurück. Binnen eines Augenblicks vergrub die Meute ihre Zähne im zarten Fleisch. Schreiend und bei vollem Bewusstsein musste die Blondine erleiden, dass einer der Zombies ihr mit bloßen Händen den Bauch aufriss und sich wie ein Maulwurf durch sie hindurch fraß.
Jetzt sah Deniz auch die Massen an Rentner-Zombies, die aus dem Gemeindehaus hinaus auf die Hauptstraße strömten. Einige von ihnen liefen in Richtung der roten Siedlung, andere liefen die Hauptstraße hinunter und wieder andere stürmten in die Kirche, in der gerade die Abendmesse abgehalten wurde.
»Uhaaaa«, fauchte ein klappriger Zombie in ihre Richtung und gab damit das Zeichen, dass die Jagd auf sie eröffnet war.
Angstschweiß brach Deniz aus allen Poren, seine Hände zitterten, das Herz schlug ihm bis zum Hals und es schnürte ihm die Luft ab. Jemand rief in der Ferne seinen Namen, aber es war ihm unmöglich, den Blick von den heranstürmenden Zombies abzuwenden. Wie angewurzelt stand er da.

Im Kindle-Shop: Fuck you Zombie.
Mehr über und von Erdal Ceylan auf seiner Website.



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25. Dezember 2018

'Alles wird gut ...: (Gesamtausgabe Band 1 bis 5)' von Heidi Dahlsen

Kindle (unlimited)
Diese Gesamtausgabe beinhaltet alle 5 Bände der Reihe „Alles wird gut …“.

Alle Bücher von Heidi Dahlsen und die Einzelausgaben der Buchreihe mit Lesenproben finden sich auf ihrer Autorenseite.

Inhalt:
„Alles wird gut …“
Wenn man nur vorher wüsste, welche Entscheidung die richtige oder wenigstens die günstigere wäre. Aber – wer weiß das schon? Christine, Oliver, Lydia und Jutta sind Mitte dreißig, als sie sich wiedertreffen. Als Schulfreunde waren sie einst unzertrennlich und hatten große Pläne für die Zukunft. Jetzt müssen sie jedoch feststellen, dass ihnen so manche Fehlentscheidung, die sie mit jugendlichem Leichtsinn selbstbewusst getroffen haben, das Leben ganz schön schwer macht. Jutta, die nach der überstürzten Trennung von ihrem Mann eigentlich erst einmal zur Ruhe kommen wollte, erlebt ein Gefühlschaos nach dem anderen. Olivers Eheglück wird nicht nur von seinem Schwiegervater bedroht – auch beruflich bahnt sich eine Katastrophe an. Lydia wird der Albtraum, den sie als junges Mädchen erlebte, wieder bewusst. Nur Christine führt ein harmonisches Leben – doch auch dieser Schein trügt.
Unter dem Motto "Gemeinsam haut uns nichts so schnell um" stehen sie sich wieder bei, um den Alltag leichter ertragen zu können.
Ein Trost bleibt, denn – alles wird gut … irgendwann.

„Ein Hauch Zufriedenheit“
Sind Sie zufrieden?
Jeder könnte glücklich leben, wenn es jene Mitmenschen nicht gäbe, die sich, statt um ihren eigenen Kram zu kümmern, leider viel zu oft ungebeten in alles Mögliche einmischen. Natürlich stets mit nur gut gemeinten Ratschlägen. Was sonst?
Eigentlich ist es doch gar nicht schwer, auch anderen einmal ein bisschen Glück zu gönnen, oder?
Mit einem Hauch Zufriedenheit geht es ziemlich turbulent zu.

„Gefühlslooping“
Diese Geschichte gibt einen Einblick in eine psychiatrische Klinik, in der die Patienten mit den Dämonen ihrer Vergangenheit abzurechnen sowie ihren kleinen Verrücktheiten umzugehen lernen.
Unter anderem wird diese Lebensgeschichte erzählt:
Was macht eine Mutter, wenn sie nach Hause kommt und diesen „Brief“ ihres Kindes vorfindet?
„Ich bin sterben! Such mich nicht! Dir wünsche ich noch ein sorgenfreies Leben.“
Nach dem ersten Schock versucht sie das unermessliche Gefühlschaos, das die Borderline-Störung bei ihrer Tochter anrichtet, zu ordnen. Es folgt ein jahrelanger, zäher Kampf, der bis zur geistigen und körperlichen Erschöpfung reicht. Am Ende kommt die Mutter zu der unbefriedigenden Erkenntnis, dass sie für ihre Tochter eigentlich nichts weiter tun kann, als selbst die Nerven zu behalten. Das ist jedoch fast unmöglich.
Gewürzt ist die Handlung mit einer Prise ganz normalen Wahnsinns, der so manches Mal nur mit etwas Humor zu ertragen ist.
„Gefühlslooping“ ist der 3. Band der Serie „Alles wird gut …“ und die direkte Fortsetzung von „Ein Hauch Zufriedenheit“. Der Leser begleitet Lydia während ihrer Psychotherapie.

„Hoffnungs~Schimmer“
Der Alltag mit seinen Höhen und Tiefen hält für Oliver, Christine, Lydia und Jutta weiterhin einige Überraschungen bereit.
Ihre Wünsche gehen in Erfüllung, so manches Mal jedoch ganz anders als erwartet. Sie tragen es dennoch mit Humor und sind sich sicher: wenn man ab und zu über seinen eigenen Schatten springt, kann man vieles erreichen. Immer noch handeln sie nach dem Motto: `Gemeinsam haut uns nichts so schnell um´ und stehen sich in allen Lebenslagen bei.

"Sinfonie der Herzen"
Wohl dem, der wahre Freunde hat, die immer zu ihm stehen und für ihn da sind.
Christine, Oliver, Lydia und Jutta haben erst beim zweiten Anlauf ihr Glück gefunden und auch nur, weil sich ihre langjährige Freundschaft bewährt hat.
Die negativen Einflüsse, denen sie jahrelang ausgesetzt waren, konnten sie unterdessen gemeinsam überwinden. Die Hoffnung auf Zufriedenheit sowie ein glückliches Familienleben gaben sie nie auf, standen sich mit Rat und Tat zur Seite und haben nun ihre Ziele erreicht.
Nach dem Chaos der Vergangenheit hat das Schicksal eine ganz besondere Melodie für sie komponiert ~ die Sinfonie der Herzen.

Im Kindle-Shop: Alles wird gut ...: (Gesamtausgabe Band 1 bis 5).
Mehr über und von Heidi Dahlsen auf ihrer Website.

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21. Dezember 2018

'Seelenfeuer: Zwischen Schmerz und Vergebung' von Stephanie Pinkowsky

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Die Schauspielerin Helene und ihre erwachsene Tochter Katja haben sich von der Last ihrer Schuld befreit und führen eine heimliche Beziehung.

Ein neues Filmangebot, in dem sie ein Liebespaar darstellen sollen, verändert alles. Der Reiz der offenen Täuschung wird zum gefährlichen Spiel. Denn es gibt Menschen, die um das dunkle Geheimnis ihrer verbotenen Liebe wissen.

Bei den Dreharbeiten treffen die beiden Frauen auf ein Mädchen, dessen Augen so smaragdgrün leuchten wie Katjas. Ist es Zufall, oder steckt mehr hinter Maries Anwesenheit? Auf der Filmpremiere kommt es schließlich zum Eklat.

Bewegend, spannend und einfühlsam erzählt Stephanie Pinkowsky die Geschichte einer ebenso bedingungslosen wie verbotenen Liebe. Ein Tabuthema, das lange nachklingt.

Leseprobe:
Am Abend saßen sie in einem kleinen, gemütlichen Restaurant am Yachthafen. Katja bestellte sich Nudeln mit Scampis und Parmesan, Helene wählte eine Folienkartoffel mit Salat und Räucherlachs. Dazu tranken sie einen leichten Weißwein. Sie blickten auf beeindruckende Yachten im seichten Wasser, die Abendsonne warf ihren rötlichen Schimmer auf das Meer.
Nach dem Essen gingen sie noch ein Stück auf der Promenade spazieren, beide in ihre Gedanken versunken. Schließlich ergriff Helene die Hand ihrer Geliebten; mitten in der Öffentlichkeit. Sie spürte Katjas fragenden Blick sowie den Impuls, ihr die Hand zu entziehen, doch sie hielt sie fest.
„Du riskierst zu viel für mich.“ Ihre Tochter senkte die Stimme. „Du weißt doch am besten, dass die Paparazzi überall lauern können! Auch im Ausland…“
„Ich werde doch wohl deine Hand halten dürfen!“, entgegnete Helene. „Ich glaube nicht, dass das eine große Schlagzeile wäre.“
Katja entspannte sich wieder und drückte die Hand ihrer Geliebten fester. So schlenderten sie eine Weile weiter. Sie bemerkten ein paar überaus neugierige Blicke, die zwangsläufig folgten, wenn zwei Frauen sich bei der Hand hielten. Allerdings war kein Blick des Erkennens darunter, dafür hatte Helene im Laufe ihrer Karriere ein besonders sensibles Gespür entwickelt. Auf einem kleinen hölzernen Bootssteg ließen sie sich nieder. Helene zog ihre Schuhe aus und tauchte ihre Beine ins erfrischende, kühle Nass. Katja tat es ihr gleich.
„Wann geht dein Flug nach Paris?“
„Freitagnachmittag.“ Katja seufzte traurig. „Wann genau hat Todesblüte Premiere?“
„Am elften November.“
Helene schluckte. Sie zögerte und griff wieder nach der Hand ihrer Tochter. „Ich weiß nicht, wie ich das so lange ohne dich aushalten soll.“
„Ich auch nicht.“ Katja lehnte ihren Kopf an Helenes Schulter. Ehe sie sich versah, hatte diese ihr Gesicht in beide Hände genommen und sie zärtlich geküsst. Es war kein leidenschaftlicher Kuss gewesen, aber dennoch auf den Mund. Beide zuckten erschrocken zurück. Helenes Herz begann wie wild in ihrer Brust zu hämmern, ihr Atem stockte. Wie konnte sie nur dermaßen die Beherrschung verlieren? Lag es an der rosafarbenen Wolke, auf der sie beide schwebten, seit sie beschlossen, nicht mehr gegen ihre Liebe anzukämpfen? Oder lag es am zweiten Glas Weißwein? Suchend blickte die Schauspielerin sich in alle Richtungen um und hoffte, dabei nicht allzu hektisch zu wirken.
„Tut mir leid…“, keuchte sie fassungslos. „Das hätte mir nicht passieren dürfen!“
„Es ist alles gut“, Katja nahm ihre Geliebte beruhigend in den Arm. „Hier ist niemand, ganz sicher. Wir sind allein.“
Doch auch Katja warf einen vorsichtigen Blick über die Schulter. Ein merkwürdiges Gefühl ergriff von ihr Besitz, doch das wollte sie Helene lieber nicht spüren lassen.

Im Kindle-Shop: Seelenfeuer: Zwischen Schmerz und Vergebung.
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20. Dezember 2018

'Herz schlägt Krieg' von Jörg Krämer

Kindle | Tolino | Taschenbuch
Das zwanzigste Jahrhundert. Zwei Weltkriege erschüttern Europa.

Hilde Niggetiet, 1910 geboren, erzählt in ihrer Biografie von dem Versuch, in den Wirren der Kriege ein normales Familienleben zu führen.

Bombenangriffen, Kinderlandverschickung und persönlicher Schicksalsschläge zum Trotz lässt sie sich nie entmutigen. Als sie aber gegen den Willen ihrer Familie mit ihrem Geliebten Erwin durchbrennt, scheint für sie die Chance auf ein glückliches Familienleben endgültig gescheitert.

Leseprobe:
Hamstern
Dann kam die Lebensmittelknappheit. Nur das Allernötigste gab es zu essen. Es begann die Hungersnot. Das war das Schlimmste für meinen Bruder Erich. Er brauchte viel Fett. Aber Not macht erfinderisch. Heini war ja auch wieder zu Hause. »Wir zwei gehen einfach hamstern.« »Aber wir haben doch nichts zum Tauschen.« Zuerst fuhren wir nach Brühl, von da aus mit der Kleinbahn über Land. Das war gar nicht so einfach. Die Züge hatten meistens Verspätung. Da saßen wir bis zum nächsten Morgen in den Wartesälen, den Kopf auf den Tisch, die Tasche zwischen die Beine geklemmt, damit man uns ja nichts wegnahm. Denn hin und wieder duselte man schon ein bisschen ein. Ich hatte mir zwei hübsche Pullover gestrickt, die bot ich den Leuten an. Dafür bekam ich ein paar Bunde Tabak. Ich war glücklich. Das merkten die Leute und gaben uns auch noch zu essen. Nichts Besonderes, aber ich hatte mal wieder etwas Warmes im Bauch. Es hatten noch mehrere Leute Spaß an den Pullovern, also konnte ich immer wiederkommen. Aber woher jetzt die Wolle nehmen? Das war mein einziger Gedanke unterwegs. Heini schlief im Zug wie ein Bär. Für ihn war die Zeit immer schnell um.
Zu Hause herrschte ein Durcheinander, als wären wir monatelang weggewesen. Edith war die Schlimmste. Sie verstand es noch nicht, dass ich alleine wegfuhr. Papa hatte schon Tüten geklebt. Jetzt wurde der Tabak geschnitten und über den Daumen gepeilt zu fünfzig Gramm in die Tüten gefüllt. Am nächsten Morgen fuhren wir dann nach Ostfriesland. Auf Rauchwaren waren die Männer da ganz verrückt. Das hatte man uns erzählt. Ach, waren wir glücklich. Wir hatten ein paar Pfund Speck, Mehl, Butter und ein paar Eier bekommen, aber mussten abends um neun Uhr noch zwölf Kilometer laufen. Als wir zu Hause ankamen, waren wir völlig geschafft. Aber die Freude, dass wir so viel für den Tabak bekommen hatten, ließ uns all die Strapazen vergessen. Ich dachte nur noch an Erich: Der sollte doch gesund werden. Ach, und unsere Lisbeth, sie konnte es gar nicht glauben. Edith brauchte auch kein trockenes Brot mehr zu essen, wenn überhaupt was da war. Aber allzu lange reichten die Sachen nicht. Da hörten wir, dass man in Gronau Spulen mit Baumwolle hamstern konnte. Aber was sollen wir jetzt verhamstern? Ich hatte von Edith und Dötken noch ein paar schöne gestrickte Röckchen, Pullover und selbstgestrickte Schlüpfer und Strümpfe. Alles, was Edith zu klein war, packte ich ein, und Heini und ich fuhren los. Aber es war gar nicht so einfach. Die Leute hatten die Spulen aus der Fabrik geschmuggelt. Sie waren erst misstrauisch. »Werden Sie uns auch nicht verraten? Wir würden bestraft und verlören unseren Arbeitsplatz.« »Um Gottes Willen«, sage ich, und erzählte den Leuten, dass mein Bruder Erich schon acht Jahre krank war. Da rückten sie damit raus. Ich war so glücklich! Jetzt konnte ich schnell wieder Pullover stricken. Die wurden wir spielend los. Hatten wir ein Glück! Keine Polizei, die uns kontrollierte. Denn sicher waren wir erst, wenn wir die Haustür hinter uns schlossen. Jetzt wollte Erich auch helfen. Wir mussten immer das Garn von drei, vier Spulen zusammenwickeln, sonst wäre es viel zu dünn. Die Männer übernahmen diese Arbeit, und ich hielt mich ans Stricken und Häkeln. Wenn dann wieder ein Stück fertig war, hätte ich es am liebsten für mich behalten. Es hing viel Arbeit daran, und oft waren die Pullover ein Gedicht. Aber der Vorrat ging zur Neige. Wenn nur nicht die Fahrt so lang gewesen wäre! Die Angst bei der Kontrolle saß einem immer im Nacken. Und die Züge waren so überfüllt. Man war oft froh, dass man wenigstens im Stehen mitfahren konnte. Viele, viele Menschen blieben zurück. Das ist uns nie passiert.
Heini schubste mich einfach rein und schlug mir die Tür in den Nacken. Oft war ich blitzblau. Er setzte sich auf die Puffer. Aber das dauerte meistens nur eine Station weit. Dann riss er die Tür auf und quetschte sich rein. War das ein Geschimpfe! Dass sich die Männer nicht prügelten, war ein Wunder. Die Hauptsache war, dass er nicht wie die anderen draußen auf dem Trittbrett stehen musste. Er ließ die Leute ruhig schimpfen, als ginge ihn die ganze Sache gar nichts an. Als wir am Ziel ankamen, sagte ich: »Du bist wohl doof. Der ganze Rücken tut mir weh.« »Ach, mein Schwesterchen, das heilt wieder. Die Hauptsache: Wir haben es wieder einmal geschafft.« So ging das eine ganze Zeit. Aber die Bauern wurden immer anspruchsvoller. Die Leute aus dem Ruhrgebiet schleppten alles, was sie nur erübrigen konnten, weg – nur für ein paar Lebensmittel. Wir kamen nie mit leeren Händen nach Hause. Oft war eine Eiseskälte. Heini legte mir dann eine Wolldecke um, wo nur meine Augen rausschauten. Er hatte ein sehr gutes Herz. Wir schliefen meistens im leeren Schweinestall. Da war es schön warm. Es stank zwar noch ein bisschen, aber daran hatten wir uns längst gewöhnt. Oft konnten wir aber auf einem Sofa und Heini auf einer alten Pritsche schlafen. Es fehlte uns nicht an guten Leuten.
Einmal fuhren Frau Rössler, Frau Bloom und ich. Wir hatten jeder zwei Bunde Tabak. Das war nicht viel. Aber geschnitten gab es so manches Päckchen. Nun hieß es: Wo schlafen wir? Der Wartesaal war proppenvoll. Da gingen wir zu den Nonnen. Wir bekamen ein richtiges Zimmer mit einem Bett, einem kleinen Tisch und zwei Stühlen. Sie brachten für jeden einen Teller Suppe und eine Scheibe Brot. Wir waren sehr dankbar. Als die Nonne gegangen war, fragte ich: »Sollen wir vielleicht alle drei in diesem kleinen Bett schlafen? »Auf alle Fälle besser als nichts.«
Wir krochen ganz dicht zusammen. Es war schön mollig. Wenn sich einer umdrehte, mussten es alle. Es ging beim besten Willen nicht anders. Ich krabbelte aus der Mitte heraus, nahm ein Kissen und schlief auf der Erde. So traurig es auch war, aber wenn wir uns später trafen, amüsierten wir uns köstlich. Als wir zu Hause ankamen, waren wieder alle glücklich. Heini sagte: »Das nächste Mal fahre ich wieder mit.«
Das Reden überließ er mir. Für zwei Bunde lohnte sich die Fahrt nicht. Gesagt, getan. Wir warteten noch eine Woche. Heini und Erwin mussten erst noch Wolle holen. Sie hatten unheimlich viel ergattert. Heini hatte die meisten Spulen am Körper versteckt. »Erwin, was denkst du, wie sich unsere Hilde freut?«
Aber sie haben ihn geschnappt. Er sollte sagen, woher er die Wolle habe. Daraufhin antwortete er immer wieder, es hätten ihm zwei Männer unterwegs die Spulen angeboten. Das nahm man ihm nicht ab, daher wurde er eingesperrt. Die Beamten verhörten ihn die halbe Nacht. Immer dieselbe Antwort. »Ich hätte die Leute nicht verraten, selbst wenn sie mich verprügelt hätten.«
Als Erwin alleine nach Hause kam, war Omi außer sich. »Wenn sie ihm nur nichts tun!« »Beruhige dich doch. Du wirst sehen, spätestens morgen Abend ist er wieder hier. Natürlich ohne Wolle, versteht sich.« »Das macht nichts, Erwin. Die Hauptsache: Man tut ihm nichts zuleide.« So war es dann auch. Am nächsten Abend trudelte er ein. Waren wir froh! »Mensch, Hilde, ich hatte mich so auf dein Gesicht gefreut. Aber ich konnte die Leute doch nicht verraten. Die haben mich hin- und hergeschubst! Ich hätte sie am liebsten irgendwohin getreten. Aber ich war froh, dass sie mich laufen ließen. Es hätte ja schlimmer kommen können.«
Immer wenn Erwin und Heini fuhren, hatten sie Pech. Da nahm ich wieder das Zepter in die Hand. Es war ja ganz schön anstrengend. Morgens um drei Uhr fuhr der Zug schon von Langendreer. Wir mussten jetzt sogar Zulassungskarten haben. Wir bekamen aber keine mehr.
Heini sagt: »So ein Mist!« Als wir auf dem Bahnhof ankamen, wimmelte es von Polente. »Hilde, steig ein!«, und weg war mein Bruderherz. Wir fuhren an dem Tag nach Oldenburg. Ich rannte durchs Abteil und schrie: »Heini! Heini!« Da fasste mich einer der Beamten am Arm: »Was ist denn los?« »Ich habe meinen Bruder verloren. Ich habe keine Fahrkarte und keinen Pfennig Geld.« »Zeigen Sie uns wenigstens Ihre Zulassung.« »Das ist es ja eben, die hat er auch.« Ich war so aufgeregt. Da nahmen sie mir den Schwindel ab.
Die Fahrt wollte kein Ende nehmen. Ich dachte: Wenn er jetzt nicht angekommen ist, was machst du nur? Aber als der Zug in Oldenburg hielt, stieg mein Bruder seelenruhig aus seinem Abteil und lachte. Ich wurde richtig böse. »Hilde, es ging nicht anders.«
Dieses Mal klappte aber alles vorzüglich. Wir konnten noch am selben Abend zurückfahren. Erichs Augen strahlten immer, wenn wir glücklich zu Hause waren. Er drückte uns. »Das kann ich nie gutmachen!« »Ach, mein Junge, es ist ja nicht nur für dich, es ist für uns alle.«
Einmal nahm ich meine Edithmaus mit. Sie wollte es unbedingt. »Mein Schatz, du darfst aber keine Angst haben. Versprichst du mir das?«
»Ganz bestimmt nicht, Mutti.« Bis Gronau war es ja nicht weit. »Am besten, wir nehmen deinen Tornister mit, dann fallen wir nicht auf.«
Am nächsten Tag ging es los. In Nordhorn stiegen wir aus. Edith machte es Spaß. Die Leute kannten uns ja schon. Aber als wir wieder zum Bahnhof kamen und sie die Polizei sah, bekam sie Angst. Ich beruhigte sie: »Kind, stell dich zu den Schulkindern, dann merken sie nichts. Du brauchst bestimmt keine Angst zu haben, ich bleibe ganz in deiner Nähe. Du bist doch nicht feige.« »Aber wenn sie uns einsperren!«
»Ach, doch keine Kinder und Frauen. Nun geh schon, sonst wird die Polizei etwas merken.« Aber die verschwand schon wieder. »Siehst du, mein Liebling, es ist alles halb so schlimm.«
Sie zitterte am ganzen Körper. »Mutti, ich fahre nie wieder mit.«
»Nein, mein Schatz, das ist auch nur was für Erwachsene.«

Im Kindle-Shop: Herz schlägt Krieg.
Für Tolino: Buch bei Thalia
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19. Dezember 2018

'Seelenscherben: Thriller' von Siegfried Langer

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Ein Vater, der große Schuld auf sich lädt.
Eine Mutter, die alles tun würde, um ihren Sohn zurückzubekommen.
Ein Junge, der tot in einer Berliner Wohnung liegt.
Eine Frau, deren Erinnerungen sie betrügen.

Kommissar Manthey sucht nach den Zusammenhängen. Er will ein Kind retten – um jeden Preis. Und stößt auf einen Abgrund aus Verzweiflung und Wahn.

(Neuauflage des Romans 'Vater, Mutter, Tod', ursprünglich erschienen im Ullstein-Verlag.)

Leseprobe:
Die Frau hatte große Angst davor, in die Wohnung zurückzukehren.
Vom U-Bahnhof bis zur Haustür verblieb ihr genau soviel Zeit, wie sie benötigte, um eine Zigarette zu rauchen. Vor dem Haus angekommen, steckte sie sich die zweite an; sie wollte den Augenblick möglichst lange hinauszögern. Unruhig trat sie auf der Stelle.
Ihr Blick fiel auf ihren Oberarm. Obwohl der beginnende Sommer ihre Haut bereits sanft bräunte, traten dort - unterhalb des weißen T-Shirt-Ärmels - deutlich Spuren hervor. Spuren, die eine stark zudrückende Hand hinterlassen hatte.
Sie ahnte, dass er oben in der Küche saß. Und mit jeder Sekunde, die der Zeiger der Küchenuhr weiterwanderte, wurde die Wut des Mannes größer. Er hatte ihr ausdrücklich befohlen, umgehend wieder zurück zu kommen.
Je länger sie sich Zeit ließ, desto schlimmer würde es werden. Die Konfrontation weiter vor sich herzuschieben, ergab keinen Sinn. Also zog sie ein letztes Mal intensiv an ihrer Zigarette, gerade so, als könne sie Tatkraft und Mut inhalieren.
Dann warf sie den halb zu Ende gerauchten Glimmstengel zu Boden. Ohne die Glut ausgetreten zu haben, drehte sie sich zum Eingang.
In der fleckigen Glasscheibe der Haustür spiegelte sich ihr schulterlanges, blondiertes Haar. Leicht zitternd fischte sie ihren Schlüsselbund aus der Handtasche. Er glitt ihr aus den Fingern und landete leise scheppernd auf dem Gitter, auf dem sich Mieter und Besucher ihre Schuhe abstreifen sollten. Zum Glück rutschte er nicht durch.
Sie bückte sich, hob den Schlüsselbund auf und öffnete die Tür. Zu ihrer Erleichterung streckte ihr die neugierige Alte aus dem Hochparterre heute nicht den Kopf entgegen. Ihr Geschwätz hätte ihr gerade noch gefehlt. Mit dem Fahrstuhl fuhr sie hinauf in den achten Stock.
Als die Aufzugtür zur Seite glitt, dröhnten ihr laute Hip-Hop-Klänge entgegen. An anderen Tagen hämmerte sie wütend an die Wohnungstür der Stereoanlagen-Besitzer. Heute nicht. Sie beachtete weder den Lärm noch die Graffitis an den Wänden des Flurs.
Hinter der eigenen Tür schien Ruhe zu herrschen. Sie erinnerte sich daran, dass er einmal direkt nach dem Eintreten auf sie gelauert hatte. Er hatte sie grob hineingezogen und ihr ohne Vorwarnung die Rückseite seiner Hand über die Wange gezogen. Sie war gegen die Garderobe geprallt und hatte sich Schürfwunden und Prellungen zugezogen. Ein Garderobenhaken hatte eine blutende Wunde verursacht – nur einen Fingerbreit neben dem Auge. Ihrem Hausarzt hatte sie erzählt, sie sei gestolpert.
Sie nahm sich ein Herz und versuchte, die Tür zu öffnen. Erst beim dritten Anlauf fand der Schlüssel sein Ziel.
Vorsichtig trat sie ein. Der Hip-Hop-Beat überlagerte alles. Unmöglich, Geräusche aus den eigenen vier Wänden wahrzunehmen. Sie sah sich um, entdeckte ihn aber nicht.
Ob er schon schlafen gegangen war? Wenn er morgens aufwachte, war er meistens friedfertiger.
Und wenn sie ganz großes Glück hatte, dann waren für ihn die Ereignisse des Vorabends bereits in einem seligmachenden Nebel verschwunden.
Die Luft war rauchgeschwängert und ließ ihre Augen blinzeln. Zu den dröhnenden Klängen von nebenan gesellte sich der Geruch von Bier und Hochprozentigem. Die Atmosphäre in der Wohnung konnte sich mit der jeder Neuköllner Eckkneipe messen.
In Richtung der Wohnküche wurden die Schwaden dichter.
Die Frau glaubte nicht mehr daran, dass er bereits im Bett lag.
Sie hängte den Schlüsselbund an ein Bord und ihre Handtasche an die Garderobe.
Dann gab sie ihr Bestes, sich Selbstsicherheit einzureden und trat in den Türrahmen.
Ganz ruhig saß er da, der Mann, auf einem Stuhl am Esstisch. Vor ihm standen vier leere Flaschen Pilsator und eine angefangene. Eine zerknüllte Packung Marlboro und drei ausgetrunkene Fläschchen Kräuterschnaps lagen daneben, auf einem Schneidebrett ein Brot, dazu ein Brotmesser.
Der Blick des Mannes war auf die eintretende Frau gerichtet, genauso wie der Blick des Jungen, der neben ihm saß.
Der Junge hielt einen Esslöffel in der Hand, sein Teller Cornflakes war beinahe leergegessen. Am Tellerrand, zwischen einem Tetrapak Milch und dem angebrochenen Cornflakes-Karton, hielt eine handgroße, mit einer Harpune bewaffnete SpongeBob-Figur Wache.
Die Augen des Jungen wurden größer; der Löffel rutschte ihm aus den Fingern und landete klappernd im Teller. Der Junge wollte aufstehen, aber die kräftige Pranke des Mannes drückte ihn zurück auf den Küchenstuhl.
Einen weiteren Versuch unternahm der Junge nicht. Er setzte zum Sprechen an, doch die strengen und gleichzeitig glasigen Augen des Mannes unterbanden auch dies.
„Ich bin zurück“, sagte die Frau überflüssigerweise.
Der Mann sah an ihr hinauf und dann nach oben über den Türrahmen.
Der Frau war klar, dass dort die Zeiger der Küchenuhr dem Mann unbarmherzig Munition lieferten.
„Es ist später geworden als geplant, aber ...“
Der Mann unterbrach sie rüde.
„Es is' später geworden, ja.“
„Ich habe dort noch ...“
Die Frau hielt mitten im Satz inne, obwohl der Mann jetzt sanft und leise und überraschend deutlich sprach: „Was habe ich dir gesagt, als du losgegangen bist?“

Im Kindle-Shop: Seelenscherben: Thriller.
Mehr über und von Siegfried Langer auf seiner Website.

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18. Dezember 2018

'Eibe und das Buch der Schatten' von Liliana Wildling

Kindle Edition | Tolino | Taschenbuch
Eibe ist sechzehn. Quirlig, naiv und ... eine Hexe.

Als ihr Meister Magnus einen weiteren Lehrling aufnimmt, wird Eibes bisheriges Leben völlig aus der Bahn geworfen. Was hat es mit diesem seltsamen jungen Mann auf sich? Und was ist das für ein ungewöhnliches Tier, das urplötzlich in einem ihrer Experimente auftaucht? Welche Verbindung besteht zu dem legendären Buch der Hexen?

Zusammen mit ihren Freunden kommt sie einem düsteren Geheimnis auf die Spur und sieht sich grausamen, dämonischen Wesen gegenüber, die ihr nach dem Leben trachten.

Leseprobe:
Prolog
Als Magnus das kleine Mädchen mit den violetten Augen zum ersten Mal sah, befand er sich auf dem Weg zu einer Ratssitzung. Das spiegelartige Portal, das den Meister in den Tempel bringen sollte, setzte ihn versehentlich unweit seines Ziels neben einer selten benutzten Straße zwischen den Bäumen ab. Der silberne Ring implodierte, ehe der Gestrandete zurückgehen konnte. Den restlichen Weg zu Fuß zu bestreiten, war die einzig vernünftige Option.
Nach wenigen Schritten erschien das Kind mit den außergewöhnlichen Augen in seinem Sichtfeld. Das Mädchen zitterte vor Kälte, war durchnässt bis auf die Haut. Der Mann schätzte das Alter der kleinen Gestalt auf höchstens sechs Jahre und wunderte sich, warum sie alleine mitten auf der Straße im strömenden Regen saß, bis er ihrem Blick folgte. Sie starrte auf die verkohlten Trümmer eines Unfallautos. Der Kleinwagen hatte offenbar eine Kurve zu schnell genommen, war von der Fahrbahn gerutscht und mit einem massiven Felsen kollidiert. Das Wrack zeigte Brandspuren und die beiden Insassen waren bereits zur Unkenntlichkeit verbrannt. Das Mädchen wiegte seinen Oberkörper vor und zurück und wiederholte unablässig einen nicht melodischen Gesang, der sich schlimmer als die Töne einer singenden Säge in sein Gehör bohrte. Trotz des Wissens, dass er sich als Magier in den Lauf des Schicksals von Menschen nicht einmischen durfte, streckte er seine Hand aus.
»Wie heißt du?«, fragte er das verstörte Mädchen.
Es sah ihn nicht an, sondern in ihn hinein. Blickte direkt in seine Seele und flüsterte:
»Ei ben ei hun.« (Ich bin allein).
Magnus konnte weder wissen, warum das Kind die alte Sprache benutzte, die heute niemand mehr sprach, noch, was es mit dem violetten Schein in den Augen auf sich hatte. Er wusste nur, dass dieses Kind Hilfe brauchte. Von Zweifeln und Unsicherheit geplagt, setzte er seinen Weg fort. Ein Kind im Arm, dessen Namen er nicht kannte.

Zauber mit seltsamen Folgen
Eibe konzentrierte sich völlig auf die Zubereitung der Suppe, als ihr plötzlich ein übler Geruch in die Nase drang.
»Verflixt und zugenäht!« Sie ließ den Kochlöffel in die Suppe platschen und stürmte nach unten. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, musste sie auf ihre Füße achten, um nicht zu stolpern. So übersah sie Angelus, der ihr schwungvoll um die Ecke entgegenkam. Sie krachten mit unverminderter Geschwindigkeit halb ineinander und landeten durch die entstehende Drehbewegung in jeweils verschiedenen Ecken des Flurs. Angelus rieb sich den schmerzenden Hinterkopf und bedachte Eibe mit einem bitterbösen Blick.
»Was zum Teufel …«, begann er, aber Eibe rappelte sich auf, rannte weiter. »… hast du denn jetzt wieder angestellt?«, beendete Angelus den Satz und folgte der jungen Hexe.
Eibe flitzte den Flur entlang, riss die Tür auf und durchquerte rasch den halbdunklen Raum. An der hinteren Kellerwand befand sich die Quelle der Miefwolke, die durch das Haus zog: Der Deckel des Gärfasses mit dem Brennesselsud hatte sich selbstständig gemacht. Hektisch kramte sie in der Schublade der Werkbank und fand schließlich passende Schrauben.
»Na warte, dir zeig ich‘s!«, presste sie zwischen fest zusammengebissenen Zähnen hervor und zückte den Akkuschrauber. Sie drückte den Deckel des kleinen Holzfasses wieder an Ort und Stelle, bohrte links und rechts der Halterung eine Schraube hinein und seufzte geräuschvoll. Eibe begutachtete ihr Werk und verzog verdrießlich das Gesicht. Dann fixierte sie den Deckel mit vier weiteren Schrauben. Als das Gärfass wieder dicht war, nahm sie den Entlüftungsschlauch unter die Lupe und entdeckte die Ursache für das Malheur. Jemand hatte unbedacht eine schwere Kiste mit Äpfeln auf den Schlauch gestellt, der durch ein Fenster ins Freie führte. Die junge Hexe wuchtete die Kiste ein wenig zur Seite, um den Schlauch wieder durchgängig zu machen. Die austretenden Gase konnten nun ungehindert nach draußen strömen.
Angelus steckte vorsichtig den Kopf zur Tür herein.
»Kann ich reinkommen oder fliegt mir demnächst wieder was um die Ohren?«, fragte der muskulöse Krieger mit den harten Gesichtszügen zögerlich, runzelte die Stirn, und fügte hinzu: »Ich will nicht wieder wochenlang mit blauer Haut herumlaufen müssen.«
»Nur, weil mir bei der Herstellung des Eukalyptusextraktes ein klitzekleiner Fehler unterlaufen ist, heißt das noch lange nicht, dass meine Versuche in regelmäßigen Abständen explodieren. Das war ein Ausrutscher. Ein einmaliger. Also … hoffentlich.«

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Für Tolino: Buch bei Thalia
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'Harmonie zur Weihnachtszeit' von Heidi Dahlsen

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Sobald das Weihnachtsfest zur Pflichtveranstaltung wird, ist der Familienfrieden schnell gestört. Mit etwas Fantasie und Einfallsreichtum kann jeder das Beste für sich und seine Lieben daraus machen, sodass sogar die Schwiegermutter strahlt und die pubertierenden Kinder die Feiertage auf einmal gar nicht mehr so ätzend finden ...

"Harmonie zur Weihnachtszeit" enthält Geschichten rund ums beliebteste Fest des Jahres.

Leseprobe:
Aus: Zauber der Weihnacht

War das schön, als unsere Zwillinge Hannes und Cathleen noch klein waren. Bereits im Herbst machten sie sich Gedanken, was sie sich vom Weihnachtsmann alles wünschen wollen. Beim Schmücken für die Adventszeit halfen sie fleißig und übten unermüdlich Weihnachtslieder sowie Gedichte ein.
Um die Spannung am Heiligabend etwas zu erhöhen ging Papa mit ihnen eine Runde im Wohngebiet spazieren, denn sie hofften, den Weihnachtsmann zu finden.
Später standen sie am Fenster und drückten sich die Nasen platt.
Sie konnten es gar nicht erwarten, dass wir endlich die Kaffeetafel abräumten, damit auf dem Tisch Platz wurde, um die Geschenke auszupacken.
War das schön, als beide noch vor einigen Jahren am Krippenspiel teilnahmen. Sie waren so aufgeregt, dass sie sich den Text kaum merken konnten.
Hach, war das schön …

Meine Gedanken schweifen ab, denn wenn ich an das bevorstehende Weihnachtsfest denke, überkommt mich das Grauen.
Die Zwillinge sind unterdessen 15 Jahre alt. Gespräche zwischen uns sind kaum noch möglich, auch, weil beide ständig mit Kopfhörern in den Ohren rumlaufen. Das ist zwar eine geräuschlose Alternative zu der bisherigen lautstarken Musik, die aus ihren Zimmern dröhnt … jedoch unterstützt das unsere Kommunikation nicht.
Früher sprach ich sie an, wenn ich etwas von ihnen wollte … jetzt muss ich sie antippen. Sie zeigen mir deutlich, was sie von der Störung halten und fragen genervt: „Was issn???“
Als ich zum ersten Advent im Haus weihnachtlich dekorieren wollte, hörte ich sie murren: „So ein Kitsch! Muss das sein?“
„Wenigstens ein bisschen“, meinte ich und seufzte.

Am 23.12. reiste meine Schwiegermutter bereits nachmittags an. Die Zwillinge verkrümelten sich beizeiten zu ihren Freunden und wollten dort übernachten.
Oma war noch nicht richtig zur Tür rein und schon maßlos enttäuscht, hatte sie sich doch so sehr auf ihre beiden Enkelchen gefreut.
Sie schwärmte: „Hach, wie freue ich mich auf die leuchtenden Augen der Kinder wenn morgen der Weihnachtsmann kommt.“
Hans-Peter, mein Mann, schaute sie irritiert an und sagte: „Also, der Weihnachtsmann wird nicht persönlich kommen. Und die Augen deiner Enkel leuchten nur noch, wenn auf dem Geldscheinchen hinter der Eins mindestens zwei Nullen stehen.“
„Das kann ich nicht glauben“, erwiderte Oma. „Ich habe für beide einen warmen Schal gestrickt, den können sie gut gebrauchen. Die laufen doch den ganzen Winter viel zu luftig rum und ihr wundert euch, dass sie andauernd krank sind.“
„Hch mm mm“, hüstelte Hans-Peter, um nicht laut loszulachen.
„Was ist?“, fragte Oma.
„Sicher freuen sie sich über einen warmen Schal“, beschwichtigte ich sie und blitzte ihn warnend an.
Noch schnell packte ich das letzte Geschenk für Cathleen ein. Sie ging mir schon lange auf die Nerven mit diesem Wunsch. Eigentlich stößt es mich ab, wenn ich andere Kinder damit sehe, aber, na ja … es ist ja nur einmal Weihnachten im Jahr.
Oma schaute sich die Jeans an und fragte verwundert: „Warum schenkst du ihr eine kaputte Hose?“
„Man muss mit der Zeit gehen. Das ist heute modern. Alle laufen so rum.“
„Ich weiß“, antwortete sie. „Jedes Mal, wenn ich Menschen damit sehe, denke ich, die hätten einen Lumpensack durchwühlt. Also meine Kinder hätte ich so niemals rumlaufen lassen. Was hätten denn da die Leute gesagt?!“
„Stimmt´s Schatz“, antwortete Hans-Peter und zog mich tröstend in seinen Arm. „Uns ist das egal.“
Dankbar schaute ich ihn an. Das liebte ich an ihm. Er nahm mich immer in Schutz, vor allem gegenüber seiner Mutter.
Sie schaute unter den Weihnachtsbaum und ließ ihren Blick schweifen. „Habt ihr mir wieder so einen Präsentkorb zusammengestellt? Die Salami vergangenes Jahr war so hart, dass mir ein Zahn weggebrochen ist. Ihr wisst wohl nicht, wie teuer Zähne sind?“
Hans-Peter hob seine Augenbrauen. „Eigentlich war alles ganz frisch. Wann hast du die gegessen? Sicher erst Ostern? Wen wundert es dann?“
Sie holte ihre Päckchen für die Kinder, um sie unter den Baum zu legen. Aus beiden Tüten schaute etwas Plüschiges heraus.
„Was ist das?“, fragte Hans-Peter erstaunt.
„Das sind keine Schmusetiere“, antwortete sie. „Ich weiß doch, dass die Kinder dazu zu alt sind. Nein, die Dinger gab es bei unserem Discounter auf Marken. Genau wie früher …“ Sie lächelte verträumt. „Das sind lustige Figuren.“ Sie zog diese heraus und hielt sie uns entgegen.
„Ein Brokkoli und ein Pilz???!!! Wen willst du dafür begeistern?“, fragte ich erstaunt.
„Na Cathleen ist doch Vegetarier und Hannes mag Pilze, oder etwa nicht mehr?“
„Doch, doch“, meinte Hans-Peter, schlug sich auf die Schenkel und prustete los. „Nun können sie sogar vegan kuscheln. Hach, ist das modern. Aber ausgerechnet Gemüse?! Gab es kein Obst?“
„Schon, aber bevor ich meine Markenheftchen voll hatte, waren nur noch diese beiden zur Auswahl. Ich brauche ja nicht viel, da hat es etwas länger gedauert, als bei Leuten, die Großeinkäufe tätigen.“ Sie ist eine Meisterin des Themenwechsels. Sowie ein Gespräch ihrer Meinung nach unangenehm werden könnte, spricht sie schnell etwas anderes an. Deshalb fragte sie nun: „Was gibt es als Weihnachtsmenü?“ Bevor ich Luft holen konnte, um zu antworten, zählte sie im gleichen Atemzug auf, „also bei Annegret gab es voriges Jahr ein Fünf-Gänge-Menü, mit gefüllter Gans und selbstgemachten Klößen und eine klare Brühe vorneweg, die schmeckte wunderbar und Tiramisu zum Nachtisch und lauter Köstlichkeiten, von denen ich hier bei euch … na ja ...“ Sie schaute sich suchend in der Küche um … und dann mich erwartungsvoll an.
„Möhrensuppe“, antwortete Hans-Peter und lachte sich ins Fäustchen.
Oma riss die Augen auf. „Das ist nicht euer Ernst, oder? Na ja, wundern würde es mich nicht … euer Essen ist immer … sehr mager.“
Hans-Peter nickte. „Das nennt man gesunde Ernährung.“
„Du wirst schon satt werden“, antwortete ich und ließ sie im Ungewissen. „Lass dich überraschen.“

Im Kindle-Shop: Harmonie zur Weihnachtszeit.
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17. Dezember 2018

'Die Ruinenstädte der Maya' von Christian Schön

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Ein Reiseführer zu den Mayastätten auf der Halbinsel Yucatán, in México und Guatemala.

Tulum, Cobá, Chichán Itzá, Ek Balam, San Gervasio, Izamal, Uxmal, Edzná, Palenque, Toniná, Bonampak, Yaxchilán, Tikal, Yaxhá und El Mirador. Das sind die Orte, die in diesem Reiseführer zu den berühmtesten Mayastätten beschrieben werden.

Schnell die wichtigsten Fakten über diese bedeutenden Orte zur Hand zu haben, ist die optimale Ergänzung zu den "normalen" Reiseführern. Zusätzliche Informationen zur Kultur und Geschichte der Maya und eine Einführung in den Mayakalender und die Hieroglyphenschrift runden das Werk ab.

Dank der beschriebenen Reiseroute, den vielen Farbfotografien und der Kartenskizzen, eignet es sich hervorragend für Reisende aller Art - ob Globetrotter oder Tourist.

Leseprobe:
Palenque – Mystischer Ort im Dunst des Regenwaldes
Hohe Temperaturen und eine ungewohnt hohe Luftfeuchtigkeit werden bei einem Besuch von Palenque deine Begleiter sein. Die Ruinen dieser einst bedeutenden Maya-Stadt waren mehr als tausend Jahre vom Dschungel bedeckt. Als der Hobby-Archäologe und US-Diplomat John L. Stephens Palenque 1841 besuchte, musste er sich seinen Weg mit einer Machete durch den Dschungel hacken. Heutzutage ist es einfacher dorthin zu kommen.
Falls du nicht der von mir empfohlenen Route gefolgt und gerade aus Campeche angekommen bist, hast du eventuell den klimatisierten Nachtbus von der Riviera Maya genommen oder bist per Flugzeug auf dem Flugplatz eingeschwebt.

Palenque liegt im Tiefland von Chiapas, nicht weit entfernt vom Rio Usumacinta, der die Grenze zu Guatemala im Süden Mexikos markiert. Die Maya bauten die Stadt in einer hügeligen Landschaft, am nördlichen Rand des Hochlands von Chiapas. Für manche der Tempelkonstruktionen nutzten sie die natürliche Struktur dieser Hügel.
Der Name, den Palenque in der klassischen Zeit trug, war Lakamha, was so viel wie Großes Wasser bedeutet. Vermutlich erhielt die Stadt den Namen wegen der vielen Quellen und Wasserläufe, die sich im Stadtgebiet befinden. Das Staatsgebilde, dessen Hauptstadt Lakamha während der Klassik war, hieß B’akaal – Ort der Knochen. Heute noch nennen die Maya Palenque Bàak.

Im gesamten Mayagebiet ist die Region um Palenque die mit den meisten Regenfällen. Zum Höhepunkt der Regenzeit im September, fallen durchschnittlich 440 mm Regen pro Quadratmeter , im gesamten Jahr sind es mehr als 2000 mm. Nur zum Vergleich: In Berlin fallen im Jahr insgesamt 570 mm und im regenreichsten Monat Juni gerade mal 70 mm und das, obwohl Berlin als regenreiche Stadt gilt.
Kein Wunder also, dass die Vegetation rund um Palenque das ganze Jahr über in vollem Saft steht. Der alles umgebende tropische Regenwald ist sehr beeindruckend, denn das antike Palenque ist Teil eines relativ großen Naturschutzgebietes. Manchmal heben sich Nebelschleier aus dem Hügelwald hinter den Tempelbauten, was der Szenerie in Verbindung mit den altertümlichen Tempeln eine mystisch-geheimnisvolle Note verleiht. Die schaurigen Rufe der Brüllaffen, die aus dem Grün des Waldes herüber schallen, steuern zur geheimnisvollen Atmosphäre bei …

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'Der Kodex: Tief im Westen' von Toby Winter

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Ein Ruhrpott-Krimi aus Dortmund
Nur wer die Rätsel der Vergangenheit löst, kann die Zukunft retten!

1990 hält Dortmund eine Gruppe von Serienkillern, die sich selber das Dreigestirn nennen, in Atem. Vor jedem Anschlag erhält die Polizei kryptische Rätsel, die auf den nächsten Mord hinweisen. Richard Kramer und seine Kollegen von der Kripo Dortmund setzen alles daran, die brutalen Mörder zu stoppen und ihrem perversen Spiel ein Ende zu bereiten. Schnell entwickelt sich ein Katz und Maus-Spiel, in dem die Attentäter der Polizei immer ein Schritt voraus zu sein scheinen.

Dreißig Jahre später stößt Marvin Hintz, ein junger Polizeianwärter, auf den alten Fall. Er muss schmerzlich erfahren, dass der ungelöste Fall noch immer brandgefährlich ist. Sein Leben und das seiner Liebsten wird von Unbekannten bedroht und ohne es zu wollen, wird er in eine Reihe gefährlicher Ereignisse gezogen, aus denen es keinen Ausweg zu geben scheint ...

Leseprobe:
Fasziniert starrte er auf den Becher, der sich schnell mit dem roten Lebenssaft füllte. Gleich würde er überlaufen. Wie schnell doch ein Liter aus einer Vene fließen konnte, dachte er verwundert.
Mit den Fingern der linken Hand hielt er den Schlauch zu und tauschte schnell den Becher gegen einen Neuen. Den Vollen stellte er neben die beiden anderen auf den wackeligen Tisch neben sich. Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie viele Liter Blut eigentlich in einen Menschen passten. Nun ja, es waren auf jeden Fall mehr als drei Liter.
Er schielte kurz nach rechts, ob die Kamera noch lief. Beruhigt, da die kleine rote Lampe immer noch blinkend die Aufzeichnung anzeigte, wandte er sich erneut dem vierten Becher zu. Dieser war auch schon wieder zu einem Drittel gefüllt.
Fast zärtlich strich er der Frau über den Kopf. »Ruhig, bald hast du es geschafft«, flüsterte er ihr zu.
Die Frau öffnete schwerfällig die Augen, zu mehr Gegenwehr war sie nicht mehr fähig. Vor ein paar Minuten hatte das noch ganz anders ausgesehen. Da hatte sie noch geschrien und sich wild in ihren Fesseln aufgebäumt, aber nun schaffte sie es nicht einmal mehr, eine Hand zu heben, während unaufhörlich weiteres Blut aus ihrer aufgeschnittenen Pulsader floss.

Zehn Minuten später tröpfelte es nur noch leicht und er stellte den halb vollen, fünften Becher beiseite.
Langsam öffnete er eines ihrer Augenlider. Eine Reaktion ihrerseits konnte er nicht mehr feststellen. Sie war tot, verblutet in dieser dreckigen Lagerhalle am Hafen. Zur Sicherheit rüttelte er sie am Oberkörper und schlug ihr mit der flachen Hand in das bleiche Gesicht.
Seufzend stand er auf und griff nach der Kamera, die immer noch die gespenstische Szenerie aufnahm. Er löste sie von ihrem Ständer und trat mit ihr näher an sein Opfer heran. Er filmte die tote Frau von allen Seiten, um ja kein Detail zu verpassen.
Befriedigt schaltete er die Kamera aus. Er hatte es tatsächlich getan. Seinen ersten Mord. Jetzt würde er sicherlich im Club aufgenommen. Ein heiseres Lachen verließ seine trockene Kehle.
Erschöpft sank er auf den wackeligen Campingstuhl und spulte das Band zurück.
Ohne eine Miene zu verziehen, schaute er sich noch einmal den Todeskampf der jungen Frau an. Er kannte sie nicht persönlich. Sie war mehr ein Zufallsopfer. Es hätte genauso gut auch jemand anderes treffen können. Tim hatte die erste genommen, die ihm über den Weg gelaufen war. Die junge Frau war im Wald gejoggt. Genau dort, wo er sich auf die Lauer gelegt hatte. Es war früh am Morgen gewesen, noch keine sieben Uhr.
Im Wald hielt sich außer ihnen beiden niemand auf und das war gut so, denn er konnte keine Zeugen gebrauchen. Wie ein dunkler Schatten war er aus dem Gebüsch gesprungen und hatte die Frau zu Boden gerungen.
Gedankenverloren tastete er mit den Fingern über seine Wange. Das Blut war längst getrocknet, es brannte nur noch ein bisschen. Sie hatte lange Nägel und sich heftig gewehrt. Nur gegen ihn war sie chancenlos gewesen. Mit dem vorbereiteten, Chlorophyll-getränkten Tuch hatte er sie schließlich außer Gefecht gesetzt.
Danach kam der schwierigste und gefährlichste Teil seiner Operation. Er musste sie durch den kleinen Wald bis zu seinem Auto tragen, ohne dabei gesehen zu werden. Nachdem er sich noch einmal vergewissert hatte, dass er alleine auf dem Parkplatz war, warf er sein Opfer in den Kofferraum und fuhr auf direktem Weg zur Lagerhalle. Hier hatte er alles vorbereitet. Becher standen bereit und die Kamera wartete schon ungeduldig auf ihren Einsatz.
Als sie endlich nach ein paar Stunden aufwachte, quälte er sie mit Zigaretten und diversen anderen Spielzeugen. Sie hatte ihn beschimpft und als das nichts half, angefleht. Er hatte alles mit einem Lächeln über sich ergehen lassen.
Irgendwann verlor er die Lust am Foltern. Er wollte schließlich sehen, wie jemand starb. Genüsslich schnitt er der vor Verzweiflung schreienden Frau, die Pulsader auf und fing das Blut neugierig auf. Dabei sah er zufrieden zu, wie sie immer schwächer wurde, bis sie schließlich starb.
Sein erster Mord, aber bestimmt nicht sein letzter. Schließlich tat er das, um in den Club aufgenommen zu werden. Und die Eintrittskarte war, einen Menschen zu töten, egal wie.
Nun musste er nur noch die Zeitungsannonce aufgeben und warten, dass man ihn kontaktierte.

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16. Dezember 2018

'Vereinte Welten: Der Auserwählte' von Anke Becker

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Zur Sicherung der Macht soll ein Kind gezeugt werden, ohne Liebe und ohne Zuneigung.

Der Auserwählte, zufällig herausgerissen aus seiner Welt, weiß nicht, was mit ihm geschieht. Der Weg ist weit, die von Frauen dominierte Galaxis voller Gefahren. Zwischen Liebe und Hass, Verrat und Loyalität entscheidet sich sein Schicksal, genauso wie das der vereinten Welten.

Leseprobe:
Er erblickte eine Raumfähre, die abdrehte und außerhalb seines Sichtfeldes landete. Er erkannte sie, Mitri hatte ihn gefunden.
Bevor der Aquiner den Mut aufbrachte loszurennen, sprang Shiran aus der sich öffnenden Ladeluke. Er traute seinen Augen nicht. Geschmeidig wie ein Fisch im Wasser huschte sie von Fels zu Fels. Jede noch so kleine Deckung ausnutzend, arbeitete sie sich zu ihm vor. Die Drehungen, das Abrollen und das Prüfen der Lage wirkte absolut kontrolliert, wie in langwierigem Drill antrainiert.
Kadân blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Er war überglücklich Shiran zu sehen, aber sein Verstand konnte die Bilder nicht einordnen.
Sie erreichte die Schleuse und warf ihm eine Betäubungswaffe zu. „Kannst du damit umgehen?“, fragte sie. Ihr Blick haftete einen Moment zu lange auf seinen zerschundenen Handgelenken.
„Ja, äh. Das werden wir gleich herausfinden.“ Der Aquiner wog die Waffe in den Händen.
Shiran zeigte neben die Schleusentür, dorthin wo er sich stellen sollte. „Schieß, wann immer du eine siehst.“
Die Worte, ihr Verhalten passten nicht zu der Frau, die er kennen gelernt hatte. Die gesamte Szene kam ihm vor wie ein seltsamer Alptraum. „Was ist das hier?“
„Ich rette dich, wenn es genehm ist. Soll ich wieder abhauen?“
Eine Kugel schlug zu Kadâns Füßen ein.
„Pass auf!“, fauchte sie ihn an.
Er wich zurück, tiefer hinter die Deckung.
„Vier Schützen“, stellte Shiran fest. „Eine lädt nach. Profis mit tödlichen Gewehren. Rein mechanisch, um den Wetterbedingungen standzuhalten. Eine gute Wahl.“
„Eine Vermutung?“
„Militärische Ausbildung!“
„Keine Forscherin?“
Shiran warf Kadân einen Blick zu, abschätzend und unsicher. Einen der nicht zu ihrem selbstbewussten Auftreten passte. „Nein, keine Forscherin“, antwortete sie knapp.
Er musste erstmal durchatmen. Wo eine Lüge war, vermutete er noch mehr. Aber warum täuschte sie einen Beruf vor? Eine Salve hämmerte gegen die Schleuse. Er fühlte die Vibrationen und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf die Angreiferinnen. Ich sollte froh sein, dass sie mich gesucht und gefunden hat, ermahnte er sich selbst.
„Danke, dass du und Mitri dem Notsignal gefolgt seid. Das hätten Sie nicht tun müssen“, sagte er über den Lärm einschlagender Kugeln hinweg.
„Es gab kein Notsignal. Ich musste dich holen, du bist mein Auftrag.“
Kadân drehte sich um und starrte auf Shirans Rücken. „Ich bin was?“ Er vergaß die Gewehre, die auf sie zielten und die Schmerzen, die ihn quälten. Ihre erste Begegnung fiel ihm ein. „Wie meinst du das?“
„Dein Ernst? Das willst du jetzt wissen?“, rief sie ohne ihn anzusehen. „Könnten wir erstmal lebend hier raus kommen?“
Die Antwort, die ihm auf der Zunge lag, schluckte er hinunter. Verbissen lugte er um die Schleusentür und schoss auf die Angreiferinnen. Kaum hatte er sich heraus gewagt, pfiff eine Kugel dicht an ihm vorbei. Erschrocken zog er sich zurück.
„Bleib in Deckung“, schrie Shiran. Ihre Augen funkelten ihn an. Aus Sorge oder Wut, er wusste es nicht.
Nein, dachte Kadân, sie hat Recht, es war nicht die richtige Situation zum Reden. Doch wenn er heute draufging, wollte er wenigstens den Grund dafür erfahren.
Er betrachtete die Kämpferin, die zwei Schritte neben ihm hockte. Eine Frau, die ihm vollkommen fremd erschien. „In den letzten Stunden wurde ich gefesselt, zusammengeschlagen, ins All gefeuert und werde gerade von einer Übermacht Irrer beschossen. Warum?“, rief er.
Shiran schenkte ihm einen kurzen Blick. „Übermacht? Quatsch, die schaffe ich!“ Mehrere Schüsse trafen die Kapsel. Kadân zuckte bei dem Lärm zusammen, Shiran grinste und zwinkerte ihm zu: „Mit den unpräzisen Waffen treffen die uns höchstens aus Versehen. Mach dir keine Sorgen, ich erklär es dir später.“
„Nein, verdammt! Was geht hier vor?“
Ihre Miene wurde streng, als ob sie einem störrischen Kind Einhalt gebieten wollte. Wortlos widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Angreiferinnen. Das Surren ihrer Betäubungswaffe erfüllte die Hitze des Abends.
Kadân fühlte, wie ohnmächtige Wut in ihm hochkochte. Tief sog er die Luft ein, um sich selbst zu beruhigen. „Was geht hier vor?“, fragte er noch einmal, mittlerweile mühsam beherrscht.
„Arg!“, hörte er Shiran aufschreien. Leicht drehte sie den Kopf in seine Richtung. „Du bist der Kandidat der ersten Priesterin für das Ritual auf dem Zentralplaneten. Reicht das? Bist du jetzt zufrieden?“
Die Antwort traf ihn, wie ein Schlag ins Gesicht. „Große Mutter, nein“, murmelte er. Eine Kugel streifte den Felsen neben ihm, kleine Splitter platzen ab. Es kümmerte ihn nicht, seine Gedanken arbeiteten.
Kadân wusste, wovon sie sprach. Die öffentlichen Videowände hatten ständig junge Männer gezeigt, Kandidaten für das Ritual. Obwohl er es kaum glaubte, ergab es einen Sinn. Er schloss die Augen und lehnte sich an die Schleusentür. All der Schmerz, nur dafür?
„Was ist deine Rolle bei dem Ganzen?“, fragte Kadân nach einem Moment.
Shiran sah ihn nicht an. „Ich sollte dich finden und beschützen.“
Er ächzte abfällig: „Das ist dir nicht besonders gut gelungen.“
„Es war alles gut, bis du auf dem Raumschiff die Priesterin besucht hast. Wie konntest du so blöd sein?“ Sie schoss mehrfach hintereinander. Eine Frau kreischte auf.
„Wie bitte? Du hättest mir auch einfach die Wahrheit verraten können.“
Die Gewehre verstummten. Shiran sah zu Kadân. „Verdammt, ich durfte es nicht. Klare Anweisung!“
„Nein, du ziehst es vor zu lügen. Warum ich? Warum hast du dich an mich rangeschmissen?“
„Bild dir bloß nichts ein! Die Magie der großen Mutter hat dich ausgesucht. Nicht ich.“ Shiran drehte sich zu ihm um und bedeutete Kadân, wieder auf die Angreifer zu achten.
Er schnaubte.
„Glaub mir“, blaffte sie in schriller werdender Tonlage, „ich hätte einen vorgezogen der gehorcht, wie es sich gehört. Einen der sich nicht mitten in einem Gefecht mit mir unterhalten will.“
Ein Geräusch fesselte ihre Aufmerksamkeit. Shirans Finger zeigten an, dass die Feinde wegrannten. Widerwillig umfasste der Aquiner die Waffe und schaute um den Rand der Tür.
„Wo kann ich mich bei der großen Mutter beschweren“, sprach er seine Gedanken aus. Ein naher Treffer ließ ihn zurückzucken.
Shiran huschte an Kadâns Seite. Sie stieß gegen sein Handgelenk, als sie sich vor ihn drängte. „Au!“, entfuhr ihm, er presste den Arm vor die Brust.
„Reiß dich zusammen“, schimpfte sie. „Wenn du nicht aufpasst, hast du schneller Gelegenheit dazu, als du denkst.“
„Du bist eine verdammte Lügnerin, Shiran“, zischte er.
Sie starrte ihn an. „Nenn mich, wie du willst“, sagte die Kämpferin kühl. „Könnten wir uns endlich auf die da draußen konzentrieren?“
Der Seefahrer nickte zähneknirschend und packte die Betäubungswaffe fest mit beiden Händen. Er schob sich dichter an sie heran, so dass er ihren Rücken berührte.
„Zwei sind noch übrig. Sie wollen uns umrunden. Auf keinen Fall dürfen sie den Raumtransporter erreichen.“
Der Aquiner roch die Überbleibsel ihres Parfums. Die Nähe, nach der er sich vor wenigen Tagen sehnte, war ihm unangenehm. Diese Frau, die ihn getäuscht und benutzt hatte, kannte er nicht.
Als sie den Kopf zu ihm drehte, sah sie die Verletzung an seinen Handgelenken. Die Härte in ihrer Miene verschwand. Sie schien über die Wunden streichen zu wollen. Kadân wich zurück, um der Berührung zu entgehen.

Im Kindle-Shop: Vereinte Welten: Der Auserwählte.
Mehr über und von Anke Becker auf ihrer Lovelybooks Autorenseite.



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15. Dezember 2018

'Sweet & Spicy: So schmeckt Liebe' von Lisa Torberg

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Ein (Liebes)Traum wird wahr. Süß, prickelnd, sinnlich und romantisch. Bis zum Happy End.

Die Presse bezeichnet Samantha als die sinnlichste Chocolatière Londons, und ihr Cateringunternehmen läuft hervorragend. Als dann ein Schicksalsschlag auf den anderen folgt, ist Sam kurz davor, in einen tiefen Abgrund zu stürzen. Doch dann steht der Aushilfslieferant Patrick in ihrer Küche, der ihr mit seinem durchdringenden Blick, herb-würzigen Parfum und sensuellen Bemerkungen viel zu nahekommt – und wieder verschwindet …

Horace hingegen – Sams bester Freund und Flair-Bartender – verliebt sich Hals über Kopf in Londons Dessous-Queen „KM“, genau als die heißeste Lingerie-Week, die London je gesehen hat, bevorsteht.

Dann ist da noch die achtzigjährige Lady Hazelnut, die meint, Schicksal spielen zu müssen, ein bezauberndes kleines Wasserschloss, ideal für eine traumhafte Sommer-Hochzeit, und ein grauer Herbsttag, der sämtliche Pläne über den Haufen wirft. Anstatt des Wassers, das die Glut löschen soll, macht sich Feuer breit.

Ein zauberhafter Roman über das Leben, die Liebe, und darüber, wie man den Winter zum Sommer macht und dem Schicksal ein Schnippchen schlägt.

Dieses Buch ist die komplett überarbeitete Neufassung der drei Romane "Wintertraum", "Dessous mit Sahne" und "Blüten im Schnee" aus der Reihe "Sam's Sweet & Spicy", erschienen 2014/2015.

Weitere Bücher von Lisa Torberg auf ihrer Autorenseite.

Leseprobe:
Der Duft von Gewürznelken, Vanille, Schokolade und Orangen hüllte ihn ein und ließ ihn kurz die Augen schließen, vermengte sich mit der Stimme von Leona Lewis. Winter Wonderland sang sie mit ihrem unverkennbaren Timbre. Sein Blick fokussierte sich auf den rückwärtigen Teil des Ladens und blieb an einem rundlichen Popo hängen, der in ausgewaschenen Jeans steckte. Der Stich, der ihn im gleichen Moment irgendwo im unteren Bauchbereich auf der Höhe des Steißbeins traf, rührte sicherlich vom Gewicht der beiden Kartons, die er immer noch zwischen beiden Händen festhielt, dachte er und sagte »Hallo«. Doch die eindeutig weibliche Person, die ihn immer noch nicht bemerkt hatte, fuhr vor ihrem Körper mit für ihn unerkennbaren Handbewegungen fort, die zugleich ihre Hüften in eine leichte Rotation versetzten. Eine ausgesprochen reizvolle Bewegung, wie er bemerkte, während er ein paar Schritte in die geräumige Küche hineinging. Er stellte die Kartons auf einer freien Fläche neben dem Waschbecken ab und rief mit lauter Stimme »Hi, wo finde ich Granny Beth?«
Der tizianrote Pferdeschwanz flog herum, der dazugehörige Körper folgte und plötzlich blickte Patrick in das bemerkenswerteste, hübscheste und zugleich zornigste Gesicht seit Jahren. Die grünen Augen sprühten Funken, eine Locke löste sich und fiel der Frau auf die rechte Gesichtshälfte, kringelte sich vom Auge bis zum Mundwinkel wie die Spirale eines Korkenziehers. Die hohen Wangenknochen unterstrichen ausgeprägte, rote Backen, die mit einer breiten Spur von Sommersprossen über die Stupsnase hinweg verbunden waren.
»Was fällt Ihnen ein!«, kam es fauchend aus dem herzförmigen Mund mit den vollen, roten Lippen.
Erneut durchfuhr ihn ein Stich.
Wieder dort. Doch diesmal hatte der Schmerz eindeutig nichts mit dem Gewicht zu tun, das er längst abgestellt hatte.
Als seine Mundwinkel nach oben zuckten, bildete sich links von seinem Mund ein tieferes Grübchen als rechts. Seine Augen waren plötzlich von vielen kleinen Lachfältchen umgeben. Die leicht gebräunte Gesichtshaut wurde weiter unten von einem Dreitagesbart beschattet. Marlboro Man. Der Gedanke sprang sie förmlich an. Sehr, sehr männlich. Sexy und irgendwie verrucht. Samantha starrte den Mann an. Himmel was war das denn? Der Kerl grinste, und seine unerlaubt tiefblauen Augen begutachteten sie von oben bis unten. Sie brachte keinen Ton heraus und dachte an die billigen, unförmigen Jeans und das ausgeleierte Baumwollshirt, dessen Farbe nach unzähligen Waschgängen nicht mehr definierbar war. Irritiert hob sie die Hand und schob die leidige Locke aus dem Gesicht, dann gab sie sich einen Ruck.
»Sie bringen die Lieferung von McDermott, nehme ich an. Wo ist denn Isaac? Ich warte seit Stunden auf ihn.«
Gott, was für eine Stimme, durchfuhr es ihn. Nicht so ein kindliches Gefiepe wie das von seiner Schwägerin, die immer klang, als ob sie dringend Pipi musste. Nein. Sie zog die Vokale leicht in die Länge, was jedem Wort, egal welchem, einen erotischen Klang gab. Abgesehen von dem dunklen, leicht rauchigen Timbre. Er atmete tief ein und vergaß wieder auszuatmen.
»Also? Wie wäre es mit einer Antwort? Oder wollen Sie hier warten, bis die Morgenglocken zum Gebet läuten?«
Plötzlich lief sein Gesicht rot an, da sich die Luft staute, weil er vergessen hatte auszuatmen. Erschrocken ging Samantha auf den Mann zu und schlug ihm mit der flachen Hand zwischen den Schulterblättern auf den Rücken. Dass sie dabei auf seiner hellgrauen Jacke einen für kriminalistische Untersuchungen perfekten Handabdruck aus Pralinenmasse hinterließ, bemerkte sie gar nicht. Endlich öffnete er den Mund und hustete, als ob er sich verschluckt hätte. Samantha rannte zum Waschbecken, griff im darüber hängenden Regal nach einem Glas und füllte es mit kaltem Wasser. Sie drehte sich um und hielt es dem Mann hin, der immer noch leicht nach vorne gebeugt hustete.
Unter seinen langen Wimpern lugte Patrick nach oben. Sie wirkte besorgt. Sehr gut! Innerlich grinsend setzte er einen leidenden Gesichtsausdruck auf, drückte den Rücken durch und wollte nach dem Glas greifen. Irritiert folgte Samantha seinem Blick und sah die Schokoladenmasse, die nicht nur ihre Hände, sondern auch das Wasserglas zierte.
»Entschuldigung«, murmelte sie und wollte sich abwenden, als er es ihr aus der Hand nahm und in einem Zug lehrte. Dann fuhr er mit dem Zeigefinger über die Außenseite und leckte betont langsam seine Fingerspitze ab.
»Walnüsse, Orangenschale und Schokolade?« Es waren nicht die Worte, sondern die Betonung, die er auf sie legte, die den Zutaten alltäglicher Pralinen einen verbotenen, nahezu unanständigen Beigeschmack gaben.
Samantha starrte auf den Mund, der einem breitgezogenen Herz ähnelte. Die Einbuchtung an der Oberlippe war stark ausgeprägt und die Mundwinkel liefen am Ende nach oben aus. Was sie magnetisch anzog, war jedoch diese unerträglich schöne Unterlippe, um einiges voller als ihr oberes Pendant, die förmlich zum Anknabbern einlud. Instinktiv bewegte sie ihren Kopf einige Millimeter nach vorne. Zum Glück verzog er den Mund und unterbrach ihre Gedanken. Rasch nahm sie ihm das Glas aus der Hand und ging zum Waschbecken, drehte das warme Wasser an und griff nach der Seife. Ihr Herzschlag hatte sich von seinem angestammten Platz nach oben verlagert, bearbeitete ihre Schläfe. Zeit schinden, dachte sie und begann ihre Fingernägel mit der Bürste zu bearbeiten.
Er trat näher an sie heran. Sie konnte ihn spüren, obwohl er sie nicht berührte. Plötzlich streifte sie ein leiser Lufthauch am Ohr, als er sich vorbeugte und auf eine Art sprach, die man als sinnliches Flüstern bezeichnen konnte. »Also? Walnüsse, Orangenschale und Schokolade. Und was noch?«
Sie versetzte dem Mischhebel einen Schlag von oben. Das Wasser hörte auf, zu rinnen, und sie griff mit beiden Händen nach dem unteren Teil der Latzschürze, um sich abzutrocknen. Abrupt drehte sie sich um, doch er war nur wenige Zentimeter von ihr entfernt. Ihre Hände suchten den Rand des emaillierten Waschbeckens, klammerten sich fest, und sie bog den Oberkörper nach hinten.

Im Kindle-Shop: Sweet & Spicy: So schmeckt Liebe.
Für Tolino: Buch bei Thalia
Mehr über und von Lisa Torberg auf ihrer Website.

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14. Dezember 2018

'Wintertöchter. Die Kinder' von Mignon Kleinbek

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Anna Hohleitner ist eine ganz besondere Person: Ausgestattet mit der geheimnisvollen Gabe, durch Schmecken in andere Welten und Zeiten einzutauchen, wächst sie bei ihrer Mutter Marie und deren Ziehschwester Barbara in der rauen Bergwelt der Tauern auf.

Das harmonische Verhältnis wird durch Annas Stiefvater Roman empfindlich gestört - durch seine Gier und Brutalität stiftet er steten Unfrieden. Selbst ein Gejagter und Gefangener seiner unglücklichen Kindheit und Jugend bei den Roma, bringt er Missgunst, Streit und Tod in die Familie. Und zwingt so jede auf ihre Weise zum Handeln...

Drei Frauen – drei Schicksale, untrennbar miteinander verbunden: Anna, Marie und Barbara wollen, ja müssen, ihr Schicksal annehmen. Während Marie sich fügt, geht Barbara einen eigenen Weg.

Der zweite Teil der ‚Forstau-Saga’ setzt kraftvoll fort, was der erste Band der Trilogie begonnen hat: Eine beeindruckende Geschichte mit immer wieder neuen, ungewöhnlichen Wendungen, Zeitsprüngen und Perspektivwechseln, die stets andere Blickwinkel öffnen, glaubhaft gezeichnete Personen, mit denen man beim Lesen Freundschaft schließt, Naturschilderungen vom Feinsten sowie sorgfältig recherchiertes naturheilkundliches und zeithistorisches Hintergrundwissen.

Leseprobe:
Prolog 2004
Mit der Teetasse in der Hand trat Anna vors Haus. Es war noch kühl und sie spürte, wie sich die Härchen an ihren Unterarmen aufstellten. Die Sonne schob sich gerade über den Berg. Auf dem Dach lag ein Hauch Raureif, der erste in diesem Jahr, doch die Wärme würde ihn rasch trocknen. Es versprach, wieder ein strahlender Tag zu werden, wie alle Tage in diesem Spätsommer schön gewesen waren.
Für eine Weile blieb sie stehen und hob das Gesicht in die Morgensonne. Genoss ihren Tee und die unendliche Ruhe. Die frühen Stunden waren ihr schon immer die liebsten gewesen; wenn noch alles still war und der Tag erst begann.
Anna schlug die hölzernen Fensterläden vor der Almhütte zurück, um das Licht in die niedrige Küche zu lassen. Dann ging sie ins Haus und ließ die Tür hinter sich offen, um den Geruch nach erkaltetem Feuer zu vertreiben.
Die ersten Handgriffe des Morgens waren immer dieselben – seit sie denken konnte. Die kalte Asche aus dem Herd fegen, Späne einschichten, ein Streichholz anreißen und gebückt vor dem Ofenloch warten, bis es knisterte. Die Herdklappe öffnen, um die Flämmchen zu belüften. Ein, zwei Scheite nachschieben. Die Asche hinausbringen und zum Schuppen hinübergehen, um den Holzkorb nachzufüllen. Jeder Morgen auf der Alm begann so, sommers wie winters. In diesen trägen Minuten legte sie sich in Gedanken den Tag zurecht.
Für heute gab es nichts zu tun. Anna lächelte ein wenig in sich hinein. Zumindest nicht auf dem Hof. Die betriebsamen Tage des Almsommers waren vorüber.
Ihre Aufgabe wartete auf dem blank polierten Zirbenholztisch. Ein Buch hatte sie schon vollgeschrieben. Das zweite lag daneben, die Seiten noch frisch und weiß.
Sie goss Tee nach und setzte sich, zog die Kladde zu sich her und schlug den schwarzen Pappdeckel zurück. Fuhr mit der Handfläche über den Mittelfalz und drückte ihn glatt. Der Reif an ihrem Ringfinger glänzte in einem schräg hereinfallenden Sonnenstrahl auf und Anna hob die Hand, bewegte sie hin und her, sodass das Licht mit ihm spielen konnte. Ein breites goldenes Band, das die Unendlichkeit der Liebe symbolisierte. Liebe bis über den Tod hinaus. Sie war nie vor Gott und Gesetz verheiratet gewesen und dennoch trug sie einen Ehering. Er war der Schlüssel in die Vergangenheit.
Mit einem Gefühl des Bedauerns schob Anna den runden Stein, das Silberauge, zur Seite und nahm den Stift zur Hand. Heute war nicht der Tag dafür.
Die Zungenspitze zwischen die Zähne geschoben, begann sie zu schreiben:

Ohne Mathis erschien mir alles unnütz.
Mit einem Schlag war alles aus den Angeln gehoben. Der Orkan war nicht nur über den Julianenhof hinweggefegt – nein, er hatte mein Leben mit sich gerissen und es vernichtet ...

Im Kindle-Shop: Wintertöchter. Die Kinder.
Mehr über und von Mignon Kleinbek beim pinguletta Verlag.



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12. Dezember 2018

'Der Plan der Anderen: Die Expedition' von Jan Schuster

Kindle (unlimited) | Taschenbuch
Kannst du deinem Schicksal entkommen?

Lucas Roth ist Leiter eines großen Unternehmens und hat seine Schäfchen längst ins Trockene gebracht. Sein Geld steckt er in Expeditionen zu längst vergessenen Orten. Zusammen mit seinem Freund Jimmy startet er die Bergungsaktion eines gesunkenen Schiffes vor der Küste Irlands. Neben zerfallendem Holz und Geschirr finden sie noch etwas anderes. Etwas, das die Welt, wie wir sie kennen, aus den Angeln heben wird…

Das Leben von Simon Bode geht in kürzester Zeit den Bach herunter. Sein Restaurant ist schlecht besucht, auch privat läuft es nicht rund. Getrieben von Zorn und Alkohol trifft er in einem Nachtclub eine fatale Entscheidung …

Teil 1 der Sci-Fi/Mystery-Reihe "Der Plan der Anderen".

Leseprobe:
Die Gischt des wütenden Meeres erinnerte Lucas Roth daran, welch feindselige Welt die Menschheit doch umgab. Er stand an Bord der Nautica, eines mittelgroßen Forschungsschiffes, und hielt sich mit beiden Händen an der niedrigen Reling fest. Er genoss die Naturgewalten um ihn herum. Nicht jeder teilte seine Euphorie über die Situation. Präziser ausgedrückt: niemand teilte seine Euphorie über die Situation.
Außer seiner Wenigkeit befand sich die gesamte, gut zwanzig Mann starke Besatzung im sicheren Inneren, trocken und wahrscheinlich mit einer warmen Tasse Tee in der Hand. Lucas konnte es ihnen nicht verdenken, die Reise war bisher alles andere als angenehm verlaufen. Fast schien es, als würde Poseidon persönlich etwas gegen diese Unternehmung haben und sie mit allen Mitteln zu verhindern versuchen. Doch Lucas ließ sich davon nicht beirren. Er hatte zu viel Geld investiert, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Die Vorbereitung verschlang bereits mehr als Lucas für die gesamte Bergung eingerechnet hatte.
Glücklicherweise war Geld etwas, das er im Überfluss besaß.
Das Schiff durchbrach gerade eine weitere meterhohe Welle, als Lucas den Donner hörte. Die schwarzen Turmwolken kündigten einen Sturm an. Auch das noch. Bald würde sich zum Wasser von unten auch noch Wasser von oben gesellen. Es war Zeit, zurück auf die Brücke zu gehen.
Er grüßte den Kapitän, einen jungen und äußerst fähigen Mann namens Schneider, mit einem knappen Nicken. Lucas spürte die Anspannung auf der schmalen Brücke, alle waren hochkonzentriert. Der zweite Offizier behielt die Anzeigen des Motors im Auge. Die gut 5000 PS starke Dieselmaschine lief auf geringer Stufe und schnurrte wie ein Kätzchen. Dieses Schiff hatte bereits Schlimmeres hinter sich und war genau auf diese Wetterlagen spezialisiert. Keiner der Anwesenden war außerordentlich beunruhigt. Trotzdem durfte man sich keinen Fehler erlauben.
»Der Atlantik zeigt sich wieder von seiner besten Seite, Boss.« Jimmy hatte offenbar den Weg aus der Kombüse an Deck gefunden.
Hierarchisch gesehen war Lucas zwar in der Tat Jimmys Boss, allerdings verband die beiden eine langjährige Freundschaft, was dazu geführt hatte, dass Jimmy so etwas wie ein kleiner Bruder für ihn war. Ein kleiner Bruder, der Lucas stets mit Boss anredete, halb im Scherz zwar - aber er zog es auch knallhart durch. Lucas hatte vor Jahren aufgehört, es ihm auszureden.
»Du weißt ja: wo man nicht segeln kann, muss man rudern«, antwortete Lucas und zitierte dabei einen typischen Seemannsausdruck, den sein Vater öfter als ihm lieb war zum Besten gegeben hatte.
»Du darfst gerne unter Deck gehen und uns hier mit deiner ziemlich überschaubaren Muskelkraft herausrudern. Keine Einwände. Ich bleibe hier, wenn das okay ist.«
»Inwiefern unterliegst du der Annahme, dass ich derjenige bin, der rudert? Das schreit ja förmlich nach deiner Beteiligung, meinst du nicht?«
»Ich weiß doch, dass du auf große Auftritte stehst. Da will ich nicht im Weg stehen«, antwortete Jimmy mit einem verschmitzten Lächeln. Lucas hasste es, im Mittelpunkt zu stehen, und sein Kumpel wusste das nur zu gut. Leider ließ sich das in seiner Position nicht vermeiden.
»Ich bin dein Boss, das hast du selbst gesagt«, erwiderte Lucas. »Wenn du hierbleiben würdest, wäre das eine krasse Befehlsverweigerung. Und die hätte nicht zu verachtende Lohneinbußen zur Folge.«
Darauf fiel Jimmy vorerst nichts ein. »Okay, okay. 1:0 für dich.«
Lucas mochte Jimmy wirklich. Als Einzelkind aufgewachsen fehlte ihm lange ein Bruder oder eine Schwester. Er konnte sich nicht beschweren, was die Aufmerksamkeit und die Anzahl der Geschenke seiner Eltern anging. Doch eine echte Vertrauensperson war lange Zeit Mangelware gewesen. Lucas‘ Vater war Mitbegründer von Roth Industrial, einem weltweit tätigen Unternehmen, das hauptsächlich Industriestoffe herstellte. Der Terminplan war chronisch übervoll, Lucas konnte die Situationen an einer Hand abzählen, bei denen sein Vater einmal wirklich entspannt etwas mit ihm unternommen hatte. Lucas‘ Mutter versuchte bis heute, das zu kompensieren. Trotzdem hatte ihm immer ein Gleichaltriger gefehlt, mit dem er sich kabbeln und danach wieder vertragen konnte. Jimmy hatte es innerhalb von ein paar Jahren geschafft, diese Lücke auszufüllen. Mit richtigem Namen hieß er eigentlich Tim, keiner wusste so recht, wie er zu seinem Spitznamen gekommen war (womöglich klang Timmy zu uncool). Zusammen hatten Jimmy und Lucas jedenfalls so einiges erlebt. Auch ihre Freundinnen kamen bestens miteinander aus. Unkomplizierter ging es nicht. Was wollte man(n) mehr?
»Wie weit ist es noch?«, fragte Jimmy.
»Eigentlich sollten wir bereits da sein.« Fragend blickte Lucas zu Kapitän Schneider. Der groß gewachsene Mann strahlte für sein junges Alter eine beachtliche Ruhe aus. »Der Sturm hält uns ein wenig auf, wir sind bis auf zehn Meilen an die berechnete Stelle heran. Sobald sich der Wellengang beruhigt, können wir mit den Vorbereitungen beginnen.«
»Das wird aber auch Zeit«, brachte Jimmy Lucas‘ Ungeduld auf den Punkt.
Lucas hatte das Unternehmen seines Vaters vor drei Jahren übernommen und schnell festgestellt, dass ihn die stetige Schreibtischarbeit eher langweilte. Natürlich konnte er als Geschäftsführer seine Pflichten nicht vernachlässigen, aber so oft er konnte, suchte er den Ausgleich in der Natur. Das Wasser hatte es ihm dabei besonders angetan. Seine Leidenschaft galt dem Segeln. Die rauen Bedingungen und das Spiel mit dem Wind waren ganz nach seinem Geschmack. Zu oft durfte er allerdings auch nicht rausfahren, wollte er seine Freundin nicht vollends vernachlässigen. Mindestens genauso viel Zeit wie für das Segeln steckte Lucas in das Auffinden von unerforschten Höhlen oder vor Ewigkeiten versunkener Schiffe. Als Jimmy ihm von einem alten Kriegsschiff erzählt hatte, das Ende des 19. Jahrhunderts vor der Küste Irlands gesunken war, musste Lucas nicht lange überlegen.

Im Kindle-Shop: Der Plan der Anderen: Die Expedition.
Mehr über und von Jan Schuster auf seiner Website.



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11. Dezember 2018

'Homo Saarlandicus. Was es heißt, ein Saarländer zu sein' von Peter Waldbauer

Taschenbuch
Der Homo Saarlandicus lebt in dem kleinsten Flächenbundesland Deutschlands. Und mit der zweitkleinsten Einwohnerzahl im Bundeslandvergleich ist er eine fast schon seltene Spezies. Grund genug, ihm auf die Spur zu kommen und die 2.570 km² Lebensraum unter die Lupe zu nehmen.

In essayistischer Weise liefert Peter Waldbauer ein unterhaltsames Bekenntnis zum Saarland: Augenzwinkernd porträtiert er sowohl den gemeinen Saarländer und dessen Eigenheiten als auch Städte, Sprache, Gastronomie und den ganz normalen Alltag dort.

Eine Pflichtlektüre für Saarländer und alle, die es ins Saarland zieht.

Leseprobe:
Ein Saarländer fährt ein paar Tage nach Paris. Er sitzt im Café, promeniert auf den Champs-Elysées, er stöbert bei den Bouquinisten. Ständig glaubt er, vertrauten Gesichtern zu begegnen, obwohl er diese Menschen zum ersten Mal in seinem Leben sieht. Es ist erstaunlich, wie viele Franzosen ihn an seine saarländischen Verwandten und Bekannten zu Hause erinnern. Diese frappierende Ähnlichkeit im Aussehen, in der Statur, in der Mimik und Motorik. Der Saarländer erkennt sofort, welche Passanten echte Franzosen sind. Er trennt sie von den Pariser Kosmopoliten, von den Touristen erst recht. Er trennt sie mit der Schere im Kopf, ohne auf Kleidung und Sprache zu achten. Er kann sich gut vorstellen, dass ihn der (fremde und zugleich bekannte) Franzose gleich ansprechen wird, ihn als Bekannten oder Cousin erkennt und freudig begrüßt. Doch der Franzose schaut nur stumm, registriert ihn ohne Reaktion.
Der Saarländer leidet nicht an einer Wahnvorstellung. Es ist tatsächlich so. Er und seine Leute zu Hause stammen vom Franzosen ab. Daher die Ähnlichkeit, daher das Wiedererkennen. Seine Kollegen wohnen nur auf der anderen Seite der Grenze, sonst sind sie gleich. Ihre Physiognomie verrät sie, ihre Lebhaftigkeit fällt auf. Ihr Witz trifft sich mit dem französischen. Die Bewältigung alltägliche Situationen lösen beide mit Humor. Nun weiß der Saarländer, woher die Wangenküsschen seiner Heimat stammen, das Ritual der dreifachen Begrüßung. Die Saarländer haben es sich abgeschaut. Oder verhält es sich umgekehrt? Stammt der Franzose vom Saarländer ab? Jedenfalls vermischen sich in der Region Saar-Lor-Lux die Zugehörigkeiten. Einige Namen von Saarländern zeugen davon: Duchene, Lafontaine oder Commercon. Vor allem im Raum Saarlouis gibt es viele französische Familiennamen. Nicht selten auch Ehen zwischen Deutschen und Franzosen. Völlig unbeeindruckt von früheren Grenzziehungen, die für die Saarländer ohnehin eine geringe Bedeutung hatten.

Bei Amazon: Homo Saarlandicus. Was es heißt, ein Saarländer zu sein.
Mehr über und von Peter Waldbauer auf seiner Amazon-Autorenseite.



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