'Fuck you Zombie' von Erdal Ceylan
Kindle (unlimited) | Taschenbuch |
Eine lange Nacht voller Schmerzen, Blut und Zerstörung steht ihnen bevor, denn eines steht fest: Jeder will überleben, aber nicht jeder schafft es.
„Fuck You Zombie“ ist ein hoch explosives Gemisch, das sich aus gleichen Teilen frischen Humors und blutigem Horror zusammensetzt und ein fesselndes Abenteuer voller Spannung und Witz bietet.
Deniz nahm einen Schritt Anlauf, sprang in die Luft und verpasste Poldi einen krachenden Kopfstoß. Der Aufprall war hart, und er vernahm ein lautes Knacken von seinem Gegenüber. Das war es dann aber auch gewesen. Wieder zeigte sein Angriff bei Poldi keinerlei Wirkung. Deniz hingegen hielt sich die Stirn und taumelte angeschlagen zurück. Hätte er sich nicht an einer Straßenlaterne festgehalten, wäre er zu Boden gegangen.
»Deniz, tu endlich was!« Poldi gewann allmählich die Oberhand im Kräftemessen und kam Mike gefährlich nahe.
Deniz schüttelte den Kopf, um sein benebeltes Gehirn klar zu bekommen. Zwar wankte er noch, hatte sich aber sonst wieder im Griff. Jetzt war er sauer, richtig sauer. Er hatte nicht zehn Jahre Kampfsport betrieben, um sich von einem Banker lächerlich machen zu lassen. »Das reicht!«
Er nahm drei Schritte Anlauf und trat Poldi wuchtig zwischen die Beine. Der Tritt war so heftig, dass Poldi abhob und für einen kurzen Augenblick in der Luft schwebte, bevor er wieder sicher auf den Füßen landete. Einmal mehr zeigte der Angriff keine Wirkung. Es war unfassbar. So etwas hatte Deniz noch nie erlebt.
»Reiß ihm die Augäpfel raus«, brüllte Mike. »Schlag ihm den Schädel ein! Ist mir scheißegal! Aber mach endlich was!«
Ein Zischen war zu hören, dann traf Poldi etwas mit solch einer Wucht am Kopf, dass er mit einem Rückwärtssalto in den Büschen landete, wo er regungslos liegen blieb.
Mike, Deniz, Lila, Ratte und Made wechselten fragende Blicke.
»Was war das?«, fragte Mike.
Deniz schüttelte ahnungslos den Kopf. Vorsichtig näherte er sich dem Gebüsch und wartete ab. Als Poldi sich nicht rührte, beugte er sich vor und wich vor Schreck zurück.
»Fuck!«, sagte Mike bestürzt. Er hatte sich neben Deniz gestellt und schaute ebenfalls auf Poldi hinab.
»Was ist denn?« Lila kam mit Ratte und Made dazu.
»Nicht!«, versuchte Deniz, sie zurückzuhalten, aber es war zu spät.
Als Lila den befiederten Pfeil in Poldis Auge stecken sah, wurde sie kreidebleich. Ihre Knie wurden weich und sie musste sich an Made festhalten.
Ein kaum hörbares Knacken war hinter ihnen zu hören. Angespannt, wie sie alle waren, wirbelten sie erschrocken herum. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite löste sich aus den Schatten der Rotdornsträucher eine hochgewachsene Männergestalt. In einer Hand hielt er einen Präzisionsbogen und auf dem Rücken trug er einen Rucksack, aus dem dieselben befiederten Pfeile ragten, wie sie auch in Poldis und Christophs Köpfen steckten.
Gemessenen Schrittes überquerte er die Straße, während er eine selbst gedrehte Zigarette aus der Tasche fummelte und sie sich cool in den Mundwinkel schob. Mit einer lässigen Bewegung entzündete er ein silbernes Sturmfeuerzeug, steckte sich die Zigarette an und nahm einen kräftigen Zug. Er blieb direkt vor Ratte stehen und blickte jedem Einzelnen von ihnen nacheinander in die Augen.
Deniz war überzeugt davon, dass er dem Mann nie zuvor begegnet war, trotzdem kam er ihm bekannt vor. Er war Anfang Vierzig, trug graue Trekking-Schuhe, eine schwarze Cargohose und darüber ein schwarz-graues Sweatshirt. Das schulterlange Haar war verfilzt und erinnerte an Rastalocken. Es machte indes nicht den Eindruck, als wäre das beabsichtigt gewesen.
Die perfekte Tarnung, ging es Deniz durch den Kopf. Selbst das Gesicht des Mannes war kaum zu erkennen, weil es unter einem dichten schwarzen Vollbart versteckt war. Allein die leuchtend blauen Augen strahlten wie Scheinwerfer in der Nacht.
Es war schließlich Ratte, der das Schweigen brach: »Du hast Poldi getötet …«
»Und Christoph«, fügte Mike erschüttert hinzu.
Gelassen schüttelte die Gestalt den Kopf und blies eine Rauchwolke in die Luft. »Sie waren bereits tot.« Er deutete mit der Zigarette auf Christoph. »Das Blut.«
»Das Blut?«, fragte Mike ahnungslos.
Die Gestalt nickte und wiederholte: »Das Blut.«
»Was soll das heißen? A›Das Blut‹«, blaffte Mike ihn an.
Der Unbekannte kniff die Augen bedrohlich zusammen. »Koste niemals das Blut«, er ließ den Blick über die Gruppe schweifen, »der lebenden Toten.«
Ein Raunen ging durch die Gruppe.
»Ein lebender Toter?«, wiederholte Mike schockiert.
Die Gestalt nickte zustimmend. »Warum denkt ihr, sind eure Angriffe wirkungslos verpufft? Lebende Tote spüren keinen Schmerz. Ihr müsst das Gehirn zerstören. Nur dann können sie ihrem einzigen Impuls nicht folgen.«
»Ihr einziger Impuls?«, fragte Deniz. »Was ist das?«
»Euer saftiges Fleisch zu fressen.«
Verunsicherte Blicke wurden ausgetauscht.
»Dann sind das … das sind … Du willst sagen, das sind Zombies?«, stammelte Mike verunsichert.
Die Gestalt nickte bedeutungsschwanger.
Deniz’ Herz setzte für einen Schlag aus. Das hier war kein Prank, es gab keine versteckte Kamera, damit man auf YouTube über ihn lachen konnte. Das hier war die harte Realität, die ihn in den Arsch beißen wollte. Erst jetzt begriff er den Ernst der Situation und die schreckliche Gefahr, in der sie die ganze Zeit geschwebt hatten.
»Aber, wie kann das sein?«, fragte Mike. »Ich check das nicht.«
»Das brauchst du auch nicht«, erwiderte die Gestalt mit Blick auf die Hauptstraße. »Du musst nur laufen.«
Von einem schrillen Schrei alarmiert, schnellten die Anwesenden herum. Mitten auf der Hauptstraße kam eine heiße Blondine um die Vierzig aus der Richtung des Gemeindehauses auf sie zugelaufen. Ihr weißes Hemd hing in Fetzen an ihr herunter und die blanken, wohlgeformten Silikon-Brüste waren mit Blut verschmiert.
Eine Horde blutbesudelter Rentner-Zombies war ihr dicht auf den Fersen und holte schnell auf. Zu schnell. Einer der Rentner-Zombies bekam ihr Haar zu fassen und riss sie zurück. Binnen eines Augenblicks vergrub die Meute ihre Zähne im zarten Fleisch. Schreiend und bei vollem Bewusstsein musste die Blondine erleiden, dass einer der Zombies ihr mit bloßen Händen den Bauch aufriss und sich wie ein Maulwurf durch sie hindurch fraß.
Jetzt sah Deniz auch die Massen an Rentner-Zombies, die aus dem Gemeindehaus hinaus auf die Hauptstraße strömten. Einige von ihnen liefen in Richtung der roten Siedlung, andere liefen die Hauptstraße hinunter und wieder andere stürmten in die Kirche, in der gerade die Abendmesse abgehalten wurde.
»Uhaaaa«, fauchte ein klappriger Zombie in ihre Richtung und gab damit das Zeichen, dass die Jagd auf sie eröffnet war.
Angstschweiß brach Deniz aus allen Poren, seine Hände zitterten, das Herz schlug ihm bis zum Hals und es schnürte ihm die Luft ab. Jemand rief in der Ferne seinen Namen, aber es war ihm unmöglich, den Blick von den heranstürmenden Zombies abzuwenden. Wie angewurzelt stand er da.
Im Kindle-Shop: Fuck you Zombie.
Mehr über und von Erdal Ceylan auf seiner Website.
Labels: Bücherbord, Erdal Ceylan, Horror, Humor, Sonar