17. Dezember 2020

'64er: Endstation Schicksal' von Chris Crumb

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Zwischen Wahrheit und Gefängnis. Mein persönlicher Kampf um Liebe, Freiheit, Mut und Hoffnung. Ein verbrecherisches Drama, basierend auf einer wahren Begebenheit.

„Von der Vergangenheit eingeholt. Meine heile Welt zerbricht und die Trümmer begraben mich. Jetzt treffen Liebe, Sehnsucht und Hoffnung auf ihren stärksten Gegner – meine Verzweiflung. Es ist aussichtslos, aber ich muss stark bleiben und mich der Herausforderung stellen. Ich darf nicht aufgeben!“

Was ist nur passiert?
Endlich raus aus dem früheren Leben - Ich habe es geschafft. Ich bin endlich angekommen und habe alles was mich glücklich macht gefunden. Eine neue Liebe mit einer begehrenswerten Frau, eine zweite Familie, ein vielversprechender Job, der meinen Wünschen entspricht. Endlich eine stabile Verbindung zur bürgerlichen Welt. Es mag wie ein Spießerleben klingen, doch es erfüllt mich. Ich bin glücklich – endlich.

Gerade noch glücklich und dann schlägt das Schicksal unbarmherzig zu.
Es ist Freitag der 13te, als sich das Blatt schlagartig wendet. Ein nahezu hysterischer Anruf, sollte mir zum Verhängnis werden. Ein Freund bittet dringend um Hilfe, und was wäre wahre Freundschaft, ohne füreinander da zu sein? Aber auch die engste Verbindung birgt Gefahren – wie so oft in Form einer Frau. Doch nicht auf die Art, wie man es vielleicht erwarten würde. Ein schwerer Schicksalsschlag zerstört nicht nur alle Pläne. Er gefährdet die Freiheit. Ab da beginnt ein Kampf gegen die Ungerechtigkeit. Doch besteht überhaupt eine Chance?

In dubio pro reo – Im Zweifel für den Angeklagten
Dem Rechtsstaat liegt dieses Prinzip zu Grunde, und doch gehen Experten in Deutschland davon aus, dass jedes vierte Urteil zu Unrecht gefällt wird und somit unschuldige Menschen hinter Gittern landen.

Es muss nicht immer hinter Gittern sein ...
Wie kann es sein, dass Chris in diese missliche Lage gerät? Welche Optionen bleiben ihm? Und welche Entscheidung ist letzten Endes das wohl vermeintlich kleinste Übel für alle Beteiligten? Chris´ wahre Geschichte beschreibt einen solchen Fall, bei dem ein Urteil fälschlicherweise sämtliche Zukunftspläne zerplatzen lässt …

“Ich war auf der Suche nach meinem persönlichen Glücksgefühl, stattdessen habe ich mich selbst verloren.”

"64er: Endstation Schicksal" erzählt die Vorgeschichte zu "64er: Ab in die Psychiatrie".

Anleser:
Nur noch schnell abspeichern und die Daten in die Cloud exportieren - Fertig für heute. Der Kunde hatte aber auch sonderbare Wünsche und extravagante Vorstellungen. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich schon recht spät dran bin. Also klappe ich den Laptop zu und erhebe mich von der Couch. Ja, heute habe ich von der Couch aus gearbeitet. Während ich aufstehe, greife ich nach meinem Smartphone und stecke es in die linke hintere Hosentasche. Jetzt muss ich mich wirklich sofort auf den Weg zu meiner Freundin machen. Noch wohnen wir nicht offiziell zusammen. Bisher konnte ich mich nicht hundertprozentig dazu durchringen. Ich brauche meinen eigenen, ganz persönlichen Rückzugsort. Einen, an dem ich mich verkriechen kann, wenn mir mal wieder alles zu viel wird. Einen an dem ich in Ruhe arbeiten und mein geheimes Doppelleben ausleben kann. Zumindest glaubt meine Freundin, dass ich ein geheimes Doppelleben führe - natürlich ist das nicht der Fall. Sicherlich habe ich das ein oder andere Geheimnis, aber keines, das in irgendeiner Art oder Weise für unsere Beziehung verwerflich wäre - weder ethisch noch moralisch. Nein, denn ich bin respektvoll, treu, ehrlich und lasse keine Frage offen. Von selbst erzähle ich natürlich nichts, somit lüge ich auch nicht. Und wenn man mir die richtigen Fragen stellt, werden sie von mir selbstverständlich gewissenhaft beantwortet. Darin liegt die Kunst ... einfach nur die richtigen Fragen stellen, doch da scheiden sich die Geister.

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16. Dezember 2020

'Planspiel Beta-Atlantis' von Hedy Loewe

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Ein utopisches Abenteuer in zwei Bänden.

(1) 'Die Jagd beginnt'
Die Wissenschaftlerin Juniya erwacht scheinbar in der Vergangenheit. Mühsam findet sie heraus, dass Forscher und Abenteurer den Ozeanplaneten Beta-Atlantis für ein gigantisches Rollenspiel in einer Seefahrerwelt des 18. Jahrhunderts nutzen. Der Fregattenkapitän und Ex-Soldat Skye Collins nimmt als einer der Ersten die negativen Veränderungen wahr, die in diesem Spiel vor sich gehen. Die Begegnung mit Juniya macht nicht nur seine Vorsätze in Sachen Frauen zunichte. Sie scheint auch die Einzige zu sein, die die wahnwitzige Entgleisung des Rollenspiels stoppen könnte. Wenn sie überlebt. Denn die Welt der einheimischen Ichtyos entpuppt sich als weitaus gefährlicher als angenommen, und in die Idee des harmlosen Projekts hat sich ein Mann eingeschaltet, der mit perfiden Mitteln die ursprünglich friedliche Mission torpediert. Was in friedlicher Absicht begann, ufert in ein tödliches Machtspiel aus, bei dem Juniya und Skye zwischen alle Fronten geraten.

(2) 'Quicksilver'
Drei mächtige Intriganten – gesteuert von Habgier und Ehrgeiz – überziehen die Welt der Wasserwesen auf Beta-Atlantis mit Gewalt, Betrug und Mord. Geht das rätselhafte Sturmphänomen, das einer der großen Unterwasserstädte der Wasserwesen Tod und Verderben brachte, auch auf ihre Rechnung? Während Viverrin bei seinem eigenen Volk in arge Bedrängnis gerät, weil er Juniya ein großes Geheimnis offenbart, entkommt Captain Skye nur knapp den niederträchtigen Plänen des Generals. Als Freibeuter auf sich alleine gestellt, macht er sich auf die Suche nach Juniya, die dem berüchtigten Händlerkönig Vadim Smalov in die Hände gefallen ist und um ihr Überleben kämpft. Unterstützung kommt von einer unerwarteten Allianz, doch die Hilfe fordert ihren Preis …

'Planspiel Beta-Atlantis' ist ein genresprengendes All-Age-Abenteuer in einer fantastischen Zukunftswelt. Diese ungewöhnliche Phantastik vom Feinsten fasziniert Leser, die Spannung und erwachsene Helden aushalten, gute wie böse. Ein komplexes Abenteuer zum Mitfiebern, Mitleiden, Mitlieben. Komm in die Welt des Planspiels Beta-Atlantis. Ein echtes Leseerlebnis von der Autorin der Dignity-Rising-Saga.

Anleser:
Planspiel Beta Atlantis - Band 1 - Die Jagd beginnt

Captain Skye Collins hörte das Geräusch schnell tappender, nackter Füße auf dem steinernen Pflaster einer kleinen Gasse. Dann folgte das entfernte Kläffen eines dieser Blutmonster. Bisher schien mir der Nachmittag so verschlafen. Vielleicht tut sich ja doch noch was Interessantes. Der große Mann in der tadellosen Uniform eines Fregattenkapitäns der Föderationsflotte lehnte im Schatten eines Balkons an einer Hauswand und war gerade dabei, sich eine dieser fantastischen dünnen Zigarren anzuzünden, für die der Ort berühmt war. Der Tabak hatte eine scharfe, würzige Note, der das Gehirn durchblies und dessen Duft nach Vanille und Chili die Sinne anregte. Captain Collins kam gerade von seinem Lieblingsladen in der kleinen Hafenstadt Albatrasca auf der Insel Solitude und hatte seinen Vorrat aufgefüllt. Wichtiger noch als die Zigarren war der kurze Plausch mit dem alten Einheimischen, der die Zigarren herstellte. Doch nun hielt der Captain in der Bewegung inne und lauschte.

Etwas Lebendiges kam keuchend die schmale Gasse entlanggelaufen, die hinunter zum Hafen führten. Skye blieb gelassen stehen, wo er war und beobachtete die Kreuzung. Jeden Moment musste das rennende Wesen in sein Blickfeld laufen. Ob es ein Mensch ist? Oder einer der Ichtyos? Oder etwas ganz anderes? Tatsächlich. Schwer atmend und hustend blieb ein abgerissen aussehender Schiffsjunge im tiefen Licht der Nachmittagssonne stehen. Wie kommt der denn hierher? Von meinem Schiff ist er jedenfalls nicht. Den hat es ja schwer erwischt. Der junge Kerl hatte ein zerschlagenes, blutendes Gesicht. Der linke Arm hing wie tot herab. Ein ziemlich dürres, mittelgroßes Kerlchen. Die verdreckte Seemannshose schlotterte um den Leib, ein einfaches Hemd hing darüber. Nein. Das Hemd hing nicht an ihm. Es klebt von Blut. Sie haben ihn ausgepeitscht. Verdammt. Sie schlagen immer öfter über die Stränge. Der Junge blickte sehnsüchtig in Richtung Hafen, doch er konnte nicht mehr. Gleich bricht er zusammen. Der kläffende Hund kam näher. Captain Skye stieß einen kurzen, leisen Pfiff aus. Der Junge zuckte und blickte erschrocken in seine Richtung. Oder er versuchte es zumindest. Seine Augen waren fast zugeschwollen und blutunterlaufen. Das sieht übel aus. Skye nickte in Richtung eines großen Haufens stinkender Fischernetze, die ein paar Schritte entfernt lagen. Der Junge verstand und schleppte sich mit letzter Kraft darauf zu. Skye hob ein paar der Netze an und half ihm, darunter zu verschwinden. Mit einem Seufzer sackte der magere Kerl zusammen. Skye stellte sich in aller Ruhe zurück an die Hauswand und tat, was er ohnehin gerade hatte tun wollen. Er zündete sich seine Zigarre an und wartete.

Zwei Kerle mit einem Hund kamen aus der Gasse. »Dieser blöde Köter! Hätten wir ihn nicht mitgenommen, hätten wir die Canaille erwischt!« Der eine trat nach dem Hund, der wütend nach seinem schweren Stiefel schnappte. Der andere sah sich um. Der Hund witterte und knurrte. »Der Rote Vadim zieht uns die Haut ab, wenn wir ihm seine Beute nicht zurückbringen«, jammerte der andere Mann. »Deshalb hab ich den Hund dabei. Such, mein Kleiner, hörst du? Such weiter!« Der »Kleine« war ein massives Kalb. Einer dieser blutrünstigen Sucher, die die harten Kerle hier manchmal tief in den Schiffsbäuchen kämpfen ließen. Der Hund witterte und wandte sich zielstrebig in Richtung der Fischernetze. Skye trat aus dem Hausschatten und zog genüsslich an seiner Zigarre. Den Rauch blies er wie zufällig in Richtung Hundenase. Die beiden Kerle zuckten bei seinem Anblick zusammen und fassten an ihre Gürtel, um die Waffen zu ziehen. Skye hob sofort wie erstaunt die Hände. »Nur die Ruhe, meine Herren. Ihr wisst doch, was das Ziehen einer Waffe gegen mich bedeutet?«

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14. Dezember 2020

'Im Schatten des Zauberbergs' von Susan de Winter

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Jede Familie hat ihr Geheimnis. Und jede Liebe ihren Preis.

Auf dem Dachboden ihres Elternhauses entdeckt die 28-jährige Mia einen verschlossenen Koffer und findet heraus, dass ihre totgeglaubte Großmutter Marlene in Wahrheit verschollen ist. An einem stürmischen Novembertag im Jahre 1969 hatte sie sich mit ihrem Geliebten nach Australien abgesetzt. Mia, deren Mutter erst kürzlich starb, muss einfach wissen, was aus Marlene geworden ist. Schließlich könnte sie das letzte noch lebende Mitglied ihrer Familie sein.

Kurzentschlossen reist sie nach Australien und lernt in Sydney den selbstbewussten Backpacker Adrian kennen. Schon bald knistert es zwischen den beiden. Doch ob Adrian wirklich der Richtige für sie ist und was vor langer Zeit mit Marlene geschah – das alles erfährt Mia erst am Ayers Rock. Im Schatten des Zauberbergs, dem magischen Mittelpunkt der Traumzeit, kommt die Wahrheit ans Licht.

Spannung und Romantik vor der atemberaubenden Kulisse Australiens – der neue Roman von Bestsellerautorin Susan de Winter.

Anleser:
Als Marlene das Schiff vor sich sah, schlug ihr Herz schneller – in wenigen Minuten würde sich ihr Leben für immer ändern. Sie sah sich um. Was, wenn Kurt ihre Flucht bemerkt hätte und ihr gefolgt war? Auf der Columbuskaje in Bremerhaven war heute der Teufel los. Zum letzten Mal hatte die United States im Hafen angelegt. Auf der Kaje wimmelte es von Menschen. Ein Schwarm Möwen flog kreischend über ihren Kopf hinweg.
„Marlene, ist alles okay?“
Sie sah zu Paul hinüber. Würde er zu ihr halten? Sie kannte ihn noch nicht so lange, als dass sie sich sicher sein konnte. Und dennoch war sie mit ihm gegangen.
„Ja, alles in Ordnung. Ich bin nur immer noch nervös. Wenn wir doch nur schon auf dem Schiff wären.“
„Keine Sorge, gleich haben wir es geschafft. Soll ich dir die Kleine abnehmen?“
Marlene betrachtete das Gesicht ihrer schlafenden Tochter. Sie sah aus wie ein Engel. Ich tue es auch für dich, dachte Marlene und gab ihrem Baby einen Kuss auf die Stirn.
Paul wartete noch immer auf ihre Antwort. „Nein, lass nur, sie ist ja nicht schwer.“
Sie zog die flauschige Decke etwas enger um ihr Baby. Es war der 1. November 1969. An der Weser herrschte ungemütliches Wetter. Bei rund fünf Grad Celsius zogen immer wieder Regenschauer über Bremerhaven. Marlene konnte sich kaum vorstellen, dass sie bald schon in einem Land sein würde, in dem es jetzt Sommer war. Australien. Das war so weit weg. Nie im Leben hatte sie sich vorstellen können, dass sie dort einmal hinkäme. Und dann noch unter diesen Umständen.
„Sieh dir bloß dieses riesige Schiff an. Schade, dass wir nur bis Southampton mit der United States fahren und dann noch einmal umsteigen müssen. Aber die Hauptsache ist, dass wir bald in Australien sind.“
Paul hatte bewundernd auf den eleganten Atlantikliner geblickt. Jetzt sah er die Frau an, mit der er ein neues Leben beginnen wollte.
„Bist du sicher, dass ich Anja nicht besser nehmen soll? Wir sind gleich am Schiff und müssen die steile Treppe hinauf.“
Marlene schüttelte den Kopf. Sie fröstelte und schwitzte im Wechsel. Ihr ganzer Körper stand unter Hochspannung. „Lass uns einfach schnell von hier verschwinden. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir es wirklich getan haben.“
Es war Pauls Idee gewesen. Immer wieder hatten sie darüber gesprochen, einen Plan ausgeheckt, die Details diskutiert. Heute Morgen, kurz nachdem Kurt zur Arbeit gefahren war, hatte Paul vor ihrer Haustür gestanden. Das Taxi hatte mit laufendem Motor auf der Straße gewartet. Marlene hatte nur das Nötigste für sich und das Baby in eine Tasche gepackt.
„Bist du bereit?“, hatte Paul gefragt. Sie hatte genickt. Er hatte sie und Anja in die Arme genommen und an sich gedrückt. „Vertrau mir. Alles wird gut“, hatte er ihr ins Ohr geflüstert und sie mit sich gezogen. Das Taxi war abgefahren und Marlene hatte sich nicht mehr umgeblickt.
Die United States lag nun direkt vor ihnen. Rauch drang aus den Schornsteinen des Schiffes. Die Dieselmotoren liefen. Gleich haben wir es geschafft. Marlene sah zu Paul hinüber. Seine Augen leuchteten.
„Paul?“
Er verlangsamte seinen Schritt und blickte ihr ins Gesicht.
„Liebst du mich?“
Sie hatte ihm diese Frage noch nie gestellt. Eigentlich war nun auch nicht der passende Moment dafür. Sie sollten zusehen, dass sie schleunigst auf dieses Schiff kamen.

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13. Dezember 2020

'Der Seenebelmord: Nordseekrimi' von Ulrike Busch

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Ein neuer Fall für die Kripo Wattenmeer

Spätsommer auf Amrum. Die Künstlerin Finja Herder aus dem alten Fischerdorf Nebel nimmt mit anderen Frauen ein Bad im Meer. Seenebel zieht auf, und plötzlich ist Finja verschwunden. Bald kursiert das Gerücht, ein Spuk aus den Albträumen ihrer Kindheit habe sich bewahrheitet. Auch ein Unglück oder Freitod wird vermutet. Doch es mehren sich die Anzeichen für ein Verbrechen.

Trotz intensiver Suche bleibt Finja verschollen. Haben Kuno Knudsen und Arne Zander es mit einem Mord ohne Leiche zu tun? In Verdacht gerät ein Schützling von Okko Knudsen, dem Bruder des Kommissars. Auch eine frühere Mitschülerin von Finja kommt als Täterin in Betracht.

Als die Ermittlungen in eine Richtung deuten, wird Amrum von einem mysteriösen Todesfall erschüttert.

Anleser:
Keuchend ließ Dennis sich auf einer Bank bei der Vogelkoje nieder. Sein Herz wummerte. Die Kiefern am Waldrand tanzten vor seinen Augen. Sie tanzten einen langsamen Walzer. Er hielt sich die Hände vors Gesicht, damit das aufhörte.
Doch es hörte nicht auf, solange er die Frau vor sich liegen sah. Er musste sie aus seinem Gedächtnis vertreiben, sonst würde er nie mehr zur Ruhe kommen.
Er hatte seine Uhr verloren. Der Verschluss des Uhrbands musste sich gelöst haben, als er auf der Flucht durch die Dünen ausgerutscht und hingefallen war.
Sie würden sie finden. Die Uhr und die Frau. Und dann?
Er sah wieder auf. Noch immer pumperte sein Herz, und noch immer japste seine Lunge nach Luft.
Wie lange war er durch die Dünen geirrt? Er hatte keine Ahnung. Er guckte in den verhangenen Himmel. Es war noch nicht dunkel, es war noch nicht Nacht.
Der Magen knurrte. Er legte seinen Rucksack ab. Er hatte noch etwas Proviant. Ein Sandwich und eine Flasche Cola. Er packte die Stulle aus. Seinen Bärenhunger konnte er damit nicht stillen. Er konnte auch nicht die Nacht im Freien verbringen. Es würde zu kalt sein. Er hatte nichts zum Überziehen dabei. Er musste zurück.
Am besten wäre, er käme noch heute Abend von der Insel weg. Doch eine Fähre würde bestimmt nicht mehr ablegen. Sie würde ihm auch nichts nützen. Sein Ticket für die Rückfahrt lag in der Jugendherberge im Spind, und er hatte nicht genug Geld für ein neues dabei.
Seine Faust donnerte auf das morsche Holz der Bank.
Er müsste herausfinden, ob sie die Frau schon gefunden hatten. Bei Dunkelheit würden sie nicht weitersuchen, und morgen könnte er die erste Fähre nehmen.
Heute Nacht würde er sich ins Zimmer schleichen, wenn seine Kumpel aus der Seminargruppe schliefen. Klammheimlich würde er sein Ticket aus dem Schrank nehmen, und morgen würde er abhauen, bevor die anderen aufwachten. Wenn sie merkten, dass er nicht mehr da war, wäre er über alle Berge. Na ja, zumindest auf dem Festland, auf der anderen Seite des Watts.
Er würde Dad anrufen, damit er ihn in Dagebüll abholt. Er würde ihm sagen, dass die Exkursionen zu kindisch waren. Einer wie er ging nicht Hand in Hand mit anderen Jungs über den Strand. Was für ein Kinderkram! Er war erwachsen, er war ein Mann.
Wieder sah er die Frau vor sich liegen. Sie rührte sich nicht. Sie atmete nicht. Keine Frage, sie war tot. Und seine Spuren im Sand ... Warum hatte er nicht daran gedacht, sie zu verwischen? Kopflos war er weggerannt.
Aber wer sagte denn, dass die Polizei an den Spuren erkennen könnte, dass er es gewesen war, der sie hinterlassen hatte? Tausende Männer trugen Schuhe wie er.
Er stand auf und drehte sich einmal um die eigene Achse. Wo musste er langgehen, um nicht wieder in dem Dünental zu landen, in dem sie lag? Er durfte nicht nach Norden gehen. Die Sonne ging im Westen unter. Aber verflucht, die Sonne hatte sich hinter dem Nebel versteckt. Wo war welche Himmelsrichtung?
Er wusste nicht einmal mehr, aus welcher Richtung er zur Vogelkoje gelangt war. Aber der Wald, der war die Rettung. Der zog sich von Norden nach Süden längs über die Insel, das wusste er. Er musste nur den schmalen Pfad am Waldrand entlanggehen, die Bäume zur Linken, die Dünen zur Rechten. Dann käme er ans Ziel.
Wenn ihm nur niemand über den Weg lief, und wenn bloß keiner so bald die Frau in den Dünen fand!
Mit einem Mal wurde es düster. Die Nacht brach an. Bis zur Jugendherberge im Süden der Insel war es noch ein gutes Stück zu laufen. Vielleicht acht Kilometer oder zehn oder mehr. Er hatte keine Taschenlampe dabei.
Verzweifelt machte er halt. Schon wieder blieb ihm die Luft weg vor Angst. Er beugte sich vor, stützte die Hände auf die Knie und atmete durch.
Es gab nur eine Lösung. Auf der anderen Seite des Waldes lag die Hauptstraße. Da fuhr der Bus entlang, der den Norden der Insel mit dem Süden verband. Er musste quer durch den Wald und bis zur nächsten Haltestelle laufen. Wenn er Glück hatte, fuhr heute Abend noch ein Bus. Wenn nicht, würde er trampen müssen. Das wäre allerdings viel zu gefährlich.
Er richtete sich wieder auf, nahm den nächsten Weg, der vom Dünenpfad abzweigte, und marschierte durch den Wald. Irgendwo knisterten Zweige. Ein wildes Tier?

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11. Dezember 2020

'Die Welt der Schöpfer und die KI Golem' von Michael Rodewald

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Website Michael Rodewald
Im Jahr 10.003 steht die Menschheit an einem Wendepunkt: Wird die United States of Planets (USOP) die Herausforderung bestehen oder steht den Menschen und ihren hochentwickelten, humanoiden Androiden eine Besatzung durch ein Maschinenimperium bevor? Die Leser/innen erwartet ungewöhnliche Erlebnisse der Hauptfiguren und manch einer ist am Ende nicht mehr das, was er einst war - unwiderruflich verändert durch grenzüberschreitende Erfahrungen.

Doch die Kraft der Liebe weist auch hier einen Weg und die wahren Helden des Alltags sind, wie so häufig, die, von denen man es nicht offen weiß.

Dieser Thriller ist die Fortsetzung des Buches "Das Verborgene Imperium".

Anleser:
"Das Schauspiel möge beginnen", sagte Zeus gewichtig und eröffnete mit einem gewaltigen Donnerschlag die Sitzung. Gleichzeitig verschwanden alle Wände der Räume, in denen sich die Androiden und Menschen befanden, sodass der Eindruck eines unendlich großen Saals entstand.
Poseidon, Golem und Han waren sofort präsent - die Menschen mehr oder weniger rasch. Doch schließlich hatte sich alle erhoben und realisierten, dass sie sich alle zusammen in einem hohen Saal befanden.
Die drei Androiden hatten gerade registriert, wer außer ihnen noch vorhanden war, als Zeus auch schon mit Stimmengewalt dröhnte: "Wir klagen euch an, Verursacher eines verantwortungslosen Experiments mit Dimensionen zu sein, das ein gewaltiges Raum-Zeit-Beben verursacht hat, welches beinahe die gesamte Galaxie Milchstraße vernichtet hätte. Wir bieten euch noch die Gelegenheit, Stellung zu den Vorwürfen zu beziehen. Dazu werden wir diejenigen, die aktiv dabei mitgewirkt haben, befragen. Als Richter werden Gaia, Chaos und Moriren neben mir stehen."
Menschen wie Androiden sahen vier Personen vor sich, die in griechisch-römische Gewänder gekleidet waren. Zeus trug eine weiße Toga, die von einer Blitz-ähnlichen Brosche gehalten wurde und dazu hielt er einen wuchtigen Stab in der Hand; Chaos schien seinen Zustand fließend zu verändern: mal wirkte er männlich, mal schien er sich als Frau zu präsentieren; Moriren trug ein Stirnband mit einem leuchtenden Edelstein über ihrem feuerroten Haar, das in einem einzigen, geflochtenen Zopf bis zur Hüfte reichte und Gaia erschien mit Diadem-geschmücktem, lockig-braunem Haar in einem blauen Gewand, mit dem sie sich auch schon Golem gezeigt hatte.
Zeitgleich kontaktierte Golem Han, um zu erfahren, was in seiner Abwesenheit auf der Erde geschehen war. Han übermittelte Golem alle wesentlichen Informationen. Eine Nanosekunde überlegte er, ob er mit Poseidon ebenfalls Kontakt aufnehmen sollte. Diese Option wurde jedoch vorerst verworfen, da unklar war, auf welcher Seite der atlantische Androide wirklich stand.

Mehr erfahren: Homepage von Michael Rodewald

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'Waldstettener G'schichten: Weihnachten beginnt im September' von Brigitte Teufl-Heimhilcher

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„Weihnachten beginnt doch längst schon im September“, seufzt Liesl, die Gemeindeärztin.

Weihnachtsfans mögen das begrüßen, Weihnachtsmuffel darüber stöhnen, aber Kathreintanz, Weihnachtsmarkt und Adventkonzert wollen eben geplant werden. Dass dabei nicht alles nach Plan läuft, versteht sich von selbst, denn bereits die Vergabe der Adventmarktbuden scheidet die Geister. Wenn dann noch der Pfarrer zur Flasche greift, gut eingespielte Familientraditionen geändert werden müssen und ausgerechnet die „Zuag’rasten“ sich an der einheimischen Küche versuchen, ist für Turbulenzen gesorgt.

Anleser:
Vielleicht hätte ich die Sache doch erst mit Liesl besprechen sollen, überlegte Gloria. Gut gelaunt stieg sie in ihren alten Mercedes und machte sich auf den Weg zur ersten Kirchenchorprobe nach der Sommerpause. Oder hätte sie mit Ludwig darüber reden sollen?
Egal. Jetzt war es ohnehin zu spät. Sie würde das auch so schaffen – es ging schließlich um ihr Schloss.
Während sie weiterfuhr, verwandelten die letzten Strahlen der Abendsonne das sich langsam verfärbenden Laub in ein flammendes Inferno. Was für ein wunderbarer Anblick. Diese Phase des Herbstes mochte sie ganz besonders.
Seit sie mit Daniel nach Waldstetten gezogen war, um das Schloss ihrer Ahnen wieder auf Vordermann zu bringen, mochte sie fast alle Jahreszeiten, vielleicht mit Ausnahme des Winters, obwohl auch der seine schönen Seiten hatte, zumindest hier auf dem Land.
Für das Schloss war der Winter freilich nicht so ideal, da verirrten sich kaum Besucher nach Waldstetten. Keine Besucher bedeutete keine Einnahmen, und Einnahmen brauchte Gloria dringend, schließlich gab es Darlehen zu tilgen. Ihr Bankberater hatte ohnehin schon mehrmals darauf hingewiesen, dass die tatsächlichen Einnahmen hinter den Erwartungen des Businessplanes blieben, den sie mithilfe ihrer Freundin Julia erstellt hatte. Der Herr ‚Bankdirektor‘ hatte leicht reden. Und überhaupt musste er nicht gleich so einen Aufstand machen, nur weil sie mit ein paar Raten im Rückstand war. Das fand sie echt kleinlich.
Dabei war die Sommersaison nicht schlecht gelaufen, an der Wintersaison musste sie allerdings noch arbeiten. Sie hatte auch schon einige Ideen, eine davon wollte sie den Chormitgliedern heute verklickern. Wenn sie mitspielten, wäre zumindest ein Anfang gemacht.

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3. Dezember 2020

'Marias Sehnsucht: Die Reise einer Jüdin' von Uschi Meinhold

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Marias Sehnsucht? Welche Maria ist gemeint? Der Leser begegnet einer wohlhabenden und gebildeten Jüdin, die als junge Frau ihren Heimatort Magdala in Galiläa nach dem Tod der Mutter und dem Verschwinden des Vaters verlässt, um zu reisen. Die Sehnsucht nach Veränderung führt Maria zu Verwandten nach Zypern, anschließend in die Hauptstadt des alles beherrschenden Römischen Reiches, Rom, und auf die Insel Capri.

Sie ist sehr eng befreundet mit Claudia, der Tochter des Princeps Tiberius. Aus dem anfangs unbeschwerten Romaufenthalt Marias wird durch die Nähe zur Tochter des Herrschers, inzwischen Ehefrau des Pilatus, ein Eintauchen in menschliches Leid. Aber auch glückliche Momente erlebt die Reisende durch die Zuneigung zum Römer Lupus. Sie begegnet Personen, die die Geschichte der Zeit bestimmen: Princeps Tiberius, Pilatus, Herodes.

Eingebunden in die politische Geschichte sind private Schicksale. Maria kehrt nach Magdala in Galiläa zurück. Wie auf der Reise erlebt sie in ihrer Heimat neben Glück auch Leid, begegnet diesen Erfahrungen gestärkt, weiß, wie sie leben will und mit wem: mit ihrer gehörlosen Tochter Lea und dem Römer Lupus. Er ist ihr nach Magdala nachgereist.

Die Autorin erzählt die Geschichte der vielbeschriebenen Maria Magdalena auf andere Weise, als sie bisher verbreitet worden ist. Was der Autorin in ihrem Roman 'Bruna-Brunhilde' (Bruna-Brunhilde: Westgotische Prinzessin - Merowingische Königin - Nibelungentochter) gelungen ist - die Leser durch lebendig und spannend erzählte Geschichte zu unterhalten und zu berühren -, kann auch in diesem Roman erwartet werden.

Über Frauen in der Geschichte sprechen - jetzt den Newsletter abonnieren - und einen Kurz-Krimi aus römischer Zeit als Geschenk erhalten.

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1. Dezember 2020

'Die Maskenpflicht des Weihnachtsmannes' von Rega Kerner

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Website Rega Kerner
»Wie viele Türchen hat ein Lockdown-Kalender?«, wollte die alleinerziehende Mutter Maria vom Weihnachtsmann erfragen, doch dessen Wunschzettelgruppe war im Frühlingsurlaub stumm geschaltet. Nun in der Vorweihnachtszeit bastelt sie am regulären Adventskalender für ihre Tochter. Nach all den Unwägbarkeiten dieses verflixten Jahres 2020 zweifelt sie dabei sogar an der Anzahl abzuwartender Dezember-Tage, bis zum letzten Türchen.

Den Weihnachtsmann plagen andere Sorgen bei den Vorbereitungen zum Fest. Sein Rauschebart sträubt sich gegen den Mundschutz, zu dem der Himmelsrat ihn verdonnerte. Leider mit handfesten Argumenten: Er sei schließlich der Einzige mit direktem Kundenkontakt, und habe eine Vorbildfunktion.

Noch schlimmer: Ob sein Nebenjob auf dem Bremer Weihnachtsmarkt dieses Jahr ausfällt, kann bisher nicht einmal der Senat der altehrwürdigen Hansestadt beantworten. Solange das in den Sternen steht, ist auch die Finanzierung der Weihnachtsgeschenke aller Kinder nicht gesichert ...

Was wird bloß aus dem Fest, wenn die Corona-Beschränkungen sogar den Weihnachtsmann lahmlegen?

Nicht nur, aber insbesondere für Eltern gilt in diesen Zeiten wohl besonders: Nie den Humor verlieren!

Anleser:
Der Weihnachtsmann riss sich den himmelblauen Mundschutz von den Ohren und pfefferte ihn in eine Ecke seines Schlittens.
»Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass die gesamte himmlische Heerschar es nicht hinkriegt, eine ordentliche Maske zu nähen?«, wetterte er gegen drei Engelchen, die auf der Wolke neben seinem Fahrzeug standen. Sie wackelten betreten mit den Flügelspitzen. Es war bereits die vierte Anprobe.
Bei dieser lag ein ganz besonders ausgefeiltes Modell vor, mit diversen elastischen Elementen, insbesondere im Mundbereich. Das sah ein wenig nach Patchwork aus. Doch der dicke Rauschebart hob den Stoff dennoch luftig weit vom Gesicht ab und schob ihn bei jedem Wort herum. Spätestens beim dritten »Ho« vom »Ho Ho Ho«, hüpfte der Draht von der Nase, oder der ganze Lappen hing gleich quer über dem Kinn.

*

Da hing er wieder, grellrot am grünen Schrank. Kinderaugen würden glitzern. Maria sackte erschöpft auf den Küchenstuhl und betrachtete ihr Werk: Ein rotes, längliches Stück Stoff mit Fransen oben und unten, 24 goldene Ringe zum Aufhängen der Päckchen, der Rand dekoriert mit mehreren Engeln aus Filz. Das war ein recht schlichtes Exemplar, in dieser Zeit der Superlativen. Würde Tomke wieder nörgeln?
Letztes Jahr hatte ihre Tochter neidisch aufgezählt, welch kreative Kalender all ihre Schulfreunde hätten. Die sie auch lieber haben wollte. Doch letztlich gefiel die mütterliche Erklärung: »Viele sind aber identisch, vom Fließband aus der Fabrik. So ein antikes Einzelstück wie du, hat bestimmt fast keiner mehr. Da kannst du stolz drauf sein!«
»Ich hab ihn seit immer, heißt antik so alt wie ich?«
»Nein, viel älter. Meine Paten-Tante nähte und bastelte ihn Anfang der 70er Jahre für mich und als ich erwachsen war, wartete er im Keller auf dich. Den gibt es kein zweites Mal. Guck hier, die Holzkugel-Köpfe der Engel musste ich mehrfach wieder ankleben. Noch öfter benötigte ganz unten der Schneemann, aus halben Styropor-Kugeln, kleine Schönheitsreparaturen. Aber ich liebe ihn immer noch und er begleitet mich. Über all die Jahre hinweg.«
Die Mutter hatte ihre Erinnerung an das Gespräch von 2019 hörbar vor sich hin gemurmelt, während das Kind unbemerkt in die Küche gekommen war und einen fast achtlosen ›kenn-ich-schon-Blick‹ auf die noch leicht vom Aufhängen schwingenden Päckchen geworfen hatte.
»Und jetzt begleitet er mich«, stellte Tomke den Besitzerwechsel klar.
»Uns«, lächelte Maria und dachte: In diesem denkwürdigen Jahr sogar zweimal.
Angesichts des aufziehenden Gewitters im Gesicht ihres Kindes korrigierte sie schnell: »Klar, er gehört jetzt ganz und gar nur noch dir allein. Aber ich freue mich dann über deine Freude, also habe ich auch noch etwas davon.«

*

Der Weihnachtsmann freute sich ganz und gar nicht. Die Engelnäherei hatte immer wieder ihr Bestes gegeben, um die handelsüblichen Klinikmasken so zu modulieren. Mit dem Ziel, sein wichtigstes Wahrzeichen, den wilden Bart, nicht komplett platt zu legen, aber doch Mund und Nase abzudecken. Was leider ein Ding der Unmöglichkeit schien.
Man sollte den Engeln natürlich zugute halten, dass nähen nicht zu ihren üblichen Aufgaben oder gar Hobbys zählte. Aber in diesen Pandemie-Zeiten musste sich eben jeder flexibel einbringen, also auch mal den Beruf wechseln. Oder hätte der Weihnachtsmann sich etwa selbst eine Maske nähen sollen? Ihm war es peinlich genug, eine zu tragen!

*

Was so ein selbstgenähter Kalender alles tragen kann,sinnierte Maria noch in der Küche sitzend, als ihr Kind längst das Interesse an den verschlossenen Säckchen verloren, ein paar Kekse vorab erbettelt und sich damit in sein Zimmer verzogen hatte. Nicht ohne vorher ihrer Mutter zu erklären, dass die einen Knall hätte: »Da muss ich ja noch ewig warten! Wer hängt denn den Adventskalender schon im Oktober auf?«
Er trägt viel mehr als Päckchen oder Säckchen, er trägt häuslichen Frieden, egal ob alt oder neu, dankte Maria innerlich für die pure Existenz dieser Tradition und trank einen Schluck Kaffee. Denn alle Eltern kennen das Problem, wie ich, total unabhängig von der Jahreszeit:»Papa, Mama, wann sind wir endlich da?«
Zeit kann man nicht anfassen. Was man nicht anfassen, also nicht greifen kann, ist für Kinder nicht zu begreifen. Und wenn Kinder etwas nicht begreifen, führt das unweigerlich zu ständiger Quengelei: »Mama, Papa, wann ist endlich Weihnachten?«
Spätestens, wenn dies jede halbe Stunde oder gar im Minutentakt ertönt, reißt jeder Mutter oder jedem Vater der Geduldsfaden. Egal, wie geduldig sie sonst sind oder sein wollten. Da bin ich nicht die Einzige. Das ist heutzutage so und jede Generation meint, früher war alles anders. Früher war alles besser.
Stimmt das? Waren früher alle Kinder brav und wohlerzogen?, überlegte Maria. Wenn dem so gewesen wäre, welchen Sinn und Zweck hätte dann die Erfindung des Adventskalenders gehabt?

*

Über Sinn, Zweck und Notwendigkeit von Masken für Adventsgestalten hatte es Anfang Oktober eine außerplanmäßige Himmelssitzung mit langen, hitzigen Debatten gegeben. Alles was über den Wolken Rang und Namen hatte, versammelte sich auf den Sternbänken. Um die Abstände zu wahren, wurden einige Asteroiden aus ihrer Bahn gezerrt und zu Nothockern am Rande der Milchstraße umfunktioniert.
Das Christkind war sofort fein raus: »Ich bin unter sechs. Ich bin freigestellt.«
»Das ist angesichts deines wahren Geburtstages aber minimal gemogelt«, nörgelte ein Jungengel, vermutlich eifersüchtig, weil er selbst mindestens zwölfjährig aussah. Aus den vollbesetzten Reihen der Seraphim erklang unruhiges Gemurmel.
»Geht es beim Weihnachtsfest um historische Fakten oder um Glauben?«, zischte ihm das Christkind zu. Das Engelchen strich prüfend über den Rand eines seiner goldenen Flügel, die sicher in keinem Geschichtsbuch als Fakten verzeichnet waren und sagte lieber nichts weiter.
Der Nikolaus argumentierte: »Die Kinder bekommen mich doch gar nicht zu Gesicht. Da wäre Maske tragen total unsinnig.«
»Und wenn dich doch eines vor seiner Tür erwischt?«, fürchtete das Christkind.
Das Lachen des Nikolauses hallte von den Sternen über alle Wolken bis auf die Erde: »Das hat bei mir in über 1500 Jahren noch keines geschafft! Das passiert bei mir nie! Und alle, die das behaupten, die lügen.«
»Ach, das passiert immer nur anderen? Ähnlich hatten die modernen Europäer auch bezüglich Pandemien gedacht, obwohl die letzte große gerade mal hundert Jährchen her war. Und manche, die bisher nicht persönlich betroffen sind, glauben das immer noch«, mahnte ein älterer Cherub, irgendwo von den hinteren, höchsten Plätzen.
Die Mehrheit stimmte jedoch zu, das Risiko einer Begegnung sei beim Nikolaus derart gering bis ausgeschlossen, dass er auf Maske und Reiseprotokolle verzichten könnte.
Die Engel verpflichteten sich freiwillig, das Abstandsgebot demonstrativ auf über zwei Meter zu erweitern und einzuhalten. Was für sie, selbst im größten Gedränge, leicht war, da sie nach oben ausweichen konnten. Wo sie sich ohnehin meist aufhielten.
Kaum war das Thema für diesen größten Teil der Anwesenden geklärt, jammerten die ersten nach einer Versammlungspause.

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Diese Pause hab ich mir nach der Kalenderfüllerei auch verdient, fand Maria ...

Blick ins Buch (Leseprobe)

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